Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 10, 1840, Image 1

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    -ZL t Sl V't " -UMM-_.Gedrltckr iltld vmi A r „ .> 112 5 P uwe li c, iu d.-r Süd 6ke:i Stesse, Ecke der Ebenn Allen.B e h m' 6 qeqeM'e^
Jahrgang 2.
zal.ll.na n-b t?n . -Asberg pcoll.iclrtcr er.chc.nt »eden Den,rag aus e.ne.u grossen mit stlwnen Lettern gedruckt. Der ist Ein Tl.a l e r de? lal.rK, wrlcher in halbjähriger x orausbe
inen L'U'."d,»,>'!>reo mcht bezahlt, werden angerechnet Für kürzere Zeit als li Monat wird, kein Unterschreibe.- angenommen, und etwa-ae Auss.'.ndiaungen werden nur dann angenommen, wenn sie
L adt w v und g e,chze-t.g alle Ruckn werden. Bekanntmachungen werd.-n dankbar angenommen und für den aewöl.nl.chen Preis eingerückt. U.uerstl-reibern in h.esi'ger
u.rd d.< Tötung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch d.e Post oder Träger, .u,f Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen P°st 112 r i eingesandt werden.
Michlcrslelle.
Der Peter iu der Fremde.
Der Peter will nicht lancier bleiben.
Er will durchaus fort in die Welt.
Dies Wagestück zu hintcitieil'en
Der Mutter immer schwerer fällt,
"Was willst du, spricht sie, draussen machen ?
Du kennst ja fremde Menschen nicht;
Dir nimiiit vielleicht all deine Sachen
Der erste beste Bösewicht.
Der Peter lacht nur ihrer Lorgen,
Wenn er die Mutter weinen sieht,
Und wiederholt an jeden Morgen
Sein längst gesung'nes Reisclied.
Er meint, die Fremde macht nur Veute;
Nicht in der Nähe wohnt das Glück;
Drum sucht er's gleich recht in der Weite,
Doch kehrt er mir der Zeit zurück.
Zu Hülfe ruft man all.' Basen,
Und jede giebt dazu ihr Woit;
Doch Peter läszi mcht mir sich spassn,
Der ?o!lköpf will nun einmal forr.
Da sprach die Mutter, voller Kummer:
'"Lo sieh doch nur den Vater an;
Der reij'te nie und i>r uicbt dummer,
2US mancher weit greifte Mann."
Doch Peter läßt sich nicht bewegen,
dass zuletzt der Vater sprint:
"Nun gur, ith wünsch' dir Glück und ;
Fort sollst du, doch nun säum auch nicht.''
Nun geht es an ein Emball ren
Vom Fust hinauf bis an den .ttopf;
Man wickelt, daß auch nichts kann sricre»,
Das dickste um seinen Zopf.
Jetzt endlich ist der Tag gekommen ;
l Gleich nach dem Essen geht er heut.
Vorher in Abschied schon genominen,
Und Alles schwimmt in Traurigkeit.
Die Eltern das Geleit chm geben,
Bis auf das nächste Dorf hinaus,
Und, weil dort ist ein Wirthshaus eben,
Hält man noch einen Abschiedrschm.uis.
Ein Fläjchchen Weil» wird vorgemmen,
Doch still wird Peter, mäuschenstill
Man trinkt auf glucklich Wiederkommen,
Und Peter seufzt: "nun, wie Gott willl"
Er »»iß die?tugen öftere reiben,
Nimmt Abschied noch einmal recht stlwn
Und sagt, man solle sitzen bleiben,
Denn weiter lass' er Keinen gehn.
Und endlich schwankt cr fort, der Peter,
Obgleich es ihm beinahe reut ;
Allein nach hundert Lwritten steht cr
Uno denkt: wie ist die Welt so weit!
Das Wetter will ihn auch nicht freuen,
Ev wäht der Wind so rauh uud kalt;
Er glaubt, es könne hcut' noch schneien,
Und schneits nicht heut' so fchneits doch bald.
