Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 11, 1842, Image 1

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Aaßrgang Kummer 123.
vtdln g un ge N.-Der Nlderale veodücklcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen s,''.«. v .
zahlung erberen wird. Wer im Laufe des Jahres nickt bezahlt, werden HI 50 angerechnet. Für kürzere ~ls Der ü-übscriptionS-Preis ist E. n Thaler deS Jahrs, welcher i>t halbjähriger «vrauSbc.
cmen Monat vor Ablauf dcS Lubseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werde» » , Unterschreiber angenommen, und etwaige Auftündigungen werden nur dann angenommen, wenn st»
«Ltadt wird die Zntung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träaer, aus dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiaer
" " ' "'"eNchreiber. und Mittheilungen müssen p ostf r e i eingesandt werden.
T)ie drei Freude^
Wer mir nicht liebt den edlen Wein,
Der mag mir auch der Wahre sein !
Ein Kranker oder ein Philister,
Auf jeden Fall ein Murrkopf ist er,
Wie heißt der wahre Sorgenbrecher,
Wer gibt uns Kraft und Lebensmut!)'/
Ist es denn nicht der volle Becher,
Der solche Dinge an uns thut?
Die Köpfe hängen alle Gäste,
Und Keiner spricht ein lautes Wort,
Fehlt Wein beim frohen Hochzeitseste,
Am Ende laufen Alle fort.
Denn ohne Wein ist wie verkleistert
Der Mund, und fern bleibt jeder Scherz;
Doch trinkt nur Wein, sogleich begeistert
Er euch zur Fröhlichkeit das Herz!
Es söhnen sich die ärgsten Feinde
Beim Becher mit einander aus,
Und gehn gar oft als Herzensfreunde
In Fried' und Freude dann nach Hau?,
Der Dichter schafft das Gute, Schöne,
Ist ihm Freund Bachus dabe> hcld ;
Der Wein ist ihm die Hippokrene,
Aus der er feine Lieder holt.
Wer bei dem Mädchen seiner Seele
Das Jawort zu erflehn nicht wagt,
Der netze nur mit Wein die Kehle,
Schnell ist die Blödigkeit verjagt.
Hat Einer das Kanonensieber,
Wenn ihn die Trommel ruft zur Schlacht,
Der greife erst zum Becher lieber
Eh' er sich hin zum Kampfe macht;
Courage schafft ihm schnell der Wein.
Und tapfer, glaubt mir's, haut er drein,
Drum wer nicht liebt den Becherklang»
Der bleiblein Narr sein Lebelang!
Wer ferner mir nicht liebt das W e > b,
Des Lebens schönsten Zeitvertreib,
Nicht schätzt des Weibes Himinelsgaben,
Der muß ein Herz von Leder baben.
Es wußte schon im Paradies
Der alte V a t e r A d a m dies,
Und darum hat er Tag und Nacht
Frau Even schon die Eour gemacht,
Wenn Liebe unser Herz belebt,
Und zu den Sternen uns erhebt,
Dann schwinden alle Erdenmängel,
Und alle Weiber werden Engel!
Die liebend unser Herz erfreun,
Mit Blumen unsern Pfad bestreun !
Das Köstlichste der Erdendinge,
O sucht eS in dem goldnen Ringe,
Der, als der Lieb' und Treue Pfand.
Solch' einen Engel an uns band l
Geht, wie ein cdleS Weib die Sorgen
Dem Manne von der Stirne küßt.
Und ihm mit jedem neuen Morgen
Das Leben immer mehr versüßt!
Seht rüstig sich das Weib bewegen,
Zn seiner stillen Häuslichkeit!
SS steigt und wächst deS Hauses Segen,
Und nie erstirbt die Zärtlichkeit.
Seht sie als Mutter eurer Kleinen,
Wie sie so sorgsam sie erzieht,
Und zärtlich stillt ihr Schrein und Weinen,
Und unaufhörlich ab sich müht,
Und fühlet ihr des Alters Mängel,
Und wißt ihr weder Trost noch Rath,
Dann wieder ist daö Weib der Engel,
Der euch mit Trost und Beistand naht.
Drum, wer auf seiner Lebcnsreife,
Nicht anerkennt des WeibeS Rang,
Bleibt, nach des alten Spruches Weise,
Gewiß ein Narr fein Lebelang!
Wer, drittens, den Gesang nicht liebe,,
Und laute Herzens Fröhlichkeit.
Und unsre Freude stirt und t> übet
Mit Hohn und gift'ger Bitterkeit,
O dieser böse Narr der bleibe
Uns jederzeit drei Schritt vom Leibe!
