Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 28, 1844, Image 1

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    MeaVlng, MNN. Gedruckt und herausgegeben von Arno l d Puwell e, in der Süd 6ren Strasse, Ecke der Cherry AUey-B ehm' s Wilthöbaiis-Hof qegeiuid?r
Jahrgang 6, ganxe 247.
Beding« ng e N.-Der Mbersle Afowckter erscheint jed-n Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseriptions-Preis ist Ei n Thalers Jahrs, welcher in halbjähriger voraus,
bezahlung erbeten wird Wer >.n Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden M5O angerechnet Für kurzer- Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaig- Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn
sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Ruckstände abbezahlt werde». Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibcrn in.hic
slger «tadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. 05-Briefe und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Der Herr im blauen Frack.
In Wien kam ein junger Mann in eine
Restauration, und ließ sich'S wohl schmek
ken. Nachdem er seinen Appetit gestillt, zog
er aus seiner Brieftasche einen Hundert
guldenschein und bezahlte die Rechnung.
Der Wirth nahm den Schein in Empfang,
und gab dem Gaste das übrige Geld her
auS. Ein zweiter Mann im blauen Frak
ke, der gleichfalls gespeist hatte, sprach so
eben zu dem Wirthe als dieser das Papier
wechselte. Er besah sich dasselbe und frag
te dann den erstern Gast, ob er nicht noch
einige solcher Scheine bei sich habe, da er
gern einige einzuwechseln wünsche. "O
ja," erwiederte der Gefragte, langte aber
mals seine Brieftasche hervor, und die
Wechselung ging vor sich. Dadurch wur
den die beiden Gäste vertrauter mit einan
der. Sie verließen gemeinschaftlich das
Kaffeehaus, und wanderten einige Stra
ßen zusammen. Da blieb der Herr im
blauen Fracke plötzlich stehen und sagte zu
seinem Begleiter:
"Ich wohne hicrselbst, es würde mir und
den Meinigen angenehm sein wenn Sie
uns durch Ihren Besuch beehren wollten.
Kommen Sie und wir trinken ein Fläsch
chen echten Niersteiner mit einander." Der
Andere nahm das Anerbieten an. Man
trat in das Haus, stieg die Treppe empor
und gelangte in einen geräumigen Saal.
Der erstaunte Begleiter befand sich auf
dem—Polizeizimmer.
"Ich muß Sie ersuchen," begann.jetzt
dir im blauen Fracke, "nur zu sagen, wo
Sie die Banknoten her bekommen haben ;
de»tn sie sind falsch." Der Gefragte er
blaßte und wollte sich durchaus zu keiner
Antwort verstehen.
"Wissen Sie," fuhr der Polizeimann
fort, "daß wenn Sie sich nicht hinsichtlich
dieser Papiere legitimiren, Sie unfehlbar
gehängt werden?"
Der Banknoteninhaber gerieth immer
mehr in Bestürzung und gestand endlich,
die Brieftasche mit den falschen Papieren
einem Herrn im Leopoldstädtischen The
ater gestohlen zu haben.
"Würden Sie den Eigenthümer der
Brieftasche wieder erkennen?"
"Unbezweifelt, zumal da er seinen be
stimmten Platz im Theater hat."
"Wohlan! so gehen wir heute zusam
men in s Theater, und Sie thun, was ich
Ihnen befehlen werde."
Am Abend standen die zwei pünktlich
hinter dem Eigenthümer der Brieftasche.
Der Entwendet ließ dieselbe leise auf den
Boden gleiten, hob sie dann auf, und
fragte die Umstehenden, ob Jemand dieses
Portefeuille verloren habe. Der Eigen
thümer wendet sich auch mit um, erkennt
seine Brieftasche und reklamirt sie als die
seinige, indem er zugleich seinen herzlich
sten Dank dem ehrlichen Finder abstattet.
