Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 25, 1841, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Nen ViN A, Venn. Gedruckt und hcransgeqeben von Arnold Pttwell e, in dcr Süd 6lrn Strasse, Ecke der Cherrn Allen,B chm' s Wirthöbattv s)of qeqennbrr.
Haßrzang 2, gann Kummer 90.
Bedingung? N.-Der ZUbernle zzeod.icluer erscheint jeden Dienstag auf einen, grossen Superial-Bogen mit segnen Lettern gedruckt. Der LubscriptionS-Preis ist Ei n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Voraukb,»
zahlung erbeten wird. Wer im Lauf- des Jahres nicht bezahlt, werden Hl 5,0 angereelmer. ssür kürzere Zeit ulo 6 Monat wird kein Unterfchreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn si«
emen Msikit vor Ablauf deS Subscriptions-Termin? geschelien und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen nnd für den gewohnlichen'PreiS eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
5-tadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
A)'v?gewaeljlle Michiersietle.
Wein - Lted.
Prüder lagerr euch ini Kreise»
Trinkt nach eurer Täter Weise,
Leert die Gläser, schwenkt die Hüte
Auf der goldnen Freiheit Wohl!
Klur, wo wir als Knaben spielten,
Ahnung künfl'grr Thaten fühlten,
Weih' ich, der Erinnrung heilig,
Diese froh« Libation.
Mädchen, die nur keuschen Trieben
Nur den braven Jüngling lieben,
Nie der Tugend Reiz entstellen,
S«i ein schäumend Glas gebracht!
Deutschland? Jünglingen zu Ehren.
Will ich auch mein Gläschen leeren?
Die für Ehr' und Freiheit fechten,
selbst ihr Fall sei heilig mir!
Männern, die das Herz unö rühren,
Uns den Pfad der Weisheit führen,
Deren Beispiel wir verehren,
Sei ein dreimal gebracht!
Brüder, die in fernen banden
Wcib und Gluck und Hütten fanden,
Ferne Brüder, euch zu ehre»
Sei !nc>n volles Glas geweiht!
Brüder, die nach langem Kummer,
Ach schon nih'u im Todesschlttmmer,
Weih' ich, der Ennnrung heilig,
fromme Libanon.
Laßt unS scherzen, uns küssen,
Eh' wir zu den Vätern müssen;
Laßt uns jubeln, laßt uns trinken,
Eh' der Sensenmann uns winkt.
Eel?t, wie schön d:e Gläser blinken,
Brüder, drum so laßt uns trinken!
Leert die Glaser, schwenkt die Hüte,
Auf der ldlen Freiheit Wohl!
Unterm schatten grüner Linden
Wcr'en liebende sich finden,
Freunde froh sich wiedersehen
In dem Hain Elisium.
Wenn ich deinen Kahn besteige,
Trauter Eharon, o dann reiche
Noch einmal den Labebecher
Mir für meinen Obolus!
Zur Nittct'baltuiiq und Tx'lelirttnq.
Der Geist zu Schiffe.
Einst, umS Jahr 1800 oder 1801, ich
weiß es nicht so genau, ließ sich ein Mann,
Namens William Morgan sich meine kei
neswegs die Person, deren Abfährung so
viel Lärm in der Welt am Bord
der Fregatte der Vereinigte» Staaten zu
einem dreijährigen Kreuzzuge im mittellän
dischen Meere anwerben. Es war eine
furchtbar aussehende Gestalt, ti Fuß l Zoll
hoch ; ein langes, blasses Gesicht mit tiefen
Runzeln durchfurcht; die eingesunkenen
Augen weit unter der Stirn, das schwarze
dichte Haar weit emporstehend, als hatte
er sich immer über Etwas entsetzt; ein spit
zes Kinn, von einer Länge, die der Kör
perhöhe entsprach; die Zähne weiß, doch
lehr ungleich, und die Farbe seiner Augen,
wie sie von Erzählern übernatürlicher B?-
gebenheiten als sehr eigenthümlich und ge
heimnisvoll bezeichnet wird. Ueberdies
klang seine Stimme hohl,wie aus dem Gra
be, auf seinem rechten Arme waren unver
ständliche Sprüche eingegraben, über wel
chen die Buchstaben W. M. standeu, und
seine Tabacksdose war von Eisen. Sein
täglicher Anzug best rnd aus einem Kan
nefaßhut mit einem schwarzen Borten
bände. auS einer blauen Jacke, weißen Un
terkleidern uud ledernen Schuhen. An
Sonntagen trug er einen weißen Kastor,
was unter Matrosen ein wenig sonderbar
ließ, und an regnigten Tagen ein erbsen
grüneS Wamms, um einen Fuß zu kurz.
