Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 05, 1841, Image 1

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    McaVi ,l g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd kten Strasse, Ecke der Cherrr, Allev.B el>m' 6 Wirchskans Hof gegenüber.
Jahrgang 2, gann B3.
'" g UN g e N.-Der Alticrale Ucoliaclttrr ersiixint jeden Dienstag auf einem grossen Luperial-Bogen mit schönen Lettern aedruckt Der it! (5 insf, 1 l - r d.ä "ü,l.rs in I.albial'r! »r
JAnszewaehlte Michlersletle.
Das Menschenleben.
eines Murrkopss.)
Was hat man von dem Menschenleben?
Die Sorg' ist groß, die Lust ist klein.
Poeten mögen es erheben,
I<li stimme doch geniß nie ein.
Denn ron dem ersten Steckenpferde,
Bis man uns nach dein Kirchhof trägt,
Verfolget immer uns Beschwerde,
Mit Ruthen man uns immer schlägt.
Beständig uns ein hartes Bündel
Voll Ungemach zu Boden beugt;
Die Mutter schon unS in der Windel
Hartherzig mit der Ruthe streicht.
Und slht man auf den «chülerbänken,
Ein Hasel stock die Ruth'ersetzt;
Der Lehrer wird ihn nie uns schenken,
Hat man heimtückisch angepetzt.
Hat man die Ecbule dann verlassen.
Wenn man, gereist, zum Inngling ward,
Wild uns die Leidenschaften fassen,
Die züchtigen uns nun erst hart.
Und sind die Hörner abgelaufen,
Wird aus dem Jüngling nun ein Mann,
Wird seine Freiheit er verkaufen,
Und neue Horner giebt es dann.
Zwar sind nun Ruth' u, Stock verschwunden
Die Amm' und Lehrer sonst geführt,
Die Leidenschaft ist überwunden,
Doch den Pantoffel man verspürt.
Und wenn die Zeil die Haare bleichet,
D>t Todesfurcht den Greis umschwebt,
lind Ilm, als wären'» Ruthen, streiche!,
Bis den Gequälten man begräbt.
Zu meinem Ruhme muß ich's sagen :
Ich habe alle dies« Noth
Scbon über sechzig Jahr ertragen,
Und wünsche doch mir nicht den Tod!
Zur Unlerhalmng nnd Belehrung.
Rettung von einer wüsten Insel uu
Weltmeere.
Ein Kauffahrorschiff. die Palmyra, se
gelnd von NeuSüd-Wales nach Bengalen,
bekam unterwegs die wüste Insel Amster
dam, auch St. Paul genannt, zu Gesicht,
und bemerkte im Borüberfahren in einer
Entfernung von 5 Meilen seewärts einen
grossen Rauch auf derselben, was den Ca
pitän veranlaßte, so nahe an die Insel her
anzufahren als möglich. In der Entfer
nung von j Meile vom Gestade bemerkte
man deutlich zwei Menschen auf einer Er
höhung. Man ließ ein Boot hinab, und
Hr. Addison, der erste Offizier des Schif
feö, eilte, den vermuthlich auf der Insel
Verunglückten Hülfe zu bringen- In we
niger als einer Stunde kehrte das Boot
zurück mit zwei Männern, die über alle
Beschreibung schmutzig und elend aussa
hen. Sie hatten lange Bärte, ihre alten
Kleider waren mit Seehundsfellen geflickt,
woran sich noch Haare befanden ; dem Ei
nen diente die borstige Haut eines wil
den Schweines anstatt der Hosen, und ih
re Fußbekleidung war ebenfalls von rohen
Schweinsfellen gemacht. Beide waren
Matrosen von Edinburg ; der eine» James
Paine, 22 Jahr alt, der andere, Robert
Prudfort, ohngefähr 40. Sie hatten vier
zehn Monate auf der Insel zugebracht.
