Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 31, 1843, Image 1

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    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Camities allgemeiner Anzeiger.^
AcadiN g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben von A r noldP uwell e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Cherrn AUey Beh m' s gegenüber
Jahrgang zanre 21?.
Gedingunge N.-Der Nlhcrllle IZtobnrKtrr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt.' Der SubscriptionS-Preis ist Ei n Thaler des Jahrs, welcher IN halbjähriger Vorausbe«
zahlung erbeten wird. Wer im L.iufe des Zabres nicht bezahlt, werden Hl 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als l> Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn si«
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.Hirlanda,
Herzogin vonßretagne.
(Eine Geschichte deö Alte» thu»»-.)
(Fortselmng.)
Zweimal schon hatte der Schall der
Trompete denjenigen vorgerufen, der sich
der Hirlanda annehmen wollte, und nie
mand erschien. Nun sah Hirlanda den
Tod vor Augen, warf sich auf die Kniee
vor das Krucifix und betete, stand dann
auf, und sagte mir gebrochener Stimme
zum Volke: Dem lieben Gott sei es be
kannt, daß sie unschuldig sei, aber weil er
es so wollte, so solle sein Wille geschehen.
Sie verzeihe allen von Herzen, die an ih
rem Tode schuldig seien und bitte Gott
für sie um Gnade.
Nun ertönte der Trompetenschall das
dritte und letztemal, und da niemand an
eine Rettung dachte, drängte ein Ritter
mit ansehnlichem Gefolge durch das Volk
herein, den bald alle Andern, nicht aber
Hirlanda bemerkten. Auf einem glänzend
weißen Pferde ritt er mit Anstund daher,
sein Harnisch glänzte wie Silber, er hatte
eine schöne grüne Feldbinde mit Her
melin durchwebt, und auf seinem Schilde
war ein silbernes Hermelin in grünem
Felde, mit der Umschrift: Nichts
kann mich beflecken.
Sobald er vor der Bühne des Herzogs
ankam, redete er ihn also an: Durch
lauchtiger Herzog! nachdem ich sichere
Nachricht erhalten habe, daß Eure Ge
mahlin falsch angeklagt, und zum Tode
verurtheilt worden ist ; so habe ich mich
hieher begeben, um mit meinem Blute
und Leben die Unschuld zu schützen, und
mit ihrem falschen Ankläger den Kampf
aufzunehmen, in der sichern Hoffnung,
daß der Himmel der Tugend den Sieg,
dem Laster aber die wohlverdiente Straft
zutheilen werde. Und nach einer tiefen
Verbeugung ritt er muthig in die Schran
ken.
Schon von weitem schimpfte ihm der
Bösewicht entgegen : Komm nur, ich will
dir den Hals schon brechen, und nachdem
er ihn näher hatte und sah, das; es ein
Jüngling von höchstens lii Jahren war,
so schimpfte er noch ärger, daß sich ein so
elendes Milchmaul getraue mit einem be
jahrten Ritter den Kampf aufzunehmen.
Und wirklich, so sehr sich beinahe alle An
wesenden freuten, als sie einen Retter
dahereilen sahen, so sehr schwand auch
die Hoffnung mieder, als man einen so
schwachen Jüngling erblickte. Doch so
gering die Hoffnung war, so ließ man sie
doch nicht ganz sinken.
Die Trompeter bliesen nun zum Kam
pfe, und alle sahen mit bangen Herzen
auf den edlen Jüngling hin. Mit ge
senkten Lanzen sprengten die Kämpfer
gegen einander, und rannten so deftig an,
daß der Verlämnder halb, der Jüngling
aber ganz aus dem Sattel gehoben wurde.
Unwillkürlich seufzte jedermann laut über
das Unglück des Jünglings, und der Bö
sewicht glaubte den Kampf schon gewon
nen, als er den Jüngling im Sande lie
gen sah. Er machte sich von seinem Pfe
rde herunter, um ihn zu durchbohren, er
hatte aber kaum die Erde erreicht, so saß
der Jüngling schon wieder strcitfertig auf
seinem Rosse.