ES verdient bemerkt zu werden, daß Mor
gan an einem Freitage eintrat,daß die Fre-
»WM /w» M ß M M 6
Und Berks, Moingomerp und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Gatte am Freitage vom Stapel gelassen
worden war, daß der Zimmermeister, der
sie erbaute, an einem Freitage auf die
Welt kam, und daß das Geschwader an ei
iiem Freitage in die See stach. Alle die
se sonderbaren Uebereinstimmungen, mit
seinergeheimuißvollen Erscheinung verbun
den, machten, daß Morgan von den Ma
trosen als eine Art Wunder betrachtet
wurde.
Während der Fahrt nach Gibraltar
diente Morgan's Betragen dazu, den Ein
druck zu verstärken, den seine Erscheinuug
auf die Mannschaft gemacht hatte.
Er ging oft Tage lang herum, ohne et
was zu essen, wenigstens sah Niemand, daß
er aß, und wenn er ja einmal schlief, so ge
schah es ohne seine Augen zu schliesset,, o
der sich nieder zu legen, denn seine Kame
raden, einer wie alle, schwuren, daß, moch
ten sie Nachts zu was innner für einer
Zeit wach sein, Morgan immer aufrecht in
seiner Hängematte säße, seine stieren Au
gen weit offen. Kam die Reihe an ihn,
seme Wache auf dem Verdecke anzutreten,
so war sein Benehmen gleich sonderbar.
Er pflegte dann stockstill'auf einem Fleck
stehen zu bleiben und die Sterne oder das
Meer anzustieren, als wäre er sich gänz
lich seiner Lage unbewußt, oder fiel, wenn
er von seinen Gesellschaftern aufgerüttelt
wurde, als wie in einer Ohnmacht aufs
Verdeck. Wenn er zu sich kam, begann
er den sonderbarsten und unverständlichsten
Wortkram zu predigen, den man nur hö
ren kann. In ihren müssigen Stunden
auf dem vordernSchiffsraum pflegteMor
gan solche Geschichten von sich zu erzäh
len, von seinen sonderbaren Entweichun
gen zu Land und zur See, daß den Macro
sen die Haare zu Berge standen, und daß
die lustigen Bursche ihn wie eine Person
betrachteten, die mit dem Privilegium eines
ewigen Lebens ausgestattet sei. Oft deu
tete er selbst darauf hin, er habe ein Leben
wie eine Katze, und mehrmals trug er sich
an, zur Unterhaltung seiner Kameraden
sich aushängen zu lassen. Bei mehr als
einer Gelegenheit fand man ihn in seiner
Hangematte auf dem Rücken liegen, an
scheinend ohne Leben, seine Augen stier und
glänzend, der Puls ohne Bewegung; so
schwuren seine Kameraden wenigstens,
wenn sie den Arzt zu holen gingen, obschon
wenn dieser kam, Morgan sich immer so
wohl befand wie je in seinem Leben, und
von allem Vorgefallenen gar nichts zu wis
sen schien.
Auf der weitern Fahrt, die oft durch
Windstille verzögert wurde, erträumten o
der erfanden die Matrosen, die wenig an
dercs zu thun hatten, von Morgan man
ches neue Wunder. Bald schwur ein klei
ner walliser Mastmann, als er sich zum
Mittagsmahl? niedergesetzt habe, sei ihm
die Trinkkanne durch unsichtbare Hand ent
führt worden, worauf er derb auf das Ver
deck gefallen. Einem andern wäre sein
Antheil am Grog auf eine geheimnißvolle
Art entwendet worden, obschon er schwö
ren könne, er habe seine Augen nicht einen
Augenblick abgewendet. Einem dritten
sei seine Tabacksdose entfremdet worden,
obschon sie nie aus seiner Tasche gekom
mcn. Einem vierten hätte man einen
krummen Sixpence mit einem Loche, wo
durch er an einem Bande von seinem Nat
ten herabhing, entführt, ohne daß er es
sich ebenfalls erklären könne. Solche Ge
schichten gelangten enUich zur Wissenschaft
des Kapitäns R>, der, als Morgan daS
nächste Mal wider ausartete, ihn auf 21
Stunden festsetzte, und so oft solche wun
derbare Sache» laut wurden, auch wohl
andere Bestrafungen eintreten ließ. Alles
dieses inachte aber auch nicht die geringste
Wirkung weder auf Morgan, noch auf die
Mannschaft, deren Wunderglaube vielmehr
durch ein sonderbares Abenteuer unsers
Helden auf den höchsten Grad gesteigert
wurde.
