Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 12, 1841, Image 1

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    Und Berks Montgomcry und Schuyltill Cauntics allgemeiner ?lnzcige^^
Z 5 cÄV i.n S, Venn. Gedruckt uud berausqeqebeu vou Aruold PuweU c, in der Süd 6teu Strasse, Ecke der Cherrn Allen,B c b s WirrlM.uiö s?of qeqeiitth.r
Jahrgang 2.
Bedingung? N.-Der Klbcrale Zjroll.iclucr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superi.,l<-Bvgen mit sckönen Vettern gedruckt. Der Lul'seriptions-Preis ist E i n Thaler des lalirs, wrlcker IN I'all'j.il'riger Dorausl'e«
zahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Ht 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen» wenn Ke
einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins gestehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmacimngei! werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt, linterschreibern in hiesiger
Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere 'Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Werth der Banknoten
in Peuusylvameu.
Bank ?sn Allegbany, zu Pedford, UngtU,gbr.
Beaver, zu Baever, do^
Swatara, zu Horneburg, geschlossen.
Washington, zu Washington, ungang.
Chamberöburg zu Chambercburg, j
Ehester Caunty zu Westehefter, par
Delaware Caunty* zu Chesier, par
Germantauu zu Germantaun, P.u-
Gettisburg* zu Gemöburg, I
LewiStaun zu Lewi?tauu, par j
Middleniun zu Midtletaun, par
Montgomery Eo,« zu Norriotaun, par!
Northumberland zu Northumberl. par
North Amerika* zu Phil'a, par
Northern Libertieö» zu Phi'a, par
Pennsylvania* zu Phil'a, pax >
Penn Taunschip* zu Phil'a, par >
Pitt?bra, zu Pittöburg, !
Bank d" Ver.Lt* zu Philadelphia, par j
to. do. Zweig* zu P>ttsburg, par
do. do. do. zu Crie, par
do. do. do. zu Beaver, par
do do do zu Neu Brigthan par
Berks Cannty Bank zu Rcading. k. Berk.
Carli?le ditto* zu CarliSle, par
Centrc ditto zu Lelefonte, geschiedn
City Ban zu Pittt-burg, Ungangbar
Columbia Drücken Gesellschaft, Columb>a, par
Eommecial Bank,* zu Phil'a, par
Doylestaun ditto zu Doyleötaun, n>>r
Gasten ditto* zu Caston, par
Erie ditto zu Erie, 3
Erchange ditto zu Pittöburq, I i
Erchange Zweig zu Holidavs burq, par
Farmers Baut v. Bueks Lty z. Bristol, par
Farmers u. Dröpers zu Wayneeburg, Z
Farmers ditto von Laneastcr* zu Lancaster, par
Farmers ditto, von Reading» zu Rea. par
'Farmers u. Mechanicb ditto zu Phil a, par
Farmers und ditto ditto zu Pittc-burg, gcbr,
FarmexS und ditto to. zu Fayette Co.gcbr.
Farmers nn» do. zu Grencaslle gebroch
Franklin ditts zu Washington, z
Girard ditto (Stephen)* in Phil'.,, gescl lsss.
Girard dittof in Phil'a, par
Harrisburg ditto zu HarriSburg, par
Harmony Institute zu Harinony, ungang.
Honesd.ile Bank zu Honeöd.,le, H
Hnntingdon ditto zu Huntingdon, unqanq.
luniata ditto zu Lewis:aun, ungang.
Kensington do. in Phil'a, pcu
Lankaster do. zu Lankaster, par
Leb'inon do. zn Lebanon, p.ir
Lumberman's do. zu Warrcn, gebrochen
Mannf. u. Mechanik in Phil'a, par
Marrietta u. Suöquel,. Trading Co. unqb.
Merchants u. Manuf. Bankf Pr'rsburg, 'j j
Mechanics Bank in Phil'a, par
Minerö Bank von Pottsville, par
Northern ditto von Pa. zu Dundaff, ungb.
