Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 05, 1842, Image 1

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    NeKV i n A, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnol d Puwe ll e, Süd 6len Strasse, Ecke der Sherry Alley.B ehm' s Wirlhsbcnls'Hof gegenüber.
Haßrgang 3) gantt 148.
; , veobacluer er ch-.., .eden Dienstag auf e.ne.n mit schönen Lettern gedruckt. Der ist Ei n Thaler des Jahrs, welcher in halbjähriger Voraus,
in/n M. .nn » - W-r m. Lai.ft deo Jahres nicht bezahlt, werden HI 5» geregnet Für kürzere Zeit als t? Monat wird kein llnterschrciber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anqenomi .cn, wenn si-
gesehen und gleichzeitig alle Ruckstande abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Prei. eingerückt. Unter chreibern in hiesiger
5-tadt wird d.e oeitung porrofre. geschickt, weitere Versendungen geschehen durch d,e Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postsrei eingesandt werden.
Ausgswaehtis Michttrsletle.
Die
Was ziert des Menschen Angesicht,
Ist e6 Venn wohl die Nase nicht?
Zur Fratze würd'«-, hei meiner Ehr',
Wenn daranf nicht die Nase wär'.
Die Nase will ich drnm Hesingen
Und ihr dies Lied zum Opfer bringen.
Betrachtet jenen muntern Zecher,
Wie er da sitzt beim vollen Becher,
Sekt ihr die dicke Nase glühn
In Farbenpracht gleich dem Ruhin?
Seht, sie verkündet laut der Welt,
Wie er es mit der Flasche hält.
Gtuiupfnäechcn mag uns wohl entzücken,
Wenn wir beim Mädchen es erblicke».
Doch isi ein Narr, wer drüber schimpft,
Wenn sie vielleicht da 6 Naschen rümpft.
Sie trägt das Naschen oft gar hoch,
Schmiegt sich auch nicht ius Ehejoch.
Dann zieht ihr ab mit langer Nase,
Und aus dem Löwen wird cm Haase,
Wenn solche Holde ihn nicht liebt;
Und dies klingt freilich gar betrübt.
Am Nascurümpfkn ist'S zu schau'ik,
Ob einem Mädchen wohl zu trau'n.
Es leitet mancher dumme Gimpel,
Sei er in Allem »och so simpel,
Die Wahrheit von der Nase her,
Und glaubt, daß Keiner sonst, nur er
Der Klü g st e sei; man giebt den Preis
Auch oft dem Mnsje Naseweis.
Von Nasen weiss auch der zu sagen,
Den oft von oben her sie plagen,
Weil er die Amtspflicht nicht erfüllt.
Er gleicht dann einem Jammerbild,
Bei seiner vielen Nase» Zahl,
Er selbst ist Schuld au dieser Qual.
Die Nase in die B ü ch er stecken,
Und sich mit Weisheit zu bedecke».
Das lehret jeder Pedagog,
Der manche» Naseweis erzog.
Und was solch Männlein Alles kann,
Sieht man ihm au der Nase an.
Wen Aug', Herz, Ohr u. Mund sich laben,
Dan» muh' die Nase auch was haben.
Die Nase bleibe nie zurück,
Sie kennt des WohlgerncheS Glück.
Drum stopfet, recht sie zu erfreu'n,
Nur T a b a ck oft iu sie hinem.
Ihr sollt die Nase nicht verachten,
Und höher als den M u n d sie achten.
Der cuch gar mauchee Unheil bringt,
Und öfters Hab' und Gut verschlingt.
Und wenn der Mund sich »le begnügt,
Ist ja die N a s e stets vergnügt.
Auch trägt geduldig stets und stille
Die gute Nase ja die B r«ll e,
Die jetzt in unsrer Modenwelt
Gar manchem Menschen wohlgefällt.
Wo käm'die Brille »stütze her,
Wenn »»cht die gute Nase war'!
