Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, August 30, 1842, Image 1

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    MeaViN A, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Sud 6ten Strasse, Ecke der Sherry Alley.B e hm' s Wmhshäus-Hof gegenüber.
Jahrgang 3, zame Anmmer 166.
Bedingung« N.-Der ZUberKle zzeotmckter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen init schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions,Preis ist Ei n Tha l e r des ZahrS, welcher in halbjähriger Voraußbe«
zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
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HAusgewaehtie Dichiersiette.
Auszüge aus einem alten Gbe
standskatechismns.
Regulativ für Ehestandskandidateu
bei der Wahl der Ehegattin
Ein Weib, was ,ch mir Wünschen mag,
Muß haben ein kluges Haupt von Prag,
Uud küssen nach französischer Art,
Zwei Brü'ttein von Oestreich wohl gepaart;
Ein Hals und Rücken, von Brabant,
Von Cölln her ihre zarte Hand,
Zwei weiße Füßlein dorther vom Rhein,
Von Bayern soll'» die Sittkn sein,
Die Rede ans dem Schwabeiiland,
So einer geb' ich gleich die Hand.
Unnützes Hausgesinde.
Ein Huhn, das keine Eier legt,
Eine Sau, die keine Junge trägt,
Ein nngetrener, fauler Knecht,
Der selten macht die Arbeit recht,
Ein' Katz', die nimmer fängt ein' Maus,
Ein We»b, die flucht nnd tobt im Hans,
Ein' Magd, die heimlich trägt ein Kind :
Das ist ei» nnnütz HauSgrsind.
Unglückliche Ehe.
So mancher will alle Welt anfahr'n,
Und «st doch gegen sein Weib ein Narr ».
Was in der Woch'n er kaum gewinnen kan,
Bringt sein Weib in einen Tag an'n Mann.
Was kaum er in ein Jahr kann sparen,
Muß er, nur um ihr zu willfahren,
Gleich kaufen kostbar' schöne Kleider,
Stin'n sauren schweiß bekomt der Schneider
Gern thät' ers' noch mit frohem Muth,
Wär' sie ihm nur noch treu und gut»
Doch listig weiß sie's anzustelle»,
Ihn zu betrügen nnd zu prellen.
Denn junge Mannsleut' sie sich hält,
Den'» fleckt sie zn das schöne Geld ;
Nichts hilft des Mannes Spioiure»,
Sie weiß ihn hinters Licht zn führen,
Hätt' er all'r Welt Verstand dazu,
Macht sie ihm doch ei» x für e,n u.
Trifft ihn dann einst das große Glück,
Daß si, der Tod packt beim Genick,
Und wird sie aus dem Hans getragen.
So wird er gern drei Kreuze schlagen.
Wollt' er sich ungeberdig stellen,
So würde leichtlich doch erhellen,
Daß es nur pnre Heuchelei
Uud Judasfalschheit alles sei.
Er zeig' nur gleich das wahr' Gesicht,
Ein anderes glaubt mau ihm doch nicht.
Znr Unterhaltung und Belehrung.
Die Insel Baß.
Wenn manche Küsten und Felseninseln
der nördlichen Länder dadurch merkwürdig
sind, daß man mir der größten Gefahr an ih
nen herumkletert, um die Eiderd,men zu sam
meln - so sind wieder andere Inseln und Kü
sten dadurch bemerkenswerth, daß Vögel auf
ihnen nisten, welche man, theils ihres eigenen,
theils des Fleisches ihrer Inngen wegen, zn
fangen sich großen Mühen und Gefahre» un
terzieht'. Zu diesen Inseln gehört die In
sel Baß. Sie liegt iu Süd.Schottland anf
dem Meerbusen vou Edinburgh, dieser gro
ßen kühnen Stadt, an der Küste der Graf
schaft Lothiana bei dem Firth ofFörth. Ein
festes Bergschloß ssll auf ihr erbaut sein.
