Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, September 26, 1843, Image 1

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    55 r/ldi n S, WcNN. Gedruckt und in) ldPuwe tl e, in der Süd «iren Strasse, Ecke der Cherry Allry.B e h >»' 6Wu Uwimus-Hof gegeüul'rr.
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zahlung erbeten wird. Wer im i.'.nlfe deö Jahres' »übt bezahlt, werden Hl -"><> angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreiber angenoninien, und etwaige «lufkündignngen werden nur dann angenommen, wenn sie
einen Monat vor Ablauf deö Subscriptions-Termitts geschehen u»d gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt »'erden. Bekanntmachungen werte» dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe»-. I)s"Briefe und Mtttheilungen müssen p 0 st frei eingesandt werden.
i v l a n d a,
Herzogin v 0 nßretag n e.
(Eine Geschichte des Alterthums.)
(Fortsei.'!»!,!.)
Der junge Prinz kömint niwcrhosst in glitt
Hände.
Das zur Pflegmutter des jungen Prin
zen auserlesene Weib konnte nun sorglos
ihre Wege der Küste zugehen ; ihr Mann
begleitete sie, und ihr ganzes Gespräch
hatte immer nur dieses zum Hauptinhal- j
te, welch gut und fröhliche Tage sie sich.
mit dem Gelde, das ihnen Gerard ver-!
svrochen hatte, verschaffen wollten.
Sie waren also gerarde so, wie heut zu >
Tage noch alle liederliche Menschen sind,!
daß heißt: sie lebten mäßig und ordent-!
lich, so lang sie der Mangel wirklich dazu
zwang, aber sobald man ein wenig mehr!
bekömmt, so muß es auch sogleich wieder'
lm Wohlleben verzehrt sein. Bei diesen
und allen dergleichen Menschen gilt das
Sprichwort: Ist viel da, so ist viel hin.
Und deßwegen kann der liebe Gott solchen
Familien auch nicht viel zukommen lassen,
weil die schönsten Gaben nur etwa für
einen Tag helfen, an denen der Mäßige
oft mehr als eine Woche hätte, und weil
weil sie meistens noch durch Uninäßigkeit
und andere Sünden und Laster zum eig
nen Verderben verwendet worden.
Auch Gerard war jetzt auf dem Schlos
se hoch erfreut, weil ihm seine boshaften
Anschläge so teuflisch gelungen waren,
daß er gar keinen Zweifel mehr haben
konnte, der Prinz werde richtig in die ihm
zugedachte Verwahrung gebracht werden.
Aber derjenige, der Anschläge der
Menschen sieht und besser weiß, als sie
der Mensch wissen kann, macht oft noch
da einen Strich durch unsre Rechnung,
lvo wir am allerwenigsten daran denken.
Und so ging es auch den niederträchti
gen Planen deö Gerards. Die zwei Per
sonen kamen zwar richtig zu Havre de
Grace an, einem See
hafen, wo ehemals alle Scklaven, die
durch ein Ungewitter in denselben getrie
ben wurden, ihre Freiheit erlangten. A
ber schon lange war man von dieser be
sondern Begünstigung abgegangen, und
niemand konnte denken, daß hier der zum
Sklaven gemachte junge Prinz seine Frei
heit erhalten werde. Denn Niemand
wußte, daß er Sklave war, als die zwei
Personen, die ihn in Händen hatten.
Zu St. Malo, einem heut zu Tage
sehr berühmten Orte war damals noch
ein Kloster (welches aber 11 IL zu einem
Domstifte erhoben und der Sitz deö Bi
schofs von Alcto dorthin verlegt wurde)
und diesem Kloster stand Abt Bertrand
vor, ein Mann, der in der ganzen Gegend
als ein wahrhaft frommer, gotteSfürchti
ger, heiliger Prälat geschätzt wurde.
