Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 19, 1843, Image 1

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    Z 5 eKVi N ü, Denn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Süd 6teu Strasse, Ecke der Sherry Alleyß ehm' s Wuchsbaus-Hof gegenüber.
Uahrgang 5, z-m-e Kmmer 224.
Bedingung« N.-Der L>llier»lle IZcot>arlrtcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS-Preis istEin Thaler des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe«
zahlung erbeten wird. Wer im Lauft des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 5N angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn s!«
einen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Te» niins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Ver>endungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Der alte Krieger
Ihr Leutchen, hört, es lebt einmal
Auf seinem Rittergut?
Ein alter, biedrer General
En, Mann von edlem Muthe
Und helfe» und trösten, erfreue» und gehen,
Dies war ihm die einzige Frende im tebe».
Ihm starb sein Sohn, da nahm der Mann
Ein armes Fräulein Bäschen
A»6 Menschlichkeit zur Tochter an
Die trug sehr hoch das Näschen ;
Sie liebte das Gold nur,nur Perlen u.Ringe
llnd andre dergleichen vergängliche Dinge.
„Kind, sprach einmal der graue Held,
Du machst nur wenig Freude;
D» liebst mir Tand und Putz und Geld,
N»d hassest arme Leute;
Du siehst es, ich altre und werde bald sterben
Drum bessre dich ja, willst du mich beerben.
~Doch hör'! jetzt reis' ich über Land ;
Ich will hier steht die Kassc!
Daß niemals mau mit leerer Hand
Den Dürftigen entlasse.
Doch jeden ehrwürdigen, alten Soldaten
Beschenke mir, hörst du ! mit einem Dukaten.
So ritt er fort; im Abendliche
Hinkt über die S l'loffbrncke.
Die Bärennnil/' tief im Gesicht,
Ein KriegSmann an der Krücke;
Der ehrliche Alte schien nahe dem Grabe,
Und flehte um eine mildherzige Gabe.
~sPack dich, fnbr ihn das Fräulein an,
Betr >inkiier Bärcnh '> nter,
Du alter, unverschämter Mann,
Mit deiner Krücke weiter;
Sonst laß ich, du Tagdieb, mit Hunden dich
hetzen,
Die mögen dann tüchtig denßalg dir zerfetzen.
~Ha, rief der Mann mit einem Mal,
Mit Augen voller Blitze!
Sie her, ich bin der General
Hier liege» Krück' nnd Mütze.
Ich wollte dein Herz mir, mein Väschen,
erproben
Doch kann nun der Vetter das Väschen
nicht loben."
~Dn kannst nicht meine Erbinn sein
Du sollst mir ohne Säumen,
Und da hilft weder Fleh'» noch Schrei'»,
Die Nacht das Schloß noch räumen.
Denn wer sich nicht annimmt der leitenden
Arme»,
Verdient, beim Himmel! auch selbst kein
Erbarmen."
Hur Unterhaltung und Belehrung.
Die Sage vom Schlosse Greifenstem
an der Donau.
Im 11 tenJahrhundert Hauste zuGrei
fenstein ein Ritter, Reinhardt genannt,
von rauher und wilder Gemüthsart. Sei
ne Tochter, Stelina, war dagegen sanft
und mild, und eine Freude Aller, die sie
kannten. Sie wuchs zur Bewunderung
des ganzen Hauses heran, und unter den
vielen Freiern, welche die schöne und reiche
Ritterßtochter umlagerten, gelang es dem
Aermsten, unter ihnen, dem jungen Ru
dolph, ihr Herz zu rühren. Dies mußte
dem Vater aber verborgen bleiben, denn
dieser verlangte nach einem reichen und
mächtigen Schwiegersohn, und nicht nach
einem armen Fant, wie Rudolph war, der
nichts hatte, als ein biedres Herz und ei
nen tapfern Arm. Nun trug sich's zu,
daß Reinhardt einst auf lange Zeit an des
Kaisers Hoflager mußte. Wahrend des
sen erblühte den Liebenden ein Himmel
von Glück und Wonne. Täglich sahen
sie sich und täglich ward ihr Bund enger.
