Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, March 30, 1841, Image 1

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    .25 savi n g, Zscnn. Gedruckt und lwranssteqel'eu von Arnold Puwell e, in der Sud Kren Strasse, Ecke der Ekern, Allen.B ebm' s aeaennbi r
Jahrgang 2, B-2.
Äldtpillr eril.?emt ,cdcn !e>m>ig auf einem grossen mit sctwne» Lettern gedruckt. Der Slihscripri'ons-PrciK ist Ein T haler des Jahrs, welcher in halhjähriger Vorauöl't«
des »hre>.' nicht bezahlt, weiden dl ot> migerechnet. ,vur kürzere Zeit als K Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
gesehen und gieichzemga.le ? »iickitande abbezahlt »Verden. Bekanntmackungen werden dankbar angenommen undfürden gewöhniichen Preis eingerückt. Unterschreibe»» >ll hiesigtr
wild die Zeitung porcosre- gcich.ckt, weitere Ber,end..ngen ge Ichehen durch d,e Po,t oder Trager, aus Kosten der Unterschreibe.-. und Mittheilungen müssen P 0 stsrei eingesandt werten.
Krankheit zu verlleiben und Gefund
heil zn erhalten ist nnn in der Ge
wall eines Jeden —Or. Benja
min Veaatalnle
U niversal P i l! e n,
illgcfl'ibl't in de» gereinigten Staa
te!« de» IBttl> ISJ-'».
Noch nie ist ei» Fall vorgekommen, wo diese
geprusueu Vcgatabilicii Universal Pillen an- >
gewandt wurden ohne Hülfe hervorzubringen,
und Beharrlichkeit kat >n alte», harrnackige» j
Krankheiten, bewirkt sicher eine Rur, wenn
die Natur nicht dnrchanS erscböpft ist. Sie
haben seit ihrer Eiufuhrung in diesem Lande
wenigstens tausendster- >
s>>»en —kiirirt, die vor diesem für »»heilbar
ge»alteu wurden. Es sind u»r erst fünfZab-'
re seitdem ici) die erste Osssee für den aus-!
fchliestUchcn Verkauf dieser Medizin in Neu-
Bork erösfuece; doch i» dieser Zeit habe ich >
über zwanzig Hullionen Gedachte!« ver
kauft, und habe »u» achtzehn Offlee» für den
ausschlienliche!« Verkauf derselben, zum we
nigste» eine in jeder bedeutende» Cily dieser
Uiuoii, zu einem K ostenbeträge vou beiuabe
vierzig Tausend Thaler jährlub. Und mit
Btkauiiimachnuacn und ander» Kosten, war
die Summe etwas über ei» Hundert und drei
ßig Tausend Thaler, für das Jahr IBZ9 ; ei
nige Idee mag hieraus gebildet werden, wie
die Medizin geschaht wird von diese» That--
fache» ; ste flud i» der sbat der größte Segen
welcher jemals der Meilschhnt'veriieheii.
Ich hake Personen gefunden welche wissen
wollen, wie schm'll sie durch diese Medizin
kurrirt werden. Es ist»»möglich zu sage»—
es beruhet alles auf de» Zustand des Blutes
und der Säfte, woruaeh ma» darauf > eelziie»
—daß wen» die Pillen nach den gedruckten
Vorschriften gebraucht werden, welche jeder
Schachtel beigefügt sind, die Kur viel früher
bewirkt werden wird wie der Patient ver
muthet. Die vielen langwirigen chronischen
Krankheiten die wir täglich sehen, kommen
entweder von Merkur» oder Blutlaffe», oder
niebt richtig gebrauchter Abführung in Fie
bern, lilstamatioiien, Erkaltungen, Maser»
und garstiscben Krankheiten. Es ist durchaus
»»möglich für nus die Gesuiidhett z» erhal
ten ohne binlängliche Abführung. Wir mö
gen dem Uebel Einhalt thun mit Barts nud
stärkende» Mittel», aber wenn es im Körper
ist so muß es herailSkommen, ehe Glsnndheit
genösse» werden kann, früher oder später wird
eS von selbst ausbrechen und zwar schlimmer
als jemals, wenn diese Methode der Reini
gliiig des Körpers zu lange verschöbe». Kei
cn Gefahr k a n n entstehen durch Pnralrnuq
mit Brandreth'S Pillen. Es ist zur Genüge
bewiesen, daß diese ausgezeichnete» Pillen u.
der menschliche Körper natürlich für einander
paffend sind. Durch de» Gebrauch dieser aus
gezeichnete» Medizin könne» der Inhalt oder
die Uureiiligkeiten dcs Körpers ganz abge
führt. verändert und crueuert werden und das
auf einfache Art. die jede» Tag Erleichterung
und Frohsinn gibt.
