Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 01, 1841, Image 1

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    Neavins, Venn. Gedruckt uud beransqeqeben von A rnoldP uwell e, in der Sud «ten Strasse, Ecke der Sherry Allen,B ehm' 6 Wirthshaus-s?of qeqennbrr.
Jahrgang 2, ganxe 91.
Bed , ngung t N.-Der Dlberkle Veobackter erscheint jeden Dienstag auf eil,ein grossen Luperial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS-Preis ist sinTh a l e r des ZahrS, welcher IN halt', ähriger Dorausbe
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Zur Unterhaltung und Belehrung.
Der Geist zu Schiffe.
Die Wiedererscheinung des Geistesver
ursachte eine grössere Bestürzung als je
mals unter der armen Besatzung der Fre
gatte, und bedurfte des Einflusses der här
testen Strafen, sie bei jeder Gelegenheit
von der Einweichung abzuhalten. Der
arme Tom Brown, gegen den die Angrif
fe des Geistes vorzüglich gerichtet erschie
nen, vergaß auch alles Schwören und Ta
backkäuen und magerte zu einem vollkom
menen Schatt-mbilde ab. Der Capitän
ließ nun jede Nacht zwischen den Verdek
ken eine regelmässige Wache halten, in der
Hoffnung, den Zudringlichen zu entdecken ;
alleS umsonst, obschon es kaum eine Nacht
gab, in der Tom nicht aufgewacht und ge
schrieen hätte, der Geist habe ihm so eben
eine Vi fite gemacht.
Es war-indeß wirklich sonderbar und gab
von der Geistigkeit Morgan's den klarsten
Beweis, daß er bei allen diesen Gelegenhei
ten, zwei ausgenommen, Niemand sichtbar
wurde als Tom Brown. Als eine Zuga
be zu der Qual, die aus der anhaltenden,
teuflischen Verfolgung von Billy s Geist
entsprang, ereigneten sich fast täglich noch
verschiedene andere unerklärbare Dinge am
Bord der Fregatte. Tabacksdosen wur
den auf die geheimnißvollste Weise mitten
in der Nacht geleert; Macrosen wurden
oft einen Tag lang vermißt, und stellten
sich wieder ein, ohne eine Rechenschaft von
sich geben zu können und nicht wenige wur
den vom Getränke übermannt, ohne daß
sie wußten, wie eü zuging, denn alle versi
cherten, sie hätten nicht einen Tropfen ü
ber ihr Maß zu sich genommen. Manch
mal, wenn sie mit Erlaubniß für eine be
stimmte Zeit ans Land gingen, wurden die
Matrosen, wie sie dem Capitän feierlich
versicherten, durch irgendeinen unerklärba,
ren Einfluß auf fremde, ausser ihrem We
ge liegende Plätze vernarrt, woher sie kei
nen Rückweg mehr finden konnten und wo
sie von ihren Offizieren in einem Zustan
de geheimnißvoller Betäubung angetroffen
wurden, obschon keiner auch nur eine« Trop
fen von Geist zu sich genommen habe.
Bei solchen Gelegenheiten sahen sie den
Geist Billy Morgan 6 entweder durch die
Luft fliegen, oder auf den Thurmspitzen
tanzen, mit einem feurigen Schweif wie
von einem Kometen. Wunder häuften j
sich täglich auf Wunder, bis diese Wunder
die Grenzen aller menschlichen Glaubwür
digkeit überstiegen.
Zuletzt verschwand Tom Brown in der
Nacht nach einem von Billy Morgan em
pfangenen Besuche und es war nichts mehr i
von ihm zu hören.
Da die von seinem verstorbenen Käme
raden geerbte Kleiderkiste gänzlich leer ge
funden wurde, so konnte man schliessen, daß
Tom entwichen sei, hätte nicht ein Mairo
se. der sich auf der Wache befand, feierlich
erklärt, er habe gesehen, wie Billy Mor
gans Geist in einer Feuerflamme mit ihm
über Bord gesprungen und wie eine roth
glühende Pflugschaar im Wasser nachge.