Es töne stets beim frohen Mahle,
Bei Webern, Wein und Gläserklang,
Und bei dem kreisenden Pokale,
Der Freunde hehrer Lobgesang.
Wenn Mädchen lächeln, Gläser klingen,
Laßt uns auch frohe Lieder singen !
Wohl dein, der noch aus Herzensfülle
Ein froheS Liedchen singen kann ;
Doch der nur brütet stumm und stille
Bei Andrer Lust, ist nul't mein Mann.
Wer Liberale Äeobacliter
Und Berks, Montgomery und Schnylkill Caunties allgemeiner Anzeiger, <
Gesang erfreut des Menschen Herz,
lind singend flieht auch mancher Schmerz,
DeS Menschen Stimme ist auf Erden
Ja wohl das beste Instrument;
Kein bess'reS kann gefunden werden,
ltnd wer die Macht der Kehle kennt,
In ihren wunderbaren Tönen,
Wird nimmerden Gesang verhol,nen.
Wenn diese Töne sich verweb.'»
In wunderbarer Harmonie,
Dann faßt das Herz ein freudig Beben,
Fühlt mit dem Himmel Sympathie,
Und wer hat wohl in solchen Stunden
Nicht des Gesanges Macht empfunden ?
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Mau muß den Hemd nie zu gerina
schätzen.
Wie gefährlich esist,von diesem Grund
sah abzuweichen, davon liefert der engli
sche General Braddock ein warnendes Bei
spiel-
Der General war 1754 mit dem 4Vsten
und slsten Regiment in Nordamerika ge
landet, um Theil an den Feldzügen in
Pennsylvanien und Virgiuien gegen die
Franzosen und Indianer zn nehmen.
Früh Morgens am 0. Juli 1754 versi
cherte der berühmte Washington, der den
Engländern freiwillig gefolgt war, und
beim Staabe im Dienst als General-Ad
sudant stand, dem Oberbefehlshaber Gen-
Braddock, der Feind werde noch heule an
greifen, weil die Franzosen nicht stark ge
nug wären, um den Angriff in ihren
Werken zu erwarten, und ihre wilden
Bundesgenossen, die Indianer, sich nicht
in den Wällen einer Festung einschließen
ließen. Der hartnäckige General Brad
dock hörte diesen klugen Rath gleichgültig
an. Er sprach von der Zahl und Kriegs
i zucht seiner europäischen Krieger, seiner
! Kriegserfahrung. und schwor hoch und
theuer, bis Sonnenuntergang würden sei--
ne Bajonette schon auf dem eroberten
Fort Ouesne blitzen ' er bedauerte nur,
daß Washingtons Waldschützen ander
Ersteigung des Forts wenig Theil haben
würden, und versicherte, er wolle den Feld
zug mit eine m Schlage endigen- Wa
shington, der seinen Rath verachtet sah,
wandte sich an seine Freunde und bemerk
te : "der Mann voll Selbstvertrauen irrt
sich sehr, oder ich weiß nichts von der Art,
wie die Indianer Krieg führen."
Der Feind hielt sich dergestalt im tiefen
Hinterhalt der Urwaldungen verborgen,
! daß die ganze Colonne der englischen Trup
pen schon über den Fluß Monongahela ge
setzt hatte, ehe der Angriff begann. Man
sah keinen Feind; sichere Schüsse sielen
aus dem dicken Gebüsch und lichteten die
geschlossenen Reihen der regulären Trup
pen, deren Peletonfeuer nur Aeste und
Blätter traf, und die bald in Verwirrung
geriethen. Die meisten Offiziere waren
getödtet und die Colonnen vernichtet. Kein
Indianer ließ sich blicken, bis die Englän
der in wilder Flucht wieder durch den Fluß
zurückgewatet waren; da sprangen die
Wilden hervor und fielen mit ihren Scal
piermessern über die zurückgelassenen Ver
wundeten her, deren Geschrei ihre flüch
tenden Kameraden deutlich vernahmen.
Durch 50 Franzosen und 256 Indianer
waren 64 Offiziere von 85, und die Hälf
te von tausend Mann brittischer Infante
rie getödtet oder verwundet worden. Wa
shington, geschwächt durch seine kaum u
berstandene schwere Krankheit und durch
die großen Anstrengungen an diesem Ta
ge so erschöpft- daß er nur mit Hülfe sei
nes ReitknechtS, der durch das feindliche
Feuer drang, um ihm ein anderes Pferd
zu bringen, dasselbe zn besteigen vermoch
te Sein Hut war durchlöchert und die
Schöße seineö Nocks von den feindlichen
Kugeln in Streifen zerstückelt- Die vir
gimlchen Waldschützen, durch seine Gegen
wart und sein Beispiel ermuntert, wag
ten einen inulhigen Angriff, legten sich,
wie die Wilde», in ein Versteck und rette
ten durch ein anhaltendes Feuern die fluch-
"TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Kenslag öeu 11. Da,mar 18-42.
tenden Trümmer der regulären Trnppen.
