Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 27, 1842, Image 1

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    c.l Ving, MNN. Gedrückt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Cberry Alle« Beh m' s Wirrbsbans-Hof gegenüber.
Jahrgang 4, gaine I7Z.
Bedingung« N.-Der Alberale ücvbnckter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Luperial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Thaler des lahrS, welcher in halbjähriger Vorausbe
zahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 5v angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreibe»' angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
einen Monat vor Ablauf dcs subscriptions-Terminö geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibe»-», in hiesiger
«Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postsrei eingesandt werden.
Versicherung gegen Schaden oder Verlust
durch Feuer.
Freibrief immerwährend.
Die Spring-Gardei» Dersicherui,
sellschaft von Philadelphia,
Macht Vcrstchcrliug, entweder für eine
Zeitlang oder für immcrwährcnd, gegen Ver
luste oder Schaden durch Feuer in der >
Stadt und auf dem Lande, an Häusern,
Eschener» und Gebäuden aller Art; an Haus-!
qerathc, Kaiifmanilsgütcrn, Pferden, Riud-!
Vieh, Ackerhauerzeuguiffe, Coinmerciclle und
Fahrik-Stocks und Gcräthschaftc» von jeder
Bcncniiung; Schiffen und deren tadung im
Hafen, sowohl als Mortgätscbcs und Grund
Renten, unter den höchst günstigsten Bedin
gungen.
Mit Gesuche für Versicherung (Jnsuraucc)
in Berts Caunty, oder für einige Belehrung
über diesen Gegenstand, wende man sich per
sönlich oder durch Briefe an John G-
charda, Rcchts Anwalt, Druckerei dcsßcrks
und Schuyltill Journals, Readiug, Pa.
Morton MrMll-Nnrl, President.
L. Arumhhaar, Sekretär.
Direktors:
Morton McMichacl,! Charles Stokes,
Joseph Wood, j Arclzibald Wright,
P t. taguerenne, > Samuel Townseud,
Elijah Dallet, I R. W. Pomroy,
Charles W. Schreiner.
Readiug, November 1. bv.
Dr. G. Ch. Echcrdlin's
B l u t r e i n » g e n d e Pillen,
Die slchin der Stadt seit meh
ren Jahren, durch ihre vorzügliche Güte, be
der leidenden Menschheit ein so hohes, wohl
verdientes Ansehen erworben haben, daß ih
nen heute alle audere Pillen und Medizi
nen,die zur Wiederherstellung der Gesundheit
gebraucht werden, weit nachstehe«, haben auch
ihre Erscheinung in diesem Staat gemacht,
und zwar in Begleitung vieler angesehener
Zeugnisse ihre ausgezeichnete Heilkräfte be
stätigend.
Herr Scherdlin ist ein von der pariser
Universität gradnirter Doktor, und kann
daher mit den vielen Quacksalbern nnd
Marktschreiern die in den Zcituugcn ihre No
strum« so hoch preise», um ein leichtgläu
biges Publikum zu bethöreu, keineswegs ver
gliche» werden. Das Werk muß dcn Mei
ster loben.
Für den Verkauf im Große» und Kleinen
»st Unterzeichneter als General Agent
für P e n ns y l v a n i e n angestellt worden
mit dem Rechte Untcr-Agcutcn zu eriikunen.
Für Nntcr Aaentschaft melde man sich da
her in portofreien Gesuchen, an
G. Tav.
Reading, Penn'a.
EZ»Kleinverkanf in Reading bei Wittwe
Sarah VNorria nnd bei Hrn. Stichter u.
McAniqht,— Preis einer Schachtel
mit 55, Pillen-A?» Cents.
Reading den Sept. bv.
PVocl amation.
Nachdem der Achtbare John Sank»,Esg.