zischt habe. Nach dieser kecken That
schien daS Gespenst nicht ferner. Das
Geschwader blieb noch einige Zeit in Sy
rakus«, und bei den Offizieren und der
Mannschaft ereigneten sich verschiedene
Begebenheiten, wovon jene, die am Leben
sind, noch bis heutigen Tag zu erzählen
wissen. Bon dort segelte sie auf einen
neuen Kreuzzug, und nachdem sie dem Bey
von Tripolis eine neue Art Tnbut zu zah
len gelehrt, und den Grund zu jenem Bau
unzerstörbaren Ruhms gelegt hatten, der
einst bis an den höchsten Himmel reichen
wird, kehrten sie nach einer Abwesenheit
von 2 bis 2 Jahren in ihre Heimath zu
rück. Das Schiffsvolk der Fregatte wur
de ausgezahlt und verabschiedet, und man
erinnert sich noch, wie an ein Wunder, daß
der dreijährige Sold bei manchem 3 Tage
dauerte. Doch, obschon wir an den Geist
Billy Morgan's glauben, so schenken wir
doch diesem unglaublichen Wunder schwer-
Wer Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuplkill Camtties allgemeiner Anzeiger.
lich unser Vertrauen. Gewiß bleibt es,
daß nicht ein Mann darunter nur einen
Augenblick an der Wirklichkeit des Gespen
stes zweifelte, oder angestanden hätte, zu
beschwören, ihn mehr als ein Mal gesehen
zu haben. Selbst der Capitän R. sprach
bei seiner Zurückkunft davon, als von auf
fallenden unerforschlichen Dingen, die des
menschlichen Scharfsinns Bestreben äffen,
uad den ausserordentlichen Ueberlieferun
gen vergangener und gegenwärtiger Zei
ten zur Rechtfertigung dienten Sein Ver
stand wurde durch das Abgeschmackte des
größten Theils der, Billy Morgan öGeist
zugeschriebenen, Wunder zwar empört, al
lein einige dieser Thatsachen waren so fest
beglaubigt, daß sich oft ein heimlicher Zwei
fel in seinem Gemüthe erhob und es zur
Aufnahme abergläubischer Eindrücke ge'
schickt machte.
Diese seine Stimmung von gemischter
Zweifelsucht und Leichtgläubigkeit dauerte
fort, bis er einige Jahre nach seiner Heim
kehr vom mittelländischen Meere, auf einer
Reife nach den Westgegenden, Gelegenheit
hatte, bei einem Blockhause an den Ufern
des Tennessee der Erfrischung wegen Halt
zu machen. Ein Mann kam ihn zu em
pfangen heraus, in dem er auf einmal sei
nen alten Bekannten, Billy Morgan er
blickte. Beim Himmel, dachte Capt. R.,
hier erscheint MonsieurTomson aufs Neue!
Billy, der auch entdeckt hatte, wer seinGast
sei, als es zu spät zum Rückzüge war, spiel
te lieber den Einfältigen und bewillkomm
nete ihn nur mit einem geringen Anklang
der offenen Gastfreiheit, die einen ächten
Westwaldmann bezeichnet. Capitän R.
folgte ihm ins Haus, wo er eine artige,
gutmüthige Frau und einige gelbhaarige
Buben und Mädchen antraf, alle in einer
Hast um den Fremden. Das HauS ließ
eine Art von Wohlstand erblicken, und
die Gebieterin schien durch aufregende
Thätigkeit, überall von lächelnden Blicken
begleitet, ihr Vergnügen über den seltenen
Zufall auszudrücken, einen Fremden über
ihre Schwelle schreiten zu sehen.
Billy Morgan war anfangs mehr scheu
und linkisch. Als er aber fand, daß Capt.
R. ihn mit gutlauniger Offenheit behan
delte, so suchte er im Laufe des Abends,
als die Kinder zu Bette gingen und die
Frau mit Kuhmelken beschäftigt war, die
Gelegenheit mit seinem alten Commandan,
ten anzubinden.
Capitän, ich hoffe, Sie wollen mich nicht
als Desertvr erschiessen lassen!
„Keineswegs," sagte der Capitän lä
chelnd, „das würde viel helfen, einen Geist
zu erschiessen, oder einen Mann mit so viel
Leben wie eine Katze."
Billy Morgans Mund verzog sich zu
einem melancholischen Schmunzeln.
Ach, Capitän! ich sehe, Sie haben den
Geist noch immer nicht vergessen. Doch
es ist wohl zu spät, einer alten Schuld zu
gedenken, und ich hoffe, Sie werden mir
verzeihen.
„Unter einer Bedingung will ich es,"
versetzte der Capitän, „daß Ihr mir ehr
lich gesteht, wie JhrS ansingt, alle meine
Matrosen glauben zu machen, sie sähen
Euch Nacht sürNacht an Bord des Schif
fes sowohl, als am Ufer."
Sie sahen mich wirklich, entgegnete Bil
ly, mit seinem gewöhnlichen gespenstischen
Tone.
Der Capitän begann zu zweifeln, ob er
mit Billy Morgan spreche oder mit seinem
Geiste.