Dieser bittet sich jedoch, bevor er sie zurück
gibt, einige Kennzeichen aus. Der Ei
genthümer nennt ein Porträt und eine
Schneiderrechnung. Beim Herausgehen
apS dem Schauspielhause wird der Brief
taschen'Herr von der Polizei in Beschlag
genommen, und es ergibt sich, daß er auf
seinem Gute eine ganze Banknotenfabrik
errichtet hat. Der andere kommt als
Dieb auf I Jakr ins Zuchthaus. Als er
seine Strafzeit überstanden hat. meldet er
sich bei einem Rechtsgelehrten als Schrei«
der. Dieser erkundigte sich näher und er
fährt das Schicksal desjenigen, der ihm
feine Dienste angeboten hat.
„Wohlan !" spricht er endlich, nachdem
er aufmerksam zugehört hat, "wenn sich
AlleS so verhält, wie Ihr mir da erzählt,
so ist Euch geholfen. Ich selbst werde
Eure Sache führen." Und dem war so.
Der Schreiber erhielt 20.000 Gulden aus
der Staatskasse ausgezahlt. Denn es
heißt ausdrücklich in den Gesetzen : Wer
behülflich ist. daß ein Banknotenverfäl«
Der Kberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylktll Caunties allgemeiner Anzeiger.^
scher entdeckt und zur Strafe gezogen wiH.
erhält eine Belohnung von 20,00 t) Gul
den. —So schickt sichs manchmal in der
Welt. D. Cour.
------ZW,!!!!!!!-»
Korporal Mono-
Nach der gewonnenen Schlacht von Wa
gram hatte Napoleon sein Hauptquartier
nach Schönbrunn verlegt, und hielt wäh
rend der Unterhandlungen, deren Haupt
zweck war. eine österreichische Erzherzogin
zu seiner Gemahlin zu machen, Musterun
gen, und vertheilte unter seine Soldaten
die Belohnungen, welche sie sich verdient
hatten.
Ein schönes Linien Znsantrie Regiment
stand im Hofe des Palastes in Schlacht
ordnung aufgestellt; der Kaiser erscheint,
die Tamboure schlagen den Marsch, und
länger als gewöhnlich anhaltende Accla
mationen verkünden, daß Napoleon und
dieses Regiment seit langer Zeit einander
kennen. Auch waren sie in der That zu
sammen zu Lvdi und bei den Pyramiden
gewesen. Nachdem der Kaiser vor der
Front °der drei Bataillone heruntergegan
gen war, ließ er sie Colonnen bilden, und
trat in die Glieder, um die Beförderungen
zu ertheilen. Niemals hatte er sich frei
gebiger gezeigt; seine Aegyptier, wie er
sie nannte, waien es besonders, unter wel
che er sehr reichlich Grade und Decoratio
nen vertheitle; allein die Belohnungen,
worin sie auch bestehen mochten, blieben,
wie der General Foy es ausgesprochen, be
ständig unter den geleisteten Diensten.
Die Musterung dauerte seit 5 Uhr; vor
Beendigung derselben sagte der Kaiser zum
Obersten: "Strllen Sie mir den tapfer
sten Soldaten des Regiments vor,'' und
wie der Oberst wegen der Wahl verlegen
wurde, fingen die Soldaten an zu rufen :
"Der Korporal Morio! Der Korporal
Morio !" Wie diese Bezeichnung der Mei
nui'.g die Zustimmung des Anführers
des Corps erhalten hatte, sah man mit
dem reinlich bepackten Ränzel aus dem
Rücken und dem spiegelblanken Lederzeug
über die Schultern, gestreckten Beines und
gesenkter Fußspitze im Geschwindschritt
einen kleinen glatten, kräftig gebauten,
mit drei Chevrons und dem Kreuze der
Ehrenlegion gezierten Voltigeurkorporal
hervortreten.