Man sollte diese Baßinsel, nach PennautS
Reisen durch Schottland nnd die htbridischen
Inseln, eigentlich Baßfelsen nennen. Denn
es ist wirtlich ein Felsen von entsetzlicher Hö
he und liegt eine Meile vom Ufer. Auf der
Südseite sieht die Spitze wie ein Kegel aus ;
der übrige Theil hängt über die See hin und
gewährt ein äusserst fürchterliches Ansehen
Nach diesen, Felsen kommen alljährlich ver
schiedene Arten von Wasservögeln, um daselbst
zu brüten, keine aber häufiger, als die Gan
nets oder Solandgänse. Man darf sie nicht
schießen, denn die Insel ist verpachtet, und
der Pächter zieht de» meisten Vortheil ans
dem Verkaufe der jungen GannetS und der
Kittiwake. Diese Vögel gehören zu den
Baumgänsen, die anch schottische oder Roth
gänse genannt werden. Ihr Gefieder ist
braun, Kopf und Hals schwarz, eben so die
Brust. Um den Hals länft ein weißer Ring.
Die kältesten Länder des Nordens siud ihr
Vaterland. De» Saatfeldern thun sie gro
ßen Schaden. Am liebsten nähren sie sich
von den sogenannten Endenmnscheln Sie
haben ein wohlschmeckendes Fleisch und lasse»
sich zähmen. Ihren Namen führen sie von
ihrem Geschrei: Rot! Rot! Die jungen
GannetS werden zu Edinburgh das Stück zu
20 Pence verkauft, und sollen die einzigen
Eßwaaren sein, deren Prns seit hundert
Jahren nicht gestiegen ist.
Der praktische Philosoph.
Zu Paris war vor der Revolution ein
Mann» unter dem Namen „de qnatorze eoig-
Wer Liberale Äeobachtcr
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Cauntics allgemeiner Anzeiger.
nonS" bekannt, der sich, als ein wahrer Di
ognes, Alles, bis auf die dringendsten Be
dürfnisse, versagte. Er war ein Lastträger,
und sein ganzes Vermögen bestand in einem
Korbe, in welchem er des Tages Allerlei trug,
wenn er gedungen wurde, und den er des
Nachts zu seinem Alkoven machte, und darin
auf dem Markte, oder wo es sonst sich traf,
ganz rnhigZschlief. Vierzig Jahre trug er sei,
ne Jacke; wenn es Noth that, flickte er sie,
und auf diese Weise erueuerte sie sich von
Zeit zu Zeit, so wie sich nach der Meinung
der Aerzte, der menschliche KSrper nach und
nach wieder erneuert. Vierzehn Zwiebeln
machten seine tägliche Nahrung aus. Dazu
zwang ihn aber keineswegs die Noth; im
Gegentheil, er gab den Armen die ihn um
Almosen ansprachen, und lieh Geld aus, oh
ne es jemals wieder zurückzufordern. Er
verdiente täglich drei bis vier Livres, und so
konnte er der Frennd und Wohlthäter Vieler
sein. Er sprach nicht viel, aber immer mit
Nachdruck. Mehrere Gelehrte waren mit
ihm bekannt. Einmal fragte ihn Lavoisier :
ob er glücklich sei? „Ich glaubt es < ant
wortkte der Philosoph. —Aber worin besteht
Deine Glückseligkeit? „In der Arbeit,
der Ruhe und der Sorglosigkeit." Setze
noch hinzu: im Wohlthun; denn ich weiss
wohl, daß Du viel Gutes thust. „Wie so ?
Du giebst den Armen. „Ich gebe ihnen
blos meinen Ueberfliiß" Betest Du auch
zu Gott? „Ich danke ilun." Wofür?
„Für mich selbst." Du fürchtei! den
Tod nicht? „Weder den Tod noch das Le
ben." Liesest Du auch ? „Ich habe keii
ne Zeit dazu." —Aber hast Du nicht manch,
mal Langeweile ? „Ich bin niemals müs«
flg." Beneidest Du Niemanden? „Ich
bin mit mir zufrieden." Du bist ein wah«
rer Weiser. „Ich bin ein Mensch."- Ich
wünscht deine Freundschtift. „Alle Men
schen sind meine Freunde." Es giebt aber
anch böse Menschen. "Ich kenne sle nicht.