Gar Mancher, de» die Neugier plaget,
Der stets »ach Neuigkeit?» jaget,
Hat seuie Nase überall,
Und wird uns Allen oft fatal,
Wenn er in das, was man versteckt
Gern wünschet, seine Nase steckt.
Herum sich bei der Nase führe»,
Das mag gar öfters wohl passiren.
Das Weib de» Mau», der Mann das Weib,
Hat oft zum Spaß und Zeitvertreib,
Wie Jeder es zuletzt verspürt.
Nur bei der Nase 'ruin geführt.
Sich eine Nase anzudrehen,
Auch das hat man schon oft gesehen ;
Doch ging die Nase uns kapnt,
So ist's gar herrlich doch und gut,
Dreht »lis der Doktor eine an,
Die >na» der Welt doch zeigen kaun.
Denn ohne Nase, ach, wie häßlich,
Wie schauderhaft ist's nnd wie gräßlich,
Entbehren wir der schönsten Zier.
Di, schlecbt' ste Nase wähl ich mir.
Denn wenn die Nase uns gebricht,
Wird ja zur Fratze das Bracht.
Der Himmel mögt gnädig walten,
Und meine N a s e mir erhalten.
Ob griechisch oder stumpf sie sey,
Das gilt mir völlig einerlei.
Wenn es nur eine Nase ist.
Die riecht, sich rümpft und schnupft und -
nie ßt!
Die ungleichen Eeheleute.
Kunz scheuet und Müh'
Um ein'ge Penny'6 zu erringe»,
Doch schnell dieselben durchzubringen,
Macht seinem Weibe keine Müh''.
Wer Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkitl Caititties allgemeiner Anzeiger.^
Zur Unterhaltung und Belehrnng.
In L o u i si a n a haben zwei Neger
Schandthaten verübt, vor denen man
schaudert und die Art und Weise, wie die
Uebelthäter bestraft sind, ist gleichfalls
hinreichend, um einem eine heilige Scheu
vor der Gerechtigkeitspflege der Südlän
der einzuflößen. —
Ein Neger mit Namen Enoch war von
seinem Herrn, dem Plantagenbesitzer Du
ran in Bayou de Glaise, an einen Mann
in Neu Orleans verkauft; allein er nahm
die erste Gelegenheit wahr, diesem zu ent
wischen und nach seinem frühern Wohn
orte zurückzukehren. Hier überredete er
einen Neger Namens Joseph, welcher
Herrn Vorhees daselbst zugehörte, und
ein Mulattenmädchen, mit ihm davon zu
laufen. Sie bewaffneten sich und fingen
nun an, alle Weißen, die sie antrafen,
zu ermorden. Zuerst begaben sie sich
nach dem Hause von Noah Harrington
am Red River, tödteten ihn und entführ
ten seine erwachsene Tochter, welche sie L
Wochen lang im Walde bei sich behielten
und auf die schändlichste Weise behandel
ten. Sie sehten sie so lange den fürch
terlichsten Oualen aus, bis sie nicht mehr
vermochte, ihren viehischen Begierden zu
widerstehen, und wenn die Ungeheuer fort
gingen, um Raub und Mord zu verüben
so wurde daS arme Mädchen so lange an
einen Baum gebunden. Wenn sie Je
mand getödtet hatten, kehrten sie zurück
und sagten dem Mädchen, sie hätten schon
wieder ein Schwein geschlachtet. Sie mor
deten Herrn Todd, einen Nachbar von
Harrington, und nahmen seine Frau und
deren Säugling mit sich, droheten aber
Beide zu erschießen, wenn sie schreien wür
den. Auch diese Frau behandelten sie auf
die scheußlichste Weise, und sie standen
mehrmals im Begriffe, beide Frauenzim
mer umzubringen; allein die Mulattin
legte sich stetS in's Mittel und rettete das
Leben derselben mit Gefahr ihres eignen.
Nachdem die Neger es so eine Zeitlang
getrieben hatten, setzte man ihnen nach.
