Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, September 06, 1842, Image 1

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    Me aV i ttg, MNN. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Süd 6ren Strasse, Ecke der Sherry Alley.B ehm' 6 Wirthshaus-Hof gegenüber.
Haßrgang 4) gaim Drummer 157.
Be dl ngu n g e N.-Der DeobAclrtkr ericheint jeden Dienstag auf einem grossen uiit schönen Lettern gedrnckt. Der Subseriprions-Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe«
zahlung ei en wird, m> i.ause des Jahres nicht bezahlt, werden Hl si> angerecknet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschrciber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
emen .xonat vvi Ablauf de. geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis eingerückt, llnterschreibern in hiesiger
55tadt wird die Zeitung porrosrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, a»s Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Mittel gegen Gardinen-Pre
digten.
Hört, ihr arme» Weiber Kenner!
Vielgeplaqte Ehemänner!
Hört, wie meine Leier klingt.
Heute stnd'6 nicht Harfentöne,
Nicht das Lob der zarten Schöne,
Das euch hier der Sänger bringt.
Andre taute werden knarren ;
Ihr vernehmt ein Brummen, S'Marren,
Wie vom poln'schen Dudelsack. —
„Aber," ruft ihr, „Meister Säuger,
Seid ihr denn ein Rattenfänger!
Geht mit euren dummen Schnack."
Still, ihr Leutchen ! syitzt die Ohren,
Daß kein Ton euch geht verloren,
Jeder Laut ist Golde«? werth.
Wer nach dem, was ich gedichtet
Hier zur Lchr', sich folgsam richtet,
Der find t Nnh' au seinem Heerd.
Kennt ihr eurer Wciber Mienen ?
Habt zu Hanse ihr Gardinen
llm das Ehebctt gestellt /
Sind sie fronn» des Hanfes Götter ?
Zieht nicht manches Do»«erwetttr
Auf in eurer kleine» Welt?
War die Hitze groß am Tage,
Gab es nnt den Kindern Plage,
Blieb die K öchin lange aus.
War das Fleisch nicht brau» gebraten,
Und Die Sauce nicht gerathen,
Gab es sonst »och manchcn Strauß;
Hat der bode»böse Schneider
Nicht die neuen Sonntagskleider
Nach der Frauen Wunsch gemacht;
Seid zu lang ihr ausgeblieben,
Kam't zu Haus' ihr erst um Sieben,
Habt kein Geld «hr mitgebracht;
Habt ihr sonst »och was versehe»,
Sei's im Kommen, sei's bei». Gehen,
Wenn ihr auch nicht d'rau gedacht:—
Ach ! bau« blickt auf die Gardine»,
Seht! mir eurer Weiber Miene»,
Denkt mit Zittern an die Nacht.
Wollt ihr euch zur Nuhe legen,
Nach des Tages Last euch pstcgc»,
In dem trauten Kämmerlein;
Soll euch faufter Schlaf erquicken,
Euch ein schöner Traum t»tz>'icken,
Ach! dailil schlafet ja allein!
Mußt ihr aber ohne Wanken
In des Ehebettes Schlanken,
Dan» erwartet keine Ruh.
Eine Predigt ohne Ende
Tönt vom schönen Mund behende; —
Stopft euch mir die Ohre» zn !
Ja, ihr armen, lieben Brüder!
Hallen die Gardienen wieder
Bon der Frauen Predigt-Spruch;
Thut, als ob ihr taub gebore»,
Zieht die Mutze» auf die Ohre»;
Hier hilft weder K»ß »och Flnch.
Habt ihr euch fein still Verhalten,
Daun wird bald die Glut erkalten,
jlud die Rednerin verstummt.
Die Gardinen köiintn's hören,
Eure Ruhe darf's nicht stören,
Wenn die Frau auch keift und brummt.
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Scha ude rvolles Ml ß ver sta udn i ß.
Ein Mädchen, aus Krems gebürtig,
war, um ihren höchst armen Eltern nicht
zur Last zu fallen, uach Wien gegangen
und hatte dort ein Unterkommen als
Dienstmagd gesucht. Es war ihr dies
auch geglückt; sie wurde von einer ältli
chen kränklichen Dame gemiethet, und da
sie sich treu und redlich aufführte, auch
dieser kranken Herrschaft durch ihre sorg
fältige Pflege große Anhänglichkeit be
wies, so gewann letztere sie lieb, gab ihr
von Jahr zu Jahr einen höhern Lohn u.
noch manches Geschenk.
Das Mädchen war sparsam, sie sammel
te sich einige hundert Gulden, ob sie gleich,
als eine gute Tochter, dann und wann ih
ren Eltern eine Unterstützung zukommen
ließ.