Eines TageS, als sich daö Geschwader
auf dem halben Wege im atlantischen Mee
re befand, und die Fregatte mit einem fri-
"TVillig zu loben und ebne Furcht zu tadeln."
Mzien'Zlaq öen 25. 1841.
schen Winde segelte, verbreitete sich der
Lärm, das Magazin stehe im Feuer. Ge
rade war Morgan aufs Verdeck gekom
men, mit einem Löffel in der Hand zu ir
gend einem Zwecke, als er auf den Ruf:
„Feuer im Magazingerades Wegs ü
ber Bord sprang. Das Feuer wurde durch
den verwegenen Muth eines Offiziers ge
löscht, der wenige Jahre zurück noch lebte,
und sich im ersten Range unserer Schiffs-
Helden befand, und vielleicht noch befindet.
In dem Getümmel und Lärm '.rar es un
möglich, irgend einen Versuch zu Mor
gans Rettung anzustellen, und es wurde
für ausgemacht angenommen, er sei im O>
cean verunglückt. Zwei Tage nachher
nahte sich eine anderes Fahrzeug der Fre
gatte und sandte ein Boot ab. mit Billy
Morgan am Bord. Zwölf Stunden nach
seinem Sprung in die See hatte man ihn
qcnn lustig schwimmen gefunden, mtt dem
Löffel in der Hand. Als man ihn frag
te, warum er ihn nicht habe fahren lassen,
versetzte er, er habe ihm zum Salzwasser
verhelfen müssen, wenn ihm gedurstet.
Dies Ereignis? befestigte die Matrosen in
der bestimmten Meinung, Morgan sei ent
weder ein Todter, dcr wieder zum Leben
erweckt worden, oder ein Mann, der nicht
so leicht umgebracht werden könne.
Nach diesem Vorfalle spickte Morgan
sein? geheimnißvollen Streiche fort, die
Matrosen redeten und staunten, und der
Capitän R. bestrafte ihn. bis dasGeschwa
der 2 bis 3 Tagereisen weit von Gibral
tar entfernt war, wohin es sich dem gün
stigen Winde überließ. Morgan war we
gen seinem Sterngucken lind in Ohnmacht
fallen während der Nachtwache, diesen
Morgen ziemlich derb gezüchtigt worden,
und hatte seinen Kameraden feierlich ver
sichert, er sei Willens, über Bord zu hup
fen und bei erster Gelegenheit zu ertrin
ken. Er macht? sein Testament, zog sein?
besten Kleider an nnd brachte alle seine
Angelegenheiten in Ordnung. Eben so
versorgte er aufs beste seine Tabacksdose.
steckte einen Vorrath von Zwieback in die
Tasche, und füllte sich einen kleinen Was
serkrug, den er an seinen Nacken hing, in
dem er versicherte, es würde ihm vielleicht
einfallen, erst einen oder ein paar Tage im
Wasser zu lrben, bevor er den Grund er
reiche.
Zwischen IL und 1 Uhr, als daS Schiff
ruhig geworden, die Nacht ein Helles Ster
nenlicht war und die Wachen ihre Ilmgän
ge hielten, konnte man ausdrücklich wahr
nehmen, wie Morgan durch die Oeffnnng
schlüpfte, vorwärts ging, die Brustwehr
erklimmte und sich in das Meer gleiten ließ.
Ein Seecadet und zwei Seeleute bezeug
ten diese Thatsache, und da Morgan am
nächsten Morgen vermißt wurde, so schien
es ausgemacht, er habe durch seine Erträn
kung einen Selbstmord begangen. Die
Geschichte gab viel zu reden und die Mei
nungen dcS SchissSvolks über diesen Ge
genstand' blieben sehr getheilt. Einige
schwuren, es sei Davy Jones, der hier sei
ne Streiche gespielt habe; Andere, kein
Mensch, sondern ein Geist oder Teufel ha
be sich unter ihnen herum getrieben. Ande
re wieder waren in der täglichen Erwar
tung, ihn an Bord zurückkommen zn se
hen, so wohl behalten, als er je gewesen.