President der verschiedeiiei'. Courtcu vonEom
mon Pleas, des dritten Gerlchtsbczirks, be>
stehend ans dcn Cauntics Berks, Northamp
ton und techa, »u Pcnnsvlvauie». nnd Rich
ter der »»tcrschiedlichcn Conrten von Oyer
und Terminer, der vierteljährlichen Sitzun
gen und allgemeiner Gefängniß Erledigung,
in gedachten Cauntics, und Mathias S.Rei»
chard und William Addams, Esq's, Richter
der Conrten von Oyer und Termiuer, der
vierteljährlichen Sitzungen nnd allgemeiner
Gefängniß Erledigung, für die Richtung von
Haupt- uud audern Verbrechen in gedachter
Cannti) Berks, ihrem Befehl au mich ausge
stellt habe«, datirt Reading den 7. Novmbr,
I L 42, worin sie eine Conrt vonCom»
mou Pleas der allgemeinen vierteljährliche»
Sitzung?» Oyer und Terminer und allgemei
ner Gefängniß Erledigung anberaumen, wel
che gehalten werden soll zu Reading, für die
Canntv Berks, auf dcn ersten Montag
im nächsten Januar den Sten
des ersagten Monate sein nnd welche
zwei Wochen dauern soll —
So wird hiermit Nachricht gegeben an dcn
Eoroner, die Fricdcnsrichtcr und Constabel
der gedachten Caunty Berks : daß sie sich zu
erjagter Zeit, um I<Z Uhr Vormittags, mit
ihren Verzeichnissen, Registraturen, Unter
suchungen llild Examlnatiouen und alle» an
dern Erinnerungen einzusittde» habe»,um sol
che Dinge zu thu«, die ihren Aemtern zu
thun obligen.—Desgleichen Diejenigen wel
che verbunden sind gegen die Gefangenen die
in dem Gefängnisse der Caunty Berks sind,
oder da»»» sein mögen, gerichtlich zu verfah
ren, so wie es recht sei» mag.
Daniel tLsterly, Scheriff.
Scheriffs Amt, Reading,)
December 6, 1842. 4m.
"Gott erhalte d«c Republik!"
s?» Die Zeuge» und Jurors, welche anfer
sagte Conrt vorgeladen sind, werde» ersucht,
Pünktlichkeit zu beobachten : im Fall ihres
Und Berks, Montgomcry und Schuylkill Cauntics allgemeiner Anzeige^
Ausbleibens werden sie in Gemäßhcit des
Gesetzes dazu gezwungen. DieseAnzcige wird
auf besondern Befehl der Court bekannt ge
macht, Daher alle Diejenige«, welchen es an
geht, sich darnach zu richte» haben.
DZ>Die Friedensrichter durchaus derCann
ty sind ehrerbiethigst ersucht Bericht von Re
cognizances und Anklagen an einen der pro
sequirenden Anwälde, Peter Filbert und I
Pi ittgle Jones, Esq., einige Tage vor der
Conrt zu machen, so daß Bills zubereitet
werden mögen, für das Handeln der Grand
Jury uud Parteien, Aengen und beiwohnen
deJury keine Zeit verlieren.
Er muß!
F a n l möchte gern wohl Mancher sein,
Im Nichtsthun täglich sich erfreu'»,
Weil» er's zu machen wüßte,
Und nur nicht— hungern müßte.
Drnm ist er thätig, mit Verdruß;
Warum denn das? Ei mm er mu ß.
Die junge Frau dcs alten Herrn,
Ach lieber möchte sie wohl gern
Den Herzgklicbttn küsse».
Doch mag sie's auch Verdrüßcn,
Sie giebt dem Alten manchen Kuß,
Den» die Gemahlin, ach sie muß.
Und maucher tapfre Kriegesheld,
Gern woll't er wohl das Schlachtcnfcld
Dem Feinde überlassen;
Doch es gilt Muth z» fasse».
Keck dringt er vor, schickt Schuß aus Schuß
Zum Feinde hin, warum? —er muß.
Es fuhr so mancher Erdensohn
In prächl'gen Equipagen schon,
Und ritt auf schönen Pferden
Mit prunkenden Gebehrdeu.