„Ihr wollt doch nicht behaupten. Ihr
wäret wirklich die ganze Zeit hindurch am
Bord meines Schiffeö gewesen?"
Nein, nicht die ganze Zeit, nur an sol
chen Zeilen, wo mich die Matrosen sahen,
ausgenommen vor unserer Ankunft in
Gibraltar.
„So war also alles Täuschung, daß sie
Euch über Bord springen sahen?"
Auf keine Weise, Herr! ich sprang über
Bord; doch kletterte ich hernach sogleich
wieder zurück.
„Zum Henker! wie so? Erklärt Euck!
Recht gern, so gut ich'S vermag. Ich
"IVillig zu loben und ohne Lurche zu tadeln."
Mmtslaz öe>t 1. 1841.
lebte mehrere Jahre unter den Sandwich»
Insulanern, bei denen daS Fahrzeug, auf
dem ich Schiffsjunge war, scheiterte; es
ist eine lange Zeit her, und ich kann Stun
denlang, ja ich glaube Tagelang im Was
>er verweilen, ohne ermüdet zu werden,
ausgenommen auS Mangel an Schlaf.
Eben so habe ich mir mehrere ihrer son
stigen Gewohnheiten zugeeignet, zumßei
spiel den grossen Abscheu vor der Handar
beit, nnd einen Hang, dahin zu gehen,
wohin ich will, und gerade daS zu thun,
waS nur beliebt. Die Mannszucht auf
einem Kriegsschiffe konnte mir gar nichr
behagen, unv ich ward ihrer schon nach
wenigen Tagen überdrüssig. AuS langer
Weile und nm die Menschen zu belustigen
erzählte ich ihnen Geschichten von meinen
Ereignissen, und machte sie glauben, ich
könnte im Wasser leben und hätte so viel
Leben wie eine Katze. Ueberdies, wie Sie
wissen, spielte ich hier manche andere Stre
iche. theils zur Unterhaltung, theils aus
einer Art von Stolz, den ich fühlte, wenn
ich ihnen den Glauben einflößte, ich sei
ein halber Zauberer. Die Strafe, die Sie
mir gaben, vbschon ich gcftehen muß. daß
ich sie verdiente, liß mich alle Geduld ver
lieren. und ich beschloß in meinem Sinne,
bei der ersten besten Gelegenheit zu ent
weichen. Ich hatte einen alten SchiffSge -
fährten bei mir, auf den ich mich verlassen
konnte, und wir machten daS ganze Ding
mit einander ab. Ich wußte, daß, wenn
ich zu Gibraltar oder in irgend einem an
dern mittelländischen Hafen entwich, man
mich ganz gewiß einsangen und Andern
zum Beispiele erschiessen würde. Aus die
sem Grunde beschlossen wir, ich sollte über
Bord springen, zurückkehren und unter
Tauen mich verbergen, die zwischen den
Verdecken aufbewahrt wurden, dicht an
der Wölbung, wo es selbst am Tage fin
ster aussah. Mein SchiffSkamerad ver
schaffte mir ein Stück altes Segeltuch,wo
mit ich mich nötigenfalls bedecken konnte.
Damit mein Ueberbordspringen auf die
Leute mehr Wirkung machte, und mich vor
Zufälligkeiten zu bewahren, bis daS Schiff
Gibraltar erreichte, sorgte ich, meine Ta
backsdose mit Taback und meine Taschen
mit Zwieback zu füllen und eine Wasser
flasche um meinen HalS zu hängen, denn
ich erzählte ihnen, eS käme mir vielleicht
in den Kopf, erst in zwei, drei Tagen auf
den Grund zu kommen. Ich ließ Tom
Brown mein Testament aufsetzen, in der
Meinung, meine Uhr und Kiste meinem
Kameraden zu vermachen, der mir sie zu
Gibraltar bei der ersten Gelegenheit, die
er fände, zurückgestellt hätte. Allein Tom
spielte uns einen Streich, und setzte seinen
Namen statt den meines Freundes in das
Testament- Weder er noch ich waren fleis
sige Schüler, und der Streich wurde erst
später bemerkt, als mein Freund sich vor
der Entdeckung scheute, wenn er über die
Sache einen Lärm gemacht hätte.
„Wer war denn Euer Freund?" sagte
der Capitän R.
Er ist noch am Leben und im Dienste.
Ich sollte seinen Namen lieber verschwei
gen.
„Schon gut," versetzte der Capitän.
„nur weiter!"
In dieser Nacht sprang ich über Bord.
„Wie gelangtet Ihr denn wieder ins
Schiff zurück ?" fragte der Capitän schnell.
