Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 21, 1844, Image 1

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    MeSIV t N S, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, in der Süd 6ren Strasse, Ecke der Cherry Alley.B chm' 6 gegenüber.
Aahrgang 6, game Kummer 246.
Bcd,"g u n g e „.-Der Afhernle Movacbter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Thaler de« Jahrs, weicher in halbjähriger
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MuHiersletle.
Der Friedliche.
E5 ist so köstlich Hand i» Hand
Da 6 Leben zu durchwallen
Und nicht um jeden Neinen Tand
Mit Mensche» zu zerfallen,
ttmfasset euch mit Menschlichkeit
Und laßt der Hölle Zwist und Streit.
Wohlan anf frohe Wanderschaft
Reich' ich die Hand euch, Brüder,
Mit treuem Druck! O, drückt mit Kraft
Die warme Hand mir wieder
Und tragt mich ohne Zwist und Streit ;
Ich trag' euch weil ihr Menschen seid.
Und drängt mich hier »nd dort cuunal
Der Wandrer dichte Menge,
Je nun der tebeiiepfao ist schmal,
Doch, wahrlich nicht zu enge.
Ick mache Plag, nur laßt de» Streit;
O, seht, der Weg ist übrig breit.
Und meint ihr, ich soll besser sein /
Wir sind ja »och auf Erden,
Sind alle schwach u»d blöd' und klein
Und solle» edler werden.
O, zeigt nur sonder Hohu und Streit
Den Weg der bessern Mcttschlichktit.
Wir sehn a» Gottes Sternenzelt
Die Welte» friedlich wandern;
Die speuder Licht, die wird erhellt;
Kein Körper stört den ander».
Und wir, wir Geist »>id Menschlichteil,
Bedrängten n»s mit Zwist n»d Streit /
Wir schaue» einst von reinen Höhn
Auf Mond' und Sonnen nieder.
O, lasst hi».,»f u»6 friedlich gehn,
Ine Frikdtiisland, o Brüder.
Umarmet euch nur Menschlichkeit
Und laßt der Hölle Zwist und Streit.
>»«»« W»«>
Das alte Naubschloß.
(Fortsetznng und Schluß.)
Niklas blieb eine Weile so liegen,schlum.
merte endlich ein, und schlief bis gegen A
bend. Ein furchtbarer Donner schreckte
ihn aus dem Schlafe auf. Es war be
reits dunkel. Der Himmel hatte sich mit
schweren Gewitterwolken überzogen, und
es ward früher Nacht. Ein gewaltiger
Sturmwind brauste in dem hohlen Thur
me, und mancher losgerissene Stein siel
mit großem Getöse in den Thurm hinab.
Der zitternde Knabe war des Lebens nicht
mehr sicher; er fürchtete, das Gewölbe
möchte vollends einstürzen, und ihn er
schlagen. Es blitzte fast unaufhörlich,
als stünde der ganze Thurm in Flammen,
und die schrecklichen Donner schienen sei
ne Grundvesten zu erschüttern.
Niklas betete mit aufgehobenen Hän
den. Jetzt rauschte ein mächtiger Platze
regen nieder. Niklas sah bei dem Glänze
der Blitze, die Alles uni ihn her erleuchte
ten, daß alle Blättlein der Sträuche um
her vom Regen tröpfelten. "O Du lie
ber Gott, rief er freudig, wie gut bist Du !
Ich habe Dich nur um ein Tröpflein Was
ser gebeten, und Du gibst mir nun viele
Tausende. Dieses Gewitter, vor dem ich
zitterte und bebte, ist die größte Wohlthat
für mich. Du bist in Allem, was Du
thust, die lautere Güte."
NiklaS faßte die großen, schweren Re
gentropfen, die an den Blättern hingen
mit dem Munde auf und stillte seinen
Durst. Das Gewitter verzog sich. Es
blitzte zwar noch sehr stark; allein es don
nerte nur mehr dumpf aus weiter Ferne
her.
Niklas fühlte sich aufs neue im Ver
trauen auf Gott gestärkt und betete:
„O Du lieber Gott im Himmel, o gieb
es meinem Water doch ein, daß ich hier sei.
Er denkt nicht daran, mich hier zu suchen.
O laß es ihm einen Engel heute Nacht im
Traume ins Ohr sagen! Da wird er
gleich aufstehen und hierher kommen, und
mich aus meiner Gefangenschaft erlösen."
Der Regen hatte nunmehr aufgehört.
