Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 07, 1842, Image 1

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    MeaViNA, Venn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Sherry AUey.B ehm' s Wirthshaus-Hof gegenüber.
Jahrgang 3, game Mnmmr 144.
Bedi n gu ng e N.-Der Nlberale FZeobklcKter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe»
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AttsgewaehLle Muhttrslette.
Trennung.
Es istdasWort, das ich hierher geschrieben,
Gar oft ein Wort von inhaltschwerem Sinn !
Bald freut es euch, bald wird cs euch betrüben,
Zur Freude zieht es wie zur Trauer biu.
Laßt sebn einmal, in welcherlei Gestalten
> Der Tren n u n g Bild vor Euch sich wird
gestalten.
Horcht, welcher Rumor,
Was geht denn vor?
Es ist eins von den Ehepaaren,
Die schnell zusammen sich gefunden,
Bei dem auch schnell dahin geschwunden
Des Hauses Glück nach wenig Jahren.
Es zankt die Frau vom frühen Tage
Bis zu der späten Mitternacht,
> Sie ist des Maunes ärgste Plage,
Die ihn zum Trunkenbolde macht.
Denn weiß er's nicht mehr auszuhalten.
Lässt er den Gcist des Branntweins walten.
. Da giebt's denn Prügel ohne Zahl,
Ulid jede Stuude neue Oual.
Zu enden die Plage.
Geht man znr Klage.
Und die Sentenz kommt in das Hans,
Und spricht das Wort der Trenuuug aus.
Das ist ein wahres Wort der Freuden,
Es endete des Mannes Leide».
Des Mannes Herz muss es erfreu'»
Auf solche Art getreu»»! zu sei«!
Wer ist's dein», der um Mitternacht
Dort über seinem Kasten wacht,
Bleich, klapperdürr, mit blauer Lippe,
Gleich einem wandkrndeu Gerippe /
Herr Harpax ist's ; mit Äugst und Gier
Bewacht er seine Schätze hier.
Bei ihlitil sucht er sein Vergnüge»,
Fern bleibt das Bess're von »hm liegen,
Er kennt nicht des Wohlthun«? Reiz,
Nur Geld, und wieder Geld, und Geiz.
Er zählt sein Gcld mit dürre« Finger»,
Um einen Penn», es vereiiigern,
> Das brächt' ins Grab ihn vor der Zeit.
Da störte seine Seligkeit
> Freund Hayn.
Er trat zu ihm ins Haus hinein,
Uud sprach : He! willst Du mich nicht teilen ?
Genug hast Du gelebt allhier,
Beim Hölle,»huud ist De»» Quartier,
Von Deinem Schatz mußt Dn dich trennen,
Du nilnmst ihn nicht ins Grab mit Dir!
Mein Leser, Du gestehst cs ein,
Solch' eine Schwere Treiiuiiiigsstunde
Muß eiucm solchen geiz gen Hunde
Gar schrecklich nnd gar bitter sein!
Seht ihr den Herrn dort, jung au Jahre»,
Wohl i» dem prächl'gcil Wage» fahren?
Kein Leiden hat ihn je geplagt,
Vergnügen ist's, wornach er jagt;
Erzogen in des Glückes Schoost,
Ist Freude nur sein Erdenloos,
Das Geld wirft er mit vollen Händen,
Als sollt' es ninnner bei ihm euden,
Zum Fruster, w,e mau spricht, hinaus,
Und führet stets ein großes Haus.
Sei», Geldche». sieht er freudig fliegen,
Er treunt davon sich »nit Vergnügen,
Die Trennung macht ,hm keine Pein,
'S mag eine lust'ge Trennung sein.
Doch auch ein Vrnnnen schöpft sich aus,
zu spät gewahrt er dies m,t Graus,
Verkauft wird Wagen, wie die Pferde,
Nicht 6 bleibt ihin auf der schönen Erde,
Als eine Aussicht ist gewiß,
Die Aussicht auf's Gefängniß.
