Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, February 16, 1841, Image 1

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    Und Vcrks, Mottttlomery nnd'Schuyjtill Cmmlics" allgemeiner Anzeiger.
c .ilÄltt L, prntt ozedruckt und beraliogeaebeu von A r uold Pu>vel! e, in der Süd weit Strasse, Ecke der Clierrn Allen.B chm' 6 Wirthsdaus qeqeuUr
'2, Schummer 76»
U"? ' peobscktfr erscheint jeden Dienstag auf einem qrossenS.,peri..l-Bogen ...it schönen Lettern gedruckt. D-'r S»bseripr!öns--Vreis ist Ei n T al e r de» Jahrs, welcher in hall'Mriger Vorausbee
eni , ')'?>» . ' Zeit aIS ti Monat wird kein llnterschreiber anaenoinmen,' und etwaige Auffündigungen werden nur dann angenomiiien, wenn sie
. ' >- -ermun' >,es'hehen und gleich,emg all. werden. Beknnntmachiingen werd. » dankbar angenommen und für den aewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
w.ld d>e Zeitung portofrei ge,ch.ckr, weitere Verjendnngen geichehe.. durch die Po,r oder .rager, aus Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen Müssen p ost frei eingesandt werden. '
Ärincnhaus Rechnung.
Die Rechnung der Direktoren der ?trmen
und des.Hauses o.r Beschäftigung von
der (sauntn Berk», anfangend am i slen
Januar, l>>4», und endigend auf den
Elsten December beide Taste mit
eingeschlossen.
Dr.
Der ??c.l)nungssuhrer ist belastet mit
drei hundert und zwei und vierzig
.'tinveisungen, ausgestellt an daS
Schatzimt von Bcrkt' Caunty in,
legten Jahr, belauscild aus <i!>^
Cr.
Der Rechnungsführer ist eredirirtmit
den folgenden Ausgaben nämlich:
aussrha'b dein Hause unterhal
tene Arme . . . HllBl
llnrestnlzung und Leichenkosten 648 5«'2->
Für Pfund Schweincsieisch 292
Schuhmachen . . . LO3 10j
Medizin und Aufwartung für Arme
ausserhalb de», Hanse unterhalten 378 24z
Trockne Waareil und S pezereien 1 221
Kami »fegen . . . I'i tut
Kosten d. Aiiiien in andern C.ninlies 88
(donstables Koste» für Beschlagnah
me eiuet' Boot Pferdes . 5 50
Reife Kosten . . . 00
Steinkohlen . - . -i2l 71
?Irbeiten auf der Bauerei . >OB 52
Aufsehers Gel,alt . . 50i> 00
Schreibers Gehalt für I Jahr 2:!» 00
Doktor? Geh.ilr . . 00
Baul>olz . . . 73 50
Scl r.ubniaterialie» . . 1 14: s
neuen Wagen zu inachen und
'Aufbesserungen . . 57 t! 8
Weben . . . . 3» VI
Ein Pferd gekauft . . ItN) <>')
G»ps zu mahlen und Holz zu sägen 2:; 58
Rindvieh und Schaafe gekauft e>l7 00
Dreschmaschine und Pserdekrast 15l) (>0
Saat Roggen —3O Bnschel . 17 40
Harte Waaren und Gyps . «1 12 >
Walken und Färben . . 12 02
Pserdegefbirr und Aufbesserungen 35 '2B
2lpoth>kerwaaren und Medianen s<i LI
Drucken . . . . 24 17
GeHall der Direktoren:
Peter Fister A 75
William Fischer 5»
Abral,.,», Kciper s«>
- 175 t>o
K<i79!» L9:j
!Oie Zahl der Armen.die zu 'Anfang des
lahrS im Hause gewes n, und Sol
cher, die während dem Jahr zugelassen
worden, ist !24'ch nämlich : i I<» Männer
5,7 Weider und 46 Kinder, welches im
Durchschnitt tii Manner, Weiber, l 2
Knaben und 4 Mädchen ausmacht, mit
Einschluß jrner im Hospital Departement
Verbunden zu verschiedenen Gewerben ! 1
und 13 Mädchen. Starben 14, nämlich:
! I Männer, :> Weiber : an Allersschwä
che Blasenentzunduna I, Lchlagstuß >,
Fieber I, A uszehrung 4, chronischer Ma-'
fienehundung 1, Geburtsfieber l, Fallen
de Krankheit I, oder Pocken I,
Wassersucht 1; im Hause geboren I.