Man hörte gar nicht mehr donnern. Nur
blitzte es noch von Zeit zu Zeit; dann
war wieder Finsterniß und Todesstille um
her. Jetzt hörte aber der erschrockene
Knabe oben am Rande des offenen Ge
wölbes Etwas herumschleicheu, und ver
nahm das Rasseln einer Kette. Ja er sah
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Cauntics allgemeiner Anzeiger.
bei dem Glänze der Blitze, das; es zu ihm
herunter schaue- „Ach Gott, waö ist
wohl dieses?" dachte Niklas, und ihm
wurde aufs neue angst und bange. Es
verschwand wieder und er hörte die Kette
nicht mehr; aber nicht lange, so winselte
und scharrte Etwas dicht neben ihm zu
nächst der Mauer, an der er saß unter
dem Boden. Er fuhr mit Entsetzen auf,
und entwich in die äußerste Ecke seines
Gefängnisses. Allein das unbekannte, ge
fürchtete Wesen arbeitete sich aus der Er
de hervor, und sprang im Dunkeln auf
Niklas zu. und an ihm hinauf. Niklas
stieß einen Schrei des Schreckens nach dem
andern auS. Jetzt blitzte es wieder, und
Niklas erkannte in dem vermeinten Unge
thüm seinen getreuen Fuchs.
Der Schrecken des Knaben verwandelte
sich nun in Freuds. Der Fuchs liebkosete
ihn, und um seine Füsse;
dann sprang er wieder freudig in großen
Sprüngen umher. „Du gutes Thier,
sagte Niklas, o sei mir tausendmal will«
kommen. Ja. ja! du hast es nicht ver
gessen, daß ich dich einmal aus der Stein
grübe erlöste, du dankbares Thier, und
kommst nun zu mir, und suchst mich in
meiner Schreckenshöhle heim, und wür
dest mich gerne erlösen, wenn du nur könn
test. Aber was hast du denn da am
Halse? Das ist ja ein Stück von einer
Kette? Hat dich jener böse Schmied an
diese Kette gelegt? Nun, nun, du bist
aber doch wieder losgekommen. Auch ich
bin gleichsam mit Ketten hier angefesselt;
aber der liebe Gott wird auch mich von
diesen meinen Ketten, die zwar nicht von
Eisen sind, wieder losmachen."
Dem bekümmerten Knaben war es jetzt
wieder leichter um das Herz, da er we
nigstens ein bekanntes, lebendes Wesen
um sich hatte. Alle Furcht war ihm ver
gangen. Er suchte eine trockene Stelle
in dem Gewölbe, setzte sich auf einen
Stein, und der Fuchs legte sich zu seinen
Füßen.
Als die Morgendämmerung anbrach,
und eS etwas Heller wurde, dachte NiklaS
..Ich muß doch sehen, wo der Fuchs her
eingekommen ist; vielleicht kann ich dort
hinauskommen." Er bemerkte zunächst
am Boden eine kleine Oeffnung, die von
dem herabgefallenen Schutte des einge
brochenen Gewölbes verschüttet gewesen,
ehe sie der Fuchs wieder aufwühlte Ni
klas arbeitete den Schutt vollends hinweg,
und entdeckte einen eigenen, unterirdischen
Gang. Er wagte sich hinein, tappte im
> Finstern immer weiter fort, und meinte,
das Ende nicht zu erleben. Endlich kam
er glücklich zur Seite des Berges heraus.
Wie es ihm aber war, als er auö dem tie
fen Dunkel Heranötrat, Und sich nun frei
sah, und den goldenen Morgenhimmel er
blickte und die aufgehende Sonne, und all
die grünen Berge umher von dem nacht
lichen Gewitter erfrischt, und fedes Kraut
lein und Blümlein und Blättlein von hel
len Regentropfen funkelnd das läßt
sich nicht aussprechen. Es war ihm nicht
anders, als sei er vom Tode erstanden.
„O Du guter, lieber Bater im Himmel!
rief er, und fiel auf die Kniee nieder. Du
hast mich errettet! Dir Dir sei inniger
Dank! Ja es bleibt wahr, Du verlässest
keinen, der auf Dich vertraut. Dank,
Dank ewiger Dank sei Dir!"
Er stand auf, und eilte nun, was er
konnte, seinen lieben Aeltern zu, und der
Fuchs begleitete ihn.
