Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, September 13, 1842, Image 1

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    N 5 a Venn. Gedruckt und herausgegeben vou Arnold Puwell e, in der Snd 6ten Strasse, Ecke der Cherry Alley.B c h ttl' s Wirthshaus-Hof gegenüber.
Aahrqang gann Drummer 168.
Bedingung? N.-Dcr Albernle zzeobklcktcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbc»
Zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden PI angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
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Ausgewählte
Die Zeit.
KcutJhr dicMacht, vor dcr die Welt erzittert,
Der nie ein Ding auf Erden widersteht,
Die Felsen selbst in ihrem Grund erschüttert,
Und sie zulestt wie Maul' verweht,
Die Macht, die aller Mcnschcuhcrrlichkeit
Nur spottet ? Ach, cö ist die Macht der Zeit!
DceSicgersßuhin, der in dieNachwclt schallet
Jahrhunderte oft in die Welt hinein,
Dcr Ruhm ist endlich doch einmal verhallet,
Und wird auf ewiz dann vergessen sein,
Das Grab des Helden deckt Vergessenheit,
Dcr Lorbeer welkt, zernagt vomAahn der Zeit!
Es baut der Mcusch sich Häuser und Palläste,
Die Nachwelt staunt ob manchem Riesenbau
Und aus der Vorwclt stehet manche Beste
Bemoost und Ruineu uoch zur Schau,
Und prediget laut die Vergänglichkeit,
Die festesten der Maucrn bricht dic Zeit!
Es tritt d. Mcnsch,ein zartcs schwachesMscn,
Sich unbewußt iu dieses Lcben ein.
Vermögt Ihr seine Zukunft wohl zn lesen?
Was w,rd sein toos aufdieser Erde sein?
Noch liegt es jetzt in tiefer Dunkelheit,
Erst Klarheit bringt in diese Nacht die Zeit I
Er wächst heran, ein Mädchen oder K nabe,
Nun wird derMcnsch des Lebens sich bewuszt,
Noch ist deS Äleiuen schönste Himmelsgabe,
Der Unschuld Glanz und uugestörte Lust,
Dcr Kindheit Spiele, ihre Freudigkeit,
Ach, dieses ist des Lebens schönste Zeit!
Doch später schwingt der Lehrer schon d.Ruthe
Das liebe Lernen bringt schon manchen
Schmerz,
Und dann ist ihm gar kläglich oft zu Muthe,
Da bauget schon das kleine Menschenherz.
Doch dieser Schmerz weicht schnell d Heiterkeit
Er haftet nunmcr in ler lugcnd-zcit.
Die Zeit rückt fort, das Spiel d. Leidenschaften
Beginnt, und seht, die Liebe kehret ein,
Doch weh, wen Zorn u. Haß im Herzen haften,
Dann wird der Mensch nie wahrhaft gluck«
lich sein.
Die Zeit bringt oft fürs ganze Leben Leid,
Doch wohl uns, war sie uns die goldne Zeit.
Nun wird d.Zeit uns ernster,Michten,Sorgen
Dcr Gattcn und der Eltern treten ein,
Oft seufzt der Meusch, am frühen Morgen,
Ach ! wirds am Abend den nicht besser sein ?
Gibt'sMaugel,Krankheit, »> d. Häuslichkeit,
O dann tst's wahrlich eine schwere Zeit!
Die Zeit verrauscht; vor ihrem Flügelschlage
Beugt sich die Erde und die Creatur,
N»n zählt dcr Me»sch die wen gen LebeiiStage
Die ihm uoch schenkt die gütige Natur,
Mit Silber ist des Greises Haupt bestreut,
Ihn mäht zuletzt die Sichel, ach—der Zeit
0 Menschen, wähnt nicht ewig hier zu leben,
Verbittert Euch das kurze Dasem nicht.
Für ewig ward es immer Euch gegebeu,
Drum höret was die Zeit so mahnend spricht,
Seid immer gut, und lebt in Einigkeit,
DkilFreund u. Feind sie werden Raub d. Zeit.