Jetzt aber schreitet er zu Fuß
Warum deun das i Ei nun er muß.
Ei» Andrer war nicht bcutelfaul,
Galt es nur seinem Leckermaul.
Fasanen nnd Pasteten
Verzehrten die Moneren.
Jetzt sind Kartoffeln sein Genuß ;
Er speist sie gern, warum? —er muß
Eiu Dritter lebte lange Zeit
Im Müßiggänge uiiAcscheut;
Doch ging sein Geld zn Ende.
Nu» rühret er die H >ude.
Ihm ist's zwar eine harte Nuß,
Allein der Hunger drangt er muß—
X hat ein Wcib, zwar r e i ch, doch a l t,
Häßlich an Seele nnd Gestalt;
Geru wollt' er alles Küssen
Von dieser Holde» misse».
I Doch sie hält ihn »m Ucberstliß,
Er muß sie lieben, ach! er muß.
Dies Liebchen hab' ich nur gemacht,
Weil mir der Rein» dcn Stoss gebracht,
Sonst wär' es »nterblieben
Und gar nicht erst geschrieben.
Ei» Reim ist übrig noch: der Schluß ;
Ich rüde schncll drum, weil ich muß.
Heiratheu der Sibirischen Tataren.
In dem Hause, worin die Ceremonie
geschehen soll, kommen die Eingeladenen
zusammen; mit Decken behangene Bänke
und eine Tafel mit Erfrischungen stehen
bereit. Die Verlobten ertheilen denjeni
gen, welche zuerst ankommen, einen Preis,
und es werden an einem gewissen Orte
eigene Pferde vermiethet, welche zu diesem
Zweck in Bereitschaft stehen. Die Preise
stecken vor dem Hause auf hohen Stan
gen ; wer zuerst ankommt, hat die Wahl,
und so fort. Das Zimmer der Braut ist
mit Trinkern angefüllt. Die Anverwand
ten der Braut führen den Bräutigam in
den Hof, den er dreimal umgehen muß,
und wenn er bei dem Zimmer der Braut
vorbei kommt, fliegen Stücke Tuch aus de
ren Fenster, worüber das Volk herfällt.
Hierauf geht er in das Zimmer, wo der
sich dort befindende Priester ihn fragt, ob
er die Person zur Ehe begehre? Alsdann
wird die Braut geholt und ihr dieselbe
Frage vorgelegt. Nach beiderseitiger Be
jahung und nach Einwilligung der Eltern
erklärt der Priester dem Bräutigam die
Gesetze des Ehestandes, wovon das vor
nehmste ist, daß er ohne Einwilligung sei
ner ersten Frau keine zweite nehmen darf.
Hierauf segnet er das Paar ein, und en
det den Akt mit einem lauten Gelächter,
worin alle Gegenwärtigen einstimmen.
Als Hochzeitsgeschenk geben Viele einen
"Lvillig zu lobe»» und ohne Furcht zu tadeln."
be« 27» 1842»
Zuckerhut, welcher zerschlagen und unter
die Gäste vertheilt wird. Man begiebt
sich hierauf in den Saal, wo das Mittags
brod aufgetragen ist, und drei Tage hin
durch, alö so lange die Festlichkeit dauert,
wird getrunken, gegessen und lustig ge
schwärmt. Bei der Ceremonie mit dem
Bräutigam darf Jeder zugegen sein, aber
bei der mit der Braut nur ihre Verwand
ten und vertrautesten Freunde. Den Tag
nach der Hochzeit kommen diese bei ihr zu
sammen und beweinen ihre verlorne Jung
frauschaft. Die Braut sitzt, von vielen
Jungfrauen umgeben, hinter einem Vor
hange, und ihr zur Seite ihre vertraute
ste Gespielin. Beide Letzteren sind mit
einem großen weißen Tuche bedeckt; die
Verwandten und anderen Eingeladenen
kommen nach einander, sie zu umarmen,
und treten wieder zurück. Endlich erschei
nen zwei männliche Verwandte des Bräu
tigams, setzen sich mitten im Zimmer und
stimmen das Brautlied an. Unterdessen
beginnen die Weiber und Jungfrauen zu
weinen. Wcnn das Lied zu Ende, gehen
die Mannspersonen hinter den Vorhang,
fassen den Teppich, worauf die junge Frau
mit ihrer Gespielin sitzt, bei allen vier
Zipfeln, heben sie damit auf und tragen
sie bedeckt in ein anderes Haus. Hier
wird sie auf eben die Art, als im ersten,
hingesetzt, und die Ceremonie ganz eben so
wiederholt. Hernach fängt man nach der
lärmendsten Vokal- und Instrumental-
Musik zu tanzen an, und die Braut bleibt
die ganze Nacht dabei. Am folgenden
Tage nimmt sie der junge Ehemann als
unbestreitbares Eigenthum in Empfang.