Die Freunde wollen ihn nicht kennen,
Der Luell der Freude ist versiegt,
Er m»ß »uu, wie sei,» Geld verfliegt.
Sich von dem Reiz des Lebens trennen.
Die Trennung, ich gesteh' es frei,
Daß sie gar eine Bittre sei.
Ihr kennet wohl, ganz ohne Zweifel,
Gewiß gar manchen armen Teufel,
Der bis zum Hals in Schulden steckt,
Und den die Schaar der Ereditoren
Sich schon zum Opfer auscrtoreu.
Er wird mit Äugst und Schmach bedeckt.
Doch hört! Ihm stirbt ein reicher Vetter,
Er erbt; nun ändert sich das Wetter
In angenehmen Sonnenschein,
Den armen Schuldner zu erfreu'n;
Deun baarer Segen kam ins Haus,
Er zahlt den Manichäern aus,
Und muß von ihnen sich nu» trennen.
Die Treunnng «st wohl gnt zu nennen.
Seht dort den Schneider'. er zertrennt
Das Brautkleid, das er schlechtgemacht.
Man hat zurück es ihm gebracht,
Und einen Pfuscher ihn genennt.
Ach l da vergeht ihm Lust und Lachen,
Er muß das Kleid von Neuem mache»,
O seht, wie er nnn eilig trennt!
Mein werther Leser; solch ein Trennen
Ist »in gar schlechtes nur zu nennen.
Wer Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Dort liegt auf seinem Krankenbette,
Ein Herr, und seufzt, und um die Wette
Plagt ihn jetzt Gicht und Podagra,
Seht, wie sich die Doktoren jagen,
Wenn Einer aufhört ihn zu plagen,
Ist schon ein Aud'rer wieder da.
Doch siegen seine eignen Kräfte,
Der Patient hat gute Säfte,
Kein Reeidiv tritt bei ihm ein.
Nun fühlt er sich wie neu geboren,
Und trennt sich froh von den Doktere»,
Die Trennung mag die beste sein.
HSrt Ihr der Glocken Dumpfes Läuten?
Was mag die schwarze Schaar bedeuten,
Die dort zum Kirchhof sich bewegt?
Und wer wird in dem schwarzen Wagen
so sehr beweint dahin getragen?
Was ist's, das solchen Schmerz erregt?
Die Treu n n n g ist's von eineinGatten,
Der, ach! nun in das Reich der Schatten
Von allen seinen Lieben scbwand.
Ihm folgen seiner Kinder Thränen,
Der treuen Gattin banges Sehnen;
Getrennt ist ihrer Liebe Band.
Getrennt?—auf ewig ?—Nein, wir hoffen
Und glauben es mit Zuversicht,
Ein Wiedersehen steht uns offen,
Und ew'ge Trennung gibt es nicht!
ist das Wort, das ich Euch hergeschrieben,
Doch wohl ein Wort von inhaltschwerem Linn !
Den Einem freut's, den Andern inags betrüben,
Den zieht's zur Lust, und den zur Freude hin,
Doch, wie sich auch die Trennung mag gestalten,
Seid unverzagt, und laßt die Götter walten !
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Der Barbier von (Hvttingen.
(Schluß)
Eine halbe Stunde mochte vergangen
sein, seit dem er angefangen hatte, ihn
einzuseifen, und noch war er immer nicht
weiter ; eS verging noch eine Viertelstun.
de und der Fremde rief jedesmal, wenn
der Geplagte aufhören wollte: „noch mehr
einseifen !" Endlich war die Hand des
Barbiers ganz matt, er ließ sie sinken,
und sogleich schrie der Dicke mit einer
Stentorstimme: „noch mehr einseifen!"
und zeigte dabei einen Mund, der wohl
den Vollmond hätte verschlingen können
— „Ich kann nicht mehr"— entschuldigte
sich der Barbier. „So nehmen Sie ei
nige Tropfen von dieser Wunderessenz,
dem Teufels Elixir vom Dr- Faust."
