Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 30, 1841, Image 1

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    Z 5 caA i „s, ZS.7NN. M'druckt uud e, iu der Sli? «ten der Cberrv Atter, h m's
3, ganse Kummer 117.
Btdin g U N g e N.-Der liberale MolmrlUcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriplions-Preis ist Ei n Tha ler des Jahrs, welcher in haldjähriacr
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Glc>ubeusbe k e u u t u i ss e
Der Freigeist.
Ich glaube Nicht s. wa6 ich nicht fehl',
Nickt mit de» Handen greifen kann.
Wie',? nach teil, Tode mit mir stehe?
Ei »u» ! gar wenig liegt mir dran.
Vovt mortom —spricht ja der jattiner,
Giebr'o feine Lust; dae- ist bekannt,
Und wiederkehrte ja noch Keiner,
Der llii6 rrzählce, >vae er fand.
Mein Leid, das spür' ich alle Tage,
Macht nur gar manche N.'th »nd Pn„.
Oft thu' ich an mich selbst die Frage:
Wozu mag ich erschaffen sein?
Die Eiche sie wird tausend Jahre,
Da dangt des Sterdlichen Geiunrh,
Ds'nn er liegt ans der Todlendahle,
Wenn »och die Eiche grünt niid blüht
Der Geist deö Mens>den soll auf Erden,
Wie jeder Pastor lehrreich spricht,
Stets Heller und vollkoinin'ner werden,
Allein, mit Gunst, das glaub icd liicht.
Denn, Halt die Krantdeit mich nmfangeii,
Und drückt das Greisenalrer mich.
Wo seht ihr dann den Geist wchl prangen,
Der mit den Zahrcn von nur ivich?
Der matte Greis schleicht an dem Stadt,
Mit immer fchacberm Geiste nur,
U»d kindischem Verstand zum Grave,
lind zollt sein Opfer der Natur.
Er schließt die müden Angenlieder,
lind wird zii Eide, Asche, Stand,
Und kehret ninimer, »immer wieder,
Denn er wird der Verwesung Rand.
Ich glaube drnm, nach diesem jeden
lii es für immer mit uns ans,
Und keine Freude wird's mehr gedcn.
Und keinen Schmerz deimWürmerschmans
Der wahre Chr, st.
Der Glaiide, daß nm eine R eise,
Dies teden se> hedt mein Gefühl,
Und daß nnr ans der Tugeno Gleise
Der Mensch gelangt znm höhet »Ziel.
Ich gl a n d e, daß mir, wenn ich fehle,
Mein döh'rer Richter gern vergiedl,
Ich glaub' an ihn m.t ganzer S,ele,
' An ihn, der mich als Vater liebt.
Ich g l a » de, schickt er mir ein Leiden,
Das; es nnr meiner Prüfling gilt,
lind d.«i; er auch mit manchen Frrnden
Gar manche «Schmerzen wieder stillt.
Ich gl a n d e, daß im Ei denleden
Er »der »neb als Vaier ivacbt,
Daß er mich einst w>rd hoch erheden,
Hab' ich die Sieise gut vollbracht.
Ich gl a ,i d e, wenn das Unglück stürmet,
Uno Hoffnung fehlt, und Trost »nd Aach,
Daß er »neb väterlich deschirmet,
Und schnell ii'lt seiner Hülfe naht.
I cd q l a ii d e, daß er auf Altäre,
Von armen Sterdlichen gedant,
Z» seinem Preis und seiner Cbre,
Stets gnädlglich herniederschant.
Allein ich wei ß, dass in dem Herzen
Für ihn der scdöuste Tnnpel ist,
Ich glaube drum in Frcnd' u»d Schmerzen,
Daß D», o Gott! mir nahe dist.
Schau ich aucb nicht in ew'ge Fernen,
Uud fcklt auch die Gewißheit mir,
So dlick' ich auf zu Deinen Sternen,
Und traue, glaube einzig D i r.
Zur ümelbalrulig und Belehrung.
Bei allem, was man thut, bedeute
uian den Erfolg.