Dieser gieng an einem Abende zur ge
wöhnlichen Stunde zu Bette. Aber kaum
war e'r eingeschlafen, so sah er einen En
gel des Herrn vor sich stehen, der ihm
den bestimmten Rath ertheilte : er solle
sogleich aufstehen, seine Leute versammeln
und bewaffnen, sie in aller Eile nach
Havre de Grace schicken, denn dort wür
den sie einige Flüchtlinge mit einem noch
ungetauften Kinde in ein Schiff eilend
antreffen, welches er retten solle.
Bertrand, der jetzt vollkommen wach
und heiter geworden erkannte sogleich den
Befehl deö Herrn, er machte sich auf,
rief seinem im nächsten Zimmer befind
lichen Bruder,befahl ihm,so geschwind als
möglich seine Leute zu bewaffnen und zum
Ausrücken bereit zu halten. So wie al
les versammelt war, kündigte ihnen Ber
trand im feierlichen Tone den Befehl des
Herrn an, er trug ihnen auf zu eilen,
und das Kind in das Kloster zu bringen.
Alle schätzten und liebten ihren Herrn,
und waren schon seit langer Zeit her ge
wohnt, den Willen desselben pünktlich zu
erfüllen, weil sie überzeugt waren, er wol
le und suche nur Gutes, und ihm verschaffe
die Rettung der Unschuld jedesmal die
seligsten Freuden.
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Cmmties allgemeiner Anzeiger.^
Deßwegen eilten, sobald Bertrand aus
geredet hatte, sein Bruder und alle mit
ihm dem Häven zu mit dem seligen Be
wußtsein, der Herr wird uns schütze», weil
wir seine Befehle zu erfüllen suchen.
Noch vor anbrechender Morgenröthe wa
ren sie an dem bestimmten Orte, sahen
wohl ein Schiff, das auf Jemand zuwar:
ten schien, aber die ihnen angezeigte Beu
te sahen sie noch nirgends. Doch sie zwei
felten nicht, daß sie kommen werde, lind
postirten sich an einen sichern lind guten
Ort, wo sie überzeugt waren, daß sie ih
nen nicht entgehen könne.
Kaum hatte das Morgenroth ein we
nig am am Himmel geleuchtet, so sahen
sie in einer kleinen Entfernung mehrere
Personen dahereilen, denen daS Schiffs
volk, das schon lange gewartet hatte, sehn
lichst entgegen sah. Nun eilte die Mann
schaft des Abtes auf die Flüchtigen zu,
denen das Schiffsvolk bewaffnet entgegen
eilte, und da es so unvermuthel ihre Beu
te von Feinden umrungen sah, so wollte
es mir Gewalt der Waffen dieselbe wieder
erobern.
Aber bald waren mehrere von der
Mannschaft niedergemacht, und die andern
suchten in der Flucht ihr Leben zu retten.
Das Kind kam unverletzt sammt dem nie
derträchtigen Weibe und ihrem Mannein
die Hände der Klosterleute, von denen al
le drei wohl bewahrt in das Kloster zu
St. Malo gebracht wurden, Abt Ber
trand freute sich ungemein, als er das
hoffnungsvolle Kind, das die Vorsehung
so wunderbar gerettet hatte, erblickte, und
eben so sehr freute er sich, daß er jetzt sei
ner wegen dein Verlust eineö kaum etliche
Tage erlebten Töchterchens in tiese Trau
er versetzten Schwester dieses holde Ge
schenk deö Himmels zur mütterlichen Pfle
ge übergeben, und sie dadurch wieder trö
sten konnte.
Sogleich ließ er diese seine liebe Schwe
ster rufen, erzählte ihr die ganze Geschichte,
und bat sie recht angelegen, sie möchte jetzt
gerade dieses Kind für das Ihrige anneh
men, das die Vorsehung selbst wirklich
für sie bestimmt zu haben schiene, und
durch das sie sich und ihrem Hause gewiß
großen Segen und vieles Glück bereiten
werde.