Monongohela ditto von Braunsville, Z
Moymensing Banks in Phil'a, par
Northumbl. U. Colb.Bk. zu Milton, unqb.
N. Westeru Vk. v.Pa. z.Meadeville, geschl.
Neu Seilein do. zu Fayette Caunty, bclrüg.
Northamvton Bank zu Altentann, pär
N. H. Delaw. Brücken Co. zu N.H. gescbl.
Aqrieul. n. Manuf. Bk. zu Carlisle, gebr.
Philadelphia Bank* zu Philadelphia, ' par
Richards (Mark ) in Philadelphia, qetroch.
Scbuylkill Bank' in Phil'a, LS bi6?t»
Silver Lake Bank zu Montrose, geschloss.
Southwark ditto in Phil'a, par
Towanda do. zu Towanda, i
Union do. zu Uniontaun, gebroch
Westeru do. in Philadelphia, par
Westmoreland do. zu Greenobnrq, geschlo.
Wilkesbarre Brücken Co. zu Wilk. ungang
Wyoming Bank zu Wilkesbarre, ' par
Pork ditto* zu?)ork, H
Uoughogany Bank zu Perryopolis, ungang
kL5"Auf die mit einen * bezeichneten
Banken sind falsche Noten im Umlauf.
Deposit-Bankeu sind mit ei
nem s gezeichvet.i
Zur Unterhaltung und Belehrung.
pommersche Bauer.
Folgende Anekdote wird man vergebens
unter der zahllosen Menge jener suclxn,
die unter der Regierung des grossen Frie
drichs von Preussen sich zugetragen haben
sollen. Sie lebt nur noch in dem Munde
alter Landleute der dortigen Gegend, und
einem solchen ist sie nacherzählt, jedoch mit!
Weglassung der plattdeutschen Hinterpom
merschen Mundart,welche ohnehin den we'
nigsten Lesern verständlich sein dürfte.
Der Haupterwerbszweig Der Landleu
te in den meisten Gegenden Hinterpom
mernS ist der Berkauf der geräucherten
Schweine und Gänse, welche in grossen
Quantitäten nach der Hauptstadt oder
nach den nächsten Seestädten versandt
werden. Noch in den letzten Lebensjah
ren des grossen Königs erlaubten sich die
Edelleute in Hinterpommern, als Nach
klang bestandener und nach und nach ab
geschaffter Leibeigenschaft, ihre Bauern
körperlich züchtigen zu lassen. Freilich
hätte ein solches Verfahren nicht zur Ke'lt
niß der Regierung gelangen dürfen, allem
wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter;
die Bauern, an ähnliche Behandlung ge
wöhnt, schwiegen, bis endlich diese bai da
rische Gewohnheit durch bestimmte Geset
ze abgeschafft wurde.
In einem Dorfe der Gegend von Trep
tow an der Nega stieß der Hof eines Bau
ern mit dem Garten des Edelmannes un
mittelbar zusammen ; der nachlässige Gär
tner ließ die Gartenthür offen stehen, und
so geschah es denn, daß ein Schwein det>
Bauern den Garten besuchte, und unter
den Gewächsen und Töpfen eine gewalti
ge Zerstörung anrichtete. Der aufgebrach
te Gutsherr ließ sogleich den Bauer ho
len, und obgleich der arme Teufel bat. der
Garrner möchte doch seine Gartenthüre
verschliessen, eine Sau sei ja ein unver
nünftiges Thier er könne sie nicht am
Stricke herumfürhren, so wurden ihm
doch fünfzig Prügel aufgezählt- Kommt
deine Btstie, rief der zürnende Edelmann
ihm nach, noch einmal in meinen Garten,
so schiesse ich sie todt und schenke sie mci
nen Leuten. Mit diesem Bescheid wurde
der Bauer entlassen.
Allein die Gartenthüre wurde nach wie
vor selten zugemacht, und so geschah es
denn, daß daS Schwein des Bauern aber
mals hinein spazierte, nm sich im Mini'
ren zu versuchen. Der Edelmann stand
gerade am Fenster; rasch riß er eine Flin
te von der Wand, gab Feuer, das Schwein
stürzte zusammen, und wuide durch einen
Machtspruch vom Fenster herab sogleich
den versammelten Hofleuten geschenkt.