Das Legat.
Herr K ein wohlhabender Mann in
H.. . ~ starb im Jahre 18 ... Er
hatte ein Testament hinterlassen; nachdem
er über sein Vermögen disponirt, da er
keine Kinder harte, erwähnte er auch sei
ner Frau darin mit folgenden Worten:
habe das Unglück gehabt, ein sehr
unzufriedenes Leben mit meiner Frau E
lisabeth zu führen, da sich ihr ungestümes
Betragen durchaus nicht ändern wollte
und da sie alle meine Ermahnungen ver
spottete, auch stets auf Mittel sann, mich
höchst unglücklich zu machen. Auch die
Vorstellungen der vernünftigsten Men
schen fruchteten nichts bei ihr; sie war und
blieb verstockt und mir zur Qual geboren.
Die Stärke Simsons, die Weisheit Salo
mons, die Geduld Hiobs und aller Wei
sen erhabene Eigenschaften wären nicht
hinreichend gewesen, meine Frau zu beherr
schen und auf dcn rechten Weg zu füh
ren. Aus diesen angeführten triftigen
Gründen vermache ich ihr hiermit
einen Thaler.
Was seil! soll, schickt sich wohl.
Im Jahre 1822 kam ein junges Mäd
chen mit einem Bündel in der Hand in
ein Thor von Warschau eingewandert.
Der Nisitator hielt das Mädchen an,
um ihr Bündel zu untersuchen. In eben
dem Augenblick wollte ein Bürger War
schau's aus dem Thore gehen; das hüb
sche Mädchen fiel ihm auf, er blieb stehen,
betrachtete sie mit Wohlgefallen, und bei
der Visitation erzählte die Einwandernde
dem Visitator unbefangen: sie sei ganz
fremd in Warschau, und wolle einen
Schwager aufsuchen, den sie nicht kenne,
um vielleicht von diesem etwas von dem
Nachlaß ihrer Schwester zurück zu erhalten.
"Können Sie mir nicht sagen, wo der
Bäcker T. wohnt?" fragte sie den Visi
tator.
Der Lauscher hörte seinen Namen nen
nen.
"Das bin ich, mein liebes Kind!" rief
er aus: dürfen Sie nicht lange suchen.
Begleiten Sie mich in meine Wohnung.
Ich habe schon zufällig erfahren, was Sie
nach Warschau geführt hat. Kommen
Sie mit mir. Die Sache wird sich schon
machen lassen."
Das Mädchen begleitete nun ihren so
unerwartet gefundenen Schwager. Die
Sache machte sich wirklich. Der Bäcker
gab der Jungfrau nicht bloß den ganzen
Nachlaß seiner verstorbenen Frau, sondern
er fragte auch, ob sie ihn dazu nehmen wol
le ? Sie sagte Ja, und bald darauf er
folgte die Hochzeit.
Zeitunge n>—-Eine Zeitung ist ei
ne Schule für eine Familie mit Kindern,
die weit mehr werth ist, als dieselbe kostet.