Bei diesen Worten zog er ein Fläschchen
mit einer rothen Flüssigkeit aus der Ta
sche, nahm den Stöpsel ab, zwang den
Barbier die Hälfte zu trinken, und sprach
dann: „nun fahren Sie fort, mich ein
zuseifen.'^
Es verging noch eine halbe Stunde, es
schlug Mitternacht, die Lampe erlosch,
nur der Mond erleuchtete die Stube, und
noch immer rief der Fremde: „noch mehr
Nach einer andern halbe Stun
de wurde die Stimme des kleinen dicken
Mannes minder rauh; erschien einzu
schlafen, fing an zu schnarchen, und stam
melte nur in langen Zwischenräumen:
„noch —mehr ein sei —fen!" und
die Töne scheinen aus einem Grabe her
aufzukommen. Eine Wolke verhüllte jetzt
den Mond, es trat vollkommene Finster
niß ein, und den Barbier befiel eine un
beschreibliche Angst.
Aber die Angst gab ihm auch Muth, er
schlich langsam zurück nach der Thür zu,
nm zu entschlüpfen, hatte jedoch kaum die
Schwelle erreicht, als ihn ein donnerndes:
„noch mehr einseifen!" wie ein Blitz
strahl traf. Er mußte wieder an seine
schreckliche Arbeit; der kleine Dicke schien
ausgeschlafen zu haben, den er schrie viel
stärker als sonst, lachte, pfiff und sang.
„Wenn Du müde bist, Alter, so trinke
uoch einmal aus der Flasche sagte
er.
„Jetzt ist Licht nöthiger als Trinken"
entgegnete der Barbier, und in dem
selben Angenblick sah er in der Dunkel
heit zwei funkelnde Augen neben sich leuch
ten. Sie gehörten dem Fremden, und ver
breiteten einen röthlichen Schimmer um
sich; das Haar schien sich in schwarze
Flammen zu verwandeln und das Innere
des Mundes glich der Oeffnung eines
"TVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Miemiaq öS« 7. 1842.
glühenden Ofens. Der Athem, der aus i
dem Munde kam, war heiß, erstickend und
schweflig, als komme er aus der Hölle.
Dies war zu viel für unsern Barbier.
Er glaubte, nur in der Flucht sein Heil
finden zu können, warf den Pinsel und
die Seife von sich, nnd stürzte sich mit
dem Angstgeschrei nach der Thüre: „Herr,
Herr,! erbarme dich meiner, ich habe den
Teufel rasirt!"
Sein Haus stieß an den Kirchhof; der
Barbier eilte dahin; nichts konnte seine
Flucht aufhalten, er sprang über Grä
ber, Graben und Mauern. Aber kaum
eine halbe Minute war er aus dem Hau
se,.als er das höhnische Lachen, und daß
noch schrecklichere „noch mehr einseifen!"
von neuem hinter sich hörte. Obgleich
dies seine Flucht noch mehr beschleunigte,
so mußte er sich doch von dem Dicken, mit
dem Seifenschaume im Gesicht, die Ser
viette unter dem Kinne und die Pistole in
der Hand, überholt sehen.
In der Verzweiflung schlüpfte der Bar
bier in die Gottesackerkirche, deren Thu
re offen stand, und versuchte, dieselbe hin
ter sich zu verschließen —aber der Verfol
ger war bereits dicht hinter ihm. Der
Flüchtling mußte also noch weiter vor
wärts, und stieg die Treppe zum Thur
me mit Blitzesschnelligkeit hinauf. Oben
befand sich ein Altan, und er war gerettet,
wenn er die Thür zu demselben hinter sich
verschließen konnte. Vergebliche Hoff
nung zugleich mit ihm trat sein Verfol
ger auf den Altan.