Du schönes Mädchen mit den Roseiiwaugen,
Auch Du vcrblühcst wie der Rose Pracht,
Du Geiz'ger, der mit ewigem Verlangen,
Des Mamons täglich mehr an sich gebracht,
Auch Du mußt fort, trotz Deiner Bangigkeit,
Du u. Dein Geld vergeh'» im Lauf der Zeit!
Du Stolzer, der mitWürden ausgeschmücket,
Aus fein'rer Masse sich geknetet glaubt,
Verächtlich uur auf Andre niederblicket,
Und vornehm trägt das überkluge Haupt,
Auch Du erfährst des Menschen Nichtigkeit,
Und gehest unter in dem Strom der Zeit!
Der wahre Weise lebt fromm und bescheiden,
Ihm ist das Leben eine Reise nnr
Zum höh ren Ziel, und der nur ist zu ueideu,
Der eingedenk der Zeit und der Natur,
Ihn schreckt kein Grab, er fürchtet ke«»e Zeit,
Er glaubt und hofft auf eine Ewigkeit!
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Modon und Ibrahim Pascha im Zäh
re 1826.
„Ich kann." so erzählt der Reisende,
nach Modon, wo sich daß Hauptquartier
der ägyptischen Armee nebst ihrem Chef
Ibrahim befand. Als ich das Thal hin
abging, welches nach Modon führt, be
wunderte ich die Fruchtbarkeit dieses Bo
dens. welcher ohne Kultur mit Blumen
und Pflanzen bedeckt ist. Hier wuchsen
Citronen und Orangenbäume, dort bilde
ten tausendfarbige Blumen einen Garten;
weiterhin verschönten Myrthen und Ro-
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und SchuyMll Cauntics allgemeiner Anzeiger,
son die Ufer eineö klaren Baches, wäh
rend die hier heimische Nachtigall ihre zar
ten Melodien anstimmte.-- Welcher Kon
trast zeigte sich aber zu gleicher Zeit!
Auf der einen Seite eine nackte verheer
te Landschaft, die Spuren blutiger Ver
wüstung und die Ruinen von Dörfern,
welche die Araber völlig zerstört hatten-
So stellt sich die ganze Gegend von Na
varin bis Modon dar. Allein bald zeigte
sich ein noch schmerzlicheres Schauspiel un
sern Blicken. Etwa zwanzig Weiber wur
den von einem Türken fortgetrieben, der
sie unbarmherzig peitschte, wenn sie nicht
geschwind genug schritten, gleichsam, als
triebe er eine Herde Vieh vor sich hin. —
Diese beinah alle ziemlich alten Weiber
waren verurtheilt, am Berge Reisholz zu
sammeln und in die Stadt zu tragen.
Arrs welcher Provinz seid Ihr, gute Frau ?
fragte ich eine derselben- Fremdling! ant
wortete sie seufzend, wir sind in Mssolun -
ghi in Gefangenschaft gerathen, und seit
dieser Zeit erleiden wir die abscheulichste
Sklaverei. Des Nachts sind wir in ei
nem stinkenden Loche eingespert; vor Ta
gesanbruch schon werden wir herausgeris
sen und in die Gebirge getrieben, wo wir
hart arbeiten wüssen und den Brutalitä
ten eines grausamen Wächters ausgesetzt
sind- Ich fragte, was sie für Nahrung
bekämen?—Gras'. antwortete sie. und
zuweilen schwarzes Brod. Lebt wohl,
junger Mann, und bittet den Himmel,
unsern Kummer zu mildern. Ich zog ei
nige Piaster aus der Tasche und wollte sie
ihr geben ; allein sie sagte: Ich danke
euch; behaltet Euer Geld; unser Wäch
ter würde es mir doch entreißen ! Ich wün
schte ihr ein besseres Schicksal, und setzte
traurig meinen Weg fort; allein es erwar
tete mich eine neue Schreckensscene. Ei
nige Schritte weiter traf ich am Rande
des Weges eine andere alte Frau auf der
Erde liegend. Der zweite Führer des
Trupps schlug fürchterlich auf sie los, weil
sie, krank und abgemattet, nicht vorwärts
konnte, und sie erfüllte die Luft mit Ge
schrei und Schluchzen. Junger Mann,
junger Mann! schrie sie, als sie mich
wahrnahm; und ich rief dem Muselmann
zu: Halt ein! Du sollst Geld haben;
hast Du nicht Mitleid mit dieser Unglück
lichen? Aber ein heftiger Schlag war
schon beigebracht, und das Gesicht dieser
Frau mit Blut bedeckt-—Da er aber nun
sah, daß sie nicht mehr fort konnte, so ließ
er sie liegen und rief in einem Tone em
pörender Wildheit; Krepire, du alte Un
gläubige, weil Du zu nichts mehr taugst!