Jetzt schaut er bang zurück, jetzt geht cr,
Und sinnt, wie weit er heut' noch reis't;
Jetzt kömmt ein Kreuzweg, ach, da steht cr,
Und Niemand, der zurechr ihn weis't.
"Ach, seufzt er, so Was zu erleben
Gedacht ich nicht! Daß Gott erbarm !
Hätt ich der Mutter nachgegeben,
So >äß ich jetzt noch weich und warm.
konnt ich so mein Glück verscherzen!
Ich war doch wirklich toll und dumm.
Wie würde mich die Mutier herzen,
Kc'hrt ich an diesem Kreuzweg um!"
Und rasch beschloßt er sich zu drehen,
Wie wenn er was vergessen hat,
Und rennt—ich hätt ihn mögen sehen
Zurück zur lieben Vaterstadt.
Die Eltern fassen unterdessen
Im Wirthshaus noch in guter Ruh,
Bekämpften ihren Gram durch Essen
Und tranken, lies gerührt, dazu.
Der Peter ließ sie gern bei», schmause,
Ihn reizte nur der Heimath Glück;
Druln läuft er sporncnstreichs nach Häuft
Auf einem Seitenweg zurück.
Und froh, daß in der Näh und Ferne
Sein Fuß sich nicht verirret hat,
Gelangt er ver dem Abciidsteriie
Ancognito noch in die Stadt.
Doch ist cr kaum crst heimgekommen,
Und Berks, Montgomcry und SchmMLl Cammcs allgemeiner An;eiqer
Se schallt Gelächter durch das Hau? ;
Da»? hätt er übel fast genommen,
Allein er machte sich Nichts draus.
Man scherzt: "du mußt mit Meilenschuhen
Gewandert sein; drum setz dich auch
Nun hintern Ofen, um zu ruhen,
Und pfiez am Brodschrank deinen Bauch."
Er thuts. Jetzt treten seine Alten
Zur Llubenthnr, betrübt, herein ;
Die Mutter seufzt mit.<)ändefalten:
"Ach, Gott, wo mag der Peter sein
Da kriecht der Peter vor und schmunzelt:
„Was klagt ihr denn ? Hier bin ich ja."
Tie Murrer jauchzt, der Vater runzelt
Die Ltirn und spricht: „schon wieder da?
Nun. wie ichs dachte, ists geschehen;
Die Mutter war nur, wie verwirk.
I-h Habs dem Burschen angesehen,
Wie weit die Reise gehen wird."
Die Mutter jubelte, durchdrungen
Vom froniinen Dank: ~'s ist besser so:
'Nun hab ich wieder meinen Jungen
Gesund daheim, des bm ich froh !"
Doch Peter sagte ganz beklommen :
„Hatt i.l) nur nicht geglaubt, es schiuit.
Und war der Kreuzweg nicht gekommen,
Go war ich jetzt, wer weist, wie weit."
Zur Unkel Haltung und Belehrung.
Eh- lichkm der portuglsische.i Näuber.