Ihrer Erzählung nach hatten sie zu Js
le de France auf dem Schiffe „Gouvernör
Hunter," nach Ban Diemens Land be
stimmt, Dienste genommen,und waren mit
demselben im Septenber auf der nördlichen
Höhe der Insel angekommen. Bei Schif
fen dieser Art ist es gewöhnlich, daß sie ei
nen Theil ihrer Mannschaft an solchen
Plätzen, wo es Gelegenheit zu Seehunds-
oder Seelöwenfang giebt, landen, und nach
einigen Monaten mit dem Thran und den
Fellen, die sie sich indeß verschafft haben,
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Mcmtgomerl) und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
wieder abholen. Paine und Prudfort
wurden auf der Insel Amsterdam an einer
Stelle ausgesetzt, wo sie zwei Hütten fan
den, mit Gras bedeckt, und vermuthlich
Behausungen früherer Abentheurer. Das
Boot, womit sie gelandet waren, kehrte zu
dem Hauptschiff zurück ; kaum aber war
dasselbe aufgewunden, als sich ein heftiger
Wind erhob, der daS Schiff forttrieb, und
weiter ward von demselben auf der Insel
nichts gesehen noch vernommen Die Bei
den waren daher nunmehr sich selber über
lassen, und als sie am Morgen darauf ih
re Hülfsquellen untersuchten, fand sichs,
daß das Salz, welches sie zur Bereitung
der SeehundsfeUe erhalten hatten, größ
tenteils von der Brandung weggespült
worden war, und daß keiner von Beiden
auch nur ein Messer besaß. Ihre Kleidung
bestand aus dem, was sie am Leibe hatten.
Ihre Lebensmittel hielten sie so zu Rathe,
daß sie fünf Monate damit auskamen:
nach dieser Zeit blieb es ihrem eigenen
Scharfsinn überlassen, wie ihre fernere
Erhaltung zu fristen?
Um mindestens eine Art Zeitrechnung
zu führen, wie lange sie auf der Insel ver
weilt hatten, machten sie jeden Morgen ei
nen Kerb an ein Stück Holz mit einer
scharfen Muschel; dessen ungeachtet hatten
sie einen Irrthum von 2 Tagen begangen,
indem sie ihre Berechnung nur bis zum 2.
November geführt, während eS der 4. war.
als sie von der Palmyra erlöst worden.
Beim Umherstreifen an den Uferklippen
fanden sie einmal eine Nähnadel, dann ein
altes Messer, und endlich einen Nagel,
woraus sie sich eine Angel verfertigten,
welche ihnen zum Fischfang diente. Un
glücklicher Weise hatte diese Nothangel
keinen Widerhaken, und so entging ihnen
ihre Beute häufig. Die einzige Art Fi
fche, die sie singen, war die, welche die M
atrosen den Trompetensifch nennen. Die
größte Oual für sie war der Mangel an
frischem Wasser- Da die felsige Oberflä
che der Insel höchstens zwei Fuß hoch mit
Erde bedeckt ist, so war eS keine Möglich
keit, einen Brunnen zu graben, auch wenn
sie Werkzeuge dazu gehabt hätten. Daher
mußten sie Stellen suchen, wo in Felsen-
Vertiefungen das Regenwasser stehen ge
blieben war, und oft hatten sie meilenweit
zu gehen, um mit einem Trunk schlechten
WSssers ihren Durst zu löschen.
Auf der Insel gab es eine Menge wil
der Schweine; sie vermochten aber davon
nicht mehr zu fangen als fünf, welche sie
niederrannten und mit einem Stock erschlu
gen, der drei Zoll im Durchmesser stark war
—„Da habt Ihr tüchtig laufen müssen
um ein Mittagessen," sagte der Capitän
zu ihnen.—Ja wohl liefen wir um'SMit
tagessen tüchtig, erwiederten die Matrosen,
aber die Schweine liefen noch tüchtiger,
denn bei ihnen ging es um das Leben.
Das Fleisch der gefangenen Schweine war
sehr trocken, und ohne das geringste Fett;
ein einzigesmal singen sie ein Paar Jun
ge, die ihnen ein leckereSMahl gewährten.
Sie hatten versucht. Bogen und Pfeile
zu machen ; aber die Zweige des niedern
Gebüsches auf der Insel waren dazu zu
schwach. So lebten sie denn von der Hand
in den Mund, als ihnen das Salz ausging,
das sie in den Stand gesetzt hätte, einen
Bor rath von Fischen anzulegen ; ja, die
letzten Monate sahen sie sich genöthigt, die
Speisen ohne alles Salz zu gemessen, und
mehr denn einmal traf sich's, daß sie drei
Tage lang gar nichts zu essen hatten.