. Der Glaube an Heren.
Seit dem fünften Jahrhundert wurden
im Durchschnitt jährlich an 30,000 Men
schen der beschuldigten Hexerei wegen hin
gerichtet. welches bis zum achtzehntenJahr
hundert, bis wohin dieses im Gebrauch
war, viele Millionen beträgt.—Muß ei
nem aber nicht Grauen und Entsetzen be
fallen, wenn man sich nur die Todesangst
dieser Unglücklichen beim lauten Gefühle
ihrer Unsuld lebhaft denkt, wenn man
den Kummer der Ihrigen, den Untergang
ganzer Geschlechter und alles das damit
verbundene namenlose Elend deukt!—Das
Empörendste dabei war. daß auch das
stärkste Betheuern der Unschuld nicht half,
weil die entsetzlichsten Martern auf der
Folter ihnen bald das Geständniß abpreß
ten, welchem Vernunft und Gewissen wi
dersprach. Ja, wer diese Schauder er
regenden Grausamkeiten nur einigerma
ßen kennt, welche der verwahrloßte Ver
stand in Hinsicht auf den Glauben an
Hexerei und Teufelskünste herbeiführte,
der fühlt sich gezwungen, eine vernünf
tige Aufklärung zu preisen und der Vor
sehung herzlich zu danken, daß er ihn in
den setzigen Zeiten geboren werden ließ!
—Selbst Kaiser Karl 5. mußte sich zur
List herablassen, um der großen Raserei,
womit man die vermeinten Hexen seiner
Zeit zum Scheiterhaufen schleppte, wenig
stens mittelbar entgegen zu arbeiten, da
er sich nicht für mächtig genug hielt, es
unmittelbar (geradezu) zu können. Er
ertheilte nämlich dem niederländischen
Städtchen Oudewater, nicht weit von Ut
recht gelegen, ein Privilegium, Kraft des
sen es das Recht haben sollte, alle als
Hexen angegebene Weiber zu wiegen, und
die, welche über 30 Ppund schwer wären,
loszusprechen. Kaum war Oudewater mit
dieser Wagegerechtigkeit vom Kaiser be
gnadigt, so wurden nicht allein aus den
Niederlanden, sondern aus allen Gegenden
Deutschlands unzählige der Hexerei ange
schuldigte Personen dahin gebracht und
gewogen, welches mit besonderen Ceremo
nien vor sich ging. Die Verdächtigen
mußten sich nackend ausziehen und besich
tigen lassen, ob sie magische Zeichen an sich,
oder solche Zettel bei sich hätten, dann wur
den sie in Beisein des Magistrats gewo
gen, und erhielten nach befundener Un
schuld ein mit dem Stadtsiegel versehenes
Zeugniß. Welche traurige Zeit! 3m
Jahre 1700 am 22- Juni wurde noch in
"Willig zu loben und obne Furcht zu tadeln."
Dienstag ben 30. Mngusl 1842.
Würzburg eine vermeintliche Hexe durch
das Schwerdt hingerichtet, und dann auf
einem Scheiterhaufen verbrannt. Bei
welcher Gelegenheit an das zahlreich ver
sammelte Volk von dem Pater Georgius
Goar eine Rede gehalten wurde.
Der Glaube an übernatürliche Er
scheinungen.
Der glaube an übernatürliche Erschei
nungen verschwindet in unsern Tagen im
mer mehr, aber dennoch giebt es viele Men
schen, die um vieles Geld in dunkeler Mit
ternacht nicht über einen Kirchhof gehen
würden ! Wie mancher kann sich im ersten
Augenblick einer übernatürlichen Erschei
nung eines Schauderns nicht erwehren!
davon ein Beispiel. Ich besuchte einst
mit mehreren Freunden gegen Abend eine
alte Dorfkirche. Es begab sich in einer
kleinen, düstern, gothischen Kapelle ein
Grab, aus welchem die Statue eines Kreuz-
fahrers in knieender Stellung angebracht
war. Der Ritter war nur schwach durch
die gemalten Fensterscheiben erhellet und
wir gingen darauf zu. Einer meiner
Freunde wollte den Ritter bei dem Bart
greifen, da schüttelte derselbe plötzlich mit
dem Kopfe, als wäre er darüber ungehal
ten. Nun stürzen Alle erschrocken aus
der Kapelle in die Kirche und von da ins
Freie. Ich allein blieb in der Kirche zu
rück, und ein unerklärbares Gefühl zog
mich wieder zu der Kapelle hin. Ich ging
allein in die unheimliche Kapelle, in wel
cher ich die Erscheinung gehabt hatte.