Ich blieb eine Weile bei dem Schlachtop
fer stehen; sie hauchte bald den letzten
Seufzer aus.
Das traurigste Schauspiel für mich war
der Sklavenmarkt. Die Sklaven, um
welche gehandelt wurde, waren mehren
theils Frauen von jedem Alter. Die weib
lichen und jungen männlichen Gefange
nen waren aus Missolunghi. Wie viele
junge Mädchen sah ich dort, schön wie die
Grazien der alten Griechen, wie viele Kin
der in Engelsgestalt. Ich konnte aber
nicht ohne Schauder daran denken, daß
Viele derselben schon eineßeute der schänd
lichen Brutalität ihrer Bezwinger gewor
den waren. Bald verließ ich diesen
Schmerzensort, und ging mit meinen Be
gleitern an den Strand. Hier stand mei
nem Gefühl eine neue Prüfung bevor.
Wir waren kaum dort, so spülten uns die
Wellen etwa zwanzig so eben abgehauene
Köpfe zu. und ein Vorübergehender sag
te ganz kalt zu uns : es sind die Köpfe
einiger Gefangenen, die man in ihrem
Kerker hingerichtet hat. Bald nachher
kam eine Anzahl von Negern eskortirter
Gefangener auf uns zu. Sie sahen sehr
blaß aus, und auf ihren Rücken und Ar
men sah man die Spuren der Peitschen
hiebe, die sie bekommen hatten. So weck
te sie ein grausamer Wächter auf, wenn
der Schlaf sie verhinderte, die Stimme
"LVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Bett 13. 1842»
des Kerkerknechts zu hören. Sie trugen
schwere Balken auf den Schultern. Als
sie vor den auf dem Sande rollenden Köp
fen vorbeikamen, blickten sie nach densel
ben hin, sahen sie eine Weile an, zitter
ten und erblaßten. Ein solches Schicksal
stand auch ihnen bevor. Und diese Ge
fangenen waren größtentheils friedliche
Hirten, welche ihr Vieh auf den Bergen
weideten, und von den Türken ergriffen
wurden!
Einer meiner Sandsleute stellte mich I
brahim Pascha vor. Ibrahim hat einen
kleinen sehr dicken Wuchs, ein breites Ge
sicht, eingedrückte Nase, funkelnde Augen,
in seinem Gesichte herschte etwas Grau
enhaftes. Er ist nicht der wirkliche Sohn
Mehemed Ali's, sondern nur von ihm a
doptirt. Seine Tapferkeit kann nicht be
stritten werden; er ist immer der Erste
im Feuer, und bietet mit seltner Unver
zagtheit den feindlichen Kugeln und Sä
beln Trotz. Stößt er auf einen Feind,
so greift er ihn alsbald an, und hat das
Gefecht einmal begonnen, so steht er mir
einigen Offizieren hinter den Regimen
tern, und haut Alles nieder, was weichen
will. Man erzählt, daß Ibrahim Pa
scha und Kolokotroni sich einst trafen und
mit einander sprachen, Beide durch einen
Abgrund von einander getrennt. Ergieb
Dich, sagte Ibrahim zu ihm, so will ich
Dich mit Reichthümern überhäufen. Die
Freiheit meines Baterlandes, erwiederte
stolz der griechische Held, ist mir lieber,
als Deine Schätze! und so schoß seine
Flinte ab, deren Kugel einen Araber aus
dem Gefolge des Pascha tödtete, und war
verschwunden.