AIS sie auf der Insel gelandet waren,
hatten sie zwar ein Feuerzeug, aber ihr
Zunder war bald verbraucht, und auf der
ganzen Insel fand sich nichts, waS seine
Stelle hätte vertreten können. Daher
war eS während der letzten Zeit ihres Auf
enthaltS auf der Insel ihre wichtigsteAuf
gabe, das Feuer in ihrer Hütte zu unter
halten; denn wenn es ausgegangen wäre,
hätte eS keine Möglichkeit gegeben, eS wie
der anzuzünden. Auch war die Elhaltung
"Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
öeu 5. 1841.
des Feuers die einzige Veranlassung zu
Streitigkeiten unter ihnen gewesen. Der
Jüngere war ein grosser Liebhaber vom
Schlaf, so daß die unerläßliche Pflicht deö
Wachens meistens Prudfort zur Last siel,
und wenn sie sich mit einander eine Strek
ke von der Hütte entfernten, so versäum
ten sie nie, das Feuer mit Torf u. Moos
zu bedecken ; ja zuweilen nahmen sie zur
grössern Sicherheit ein brennendes Stück
Torf mit.
Eines Tages erstiegen sie einen der hoch
sten Berge der Insel, und entdeckten oben
den Krater eines Vulkans, mehr als 20t)
Fuß im Durchmesser und von unabsehba
rer Tiefe. Als sie die Palmyra zuerst
ansichtig wurden, war Paine sogleich ih
rer Rettung so gewiß, daß er, echt englisch,
mit seinem Gefährten eine Wette darauf
eingehen wollte; dieser, mißtrauischer als
Paine, lachte ihm aus. Als sich aber das
Schiff näherte, rannten Beide von der
Höhe, auf der sie standen, herab, und
machten ein so grosses Feuer als möglich,
zum Zeichen, daß menschliche Wesen sich
auf der Insel befänden- In der Nähe
der Insel zog das Schiff die Flagge auf.
und die Beiden wußten nuu, daß ihre Lei»
den zu Ende waren.
-
Ehrendenkmal eines Hioßbacher
Helden.
Im Jahre 1757 am 2. November gings
bekanntlich bei Roßbach scharf hinter die
armen Franzosen her. Es ist ihnen spä
terhin blutsauer geworden, die alte Schar
te auszuwetzen und sich aus dem Spotte
wieder zur Soldaten-Ehre durchzuschlagen.
Der Prinz von Soubisc gedachte mit sei
ner dreifach stärkern Macht den hart be
drängten grossen Friedrich klein zu machen;
umzingelt hatte er ihn schon, und war ihm
vor weiter gar nichts bange, als daß der
eingekreis'te Preussen-König aus seinem
Lager zwischen Bedra und Roßbach bei
Nacht und Nebel entwischen möchte. Der
Prinz von Hildburghausen war auch bei
der Hand und wollte fangen helfen mit sei
ner Reichsarmee, die sichs aber gar bald ge
fallen lassen mußte, in deutschen Wirths
häusern, wo guter Bierwitz gemacht wur
de, die Reißausarmee betitelt zu werden.
Das geschah auch inMeiningen,ob es gleich
Pflicht- und ehrenhalber seine Mannschaft
unter dem Commando deö General v. Feh
rentheil ebenfalls hatte dazu flössen lassen.
Einer darunter hieß Ströhlein ; der
stand am Tage vor der Schlacht, als noch
nicht der Morgen dämmerte, vor dem Zel
te, hauchte in die Hände, denn es war ein
etwas kalter Morgen, und machte sich al
lerlei Gedanken. „Ströhle," sagte er zu
sich selbst, „eS fängt allhandig an kalt zu
werden, und mit einer warmen Kugel in
den Leib wär dir weniger gedient, als mit
einem Stück warmen Kuchen. Ihrer sind
Viele, du bist nur Einer, ihnen liegt nichts
daran, ob du morgen Abends beim Schla
fengehen lebendig oder todt bist, dir aber !
Machtest du dich jetzt in aller Frühe auf
die Socken, wärst du Donnerstag Vormit
tags derheim, säßest im Gartenwirthshaus
vor der Stadt, tränkst dein Kännle Dop
pelbier und turscheltest ein Halbbatzenkü
chelchen.darin herum, so wär dir's halt
besser.
Alö er daS letzte Wort auf der Zunge
hatte, hatte er auch schon den Tornister
(Schnapsack) auf dem Rücken, denn er
war ein rascher, entschlossener Mann, wo S
galt. Beim Abmarschiren sagte er noch
ganz höflich,aber leise: „Adje'S, Herr Zelt
kamerad!" der gerade tüchtig schnarchte,
alö wenn er zu guter Letzt noch einmal
recht ausschlafen wollte.