Die kranke Dame starb nach Werlauf
von einigen Jahren. Eingedenk der treu
en Pflege ihres Mädchens, vermachte sie
demselben in ihrem Testamente ein Legat
von Gulden. Wer war glücklicher
als sie! Dies mit ihren Ersparnissen von
<loo Gulden war mehr als hinreichend, die
kleine Hütte ihres Vaters von einer drük
kenden Schuldenlast zu befreien, den
Hausstand so zu verbessern, daß die Eltern
Wer Liberale Beobachter
Und Berks, Moittgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.^
auf ihre alten Tage nicht den Bettelstab
ergreifen durften, und ihr kindliches Herz
gebot ihr, ihr Vermögen zu einem so ed
len Zweck zu verwenden.
Sobald sie die Erbschaft ausgezahlt
erhalten, trat sir die Reise an, nahm ihren
Weg über Taubendorf, und kehrte bei ei
nem Gastwirthe ein, mit dem sie verwandt
war, um dort zu übernachten.
Während dem Abendessen erzählte sie
ihrem Verwandten die Absicht ihrer Rei
se und in welcher glücklichen Lage sie sich
befände. Die Wirthin faßte sogleich den
teuflischen Entschluß, das Madchen zu er
morden, und sich in den Besitz ihres Ver
mögens zu setzen. Um diesen Vorsatz
auszuführen, trug sie dem Mädchen das
Bett ihrer Tochter an, welches in einer
Kammer nach dem Hofe zu stand, und
befahl der Tochter, in einem andern für
Gäste eingerichteten Zimmer zu schlafen.
Die Tochter machte dagegen einige Ein
wendungen, welche aber die Mutter durch
ein gebieterisches : "was ich sage, muß ge
schehen !" beseitigte.
Dabei blieb es, als aber die Fremde
von der Tochter des Hauses zum Schla
fen geführt wurde, so bat sie solche, ihr
den Gefallen zn thun, und sie ihr gewöhn
liches Bett zu lassen, weil sie sonst eine
unruhige Nacht haben würde, dahingegen
sich in das Bett des Gastzimmers zu le
gen. Die Bitte hatte einen sehr triftigen
Arund. Die Tochter des Wirths hatte
einen heimlichen Liebhaber, mit dem sie,
da er ein liederlicher Mensch war, nach
dem Gebot der Eltern, gar keinen Umgang
haben sollte. Dieser pflegte des Nachts
durch das Fenster in ihre Schlafkammer
zu steigen; sie hatte keine Gelegenheit,
ihn von dem angeordneten Tausch der
Mutter zu unterrichten, und wenn er nun,
wie gewöhnlich, in das Fenster gestiegen
wäre, so lief sie Gefahr, daß Alles verra
then würde. Die Dirne bestürmte daher
die Reisende so sehr mit Bitten, daß diese
ihrem Wunsch willfahrte.
Es war eine stürmische Nacht, unter
Platzregen; der Liebhaber fand es nicht
für rathsam, einen so gefährlichen Weg
zu machen; nachdem das Mädchen eine
Weile auf ihn gewartet, und sich über
zeugt hatte, daß er nicht kommen würde,
so schlief sie ein.
Die Mutter, von diesem Tausch nichts
ahnend, machte einen Tops Schmalz sie
dend heiß schlich sich in die Kammer und
goß es in den offnen Mund der schnarchen-
die sie bei der Dunkelheit um
so weniger erkannte, da sie solche nicht in
dem Bette vermuthete.
Sie legte sich nun schlafen, um am fol
genden Morgen sich des Vermögens der
vermeintlichen Gemordeten zu bemächti
gen und zu sagen sie sey iu der Nacht
plötzlich gestorben. Wie erschrak sie aber,
als die Verwandtin,ehe sie noch ihren Vor
satz ausführen konnte, frisch und munter
zu ihr ins Zimmer trat. Anfänglich
glaubte sie ein Gespenst zu sehen, und
that einen lauten Schrei des Entsetzens,
aber dieses Entsetzen wurde noch schreckli
cher, als sie sich, nach der Kammer lau
send, von ihrem Irrthum überzeugte. Sie
fand die Tochter mit dem Tode ringend.
Man rief nach Hülfe, zu spät, die
Tochter Starb, und von ihrem Gewissen
gefoltert, gestand die Mörderin ihre schwar
ze That. Sie mußte sie mit dem Leben
abbüßen.
Ein Besuch in den Salzbergwerken
von Wieliczka.