Enoch wurde bei der Verfolgung verwun
det, entkam aber. Joseph erwischte man
lebendig. Er gestand die obigen Grauel
thaten und die Bürger, welche ihn gefan
gen nahmen, beschlossen, ihn sogleich le
bendig zu verbrennen. —Zu diesem Zwe
cke schloß man ihn mit Ketten an einen
Baum, dicht am Ufer des Mississippi auf
einer Landzunge, Union Point genannt,
und häufte Reisholz um ihn her auf.
Man fragte ihn nun, ob er noch etwas
zu sagen habe, worauf er erwiederte, alle
Anwesenden möchten ein Beispiel an ihm
nehmen und für ihn beten. Er verlang
te ein glas Wasser und als er es getrun
ken hatte, sagte er: Jetzt bin ich bereit,
zündet das Reisig an. Dieß geschah und
er sah dem Spiele der Flammen Anfangs
ruhig zu, bis sie ihm nahe kamen. Dann
stieß er die schrecklichsten. SchmerzenSlaute
aus und bat die Umstehenden, ihn nieder
zuschießen und riß zugleich so gewaltig an
der Kette, daß die Krampe, womit die
Kette am Baume befestigt war, ausriß
und er vom Scheiterhaufen herabspringen
konnte. In demselben Augenblicke durch
bohrten ihn mehre Büchsenkugeln und er
fiel leblos nieder- Man warf den Leich
nam wieder auf den Scheiterhaufen und
verbrannte ihn zu Asche. Die Mulattin
ist den ordentlichen Gerichtsbehörden zu
Vidalia in Louisiana übergeben.—Joseph
wurde auch noch gefangen uud dasDampf
boot Highlander brachte die Nachricht
nach Neu Orleans, daß der Scheiterhau
fen für ihn bereits fertig sei,
Alte u. neue Welt.
Zu befürchtender Indianer Krieg.
2m Kriegsdepartement zu Washington
sind Nachrichten eingegangen, welche zu
dem Glauben verleiten, daß ein Kampf
zwischen den Sisux, und jenem Theil der
vereinigten Bande der Ottawas, Chippe
was und Potowatamies, der unweit den
Council Bluffs wohnhaft ist, statt finden
"TVillig AU loben und ohne Furcht zu tadeln."
Mttnslaz öeu 5» Aull 1842.
wird.. Gerüchte, so wie auch eine Erklä
rung der Letztern. daß sie einen Angriff
befürchten, wurde neulich in der India
ner Amtsstube empfangen, wodurch der
Kriegssecretair sich bewogen fand eine
Compagnie Dragoner nach den Cauncil
Bluffs zu beordern, um die Indianer in
jener Gegend zu beschützen, und den be
fürchtenden Ausbruch zu verhüten. Jetzt
haben aber die Ottawas, Chippewas und
und Potowatamies, unterm 7ten Mai
einen Brief an die Delawares geschrieben
und diese aufgefordert sich mit ihnen ge
gen die Siour zu vereinigen. Letztere
sollen sich schon gesammelt, und Läufer
nach den Sioux Dörfern am St. Peter's
Flusse für Verstärkungen gesandt haben-
Die Ottawas, Chippewas und Potowa»
tamies, benachrichtigen die Delawares, sie
hätten bereits ISV Mann an der Grenze
ihres Landes stehen, 'um einem Ueberfall
abzuwehren, und halten dringend um Bei
stand an- Ein Delaware überbrachte die
sen Brief dem befehlshabenden Offizier
zu Fort Leavenworth. der ihn nach Was
hington schickte. Man hegt noch stärke
Hoffnung, das es zu keinen Thätlichkei
ten können wird, allein die Siorh sind
unruhig, und haben Freude am Kriege.
Die größte Wachsamkeit ist oft vergeblich
diese Wilden vom Kämpfen abzuhalten.