Dieser hübsche Soldat blieb vor dem
Kaiser stehen richtete sich und präsentirte
das Gewehr. Nachdem ihn Nepoleon ei
nen Augenblick angesehen hatte, sagte er zu
ihm: „Wie lange dienst Du?" —„Fünf
zehn Jahre mein Kaiser, und in sechszehn
Feldzügen habe ich zehn Wunden erhalten,
die Contusionen ungezählt." „Wie viel
glänzende Gefechte?" „Ich folgte Ihnen
beim Uebergange über die Brücke von Ar
cole, ich drang zuerst in Aegypten in Al
exandrien ein ; ich war es. der Ihnen mei
nen Tornister lieh, um sich desselben im
Bivouak von Ulm als Kopfkissen zu be
dienen, während die Oesterreicher capitu
lirten: ich war es, der fünf Husaren mit
ihren Pferden gefangen nahm, ehe noch
die Sonne von Austerlitz den Nebel ver
trieben hatte; ich bin es. der zur Zielschei
be diente..„Gut, sehr gut!" sagte
der Kaiser : "Korporal Morio, ich ernen
ne Dich zum ReichSbaron, und füge zu die
fem Titel eine erbliche Ausstattung von
fünf tausend Frauken jährlicher Einnah
me."—„O, mein Kaiser ! das ist zuviel für
mich, aber ich schwöre Ihnen, mit den Ein
künften meiner Dotation keinen Wucher
zu treiben ; die Voltigeurs des Regiments
sollen tapfer auf die Gesundheit Eurer
Majestät trinken." Nach dieser Ernen
nung konnte auch der Korporal Morio wie
der brave Marschall Lefebvre sagen : "ich
bin ein Ahne." Die Montmarency's, die
von dem ersten christlichen Baron abstam
men sollen, hatten zuverlässig keinen glor
reichern Ursprung.
Der Korporal Baron Morio hat die
Armee nur erst bei ihrer Entlassung an
"TVillig zu loben WM<ch»»e Lurche zu tadeln."
MttttSlag bsu 28. 1844.
ver Lome verlassen ; er hat seine
behalten, und wenn das Gerücht nicht lügt,
so legt er seine Einkünfte nicht auf Inte
ressen. Wenn die altenSoldaten des De
partementö, nach welchem er sich zurückge
zogen hat, von ihren Graßthaten sprechen
so trinken sie zum Andenken Napoleons.
Napoleons Hühnchen.
Napoleon pflegte sich auf ein kleines
Ruhebett zu legen, und Rustan, der vor
der Thür des Zimmers auf einer Matratze
lag. bewachte ihn treu. Bisweilen nun
geschah es, daß, wenn der Kaiser auf der
linken Seite einschlief, er schlechte Träu
me, hatte; dann sprach er im Traume,
und warf sich unruhig hin und her; Nu
stan, der immer lauschte, ging dann zu ihm,
faßte ihn mit seinen kräftigen Armen, und
wandte ihn ohne alle Umstände auf die
rechte Seite; der Kaiser sagte nichts, denn
er wachte nicht auf darüber, sondern schlief
ruhig fort; wenn er aber erwachte, was
stets früh gegen 2 Uhr geschah, mußte ihm
Rustan ein schön gebratenes kaltes Hühn
chen bringen, von dem Napoleon eine Ken
le oder einen Flügel, oder wohl auch beide
zu essen pflegte. Einmal nun schlief Na
poleon etwas später ein als gewöhnlich,
und sein Schlaf wurde nicht gestört, da er
sich ohne Zweifel sogleich ans die gute
Seite gelegt hatte. 2 Uhr. die gewöhnli
che Frühstückszeit verging, es schlug 3 Uhr,
Napoleon schlief fort und Rustan. der viel
gewacht und Hnnger hatte, entschloß sich,
das nun unnöthig gewordene Hühnchen
selber zu benutzen; er sing deßhalb an da
von zu essen, und verzehrte es fast ganz;
dann trank er einmal dazu, horchte, ob
man seiner in dem Nebenzimmer nicht be
dürfe, und da Napoleon noch immer schlief,
machte er sein Bett, schlief, ein und träum
te vielleicht süß. Gegen Morgen, aber
noch ehe es Tag wurde, erwachte der Kai
ser, er hatte Hunger; ganz leise rief er
Rustan; Rustan antwortete nicht; er
rief mehrmals, ebenfalls vergeblich. Da
verlor er die Geduld, sprang ans dem Bet
te und sagte zu sich selbst: "wir wollen
doch sehen, ob dieser treue Diener so wohl
wacht, als er sich rühmt." Er ging nach
der Thür zu und öffnete dieselbe leise.