Run sah der Bösewicht wohl, daß er
sein Pferd nicht mehr erreichen werde,
ohne von dem Jünglinge durchstochen zu
werden ; deßwegen stieß er jetzt mit gan
zer Gewalt seinen Speer in das Pferd
seines Gegners, daß sogleich mit dem
Jüngling zu Boden stürzte; aber dieser
war sogleich wieder auf den Beinen, und
während der Bösewicht die Lanze aus
dem Pferde zog, stach ihn der Jüngling
mit dem Schwerte zwischen den geöffne
ten Halsringen hinein, wornuf er sogleich
niedersank.
Ein ungemeines Freudengeschrei ertön
te hierauf von allen Seiten dem Sieger
und der Herzogin zu. Jedermann sah
die Sache als eine Wirkung des Himmels
an, denn aus eigenen Kräften hätte der
schwache Jüngling den starken Ritter
nicht besiegen können hörte man von
allen Seiten sagen.
Sobalo der Bösewicht sich tödtlich ver
wunder fühlte, lästerte er aus vollem
Halse Gott und die Menschen. Der
Jüngling aber stellte sich mit seinem blu
tigen Schwerte vor ihn hin und drohte
ihn in Stücke zu zerhauen, wenn er nicht
der Wahrheit Zeugniß gebe. Da be
kannte der Verräther noch lant vor den
Anwesenden Kampfrichtern, daß er auf
Anstiften Gerards die Herzogin falsch
angeklagt und eines Ehebruchs beschuldi
get habe, von dem er nicht den geringsten
Beweis führen könnte; endlich drang
ihm das Blut stromweis in den Mund,
er redete nur noch wenig halb verständ
liche Worte, und hauchte bald seine schänd
liche Seele aus.
Wer war der Retter der unschuldigen
Hirlanda?
Gerard wollte, über diesen unerwarte
ten Ausgang beinahe ausser sich, in der
Stille davon eilen; aber Artus hieß ihn
fest halten, bis er Kunde von der ganzen
Sache habe.
Nun führten die Kampfrichter den Si
eger vor den Herzog, machten ihm die letz
ten Worte des Bösewichts bekannt, und
wünschten ihm von Herzen Glück, daß
nnn die Ehre seines Hauses, die Ehre sei
ner unschuldigen Gemahlin so gänzlich
gerettet sei. Dann führten sie den Sie
ger auch zur Herzogin, die gar an keine
Rettung mehr dachte, und deßwegen nur
mit vieler Mühe von derselben überzeugt
werden konnte.
Alles war nun begierig den Retter der
Unschuld kennen zu lernen, und auch die
gute Hirlanda, als sie endlich ihre wirk
liche Rettung in dem Tode ihres Ver
läumders und in dem Leben ihres Ver
theidigers vor Augen sah, brannte vor
Begierde zu wissen, wer den ihr Retter sei.
Als er mit den Kampfrichtern ihrer Büh
ne zutritt, sah sie an ihm eine Feldbinde,
welche ihr bekannt vorkam, aber doch
wußte sie nicht, wer der sein möchte, der
sie trug.
Sobald der Sieger die Bühne erstiegen
hatte, warf er sich vor Hirlande auf die
Knie und sagte: Gnädige Frau, seht nun
zu e»ern Füßen euern bisher unglücklichen
Sohn; der seiner besten Mutter zu lieb
das Leben geopfert, aber auch durch die
ses Opfer ihr und sich selbst durch die
Hülfe des Himmels neues Leben gegeben
Hut. Wer ist nun glücklicher als ich, da
ich meiner besten Mutter das Leben ge
rettet habe ; —nachdem auch.ich die Ursa
che so vielen Elendes für sie geworden
bin ?—Nehmet mich nun auch wieder auf
als euren Sohn, und seid meine beste
Mutter!