Berite, die Schwester des Abtes, schätz
te und liebte ihren Bruder ungemein, wil
ligte mit sichtbarer Freude in sein aufrich
tiges Verlangen, und war auch im vollen
Sinne eine gute und rechtschaffene Mut
ter an unserm hoffnungsvollen jungen
Prinzen. Am nämlichen Tage wurde er
noch getauft, Bertrand und seine Schwe
ster übernahmen die Gevatterstellen, und
er erhielt den Namen Bertrand. Nun
war er durch die heilige Taufe ein Mit
glied der Kirche Jesu (shristi, und das
Bürgerrecht des Himmels war ihm feier
lich zugesichert.
Hirlanda muff vom Schlosse fliehen.
Jetzt war das unschuldige Kind geret
tet, aber die gute Hirlanda befand sich
noch unter der Herrschaft deö Bösewichts
Gerard, der sie durch noch weit größere
Leiden zu quälen beschlossen hatte. Er
glaubte nun ganz gewiß, daß er den er
sten Erben seines Bruders für immer ent
fernt habe: aber lasse ich ihm seine Ge
mahlin, dachte er, so werden andere fol
gen ; und meine schönen Hoffnungen ver
eiteln ; tödte ich sie aber, so wird er sich
eine andere Gemahlin wählen, und dann
komme ich wieder nicht zum Ziele.
Endlich sielen ihm die damaligen Ge
setze bei, welche seine Anschläge am besten
zu begünstigen schienen; denn vermöge
derselben durfte der Ehegatte, der seine
Ehehälfte verloren hatte, ohne zu wissen,
ob sie noch lebe oder nicht, vor Verfluß
voller sieben Jahren zu keiner andern E
he schreiten. Also die Hirlanda zu einer
unbekannten Flucht bringen, setzte ihn für
sieben Jahre in volle Sicherheit, und durch
siebenjährigen Wittwerstand konnte er
denken, werde seinem Bruder die Lust
zu heirathen vergehen, und dann stehe
er am Ziele seiner Wünsche.
"Vvillig zu loben ,i»d ohne Fu.'cht zu tadeln."
öen Ltt» !BtZ.
Gedacht, gethan. Und wie die ver
schmitzte Bosheit zu allen ihren Anschlä
gen mit Auffindung tauglicher Mittel
gleich fertig ist, so fand auch Gerard bald
die schicklichsten Anschläge seine Schwä
gerin noch mehr zu quäle». Sie hatte sich
in ihrer traurigen Lage nur sehr wenig
erholt, glich mehr einein bloßen Schatten
bilde, aIS einem wirilichen Menschen, und
schon fieng Gerard an, ihr die bittersten
Vorwürfe darüber zn machen, daß sie ei
nen verbotenen Umgang um dein nächst
wohnenden Edelmanne pflege, und durch
diese Untreue die ganze Familie in Schan
de und Spott bringe.
Hirlanda, welcher solche Vorwürfe und
Beschuldigungen noch das allerbitterste
auf Erden waren, weil sie ihre Ehre und
Tugend tief tränkten, san.' ganz ohmäch
tig zu Vcdeii, und ihre Kammerjungfrau
en brachten sie erst nach langer Zeit wie
der zum Leben und zur Besinnung. Sie
klagte ihrem Gott diese unverschuldeten
Leiden, und schrieb unrer bittern Thränen
einen Brief an ihren Artus. Aber die
ser halte mit den frühern das nämliche
Schicksal, alle kamen in die Hände Ge
ralds.
Dieser Bösewicht schrieb jetzt einen an
dern Brief an seineil Bruder, und mach-
te seine Schwägerin ihm ziemlich ver
dächtig, durch mehrere beigefügte Sagen,
die in und außer dem Schlosse im Umlaufe
seien. Und da er die Dienerschaft nun
beinahe ganz auf seiner Seite hatte, so
fehlte eS ihm nicht mehr all Beweisen,
welche alle diesc Anschuldigungen dein Ar
tuS mehr als wahrscheinlich machten, wenn
er Beweise verlangen würde.