Aber auch von diesen Waldschützen,bis
400 Mann stark, als sie ins Gefecht gin
gen. kehrte kaum der zehnte Theil lebend
zurück. Braddock sah mit starrem Blick
das Unheil, welches seine Unbesonnenheit
und Geringschätzung des FeindcS angerich
tet hatte. Der Colonel Halkett meldete
ihm, daß die Truppen, nachdem sie auf
den Feind Feuer gegeben, in große Ver
wirrung gerathen wären und eine schreck
liche Niederlage erlitten hätten, und daß
die meisten Offiziere getödtet oder verwun
det wären. Er bat den General, die
Schlachtordnung zu ändern, und ihm zu
gestatten, den Feind in seiner Art zu be
kämpsen. Verdrießlich murrte Braddock:
"WaS, Colonel» Ihr wollt Euch vor den
Strauchdieben verstecken ? Seid Ihr in
Euren alten Tagen feige geworden?"
Halkett verbeugte sich, und erwiederte be
leidigt - Für mich ist es dazu schon zu spät
am Tage; mögen Ew. Excellenz in der
Feigheit meine Stelle vertreten. Er kehr
te zu den Tr ümmern seineö Regiments zu
rück und ward bald daraus tödtlich ver
wundet. Als er sich nach einer Ttelle um
sah, wo er sein Haupt zum Sterben hin
legen könnte, erblickte er seine Amme, wel
che unter einem Baume saß und Verwun
dere erquickte; er wankte zu ihr hin, legte
sein graues Haupt in den Schoß der Al
ten, wo er als Säugling geruht, und starb.
(Die Amme des Colonel's war dem Ne»
giment aus Jreland nach Amerika gefolgt-
Als später Leute aus England geschickt
wurden, um den Leichnam deS Col. Hal
kett aufzusuchen, fanden sie ein weiblches
Gerippe unter dem Baume. Die Amme
hatte ihr Pflegekind, auch als dessen Leben
schon entflohen war, nicht verlassen und ist
wahrscheinlich von der Streitart eines In
dianers getödtet worden.)
Bald nach dieser Unterredung des Gen.
Braddock mit dem Col. Halkett, traf auch
! den erster» eine Kugel in die Brust, und
während der Wnndarzt bemüht war, den
Blutverlust zu hemmen, rief erauS: Nun
weiß ich S, wie ich'S ihnen das nächstemal
eintränken will! indem er die Faust dro
hend emporhob.
Sein geübtes Ohr unterschied bald zwi
schen dem tiefen Knall der Flinten die schär
seren der Büchsen, welche die Waldschüt
zen führten ; ein Capitän vom Stabe kam
herbei, und als Braddock merkte, daß daö
Flintenfeuer ganz aufhörte, fragte er die
sen : "WaS feuert denn da noch fort?" —
Er bekam zur Antwort: Es ist Washing
ton, welcher mit den Waldschützen noch mit
dem Feinde ficht, und die Flucht der übri
gen Truppen zu decken sucht.
"Ach!" seufzte Braddock in gebrochenen
Worten, da ihm die TodeSschmerzen der
Wunde kaum zu reden gestalteten: "rei
ten Sie zu ihm segnen Sie ihn sa
gen Sie ihm von mir, daß eö nie so weit
gekommen sein würde, wenn ich seinem
Rathe gefolgt wäre.''
DieS waren seine letzten Worte, er ver
schied auf dem Schlachtfelde. Er wurde
in eine Wagenspur begraben, und die Wa
gen leitete man absichtlich über die Stelle,
wo er eingescharrt worden, damit die
Indianer ihre SiegStrophä'en nicht durch
die Hirnhaut eines Generals verherrli
chen möchten.
Addrcssc
an die
deutschen Bürger der Äer. Staaten,
Die Eröffnung de« deutsch-englischen Leh
rerseminars, verbunden mit einer höhern
Bürgerschule zu Philippill'nrg, Biber
ga», Pa.