Im Hause fabrizirt: Flachsen Tuch
Aard, wergen Tuch .'<>>->
leinen 215, Mrd, Tischtuchzeug
KarpetS ti l Äard. Reue Artikel gebraucht
während dem Jahr: Jacken Hosenlra
ger 2-2 Paar, Sonn Bonnets:;, Strümp
fe 96' Seehund Kappen 15. kurze Nocke
2, Halstücher 196. Unterjacken l. Hüte
7. Handschuhe 9 Paar. Kämme 24, Ha
uben 22, Hosen Kl», Mannshemder 105,.
Weibshemder 4ti, Schuhe 8!i. Unterröcke
14, Ganns 61, Westen :i9, Schürzen
lange Jacken für Wahnsinnige 17.
Produkte der Bauerei: Waizen 666
Büschel, Roggen 3(w Bnschel, Welschkorn
1466 Bnschel, Hafer 15,66 Bnschel, Kar
toffeln 736 Büschel, Flachssaamen
Büschel, Bohnen Büschel, Zwiebeln2'->
Büschel, Rothrüben 45, Büschel, Timothy
Saamen 5 Büschel, Kraut 3466 Köpfe,
gehechelten Flachs 55, Pfund, Äleesaamen
9 Büschel, Heu vier Pferde Ladungen,
Omat 26 Ladungen. Gemastet auf der
Bauerei : 21 Stück Rindvieh, welche 13
295 Pfund Fleisch lieferten, 36 Schwei
ne. wiegend «>927 Pund. in Zusah zuwel
chen noch Pfund Schweinefleisch ge
kauft worden.
Die Auditorrn der Launty Bcrko bcrich
ten ehrerbietigst:
Dasi sie die obigen Rechnungen und Angaben
untersucht und berichtigt baben, und sie für we
sentlich richtig l, alten ; und daft die Verival
,unq mit Menschlichkeit, Sparsamkeit u. Vor
sicht geführt worden Bezeugen eö unsere lln-
ters.briften diesen Uchren Tag I.»nuarö, >'(. D.
I^ll.
John Neitmeyer4
D. P. R. <7»!Nter
John F. Mörs
Rechnung.
?a5 folgende ist der Belaus von Baargeld em
pfangen und auöbezahlt von dem Verwalter,
snr ver>chiedene ZweriV, geordnet und berich
tigt monallich durch die Board der Direkto
ren. Ersagte Rechnung beginnt am lsteu
Januar 184», und cnd'i.zt auf den :>l. De
cember desselben Jahrs
Dr.
Aür Schreiben und Ausheben von
Indentures . .. SZs» 5,n
schmalz, Ilnschlltt u. unreines Fv'tt iiuZ
Irdene Waaren und .ttle>dung A
Gebühren von Gus.nma Ao!t und
Magdalena Mei ner . - 71 5> l
Alachs-, Klee-und Thimotys.iamcn LI
A nwrisung zurüäerst.,tler,gen'esen 112ü r -
Unterstützung von "verer Heck 5> «>!)
Arme von andern Cauuneö zuhalten Ltt IM
5 X übe, 15, Schaafe und ein rier s<>
Schmiedearbeit von Hotte »stein 17 1)5
Kalt und Whistei) . . A.)