Einige Handlungen Soliman's des
Zweiten, türkischen Sultans.
Der Name Soliman bedeutet so viel
wie Salomon, hätte diesen Sultan mit
hin zur Weisheit aufmuntern können, der
er indeß nicht ergeben, doch in der That
ein furchtbarer, die Christenheit in große
Schrecken setzender Krieger war. In sei
ner frühen Jugend traf ihn viel Unglück,
indem ihn sein Bater, Selim der Erste,
haßte und verfolgte, auch ihm einst einen
vergifteten Schlafrock zusandte, in der
Absicht, ihn dadurch zu tödten; Soliman
entrann dieser Gefahr aber noch, weil sei
ne Mutter den Schlafrock bei Zeiten ent
fernte. Er entfloh nun aus Eonstanti
nopel und hielt sich lange in entfernten
Gegenden auf, wo er sicher zu sein hoffte,
und als die Nachricht vom Ableben seines
Waters dort eintraf, glaubte Soliman, er
solle nur dadurch nach Constantinopel zu
rück gelockt und dan» ermordet werden,
und wagte es lange nickt, die Regierung
seines ererbten Reichs anzutreten. End
lich, von Selims gewissen Tod überzeugt,
that er es, und bekriegte sogleich abwech
selnd Ungarn und Persien. Ungarn er
oberte er, auch ward der Krieg mit dem
selben und dem römischen Kaiser oft er
neut, stets mit ziemlichen Glück für Soli
man, der auch bis vor Wien drang und es
belagerte, jedoch es nicht einnehmen konn
te. Er ließ nun aussprengen, es wäre
sein Ernst nicht damit gewesen, setzte ei
genmächtig aber einen König von Ungarn
ein, nehmlich den Woiwoden von Sieben
bürgen, Johann Zapoli.
Er hatte einen Genueser in seinen Dien
ste, genannt Gritti, der zu seinem Spä
her diente und sein Vertrauen genoß. An
diesen wandte sich der damalige Pabst,
welcher den Sultan gern aus der Christen
heit Nähe entfernt sehen wollte. Er ließ
den Gritti bestechen, damit er in ein Ver
ständniß mit ihm trat, und ihm wurden
hohe Summen geboten, wenn er den Sul--
tan bereden könne, statt Ungarn und
Deutschland, Persien zu bekriegen. Gritti
versuchte es durch eine Prophezeihung,
nach der Soliman Persien erobern und
als Sosi von Persien gekrönt werden wür
de. Letzterer baute darauf und zog nach
Persien, wo aber das ganze Land gegen
ihn aufstand, die Weiber und Kinder selbst
mit zu den Waffen griffen, so daß Soli
man geschlagen und zurückgetrieben ward.
Gegen den christlichen Befehlshaber auf
Rhodts, welche Insel Soliman eroberte,
zeigte er eine seltene Großmuth, indem er
ihm, der geleisteten tapfern Gegenwehr
halber, viele Achtung bewies. Dem Ve
zier Ibrahim, seinem Günstling, wider
fuhr hingegen ein böses Schicksal. So
liman hatte ihm durch einen Schwur be
theuert, daß er, so lange er, der Sultan,
leben würde, nichts für sein Leben zu be
fürchten haben solle, und gleichwohl be
schloß er nachher, ihn ermorden zu lassen.
Ibrahim mußte ins Serail kommen und
Soliman legte sich schlafen, nachdem er den
Befehl ertheilt, während seines Schlafes
den Vezier zu stranguliren. Nachhersag
te er: Schlafende sind Todten ähnlich,
ich habe nicht gelebt, als Ibrahim starb,
also meinen Schwur nicht gebrochen.