Am andern Tage, als die Kanonen zu
donnern ansingen, kam's dem Srröhlein
nicht anders vor, als ob ein Schwärm
Brummfliegen über seinem Kopfe Hasche
männchen spielten, denn er stand schon Hin
terJena beim KörschauerWirthöhause ganz
guter Dinge und wohl ausgeruht, trank
sein SchnapSchen, schlug Feuer auf die
Pfeife und dachte: „Jetzt fangen sie an
zu schiessen."
Donnerstag Vormittags war er richtig
daheim. Binnen einer halben Stunden
wußte es die ganze Stadt: „Ströhle ist
da als Ordonnanz des Generals Fehren
theil ? Was wird der für Nachricht mit
bringen —Das Gerücht war nämlich et
was schneller gereis't, weils unterwegs
nicht in so vielen Häusern Halt zu machen
brauchte, die ein Schild heraussteckten, vor
denen unser Landsmann niemals vorbeige
hen konnte. Wer nun in Meiningen je
mand Verwandtes u. Liebes bei derßeichs
armee stehen hatte, der lief, ärger alö die
Franzosen bei Roßbach, zum Gartenwirths
Hause hinab und die Mägdlein waren am
ersten dort. Da schaut eben der Held von
Roßbach zum Fenster heraus und hüpft
ihm das Herz im Leibe, wie erden langen
Zug alter Bekannten sieht und auch jun
ger. Geschwind sucht er sein viertes Halb
batzenküchlein vollends hinein zn kriegen,
um den hereinbringenden lieben Stadtkin
dern folgenden kurzen und getreuen Be
richt abzustatten :
„Wie's eigentlich bei der Schlacht her
gegangen, kann ich nicht sagen. Wo jetzt
unsere Meininger liegen oder laufen, weiß
ich mein Seel' eben so wenig zu sagen;
was aber den Herrn General v. Fehren
theil bctrifft, so wird er ja wohl bei den
Andern sein. Ich bin einen Tag
früher fort!"
So hat dieser ehrliche Mann —der Zeh
nte wär's nicht gewesen ! durch die paar
Worte ein Denkmal gesetzt für lange Jah
re. BiS heute sagen die Meininger von
einem schlauen Kui d.'n,der's mit der Cou
rage nicht übertreibt, und sich wo's gerade
gilt, hübsch ausser der Schußweite zu
ten weiß, iin wohlbekannten Sprüchworte:
„Der geht eincnTag früher,
wie Ströhle!"
Wem sollte da nicht Angst lveiden ?
Bor einigen Tagen hörten wir einen
Spaß, der zu gut ist, um ihn unsern Le
fern enthalten zu können ; es betrifft einen
gewissen John T. Freund John war
gewöhnlich in den Barstuben der Wirths
häuser, keine tausend Meilen von unserer
guten Stadl, anzutreffen, und nichts ge
währte ihm mehr Vergnügen als auf an
derer Leute Unkosten zu trinken. —Kein
volles Glas konnte für einen Augenblick
unbewacht stehen bleiben, daS sich der im
mer Durstige nicht zu Gemüthe geführt
hätte. Bor einigen Tagen, wie gesagt,
kam ein Stätschtreiber in einWirthshaus
in welchem unser Zechbruder lauerte, und
verlangte einen steifen Brändytoddy.
John war sogleich bei der Hecke- Der
Treiber der seinen Mann kannte, machte
sich etwas anderes zu schaffen, und schien
seinen Toddy ganz zu vergessen Alles
ging indessen nach Wunsch ; als er sich
umdrehte und sein Glas leer fand, rief er,
scheinbar äusserst erschrocken auö: „Bräu
dy und Opium genug, um vierzig Men
schen umzubringen! Wer ins T— 6 Na
men hat den Gift gesoffen?"
„Ich!" stotterte?oh», geisterbleich und
bis in den Tod erschrocken.
„Du bist ein Kind deS Todes," sagte
der Treiber.
„Ach, was soll ich thun? helft mir ihr
lieben Leute!" winselte der arme John,
der sich schon als Wurmfutter ansah.
„Verschluck ein Peint Lampenöl, oder
du bist ein todter Kerl, in weniger als
drei Minuten;" erwiederte der Schlauvo
gel vom Treiber.
Mit sauerem und verstelltem Gesichte
ging das Lampenöl hinunter und mit die
sem kam der Brändy und Opium nebst
Johns genossenem Frühstück wieder auö
Maul und Nase herauf. Der Trick war
zu gut um nicht bald zu Johns Ohren zu
kommen. Seitdem soll jedoch alleS Ge
tränk von Fremden vor John sicher, und
dieser vom Mausen vollkommen kurirt
sein.
Mninmcr 31,
Die Klage.