Der Schlag traf den armen Bauer här
ter, als vorhin die fünfzig Schläge auf
den Rücken. Ein grosser Theil seines dies
jährigen Einkommens war auf dieses
Swein berechnet, ihm war himmelschrei
endes Unrecht geschehen, davon war er ü
berzeugt ; aber einen Prozeß anfangen,
den Junker bei des Regierung zu verkla
gen, dazu, wußte er, gehörte Geld und
Zeit- Geld hatte er aber nicht, und die
Zeit kam heran, wo er von dem verkauf
ten Schweine seine Abgaben bezahlen soll
te ; er wußte ferner aus Erzählungen, daß
sich Leute in verzweifelten Fällen an den
König selbst gewandt hätten; daß aber
dieses schriftlich geschehen müsse, wußte er
auch : allein schreiben konnte er nicht, was
war nun zu thun? Er kaufte sich einen
Bogen Papier, undging damit zum Pfar
rer seines DorfeS.
Lauer.—Guten Morgen, Herr Pfar
rer ! Er wird schon meine Geschichte wis
sen, wegen meiner Prügel und der Sau;
da ist Papier, er hat ja studirt, mach er
mir doch eine Plik (Supplik).
Pfarrer. —Mein Freund '. ich bin kein
Jurist, sondern Theolog ; ich kann so et
was nicht machen, und was wollt ihr denn
eigentlich mit dem Dinge anfangen?
Bauer —lch gehe damit zum König,
der muß mir helfen, und wenn er mir kei»
ne Plik machen kann, so geb'er mir nur
Dinre und Feder, ich mach' es mir selber.
Pfarrer.—Aber ihr könnt ja nicht schrei
ben, so viel ich weiß
Bauer.-Das thut nichts, geb' er nur
her. der Konig wird schon wissen, was ich
meine.
Der Pfarrer Holle nun Dinte und Fe
der ; der Bauer setzte sich hin, und malte
auf sein Papier zwei Vierecke. "Das sind
die Höfe," sagte er zeichnend; ein rundes
Loch, "daS ist die Thüre, die der Schlingel
hätte zumachen sollen;" jetzt malle er eine
Figur am Boden liegend, "daS ist mein
Schwein," belehrte cr den Pfarrer, und
der hier, indem er eine Figur mir einer
zu loben und ohne Furckt zu tadeln."
Dienstag den IS. Januar 1841.
Flinte hinkleckste.aus der Rauch heraus-!
ging, ''der hier ist Ver Edelmann; sieht er,
Herr Pfarrer, daS ist eine Plik, wenn er
einmal eine Machen soll!" "Schönen
Dank, mein Freund," versetzte der belehr
te Pfarrer, "ich will eS mir merken ; ' der
Bauer aber trollte von dannen und nach
Hause.
Hier brachte er seiiitli Sonntagsrock
hervor, und zog ihn sogleich an. Ein Ko
ber mit einem grossen Brod und eine Büch -
se mit gesalzener Butter wurde umgehan
gen, ein tüchtiger Hagedornstock vollende
te die Reiseequipage des ehrlichen Pom
mern, der jetzt so ausgerüstet mit wenigen
Groschen in der Tasche, aber mit grossem
Vertrauen im Herzen auf die grosse Gna
de seines Königs, die Reise von einigen
dreissig deutschen Meilen nach PottSdam
antrat.
Dort angelangt, war sein Erstes, einen
vorübergehenden Bürgerin seinertreuher
zigen pommerschen Landessprache zu fra
gen. wo denn der König wohne?
Da es zu jener Zeit eben nichts besonde
res war, daß Leute aus allen Ständen den
König persönlich antraten und Bittschrif
ten überreichten, so fand auch der potsda
mer Bürger die Frage des Bauern ganz
in der Ordnung. Freundlich führte er
den ehrlichen Pommer einigeStrassen hin
durch nach dem neuen PalaiS. "Hier,
Landsmann," sagte er, indem er nach dem
Schlosse zeigte, "hier wohnt der König,
geh nur die breite Treppe hinauf, man
wird dich schon zurecht weisen."