Bald aber machte Etelina die Entdek
kung, daß sie zu schwach, Rudolph zu kühn
gewesen sei. Sie trug ein Pfand des ver
botenen Umgangs unter dem Herzen, und
des Vaters Nachhausekunft rückte mit je
dem Tage näher. Was ihre Angst aber
noch mehrte, war, daß er sagen ließ, er
bringe einen stattlichen Mann für seine
Tochter mit.
In dieserNoth wandte sich die Bedräng
te an den Kaplan der Beste, der seit ih
rer Mutter frühem Tode ihr Freund und
ihr Erzieher gewesen, und entdeckte ihm
Alles. Der Greis aber, das Fräulein
liebend, wie sein Kind, beschloß sie zu ret-
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Moiitgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
ten mit eigener Gefahr ; und als der alte
Graf Reinhardt einritt mit dem nicht em
pfehlend aussehenden Freier, da versteckte
er die Liebenden in einen unterirdischen
Gang, versorgte sie mit Speise u. Trank,
und entzog sie auf diese Weise dein ersten
'Ausbruche des väterliche» Zornes, der je
doch nun über ihn hereinbrach. Denn als
Reinhardt sein Töchterlein nicht fand und
späterhin vernahm, welch heimlich Liebes
band geknüpft worden, da entbrannte er
in Wuth gegen den Kaplan, dem er gro
ße Schuld beimaß ; und als dieser den Auf
enthaltsort der unterdessen sich weiter Ge
retteten nicht entdecken wollte, mißhandel
te er ihn und warf ihn in seiner Burg
tiefstes Gefängniß, wo ihm nimmer das
Tageslicht mehr graute.
So verfloß ein Jahr, und Reinhardts
Zorn war noch immer nicht verraucht.
Hoch und theuer schwur der Harrherzige:
wenn er seine Tochter fände, so solle auch
sie in einem ewigen Kerker büßen, und
wenn er je schwach genug wäre, ihr zu
verzeihen, so möge in selbem Augenblicke
ein jäher Tod ihn übereilen, und die Ru
he des Grabes ihm mangeln fort nnd fort.
Da traf es sich, daß Reinhardt an ei
nem trüben Wintertage im Forste auf der
Jagd sich verirrte, und von der Nacht ü
berfallen, nicht Weg noch Steg fand,
llnd zu einer Felsenhütte kam er, hart am
Ufer der Donau, wo der wilde Strom
brausend vorüberschoß. Ein junges Weib,
in die Felle wilder Thiere gekleidet, saß da
und wiegte einen Knaben auf dem müt
terlichen Schooße. Es war Etelina, und
als Reinhardt sie erkannte, und den rau
hen Mann das Lallen seines Enkels rühr
te, da schloß er erweicht und bereuend die
lang entbehrte Tochter in seine Arme, nahm
sie mit auf die Burg, und eilte, den un
glücklichen Kaplan ans seinem Kerker zu
befreien. Den rächenden Mächten ist
aber der Mensch verfallen, der sein Höch
stes verschworen. Auf der Stiege zu dein
Gefängniß deS Kaplans glitt Graf Rein
Hardt ans, er stürzte in die Tiefe hinab,
wollte sich aufrichten, erfaßte krampfhast
das steinerne Geländer und verschied.
Erst am andern Morgen fand man ihn;
seine Hand hielt noch den Stein. Sein
Geist aber spukt umher, und muß ruhelos
so lange wandern, bis der Stein, der zum
Anhalten an der Stiege dient, so ausge
wetzt sein wird, daß er in zwei Stücke zer
fällt. Daher die Benennung des alten
Schlosses: Greif in den Stein.