In seiner väterlichen Wohnung war in
deß große Trauer gewesen. Als Abends
die Ziegen ohne ihren kleinen Hirten heim
gekommen waren, so hatte dieses Allen
schon kein gutes Zeichen geschienen. Va
ter, Mutter und Thekla hatten ihren lie
ben Niklas noch in der Nacht, und den
ganzen folgenden Tag überall vergebens
gesucht. Ihn droben im alten Schlosse
zu suchen, schien ihnen unnöthig, weil der
Vater es ihm verboten hatte, dahin zu ge-
"willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Miemlag öütt 2!. 1844.
l)en- Sie fürchteten, er sei von einem
Felsen gestürzt, oder in den reißenden
Waldstrom gefallen.
Wie sie nun alle drei an dem schönen
Morgen so traurig in der Stube da saßen,
und von nichts, als dem großen Unglück
redeten, das dem armen Niklas begegnet
sein müsse, und als sie ihn bereits als todt
beweinten—öffnete Niklas auf einmal die
Thür, und trat frisch und gesund herein.
Alle schrieen laut auf vor Freudenschrecken.
"O Gott im Himmel! rief der Vater.
Niklas! bist du es wirklich, oder ists dein
Geist!" "O Niklas! Niklas! rief die
Mutter, indem sie ihn weinend in ihre Ar
me schloß; wir hielten dich alle für todt.
Ach, du hast uns ein großes Leid ange
than ! Was ist dir doch begegnet ?" Auch
die Schwester kam mit ihren bothgewein
ten Augen herbei, und grüßte ihn freund
liä?.
Nachdem die ungestüme Freude sich ein
wenig gelegt hatte, sprach der Vater zu
Niklas: "Erzäl)le nun, wo du so lange
geblieben bist ! Denn eS muß dir doch ir
gend ein Unfall begegnet sein !" Die Mut
ter aber sagte; "Niklas ! warte noä) ein
wenig mit dem Erzählen, bis ich dir zu
vor eine gute Milchsuppe zum Frühstück
gekocht habe." Die geschäftige, liebevolle
Mutter war bald damit fertig, und alle
setzten sich um den Tisch, um zuzuhören.
Auch der Fuchs saß zu den Füßen des Nik
las. und schaute beständig zu ihm hinauf,
und verwandte kein Auge von ihm—nicht
um zuzuhören, sondern um seinen Antheil
am Frühstück zu bekommen.
Niklas erzählte ausführlich, wie in dem
alten Thurme der Boden mit ihm gebro
chen, wie er in das fürchterliche Gewölbe,
weit unter der Erde, hinabgefallen; und
" wie er da weinte, betete, hungerte, dür
stete und so große Aengsten ausstand.
Mutter und Schwester wischten bei dieser
' Erzählung eine Zähre nach der andern
ab, und die Mutter sagte: "Ja, ja, die
Noth lehrt beten. Und in der heiligen
, Schrift steht: So spricht der Herr: Ru
fe mich an in der Noth und ich werde
dich erretten."
Als Niklas von dem gräßlichen Geheu
le und den schwarzen flatternden Schrek
kensgestalten redete, rief Thekla: "O
schweig, mir schauert die Haut; ich wäre
vor Furcht gestorben!" Der Vater aber
sprach : „Sei doch nicht so einfältig; daS
waren Nachteulen, sollst nichts. Erzäh
le weiter, Niklas."
Niklas erzählte, wie in der schrecklichen
Gewitternacht daS treue, dankbare Thier
zu ihm gekommen. „Ich denke, sprach
Niklas, der Fuchs wollte mich aus mei
nem Kerker befreien, wie ich ihn aus je
ner Grube befreit habe." DaS, sagte
der Vater, mochte die Absicht des Fuchses
nicht sein, lieber Niklas. Indeß ist doch so
viel gewiß: Obwohl der Fuchs eil, un
vernünftiges Thier ist, so hat er doch Ge
fühl für seinen Wohlthäter, und suchte
dich auf, sobald er auf deine Spur kam.
Es ist dieß immer schön und mancher
Mensch, der kein Gefühl für Wohlthaten
hat, könnte von dem Thiere lernen."
Endlich erzählte Niklas noch, wie er
durch die Oeffnung, durch die der Fuchs
hereingekrochen,glücklich hinausgekommen.
"Und so, sagte Niklas, un> stellte dem
Fuchse den Rest der Milchsuppe auf den
Boden, war doch der Fuchs die Ursache,
daß ich aus meinem Kerker befreit wurde."