Rustan hatte kein Licht. Der Kaiser
hörte seinen Mamelucken schnarchen, streck
te ein Bein über das schmale Bett und
wollte- über dasselbe hinwegschreiten. Da
fuhr aber Rustan auf, packte, ohne erst
nach seinen Waffen zu greifen den Un
bekannten am Halse und würgte ihn, wäh
rend er rief: "Verräther!" Napoleon
konnte kaum Athem schöpfen ; endlich a
ber raffte er seine Kräfte noch einmal zu
sammen, sank rückwärts nieder zog so
Rustan nach der nur angelehnten Thür,
wo der Mameluck seinen Kaiser im Schei
ne der Lampe erkannte. Man kann sich
sein Staunen, sein Entsetzen denken; die
Thränen rannen ihm über das Gesicht.
"Beruhige Dich nur, Du hast nur gethan,
was deines Amtes ist, sei also kein Kind.
Der besteßeweis, daß Du mir keinen Sch
aden gethan hast, ist, daß ich essen will."
Rustan erschrak jetzt auf andere Weise.
"Wie? Um diese Stunde, Ew. Maje
stät?" fragte er. "Giebt es für den
Hunger eine besondere Stunde? Bringe
mir das Hühnchen." —"Sire, das Hühn
chen—" "Hat man es nicht bereit ge
setzt?" —"O ja, Sire, aber das unselige
Hühnchen —"— "Hast Du es auch ge
packt !" —"Ach Sire als ich sah, daß
die Stunde vorüber war, als ich das Hühn
chen sah —"—"HastDu es gegessen ?"
"Ach ja Sire."—"Da habe ich nur ach!
zu sagen. Hast Du es ganz gegessen ?"
"So ziemlich aber, Sire, —"
"Sire, Sire, geh mit Deinem Sire! Ich
will sehen waS Du von dem Hühnchen ü
brig gelassen hast." Rustan ging um
die Ueberreste zu holen, und versuchte den
Bruchstücken ein gutes Ansehen zu geben.
Napoleon setzte sich unterdessen an den
Tisch und wartete mit Ungeduld. Zitternd
setzte der Mameluck sein Meisterstück auf!
den Tisch. Napoleon zählte die Stück-
chen und schien überrascht zu sein von der
Kunst, mit welcher die Ruinen in Ord
nung gebracht waren. Er aß, und zürnte
Rustan nicht.
Da 6 Gesetz von 1705, in Bezug auf
die Beobachtung des Sonntags.
Es besteht noch ein Gesetz, welches im Jahr
I7OZ, passtrte, und unter Andern« verordnet,
"Das; alle Personen, welche am ersten Tage
in der Woche, gewöhnlich Sonntag genannt,
oder zu einiger Zcit an selbigem Tage, in ei
nem Ale-Hanse, Wirthshaus? oder andern»
öffentlichen Hanse wahrend dem Trinken und
Zechen (Tiplen) angetroffen werden, eine jede
Persö)» einen Schilling und 6 Pens zn ei
nigem Conftal'kl, der es fordert, bezahlen,
welches zum Nutze» der Armen verwendet
werden soll, und es soll die Pflicht der Ton
stal'tls sein in solche öffentliche Häuser zn ge
hen, wo geglanl't w>rd, dass sich solche Zecher
aufhalten, und sie zerstreuen. ll»d Wirthe
oder Andere die solche Gebräuche dulden, sol
len nach Ueberführuiig einer solchen Ueber
trctling für jede I<l Schillinge Strafe bezah
le». Dieses Gesetz soll jedoch nicht so ausge
legt werden, um Kosthäuser oder andere öf
fentliche Häuser oder Plätze zn verhindern,
Reisende, Hausbewohner, Kostgänger uud
Andere am Sonntage mit Effc» uud Trinken
in Massigkeit, und blos znr Erfrischung zu
versorgen. -Dieses alte Gesetz hat jetzt in nett
eren Zeiten viel Ursache zn Streuigkeiten ge
geben, und vicle Bittschriften sind sowohl für
als gegen de» Widerruf desselben bei der Ge
setzgcl'ilng eittgegcbtn worden. Eine Com
niittee des Senats berichtete abcr gegen den
Widerrnfdes Gesetzes. Für die liebcrrre
i»ng dieses Gesetzes wurde vor einiger Zeit
ein Hr. Wilhelm Niel, Gastwirth in Phi
ladelphia, vor Aldermann Mitchel daselbst
verhört. Ans dem Zeugniss gicng hervor,
das; mehrere Personen ans den Sonntag in
seine Gaststube einkehrten, für geistige Ge
tränke frnge», tranken, bezahlten, nnd dann
wieder forrgiengen; keiner bewirthete einen
andern oder trank mehr denn einmal, es war
keine Unordnung, kein Fluchen oder Schwö
ren, nnd keine der Personen war betrunken.