Der seltene Eroberer.
Als Joao de Castro, Vicekönig und Er
oberer von Ostindien, einer der größten
Männer des lliten Jahrhunderts, auf sei
nem Todtenbette lag, ließ er die Beamten
des königlichen Schatzes und die reichsten
Kaufleute von Goa rufen, und sprach zu
ihnen: "Ich schäme mich nicht, Ihr Herrn!
zn gestehen, daß ich in meiner Krankheit
weniger Pflege habe, als der ärmste Krie
ger sie im Hospital findet. Ich kam nach
Indien, um zu fechten, nicht um reich zu
werden, als Krieger, nicht als Kaufmann.
Meine Kriegsgenossen verzehrten weit
häusiger meinen eigenen Gehalt, als
den Sold, den ihnen der König zahlte
Ich wollte Euch einst die Gebeine meines
Sohnes, die einzige Kostbarkeit, die ich
besaß, verpfänden für Geld, um das Heer
des Königs zu bezahlen; Ihr aber nahmt
als Pfand die Haare meines Bartes an.
Daß der Vater so vieler Kinder keine
Schätze sammeln konnte, ist nicht zu ver
wundern. Heute fehlt es mir an Geld,
um ein Huhn zu kaufen, dessen meine
Schwäche bedarf. Meine Bitte an Euch
ist, Jemanden zu bestellen, der meiner in
dieser Krankheit um billigen Lohn pflege."
Dem Vicekönig wurde seine Bitte
gewährt.
Der Schlafwandler.
Während demßevolutionskriege wohn
te bei Brooklyn, N. V., ein reicher Mann,
welcher die Gewohnheit hatte schlafend
umher zu gehen und allerlei zu verrichten.
"Ivillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag öett 19. 1843.
Der Einfall der feindlichen Armee verur
sachte ihm großen Schrecken, und er er
wartete täglich mit Furcht und Zittern daß
er ausgeplündert werde. Unter dem Ein
flüsse dieser Furcht stand er einst bei der
Nacht im Schlafe auf nahm seine schwe
re Gelbkiste, welche er in wachendem Zu
stande unmöglich allein hätte fortbringen
können, trug sie die Stiege hinab, nahm
eine Laterne und einen Spaten, und wan
derte so belastet eine viertel Meile weit zu
einem dichten Gebüsch, um seinen Schatz
zu vergraben.—Nachdem er ihn sorgfäl
tig mit Erde bedeckt hatte, kehrte er wie
der heim und legte sich wieder zu Bette.
Am andern Morgen war er der erste der
das Verschwinden der starken Kiste bemerk
te, ohne jedoch die leiseste Erinnerung zu
haben von dem was er selbst während der
Nacht gethan hatte. Da keine Spuren
eines räuberischen Einbruches vorhanden
waren, so beschuldigte er ohne weiters
ganz wüthend seinen Diener des Dieb
stahls. Ein Monat nach dem andern ver
schwand ohne auch nur das Geringste von
der Kiste auszusinden, und die Familie
wurde endlich in bittern Mangel versetzt,
da in damaliger Zeit nirgends Geld zu
leihen war. Um das Unglück noch zu
vergrößern, wurde sein einziger Sohn von
einem heftigen und langwierigen Fieber
befallen, und es fehlte oft am Nöthigsten
zu seiner Erquickung. Der verzweifelnde
Vater wurde von diesen Bekümmernissen
heftig ergriffen, und sein Schlaf war so
unruhig, daß er oft halbe und ganze Näch
te im Hause herum lief, als ob er vom
bösen Feinde gejagt würde. Seine Frau
und Tochter, welche daran gewöhnt waren,
ließen ihn ungehindert gehen, außer wenn
sie Ursache hatten zu befürchten, daß er-
Schaden nehmen würde, in welchem Falle
sie die heftigsten Mittel anwenden muß
ten um ihn aufzuwecken.