Verschied.Personen als Arme zu halten >!1 87
V>eh Heerden zu wclden . Ili 71
Waizen . . 1l) 5,1»
Pension von Philip Ricser . 14 78
Vier Schweine . . 9 V 5
Anweisungen auf das Schatzamt:
Januar I
'April ÄN, " 1 do. r.«»5,7j
August 17, " 1 do. 24 iL
Lept. LI, " 1 do. 54 54^
Ott. I», " I do. in
IN, " I do. W
Dec. Li, " I do. 5,3^1
243 80Z
-K7Z» !>7
Aür Arme herbcizubringen 't> !W
Reisekosten und Unterstützung für
verschiedene Zwecke . 43 K!l'
Schmiede Arbeit . . 89 «7
Blaukets, Horn Kamme ze. . 891
Bauen» Ausessern u. irdne Waaren 58 N3^
Walken und Färben . . ti 81
Klafterholz zu hauen und Pfostens
sen!? zu machen . . 4155
Dienste im Hospital . Ls 45
Arbeiten auf tel Bauerer . 4915^
Magdlohn und Nahen . 25 Ltt '
Bettladen, Aepfel- u. Psirschenschnitz 31 77'
Backsteine, Asche und Bürsten IL B'2>
Wclschkvrnauc-macher, Kultivator u.
?Lindmühlc « - 47 L 5
Schuhmachcn, Leder und Schuhma
cherwerkzeuge . >. 31 01
Strassen Tar . « 1k
Wollhüte und Seehund Kappen ltt (X)
Rindfleisch und Schad . LU
Schnupf-, Rauch» und Kali-Taback 9 l) 5
Maurerarbeit, Schwefelkohlen 11. 3V
Büschel Saat Roggen . 34 7«
25 Stück Schaase und ein Bull . 7 9 VO
Auslagen für Arme in änderndaunties 3 50
H 729 97
John L. Reiune»cr^
D. V. R. Hunter
John F. Mors H
Berks Cauntl) Armenhaus,)
Inn. 21, 1841. H .Im.
Mizma!! unv
in ilzl-.ivsng, Mml-,
Hal en nni billige Preise zu verkaufe» :
Uatholisiht und Prateji.,»tische Bibeln,
do. und do. Teliaiiieiitt.
do. und do. Predl.ul'üll)er
do. und do. CathechU'ineil
do. und do. Gebetbücher,
do. »nd do. Psalter,
do. und do. Geschichtl'ucher
Eine Auswahl deutscher Schulbücher, Ro
manen nnd anderer Bücher, unter Ander»
Z je g e r '«> berühmte Natiu lehre, Lcsebl'ch
?c., welche sür Schulen vorzüglich geeignet
sind.
Einige Bestellungen für Bücher und son
stl..e Gegenstände, die sle nickt haben, neh
iiltil sie nnt Dailb an >»lv besorgen sle auf'-!
beste und billigte.
Man melde sieh persönlich oder brieflich a»
ihrfr cNssice i» der Süd «ten
Strasse, zunächst Bey»,'» Wirthshaus, iil
Readlng-
Reading den 19. lauuar. sm.
skalcnder
für das >B4l, >841, sind in dieser
Druckerei zu haben.
.SMS
"IVilliq zu lc>ben nnd c4)i«e .Vurcl't zu tetdcln."
bc» IL. Wöruar
Zur tt'ucrbaltilnq und Belehrung.
sAlis dein "Valien Brrichrer",)
Sine schmelzende Geschichte.
An einem sehr kalten Winter-Abend, als
ein Land-Kaufmann im gebirgigen Lande
von , so eben daran war feine T hu
ren für die Nacht zuzumachen, und indem
er im Schnee stand feinen Fensterladen zu
befestigen, sah er durch das Glas, einen
faullenzenden, nichtsnutzigen Kerl inwen
dig ein Pfund frische Butter nehmen und
dasselbe in aller Eile in seinen Hur thun.
Die That war nicht sobald "verübt als
auch auf Seiten deö Kalifmanns, die Ra
che ichon bereit war, und in einigen Augen
blicken fand der Kaufmann eine Gelegen
heit seinen Appetit für Spaß zu den aller
ausgedehntsten Schranken zu befriedigen,
indem er den Dieb mit einer Art Qual be
zahlte, für welches er ein Premium, von
der alten Inquisition, hatte erhalten kön
nen.
sage, Hannes!'' sagte der Kauf
mann, indem er herein kam und die Thüre
hinter sich zumachte- seine Hände über sei
ne Schultern schlug, und den Schnee von
seinen Füssen stampfte.