Bewegungen werden insgeheim,und schnell
ausgeführt, und oA ehe man es sich ver,
sieht. Zn diesem Fall jedoch leitete die
erhaltene Nachricht zu der Annahme sol
cher kräftigen Maasregeln, weche, wie
man hofft, die zu erreichende Absicht be
wirken werden. H. Gazette.
Conspiratio n. —Pittsburg. am
I3ten Juni machte Herr C. M. Mc. A
nulty vor Gericht die Anzeige, daß die
Eigenthümer der verschiedenen Kanal-Li
nien eine geheime Verbindung bilden .wo
durch sie gemeinschaftlich dk Fracht und
Passage auf einer gewissen Höhe halten.
Aus der Constitution, die im Morning
Chronicle publicirt ist, geht hervor, daß
keine Linie unter irgend einer Bedingung
Güter und Passagiere zu einem niedern
Preise als der von den Eigenthümern der
Linien festgesetzten, transportiren soll, und
das sie dieses hiemit durch einen Eid be
kräftigen.
Es war in den letzten Jahren sehr häu
fig die Klage, daß der pennsylvanische Ka
nalzoll zu hoch wäre, um Güter so billig
als auf andern Kanälen zu transportiren
und es zeigte sich auch, daS nur im Früh
jahre und Spätherbst, wenn die Neu-
Vorker Kanäle entweder nicht offen oder
sonst geschlossen waren, der pennsylvani
sche Kanal vollauf zu thun hatte, dahin
gegen er während der Schifffahrt auf den
andernKanälen meist unthätig blieb. Da
das meiste Staatseinkommen aus den Ka
nalzöllen entspringen sollte, zumal dieser
auch die mehrsten Ausgaben verursacht,
so wurde von der Legislatur sowohl als
von den Kanal-Commissionären alles an
gewendet, die Eigenthümer der Transpor
tations-Linien zu vermögen, die Güter
und Passagiere billig zu liefern, und wur
de Behuf dieses, auch in der letzten Ge
setzgebung der Kanalzoll bedeutend ermä
ßigt. Doch dies Alles blieb und bleibt
nutzlos, und um ja recht viel in die Ta
schen stecken und dann über die schlechte
Verwaltung des Staatseinkommens schim
pfen zu können, brachte man eine Con
spiration der Transporteurs zu Stande,
um den, der allenfals ehrlicherweise die
Fracht erniedrigen möchte, verderben zu
können. Die Demoralisation des Vol
kes wird täglich größer und schrecklicher,
und ehe noch ein Jahrzehnt verflossen,
wird diese Republik unter dem Scvpter
irgend eineS ehrgeizigen und mächtigen
Ursurpators seufzen- . P. Courier,
Geistes ge gen wart. Am
Donnerstag Abend, als der berühmte wil?
de Thier-Bändiger, Hr. Driesbach, im
Bowery - Theater in Nen Pork, seine
Kunst zeigte, beliebte eö dem Tiger und
! Leopard, eine Extrascene durch einen
! ernstlichen gegenseitigen Angriff, während
Hr. DrieSbach sich in ihrem Käsig be
fand, auszuführen, welcher dem Letztern
fast das Leben gekostet hätte.
I Nachdem es Hrn. DrieSbach gelungen
war, die Kämpfenden zu trennen, ließ er
einen derselben, den Leopard, auf seine
Schulter springen. In demselben Augen
blick aber sprang der Tiger auf ihn und
faßte ihn mit den Zähnen und Klauen
im Gesicht und am Kopf, welchen er auf
eine so schreckliche Weise zerriß, daß der
Unglückliche in einem Ru mit Blut be
deckt war. Allein dex unüberwindliche,
Muth und die Geschicklichkeit deS helden
müthigen Deutschen zeigte sich bei dieser
Gelegenheit auf eine Erstaunen erregen
de Weise; denn so schnell gelang es ihm,
während er selbst in Lebensgefahr schweb
te, die wüthenden Thiere zu bändigen,
dasein Theil der Zuschauer die Gefahr
nicht wahrnahm, in welcher er sich be
fand, ib.