Ueber ihnen stieg die Kirchthurmspitze
noch 30 Fuß empor; unten gähnte ihnen
eine noch bedeutendere Tiefe entgegen.
Die Zähne des Barbiers klapperten, sei
ne Knie schlotterten, alle seine Glieder
zitterten. „Was soll das?" fragte
der Verfolger, „ich will bis um 6 Uhr
eingeseift seyn, es sind nur noch 5 Stun
de?' biS dahin. Dil'se kleine Leibesübung
schadet übrigens nichts. Geschwind, das
Seifenbt'cken und den Pinsel! Aber wo
sind sie?" —„lch habe sie weggewor
fen," stammelte der Barbier.
„Weggeworfen? Ich hätte große
Lust, Dich auch einmal zu werfen. Ein
Sprung von diesem Thurme hinab müßte
bei diesem schönen Mondenschein ein herli
cher Anblick seyn." Bei diesen Worten
nahm er wirklich den Barbier, der knieend
um Gnade bat. bei der Nase, hob ihn em
por, und hielt ihn, so weit sein Arm reich
te, über den Altan hinaus. Die Angst
des Armen Mannes, der an der Nase auf
gehangen in solcher Höhe schwebte, läßt
sich leichter denken als beschreiben. Nach
allen Seiten streckte er seine langen Ar
me und Beine aus, wie eine Spinne,
schrie herzbrechend, bat so deutlich, als er
bei der Zusainmenquetschung der Nase
thun konnte, um Erbammen; versprach,
den Kleinen bis zum letzten Augenblicke
seines Lebens zu rasiren, und erinnerte
seinen Quäler zugleich an das unglückli
che Schicksal, das seine Frau und Kinder
nach seinem Tode erwarte, kurz er that
Alles, um das harte Herz des Fremden
zu erweichen. Vergebens; dieser ließ den
Daumen und Zeigesinger vielmehr von
der Nase los und der arme Barbier stürz
te 130 Fuß hoch hinab. Er fühlte dabei
daß er der Erde immer näher komme, und
zerschmettert werden müsse; gegen die Ge
setze des Falles wurde die Bewegung aber
immer langsamer und langsamer, bis er
endlich in der Luft zu schweben schien.
Ein guter Engel hatte ihn in die Arme
genommen, und statt zerschmettert zu wer'
den, fühlte er sich sanft niedergelegt.
Er drehete sich um, und fühlte etwas
Warmes, Weiches neben sich. Es war
seine Frau.
Würdiges Paar! sie schliefen beide in
einem und demselben Bette, und der Bar
! Bier merkte zn seiner höchsten Freude, daß
I er nur geträumt habe.
Cii» Gespenst.
Wir geben hier eine Anekdote, die viel
leicht hie und da ein ungläubiges Lachen
erregen dürste. Wir stellen es einem J
eden anheim, und begnügen uns, hiermit
das Factum zu erzählen.
Madame W. wohnte in Piccadelly, ei
nem der belebtesten Quartiere von London.
Es war Nacht und sie erwarte ihren Man,
der sehr spät heimkehren sollte. Sie saß
arbeitend in einem Zimmer des Erdge
schoßes und die erstickende Hitze der Stein.
kohlen, sowie die Langeweile, die sie hat
te, versetzten sie in eine lethargische Er
schöpfung. Plötzlich vernahm sie Hanno
nische Töne, welche nicht der Erde anzu
gehören schienen. Sie hörte halb schla
fend zu und glaubte zu träumen. End
lich erhob sie sich um sich zu ermuntern, u.
vernahm nun jene Akkorde deutlicher aus
ihrem Salon kommen, der über dem Zim
mer lag, in dem sie sich befand. Es schlug
Mitternacht. Die Musik wurde nach und
nach schwächer. Jetzt war Madame W.