"Ich sage, Hannes sehe dich ; ich mache
aus nun, an so einem erbärmlichen l'alten
Abend, wie dieser, würde ein wenig von et
was Warmes einem Kerl nichts schaden;
komm und setze dich."
Hannes fühlte sehr ungewiß; er hatte
die Butter, und wsr äusserst veUegen um
fortzugehen, aber die Versuchung von 'Et
was Warmes," widerstand kläglich seinem
Entschluß zu gehen. Diese Unschlüssig
keit jedoch, war bald berichtigt indem der
rechte Eigner der Butter den Hannes
beim Kragen nahm und ihn auf einen
Stuhl nahe beim heissen Ofen pflanzte,
allwo er von Fässern?c. wie eingemauert
war daß, weil der Bergkaufmann vor ihm
saß es für ihn unmöglich war herauszu
kommen, denn gerade vor ihm setzte sich
der Kaufmann nieder.
"Hannes, wir wollen einen warmen
Schnapps haben," sagte derßergkausman,
indem er die Ofenthüre aufmachte und so
vieles Holz hinein steckte als er konnte—
"ohne denselben würdest du diese Nacht
verfrieren wann du nach Haus? gehest."
Hanes fühlte bereits daß die Butter sich
näher auf sein Haar setzte und sprang
auf, indem er erklärte er müsse gehen.
"Nicht bis daß du etw-'s Warmes hast,
Hannes; komm, ich hab'dir ebenfalls eine
Geschichte zu erzählen, jetzt setz dich hin
und Hannes wurde abermals durch seinen
schlauen Peiniger in seinen Sitz gezwungen.
''Ach! 's isch zu verflammt Heß do,"
sagte der kleine Dieb, indem er wieder ver
suchte auszustehen.
"Setz dich nieder—sei nicht in so ausser
ordentlicher Eile," erwiederte der Ka'is
mann, und zwang ihn wieder i.» seinen
Stuhl.
' "Awer ich han die Ki'ih zu füttere, un
eppes Holz zu spalte, un ich muß abkratze,"
sagte der verfolgte Kerl.
''Aber du mußt dich nicht so losreissen,
Hannes, auf diese Art. Sitz hin, laß die
Kühe sich selbst in 'Acht nehmen; und hal
te dich k ü hl. Du scheinst ganz unruhig
zu sein," sagte der schelmische Kaufmann
mit einer gottlosen Miene.
Das Nächste war die Herbringung von
zwei dampsendenGläsern heissenSchnapps,
mit Brod darin. Die wukliche Ansicht
davon wäre dem Hannes in seiner jetzigen
Lage gcnug gewesen, seine Haare zu Berg
stehen zu machen, wenn dieselben nicht wä
reu darnicdergehalten worden durch die
Oeligkeit der Butter.
"Hannes, ich will dir jetzt einen Trink
spruch geben,und du kannst ihn selbst but
!tern," sagte der Kausmann, mit einer
Miene von so vollkommener Einfalt daß
der arme Hannes sich lioch immer ohne
Verdacht glaubte. hier ist —
hier ist eine CchristtagS Gans—(denn eS
war eben nahe Christtag) hier ist eine
Ehristtags-Gans wohl gebraten und
geprügelt, heh! Ich sage dir, Hannes,
'S ist das größte Essen in der Welt —und,
Hannes, brauchst du niemals Schweine
schmalz oder g.'meine Nochdutter sie damit
zu braten ? frische Pfund Butter thut eben
daS nämliche, solche wie du auf jenemßrett
siehst, ist das einzige rechte Ding in der
Natur, eine Gans zu braten —komm nehm
deine Butter - ich meine, Hannes, nimm
deinen Taddy,"
Der arme HanneS sieng jetz an zu rau
chen sowohl als zu schmelzen, und sein
Mund war so einsiedlerisch versiegelt als
wenn er stumm wäre geboren gewesen.