Indessen bewegt? sich das Geschwad?r
nur langsam vorwärts, m?hrere Tage von
Windstilleu aufgehalten, die von den tap
fern Matrosen, die nichts fürchten als
Freitage und Leute ohne Kopf, mehr oder
weniger dem Billy Morgan zugerechnet
wurden. Sein Schicksal hörte indeß nach
und nach auf. einen Gegenstand der Erör
terungen abzugeben, und mit den Wun
dern gings beinahe zu Ende, als während
einer Nacht, ungefähr eine Woche nach
seinem Sprunge über Bord, die Gestalt
Morgan's, so bleich und gespenstisch, die
nassen Kleider herabhängend, mit einge
sunkenen Augen, aufstrebendem Haar und
im Gesicht magerer und leichenhafter als
se. von einem seiner Kameraden erblickt
wurde, der zufällig wachend lag, wie sie
sich langsam aus dem SchiffSvordertheile
bewegte, sich einem der Tische näherte,
worauf sich eine Kanne mit Wasser be
fand. einen herzhaften Trunk aus dersel
ben that, und in der nämlichen Richtung,
woher sie kam, wieder verschwand. Der
Matrose erzählte am nächsten Morgen
die Geschichte, allein nur wenige maßen
ihm Glauben bei.
In der nächsten Nacht erschien die näm
liche Gestalt und wurde noch von einer an
dern Person bemerkt. Sie kam abermal
aus derselben Abtheilung, verhalf sich a
bermal zum Trunk und verschwand auf
dieselbe Art, wie früher. Die Geschichte
von Morgan's Geist kam in einem oder
ein paar Tagen dem Capitän R- zu Oh
ren, der eine Untersuchung in jenem Thei
le des Schiffs veranstaltete, weher der
Geist gekommen war, in der Vorausset'
zung, das Ueberbordspringen Morgan's
sei eine Täuschung gewesen, und er werde
noch im Schiffsräume verheimlicht. Die
Untersuchung endigte jedoch ohne Entdck
kuüg. Die Windstillen dauerten indessen
fort, und es gab keinen Matrosen auf
dem Schiffe, dcr sie nicht Billy Morgan's
geheimnißoollen Einflüsse zugeschrieben
hätte. Der Geist wiederholte seine Er
scheinung gerade in der auf die Untersu
chung folgenden Nacht, worauf er von ei
nem andern Kameraden Morgans gesehen
wurde, wie er seine Tabacksdose leerte und
einige Ueberreste deS Nachtmahs zusam
menlas, die zufällig auf dem Tische geblie
ben waren, worauf selbiger auf zuoorbe
schrieben? Art unsichtbar wurde. Der
Matrose beschwor, daß, als der Grift mit
der Tabacksdose keine Umstände gemacht,
er ihn festzuhalten versuchte, allein nichts
in seiner Hand fühlte, als etwas kaltem
Wasser ganz ähnliches.
Der Capitän R. wurde durch diese Ge
schichte ausserordentlich aufgereiht und zu
einer »vettern, noch viel sorgfältigern Un
tersuchung veranlaßt, wiewohl ohne allen
Erfolg. Er beauftragte nun einen jun
gen Seecadetten. zwischen den Verdecken
Wache zu halten. Diese Nacht erschien
der Geist abermals und der muthvolle Of
fizier machte einen Ausfall gegen ihn; al
lein die Gestalt zog sich mit unbegreifli
cher Schnelligkeit zurück und verschwand.
Der Offizier unterrichtete wie ihm befoh
len war. den Capitän augenblicklich da
von. Es wurde unmittelbar eine Unter
suchung vorgenommen, allein mit so we
nig Erfolg als zuvor. Zur selbigen Zeit
gabs nicht einen Matrosen am Bord, dcr
der sich nicht über seinen Schatten entsetzt
hätte, und selbst die Offizier? singen an,
von einer abergläubischen Furcht befallen
zu werden. Zuletzt erreichte daS Geschwa
der Gibraltar und legte in der Bay von
Algesiras an, wo es mehrere Tage auf die
Schiffe wartete, die ersetzt werden sollten-
Um die gewöhnliche Nachtstunde erschien
der Geist Morgan's abermals einem sei
ner Kameraden, reichte ihm die Hand und
„guten Tag. Tom!" sprechend,verschwand
er wie sonst.
Es war ungefähr ein paar Wochen zu
vor, ehe das Ersatzgeschwader in das mit
telländische Meer segelte, während wel
cher Zeit dem Schiffsvolke erlaubt wurde,
ans Land zu gehen. Bei einer solchen Ge
legenheit durchwanderte ein Kamerad Bil
ly Morgan's, mit Namen Tom Brown,
ein ziemlich finsteres Gäßchen indenVor
städten von Algesiraö, als er eine
bekannte Stimme rufen hörte: „Tom,
Tom, der Henker hol' Eure Augen, kennt
Ihr denn Euren alten Kameraden nicht
mehr Tom erkannte die Stimme und
nach dem Anschauen auch seines alten
Kameraden Morgan's Geist, doch war er
nicht aufgelegt, die Bekanntschaft zu er
neuern ; er gab daö Fersengeld und rann-
38.
te, ohne sich umzusehen, ob der Geist nach'
folgte, bis zu dem Boote, in dem ihn sei
ne Gesellschafter erwarteten, worauf er
die Geschichte erzählte, so bald er zu A«
them kommen konnte. Dies kam dem Ca
pitan N. zu Ohren, der sich, von der Exi -
stenz des Morgan nun fest überzeugt, an
den Gouvernör der Stadt wandte, von
welchem allenthalben eine Untersuchung,
wiewohl ohne Erfolg, veranlaßt wurde.