Ein Sultan von Pörsten machte einst
eine Reise durch sein Land und begegnete
einem Derwische (ein türkischer Einsiedler)
der zu ihm trat und ihn folgendermaßen
anredete: mein Herr und Gebieter! hast
Du Lust, mir einige Worte abzukaufen?
Was sind das für Worte ? fragte der
Sultan.
Herr! erwiederte der Derwisch, es ist
von einem Weisen der Vorzeit gesagt wor
den, daß, wer die Folgen eineö Unterneh
mens nicht bedenkt, sterben kann, ohne ei
nen Freund zu finden, der ihn hilft.
Dem Sultan gefiel dieser Gedanke so
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeigel^^
wohl, daß er dem Derwische sogleich tau
send Zechinen dafür auszahlen ließ ; zu
gleich prägte er sich denselben so ein, daß
er seinem Gedächtnisse immer gegenwärtig
war. So oft er daran dachte, machte es
ihm neues Vergnügen. Endlich gab er
Befehl, diesen Denkspruch in allen Zim
mern seines Palastes anzuschreiben und in
alles Haus und Tischgeräthe einzugraben.
Eines Tages fühlte sich der Sultan un
wohl und wollte zur Ader lassen. Er be
fahl seinem Nezier einen ge
schickten Wundarzt kommen zu lassen.
Dieser, ein einfacher, aber würdiger Mann
erschien vor dem Vezier und näherte sich
ihm demüthig Der Wezier redete ihn
gütig und freundlich an und sagte zu ihm:
„zeige mir doch die Lanzette, mit welcher
Du unserm Herrn, dem Sultan zur Ader
lassen willst." Der Wundarzt zeigte ihm
das Instrument. „Wie," rief der Nezier
mit verstelltem Zorne aus, „wie kann ein
Mann, wie Du, glauben daß man einem
Sultane mit einem so schlechten Jnstcu
mente zur Ader lassen dürfe?
„Diese Lanzette, versetzte der Wundarzt
ist das Werkzeug, dessen ich mich stets be
diene und auf das ich mich am besten ver
lassen kann."
Nein, nein ! erwiederte der Äezier, nim
hier diese kostbare und zierliche Lanzette
und laß dem Sultane damit zur Ader.
Wenn Du deine Pflicht gethan hast, so
kannst Du mir sie wieder zurückgeben und
Du sollst eine ansehnliche Belohnung er
halten.
Der Wundarzt gab zur Antwort: Ich
bin bereit zu thun was Du befiehlst.
Hierauf führte man den Wundarzt in
das Zimmer deS Sultans, dem er sich zu
Füßen warf und bat um die Erlaubniß,
ihm die Ader zu offnen. Der Sultan gab
ihm eine freundliche Antwort und entbloß
te seinen Arm. Der Wundarzt zog jetzr
die kostbare Lanzette hervor, die ihm der
Vezier gegeben hatte und war im Begriff,
die Ader aufzuritzen; allein in demselben
A ugenblick fielen seine Augen auf die gol
dene Schüssel, in der das Blut aufgefan
gen werden sollte und er las auf derselben
die Worte: „wer die Folgen eines Unter
nehmenS nicht bedenkt, der wird keinen
Freund finden, welcher ihm in Gefahren
beisteht."
Voller Schrecken fuhr der Wundarzt
zurück, warf die kostbare Lanzette weg und
sagte bei sich selbst : „auf dieses Werkzeug
kann ich mich verlassen, aber die Lanzette
des Beziers habe ich noch nicht versucht."