Ich wollte Krakau nicht verlassen, ohne
die berühmten Salzbergwerke von Wie
liczka gesehen zu haben. Nur ein einzi
ges Hinderniß stand meinem Wnnsche im
Wege; ich hatte nämlich meine Frau bei
mir, die jedoch kaum von meiner Absicht
hörte, als sie auch schon erklärte, sie wer
de mich nebst unsern beiden Kindern be
gleiten. Ich schlug es ihr anfangs ab,
gab jedoch bald ihren Bitten nach.
Wir reisten endlich crb, und befanden
"TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Mmtslag ött, 6. M,e,pcmber 1842.
! uns nach kurzer Fahrt an den Thoren von
Wieliczka, einer kleinen, mitten in einem
artigen Thale, am Fuße einer der Ketten
des karpathischen Gebirges gelegenen
Stadt.
Wieliczka war früher nur ein unbedeu
tender Weiler, aber die ergiebige Auöbeu.
te der Salzbergwerke erhob ihn bald zu
einem der schönsten Städtcben im ganzen
Bezirke. Die Salzbergwerke wurden um
die Mitte des !3ten Jahrhunderts, unter
der Regierung BoleSlaw's 5., Königs von
Polen, entdeckt; Casimir der Große führ
te eine regelmäßige Ausbeute ein, und seit
jener Zeit sind sie eine unerschöpflicheOuel
le des Reichthums für das Land gewor
den.
Bei unserer Ankunft bot einer der Berg
leute sich als Führer an, was wir gern
annahmen. Man steigt, sagte der Mann,
auf zwei verschiedene Weisen in die Gru
ben hinab: entweder auf einer Leiter
von mehr als -100 Sprossen, oder mit Hül
fe eines Seiles; welche wollen Sie wäh
len?
..Fragt hier die Dame," erwiederte ich,
indem ich einen Blick auf meine Frau warf
die wegen der Wahl sehr verlegen zu seyn
schien. Ich glaubte, sie werde die Leiter
vorziehen, auf der sie sich doch beim Hin
absteigen von Zeit zu Zeit Ruhe gönnen
konnte, allein zu meiner großen Über
raschung entschied sie sich für das Seil.
Um unsere Kleider zu schonen und uns
zugleich gegen die Feuchtigkeit zu schützen,
wurden wir nun in lange weiße Tuniken
gehüllt und zu einer Art von Schupfen
geführt, wo zwei kleine Knaben mit Lam
pen in den Händen unserer warteten.
Sobald sie uns kommen sahen, deckten sie
die Oeffnung auf, durch welche wir hinab
sollten, und zogen ein über unsern Köp
fen an einem Cylinder, um den es sich roll
te, befestigtes Tau von ungeheurer Dicke
an sich.
Ich hieß nun meine Frau nebst den bei
den Kindern auf einen der an dem Tau
befestigten Sitze sich niederlassen, wobei
ich jedoch Sorge trug, sie mit unter den
Arme» durchgezogenen Stricken zu befe
stigen, und als wir nun sämmtlich, Füh'
rer und Besuchende, unsere Plätze einge
nommen hatten, sanken wir bei dem mat
ten Schimmer zweier Lämpchen in die
Tiefe hinab-
Das Tau rollte sich schnell ab, und die
Geschwindigkeit nalmi, je weiter wir ab
wärts kamen, so zu, daß unsere Kleidung
durch den Druck der Lust aufwärts geho
ben wurde. Die Hinabfahrt war von
keiner langen Dauer, denn in weniger als
2 Minuten erreichten wir den Boden, wo
uns eine Gruppe von Bergleuten willkom
men hieß, und uns behülflich war. uns von
unsern Banden zn befreien. Ich belohn
te ihre Dienstfertigkeit mit einigen Geld
stücken und dann kehrten die Leute zu ih
rer Arbeit zurück. Nur unser Führer
Klakowicz und die beiden Knaben mit ih
ren Lampen blieben bei uns. Bis jetzt
an die Helle des Tages gewöhnt, hatte
sich die Netzhaut meines Auges kaum hin
länglich erweitert, um die mich umgeben
de neue Welt unterscheiden zu können;
bald aber war ich im Stande, die Schön
heit dieser ungeheuren Wölbungen zu be
trachten, die sich in eine unabsehbare Fer
ne verloren, deren Grenze das Ange nicht
zu unterscheiden vermochte.