Hirlanda konnte nur mit Thränen
antworten, die alle ihre Worte erstickten.
Sie schloß ihren lieben Bertrand in die
Arme, und fühlte sich jetzt seliger als sie
noch nie war auf dieser Erde.
Artus, der von allem diesem noch gar
nichts wußte, stand erstaunt auf seiner
Bühne, und wartete beinahe ungeduldig,
den Retter seiner Gemahlin kennen zu ler
nen. Diese nahm nun ihren Bertrand
bei der Hand, verließ ihren Ort, bestieg
die Bühne des Herzogs, und sagte ihm
mit Freudenthränen in den Augen : Mein
Herr, hier habt ihr euren Sohn! Mehr
konnte sie nicht sagen.
Diese Worte machten den Artus bei
nahe zu einer leblosen Bildsäule, ganz
erstarrt stand er da, Freude und Beschä
mung, Seligkeit und Verdammung durch
kreuzten sich in seinem Gemüthe. Un
veuvendet sahen seine Augen auf den
Retter seiner Hirlanda, der das schönste
Ebenbild seiner Mutter war. Während
diesem rückten die Begleiter des jungen
Herzogs herbei, unter denen auch der
fromme Abt von St. Malo im Ritter
harnisch war.
Dieser ehrwürdige alte Diener GotteS,
sobald er den Herzog in einem solchen
Kampfe erblickte, sagte zu ihm : er dürfe
der ganzen Sache im geringsten nicht
"Ivillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
öeu 31. lAtober 1843.
zweifeln, er werde ihm alles erzählen,
wie sein Sohn vor beiläufig 15, Jahren
durch wunderbare Fügung Gottes in sei
ne Hände gekommen, und auf eine eben
so wunderbare Art der Retter seiner un
schuldigen Mutter geworden sei; und was
er nicht zu beweisen vermöge, das könne
die für ihn gewählte Pflegmutter thun,
welche er seither in Verwahrung behalten,
und jetzt auch mit hierher genommen habe.
Er werde sie nun auf daS Schloß führen
lassen, dort werde sich dann alles genüglich
aufklaren.
Artus wußte nicht, ob er über sich selbst,
und seine Leichtgläubigkeit, oder über sei
nen Bruder mehr zürnen solle; doch das
erste, was er sagte, war ein Befehl an sei
ne Knappen, unter Verlust des eigenen
Lebens den Gerard in jenes Gefängniß zu
werfen, in welchem vorher Hirlanda war;
zur Herzogin, ihrem Sohne und seinen
Begleitern sagte er: Ihr meine Lieben!
verzeihet mir, ich weiß noch selbst nicht,
woran ich bin, und was ich thun oder sa
gen soll, wir wollen auf mein Schloß zu
rückkehr'rn, damit ich dort meinem gepreß
ten Herzen Luft machen kann.
Hirlanda, ihr Sohn Bertrand, der
Abt und der Geistliche, den sie nicht von
der Seite ließ, traten nun den Rückweg
zum Schlosse an : ihnen folgte Artus mit
dem ganzen Hofstaate, wohl hundertmal
rief das freudetrunkene Volk nach: Es
lebe Hirlanda! und sehr viele begleiteten
sie auf das Schloß zurück.