Zuerst blieb ich einige Schritte vom Gra
be stehen, und die Statute war so unbe
weglich, wie ich. Durch den Gedanken
ermuthigt, daß ein Steinblock sich nicht
bewegen könne, näherte ich mich ; aber da
bewegte sich der schreckliche Kopf von neu
em, und zwar weit stärker als vorher-
Ich wurde darüber zwar aufs neue er
schreckt. jedoch wurde dieser Schrecken von
der Schaam überwunden; ich wagte die
Hand zu erheben, den Kopf rasch zu er
greifen, und die Ursache der Kopfbewe
gung war entdeckt. Der Ritter war aus
einem Steinblock gehauen, und der Kopf
auf den Rumpf durch einen Eisendraht
befestiget. Der Kitt, der ihn sonst auf
dem Rumpfe f-st gehalten hatte, war
durch die Zeit verwittert. Betrat man
nun den Grabstein, worauf der Ritter
kniete, so gab dies der Statue eine schau
kelnde Bewegung, wodurch der auf dem
Rumpfe nicht fest sitzende Kopf sich zu
bewegen begann.—Die anderen, denen ich
die gehabte Erscheinung erklärte, schäm
ten sich ihres mit der Muttermilch gleich
sam eingesogenen Glaubens an überna
türliche Erscheinungen.—
Gesichtstäuschung.
Unwissenheit und Unkunde der Gesetze
der Natur sind nicht selten der Grund des
Glaubens an Spuckgeschichten und ähn
lichen abgeschmackten Erzählungen. Fol
gendes mag dieses Gesagte bestätigen:
Es ging vor mehrerer Zeit ein Mann zu
Bette, ohne daß er einschlafen konnte, und
mancherlei Gedanken durchkreuzten sich in
seinem Innern. Ohngefähr nach einer
Stunde erblickt er plötzlich an der weißen
Wand seines Schlafzimmers eine Gestalt
von ungewöhnlicher Größe- Er machte
einen Augenblick die Augen zu, und sah
dann mit recht geöffneten Augen aufs
neue nach der Stelle, und erblickte die Ge
stalt wieder. Da er nicht an Geisterer
scheinungen, noch weniger an Gespenster
glaubte, so stand er auf, um die »Sache
genauer zu untersuchen ; denn bloße Ein
bildung war die Erscheinung nicht gewe
sen, auch hatte er nicht geschlafen und ge
träumt, auch keinen Gedanken gehabt,
der die entfernste Aehnlichkeit mit jener
Erscheinung gehabt hätte. Er fand bei
seinen Untersuchungen keinen körperlichen
Gegenstand, welcher der Grund jener Er
scheinung sein konnte. Endlich entdeckte
er die Ursache derselben. In seiner Wohn
stube befand sich an der Wand ein gro
ßes, in Rahmen und unter Glas gefaßtes
Gemälde, seine männliche Figur,Z an der
Seite eines Fensters. Das Licht des Letz
teren spiegelte sich auf dem Glase des Ge
mäldes, und warf seinen Schein in die ge
rade gegenüber etwas offen stehende Thüre
der Schlafstube, so war denn die Zurück
werfung der Lichtstrahlen an die der
Schlafstubenthüre entgegen gesetzte Wand
in länglicher Gestalt erschienen.—Möchte
jeder, der solche Gesichtstäuschungen er
lebt, doch immer untersuchen, und er wird
immer mehr oder weniger den Grund da
von entdecken!
Aberglauben über das Nachholen ei
nes Geliebten nach dem Tode.