—Der Richter sagte, dieses Gesetz, für des
sen Ucbcrtretnng Hr. Niel verklagt wurde,
sei schon im Jahr 17»5 gemacht, also >39
Jahre zurück, n«d gewiss j» der beste» Mei
nung um Laster uud U»Moralität z» verhüten,
nnd doch, sagte er, finde ich bloss eine einzige
Klagcsache für Uebcrtretuug desselben (mit
Ausnahme der gegenwärtigen) nnd diese erst
vor kurzem. Es ist also von der grössten
Wichtigkeit zum ganze» Publikum, die rich
tigen Ansichten davo» zu haben. Ans der ei
nen >d?eite ist die gehörige Beobachtung des
Sonntags, nnd auf der andern Seite das
Stecht des Volks. Der Richter sagte ferner,
"Dieses Gesetz von 17VZ ist noch in Voller
Kraft." Die erste Frage ist daher: Ist
Gastwirthe» erlaubt Sonntags Trinken zu
verkaufen ? Das Gesetz sagt, dass Trinken
nnd Zeche» (Tiplen) an diesem Tage in
Wirthshäusern nicht erlaubt werden soll.
Es verbietet abcr nicht das Trinken oder den
Verkanfvon Getränken; aber Trinke» nnd
Zechen (Tiplen) verbietet es. Da das Trin
ken nnd Zechen zusammen genommen ist, mnss
es auch zusammen ausgelegt werden. Die
zweite Frage ist: Was ist ei» Zecher (Tip
ler)/ Doetor Johnson sagt, ein Zecher (Tip
ler) sei einer der sich das Leben abtrinkt, nnd
bedentet einen Säufer oder Trunkenbold;
Webster sagt, ein nnmässiger Trinker, ze.
Also wäre die Hauptfrage, und auch zugleich
die wichtigste: Ob das Zeugniss beweist, dass
an selbigem Tage in Herrn Niel's Hanse ge
zecht und getrunken wurde, indem die Wor
te nicht einzeln, sondern zusammeugenommett
werden müssen. —Es war kein Zeugniss hier,
dass auch nur eine der Personen, die znr obi
gen Zeit bei Hrn. Niel tranken, ein Zecher o
der Unmäffiger war, nnd mehr den» ei» Glas
trank; folglich waren es nicht solche Perso
nen als tu dem Gesetz gemeint sind, nnd ei»
Coustabel hätte hier nicht das Recht gehabt
sie zn zerstreuen. Um Hrn. Niel schuldig zu
finden, müsste ich die Personen als Zecher
und Säufer erklären,—Und da das Gesetz
ferner (Hastwirthen und Andern erlaubt Rei
sende, Gäste und andere Personen des Sonn
tags mit Lebensmitteln und Getränken mit
Maas und Ziel blos zur Erfrischung zu ver
sorgen, so ist kein Zeugniss hier, dass Herr
Niel gegen dieses Gesetz gehandelt hat."
Ein Schreckensmoment.
Die "Hamburg Originalien" erzählen
Folgendes: Ein Kaufmann wollte eines
jener Familienfeste feiern, welche den Ge
schäftsmann aufheitern und ihm für die
Comptoirsorgen eine freundliche Entschä
digung bieten. Es war der Hochzeitstag
seiner Tochter. Schön geputzte junge
> Mädchen umkreisten die Braut und freu-
' d!g blickte der Vater auf die bunten und
fröhlichen Gruppen. Als er darauf, um
noch einige Anstalten zu treffen, durch ei
nen langen Gang dahin schritt, begegnete
ihm eine der Mägde, eine Dirne vom Lan
de, die erst vor Kurzem in den Dienst des
Hauses getreten war, mit einem brennen
den Lichte ohne Leuchter in der Hand.