Selbst die geringste Zeitung bringt etwas
Neues. Kinder lesen oder höken den In
halt und erhalten dadurch eine Kenntniß
der Lebensverhältnisse und anderer nütz
licher Gegenstände, die ihnen mehr werth
ist als ein Geschenk von 50 Acker Land. —
Viele Eltern ahnen die ungeheure Wich
tigkeit einer Zeitung für eine Familie mit
Kindern nicht. Wir machten früher schon
die Bemerkung und wiederholen dieselbe,
daß der Unterschied zwischen dcn Kindern
von zwei Familien, die gleiche Anlagen
ben und in die nämliche Schule gehen, er
staunlich ist wenn die Kinder einer Fa
milie die freie Benutzung einer Zeitung
haben, und die der andern nicht. Eine
vollständige Hälfte, und-dazu eine wichti
ge Hälfte der Erziehung in Bezug auf die
Geschäfte der Welt, und die Fähigkeit sich
eine achtbare Stellung zu erschwingen,
ist von Zeitungen abgeleitet. Welche El
tern möchten ihre Kinder nicht achtbar
wissen ? Wer möchte seine Kinder unver
ständiger haben, als die seines Nachbars?
Und wie gering ist der Preis einer Zeitung
selbst in diesen harten Zeiten, im Vergleich
zu dem Nutzen, den sie einer Familie
bringt? Volks Blatt.
-ü-ü-Hsi
Vielversprechen d.—Ein ohn'
längst hier eingetroffener angeblicher deut
scher M. D. (sein Diplom ist von der
Universität Buxtehude in aller Form aus
gestellt) hat vor seine Thür in Essex St.
folgende Anzeige angeklebt:
Dr. von empfiehlt seine Praxis in
Geburtshülfe, Cirure, Zahn und Augen
artz.
Allöopartie, Homöopartie, Simpartie
und Magie an solchen Kranken, die sonst
unheilbar sind.
Ist jeden Morgen von und AbenS
von ju sprechen."
Jeder der diesen ~Ciruristen'' zu einer
„Partie" gebraucht, wird finden, daß sei
ne Praxis „in Zahn und Augenartz" an
allen Kranken die sonst unheilbar sind,
gleich der des Dr. Eisenbart Wunder thut.
In der Zwischenzeit von 9 Uhr Mor
gens bis 9 Uhr Abends werden crepirte
Katzen und sonstige Cadaver mit Dank
angenommen, um an ihnen das Studium
der „Simpartie" und Magie bis zu seiner
höchsten „ciruristischen" Entwickelung zu
treiben. Staatsztg.
Zluswcitige Berichte.
(Aus dcm "Baltimore Corrcepondculcu.")
In den Weinbergen am Main und
Rhein herscht reges Leben; seit einigen
Tagen wurde fast überall die Weinlese
eingeläutet. In der Schweiz ist sie schon
vollendet, in Tyrol und Frankreich im
vollen Gange und auch am Neckar hat
man begonnen. Am wenigsten Fleiß und
Mühe sollen die Winzer in der Campag
na von Rom auf ihre Weinpflanzungen
verwenden und der Sabiner bei Weitem
nicht mehr so gut sein, als ihn weiland
der Dichter Horaz getrunken hat-
Mehemed Ali hat dem Köuig der Fran
zosen aus seinem Marstalleacht der schön
sten arabischen Pferde zum Geschenk ge
macht und damit noch eine Sendung äch
ter türkischer Shawls verbunden. Seine
Soldaten läßt er zn Wasser und zu Land
frisch einererciren, Pulver und Zwieback
in Vorrath machen und in Ober-Egypten
Recruten ausheben. Die neuen Waffen
sollen aus Frankreich kommen: Wozu,
das will außer dem alten Schlaukopf, der
17.
sich noch ein langes Lebensziel gesteckt
hat, Niemand wissen. — Unter dem Rind
vieh soll die Sterblichkeit in Egypten sehr
groß sein.