Bei der Einnahme von Belgrad wurde
ein riesenmäßig großer Oesterreicher gefan
gen, den alle Türken mit Verwunderung
ansahen. Der Sultan hatte einen Zwerg
in seinem Gefolge, und gebot diesem, zur
Kurzweil, einen Zweikampf mit dem Rie
sen zu unternehmen. Ehe es dazu kam,
wurden aber dem Oesterreichs die Sehnen
an den Kniekehlen durchschnitten, so daß
er sich nicht auf den Füßen halten, der
Zwerg ihn daher leicht überwinden konnte.
Große in England.
Unlängst liefen in einer Grafschaft Eng
lands einige Schaafe auf das Gut eines
Pachters und benagten mehrere Apfelbäu
me. Der Schaden wurde auf eine Gui
nee taxirt, der Pachter verlangte aber
Schillinge Ersatz. Darüber entstand ein
Prozeß bei dem Gerichtshöfe des Orts, weil
der Eigenthümer der Schaafe nunmehr
gar keinen Ersatz leisten wollte. Bon
diesem Gerichte wurde die Sache indessen
an die Kings-Bench nach London verwie
sen, und diese veru rtheilte den Verklagten
zu 7 Guineen Strafe und 127 Pfund St.
Kosten. Zur Berichtigung dieser Kosten
wurde sein Wirthschaftsgeräth in Be
schlag genommen, «nd für siebenzig Pfund
verkauft. Dabei machten die Kosten für
die in dieser Sache geladenen Zeugen neun
zehn Pfund, und für den Rechtsbeistand
siebenzig Pfund; außerdem mußte der
Verurtheilte, um sich wegen dieser uner
schwinglichen Kosten in s Gefängniß zu
begeben, hundertfünfzig Meilen zurück
legen.
Ein neues Mittel, sich einen guten
Mann zu verschaffen.
Unter diesem Titel finden wir eine Wah
re Geschichte in einer Londoner Zeitung,
wovon wir folgende Uebersetzung geben :
"Von allen listigen Streichen, zu de
nen je die Einbildungskraft eines Frauen
zimmers Zuflucht nahm, um einen schick
lichen Gatten zu erhalten, die uns zu Ge
sicht gekommen sind, wissen wir keinen, der
dem einer französischen Dame gleich kam,
welche ausgab, ihr Kopf gleiche einem"
Todtenkopfe." Bon den zahlreichen Lieb
habern, welche sich in Folge des ungeheu
ern Reichthumes, den sie angab zu besi
tzen, um ihre Hand bewarben, ungeachtet
der Schreckensgestalt ihres Gesichtes, er
hielt sie nicht weniger als 719 Briefe.
Sie zeigte einer vertrauten Person 25 bis
30 Briefe, welche sie von Belgien von all
gemein bekannten Männern erhalten hat
te, und die hoch und theuer versicherten,
daß sie stets getreu bleiben würden, und
wenn auch ihr Gesicht die schrecklichste Ge
stalt in der Welt haben würde. Sie schie
nen entschlossen zu sein, zu schmeicheln,
zu schwänzeln und die Pest selbst zu Hei
rathen, wenn sie nur dadurch einen Hau
fen Gold erhalten könnten. Alle diese
Briefe ließ sie unbeantworret; und nur
einigen Wenigen, die ihre Hand auf eine
ritterliche Weise begehrt hatten, ließ sie
durch ihren Sekretair ihren Dank abstat
ten.
2.
Die junge Dame hatte nicht im Sinne
gehabt, sich durch diese Einladungen einen
Lebensgefährten zu verschaffen; obgleich
ihr Herz keineswegs unempfindlich war.