Die Antwort deS 'Artus kam gerade
an, aIS Gerard bei Hirlanda war, und
sie unaufhörlich mit seinen bittern Vor
würfen quälte; lind da er nicht zweifel
te, dieses Schreiben werde seinem Vor
haben günstig sein, so hieß er eS sogleich
erbrechen und laut vorlesen. Aber es war
!so zweideutig, daß wedenGerard damit
j zufrieden sein konnte, noch Hirlanda alle
Hoffnung verlieren Denn Artus
konnte immer noch nicht gruben, daß sei
ne Gemahlin so großer Verbrechen fähig
sei.
Doch die Bosheit kömmt nur selten in
Verlegenheit und weiß sich dann auch wie
der leicht zu helfen, weil sie kein Mittel
scheut, wenn es nur zur Erreichung ih
rer Absicht dienlich ist. Was also der
vorige Brief bei Artus nur von weitem
vorbereitet hatte, das brachten die folgen
den endlich zu Stande; nur was Artus
bei allem diesem doch noch nicht befehlen
! wollte, daS wußte der listige Gerard auf
! eine andere Art zu erzielen.
Die immerwährenden bittern Vorwür
!fe brachten nämlich die Hirlanda in eine
! Lage, in welcher ihr der Tod gar nichts
! mehr schreckendes sein konnte, und sie oft
wünschen mochte, wenn sie nur die elen
!deste Dienstmagd wäre, aber ruhig nnd
! zufrieden ihr schlechtes Stückchen Brod
genießen könnte.
Ihre liebste Kamnierjungfrau hörte
oft diese aufrichtigen Wünsche, aber statt
die Herzogin zu trösten, war sie nieder
trächtig genug, aus Liebe zu dem elenden
Gelde alles dieses dem boshaften Gerard
zu hinterbringen. Dieser ertheilte ihr je
desmal wieder die nöthigen Befehle, wel
che, weil sie verschlagen genug war, der
guten Hirlanda so hinterbrachte, als wenn
sie alles nur im Geheim von Vertrauten
erfahren hätte, wobei oft eine schalkhafte
Thräne das herzlichste Mitleid zu bewei
sen suchte.
So kam diese nichtswürdige Dirne ein
mal zu Hirlanda, und sagte ihr unter
häufigen Thränen, daß ein Befehl des
Herzogs angekommen sei, vermög welchem
sie Gerard todten solle; worüber sie bei
nahe mehr, als selbst Hirlanda jammerte.
Endlich fragte Hirlanda; Was soll ich
doch um Gottes Willen anfangen ? und
die unterrichtete Helferin sagte unter fort
währenden Thränen, eö sci kein anders
Mittel mehr übrig, als, daß sie verkleidet
die Flucht ergriffe; denn bliebe sie diese
Nacht über im Schlosse, so werde sie ge
wiß ein Opfer des Todeö werden. Sie
bot sich an ihr Kleider zu verschaffen, und
ihr bestmöglich zur unbemerkten Flucht
zu helfen.
Hirlanda glaubte selbst, daß dieses der
einzige übrige AuSweg sei, um ihr Leben
zu retten. Sie bat deßwegen dringend
um diese angebotene Hülfe, nahm ihre
wenigen Kostbarkeit», die sie noch in der
Nähe hatte, zusammen, und floh eilig im
schlechten Kleide einer armen Dienstmagd
aus ihrer fürstlichen Heimath, ohne zu
wissen wo sie eine Herberge und ihren
nöthigen Lebensunterhalt sind:» werde.
Aber sie wußte sich unschuldig und durch
zog deßwegen im festen Vertrauen auf
den Beistand deS Himmels die nächst ge
legenen Wälder, bis die einbrechende Nacht
sie überfiel, und die Mattigkeit ihrer
Glieder ihr das Weitergehen unmöglich
»lackte.