Niemand wollte eine solche Person erblickt
haben. In derselben Nacht erschien der
Geist an Bord der Fregatte, und fuhr
mit seiner kalten, starren Hand über daS
Gesicht Tom Brown's, dem Morgan sei
ne Uhr und seinen Kleiderkasten vermacht
hatte. Dieser hieb tapfer um sich, allein
ehe an eine Verfolgung zu denken war,
hatte sich der Geist, wie gewöhnlich, im
vordern Schiffsraume auS dem Staubs
gemacht. Hierauf erschien Billy zwei bis
drei Mal abwechselnd einigen seiner alten
Kameraden, manchmal am Bord der Fre
gatte, doch immer mitten in der Nacht.
Er schien begierig, etwas besonderes sa
gen zu wollen, doch gelang es ihm nie, ei
nen der Matrosen zur ruhigen Anhörung
seiner Mittheilung bewegen zu können.
In der letzten Zeit, als er zuAlgesiras am
Bord der Fregatte erschien, vernahm ei
ner der Matrosen, daß er sich in einem
hohlen dumpfen Tone verlauten ließ: „In
Malta werdet Ihr mich sehen," worauf
er, wie früher, verschwand.
Der Capitän R. war über diese son
derbaren, unerklärlichen Besuche in der
größten Verlegenheit, und stellte dieser
Umstände wegen jede ersinnlich? Nachfor«
schung an, in der Hoffnung, einen Leit
faden zur Erklärung dieses Geheimnisses
zu bekommen- Er veranstaltete, daß das
Schiff wiederholt durchsucht wurde, rück
sichtlich der Entdeckung entweder des Ver
stecks, worin sich Morgan verheimlichte,
oder der Mittel, durch die er vom Schiffe
entweichen könne. Er befragte jeden
Mann am Bord, und drohte mitderhär»
testen Strafe, wenn er je entdecken sollte,
man habe ihn unter ihren Vorräthen ver
steckt, oder die Entweichung Morgans
durch Theilnahme befördert. Er ließ al
les in dem Vordertheile des Schiffes um
kehren, und machte es jedem menschlichen
Wesen unmöglich, sich, ohne entdeckt zu
werden, dort zu verbergen. Der Erfolg
war, daß die ganze Sache mit dem un
durchdringlichsten Geheimniß bedeckt blieb,
und das Geschwader fuhr in die mittel
ländische See, um der afrikanischen Küste
entlang zu kreuzen und sich auf Malta zu
vereinigen.
Einige Wochen hindurch, ehe die Fre
gatte den Platz verließ, war von dem Gei
ste nichts mehr zu sehen, und schon glaub
te man Billy Morgans Schatten sei ver
söhnt, und die ganze Geschichte war nach
und nach ganz in Vergessenheit gerathen.
Zwei Nächte nach ihrer Ankunft betrat
eine Abtheilung Matrosen, die zu la Va
lette ans Land gegangen, zufällig eine
klein? Schenke in einem entfernten Thei
le dcr Vorstädte, nnd fing dort nach der
Gewohnheit dieser amphibischen Zwei füß
ler an lustig zu werden- Unter ihnen be«
fand sich der Erbe Billy Morgan's, der
sich gegen 3 bis 4 Uhr Morgens zu Bette
legte, wohl nicht so leicht und richtig im
Kopfe, als es sich vielleicht geziemt hätte.
Er konnte nicht sagen, wie lange e? ge
schlafen hatte, als er durch eine Stimme
erweckt wurde, die ihm ins Ohr flüsterte:
„Tom, Tom, wache auf!" Als er die
Augen aufschlug, sah er beim blassen
Morgenlichte die geistige Gestalt Billy
Morgan's über seinem Bette schweben
und ihn mit Augen gleich Brühnäpfen an
starren. Tom schrie: „Mörder! Gei
ster! Billy Morgan!" so laut er nur
heulen konnnte. bis er den Wirth erweck
te, der kam, um zu erfahren, was eS gck»