Wenn schon seit Jahren so vieler Blicke
auf das Bemühen der deutschen Conven
tion gerichtet waren, welche zuerst im Ok
tober 1837 zu Pittsburg, Pa., zusammen
trat, um sich über die Hebung der materi
ellen so wie der geistigen Interessen der
Deutschen in den Ver. Staaten zu bera-
then, in der Bildung tüchtiger Lehrer und
dem von diesem geübten Einfluß auf daö
Volk das wirksamste Mittel zur Errei
chung ihrer Zwecke zu finden glaubt und
deßhalb die Gründung eines Lehrersemi
nars in Verbindung mit
le beschloß, so ist es für die
ten eine angenehme Pflicht, eS hiermit
zur Kenntniß ihrer Mitbürger zu bringen,
daß es der letzten, im Monat August die
ses Jahrs gehaltenen Convention gelun
gen ist, die ihr gestellte Aufgabe zu lösen,
uud die beabsichtigte Anstalt ins Leben zu
rufen, ein Gelingen, das um so erfreuli
cher ist, je grösser die Schwierigkeiten wa
ren, welche sich demselben in dem Drucke
der Zeiten, dem Kampfe politischer Partei
en und den kirchlichen Spaltungen entge
gen stellten. Im Hinblicke auf diese,we
nigstens theilweise überwundenen Hinder
nisse belebt uns die Hoffnung, daß auch in
Rücksicht dieses Unternehmens sich die E
rfahrung bestätigen werde, daß alleSGros
se und Edle—und sollte Menschenerzieh
ung es nicht sein?—-zu seiner festern Be
gründung nicht in Augenblicken zur höch
sten Vollkommenheit sich gestaltet,sondern
allmählich dem Keime entquillt und heran
wächst, um die reichsten Früchte deS Se
gens zu liefern.
Wir berühren zuerst den Zweck derAn
stalt, sowie ihre Hauptgrundzüge.
Der Zweck der von der deutschen Con
vention zu Philippsburg, Pa. gegründeten
Anstalt ist zunächst die Bildung tüchtiger
Volkslehrer, zur Abhülfe eines Bedürf
nisses, daß um so fühlbarer wird,wenn wir
die mangelhaften Schulanstalten unseres
neuen Vaterlandes betrachten, und ihnen
die Leistungen Deutschlands und anderer
europäischen Länder in dieser Hinsicht zur
Seite setzen, damit aber auch hier in der
neu erworbenen HeiMath deutsche Wissen
schaft, Sprache und Volksbildung über-
Haupt eine sorgsame Pflege finde, damit
eine Generation aus unserer Mitte gebil
det werde, die in jedem Betrachte den For
derungen des Vaterlandes zu entsprechen
vermag, dazu soll jene Bildungsschule bes
serer Lehrer uns ein Mittel bieten, welches
in zweckmässiger vollkommner Gestaltung
der Schulen, da die Wohlfahrt des Nol
kes, und der Genuß der ihm verliehenen
Freiheit nur in der Bildung der Jugend
eine sichere Stütze zu erhalten vermag, sei
nen Zweck zu erreichen sucht. Es wird da
her die Aufgabe des Institutes sein, die in
demselben gebildeten Zöglinge einst zu ent
lassen, vertraut mit der deutschen und
englischen Sprache, sowie überhaupt
ausgestattet mit allen Kenntnissen, welche
dem Lehrer der Jugend in Volksschu
len, wenn seine Leistungen über die Gren
zen der Mittelmässigkeit sich erheben
sollen, unentbehrlich sind, mit prakti
scher Ausbildung ihrer Lehrfähigkeit, und
der möglichsten Anwendung einer richtigen
Unterrichtsmethode, wodurch der Gegen
stand deS Unterrichts dem Gedächtnisse deß
Schülers nicht mechanisch mitgetheilt, son
dern zur Sache der Vcrständesbildung
wird; zugleich aber auch mit jener Gesin
nung, durch welche der Lehrer auch als Er
zieher und Bildner der jugendlichen See
len dasteht, und er befähigt wird ein Vor
bild derer zu werden, die einst dem Wohle
der Menschheit, wie des freien Vaterlan
des, dem sie angehören, ihre Kräfte ohne
Hintansetzung ihrer höheren geistigen Be
stimmung zu opfern bereit sind. Fern von
religiöser Sectirerei wird das Bestreben
der Anstalt sein, indem hier Lehrer des
Volks und nicht einzelner kirchlicher Sek
te gebildet werden sollen, die künftigen
Lehrer zwar mit den Glaubenssätzen der
einzelnen Konfessionen, jedoch ohne Pole,
mik, bekannt zu machen, ihnen aber nament
lich durch zweckmässiges Vortrag der a U--
ge meinen christlichen Sitten
lehre, gestützt auf die heilige Schrift,
jene Richtung des Gemüthes überhaupt
zu verleihen, welche allein die Würde des
wahren Christen bestimmt, und aus der
Seele des Lehrers in Lehre und Wandel ü
bergcht in die Herzen der Schüler, und in
Kummer 19.
dem Leben der künftigen Bürger sich wirk
sam erweiset.