Der Bauer dankte schön, unv stieg dann
ohne Weiteres die breire Treppe hinauf.
Am Korridor, der nach den Zimmern des
Königs führte, stand ein Grenadier als
Schildwache; der Bauer wollte vorüber,
die Schildwache hielt ihn aber zurück.
"WaS sucht er, mein Freund? hier darf
man nicht so gerade zu laufen."—"El waö,
versetzte der Bauer, ich will zum König."
„I, was hat er beim König zu thun?
marsch fort da !" „WaS ich beim Kö'
nig zu thun habe, das geht ihn nichts an,"
gab der Bauer, fast grob werdend, zur
Antwort —„daS hab' ich meiner Alten
nicht einmal gesagt, und werd'es ihm doch
nicht auf die Nase binden." ..Flegel!"
rief die Schildwache jetzt, den Bauer fott
drängend, der seinerseits auch ziemlich laut
wurde. In dem Augenblicke trat der Kö.
nig mit dem Gouvernör von Potsdam u.
noch mehreren Offizieren aus dem Bor?
jimmer, um zur Parade zu gehen; die
Schildwache präsentirte. „Was gibt's
hier?" fragte der König, und der Bauer,
den Hut auf dem Stocke drehend, versetz
te schnell : J,der Soldat da will mich nicht
hinein lassen, und ich muß doch mit mei
nem König reden- „Ist daS so dringend?"
fragte der Monarch weiter." „Das glaub'
ich," war deS Bauern Antwort' „eS ist
wegen meiner Sau, die mir der Junker
todtgeschossen hat, und wegen der fünfzig
Prügel, die er mir hat geben lassen." Der
König nahm lächelnd eine Priese, und sag>
te: Weißt du waö, Freund, komm herein,
ich will dich zum König führen; hiermit
machte er den Offizieren das Entlassungs
zeichen und ging mit dem Bauer in sein
Zimmer zurück. „So," sagte nun eintre
tend der gütige Monarch, „jetzt, Freund
sage mir dein Anliegen ; denn wisse, ich
bin der König selbst." Ich habe mir das
gleich gedacht, versetzte der Bauer, daß er
der König ist, denn der Soldat hat gleich
daS Maul gehalten, alö er heraus kam.
Bei diesen Worten nahm er seinen Kober
herunter, öffnete solchen, und indem er
dem König die bewußte Zeichnung über
reichte, fuhr er fort: Ich habe eS ein we»
nig auf's Papier gebracht, er wird S schon
wissen, waS die Geschichte ist. Der Kö
nig öffnete den Bogen, detrachtete die Fi
guren lange, endlich sagte er: „Freund,
ich muß dir gestehen, daß ich nicht daraus
klug werden kann ; sag mir also mit kur
zen Worten. «AS daö bedeutet." „Na,
so seh er einmal," erklärte der Bauer, sich
dicht hinter den König stellend, indem er
seine UnS schon bekannte Geschichte erzähl
te und zur besserer Versinnlichung auf sei
ne Zeichnung wieß. „Schongut." versetz
te der Höujg lachend, indem er daS Papier
einsteckte, „ich merke wohl, dir ist Unrecht
geschehen, dir soll geholfen werden; allein
ich habe jetzt Geschäfte, geh daher ein we
nig durch die Stadt spazieren, betrachte
die Merkwürdigkeiten, und komme umzwei
Uhr wieder, dann sollst du Bescheid ha
ben."
Der Monarch giug, hinter ihm drein
der Bauer, der unten an der Treppe einen
Lakaien fragte, wo der Markt sei. Dieser,
vielleicht durch die Nähe des Königs auf
merksam geworden, wies ihn höflich zu
recht, und Nun war der Bauer in seinem
Elemente; denn hier konnte er als Mann
von Metier mitreden. Er fragte sogleich
nach den Getreide- und Holzpreisen, kauf
te sich sodann einen Häring. welchen er,
auf der Marktschranke sitzend, und ver
gnügt mit den Beinen trommelnd, verzehr
te. Mit Andacht hörte er das Glocken
spiel der nahen Kirche, und stellte allerhand
Betrachtungen zwischen seinem Dorfe und
dem prächtigen Potsdam an.