Bei Delitzsch in Sachsen starb im Jah
re 182 Z ein Dienstknecht nach einem kaum
2tägigen Krankenlager. Seine Geliebte
wurde bald darauf gleichfalls krank, und
lag am Bten Tage nach dem Tode des Er
sten höchst bedenklich. Da erzählte nun
die Mutter dem Arzte, daß die Kranke
einer Freundin wiederholend gesagt habe,
ihr verstorbener Geliebter werde sie bald
nachholen. Es habe nehmlich derselbe,
als er gekränkelt, und hernächst, als er
seinen nahen Tod geahnet habe, zu ihr ge
sagt : Sollte ich sterben, so kann ich dich
nicht zurück lassen, denn ich habe dich zu
lieb. Wenn ich mein Ende fühle, so las
se ich dich kommen, du giebst mir deine
Hand, und nach v Tagen stirbst du dann
auch.—Daß dieser Händedruck die Gelieb
te nachziehen werde, das war seine feste
Meinung, auch hatte er vesichert, mehrere
Fälle erlebt zu haben, wo der Händedruck
des sterbenden Liebhabers den Tod der
Geliebten nach sich gezogen habe. Die
Nähe des Todes fühlend, schickte er nach
der Geliebten. Diese kommt, als er schon
nicht mehr sprechen kann. Er reicht ihr
nur noch die Hand und stirbt. Das Mäd
chen, von einem kalten Schauer überfal
len, geht nun ganz niedergeschlagen einher,
es tritt ein Uebelbefinden ein, zu welchem
sich Erkältung gesellt, da sie einige Tage
nachher eine schwere Feldarbeit verrichten
hilft. So kam dann die Krankheit zum
Ausbruche. Sie bekam die heftigsten
Krämpfe, und kann kaum das Haus er
reichen. In der nun eintretenden Fieber
hitze erscheint ihr der Geliebte, streichelt
ihr mit der kalten Todtenhand die Wan
gen, und spricht: nach 9 Tagen wirst du
bei mir sein. Noch so lange? spricht sie,
und die bei ihr vorhandene Dienstgenos
sin fragt: was diese Worte bedeuten, und
erfährt dann, daß sie in der Phantasie
eine Erscheinung gehabt zu haben glaube.
Wäre ihr Tod erfolgt, er würde Jedem
ganz natürlich geschienen haben, aber wel
che kräftige Nahrung würde doch dadurch
in der Umgegend dem Aberglauben gege
ben worden sein ? Doch sie wurde durch
Hülfe des Arztes wieder hergestellt, und
da bezeigte sie kein Verlangen weiter, dem
Geliebten in das Grab zu folgen. So
hatte denn der Sieg der ärztlichen Kunst
über die Krankheit einen erfreulichen Sieg
über den Aberglauben zur Folge.
Trauriger Betrug durch eine Karten
schlagerin.
Es arbeitete im Würtembergischen im
Herbste des Jahres 1825 ein Landmann
auf seinem Acker, und hatte sein Kind, ein
Mädchen von 4—5 Jahren bei sich. Nach
einiger Zeit heißt er dasselbe wieder nach
Hause gehen; das Kind gehorcht, und
geht durch den Wald, wodurch sich der
Weg eine Stunde lang zieht. Als am
Abend der Vater nach Hause kommt, fin
det er das Kind nicht. Ohne ein Unglück
zu befürchten, glaubt er mit seiner Frau,
es werde gewiß bei einem Nachbar über
nachten, wie dieses schon einmal der Fall
gewesen war. Am andern Morgen ist a
ber ihr überall veranstaltetes Nachfragen
S 2«
nach dem KiM vergebens. Da nahmen
sie zu einer Kartenschlägerin ihre Zuflucht,
welche ihnen die frohe Nachricht giebt:
daß ihr Kind von einem reichen Juden
aufgenommen sei, bei dem es sich recht
gut befinde. Nach einigen Tagen aber
findet ein Wanderer das Kind im Walde
an einem Baume auf den Knieen liegend,
in krampfhafter Stellung der höchsten
Verzweiflung erstarrt. Der Hals war
zugleich angeschwollen und sehr entzündet,
wahrscheinlich von dem Angstgeschrei deS
im Walde sich verirrten Kindes!