Brandreth'S Pillen sind nicht nur ein Heil
fondern auch ei» VorbeugungS Mittel. Wen
wir übel fühlen, Schmerzen im Kopf, Rüc
ken oder in der Seite haben, oder vou der
mindesten Anstrengung ermüdet werde», dann
sollten wir eine Dosts von diesen Pillen neh
men. Dies wird immer gute Folgen haben,
denn es köunen keine schmerzen im Körper
fein ohne die llnreinigkciten, welche dieselbe»
verursachen, nnd nur dadurch daß dieselbe»
abgctricbk» werde», kann Gesundheit herze
ftcllt werde».
Alles was ich im Stande war anszufinden,
entweder durch Erfahrung oder Bücher, hat
in mir die Meinung bestärkt, daß Schmerze»
oder jedes Gefühl im Widerspruch mit Ge
sundheit darnus entsteht, daß die uauirlicheu
Auswege des Körper unfähig )ind die verdor
benen Feuchtigkeiten, die sieb im Körper ge
sammelt, so schnell als die Natnr cs fordert
auszuwerfen; und um Gesundheit zu sicher»
dürfe» wir nur purgiren kiS Gesundheit her
gestellt ist. Eine auf Erfahrung gegründete
Praktik bringt dieses Ncsullat hervor, ohne
eine Möglichkeit von schädlichen Folgen. Die
jenige» welche diesen einfachen Plan hefolg
ten erhielten sich den besten Zustand dir Ge
sundheit, den ihr Körper geuiesse» konle. Die
Schwache» wurde» stark und die Starken
stärker. Die ganze Menschheit würde durch
diese Praktik gewinne», ausser den Aerzten,
und auch sie köniue» körperlichen, aber nicht
professionellen Nutzen habe».
Laßt nnch euch nn» zwei Dinge empfehlen,
laßt niemals zur Ader und gebt nie ?,li
einem für Pil
len. Das erstere schwächt die Lebenepr,nei
pien und raubt dem Körper die Segnunge»
der Gesundheit; nnd das Letztere, Pille» von
einem Duiggiste» zu kaufe», Brandrcths PU,
len genannt, sickert dem Käufer nichts als ei?
ne schändliche Verfälschung, gänzlich unfähig
die nützlichen Resultate der achte» Medizin
hervorznbripge». Um dieses z» sichern muß
von de» unterzeichttete» Agenten gekauft wer.
den. die vou nur angestellt find nnd ein Certi
fikat ihrer Agentschaft haben, welches allc
Jahre erneuert wird. Em Agent mit einem
solche» Ccrtifikatc ist in jeder Stadt der Vcr.
Und Berks, Montgomerp und Schnvltill Cannties allgemeiner Anzetger^^
Staaten. Diejenigen welche beim Grosse»
taufen, »lüiscii sich erinnern dass alle meine
Reisende» eine Vollmacht haben, gehörig be
zeugt, das! es meine Haudluug i>i. vor dem
Clerk der Cauntn Ne» Jork.
Folgendes ist eine Liste von
Agenten in Berks Eaunty :
von Leute» im Canuty kauft, welche
nicbc,» dieser Lifte benant sind, wird betrogen
Keim und Stichter, Neadiug; Miller,
<-scheisly ». Ä!N»>th. Hamburg;M. K. Bover.
Bernviile; Danirl K. Fanst, an der ?>teadiu
ger Straffe »ach Beruville; Samuel -Heebler,
Baumerauu; H, u D, Borer, BooeriZtaun ;
Henri' Duiale, Fricdenc.burg ; Richard H.
Jones, Unioi.vülez S. Seboek, Neumauö
taii»; W.iind T. Vaudeischleift, Woomcls
dorf; Samuel Moore, StoiichSlaun.
Erinnert euch, keine Pillen verkauft als
Brandreth's, sind 'übt, auegeuoiiiinrn von
obigeu Agenten.— Plnladelpia Office, No.