Nun war sie freilich nicht mehr in ih
rem mit allen Bequemlichkeiten versehenen
Schlosse, aber da dieses schon länger für
sie ein Ort der Ouaalen war, so freute sie
sich jetzt, daß sie mit ruhigem Gewissen
in dem großen Hause Gottes unter dem
herrlich glänzenden Dache des Sternen
himmels übernachte», und ohne bittere und
nie verschuldete Vorwürfe ausruhen ton
ten. Sie dankte laut der gütigsten Vorse
hung sür diese ihr so erwünschte Verfü
gung, und gerieth endlich unter fortwäh
renden Lob- und Dankgebeten in eine»
sanften Schlaf, von dem sie erst mit auf
gehender Sonne wieder erwachte uno für
den sie ihrem lieben Gott recht von Her
ze» dankte,denn lange schon hatte sie nicht
mehr so gut geschlafen.
Aber jetzt sieng sie auch wieder aufS
neue an von ihrem Schlosse, das sie noch
in der Ferne erblickte, weiter zn fliehen.
Mehrmal traf sie mitleidige Menschen,
welche sie für eine dienstlose Magd haltend
mit Nahrungsmitteln umerstutzten, lind
lhr eine schlechte Herberge gaben. Auf
solche Art kam sie nach wenigen Tagen
in die Nähe eines schöne» ganz in Wäl
de» n gelegenen Schlosses, auf welchem sie,
weil sie sich weit genug entfernt und sicher
glaubte, einen Dienst zu suchen beschloß.
Der Herr des Schlosses war schon ge
storben, u. seine Gemahlin war alö Witt
we im Besitze desselben. Zu dieser gieng
nun Hirlanda, nnd bat sie um Arbeit und
Unterhalt; die Antwort war, es seie der
mal Niemand nöthig, alö eine Person zum
Viehhüten, wenn sie diesen Dienst über
nehmen wolle,so rönne sie bleiben. Hir
landa versprach getreue Besorgung deö
Vieheö und war herzlich wohl mit dieser
armseligen Anstellung zufrieden.
Herzog Artn«! kömmt aus du» Felde znrnck,
kann aber zu Hause kciu Vergnügen flnden.
Gerard wurde endlich von der Flucht
der Hirlanda benachrichtiget, die er schon
wußte, und lange schon gewünscht hatte.
Aber da es schon später Abend war, äu
ßerte er bloö zum Scheine seine Besorgnis;
vor der übrigen Dienerschaft, (denn nur
er, die Kammerjungfrau und ein Paar
Vertraute wußten den ganzen Hergang
der Sache) doch sagte er, sie wird nicht
weit sein, sie wird sich wohl ihrer großen
Vergehen wegen schämen, und morgen si
cher wieder zum Vorschein komme».
Am zweiten Tage ließ er zwar daö
Schloß u»d alle Gebäude, aber vou so
weiligen Leuten durchsuche», daß sie den
ganze» Tag damit zu thun hatten, und
den dritten endlich wurde auch außer dem
Schlosse in der Umgebung von einigen
Stunden gesucht, aber sie kamen natürlich
mit der gewünschten Nachricht zurück,
daß sie nichts gefunden haben. Nun
konnte sich der Bösewicht wirklich sei
ner gelungeneil Plane wegen freuen, denn
jetzt war sein Bruder wirklich auf volle
sieben Jahre zum Wittwer geinacht; und
sonlit hatte er Zeit genug gewonnen, auf
andere Mittel zu denken, um seine bösen
Absichten vollends zu erreichen.
ADansenöe Anmmer 4.
Für jetzt schien ihm daö Nöthigste zu
sein, daß er seinen Bruder Artus besuche,
damit er ihn, wknn er etwa noch Zweifel
haben sollte,vollends von der Untreue und
den schändlichen Vergehen seiner Gemah
lin überzeuge. Er machte sich also zur
Abreise fertig, und kam bald mit de»
Seinigen beim Herzoge im Lager an, den
er wirklich mir seinem Besuche überraschte.