Bor einigen Wochen kam eine besonde
re Klage vor die Magistratsbehörde: Ein
Deutscher, welcher erst vor wenigen Wo
chen den Fuß auf amerikanischen Boden ge«
setzt, sah sich gezwungen um Hülfe in der
Office des Hrn. W. Pechin nachzusuchen
und gab dort Folgendes zur Protokoll
Ich Heisse Christian Geng und bin erst vor
einigen Wochen hier angekommen. Ich
verlor meine Frau auf der See, welche mir
drei Kinder hinterließ; ich hatte indeß bald
Gelegenheit mit einer irländischen Wittwe
bekannt zu werden, —und da sie eben so
viel Kinder, wie ich hatte, so war ich der
Meinung, daß wir gut zusammen paßten.
Obgleich ich nun kein Irländisch und sie
kein Deutsch verstand, so haben wir unS
doch so viel verständlicht, daß wir uus ein»
ander heirathen wollten. Ich erwartete
nun, recht bald Englisch von meiner theu
ren Ehehälfte zu lernen, — selbe ist aber
ein zu harter Schulmeister für mich sie
hat mich ans dem Hause geworfen und
alle mein Geld und Sachen, die ich von
Deutschland mitgebracht, behalten ; ich wa
ge es nicht, in das Haus zurückzugehen,
indem ich furchte neuen Mißhandlungen
ausgesetzt zu sein, und möchte doch gern
mein von Deutschland mitgebrachtes Eigen
thum wieder haben. — Man gab ihm nun
einen Polizeidiener mit. Die Dame gab
die Sachen auf —beide Theile wurden je
doch am nächsten Tage einig nach Vork,
Pa. zu ziehen. Dort gedenkt aber der
Mann den Schulmeister der Frau zu ma
chen und ihrDevtsch zu lehren. (B.Corresp
Modc n alter Zelten.
Zu Zeiten Franz des Zweiten vonFrank
reich glaubten die Mannspersonen, daß ein
grosser Bauch ein ehrwürdiges Ansehen
gäbe. Die, welche die Natur nicht nnt
dieser Zierde versehen hatte, halfen sich auf
andere Art indem sie sich künstliche Bau
che machen liessen. Diese Mode erhielt
sich jedoch nur einige Jahre.
—König Karl der Achte soll im Jahre
1449 bei seinem feierlichen Einzüge m
Rouen zuerst einen Hut getragen l)aben.
Vorher bediente man sich zeugner Kappen
und Mützen als Kopfbedeckungen. Kai
ser Karl der Fünfte trug ein Käppchen
von Sammet, welches er jedoch bei reg
nigtem Wetter abnahm.
Unter König Heinrich den Vierten vcr
wandten die französischen Modeherren ei
ne besondere Sorgfalt auf ihren Bart.
Einige schnitten ihn rund, andere trugen
ihn wie einen Fächer, noch andere in Lok
ken, welche man sogar wie einen Katzen -
bart aufstutzte. Man wichsete und salbte
ihn, und steckte ihn Abends sogar in einen
kleinen Sack.
—lm Mittelalter verzierte man die Schu
he oft mit ungeheuren Schnäbeln auf die
seltsamste Weise. Solche Schnäbel endig
ten sich häusig in Krallen, Spitzen und
Hörner, und waren mit Bändern und auch
wohl mit Schellen behangen. Diese wi
derliche Mode erhielt sich bis in das Iste
Jahrhundert und verbreitete sich so stark,
daß, die Gegenpredigten der Geistlichen
ungerechnet, obrigkeitliche Gesetze nothwen
dig waren, um dem Unfuge zu steuern.
DaS Maß dieser Schnäbel wurde im 14t
Jahrhundert nach dem Range durch Ver
ordnungen bestimmt. So durfte sie ein?
fürstliche Person -- ein Freiherr 2
und ein gewöhnlicher Edelmann 1j Fusi
lang tragen.
Ein sinnreicher Kopf in Zürich erfand
im Jahre 1370 Schuhe, deren Schnäbel
zu Magazinen eingerichtet waren. In
Bern durften, seit 1470, die Schnäbel an
den Schuhen nicht länger sein, als daS
Vordergelenk eines Fingers.
Eine Dame in Boston, die sich die lieb
liche Gewohnheit des Opiumfressens an/?«
eignet hatte, ist auf ihr eigenes u. idreS
Gatten Gesuch zu 2>ähriger Einsperrung
im CorrectionSt)auS nerartheilt worden,
um sich ihrer Leidenschaft zu entwöhnen.