"Gott hat dich befreit, sagte die Mut
ter. Ihm danke du und ihm können
wir alle nicht genug danken. Indeß ists
schon wahr, daß Gott sich dieses Thieres
bediente, dich zu retten. Gott lenkte es
so, daß der Fuchs abreißen, und die Oeff
nung zu deinem Kerker finden mußte. Ja,
daß du damals das fast verhungerte Thier
fandest, war schon Gottes Fügung, dir
durch dasselbe das Leben zu retten. Hät
test du aber, wie es manche muthwillige
Buben machen, das Thier zu Tode ge
martert, so wärest du, zu deiner wohlver-
dienten Strafe, in dem Raubneste da dro
ben auch um daß Leben gekommen. Dar
um sag' ich euch immer, wir sollen gegen
alle Geschöpfe mitleidig sein."
Der Vater fügte noch bei: "Kann
übrigens ein unvernünftiges Thier dem
Menschen solche Dienste leisten, wie viel
mehr kann der Mensch dem Menschen zum
Heile werden! Darum seid doch nie ge
gen den geringsten Menschen hart. Es
wäre dieß nicht nur eine Sünde gegen
Gott und Menschen; sondern ein solcher
Mensch handelte wohl recht sich selbst zum
Schaden. Der ärmste Bettler kann ja
vielleicht einmal dem Fürsten das Leben
retten ! Laßt uns daher wohlthätig gegen
alle Geschöpfe Gottes sein, vorzüglich ge
gen das vornehmste aller Geschöpfe auf
Erden—gegen den Menschen."
Hirauf gab der Vater dem Niklas noch
einen ernstlichen, aber wohlgemeinten Ver
weis. "Ich habe, sprach er unter anderm,
dich treulich gewarnt, du sollst das alte
Schloß nicht betreten, weil dir dort leicht
ein Unglück begegnen könnte. Ich habe
es dir strenge verboten, dahin zu gehen.
Du aber hast meiner väterlichen War
nung nicht geachtet; du hast mein Ge
bot übertreten. Siehst du nun, wie bös
es ist, wenn Kinder ihren Aeltern nicht
gehorchen? Dein Ungehorsam war Ur
sache, daß du in jenen Abgrund gestürzt
und beinahe um das Leben gekommen bist,
Viele Kinder haben sich schon durch ihren
Ungehorsam unglücklich gemacht. Sie
haben Hals und Bein gebrochen, sind im
Wasser ertrunken, oder auch, wie du, in
einen Abgrund gestürzt. Allein der al
lerschrecklichste Abgrund ist der Abgrund
von Sünde und Elend, wohin der Unge
horsam führt. Manche Ungehorsame
Kinder haben sich nicht nur zeitlich, son
dern ewig unglücklich gemacht. Darum,
ihr lieben Kinder, gehorcht euren Aeltern,
die es so gut mit euch meinen."
Am folgenden Tage kam der Schmied,
!um einen Wagen voll Kohlen zu holen.
! AIS er den Fuchs erblickte, rief er: „Ich
! dachte wohl, ich werde ihn hier finden. —
Ich habe daher eine neue, stärkere Kette
mitgebracht, die gewiß halten soll." Zu
Niklas sprach er: "Dir, Niklas, habe ich
den Fuchs noch nicht bezahlt. Sieh, da
hast du, anstatt des versprochen Geschen
kes, einen Gulden."
Aber Niklas rief: "Nein, nein, den
Fuchö geb' ich nicht für tausend Gulden !"
Er erzählte, welchen großen Dienst ihm
das treue dankbare Thier erwiesen habe.
Der Schmied sagte: "Nun schenke ich
dir zu dem Gulden noch die Kette! Denn
wenn deine Mutter nicht um alle ihre
Enten und Hühner kommen will, so miis,
sie den Fuchs an die Kette legen."
Am nächsten Sonntag dankten Aeltern
und Kinder dem gütigen Gott für die
Rettung des Niklas Morgens in der Kir
che; am Nachmittage aber gingen alle
mit einander auf das alte Naubschloß, um
auch dort Gott zu danken. Auch wollten
die Aeltern und Thekla doch sehen, wo Nik
las gesteckt habe.
Als sie den Berg erstiegen hatten und
bei dem Eingange angekommen waren,
sprach der Natete: "Laßt mich voran ge
hen, und geht alle hinter mir her, damit
keinem von euch ein neues Unglück begeg
ne." In das Pförtchen des Thurmes
ging der Water zuvor ganz allein hinein,
um erst nachzusehen, ob noch einiger Bo
den fest genug sei, darauf stehen zu kön
nen. Er rief zuerst die Mutter und als
dann die übrigen, jedes besonders herein.