Einmal des Nachts hörte die Tochter,
welche bei dein kranken Bruder wachte,
den Vater schnell die Stiege herab kom
men, und folgte ihm sogleich nach. Er
war angekleidet, zündete ein Licht an und
steckte es in die Laterne, ging dann zur
Thür und sah hinaus; dann kam er zu
rück, nahm die Laterne und den Spaten
und ging zum Hanse hinaus. Erschreckt
darüber, folgte sie ihm nach bis in das
Gebüsch mit großer Bangigkeit, fürchtend
für sich selbst und ihren Vater, denn sie
dachte er möchte sich etwas zu Leide thun.
Nachdem er den Platz ereicht hatte setz
te er die Laterne nieder, räumte eilig die
Erde weg und als er auf die Kiste kam,
stieß er mit dem Spaten auf den eisenbe
schlagenen Deckel, lachte wild und rief:
"Mein Schatz ist sicher, wir werden noch
glücklich sein." Dann nahm er mit der
Kraft eines Riesen die Kiste auf seine
Schultern, nahm die Laterne in die Hand
und eilte heim, zur großen Freude der
Tochter daß ihre vorige Furcht ungegrün
det war. Zu Hause angekommen setzte
er die Kiste auf denselben Platz nieder wo
sie zuvor gestanden war und legte sich dann
wieder zu Bette; die Mutter und Toch
ter aber blieben vor Freuden wach.
Am Morgen erwachte der Vater so trau
rig als je zuvor, und fragte sogleich was
der Sohn für eine Nacht gehabt habe;
und drückte seinen Kummer aus, daß er
nicht fähig sei, besser für die Seinigen zu
sorgen. Endlich bemerkte er die Kiste,
und mit dem größten Erstaunen, ja bei
nahe närrisch vor Freude rief er aus :
"Wer hat dieses gethan ? Wo kommt die
Kiste her?'' Erst nach wiederholten Er
zählungen und Versicherungen der Toch
ter wie es zugegangen, glaubte er ihr, und
freute sich von ganzen Herzen über den
wiedergefundenen Segen.
Erfroren. In der Nähe des Ei
senbahn-Depots zu Paterson, N. I. wur
de am Bten Dieses die Leiche eines Man
nes von Newark, Namens Wm. Faulkes,
gefunden, welcher wahrscheinlich im betrun
kenen Zustande erfroren ist. (Min.
der Hannover
Andreas Hellman, sonst anch
A dam Hör n,
Sein Leben, Charakter und Verbrechen.
Baltimore ~Su»«' vom vorigen Sams
tage liefert eine vollständige Lebensbeschrei
bung dieses Mannes bis zu seiner Verhei
rathung mit Melinda Horn, im August
184 Z, und bemerkt noch, dass die angege
bene» Thatsache« aus einer Quelle komen,
deren Richtigkeit durchaus nicbt zu bezwei
feln ist. Wir haben dieselbe, wegen ihrer
ansstrordttttlichen Länge, zwar nicht von
Wort zu Wort wiedergegeben, jedoch die
wichtigsten Umstände genau und umständ
lich erzählt, u»d glaube» unsern Lesern da
mit einen Dienst zu erweisen.
A n d r e a s H e ll m a n, sonst auch A
dam Horn genannt, wurde geboren in der
Stadt Worms, am Rhein, den Listen
Inni, 1702, und ist setzt in seinem 52sten
Lebensjahre. Wir haben (sagt die
more "Sonne") einen Taufschein vor uns
liegen, welcher von einem Priester unter
zeichnet, und in der Stadt Worms im
Jahre 1792 datirt ist. worin die Rainen
seiner Eltern, und der Tag seiner Geburt
und Taufe, unter dem Namen Andreas
Hellman, angegeben, — welches hinlänglich
beweiset, daß dies sein rechter Name war.