Wie, Herr? Die vordere Stückpforte,
an der Steuerbordseite, war offen geblie
ben und ein Stück Seil an der Kanone
befestigt, das hinabhing, so daß ich es er
reichen konnte.
Der Capitän schlug sich mit der flachen
Hand vor die Stirn u. sagte zu sich selbst t
„Was waren wir doch sür ein Haufen
von Einfaltspinseln!''
Nicht so ganz, als man glauben möchte,
sagte der ehrliche Billy Morgan, in der
Meinung, dem Capitän ein Compliment
zu machen, doch es klang gerade wie das
Gegentheil.
Sobald ich über Bord gesprungen war.
fuhr Billy Morgan fort, schwamm ich zu
dem Seile, das ich fest hielt- Ich warte
te auf das Zeichen von meinem Freunde,
um herauf zu kommen und mich in der
Tauhölung zu verbergen. In dem Auf
lauf, der darauf folgte, war es leicht
»ug, dies zu thun, und Niemand sah mich
als mein Freund. Hier blieb ich in mei
nen nassen Kleidern, freilich sehr unbehag
lich, wie Sie denken können, bis mein
Mundvorrath und mein Wasser verzehrt
und mein? Tabacksdose geleert war. Ich
berechnete, damit bis Gibraltar auszulan
gen, wornach nichts leichter für mich ge
wesen wäre, als aus der Stückpforte zu
stürzen und ansUferzu schwimmen; doch
die fatalen Windstillen,- an die Sie sich
selbst wohl noch erinnern werden, hielten
vaS Geschwader mehrere Tage längerauf,
als ich erwartete und liessen mich ohne
Vorrath. Ich hätte eS noch ohne Zwi«
back und ohne Wasser ausgehalten, doch
ohne Taback zu leben war mir unmöglich.
Mein Freund hatte versprochen, nahe ge
nug zu kommen, um manchmal Nothzei
chen von mir zu vernehmen, war jedoch,
wie er mir nachher erzählte, mehrere Ta
ge eingesperrt worden, weil er mit Tom
Brown einen Streit angefangen hatte,
dem er, wegen Verfälschung deS Testa
ments, gern zu Leibe gegangen wäre. Ich
blieb in diesem Zustande so lange, bis ich
beinahe verschmachtete, worauf ich, als
ichs nicht länger aushalten konnte, in der
Nacht, als Jedermann zwischen den Ver
decken fest zu schlafen schien, auS meiner
heimlichen Stelle hervorkroch, wo ich in
Gestalt eineS TaueS eingeschrumpft lag,
und als ich einen Krug Wasser fand, ei
nen tüchtigen Trunk daraus zu mirnahm.
Dies Wagen ging so weit, als ich zu der
Zeit durfte, und ich kehrte darauf so ru
hig als möglich zurück. Doch war ich zu
hungrig, um ruhig zu bleiben, obschon ich
mich unter den Sandwich-Insulanern ge
wöhnt hatte. Tage lang ohne Nahrung
auSzudauern. In der nächsten Nacht
kroch ich wieder hervor und war glücklich
genug, einen artigen Vorrath von Lebens
mitteln zu finden, die zufhllig stehen ge
blieben waren. Zwei oder drei Mal hör
te ich Nachsuchungen wegen mir anstellen,
und fürchtete mich nicht wenig, in meiner
Höhlung entdeckt zn werden.
„Wie war es denn möglich, daß die
Dummköpfe Euch verfehlten?" fragte
Capitän R.
Wie, Herr ? Sie kamen zu dem Tau
haufen, wo ich war; doch ich glaube, sie
fürchteten sich zu sehr, hinein zu schauen,
oder sie konnten mich in der finstern Höh
lung nicht gewahr werden. Sie lüfteten
nie das Segeltuch, das mich bedeckte, so
ost sie da waren.
Diese Nacht fand ich den Offizier auf
der Wache, ich gab mich selbst für verlo
ren ; doch als wollte mir das Glück beiste
hen, mein Freund war nun aus der
Hölle heraus, und immer besorgt, den
Tauhaufen sorgfältig zu untersuchen, daß
es Niemand einfiel, nach ihm sich noch ein
mal darum zu bekümmern. Als wir in
der Bay von Algesiras anlangten, nahm
ich eine Gelegenheit wahr, Tom Brown
ein wenig zu erschrecken, indem ich ihn in
der Nacht besuchte und ihm einen guten
Tag bot, worauf ich aus der Stückhöh
lung schlüpfte und ans Ufer schwamm, in
deß mein Freund die Oeffnung schloß und
daö Seil einzog.