Strom nach Strom kam die Butter un
ter seinem Hut herabgelaufen, sein Sack
ruch war bereits mit einem schmutzigen Ue
berfluß gesättigt. Schwatzend, als ob
nichts in Verlegenheit wäre, stopfte der
Kaufmann noch immer Holz in den Ofen,
weil der arme HanneS recht aufrecht saß,
mit seinem Rücken gegen den Rechentisch,
so rührten seine Knie beinahe den rothheis
sen Ofen an, der vor ihm war.
~Ueberaus kalt, diese Nacht/' sagte der
Kaufmann. —Ei, HanneS, du scheinst im
Schweiß zu sein als ob du warm wärest !
Warum nimmst du deinen Hut nicht ab ?
Hier, laß mich deinen Hut wegthun."
„Ne!" rief Hannes endlich aus, mit ei
ner krampfartigen Bemühung seine Zun
ge zu lösen, und gnff mit beiden Händen
an seinen Hut; „Ne! ich muß gehe, 10ß
mich nauö; ich bin net g'sund; 10ß mich
naus!'' Ein schmutziger Eataract ström
te jetzt über deS armen Gesicht und
Hals herab; ging durch seine Kleider und
träufelte in seineStiesel, so daß er buchstäb
lich in einem völligen Oelbad war.
„Well, gute Nacht- Hannes," sagte der
Kaufinan, „wann du absolut gehen willst;"
hinzusetzeud.als HanneS schon in derStras
se war: „Nachbar, ich rechne, der Spaß
den ich mit Vir hatte, ist nennPenS werth,
ich werde dir also für daS P 112 u n d B u r
t e r nichts anrechnen.
Die Wölfe als Richter.
Eine Abtey in den Gebirgen von Au
vergne wurde, sobald tiefer Schnee lag,
von den Wolfen gleichsam belagert. In
dem einen Winter nahm die Zqhl d?r grau
samen Thiere so schr überhand, daß der
Abt mehrere Jäger in der Nachbarschaft
beschwur, sich zur Befreiung deS Kantons
von diesen Ungeheuern zu vereinigen.
Zehn odet Zwölf entschlossene Männer be
gaben sich in Sie Abtey; jedoch der unge
wohnlich hohe Schnee gestalt, te keine
Wolfsjagden.
Am Abend ilicer Ankunft verkündete
fürchterliches Geheul die Annäherung der
Wolfe; sie kam/n zahlreicher als gewöhn
lich herbei, weil sie ein todtes Pferd in der
Abtey witterten, das ausserhalb des Stab
les abgesondert lag. Die Wolfe wagten
sich bis an die Hofmauern, kin vieler
fahrner Jäger führte sogleich seinen kl!:g
-ersonnenen Plan aus. Er befahl, bie ei
fernen Hofthürflügel ganz offen zu lassen,
doch einen starken Strick an jedem so zu
befestigen, daß Man mit dem ersten Wink
sie zuschlagen könne. <sr wies Allen mit
Büchsen und Flinten wohlbewassneten an
gewissen Fenstern ihien Posten an. Die
Lichter wurden ausgelöscht, Grabesstille
herrschte.
Nach etwa dreiviertel Stunden erschien
ein nilgeheurer Wolf an der Pforte; er
schlich mit ausserordentlicher Vorsicht her
an, spähte rings umher, deroch das liegen
de Pferd, und ging, imm?r zurückschallend,
wieder fort. Aber in Eile kam er zurück,
im Geleit von 22 Wölfen, die hastig in
den Hof rannten. Jehl sielen alle hun
gernd über die willkommene Beute her.
Da schlugen die eisernen Thore zu. Schüs
se von allen Seiten. Die Truppe, voll
Entsetzen, zerstreuet sich, will entfliehen,
späht nach Ausgängen. Umsonst! —Nun
bilden die hochergrimmten Wölfe einen
Kreis, oder, um das eigentliche Wort zu
brauchen, einen Rath, ein Gericht. Plötz
lich stürzen alle auf ihren verhaßten Füh-
iünw.er 2^l.
rer, und zerfleischten ihren schuldlosen
Berräther (nämlich den Wolf der zuerst
dort war). Als ihr Strafurtbeil vollzo
gen war, ließ Jeder sich ohne Widerstand
sich niederschössen.