Seine Eltern gaben ihm eine gute Erzie
hung' und brachten ihn, da er sein KZtes
Jahr erreicht hatte, bei einem Schneider in
einem benachbarten Städtchen in die Leh
re, wo er bis zu seinem 2lsten Jahre ver
blieb. Hierauf gieng er auf die Wander
schaft. bereitete alle deutschen Lander, so
wie auch andere Theile von Europa, nnd
kehrte nach einer Abwesenheit von beinahe
Z Jahren im Herbste 1816 wieder nach
dem Ortr zurück, wo er seine Lehrjahre
bestanden hatte. Hier konnte er sich je
doch nicht lange gedulden, und da er viel
von Amerika gehört hatte, so fühlte er
ein Verlangen auch dies Land zu sehen.
Er begab sich daher auf die Reise, und
langte im Jahre 1817 in Baltimore an.
Hier arbeitete er beinahe drei Jahre bei
einem Kaufmannsschneider, und gieng so
dann über Waschington nnd Georgtaun
nach Loudoun Caunty, Virginien, ab.
Es mag hier schicklich sein zu bemerken,
daß er durch sein guteS Betragen, während
seinem Anfenthalt in Baltimore, sich vie
le Freunde erwarb. Er war damals ei n
junger Mann von einem gefälligen Aeus
fern, nüchtern, fleissig, und gut nnterrich
tet. Indessen schien er einen Wiederwil
len gegen das ganze weibliche Geschlecht
gefaßt zu haben. Er betrachtete dasselbe
als ein Sclave des Mannes, während er
das männliche Geschlecht im vollsten Sin
ne des Wortes für den "Herrn der Schöp
fung" hielt. Frauenzimmer waren, sei
ner Meinung nach, nur geschaffen worden
zur Bequemlichkeit des andern Geschlechts;
als Holzhauer und Wasserträger zu die
nen, seine Speisen zu kochen, seineStrümp
fe zu stopfen, nie zu reden als wenn sie
gefragt würden, nnd überhaupt in allein
ihrem Manne unterthänig zu sein. Er
legte die dem Geschlecht betreffendeSchrift
stelle als eine „Gehülfin des Mannes"
buchstäblich auS, während er demselben
alle gesellschaftlichen Vorrechte und Frei
Heiken versagte. Das, dies noch seine Mei
nung ist, mag man aus einer Unterredung
schließen, welche er vor einigen Tagen, seit
seine Vernrtheilung, mit einem nach Ohio
reisenden Herrn hatte, der ihn frug, ob er
etwas an seinen Sohn Heinrich zu bestel
len habe. Er antwortete "Za. sagen Sie
Heinrich, wenn er jemals Heirathe, so soll
er ein religöses Frauenzimmer Heirathen."
Der Herr versetzte, er sollte seinen Sohn
auch rathen religiös zu werden, indem
dies zur wahren Glückseligkeit dem Man
ne so nöthig sei als der Frau. "Nein !
nein! nein !" erwiederte mit Heftigkeit
der alte ruchlose Mann, "das Weib muß
wissen, daß es schweigen und gehorsam
sein soll ; es hat nichts mit dem Manne
zu thun.
Im Herbste 1820 kam er in dem Hause
l6.
des Hrn. Georg M. Abel an, welcher in
Loudoun Caunty, Virginien, etwa 4 Mei«
len von Harper's Fähre wohnt. Herr
Abel war ein alter und sehr achtungs
werther deutscher Bauer, welcher vor vis«
len Jahren von Deutschland gekommen,
und eine große Familie von Söhne und
Töchter aufgezogen hatte. Der alteMann
gewann ihn lieb, und Hellman blieb den
Winter dort, und arbeitete auf seinem
Handwerk. Im Frühjahr 1821 gieng er
nach Baltimore zurück, verweilte aber nicht
lange daselbst, sondern schlug sein Quar
tier wieder in dem Hause des Hrn. Abel
auf. Im December dieses Jahrs verhei»
rathete er sich mit Maria, eine Tochter
des Hrn. Abel, ein liebenswürdiges Mäd
chen von nicht ganz 2o Jahre alt. Sie
blieben zwei Jahre in dem Hause des Hrn.