Er machte derselben Vorwürfe über eine
solche Unvorsichtigkeit und begab sich als
dann in die Küche, um rück sichtlich des A
bend-Essens mit seiner Gattin noch einige
Verabredungen zu treffen. Die Magd
kehrte einen Augenblick darauf aus dem
Keller zurück, mit mehreren Weinflaschen
im Arme, doch ohne Licht. Dem Kauf
mann siel es plötzlich ein, daß an demsel
ben Tage einige Pulverfässer in den Kel
ler geschafft worden waren, und daß sein
Handlungsdiener eines davon geöffnet hat
te, um für einen Kunden eine Probe her
aus zu nehmen. "Wo ist das Licht?"
frug er schnell. "Ich hatte die Hände
voll Flaschen und konnte es nicht mit her
auf bringen," erwiederte die Magd.
"Wo hast du es gelassen ?''—"lch hab'
es in ein Faß gesteckt, das mit schwarzem
Sande gefüllt war." Der Kaufmann
rannte hinab in den Keller; der Gang
dorthin war lang und finster. Seine
Kniee schlotterten, sein Athem stockt, alle
seine Glieder zitterten, es war ihm, als
habe ihn und die Seinigen der Tod bereits
erfaßt. —Am äußern Ende des Ganges,
in dem offen stehenden Keller, gerade unter
dem Gemache, in welchem sich das Braut
paar und die Hochzeitsgäste befanden er
blickte er das verhängnißvolle, fast bis zum
Rande gefüllte Pulverfaß, in dem das
brennende Talglicht steckte, in dessen röth
licher Flamme ein langer abgebrannter
Docht sichtbar ist. Dieser Anblick macht
ihn fast erstarren, und das frohe Geläch
ter der Gesellschaft oben läßt sein.Blut
gefrieren. Einige Momente steht er re
gungslos da, starrt hin auf das Licht, und
ist außer Stande weiter zu schreiten. Die
Geiger über ihm spielen auf und der Tanz
beginnt mit einer solchen Lebhaftigkeit,
daß der Fußboden erzittert und die Fla
schen im Keller gegen einander klirren.
Schon glaubte der unselige Kaufmann zu
schauen, daß das Licht sich bewege, daß es
falle —von Verzweiflung erfaßt stürzt er
hinzu. Wie aber soll er das Licht her
ausheben ? die leichteste Berührung könn
te den abgebrannten Docht in das Pulver
fallen lassen. Mit einer unbeschreiblichen
Geistesgegenwart umschließt er das Licht
mit seinen beiden Händen, preßt die Flam
me und den Docht zwischen seinen Fin
gern fest zusammen, und hebt auf diese
Weise dasselbe glücklich aus dem Fasse
heraus. Er trägt das Licht sorgfältig
durch den Gang hin, seine Hand ist ver
brannt, er achtet nicht darauf —die See
lenangst aber war zu groß gewesen—am
Ende des Ganges sinkt er ohnmächtig zu
Boden ; der Schrecken hatte ihn überwäl
tigt. Er verfiel in ein heftiges Fieber,
von dem er erst mehrere Wochen später
genas. Freiheitö Freund.
Die billigste Erleuchtung
kann man auf Cuba haben. Daselbst
sind nämlich die leuchtenden Insekten sehr
häusig, und von der größeren Art dersel
ben, Cocuyo genannt, gibt ein Dutzend
in einen Käsig eingeschlossen, so viel Licht
von glänzend grüner Farbe, daß man zur
Nachtzeit dabei lesen kann. Der verstor
bene Joseph von Trinedad, ein nicht un
bekannter Schriftsteller, soll mehrere Bän
de bei diesem Lichte geschrieben haben.
Man kann diese Insekten drei Monate
und noch länger erhalten, wenn man sie
häufig badet und ihnen täglich ihre Lieb
lingsnahrung, ein Stück Zuckerrohr ohne
Schaale gibt.
Der Gouvernör von Cuba hat unterm
2ten April eine Proklamation erlassen,
wornach alle Schwarzen innerhalb 10
Tagen die Insel räumen sollten.