Die Mutter schaute mit Furcht und Zit
tern hinab in das tiefe, dunkle Gewölbe
und sprach: "Ach Gott, da drunten ists
schauerlich ! Wir können Gott nicht genug
danken, daß er dem Niklas da wieder her
auf geholfen hat. Das Sprichwort bleibt
doch wahr: „Der Herr führt in die Gru
be und wieder heraus "
"Das thut Er, sprach der Bater, um
uns über unsere Fehler und Vergehungen
zurecht zu weisen, um unö für unsern
Leichtsinn zu bestrafen, um uns in der
Geduld und im Vertrauen zu üben ! Nik
las hat das erfahren. Gott gebe, daß je
der Mensch, der in große Noth gekommen,
wie Niklas, am Ende mit David beten
könne: "Du, o Herr, hast mich in viele
und große Angst kommen lassen ; Du hast
Dich aber wieder zu mir gewendet, mir
aufs neue das Leben gegeben, und mich
wieder herauf geführt aus dem Abgrunde
der Erde."
Neu -.O rleans 2t. April. Der
Schluß-Akt der Tragödie.
John B. EumminS, alias West, welcher
wegen Ermordung seiner Frau im Parish-
Gefängniß saß. wußte sich am Freitag A
dend ein Messer zu verschaffen und schnitt
sich damit über die Kehle. Er starb noch
in derselben Nacht. Wie wir schon in
unserer vorigen Nummer mittheilten, war
es Eifersucht, die den Unglücklichen erst
zum Mörder und zuletzt zum Selbstmör
der machte, und seine Frau lebten
früher in Philadelphia, wo er sie aber vor
drei Jahren zurückließ und sich hier in
Neu Orleans aufhielt. Dorthin zurück
kehrend glaubte er Ursache zu haben, sie
der Untreue zu verdächtigen und fühlte
sich fortan sehr unglücklich. Er bewog
sie, mit ihm nach Liverpool zu gehen, von
wo sie vor Kurzem hier wieder ankamen.
West begegnete hier seinem vermeintlichen
Nebenbuhler und bat deshalb seine Frau
abermals mit ihm zur See zu gehen, was
sie aber zu ihrem Unglück verweigerte.
Seine Wuth kannte jetzt keine Grenzen
mehr ; er beschloß sie zu ermorden, stärk»
te sich zu der gräßlichen That durch be
rauschende Getränke und führte sie nur
all zu rasch aus. Seine Rückkehr am
folgenden Tage, welche die Arretirung zu
Folge hatte, geschah in der Absicht, einen
letzten Blick auf die Leiche der Unglückli
chen zu werfen, die er unstreitig, ehe er den
ersten Verdacht ihrer Untreue geschöpft
hatte, unendlich geliebt hab-m mußte. Es
bleibt uns nur noch übrig, einen Irrthum
zu berichtigen, welcher sich in unsern vori
gen Berichte eingeschlichen hakte. Die
Mordthat wurde nämlich nicht in einem
Matrosen Logirhause verübt, sondern in
dem Hintergebäude eines Privathauses,
in welchem West erst am Abend vor dem
Morde ein Zimmer gemiethet und dasselbe
mit seiner Frau bezogen hatte. (Cour.)
Am Osterlag hatten die Mormonen zu
Nauvoo ihre größte Zusammenkunft- Ge
gen 20,0(10 Menschen sollen am Tempel
versammelt gewesen sein. Sidney Rig
don, der wegen Widersetzlichkeit gegen Joe
Smith und anderer Vergehen mehr auf
ein Jahr lang aus allen kirchlichen Funk
tionen ausgeschlossen war, durfte zum er
sten Male wieder zur Volksmenge reden.
Die Mormonen erhielten in diesem
Frühjahre wieder bedeutende Verstärkun
gen, namentlich von England aus.
Traurige Begebenheit. Die
Wärterin bei einer kranken Frau in Wli
mington nahm, wie sie glaubte. Brannt
wein aus einer Flasche und reichte auch der
Kranken davon. Beide starben bald dar
auf unter schrecklichen .Oualen, indem sie
von einer starken Mischung getrunken, die
ein Arzt zur Einreibung für eine lahme
Schulter verordnet hatte.
Dem Gouvernör Porter wurde eine
Petition eingereicht, um die Begnadigung
der PittSburger Redaktöre zu bewirken,
die den Richter Grier einen Esel nannten.
Diese Petition ist mit mehr als 3000 Un,
terschriften bedeckt.
Räuberei i n Bost o n. Letzten
Donnerstag Nacht schlugen in einer Stra»
!ße zu Boston drei junge Männer einen
Matrosen nieder u. nahmen ihm sein Geld
ab. Die Polizei hat sich dieses Kleeblat
tes bereits bemächtigt.