Abel wohnen, allein schon nach Verlauf
von zwei Monaten verlor er nach und nach
alle Liebe zu ihr. Am Bten August, 1822,
kam Luisa. ihre erste Tochter, zur Welt,
welches Hellman aber als ein ernsthaftes
Mißgeschick betrachtete.
Zm Manat April 1823 überfiel ihn der
Eifersnchtsteufel, und alle bisher zurück
gehaltene Brutalität seiner Disposition
gegen das weibliche Geschlecht, brach von
neuem los. Er beschuldigte seine Gattin
der Untreue, und am 27sten September
darauf, da Heinrich, ihr zweites Kind,
welcher jetzt in Ohio wohnt, geboren wur.
de. wollte er dasselbe durchaus nicht eignen,
und schalt seine Frau eine Hure. Der
Hausfrieden war nun ganz vollkommen
gestört, denn alle Betheurungen seiner ar
men Frau waren vergeblich, und für jede
Gefälligkeit und Aufmerksamkeit, die sie
ihm zu thun suchte, erhielt sie nur Dro
hungen und Verwünschungen. Er hatte
sie jedoch nie persönlich mißhandelt, wes
halb sie, ihrer Kinder halben, eö für
Pflicht hielt bei ihm zu bleiben.
Im Frühjahr 182 t lehnte er einen klei
nen Platz in Loudoun, etwa 1 Meile von
der Wohnung ihres Vaters, wo sie beinahe
8 Jahre lebten, während welcher Zeit im
Juni 1827 das dritte Kind, Johann, ge»
boren wurde, und Hellman öffentlich er
klärte, daß er. im Fall sie noch ein Kind
bekomme» sollte, sie tödten würde- Dies
war jedoch ihr letztes Kind. Als er auf
diesem Platze wohnte, verließ er seine Frau
in einem Anfall von Aergerniß, gieng nach
Baltimore, und blieb 3 Monate aus. Bei
seiner Rückkunft versprach er besser zu
thun-
Um diese Zeit verkaufte Hr. Abel einen
Theil seiner Bauerei, und kaufte für je
des seiner Kinder eine Section Land in
unterschiedlichen Caunties von Ohio. Jo
hann Abel und Georg Abel giengen nach
Stark Caunty, Ohio, und Hellman er
hielt für seine Frau eine Section Land
in Carroll Caunty, im nämlichen Staate.
Sie blieben jedoch bis 1831 in Loudoun,
da sie nach Carroll Caunty zogen,allein er
weigerte sich auf dem Stück Land zn woh
nen, welches seiner Frau gehörte. Als er
Loudoun Caunty verließ, verkaufte er Ei
genthum bis zum Belauf von wenigstens
3000 Thaler. Wie er ein so grosses
Vermögen in so kurzer Zeit mit der Na
del erwerben konnte, obgleich er äußerst
karg war, und seiner Familie beinahe alle
Bequemlichkeiten des Lebens entzog, wird
bis jetzt noch als ein Räthsel betrachtet.
Die fünf Jahre, welche er in Carroll
Caunty lebte, übergehen wir mit Still
schweigen, nur mit dem Bemerken, daß
das Schicksal der armen Frau von Tage
zu Tage unerträglicher wurde, und die
Kinder sich vor ihrem Vater fürchteten,
besonders Heinrich, den er durchaus nicht
als seinen Sohn anerkennen wollte. Als
er Carroll Caunty verließ, eignete er zwei
schöne Bauereien nur eine halbe Meile
von der jetzt blühenden Stadt Carrollton,
die er zu hohen Preisen verkaufte.
Im Frühjahr 1836 zog Hellman nach
Logan Caunty, zum großen Troste der