Artus hatte durch seine schweren Her
zenSleiden, durch seine» Gral» über die
Untreue seiner Gemahlin, und dann wie
der durch sein Mitleid für dieselbe, wenn
sie unschuldig wäre, was er immer wieder
glauben konnte, seine schöne blühende Ge
stalt so sehr vorioren, daß jeder seiner
Freunve glaubte, er werde durch ei.", lang
sames Abzehren ein Opfer des Todes wer
den.
Die erste Frage an Gerald war: Wo
ist meine Hillanda? ist sie so großer
Verbrechen wirklich schuldig? waS soll
ich doch mit ihr anfangen? — Gerard, der
1» der betrügerischen und schmeichelnden
Beredsamkeit wohl erfahrne Schurke ant
wortete : Wie kann Herzog ArtuS wohl
noch daran zweifeln, daß sie schuldig sei,
oder glaubt er etwa, daß der leibliche
Bruder fähig sei, ihn in so wichtigen
Sache» so schändlich zu hintergehen '.—
Er fuhr fort : Ich habe schon in den er
sten Taget», alö ich auf deinem Schlosse
war, ziemlich deutliche Spuren der Un
treue bemerkt; aber diese achtete ich nicht,
ich hielt deine Gemahlin für rechtschaffen,
bis ich wirklich Beweise hatte, und diese
waren die eidliche Aussage ihrer Diener
schaft, an denen zu zweifeln ich keine Ur
sache habe. Und da nicht nur einer, son
dern mehrere solcher Beweise zusammen
trafen, so glaubte ich mit gutcm Gewis
sen die Sache vor meinem Bruder nicht
»»ehr verberge» zu dürfen.
Doch, damit schloß Gerard, der sicherste
Beweis aus allen ist gewiß dieser, daß die
Herzogin, sobald sie merkte, ihre Schand
thaten seien bekannt, sich durch eine schänd
liche Flucht auS dem Staube »nachte. Ich
gab mir alle mögliche Mühe, sie wieder
aufzusinden, aber keiner der Suchenden
konnte auch nur eine Spur von ihr ent
decken. Hätte sie ein gutes Gewissen,
so dürfte sie nicht fliehen. Was ich ge
sagt habe, werden meine eigenen Leute,
die bei mir sind, bestätigen.
(Fortscl.umg folgt.)
N euV 0 r k>—-Der Eorouer hielt ge
stern Besichtigung über die Leiche William
D. BellS. der in No. 28!) Grand St- ei'
nen Laden hatte. Der Verstorbene war
zwischen und lit» Jahre alt; gegen 2
Uhr ging er auf das Aparlement und blieb
so lange aus, daß sein Clerk ihn suchte
und fragte» ob er irgend etwaS bedürfe.
Die Antwort verlautet verneinend. Der
Elerk sandte später mehrmals den in,
Laden angestellten Jungen ab, um nach
den Herrn zu sehen. Zuletzt sagte der
Junge, er sei eingeschlafen, und alö der
Elerk sogleich hinzuging, fand er, daß Hr.
Bell todt war. Er starb an Unterleibs
entzlindung.
Tochterheiratl). Die Zeitung
"NorwichNewö" meldet, dass indem sonst
friedlichen Städtchen Stonington (Eonn,)
eben eine große Aufregung herrschte. El<-
der Anderson, ein Baptistenprediger, hei
rathete nämlich vor w Jahren eine Witt
we, die Frau Douglas» von Newark, N.
I.' welche 2 Kinder, einen Sohn und eine
Tochter, hatte, von denen letztere bei
Mutter Vermählung etwa 12 Jahre ale
war. Vor ohngefähr anderthalb zahlen
starb Frau Anderson, und die Achter be
sorgte die Haushaltung ihreS Stiefvaters.
Der Geistliche, welcher seitdem einige Mo
nate verreist war. kehrte nun kürzlich mit
einem neuen Weibe, und zwar seinel leib
haftigen Stieftochter zurück. Nach sei
ner Behauptung ist sie seit dem letzten
Oktober seine Frau geworden. Eine De
putation von Bürgern verlangte von ihn;