„Doch wie gelang es Euch, den Nach
forschungen der Polizei von Algesiras zu
entfliehen?"
O, Herr! ich war während der ganzen
Zeit am Bord der Fregatte auf meinem
heimlichen Platze
„Und als das Schiff bald darauf un
tersucht wurde?"
Zu der Zeit war ich auf dem Lande.
Kummer 39.
„Und wie gings denn auf Malta zu?
Der Hauswirt!) war mein geschworn«?
Bruder und hätte nicht um tausend Pfund
geplaudert.
„Und die Bockssprünge auf den Segel
stangen und Masten, die Besuche, die Tom
Brown zuSyrakusa erhielt, und die wun
derbaren Geschichten, die von den Matro
se» erzählt wurden, von ihrem entwende
ten Taback, von Betrunkenwerden von
Nichts, vom Verführtwerden von Nie
manden ? Was sagt Ihr denn von dem
allen, mein Herr Geist?" frug der Capi
tän lächelnd.
Ich machte, so weit ich mich erinnere,
nur noch zwei Besuche auf dem Schiffe,
seil eüMalta verließ. Einen in der Nacht,
als ich mit Tom Brown reden wollte, den
andern, als er des Nachts darauf ver
schwand. Der Ueberrest der Geschichten
muß entweder dem Scherz einiger Matro
sen, oder der Furcht der Uebrigen zuge
schrieben werden.
„Ihr seid also versichert, nicht mit Tom
Brown in einer feurigen Flamme über
Bord gesprungen zu sein?"
So versichert, als ich ein ehrlicherMak
bin. Tom entfernte sich ohne irgend eü
nen Beistand von mir, und ohne daß ich
weiß wohin und wie, bis ich ihn lange
Zeit nachher zufällig in Liverpool traf.
„Gesund?"
Er konnte sich nicht überreden, daß ich
noch lebe, sondern rannte davon, so schnell
er konnte, und gewiß glaubt er bis heuti
gen TageS so an die Geister, wie er von
seinem eigenen Dasein überzeugt ist.
"So weit ist nun alles klar genug,"
sagte der Capitän R., "doch was konnte
Euch denn vermögen. Euch nach der Ent
weichung der Gefahr auszusetzen, erwischt
zu werden, indem Ihr aufs Schiff zurück
kämet und Euch dort sehen liesset?"
Mir war darum zu thun, den Tom
Brown zu sehen, Herr!
"Warum das?"
Ich wollte meine Uhr nnd meine Klei
der zurück haben!
"O, nun begreif ichs! Doch hattet Ihr
keinen andern Zweck
Nun, ich willS gestehen, Herr! Ausser
dem hatte ich eine Art von thörichten
Stolz all mein Lebenlang, Leute zu er
schrecken nnd mich ihnen wunderbar zu
machen, entweder durch Erzählung über»
triebener Geschichten oder durch Verrich
tung sonderbarer Dinge. Zch habe dies
noch bis den heutigen Tag uicht unter
lassen können und zwei, drei Mal tüchtige
Schläge bkommen, bin auch nebenbei ein
Mal in den Ring (Gefängniß) gesteckt
worden, weil ich hier herum unter dem
Landvolke während der Courtzeit den
Geist gespielt habe. Ich habe sogar mein
Weib zwei bis dreimal bis zur Ohnmacht
erschreckt, blos um meinen Spaß zu trei
ben, und trotz aller Verlegenheit, in die
ich dadurch gerieth, glaube ich doch, ich
werde den Geist spielen, bis ich meinen
Geist werde aufgegeben haben. Ausser
dem ists die Wahrheit, Herr, ich hatte ei«
nen kleinen Groll auf Sie, weil Sie mich
für einige solcher Streiche in die Ringe
gesteckt hatten, wie ichs wohl verdiente,
und machte mir kein Gewissen daraus,
Ihnen dadurch zu vergelten, daß Ver
wirrung im Schiffe verbreitet wurde.
"Gewiß, das habt Ihr wunderbarlich
erreicht; doch was geschah mit Euch her
nach weiter?"
Als nach der Hand Tom Brown ent
wichen war, und er, um sein Gewissen zu
beruhigen, meine Uhr und Kleider meinem
Freunde zurückgelassen hatte, entging mir
jeder Grund, ferner den Geist zu spielen.
Ich segelt mit einem amerikanischen Kauf
mannsschiffe nach Smyrna, von dort
kam ich nach Gibraltar und nach ein- bis
zweijährigen Reisen, nachdem ich mir ei'
nige hundert Dollars erspaart hatte, ge-