Wir kamen durch große Säle und brei
te Gänge, wo die Stille nur durch das
Klopfen der Hämmer und den Gesang ei
niger hie und da zerstreuten Arbeiter un
terbrochen wurde; dann führte uns unser
Weg in einen ziemlich geräumigen Saal,
an dessen Eingang die Statue August's
2., Königs von Polen, in Lebensgröße,
aus einem einzigen Salzblocke gehauen,
stand. Jetzt befinden wir uns in der Ka
pelle, sagte Klakowicz, und wir standen
in der That in einer kleinen, dem katholi
schen Kultus geweihten Kirche- Im Hin-
tergrunde befand sich ein schön gearbeite
ter Altar, an der einen Seite eine herrli
che Kanzel, und rings um das Schiff lie
fen unzählige Säulen ; die Wölbung war
so hoch, daß das Licht unserer Lampen
nicht bis zur Decke drang. Rechtsund
links bemerkten wir Statuen von rosen
farbenem Salze, Chorknaben vorstellend,
wie man sie in katholischen Kirchen sieht.
„ Diese Gattung Salz." sagte unser Füh
rer, „ist jetzt sehr selten geworden, indeß
hoffe ich," fuhr er lächelnd fort, indem er
eine Schachtel aus der Tasche zog und sie
meiner Tochter, überreichte, „daß Made
moiselle diesen kleinen Smuck nicht ver
schmähen wird, der nur des Stoffes we
gen, aus dem er gearbeitet ist, einigen
Werth hat."—Emma dankte und öffnete
die Schachtel geschwind, in der sie ein
Halsband und ein Paar Ohrgehänge von
rosenfarbenem Salze und sehr zarter Ar
beit fand- Bon der Kapelle kamen wir
in den Krvnleuchtersaal, von den Berg?
Leuten Kloska genannt, der einen wahr
haft.überraschenden Anblick bietet. Rings
nmher läuft ein ganzer Wald von schwar
zen Pfeilern, an allen Seiten öffnen sich
weite finstere Gänge, und Tausende von
Bogen reihen sich an einander. Von der
Mitte des Gewölbes hängt ein ungeheu
rer Kronleuchter von krystallisirtem Sal
ze herab, dessen Arme sich weithin nach
allen Richtungen ausstrecken. Wir gin
gen eine Zeitlang fort, ohne anf irgend
ein Hinderniß zu stoßen, doch nun wurde
eiu furchtbares Brausen hörbar, dem To
son eines durch Regengüsse augeschwolle
nen Waldstromes ähnlich. Es war auch
in der That das Rauschen eines unterir
dischen Flusses, dessen Gewässer mit ent
setzlicher Gewalt von einer ungeheuren
Höhe herabstürzten und sich dann gemäch
lich fortschlängelten. Unsere Kinder konn
ten diesen Anblick nicht aushalten ; ich bat
also Klakowicz, sie zu einigen Arbeitern
an eine minder gefährliche Stelle ?u füh
ren. und befahl meinem Bedienten Acht
auf sie zu haben; wir Eltern erwarteten
die Rückkehr des Führers am Fuße des
Wasserfalls.
Klakowicz kehrte mit der Versicherung
zurück, daß die Kinder außer aller Gefahr
seien, und führte uns nun an den Krüm
mungen deS Stromes hin zu einer kleinen
Treppe, wo wir diesen weiten Raum ge
mächlicher überschauen konnten. Hier sa
hen wir zu beiden Seiten ungefähr 100
Arbeiter, jeder mit einem Grubenlicht und
Gürtel, welche Salzblöcke los machten.
Der Fluß rollte zu unsern Füßen; vor
uns dehnte sich ein Raum von 7000 Fuß
aus, zur Linken hatten wir den Wasserfall,
und über unsern Häuptern ein Gewölbe,
bis zu dem das Licht der Lampen nicht em
por drang, und das, unser Führer versi
cherte, 432 Fuß hoch war.
Von hier aus kamen wir durch eine
Menge anderer, nicht minder interessan
ter Säle und durch Gänge von verschie
denen Größen, deren Wölbungen größten
tHeils durch unbehauene Baumstämme
gestützt waren. Wir besuchten ferner noch
die Ställe, in denen einige elende Pferde
die Stunde der Arbeit erwarteten, und
dann gab uns Klakowicz eine kleine Schil
derung von dem Leben und Treiben in die
sen Tiefen. Er schlug die Zahl der mit
der Ausbeute beschäftigten Arbeiter auf
1200 an, und zeigte uns Salzblöcke von
5 bis 0 Centnern, die man walzenförmig
zugehauen hatte, um sie desto leichter
fortschaffen zu können, und Fässer mit
zerstampftem Salze gefüllt. Dann mach
te er uns mit den 4 Gattungen von Salz
bekannt, aus denen die Felsen von Wie
liczka bestehen : das rohe oder grobe Salz,
das grüne Salz oder zielow, das weiße
Salz, Bibikawa genannt, und das krystal
lisirte, durchsichtige Salz, das man mit
dem Namen oezkowata bezeichnet. Er
zeigte uns Salzstücke aus den obern Schich
ten, die mit Thonerde. Muscheln und
DDansenbe DAmmr I.