Der Sultan bemerkte, was der Wund
arzt that, aber er wartete, bis alles vorbei
war, ehe er etwas sagte. Hierauf sing er
folgendermaßen an: „mein Freund! ich
lobe Deine Geschicklichkeit und danke Dir
dafür, aber ich bemerkte, daß Du anfäng
lich eine kostbare und zierliche Lanzette in
die Hand nahmst, die Du darauf bei Sei
te thatst und zu einer ganz einfachen und
ge>vot)nlichen griffst. Aus welchen Grün
den handeltest Du so?" Der Wundarzt
schwieg anfänglich, als aber der Sultan
seine Frage noch einmal und ernstlicher
wiederholte; gab er zur Antwort: „mein
Gtbicter! Fürsten müssen nie mit Uu
Wahrheiten berichtet werden. Die kostba
re Lanzette, die ich zuerst hervorzog, halte
ich von deinem Wezier erhalten, allein als
ich die Aufschrift auf dem Becken las, er
schrak ich und geheime Besorgnisse wegen
der Folgen meiner Handlung ergrissen mei
nen Geist. Ich nahm daher meine Lan
zette, auf die ich mich verlassen kann, und
öffnete damit meinem Gebieter die Ader."
"Daran hast Du wohl gethan," versetzte
der Sultan, „aber laß den Vezier sogleich
vor mich bringen."
AIS der Vezier in das Zimmer trat,
sagte der Sultan zu ihm: „Gott mag Dei
ne wohlwollende Gesinnung belohnen! Nie
hat ein Wundarzt sein Pflicht besser er
füllt und ich wünsche nichts mehr, als ihn
Dir die Ader öffnen zu sehen."
Herr! erwiederte der Vezier, ich bedarf
"IVillig zu lobe» und sl,»e Furcht zu tadeln."
Dienstag ben Zl). AyyMöer 18-N.
keines Aderlasses.
Bei dem heiligen Propheten ! rief der
Sultan aus, mein Wille soll geschehen und
ich muß entweder dein Blut sehen oder
Du verlierest den Kopf.
Hierauf befahl der Sultan dem Wund
arzte seine Pflicht zu thun und dem Ve
zierzurA d e r z u l a sse n. DerM a -i n Iva r
bereit zu gehorchen und nahm seine eigene
Lanzette in die Hand. „Nein!" versetzte
der Sultan, „ich befehle Dir, das Weit
zeug des Veziers zu nehmen."
Dies geschah und das Gift, mit dem die
Lanzette bestrichen war. wirkte so stark u.
schnell, daß der Arm d.s Veziers in weni
gen Minuten anschwoll und er kurz dar
auf starb.
Der Sultan belohnte den Wundarzt
reichlich und erinnerte sich täglich mit
Dankbarkeit an den Denkspruch, den ihm
der Derwisch gelehrt hatte.
Ein 57uud als Eoldat.
Kein Hausthier beweiset so viel Ver
stand, als der Hund, und wie viel gibt es
nicht Menschen, welche ihm Gut und Le
ben v.'idanken? Der franzosische Apo
theker, Dr. Cadet de Gassicourt, ging den
30. Juni mir einem
re im Lager (auf der Insel Lobau. bei
Wien) herum, der, obgleich er noch sehr
jung war, bereits fünf Feldzüge mitge
macht hatte und fast alle Truppenabrhei
lungen kannte, welche in Italien und
Deutschland gefochten halten. Wir nä
herten uns einem Dragouerregimente, sagt
Hr. Eadet de Gassicourt, als ein sehr Heß
licher und schmutziger Hund um uns her
um lief, mit dem Schwänze wedelte und
vor Freuden in die Hohe sprang. „Ah!
da bist du sa, arme Schildwache!" rief
Hr- B. aus; „ich freue mich, dich wieder
zu sehen." Alsdann wandte er sich an
mich und fragte mich, ob ich das gute Thier
kenne. ./Nein! in der That nicht."
„Nun, so stelle ich Ihnen den bravsten
Hund des französischen Reichs vor," setzte
er mit ernster Miene hinzu. Bei Maren
go hat er einen Bajonettstich bekommen ;
bei Austerlitz hat ihm eine Kugel die Tai»
ze zerbroch-n, allein er hat alle diese Un
fälle überlebt und setzt ist er wieder bei
den Dragonern. Er hat keinen Heun,
sondern halt sich zu einem Corps, dem er
so lange getreu bleibt, als man ihm gut
zu fressen gibt und ihn nicht schlägt. Mist
handelt man ihn aber, so läuft er vom
Regimente fort, und geht zu einem andern.