Nord »te Strasse. —25, Lnv.nSr»tl), M. !O.
Januar, S 6. 18-N.
Zur Zinierbaltinig und Belehrung.
M.n ia. die WirldSlochcer.
Aus der Chronik eines Fleckens in England
Wer ist diese arme Wahnsinnige, deren
verstörter Blick ein zu zerrissenes Herz an
kündigt, um sich mitzutheilen? Sie weint
nicht; doch oft entsteigt ihrem Busen ein
riefer Seufzer; sie klagt niemals, doch ihr
tiefes Schweigen deutet auf die Eintönig -
keit eines alten eingewurzelten Grames.
Hunger und Durst machen ihr keine
Sorge. Durch ihre zerrissenen Lumpen
bläst der schneidende Wind des Winters, ihr
Busen, halbnackt,scheint erstarrt vom Frost,
und ihre todtenbleichen Wangen tragen
sichtbar die Farbe der Verzweiflung.
Dennoch ist es nicht lange her, daß die
arme wahnsinnige Marie sehr fröhlichen
Gemüths und sehr glücklich war. Die
Reisenden wissen sehr wohl ihre schöne
Zeit, und behaupteil, es gäbe auf hundert
Meilen im Umkreise kein so herziges, lie>
benswürdiges, schmuckes Geschöpf, als sie
einst gewesen. Ihre fröhliche Regsamkeit
war das Entzücken der Gäste, die sie be
diente. Ihr Herz kannte keine alberne
Furcht, und Maria war im Stande, um
Mitternacht nach der alten Abtei zu gehen,
wenn der Wind am grausigsten durch die
verfallenen Kreuzgänge und zerbrochenen
Fenster wirthschaftete und blies.
Sie war Braut, und sollte in wenigen
Tagen eine glückliche Hausfrau werden.
Doch Richard, den sie liebte, war ein ar
beitsscheuer Müssigganger, und sein Ruf
nicht der beste. Die, welche ihn näher
kannten, bedauerten die arme Marie, und
weissagten ihr keine glückliche Ehe; sie sag
ten : Marie ist zu gut, um daS Weib eines
solchen faulen Burschen zu werden.
Es war im Herbst, die Nacht war rauh
und stürmisch, Thüren und Fenster schüt
telten heftig unter der Gewalt deS Win
des. Zwei Gäste fassen am Kaminfeuer
und rauchten ihr Pfeifchen mit ruhiger Lust
„Es ist ein wahres mein
te der Eine, „den Wind draussen pfeifen
zu hören, wenn man so ruhig drinnen am
wärmenden Feuer sitzen kann. Das wä
re so eine herrliche Nacht, da draussen in
der Abtei zu übernachten!"
Der Andere erwiederte: Mich dünkt, es
gehört viel Muth dazu, wenn man einen
Menschen da hinaus in die gespenstischen
Ruinen schicken wollte. Ich selbst glaub'
ich, möchte zittern wie ein Schulknabe.
wenn ich so den wilden Ephcu über meinem
Kopfe sich bewegen hörte, und ich stände
nicht dafür, daß mir die Furcht vorspiegel
te, ich sähe irgendwo ein Gespenst—denn
der Orkan heute ist wohl im Stande, Tod
te zu erwecken.
„Du bist nicht klug !" antwortete ber
Erste. „Ich wette um unsere Zeche, Ma
r i e würde Muth genug haben, das Aben>
theuer zu bestehend
Gut! Wette und verliere; denn ich ste
hc dafür, daß sie ein Gespenst zu sehen
glauben und ohnmächtig werden wird,
wenn ihr zufällig eine weisse Kuh unter
wegs zu Gesicht kommen sollte.
„Marie!" rief der Erstere lächelnd,
„willst Du den Schimpf auf Dir sitzen
lassenund er fuhr zu seinem Gefahr-
"IVillig zu loben und obne Lurekt zu tadeln."
Hlönstaz öen 80. 18-N.
ten gewendet fort: „Gut, ich setze die
Wette, denn ich bin nun gewiß, daß sie
hinausgeht. Sie soll ein schönes Blon
dcnhäilbchen verdient haben, wenn sie ei
nen Hollunderzweig von dem Strauch mir
bringt, der in dem Gartenraum des alten
Klosters wächst."