Eine edle That.
Als am vorletzten Dienstag die Post,
kutsche nahe Zanesville, Ohio, einen Hü
gel hinunter fuhr, brach etwas und der
Treiber wurde abgeworfen. Die Pferde
setzten sodann in vollem Sprunge ab. Ei
ner der Passagiere, der wie es Scheint
nicht erschrocken war, arbeitete sich auf
die Postkutsche, dann auf den Sitz des
Treibers, von da auf die Deichsel, und
von dort auf eines der hintern Pferde,
allwo es ihm sodann gelang die Pferde
einzuhalten. Dies mag wirklich eine ed
le That genannt werden, denn nicht ein
jeder riSkirt sein Leben, um das andrer
Personen zu retten. Frh. Freund.
Im letzten November sandte ein gewis
zer L. T- Buckley, Collector der Staats
taren zu Acron seinen Clerk Z. H. Mar
vin nach Wooster, Ohio, um die monat
liche Einname von 3985 Thalern daselbst
zu deponiren. Er kehrte darauf zurück
und gab vor, das Geld sei ihm gestohlen
worden. Vor Kurzem brachte der Staat
gegen Buckleys Bürgen Klage. Die lu.
ry entschied nach Anhörung des Zeugni
ßes, daß die Bürgen für dies Geld haf
ten müßten, da keine Beraubung statt
gefunden habe. Es frägt sich nun, wenn
der Kerl nicht beraubt worden ist, wo sich
das Geld befindet. . ib-
Lord Joh. Hay, Befehlshaber der brit
ischen Fregatte Warspite, stattete vorige
Woche dem in Neu-Aork liegenden ameri
kanischen «Kriegsschiffe „Nord Carolina"
einen Besuch ab, wo ihm zu Ehren eine
Salve von 14 Kanonenschüsse gefeuert
wurde. Der Neu Uork Herald sagt:
"Als wir diesen tapfern Officier in voller
Uniform und nur mit einem Arm, aus
seinem Boote am Castle Garten treten
sahen, kamen uns einige herzerschüttern
de Vorfälle aus dem letzten Kriege ins
Gedächtniß zurück. Capitain Hay war
Seekadet am Bord der brittischen Fregat
te Shannon, da diese die amerikanische
Fregatte Chesapeake, befehligt von Capt.
Lawrence, wegnahm, der, nebst dem bra
ven Ludlow, fechtend auf dem Verdeck
seinen Tod fand. Dieser nämliche Offi
cier kehrt nun nach einem Zeitraum von
beinahe Jahren wieder zurück, er selbst
zum Post Capitain befördert, und ankert
sein. Kriegsschiff in Freundschaft und
Frieden in unsern Gewässern-" ib.
p-
Weibliche Treue. Sir Robert
Barkley, Commandant der brittischen
Flotte in der Schlacht auf dem Eriesee,
verlor einen Arm und ein Bein in jener
Schlacht. Er hatte eine Geliebte in Eng
land zurückgelassen, mit weicher er sich
nach beendigtem Kriege verheirathen woll
te- Da er nun aber so verstümmelt zu-
44.
rückkehrte, ließ er ihr durch einen Freund
seinen Zustand anzeigen, und sagte sie von
jeder Verbindlichkeit los.
Was that seine Geliebte? Sie erwider
te dem Freunde: "Sagen Sie ihm, daß
ich ihn mit Freuden heirarhen werde, wenn
er nur noch soviel Körper übrig hat, als
nöthig ist um seine Seele zu fassen."
Du sollst nicht falsche Zeugniß reden.