Er ist schon bei den Husaren und bei den
Jägern gewesen. Vielleicht läuft er noch
vor Ende des Feldzugs zu den Cuirassie
ren oder zu ver Artillerie über, wenn man
ihm einen Fußtritt oder einen Säbelhieb
gibt. Er besitzt sehr viel Verstand. In
welcher Lage sich auch das Corps befinden
mag, bei dem er ist, er verläßt es nicht und
verwechselt es auch nie mir den Andern.
Auf den Märschen, in den Gefechten und
Schlachten, befindet er sich immer bei der
Fahne, die er gewählt hat. Wenn er in
einem Lager einen Soldaten von einem
Regimente antrifft, das er verlassen hat,
so sieht man ihn mit hängenden Ohren,
den Schwanz zwischen den Beinen, heim
lich davon schleichen und zu seinen neuen
Camnaden zurückkehre». Marschirt sein
Regiment, so laust er allenthalben als
Auskundschafter herum und unterrichtet
es durch sein Bellen von allem Ungewöhn
lichen, was er antrifft. Wenn er dabei
ist, so hat man nichts von einem Hinter
halte zu fürchten "
Ungeialbte Pröpsten.
Immer hat es superkluge Leute gegeben,
die sich unterstanden haben, dem allwissen
den Borherverkünder in die Canzlei zu
steigen und von da auszuposaunen, in wel
chem Jahre, an welchem Tage und in wel
cher Stunde man von diesem Schauplatze
werde abgefordert werden,
l Ein jüdischer Rabbi, SliaS, in ältern
Zeiten vrophezeihete aus dem Grunde,
„weil Gott in sechs Tagen die Welt ge
schaffen habe, so werde er sie nach ttWl)
Jahren auch wieder übern Haufen werfen,
li Millionen müssen ihm doch zuvielgeschie
neu haben.
Im Jahre Christi 174 erhob eine Sy
bille, Namens Maximilla, ihre Stimme
und verkündete: „nach mir wird keine Pro
phetin mehr sein, sondern der Welt Ende.
Prophetinnen dieser Art gibt es noch heut
zu Tage, so viel als Heuschrecken.
Arnoldus de Nova Villa setzte die Dau
er der Welt bis auf das Jahr !Al5.
Melchior Hoffmann nahm das Jahr
1527 an.
Zu Luther's Zeiten lebte in Lochau, jetzt
Annaburg, Herzogthuin Sachsen, ein Pfar
rer. Namens tifel. Dieser schrie
auö, daß nach Christi Geburt die Welt
noch 1533 Jahre 10 Monate und 2 Wo
chen stehen und untergehen werde am Lu
castage, um 8 Uhr. Da dieser Tag na
he war, so beredete er die Lochauer, sich
noch einmal etwas zu Gute zu thun, Al
les aufzuzehren, und an dem bestimmten
Tage in der .Kirche ihr Ende zu erwarten.
Doch, da man bis an den Abend vergebens
geharrt hatte, fand Stifel für rathsam,
die Flucht zu ergreifen. Er wurde aber
noch eingefangen und mußte den Schaden,
den er angerichtet hatte, mit dem Rücken
abbüßen.
Johau Königsberg bestimmte das
Jahr Hiervon ist uns noch der
alte Vers aufbehalten:
Wenn man wird zahlen achtzig acht,
Das ist daS Jahr, das wohl bedacht.
Geht die Welt alsdann nicht unter,
So geschehn gewißlich große Wunder.
Was von dergleichen Prophezeihungen
zu halten ist, hat die Erfahrung gelehrt,
auci) gibt die Bibel darüber die beste Aus
kunft wenn es heißt: "Niemand weißwe
der den Tag noch die Stunde, aIS nur al
lein der Vater!"—
Sonderbare Kur Lc6 Podagra's.
Ein Mann, der heftig am Podagra litt»
war schon schon seit langer Zeit nicht vom
Ltuhle aufgestanden, ob er wirklich nickt
gehen konnte, oder sich solches nur einbil
dete, war nicht zu ermitteln. Einer sei
ner Freunde verfiel auf den Gedanken,
auf gewaltsame Art die Heilung zu ver
suchen. Er kam aus einmal mit vieler
Heftigkeit und Geschrei IN das Zimmer
gelaufen, in welchem sich der Kranke be
fand, und rief : es sei ein toller Hund da.