Die wenigen auf dem Schlosse Zurück
gebliebenen sahen der guten Herzogin bei
ihrem Wegfuhren traurig nach, so lange
sie konnten, und endlich sagten alle: Ach!
sie ist gewiß unschuldig, aber wer wird sie
retten? Die Meisten giengen dann in die
Schloßkapelle und beteten recht mit In
brunst des Herzens für die so allgemein
geschätzte Hirlanda. Auch manche arme
Familie schickte unter dieser Zeit ihre Ge
bete zum Himmel und jammerte bitter:
Ach wer wird unS helfen, wenn wir Hir
landa nicht mehr haben!, —
Sobald nun die Knappen mit Gerard
im Schlosse ankamen, eilten alle an die
Fenster; schon das verzweifelte Ansehen
Gerards gab ihnen Hoffnung, und da ih
nen auf die Frage: ob die Herzogin ge
rettet sei? Alle mit Ja antworteten, so
waren sie vor Freude beinahe außer sich,
und eilten auf den Schloßthurm um zu
sehen, ob die Herzogin noch nicht zurück
komme. Hier sahen sie den Zug nur in
weniger Entfernung, und gewahrten bal)
einen ihnen ganz unbekannten Ritter.
Das ist gewiß der Retter der Herzogin,
sagte der alte Thurmwächter, und da auch
ein paar Knappen sobald Gerard versorgt
war, auf den Thurm kamen, so war na
türlich die erste Frage an sie: Wer hat
te die Hirlanda gerettet, gewiß der fremde
mitkommende Ritter? Sie antworteten
ja; aber der Ritter, sagten sie, sei kein
Fremder, sondern ihr eigener Sohn, den
man vor etwa 15 Jahren als ein neuge
bornes Kind hier aus dem Schlosse ge
raubt habe. Was, sagte der Thurmwart,
der lebt noch, der ihr Retter? Ja, du
wirst es sehen und hören, sagte einer der
Knappen.
Nun, Gott Lob und Dank, rief der
Thurmwart mit aufgehobenen Händen,
so ist dann die Unschuld der Herzogin für
immer unwiedersprechlich bewiesen, sie hat
diese Freude verdient, und ich habe nie an
ihrer Rettung gezweifelt, aber an einen
jungen Herzog konnte ich freilich jetzt
nicht mehr denken. Aber jetzt kann ich
nicht mehr da weilen, ich muß nochmal in
meine alte Rüstung schleifen und in die
ser will ich dann den jungen Herzog im
Schloßhofe erwarten. Jetzt eilten alle
die Treppe hinunter jedes zog seine besten
Kleider an, und in wenigen Minuten hat
ten sie sich in zwei Reihen ander Schloß
pforte aufgestellt.
Auf dem ganzen Wege konnte Hirlanda
beinahe nichts mit ihrem Sohne Bertrand
reden, denn ihr Herz war zu voll, und je
der Anblick verursachte ihr neue Thränen
der Freude, die auch in den Augen aller
Anwesenden glänzten, sobald die Herzo
gin im Schloßhofe ankam. Hier nahm
sie ihren Bertrand bei der Hand und eil
te mit ihm der Schloßkapelle zu, wohin
Abt Bertrand und alle übrigen nachfolg
ten.
Hirlanda und ihr Sohn warfen sich
vor dem Altare auf die Kniee, und dank
ten mit wahrer Inbrunst des Herzens dem
gütigsten Gott für die empfangenen un
schätzbaren Wohlthaten, und alle dank
ten mit ihnen für die Erhaltung der besten
Herzogin und des hoffnungsvollen Prin
zen. —
Herzog Artus, der etwas später ankam,
traf beinahe Niemand mehr im Hofe, und
ging deßwegen sogleich in das Schloß.
Wo sind den alle? fragte er endlich, da
er alles menschenleer fand; geh, sagte er
einem mitgenommenen Diener, suche die
Herzogin auf. Dieser ging uud fand sie
in der Kapelle, als gerade Abt Bertrand
sie erinnerte in daS Schloß zu gehen, und
weil es schon spät sei, eine Erfrischung zu
sich zu nehmen. Hirlanda gehorchte, und
gieng mit den Ihrigen durch die Sei
tentühre in daS Schloß.
Arcus Und Abt Bertrand.