Marie, die Unerschrockenheit, nimmt den
Vorschlag mit Freuden auf, und eilt nach
der Abtei. Während der Wind heulend die
Wolken wie scheues Wild vor sich herjagr
—schreitet sie hastig und vor Kalte bebend
dem ihr wohlbekannten Fußpfad vorwärts.
Schwache, dann nnd wann durch die Wol
ken dringende Mondblicke lassen sie in der
Herne die Abtei unterscheiden. Lie erreicht
solche glücklich nnd sieht schon furchtlos!
mitten unter den einsamen Trümmern.
Nachdem sie über einige moosbedeckteStei
ne im Hofr.ium gestolpert, betritt sie den
Garten, wo der Hollunder steht. Sie nä
hert sich demselben und bricht einen Zweig
davon ab als plötzlich eine Stimme in
der Nabe ihr .Ohr trifft. Sie horcht um
zu hören was es ist doch sie vernimmt
nichts weiter, als das Pfeifen deS Windes,
der inmitten dieser abgeschiedenen Ruinen
nur um so kläglicher seine schauerlichen
Weisen ab heulte.
Da beschleicht endlich die Furcht ihr mu
thiges Herz. Sie will ihre Schritte be
flügeln zum Rückgang nach Hause, alö
sie neuerdings das Geräusch von Tritten
wahrnimmt, welche sich nähern. Kaum
zu athmen vermögend, drückt sie sich hin
ter eine Säule, um sich zu bergen. In
diesem Augenblick bricht der volle Mond
durch die Wolken, und beleuchtet zwei Man
ner, welche die Leiche eines eben von ihnen
Ermordeten, noch frisch blutend, herbei
schleppen.
Das Blut stockt ihr in den Adern. Der
Wind bläst heftiger, und einer seiner Stö
ße reißt einem der Männer den Hut vom
Kopfe, und trägt ihn zu den Füssen Ma
rians, die bebend am ganzen Leibe nichts
Geringeres als gleichfalls ihren Tod er
wartet.
~Verfluchter Hut!" ruft der Mörder.
Ei, laß ihn jetzt, uud komm, daß wir die j
Leiche verbergen, siel der zweite ein.
Marie, ohne bemerkt zu werden, sieht
sie dicht an sich vorüberziehn. Sie ergreift
den Hut; Furcht ersetzt bei ihr den Muth,
und sie flieht, rascher als der hinter ihr
eilende Wind, von der Abtei über Stock
und Stein aufgeradestem Wege heimwärts.
So in wilderFlucht zu Hause angelangt,
stürzt sie todtenbleich in die Stube des
Wirthshauses; mit wildem Blick sieht sie
alle Gegenstände an, die sie umgeben, und
sinkt auf den Boden hin, erschöpft, athem
los und unfähig, einen Laut von sich zu
geben. Und bevor sie sich sammeln kann,
bevor ihre bleichen Lippen vermögen, Kun
de zu geben von dem, was sie gesehen, hef
teten sich ihre Blicke auf den Hut in ihrer
Hand, und wenden sich konvulsivisch und
entsetzt davon zurück. An dem Boden dcs
Hutes stand der Name R i ch a r d 's,
Richard v, ihres Bräutigams.
Dicht der alten Abtei gegenüber auf
dem Hügel steht noch der Galgen, woran
man die Mörder gehangen hat. Der
Vorüberreisende sieht ihn und seufzt über
das Geschick der armeil Wirthstochter
M a r i e.
Ein zum ludenchum Uebergetretener.
Lord George Gordon. geboren
1750, ein Sohn dcS Herzogs von Gordon.
war einer der verschrobensten Köpfe, die
es je gegeben hat. Schon in seiner frühe
sten Jugend zeigte er vielen Hang zu Son
derbarkeiten und tollkühnen Unternehmun
gen. Aelter, representirte er den Flecken
Lungershall im Parlament, und da die
Volksmasse in England und Schottland
im Jahr 17d0 mir den kleinen Vergünsti
guiige», die man den Katholiken einräum
te, sehr unzufrieden war, so trat Gordon
als ein strenger Anhänger der englischen
Kirche und Antagonist aller Andersglau
benden, auf, und entwarf eine Bittschrift.
die er von einer zahllosen Menge Menschen
unterschreiben ließ, um das Parlament da
durch zur Unteldrückung des Katholizis
mus zu zwingen. Es blieb sedoch nicht
bei dieier Petition ; der Pöbel beging in
London und andern statten grobe Exces
se, zerstörte die Besitzungeil der Katholi
keii und wurde nur durch militärische Ge
walt mit vieler Mühe zur Nu de gebracht.