Nachdem er sich eine kurze Zdit nach einer
Zuflucht umgesehen hatte, öffnete er bas
Fenster, und sprang, da es nicht hoch von
der Erde war, in den Garten hinunter.
Der Kranke, den augenblicklich die hefti
ge Furcht überfiel, bedachte sich nicht lan
ge, und folgte glucklich nach. Zum Un
glück war aber unter dem Fenster ein
Springbrunnen mit einem breiten Bassin,
in welches er hineingerieth. Die Noth
lehrte ihn, auch hier, wenn er nicht ertrin
ken wollte, sich herauszuarbeiten, welches
ihm nach vieler Mühe gelang. Die große
Alteration und die heftige Anstrengung
harten einen so gewunlchten Erfolg auf
seine Gesundheit, daß er sich von der
de an von seinem Podagra befreit fühlte.
In Boston werden die Diebe jetzt so
unverschämt, daß sie die Leute auf offener
Straße anfallen. Vor Kurzem wurde ein
Herr, Namens George Mory, als er A
bends nach seinem Logis im U. St. Hotel
zurück ging und nur noch einige Schritte
davon entfernt war, von einem Kerl hin
terrücks bei der Kehle ergriffen ; allein es
gelang ihm noch glücklicher Weise, sich den
Handen seines Angreifers zu entwinden.
Zum Texte der Traurede bei der Copu
lation eines Wittwers von sechzig Jahren
mit einer noch ältern Wittwe nahm der
Prediger die Worte: „Vater vergieb ih
nen, denn sie wissen nicht, was sie thun!"
Kummer 13.
<V"Auf besonderes Ersuchen übersetzen wir
aus dem „Publik Ledger" folgende Rede, wel
ch« von Ic>l)n G- Xichard,', Esq., einem
der der Rechtsbeistände von Nikolaus Rein»
hard, während dem neulichen Verhör gehalten
wurde.
Donnerstag Morgen, Nor. 9-
Meine Herren von der Zury z
Ich erscheine vor euch heute Morgen mit tie
fer Empfindung meines Tlieils von Verant
worlichkeit, die auf Allen ruhet die in der Un
tersuchung dieser wichtigen Sache betheiligt sind.
Von dem was in dieser Sache gethan werden
soll, durch die Court, Jury und Rechtsbeistän
de, hängt das Leben des Gefangenen vor den
Schranken ab. Ihr scher vor euch, meineHer
ren, einen Mann im Morgen seines Lebens,
(denn er ist kaum 22 Jahr alt) voll Gesund
heit Stärke und Kraft, von kräftigen Muskeln
und starken Nerven—es ist für euch zu sagen,
ob dieser ordinäre Cours von Goites Vorsehung
gehemmt werden soll —od dieses Blnt welches
ihr fast rollen sehen kennt, aufhören soll zu
stiessen—ob der Athem aufhören und der Kör
per einem schmerzlich schimpslichen Tode über«
antwortet und in eines Verbrechers Grab ge
senkt werden soll. Wenn nun eine schwere
Verantwortlichkeit auf der Court und den ?ld
vokalen ruht, die in der Lache angestellt sind,
v el grösser rudet diese Vcrantwoillichkeir auf d.
Jury: ihr, meme Herren, sitzt die Frage von
Schuldig oder Nichtschuldig / zu entscheiden,
ich bin überzeugt daß ihr es in seiner ganzen
Ausdehnung fühlt, denn keiner unter euch kann
oder wird es bis zu seinem Todestage vergessen.
In diesem Falle stimme ich mit dem RechtS
bcistand der Kläger überein, daß hier kein Mit
telweg ist. Wenn ein Todschlag verübt wor
den, so war es ein freiwilliger, überlegter und
vorbeabsichtiglcr Mord. Mit den vielen ange
nehmen Besiimmungen, welche Grade vonVer
brechen zulassen und sehr oft d. Gegenstand dan
Diskussionen sind, haben wir hier nichts zu
rhnn. Wenn der Gefangene schuldig ist, so ist
er des Mordes im ersten Grade schuldig.