Der große Festungbau von Paris hat
bis seht 89 Mill. Franks gekostet und
man glaubt, daß die dazu verwilligte
Summe von 200 Millionen nicht aus
reicht- Fast alle Stände der Pariser Be
völkerung sind über diese Unternehmung
ungehalten und fürchten das Pulver und
Munition, die da aufgehäuft werden sol
len.
In Constantinopel herrscht große Freu
de und die Stadt wird acht Nächte hin
durch illuminirt, weil dem Sultan ein
Prinz geboren wurde, der die Namen Ab
dul Hamid erhielt.
In Preußen soll eine allgemeine Kir
chenordnung für die evangelische Landes
kirche erscheinen, welche der Kultusmini
ster Eichhorn selbst redigirte und dem Kö
nig zur Genehmigung vorlegte. Es soll
damit hauptsächlich der Sectirerei vorge
beugt werden.
Für die abgebrannten Hamburger sind
bis zum 30. Septbr. von den deutschen
Staaten und vom Auslande 2 Millionen
100.000 Thlr. eingegangen. In dem Her
zogtum Meiningen sind 4318 Gulden
5t Kr. Gaben eingesammelt worden.
In Basel ist der Dichter ver unpoliti
schen Lieder, Hoffmann von Fallersleben
von einem Theil der Bürgerschaft mit
einem Fackelzug und einer Serenade be
grüßt worden.
Bei der hohen Pforte haben die Reprä
sentanten der fünf europäischen Groß
mächte sich nachdrücklich für die Wieder
einsetzung des vertriebenen Fürsten Mi
chael von Serbien verwendet. Der Groß
sultan hat versprochen, diese 'Angelegen
heit genau untersuchen zu lassen- Man
sagt, der türkische Commissär zu Belgrad
habe sich von der jetzigen Regierungspar
tei durch ein Geschenk von 50,000 Duka
ten bestechen lassen der Revolution daS
Wort zu reden.
Der Kaiser von China steht jetzt zwi
schen zwei Feuern und weiß nicht recht,
was er machen soll, ob er Opium nehmen
oder sich todt schießen lassen soll. Ein
großer Theil seiner Staatsbeamten hat
ihn treulos verlassen und will gemeinschatf»
liche Sache mit den Engländern inachen
woraus zu ersehen ist, daß auch in China
die Treue rar ist.
In London hat der deutsche Buchhänd
ler Schloß die Rede des Königs von Preu>
Ben, die er zu Köln hielt, in deutscher und
englischer Sprache auf Golddruck erschei
nen lassen und verkauft sie zum Besten
des Kölner Dombau. Der Absatz soll
ungemein groß sein.
Da es auf den Winter zugeht, so den
ken schon die Zeitungen darauf, ihren Le
sern die langeu Winterabende mit aller
lei Kurzweil zu vertreiben. Da kein Krieg
vor der Hand in Aussicht steht und die
Länder, wo er jetzt hauset, dem günstigen
deutschen Lesern fern liegen, so bilden au
ßer dcn Eisenbahnen dem Zollverein, dem
Gelehrtencongreß in Straßburg, der Luft'
fchiffahrt u. s. w. die Hochzeiten zweier
deutschen Thronerben, die Regentenhand
lungen der gekrönten Häupter, Schulen
und Universitäten, Gustav Adolphs Stif
tung und Missionsvereine, Conventikel
und Sectenwesen. Erndte und Witterung,
Holznoth und Futtermangel, Mäusekricg
und Theater, Justizreform und allgemeine
Gesetzgebung, Wintertoilette und Land«
standswahlen die Hanptgegensta'nde der
Tag- und Nachtunterhaltung.
Der König der Franzosen ist höchst
vorsichtig. Seine Garde l)at im Stillen
doppelläufige Gewehre bekomme», damit
sie zweimal auf einen Fleck schießen kann.
Es werden neue mächtige Kanonen gegos
sen, mit denen man ein Pariser Haus zu
sammenschießen kann ; die Befestigung von
Paris wird mit bewnnderungöwmdigem