vollkommen zu sich gekommen und begriff,
daß hier etwas Uebernatürliches im Spie
le sei; ein leichter Schauer durchrieselte
sie, der jedoch zum Entsetzen ward, als sie
schwere Tritte auf ihrer Treppe vernahm,
die sich ihr näherten und als ein leises G
eräusch an der Thür ihr zu erkennen gab,
daß etwas im Begriff stehe, in das Zim
mer zu treten. Ganz ausser sich lief sie
zum Glockenzuge, allein die Thüre ward
aufgerissen und Madame W. stürzte ohn
mächtig, einen durchdringenden Schrei
ausstoßend, zu Boden. Ihr Gatte, der
etwas später nach Hause kam, fand sie
noch besinnungslos und mit kaltemSchwei
ße bedeckt. Es dauerte länger als eine
Stunde, ehe sie ihrer Sinne wieder mäch
tig wurde.
Anfänglich wollte sie die Ursache ihres
Schreckens nicht sagen ; endlich aber durch
die Bitten ihres Gatten bestürmt, schilder
te sie ihm daS Vergnügen, welches sie
empfunden hatte, als sie die himmlische
Musik vernommen und das Entsetzen, das
sie ergriffen, als durch die langsam geöff
nete Thür, ein Gespenst in das Zimmer
trat, dessen Knochenbrust eine tiefe Wun
de zeigte, aus welcher noch einige Tropfen
Bluts strömten. Dieses Gespenst streck
te seine dürre Hand aus und gab ihr ein
Zeichen, ihm zu folgen. Allein die Sinne
vergingen ihr und sie sank zu Boden. Sie
beschwor ihren Mann, sie nie mehr Abends
allein zu lassen.
Dieser konnte seinen Spott nicht unter
drücken und schrieb das Ganze einem auf
geregten Zustande zu, der durch die Lec
türe irgend eines schauerlichen Romans
erregt worden sein könnte. Um jedoch
seine Frau zu beruhigen, versprach er ihr
den nächsten Abend bei ihr zu bleiben und
bat seinen Hausarzt zur Gesellschaft, um
die arme Geisterseherin zu trösten.
Der nächste Abend sah alle drei in dem
Zimmer des Erdgeschoßes um eine Punsch
Bowle sitzen. Herr W. den einige Glä
ser Portwein in die rechte Stimmung ver
setzt hatten, erließ eine Einladung an das
Gespenst, wie sie Don Jnan an den Com
mandör richtet. Aber plötzlich ließ sich
die Melodie vernehmen und verscheuchte
Spott und Lächeln von den Lippen unse
rer Engländer; die Töne verhallten und
zwei Minuten darauf erschien dasGespenst,
deutete auf seine Wunde und gab das Zei
chen, daß man ihm folgen solle. Hr. W.
gehorchte auf der Stelle; er ergriff einen
Leuchter und folgte dem Gespenste. Kaum
aber war er zur Treppe gelangt, die in den
Keller führte, so verlosch das Licht und cr
mußte in das Zimmer zurück um ein an
deres Licht zu holen, u. stellte nun in Be
gleitung des Doktors die sorgfältigsten
Nachforschungen an, ohne etwas zu finden.
Am andern Tage begab er sich zu dem
Eonstabel und erzählte ihm den Vorfall.
Dieser lachte, und meinte, er könne nur
gegen lebende Ruhestörer etwas ausrich
ten. Hier müsse ein Geistlicher aushelfen.
Herr W. folgte diesem Rathe und ließ!
40.
den Geistlichen des Kirchspiels, einen al
ten würdigen Mann zu sich bitten. Der
Priester lachte nicht, sondern berichtete,
daß dieses Haus einst zwei Brüdern aus
Amerika gehört habe, welche bald nach
dessen Ankauf auf räthselhafte Weise ver
schwunden seien. Blutspuren hatten auf
einen Mord hingewiesen ; man hatte ge
sagt, der Eine habe den Andern erstochen,
allein keinen Beweis finden können, Hr.