Gordon, al6 den Anstifter dieser Excesse,
wurde verhaftet, indeß bald darauf wieder
m Freiheit gesetzt. Diese Verhaftung
hatte ihn nicht gebessert, er betrug sich auf
so unziemliche Weise, daß ihm der Hof
verboten wurde. Dieser eifrige Au Hanger
der anglikanischen Kirche entsagte mm dem
Christenthum und lieft sich 17d7 zu Bir
mingham n..ter die Juden aufnehmen-
Wegen eines Kriminalprozesses, in wel
chen er verwickelt war, wurde er bald dar
auf wieder verhaftet und nach London ge
bracht. DaS Gericht verurtheilte ihn zu
einer fünfjährigen Gefangenschaft und ei
ner beträchtlichen Geldstrafe.
Gordon besserte diese doppelte Strafe
nicht; er schrieb Pasquille auf die Köni
gin voil Frankreich, auf den König von
England, und nach überstandener Strafe
kehrte er zu seinen neuen Glaubensgenos
sen zurück. Im Gefängniß 178 V wünsch
te er dem französischen National Eonvent
Glück zu der angeblich von ihm errunge
nen Freiheit, und bat, dieser möchte sich
für ihn, daß er von seiner Gefangenschaft
befreit werde, verwenden ; diese Bitte war
aber fruchtlos. Er kam nur wieder auf
freien Fuß, weil man Rücksicht auf seine
Familie nahm, und es war unstreitig ein
Glück für ihn, daß er bald darauf, 1703,
starb, denn sein unruhiger Geist und seine
Verschrobenheit würden ihn bald in neue
Verdrießlichkeiten verwickelt haben,die für
ihn nur nachtheilig ausfallen konnten.
Indische Bittschriften an englische
Behörden.
Unter manchen Sonderbarkeiten welche
einem Fremden in Indien auffallen
sen, gehören auch folgende Eingaben die,
in der Amtsstube des Bezirkobeamten zu
Rucnaghetty, eines Tages verlesen wurden
t. Bittschrift eines armen alteil Bau
ern, der um das Hukom deS SirkarS bat,
womit er den Teufel auS seinem Brunnen
zu treiben gesonnen.
U. Eingabe eines alten Bramins, wel
cher Klage führte, daß ihn sein Sohn ge
schlagen, aus dem Hause geworfen, und
sich seines Eigenthums bemächtigt habe.
3- Klage eines jungen Weibes darüber,
daß die erste Frau ihres Mannes, welche
gar nicht mehr hübsch sei, noch immer ihr
alteS Ansehen über ihren Mann behaupte,
und sie geschlagen, geschmäht u. zur Thür
hinausgeworfen habe. Di. Alte und der
Mann erklärten dagegen, daß der Letztere
durch die Zauberkünste der jungen Frau
vom Teufel besessen gemacht worden, und
daß er manchmal zwei Tage lang ohneße
wußcsein da läge, nachdem sich der De
mon seiner bemächtigt hatte.
t. Memorial eines alten Maratten, der
den Beamten einen Liebling des Wijchnu
und die Gottheit des Bittstellers nannte,
und ihn um eine Anstellung für seinen
Sohn bar, indem er vorgab, Wischnu sei
ihm selbst in Person unter der Gestalt des
Beamten erschienen, und habe ihn aufge
fordert, diese Eingabe zu machen.
5. Voil einem Hindu, welcher Beschwer
de führte, daß .hn seine Sekte auSgestos
sen, weil er bei einem englischen Gentle
man alü Stallmeister gedient ; man wolle
ihn nicht eher wieder aufnehmen, als bis
er ein grosses Reinigungsfest gegeben,
welches ihn aber total ruiniren würde.
6. Antrag oder Bitte eines alten Bra
minen um die Erlaubniß, sich lebendig be
graben lassen zu dürfen. Die Regie
rung setzte diesem Mann vier Rupien mo
natlich aus, ihn von der Ausführung sei
nes Vorhabens abzuhalten.
Mimnmcr 3l).
Em Sonderling sellener Art.