Endlich schlug die Glocke zwei, und rasch
machte sich der Bauer auf den Weg zum
König. Den Schildwachen, so wie den
Bedienten im Vorzimmer war befohlen
worden, den pommerschen Bauer unange
meldet eintreten zu lassen. Der König
saß bereits mit vielen Ministern und Ge
neralen an der Tafel, als der Bauer ein>
trat. Guten Tag! Pröst! SchmecktS?
war sein freundlicher Gruß. Der Mo
narch zeigte mit der Hand nach seinem Se
itentischchen, wo der Bauer auch sogleich
Platz nahm, nachdem er zuvor seinen Ko
ber abgenommen und unter den Tisch ge
legt hatte. Durch den Geruch der Spei,
sen wurde seine Eßlust rege; er öffnete
also seinen Kober, nahm sein Brod heraus,
und nachdem er mit seinem Taschenmesser
ein gewaltiges Stück abgeschnitten und
mit Butter bestrichen hatte, ling er mit
solchem Appetit an zu essen, daß man eö
im Vorzimmer hören konnte.
Der genossene Häring und jetzt die ge
salzene Butter verursachten ihm Durst,
und da er sah, wie die Pagen den König
und die Gesellschaft mit Getränk bedien
ten, so näherte er sich dem König, klopfte
ihm auf die Schulter, indem er kauend
sagte: "Laß er mich doch auch von den
JungenS was zu trinken geben, ich habe
höllischen Durst. ' Der König, mit dem
Lachreiz kämpfend, winkte einem Pagen,
der dem Bauer sofort einen Becher mit
Wein reichte. Der Pommer hatte nie
Wein gesehen, geschweige getrunken. —-
"Blitz," rief er aus, "daS ist ein köstliches
Bier! wenn ich einen Krug bei mir hätte,
ich brächte meiner Alten was davon mit."
Somit leerte cr den Becher und gab ihn
zurück, indem cr sich wieder auf seinen
Platz begab und seine Mahlzeit fortsetzte.
Inzwischen zog der König daS Papier
des Bauern aus der Tasche, gab eS dem
Minister von Herzberg, um seine Meinung
darüber zu vernehmen. Dieser betrachte
te kopfschüttelnd die Charaktere, und gab
es dem Nächsten zur Einsicht. Auch die
ser wußte den geheimen Sinn nich zu deu
ten ; das Blatt ging weiter um die Tafel
herum, bis wieder zum König! Nun?
fragte dieser, waS halten Sie von der Sa
che?
Herzberg nahm daS Wort: Ew. Ma
jestät, dergleichen Hierogliphen zu deuten,
muß man gelehrter sein als ich."
"Nun, so will ich eS Euch denn sagen,"
fuhr der Monarch fort, und hiermit er
zählte er den Borgang und erklärte die
Zeichnung, wie eS ihm der Bauer erzählt
hatte. Plötzlich erhob sich dieser, indem
er Brod und Messer weglegte, und rief
laut: "Ja. unv wenn ich cö ihm nicht er
klärt hätte, er hätte es so wenig gewußt
als seine Leute." Jetzt aber konnte der
König nicht länger mehr an sich halten;
Ro, IS
der Lachreiz siegte/ er gab gleichsam daS
Signal zum allgemeinen Gelächter; nur
der Bauer setzte sich sehr ernsthaft wieder
nieder, und glaubte sich sehr gut benom
men zu haben.
Endlich wurde die Gesellschaft entlas
sen, und der König war allein mit seinem
Gaste. Höchst aufgeräumt, sagte er zu
dem Bauer, indem er ein Papier aus der
Tasche zog ? "Komm her, ehrlicher Pom
mer ! Vä bieS Papier gib deinem Junker!