Mit dem eben erwähnten Lehrseminare
wird eine Real- und Musterschule oder h ö
here Bürgerschule, theils zur
praktischen Ausbildung der Zöglinge des
Seminars, Theils zur höhern Bildung der
Jugend überhaupt, welche derselben anver
traut wird, verbunden. Wenn eS d. Zweck
der Erziehung im Allgemeinen ist, für den
künftigen Beruf vorzubereiten, so muß es
auch die Aufgabe dieses Instituts sein,
Menschen in der edelsten Bedeutung des
Wortes, Christen, ähnlich jenem hohen
Vorbilde, dem von Gott gesandte Jesu, u.
Bürger eines Landes.welches sich das frei
este der Erde nennt, zu bilden. Darum
soll auch diese Anstalt nicht blos ihre Zog,
linge mit den für das Leben nöthigen
Kenntnissen ausstatten, sondern ihnen zu
gleich Erziehungsschule sein, indem sie
durch Lehre wie durch Beispiel der Lehren
den für das Gute und Heilige erwärmt
werden, und ihnen diejenigen LebenSansich
ten und Grundsätze verliehen werden, die
einst eine mächtige Waffe gegen jede Ver
suchung des Bösen darbieten. Als Grund
lage zur Erreichung dieses Zweckes muß
die Lehre des Christenthums, daS beste
Mittel der Seelenbildung, dienen. Dar
um soll die Anstalt als eine Christli
ch e bestehen, in welcher der Unterricht in
der Religion den ersten Rang be
hauptet ; aber, so wie sie weder einer po
litischen Partei, noch einer einzelnen kirch
lichen Sekte angehört, sondern den Beken
ner» jenes Glaubens zur Bildung ihrer
Jugend sich öffnet, so die Religionslehre
nur allgemeine christliche Sit
tenlehre mit Zugrundlegung der hei
ligen Schriften umfassen, und der Glau
benslehre, ohne daß sich der Lehrer für die
eine oder die andere Confefsion entscheidet,
vorgetragen werden. —lndem sich so mit
der eben angedeuteten religiösen
Erziehung die rein geistige, welche die
Anlage des Geistes ihren Entwickelungen
und Ausbildung entgegen führt, die b ü r
g e r l i ch e, welche den künftigen Beruf
des Zöglings als Mitglied der bürgerlichen
Gesellschaft berücksichtigt, und die kör
perliche. welche die Kräfte des Kör
pers zur Anwendung im Leben übt, ver
bindet, indem die Anstalt gleichsam mit
der Schule das Vaterhaus vereinigt, wird
sie ihre Zöglinge, wenn auch nicht zur Vol
lkommenheit, doch zu einer hohen Stufe der
Brauchbarkeit und Reife führen, und auf
diese Weise dem öffentlichen Vertrauen
entsprechen.
Die Unterrichlsgegenstände. welche in
beiden Instituten, je nachdem Bedürfnis,
sen der Schüler in grösserer und geringe»
rer Ausdehnung, vorgetragen, und für die
künftigen Lehrer mit besonderen prakti»
schen Uebungen verbunden werden, sind:
Elementarunterricht in deutscher
undenglischer Sprache (Lesen, Schrei
ben. Rechnen, zc.); allgemeine christliche
Sittenlehre; Stilistick undßethorik; Ge
schichte der Erdbeschreibung, mit bedeuten
der Berücksichtigung der Ver. Staaten u»
Deutschlands ; Naturgeschichte u. Natur
lehre (Phisl'k); Mathematik; Chemie;
allgemeine Buchführung; französische und
lateinische Sprache; Musik und Zeichnen ;
Gymnastik.
Nachdem seit dem lten Oktober dieses
JahrS bereits 50 Zöglinge in die Realschu
le eingetreten sind, wird die gesamw.te An
stalt mit den !ten Dezember laufenden
Jahrs als eröffnet betrachtet. Zwei or
dentlich angestellten Lehrern, deren Kennt
nisse und Befähigung zu dem ihm anver»
trauten Amte bereits anderwärts Aner
kennung gefunden haben, wird in der Kür
ze wohl noch ein dritter beitreten. Ein
zelne Unterrichtszweige, wie allgemeine
Buchführung, französische Sprache, ic.
wurden von andern zu Philippsburg woh
nenden, geachteten, und mit dem ?ehrfa
chs wohl vertrauten Männern
men.