W. ließ nun sogleich an dem Orte nach
forschen wo jene Erscheinung verschwun
den war, und da fand sich in dem Koh
lenkeller wirklich ein Skelet, welches er
ausgraben und mit den üblichen Ceremo
nien zur Erde bestatten ließ. Seitdem
soll die Ruhe des Hauses nicht wieder ge
stört werden sein. Herr W. und seine
Familie verließen es jedoch noch an dem
selben Tage.
Der Reisende, dem wir dieses entleh
nen, hat selbst die Lokalität in Augen
schein genommen. Jetzt wohnt ein Schnei
der dort. Wir geben diese Geschichte,
wie wir sie erhalten haben, ohne Aufklä
rung ; sie mag. wie so manches andere
Unenträthselte, das dem Publikum von
verschiedenen Seiten erzählt wird, auch
ihr Plätzchen einnehmen.
DieAftor-Bi b l i o t h e k
in Neu-Vork. —Die neue Bibliothek, von
welcher schon mehrmals gesprochen wurde,
und die Hr. I. I. Astor der Stadt zum
Geschenk zu machen beabsichtigt, soll nun
mehr unverzüglich ins Leben gerufen wer«
den. Herr Astor hat zu diesem Zwecke
VWO'OOO angewiesen, mit Einschluß ei
nes werthvollen Grundstückes am Lafay
ette Platz, auf welchem das Bibliothek-
Gebäude errichtet werden soll. Dieser
großartige Anfang des Unternehmens si
chert ein erfreuliches Gedeihen. Hr- Eogs
well, ein Mann von anerkannten literari
schen und wissentschaftlichen Verdiensten,
ist zum Bibliothekar ernannt und bereits
damit beschäftigt, den voluminösen Bü
cherkatolog nach dem Muster der berühmte
sten europäischen Bibliotheken zu ordnen.
Die Wissenschaften werden durch dieses,
von den Bedürfnissen der Zeit dringend
geforderte Institut hier zu Lande einen
erfreulichen Impuls erhalten.
Eine Anzahl von Quäkern beabsichtigt
zu Ehren von William Penn, auf der
Stelle, wo derselbe in Kensington seinen
weltbekannten Vertrag mit den India
nern abschloß, ein Denkmal zu errichten.
Sie haben zu solchem Zwecke mit dem
Besitzer des Grundes und Bodens, auf
welchem der große Ulmbaum steht, unter
dem die feierliche Abtretung von Pensyl
vanien stattfand, Unterhandlungen über
den Ankauf des Grundes eingeleitet, und
werden dasselbe jetzt sicher unter annehm
lichen Bedingungen erstehen. Sie wollen
dann auf einem 40 Schuh hohen Fußge
stelle eine 200 Fuß hohe Säule errichten,
die inwendig mit einer Treppe versehen
sein soll, vermittelst welcher man dem
Gipfel des Monuments ersteigen kann.
Zur Erinnerung an den Gründer Penn
sylvaniens ist bis jetzt erst wenig gesche
hen, und doch verdienet er vor Allen ge
wiß das dankbare Andenken Derer, wel
che die Wohlthaten genießen, die er ihnen
bereitet hat.
Geschäfts-Aussichten in
Neu-Vork! Das NeuUork Handels Jo
urnal sagt: „Die harten Zeiten nahen sich
ihrem Ende. Die Geschäfte sind seit ei
uigen Tagen ziemlich lebhaft; die Bezah
lungen aus dem Lande sind besser; das
Geld in der Stadt wird häufig; die
Schwierigkeiten, welche wir vorsechs Wo
chen vorhersagten sind nicht eingetroffen ;
und das Vertäuen gewinnt seine Stärke
wieder. Die Banken beginnen wieder ein
wenig aus der Schaale zu schlüpen und
die Kapitalisten, welche ihr Geldeinschlos
sen, sind nun froh es wieder in Geschäf
ten anzulegen.