ES steht darin, er soll dir für jedekSchlag
einen Thaler bezahlen ; dein Schwein sollst
du nach deinem Gewissen taxiren, und den
Werth desselben muß er dir ebenfalls ver
güten, so wie er dir noch überdies für
Versäumnis; und Reisekosten zwanzig
Thaler bezahlen muß. Nun geh und rei
se glücklich." Na! rief der gerührte Bau
er. Gott Wird'S ihm tausendmal vergel
ten. Aber Blitz! da hätt' ich bald waS
vergessen, fuhr er fort, mein Bier muß ich
noch bezahlen, wo ist denn'' hier sah er
sich nach dem Pagen um. "CS kostet
nichts,'' sagte der gütige Monarch, "geh
nur, du hast einen weiten Weg, und deine
Frau wird dich erwarten." "Na, so leb
er wohl !'* Er reichte dem König die har
te Hand, der sie ihm freundlich drückte
und nochmals glückliche Reise wünschte.
D e r F l u ch-
In Pommern liegt daS Stammschloß
deS Herrn v. R. Vor mehreren Lahr
hunderten lebte hier Einer auS diesem G
eschlechte, der gar harte« und grausamen
Gemüths war und sich gegen seine Unter
thanen oft arge Gewaltthätigkeiten er«
laubte. Einst an einem regnigten stür
mischen Abend kam eine hochschwangere
arme Frau auf das Schloß, und bat um
ein Nachtlager. Rauh schlug ihr der
Schloßherr die Bitte ab; doch sie zögert«:
zu gehen und ließ nicht nach mit ihren,
Verlangen. Sie flehte, er möchte ihr nur
erlauben, auf der Thürschwellt seineSHa:»
seö die Nackt hinzubringen. Da gebot
der Schloßherr seinen Leuten die Frau zu
binden, und auf der Thorschwelle zwischen
Thür und Angel einzuklemmen. Der Be«
fehl ward vollführt Und die Unglücklich?
! gab dabei ihren Geist auf. Ehe sie aber
! starb, sprach sie einrn schweren Fluch über
! den Schloßherrn, und—da auch er ihreS
! Kindes nicht geschont-über sein ganzes
Geschlecht aus.
Von dieser Zeit an hatte der Herr
R. keine Ruhe mehr in seinem Schlosse«
eS trieb ihn rastloS durch die Zimmer unt>
Gänge." Er starb bald darauf-, aber eS
duldete ihn auch noch nicht im Graben
Man sah ihn oft im Leichenkleide mit tod
renfahlem Gesicht umherwandeln. Der
Spuk verscheuchte bald die Bewohner deS
Schlosses ; alle Versuche, ihn zu bannen,
waren fruchtlos. DaS prächtige Gebäu
de steht seit langer Zeit verödet, undwirv
nur aIS Erbbegräbniß der Familie ge
braucht. Einige Zimmer im Erdgeschoß
bewohnt ein Verwalter, der wenig vstt
deM gespenstischen Treiben angefochten
wird. Sobald aber einer aüS dem Ge
schlecht? der Herren v.R. auf demSchlos,
se einkehrt, beginnt es zu toben und zu
lärmen; der todte Ahnherr zeigt sich in
seinem Leichengewande und Alles ruhet
nicht eher, bis der Gast daS Schloß ve?<
lassen hat.
Auch an den Nachkommen jenes Herrn
scheint sich der Fluch der armen Frau zu
erfüllen ; das Unglück verfolgt sie und die
meisten starben eineS fühzeitigen TodeS.
Zetzt soll n»r noch Einer auS der Familie
Unter den Czaren »Peter dem Gros
sen wurde eimnal beschlossen, Wiburg, die
Haupstadt von Karelice am finnischen
Meerbusen, zu belagern, Menzikow
erhielt den Befehl, unverzüglich Getreide
für die Flotte herbeizuschaffen. Dieser
legte den Befehl dem Senat vor, «nd alle
Stimmen gingen dahin, daß den Landleu«