In den brillianten Gesellschaften, die sie
immer mit einer Maske vor dem Gesichte
besuchte, hatte sie einen jungen Mann ge
sehen, der ein edles, männliches Gesicht
hatte, und dessen Geist durch eine gute
Erziehung geläutert war. Seine Ver
mögensumstände waren von der Art, daß
Gold in seinen Augen nur wenig Werth
haben konnte. Die Dame mit der
ke hatte nach und nach ihn so durch ihre
geistreiche Unterhaltung und sanften Ge
fühle, die dieselbe belebten, begeistert, daß
er endlich erklärte, die Ruhe seiner Seele
hänge von einer Verbindung mit ihr ab.
Sie verbarg ihm den Eindruck nicht, den
er auf ihr Herz gemacht habe, noch ver
hehlte sie ihm das Vergnügen, das es ihr
machen würde, seinen Wünschen nachzu
kommen ; allein sie machte ihn auf ihre
Furcht aufmerksam, daß Entsetzen und
Reue bei dem Anblick ihres Gesichtes, daS
dem Tode in seiner schrecklichsten Gestalt
gleiche, ihn ergreifen würde. Sie warn
te ihn, sich nicht zu übereilen, und wohl
zu bedenken, ob er Stärke genug habe, die
schreckliche Täuschung, die ihm begegnen
möchte, zu ertragen. Schon recht! Schon
recht! sagte der junge Mann, „nehmen
Sie meine Hand und zeigen Sie ihr Ge
sicht nur den Augen Ihres Gatten." —
„Ich bin es zufrieden," sprach sie, „allein
bedenke, daß ich den geringsten Ausdruck
von Schrecken und Mißmuth — oder gar
Verachtung, nicht überleben werde."
„Ich fürchte mich nicht vor der Probe."
erwiederte er, "ich liebe Ihr Herz und
nicht Ihre Gestalt«'--—Jn acht Tagen, ent
gegnete die Dame, soll ihr Wunsch befrie
digt werden. Sie bereiteten sich zur Hei
rath vor und ungeachtet der Weigerung
des jungen Mannes, eine Millionen Tha
ler in Banknoten, die sie ihm anbot, an
zunehmen, verschrieb sie ihm ihr ganzes
Vermögen.
„Wenn Sie nicht Muth genug haben
sollten, für Ihre Gefährtin zu dulden,"
sagte sie, so wird mich wenigstens der Ge -
danke beruhigen, den Mann, den ich lieb
te, bereichert zu haben, und vielleicht
mag er dochmeinem Angedenken eineThrä
ne vergießen.
Nachdem sie von dem Altar, vor dem
sie für immer verbunden worden waren,
zurückkamen, warf sie sich auf ihre Knie
vor ihrem Gemahl nieder und legte die
Hand auf ihre Maske. Welcher Zustand
für einen Bräutigam! Sein Herz klopf
te, sein Gesicht wurde blaß dei Maske
siel— sah ein Engels-Gesicht der
Schönheit! Traulich rief sie dann aus:
Du hast nicht Häßlichkeit verdient, d'rum
begrüßt Dich Liebe in ihrer beliebten Ge
stalt.
Das glückliche Paar reiste am nächsten
Tage von Paris nach Livonien ab, wo die
großen Güter der Dame sich befanden.
" Weltbürger.
In keinem Staate sind die Folgen von
einem verkehrten Gesetzgebung in Bezug
auf Banken und deu Geldumlauf mehr
in die Augeu fallend, als in dem Staate
Mississippi. Der Southern Pioneer (ei
ne zu Carrolton, Mississippi, herausgege
bene Zeitung) enthält fünf und dreißig
Spalten mit Collektors-Verkäufen ange
füllt, Der Herausgeber muß einen Ex
tra-Bogen drucken, um die Anzeigen auf
zunehmen. Die Einrückungsgebühren
sind unten bei jeder Anzeige angemerkt
und belaufen sich im Ganzen auf 6 tau
send 737 Thaler. Zeitungsdrucken muß
da ein einträgliches Geschäft sein, wenn
der Drucker anders darauf rechnen kann
seine Bezahlung in irgend einem andern
Umlaufsmittel als den Noten gebrochener
Banken oder in Wildkatzenfellen zu em
pfangen- Volks Freund.