Archer, ein Engländer, der !Bi)'2
starb, hatte jährlich ein Einkommen von
10.000 Pfund Sterling. Unter mehreren
Besitzungen hatte er auch ein schom-SLand'
hauS zu Eooperfole in der Grafschaft Es
sex. DieS Har?s war seit -0 Jahren un
bewohnt- Nach seinem Tode siel eS seiner
Tochter, Mistieß Houblon, zu. Sie ließ
eS sogleich v.m einem Baumeister besich'
tigen. Dieser fand, daß feit 16 lahren
weder die äussern Pforten dcS VorhofeS,
noch die Haasthüre war geöffnet wo !en.
Die letztere hatte Archer mit Eisenblech
überziehen lassen. Der Borhof war voll
Disteln, Brenilnessein und anderm Un»
kraut, und alle Gemäävr waren mit
Spinngeweben überzogen, krähen und
Staare hatten Nester m den Schornstei
nen gebaut und Nachteulen sich in deuße«
sitz dcS besten und größten Saals gesetzt.
Einige Zimmer waren seit Z 0 en nicht
aufgemacht worden. Seit 2.', lahren ni°
steten Tauben in der Bibliothek, in wel
cher sich mehrere tausendßücher befanden.
Eine zerbrochene Fensterscheibe hatte den
Tauben den Weg in diesen Büchersaal ge
zeigt. Der viele Mist, der darin lag. be
wies. daß sie sehr lange darin gehaus't ha»
ben mußten. Niemals hatte man so gros
se und lange Spinnengewebe gesehen; sie
erstreckten sich durch die Zimmer von der
Decke biS zu dem Boden- Den Weim das
Bier, den Rum, wovon sich ein grosser
Norrath vorfand, hatte man seit zwanzig
Jahren nicht angerührt. Alle diese Ge
tränke waren noch trinkbar, einige hatten
sich sogar verbessert, namentlich der Port'
wein.
Der Verstorbene hatte ausdrücklich be
fohlen, daß Niemand von seinen Leuten
sich unterstehen sollte, nur einen Grashalm
weder aus dem Hofe, noch aus dem Gar
ten zu raufen. In dem zu diesem Land
hause gehörenden Teichen war auch seit
vielen Jahren nicht mehr gefischt worden:
es wurden daher nach Archer's Tode aus
serordentlich grosse und schwere Fische dar»
in gefangen.
Der MapprrschUiiigeN'Bist.
Bei einem ».einer Jagdausstüge wurde
ich einstens an einem schonen Morgen von
meiner Frau begleitet. Auf dem Jagd
grund angekommen ließ ich meine Begleit
terin zurück, bestieg den Rand eines felsi
gen mit Gebüsch und zwergigen Bäumen
verwachsenen Hügels, und wurde durch
schnell widriges klappern zurückgeschreckt.
Ich blickte vorwärts. Am Rande eines
abgerissenen Felsens lag eine grosse Klap
perschlange, sich wie zu einem todllichen
Sprunge aufrollend. Sie lag nur einige
Fuß vor nur, nnd ich hielt einen Augen
blick an sie zu betrachten. Ich wußte nicht
warum ich dieS that, allein ich stand still
und betrachtete die rodtliche Schlange mit
einem fremdartigen Gefühl von Neugier
de. Plötzlich öffnete sie den formirten
Ring, als wollte sie ihre Feindseligkeit ge
gen mich einstellen, erhob ihren Kopf, und
richtete ihre glänzenden feurigen Augen
direkt auf die meinigen. Ein Schauder
von unbeschreiblicher Empfindung befiel
mich, der ganz verschieden von irgend et
was der Art war, das ich je erfahren. Al
lein ich stand unbeweglich und gaffte sie be
ständig und ernsthaft an. In diesem A
ugenblick ging eine sichtbare Veränderung
mit derselben vor- Ihre Gestalt schien
grosser und ihre Farbe glänzender zu wer
den. Ihr Körper rückte mit einer langsa
men fast unmerklichen Bewegung gegen
mich—ein leises Gesumme wie Musik er
tonte voil ihr —oder wenigstens tönte eä
so ln meinem Ohr—eine fremdartige süße
Melodie! Sodann wurde die Farbe ihres
Körpers dunkler, und ging in ein prächti
ges Kaleidoskob über—grün, Purpur und
Gold —bis ich die Schlange gänzlich aus
dem Gesicht verlor, und nur mehr wilde
sonderbar verwobene Kreise und fremdar-