Herzog Artus war in fortwährendem
Kampfe mit sich selbst und wußte nicht,
was er thun oder sagen sollte. Die na
genden Vorwürfe des Gewissens ließen
ihn beinahe nichts von seinen und seines
ganzen Hauses höchstem Glück fühlen.
Er gieng in ein abgelegenes Zimmer, und
ließ den Abt Bertrand zu sich bitten, der
sogleich zu ihm eilte.
Lieber, ehrwürdiger Abt, redete ihn
Artus an, der ihm bis zur Thür entgegen
gieng, und seine Rechte mit beiden Hän
den faßte; Ihr seid nach Gott der Retter
der unschuldigen Hirlanda, und wahr
scheinlich auch selbst der Retter und Er
zieher meines Sohnes Bertrand, werdet
nun auch noch mein Netter! helfet mir
aus dem elenden Zustande, in den mich die
gerechte» Vorwürfe meines Gewissens ver
setzen, saget mir, waS muß ich thun, um
die schrecklichen Ungerechtigkeiten, die un
verzeihlichen Fehler, wieder gut zu ma
chen, um Gottes Barmherzigkeit, und
Verzeihung von meiner besten Gattin,
meinem lieben Sohne zu erlangen?
Doch sagt mir zuerst, ich bitte euch, wie
kam mein Sohn in eure Hände, und wie
wurdet ihr mit ihm der Retter meiner
Hirlanda?
Der Abt, über diese Gemüthsstimmung
des Herzogs hoch erfreut, nahm das Wort,
erzählte zuerst, wie der junge Prinz in
seine Hände gekommen, wie er ihn seiner
Schwester zur Erziehung übergeben, und
wie dieser an Geschicklichkeit, Gottesfurcht
und Weisheit mit jedem Jahre zugenom
men habe. Dann sagte er: Als ich vor
einigen Tagen mein Gebet am Abende
verrichtet hatte, mich dann zur Ruhe be
gab, und kaum eingeschlafen war, trat im
Traume ein Bote des Herrn zu mir, und
sagte: Morgen sollst du den jungen Rit
ter, den du deiner Schwester zur Erzie
hung übergeben hast, mit einer guten Rü
stung versehen, mit einem Schwerte und
einer Lanze bewaffnen, und übermorgen
sollst du selbst, und deine Edeln mit ihm
nach Nenneö ziehen, denn dort wird er
seine unschuldig angeklagte Mutter vom
Tode retten. Er wird mit einem allge
meingesürchteten Bösewicht kämpfen, und
der Herr wird ihm und der Unschuld den
Sieg veileihen.
Der Himmelsbote verschwand, fuhr der
Abt fort, ich erwachte, und mir war es,
als ob ich nie geschlafen und alles mit of
fenen Augen gesehen habe. Ich Machte
mich auf fieng an zu beten, und jemehr
ich betete, desto gewisser wurde mir der
Befehl des Herrn Kaum sah ich daS
matte Licht der Morgenröthe an den Ber
gen hervorbrechen, so suchte ich meinen
Bruder, erzählte ihm, was ich gesehen,
und gehört hatte; und er in voller Ver
wunderung sagte sogleich, das ist kein lee-
9.
rer Traum, wir müssen uns rüsten und
aufbrechen; ich stimmte ihm bei, hieß ihn
die nöthigen Anstalten treffen, und nann
te ihm alle die mitziehen sollten. Noch
einmal, da alle, die mitziehen sollten, bei
sammen waren, erzählte ich meinenTraum,
und alle waren voll Freude zur Rettung
der Unschuld mit ausziehen zu dürfen;
aber am freudigsten noch war der junge
Bertrand, ja gewiß werde ich siegen, sag
te er, denn Gott ist mit uns, und wer
wird dann etwas wieder uns vermögen?