Die Witwe eines Kutschers war angeb
lich von einem Manne gemißhandelt wor
den. Sie verklagte ihn wegen Realinju
rien, und bei der Untersuchung stellte die
ser es auch keineswegs in Zweifel, wie er
durch ihr Benehmen gereizt, ihr eine Ohr
feige gegeben habe. Die Sentenz siel
zum Stachtheil des Angeklagten aus, aber
sie entsprach keineswegs den Erwartun-'
gen der Klägerin, sie ergriff daher das
Rechtsmittel der Appellation und behaup»
tete, daß sie dergestalt von.dem-Beklag
ten gemißhandelt worden, -daß sie unfä
hig sei, ihr Brod zu verdienen, und brach
te nicht nur ein ärztliches Attest über ih
re gänzliche Unfähigkeit zu einem Brod--
erwerbe bei, sondern machte auch zwei
Petsonen namhaft, die es bezeugen konn
ten, wie sie durch die Mißhandlungen des
Verklagten in diesen unglücklichen Zu-,
stand versetzt worden sei. Die vorgeschla
genen Zeugen wurden darüber vernom
men, bestätigten die Angabe der Klägerin
beschworen ihre Aussage und in Gefolge
dessen wurde der Beklagte verurtheilt, der
Klägerin auf ihre Lebenszeit für die Be
dürfnisse ihrer Subsistenz zu sorgen.
Als ihm dieö Erkenntniß mitgetheilt wor
den, und er es gelesen hatte, wurde er so
heftig von Schrecken, noch mehr aber vom
Aerger darüber ergriffen, daß er vom
Schlage getroffen wurde, und aller ärzt
lichen Hülfe ungeachtet, da ihn der Arzt
nicht von seinem Aerger heilen konnte,
bei einem wiederholten Schlage den Geist
aufgab. Da der Gegner der Witwe durch
das gegen ihn erstrittene Erkenntniß ge
storben war, so machte sie solches nun ge
gen dessen Erben gültig, und diese tra
ten auch die Erbschaft mit dieser Last be
schwert an, wahrscheinlich in der Hoff
nung, daß eine so gebrechliche und sieche
Person ihnen nicht lange lästig fallen und
ebenfalls bald eingesargt werden würde.
Die Witwe blieb aber am Leben und die
Verpflichtung der Erben, ihr den Unter
halt zu zahlen, absorbirte nicht nur den
ganzen Betrag der Erbschaft, sondern
brachte sie demnächst, da sie nicht wohl
habend waren, ganz herunter. In die
ser Bedrängniß erschien ein Retter; Je
mand, der früher nichts von diesem Ver
hältnisse gewußt, erfuhr davon. Durch
die bedrängte Lage der Erben, und auö
Mitleiden mit ihrem unverdienten trauri
gen Schicksale, erbot er sich, gegen die
Wittwe aufzutreten und zu beweisen, daß
ihre Unfähigkeit keineswegs von erhalte
nen Mißhandlungen herrühre und daß die
von ihr vorgeschlagenen Zeugen ein fal
sches Zeugniß abgelegt hätten. Die Er
ben machten davon Anzeige bei den Ge
richten, ein neuer Untersuchungsprozeß
wurde gegen die Witwe und die Zeugen
eingeleitet, und es ergab sich daraus, daß
die Unfähigkeit deö BroderwerbS bei der
Witwe die Folge eines frühern lasterhaf
ten Lebens war und daß die Zeugen ein
falsches Zeugniß abgelegt und eidlich be
kräftigt hatten. Die Witwe sowohl als
die Zeugen wurden hierauf zur Zuchthaus
strafe verurtheilt. Der Verstorbene wur
de dadurch aber nicht wieder zum Leben
gebracht und seinen Erben eben so wenig
zu den Summen verholfen, die sie zur Er
haltung der fälschlichen Anklägerin hat
ten anwenden müssen.
Wie schnell M doch die Ansichten
ändern.
~Ein angenehmer Mann !" —rief eine
ganze Gesellschaft aus, als Herr P ,
welcher sie beinah zwei Stunden lang mit
muntern Erzählungen unterhalten hatte.