Sonderbare Sitte.
Die Narrenzunfl im Städtchen Stock«
bach in Schwaben, welche dort Jahrhun
derte bestand, wurde von einem dortigen
Bürger gestiftet, der deS Kaisers Albert
des Ersten Hofnarr war.
harte ihren Presidenten und einen
Sekretär. Des Letzter!» Obliegenheit war
es. Alles, waS er Albernes und Lächerli
ches erkundschaften konnte, in das Narren«
b» che in zu tragen.
In der Fastnacht zeigte sich diese Zunft
in ihrer ganzen Thätigkeit. Dann wiil>
de der Inhalt des Narrenl'uebS öffentlich
verlesen, und krin untadelhafrer Wandel,
keine ernste Würde schuhte vordem Spott
dieser Gesellschaft.
Dabei fanden noch Umzüge statt, sehr
buntscheckig und karrikaturmässig. Das
Herbeiströmen der Volksinenge aus der
Nähe, selbst aus der /ferne war sehr grofi,
und die hatte davon einen reichen
Gewinn.
Diese Zunft bestand noch i>i dem letzteil
Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. Da
wurde sie aufgehoben, zum grossen Ver«
druß der Einwohner, welche dadurch in ih
rer Einnähme einen nicht unbedeutenden
Verlust erlitten.
Vor einigen Jadren wurde an den U«
fern des Oby in Rußland ein noch ganz
wohl erhaltenes Rhinozeros unter dem be
ständigen Schnee gefunden? der dort nie
schmilzt. Der Kopf dieses Thieres wur
de nach Petersburg in das Naturali
enkabinet geschickt. Derjenige, der den
Auftrag halte, den Kopf von dem Thier?
zu trennen, fand, daß das Fleisch noch
ganz wohl erhalten und frisch war. Man
rieth ihm, davon durch einen Koch mehre
rcSchüsseln zubereiten zu lassen. Dies ge-
Ichah, und liehe, die davon aßen, waren
einstimmig der Meinung, daß dies Fleisch
trefflich schmecke, das vielleicht viele hun
dert Jahre alt war-
Die Erfindung des^uf^'.ilkoiiö.
M vng ölfie r, der Elfinder de 6
Luftballons, war auch der Erste, welcher
Velinpapier ui Frankreich nmchte. Der
Zufall, welche» ilmzur Erfindung desßal
lons führte, war sonderbar genug. Er
kochte eines Tages etwas in einem Topfe,
der zufällig mir einem Papiersacke zuge
deckt war. Dieser füllte sich „ach und
nach mit Dampfe, schwoll auf und los'ke
sich dadurch vom Topfe. Mongolsier
staunte, wiederholte den Versuch und das
Papier stieg wieder glücklich empor. Dies
veranlagte ihn. die Wirkung der verdünn
ten Luft zu berechnen, die leichter sei» müß
te als die atmospl.-,,sche unddaher tei>»
ue Erfindung.
In Eonstantinopel werden Aäcker de-'
ren Brod zu leicht befunden, auf eine son
derbare aber gewohnte Weise bestraft.
Die gewohnte Art ist : Annageln des Ohrs
und dergleichen. Und eine gewohnte Art
muß es sein, denn Paul Lucas beschreibt
das Ding gerade so, wie cs jetzt noch ist.
Er war 1699 in Eairo. Am Isien Sep
t.mber traf er dort den Brod EoVnmjssair,
als dieser mit 26 Janitscharen und einein
Büttel die Runde machte. Wo das Ge
wicht zu leicht gefunden wurde, bekam der
Bäcker erst 2 bis 369 Stockschlägc' auf
die Fußsohlen. Hernach band man ihm
die Hände auf den Rucken, stach mtteiner
Nadel einen Faden durch seine Nk/e und
machte an diesem ein Brod fest. Den
Fleischhändlern ging es nicht besser.— Ue
del Haupt ist die Barbarei im Morgenlan
de von jeher über alle unsere jetzigen Be
griffe, denn früher waren wir auch nicht
menschlicher. So sah Lucas zwei arabi
sche Mordbrenner und Räuber lebendig
schinden.