Den zweiten Tag, so schloß der Abt,
zogen wir fort, und heute Morgens ka
men wir zu Rennes an, wo wir sogleich
erfuhren, daß wirklich ein göttlicher Wink
uns zur Rettung der Unschuld bestimmt
habe. Der holde Jüngling auf den Bei
stand des Himmels fest vertrauend brann
te vor Begierde, für seine unschuldige
Mutter zu kämpfen, und sie durch einen
glücklichen Sieg retten zu können. Be
sonnen und männlich nahte er sich dem
Kampfplatze. Das Weitere haben der
Herzog selbst gesehen, und alles übrige
kann das Weib, welches zur Pflegemutter
für euren Sohn ausersehen war, und den
selben aus diesem Schlosse fortstehlen half,
noch aufklären, die ich deßwegen mit mir
nach Rennes nahm, und die jetzt imSchlos«
se gegenwärtig ist.
(Forlsepunq folgt.)
*
E i n a u S g e m a ch t e r Schurke.
Unter dieser Ueberschrift publicirt der Neu
Uorker Herald folgendes:
"Die Betrügereien, welche an den Emi«
granten verübt werden, die im hiesigen
Hafen ankommen' gehen fast in jedem
Falle von ihren Landsleuten aus, und die
Deutschen, die sich am leichtesten betrügen
lassen, werden durchgehends von deutschen
Juden hintergangen. Am 12 d. (Septem«
ber) kam eine Anzahl von 80 Deutschen
in diesem Hafen im Schiffe Backus von
Hamburg unter der Leitung von Karl F.
Pelsch, der als ihr Geschäftsführer han»
delte. an. Ein Deutscher, Namens Risch«
müller, der hier unter seinen Landsleuten
als ei» verschmitzter Geselle wohlbekannt,
stellt sich sogleich Herrn Pelsch als ein
Geschäftsmann von Einfluß vor, u. nach,
dem er erfahren, dastHerr Pelsch als Ge'
schäftsführer für die Gesellschaft handel
te, welche nach Milwaukie zu reisen beab
sichtige, fragte er, Hrn. Pelsch, ob er nicht
ein EmpfehlungS - Tchreiben an Herrn
Schmidt, einen Kaufmann von hier, habe.
Als er eine bejahende Antwort erhielt,
sagte er, Hrn. Pelsch, daß er von der Re
gierung angestellt sei, um alle Empfeh
lungsschreiben, welche deutscheEmigranten
mitbrächten, in Empfang zu nehmen und
abzulieferu, wofür er von der Regierung,
eine Bezahlung von L 75 den Monat er
halte. Er gab ferner vor, ein Agent der
deutschen Einwanderungsgesellschaft zu
sein, könne als solcher ihr Interesse am be»
sten vertreten, wenn sich die Gesellschaft
geneigt fühle, ihn damit zu beauftragen.
Auf diese Vorstellungen hin übergab Hr.
Pelsch sein Empfehlungsschreiben, Fracht
:c. :c. dem Schurken, und da er ihnen noch
vorstellte» daß wenn sie mit ihm nach Mil
waukie reisen wollten, so könnte er sie
noch am nämlichen Tage, Nachmittags um
zwei Uhr, in die Stadt bringen ; wo nicht/
so müßten sie einige Tage warten, so
machte Herr Pelsch einen Accord mit ihm,
die Gesellschaft zu neun Thaler per Kopf
nach Milwaukie zu bringen, und machte
ihm eine Abschlagszahlung von zwei Tha
ler für jede Person. Nicht zufrieden, die
armen Emigranten bereits einen jeden,um
zwei Thaler betrogen zu haben, verlangte
er noch 18 Thaler für seine Bemühungen
und einen Thaler "GotteSgeld," was ihm
auch bezahlt wurde. Pelsch ging hierauf
ins Schiff um einigeSachenzu arrangiren,
und als er wieder heraufkam, hatte Risch»
müller das Schiff verlassen. Im Glau--
ben, daß alles recht sei, wartete die Gesell»
schaft geduldig drei Tage lang, bis man