Lobenswert h. —Aus einer Har
risburger Zeitung (the Signal) ersehen
wir, daß Herr Nicely, nahe bei Hummels
taun, in Dauphin Caunty. in diesem Jah
re zweihundert Büschel Weizen ausgedro
schen hat wovon er Einhundert an die Ar»
men vergab und die andern Einhundert
nach der Mühle sandte, mit der Verord
nung daß der Müller die Frucht an Sol,
che die in gemäßigten Vermögensumstän
den sind, zu 50 Cents die Büschel verkau,
fen solle. Herr N- that dieses aus reinem
Dankgefühl gegen seinem Schöpfer, für
die reichliche Erißte mit der er gesegnet
war, und um den Mangel derjenigen zu
erleichtern deren Mittel nicht hinreichend
sind, sich die nöthigen Lebensbedürfnisse
anzuschaffen. Es ist zu hoffen daß die
ses edle Beispiel noch mehre bewegen möä"
te von ihrem Ueberfluß an die Armen zu
geben, damit auch sie Ursache haben mö
gen sich der gesegneten Gaben einer gü
tigen Vorsehung zu erfreuen-
Freih. Presse-
Wunder der Wasserkur. —Im Balti
more Armenhause ist eine Frau, welche
schon seit 10 Jahren blind ist; diese ist
durch den Gebrauch des kalten Wasserö
schon so weit hergestellt, daß sie viele Ge
genstände genau unterscheiden kann. Der
Arzt behandelt sie auf folgende Weise:
er bespritzt die kranken Augen mit einer
Klistir-Spritze mehrere Male des Tages
mit frischem .Quellwasser, so daß sich das
Fell nach und nach zurückzieht.
Explosion in einem Brunnen
in Elmira, N. A. Zwei Männer, Na»
mens Carr und Beully, hatten sich in ei
nen bereits 48 Fuß tiefen Brunnen bege
ben, um ihn zu vollenden. Ein Knabe,
Namens Heller, folgte ihnen mit einem
Lichte, allein als dieser kaum 15 Fuß hin
abgestiegen war, entzündete sich Gas, daß
sich in dem Brunnen entwickelt hatte,
und verursachte eine schreckliche Explosion
welche das Gerüst über dem Brunnen in
die Höhe warf. Der Knabe stürzte in
dem Brunnen wurde zwar nicht gefähr
lich durch den Fall verletzt, starb aber kur
ze Zeit darauf in Folge der schrecklichen
Verbrennung, die er erlitten. Die bei
den Männer unten in dem Brunnen wur
den zwar sehr stark verbrannt, allein man
hofft, daß sie davon kommen werden. DaS
Gas in dem Brunnen war Wasserstoff-
Gas dasselbe, welches so oft viel Unheil
in den Bergwerken anrichtet, Dieses
Gas muß nicht mit dem Gase (häusig
Stickstoffgas) verwechselt werden, durch
das so oft Leute, namentlich in alten
Brunnen, ersticken. In diesem letztern
kann kein Licht brennen, wodurch es leicht
entdeckt werden kann.
Niemand sollte sich in einen Brunnen
wagen, ohne zuvor vorsichtig ein Licht
hinein gelassen zu haben. (Weltbürger.
Fisch« und Cl a m-R eg e n.—Am vor
letzten Mittwoch, Abens um 6 Uhr, regnete
es Fische in Neu-Haven, und z» gleicher Zeit
herrschte ei» starker Hagelsturm ; die Fische
solle» eine Art Blau-Fische uud ein die sechs
Zoll lang gewesen sein. Eine ziemlich große
Zahl derselben fiel in Dorksirasse. Montags
zuvor soll es gleichfalls während einem Ha
gelsturm Clams in Albany geregnet haben.
Wenn dies so fort geht, wird es uns bald
gebratene Fische u. s. w. in den Mund reg
nen, und Niemand steh mehr »ber harte Ze«.
en zu beklagen haben. >b.