Ich will euch, meine Herren, nicht die Wich
tigkeit vorhalten, alle Ungerechtigkeit aus eu
rem Gemüthe zu entfernen —wenn unglückli
cherweise einige eristiren sollte —jede ungünstige
Meinung gegen den Gefangenen die nicht stren
ge auf das Zeugniß gegründet ist. Ohne dies
würde der Gefangene nicht erhalten, was ihr
ohne Zweifel wünscht und ilmi geben wollet,ein
gerecht und unparteiisches Verhör. Beweis».
Beweis aliein muß der leitende Polar-Stern
sein und alle eure Unterredungen regieren.
Gemäß der Anklage ist der Gefangene nicht
allein des Mordes schuldig, sondern eines beson
l ders abscheulichen Mordes. Das Opfer war
ein Mann dessen Haupt durch den Schnee von
Wintern übersilbert—Einer der nach
> dem gewöhnlichen Lause der Natur bald hätte
zu dem schmalen Hause hinabsteigen müssen das
i für alles Fleisch bestimmt ist. Allein, im Dun
kel der Nacht, wo er in Schlaf versenkt, wurde
»r gemordet. Kein Augenblick war ihm erlaubt
zur Vertheidigung,—kein Augenblick sich zu
bereiten —sondern schnell, 'miit aller Schuld
! auf seinem Haupte, wird er in die Gegenwart
i seines letzten Richters gebracht." Solches, mei
ne Herren, ist die Beschuldigung der Anklage.
ES ist ein weises und humanes Marim des
Gesetzes, daß im Verhältniß zu der Grösse des
Verbrechens die Möglichkeit seiner Vollziehung
verringert wird, und die Nothwendigkeit für
die volleste u. befriedigendste Ueberzeugung ver
größert. Wo es möglich ist, sollte direkter und
bestimmter Beweis geliefert werden. In diesem
Aalle bieten die Kläger keinen, allein auf um
ständlich eder muthmaßlichesZeugniß rechnend.
Es ist eine Frage die schon oft bestritten wor
den, ob in Criminalfällen, und besonders in
Fällen von Leben und Tod, Zeugnisse aus den
Umständen in den Gerichthofen zugelassen wer
den sollten— und dies wegen ihrer indirekten u.
unbefriedigenden Natur. Hier haben wir keine
andere. Niemand sah die fatale That, und eA
ig von Umständen und daraus folgenden Ver
mukbungen allein, daß ihr aufgefordert werdet
den Gefangenen schuldig zu finden.
Die Geschichten von Sriminal-Untersuchun
gen sind voll von Fällen der Veruttheilung und
Hinrichtung unschuldiger Menschen, auf Zeug
niß von diesem Charakter —und Tausende wel
che kein Antheil an dem Verbrechen hatten wo
für sie leiden mußten —haben ohne Zweifel daS
Schicksal eines Verbrechers gehabt, deren Un
schuld nie entdeckt worden. Em Fall ist auf
gezeichnet von Verurtheilung und Hinrichtung
die das Resultat auf Zeugniß aus Umständen
war, welches für immer Juries erinnern sollte,
bei dieser Art Zeugniß auf ihrer Huth zu fein.
Es ist der Fall eines Onkels genannt von Lord
Halt. Seine Nichte war gehört ausrufend:
"guter Onkel, morde mich nicht," und bald
darauf verschwand sie. Er war in Verdacht
sle wegen ihr Vermögen ermordet zu haben und
wurde ersucht sie vor den Assisen zu stellen ; un
fähig dies zu thun (denn sie war fortgegangen)
aber hoffend den Verdacht abzuwenden, ver
schaffte er sich ein anderes Mädchen die ihr ähn
lich sah, und versuchte diese für sie vorzustel-en.
Der Betrug wurde jedoch entdeckt und
den mit andern Umständen, war eS hinlänglich
den Onkel schuldig zu finden, daß er verurtheilt