Versteinerungen untermischt waren, und
die man nur dann brauchen kann, wenn
sie vorher gewaschen wurden. Die erste
reine Salzschicht findet man 1000 Fuß
unterhalb der Bodenfläche, und die Quan
tität, welche man seit Entdeckung der Gru
ben ausgebeutet hat, beläuft sich, dem
Archive zufolge, auf mehr als 000 Milli
onen Centner. Wir kamen später an O
belisken vorüber und verweilten im Vall
saale. Hier fühlten wir uns, ich weiß
selbst nicht, warum? nicht von jenem Ge
fühle von Größe durchdrungen, das uns
in den übrigen Abtheilungen des Berg
werks ergriff; die Zahl der Säulen, die
Höhe des Gewölbes, die zahllosen Gänge
machten keinen Eindruck mehr. Vielleicht
fällt es dem Geiste schwer, die großarti
gen Schönheiten der Natur mit dem klein
lichen Luxus unserer Salons in Beruh
rung gebracht zu sehen. Klakowicz ließ
mehrere Kerzen anzünden, deren Licht den
ganzen Raum bestrahlte, und nun konn
ten wir die Einrichtung und das Geräth
dieses merkwürdigen Saales genau be
trachten. Klakowicz war ein Mann von
45 Jahren, und hatte in seiner Jugend
den prachtvollen Festen beigewohnt- wel
che damals in den Salinen gegeben wur
den. Er erzählte uns besonders von je
nem, das im Jahre 1813 statt fand- Die
Lichter wurden endlich wieder ausgelöscht,
und nun umgab uns die vorige Finster
niß.
Da die Lampen jetzt nicht mehr genüg
ten, so zündeten die uns begleitenden
Knaben Fackeln an und führten uns in
den Saal des See's, dessen Wasserspiegel
sich, von dem Lichte unserer Führer be
leuchtet, vor uns ausbreitete. Das Was
ser war schwärzlich und ruhig; an seinen
fernen Ufern wandelten Reisende, welche
gleich uns die Neugierde hierher geführt
hatte, und die in ihren grauen Blousen,
vom Fackellicht beleuchtet, den Schatten
am Ufer des Styx glichen. Um die Täu
schung vollkommen zu machen, befand sich
auf diesem Przykos (der Name des See's)
ein an einer Kette liegender Kahn, und
eine rauhe Stimme frug, ob wir einstei
gen wollten. Wir näherten uns. die ü
brigen Fremden folgten unserm Beispiele,
und wir machten die Ueberfahrt gemein
schaftlich. Zwei Schiffer lenkten daS
Fahrzeug auf diesem See der Unterwelt;
der Rauch, der von unsern Fackeln empor
wiebelte, das Licht, das sich im Wasser
widerspiegelte, der Gesang der Schiffer,
das Schlagen der Ruder, die seltsame
Kleidung, in welche wir gehüllt waren,
alles dies erhitzte meine Einbildungskraft,
und als wir am jenseitigen Ufer an's
Land stiegen, erwartete ich, daß der Fähr
mann seinen Oboliuö fordern werde.
Klakowicz ließ uns jetzt 2 Etagen tie
fer hinabsteigen. Nachdem wir mit ihm
eine Menge anderer, nicht minder interes
santer Säle durchstrichen, die Maschinen
und Pumpen besichtigt hatten, führte er
uns in ein Gewölbe, von dessen Decke
glänzende Stalaktiten und regelmäßige
mit Salz inkrustirte Krystalle herabhin
gen, die wie Diamanten funkelten. Wir
bewunderten eben diese reichen und man
nichfaltigen Strukturen mit der größten
Gelassenheit, als Klakowicz, ohne es zu
wollen, uns in Schrecken setzte. „Die
Stelle, wo wir stehen,'' sagte er. ..befin
det sich gerade unter dem See, den wir e
ben befahren haben." Meine Frau stieß
bei diesen Worten einen Schrei aus, riß
ihren Arm ans dem meinigen und lief
nach der entgegen gesetzten Seite; auch
ich verließ unsern Führer, um ihr zu fol
gen, und in demselben Augenblicke
te im Hintergründe einer der Säle ein
Knall, den das Echo hundertfältig zurück
gab.—Die Bergleute hatten einen Salz
block mit Pulver gesprengt, wir aber
glaubten das Gewölbe berste unter der
Last des Wassers und begrabe uns unter
Wogen und Trümmern-