Ein Engländer, der sich in Portugall
niedergelassen hatte, erhielt zu Leiria von
einem Manne, der ihm als einer der Haupt
leute einer Räuberbande bekannt war, ei
neu Breief, in dem ihm gemeldet wurde,
daß die Räuber pon seinem Vorhaben,ei
ne Reise nach Porto zu machen, wo er ei
ne grosse Summe Geldes heben würde,
wohlunterrichtet wären; seine Vermö
gensumstände würden es ihm demnach er
lauben, ihnen zehn Moidor zu leihen, de
ren sie bei den schlechten Zeiten, die sie
setzt hätten, sehr bedürften. In dem
Briefe war die Stelle angezeigt, wo er
daS Geld niederlegen sollte, das ihm, w e
man ihm versich.rte, an einem bestimmten
Tage wieder zugestellt weiden würde; im
Fall er aber ihrem Verlangen nicht will
fahren sollte, würde er. er möchte welchen
W»g er nur immer wollte, in Portugall
einschlagen, nie daS Ziel seiner Reise er
reichen, indem ein wachsames 'Auge und
eine scharfe Klinge in den Wäldern auf
ihn lauerten. Was war zu thun? Die
Gemahlin des Englanders war Besitzerin
von vielen Landereien, Portugall war
das Land, in dem er adoptirt wurde; aus
serdem war ihm wohlbekannt, daß, wenn
man den Räubern auch keine andere Tu
gend nachrühmen könnte, sie doch im Be
sitz des RufeS waren, nie ihr Verspre
chen zu verletzen. Er reis te nach Porto,
und als er auf seinem Rückwege an die
von seinemCorrespondent bezeichnete Ste
lle kam, stieg er ruhig aus und legte seine
zehn Moidor vorgeschriebener Maasen
nieder. Es braucht wohl kaum bemerkt
zu werden, daß er nicht die geringsteHofft
nung nährte, das Geld wieder zu sehen.
Der Postillon sah ihn an, aber er gab
kein Erstaunen über diesen Vorfall zu
erkennen, im Gegentheil, er brummte sich
ein altes Sprüchwort in den Bart, und
setzte dann die Unterhaltung fort, die
durch daS eben beschriebene Ereigniß um
terbrochen worden war. Der Tag kam
heran, an welchem der Räuber in seinem
Briefe versprochen hatte, das Geld wieder
zu bezahlen,; aber der Engländer setzte so
wenig Vertrauen in das Versprechen, daß
er sich gar nicht einmal jener Thatsache
erinnerte. Als es dunkel geworden war,
meldete ihm einer seiner Bedienten, daß
ein Maulthiertreiber ihn zu sprechen
wünschte; dieser war schon die Treppe
hinauf gekommen, und trat in das Zim
mer, so gleichwüthig. als wäre er vei
Pfarrer deS OrtS. Der Engländer sah ihn
an, und da er bemerkte, daß er ein Frem
der sei, fragte er ihn,waS er wollte. Hier
auf sagte jener ehrerlietungsvoll: „Ich
bins," indem er die zehn Moidor auf den
"IVillig zu suchen und ok»e Furcht zu tadeln."
Dicnstag den itt. November IBM.
Tisch zählte; ..es war heule der f.'stgcf.-tz
te Tag, und ich komme, mit Dank das
wieder zurückzugeben, was so vertrauend
voll geliehen worden war. Sollte der
Senhor vielleicht einmal in Verlegenheit
sein, so mag er nur einen Brief nach der
leiben Stelle besorgen, wo er neulich daS
niederlegte, wir werden ihm gewiß
ur.sere Hiilfe gewähren, so bald wir nur
können. Erzeigen Sie nur die (s'hre, mich
Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen."
Nachdem er so gesprochen, zog er tief sei
nen Hut ab und sprang die Treppe hin
unter. Ich habe nicht nöthig zu sagen,
daß unser Engländer niemals selbst von
dieser ausserordentlichen Anerbietung Ge
brauch machte; aber die Räuber waren
keineswegs zu bedenklich, um nicht oft sei
nen Beistand in Anspruch zu nehmen, u.
niemals haben sie ihr Wort gebrochen.
Diebstadl, 9chvrd, Verr.uk.
Im Jahre 1827 wurde in der Graf
schaft Salop ein Mann, mit Namen E
Io n, des Sch«afi)iebstahls beschuldigt,
worauf der Strang steht. Ellson würoe
auch unfehlbar gehangen worden sein, weil
er zu einer Baude von fünfzig bi 6 sechzig
Menschen gehörte, die in einem Dorfe bei
sammen wohnten, und sich schon lange
durch alle Arten von Verbrechen berüch--
tigt gemacht hatten, hätte nicht der Haupt
zeuge gegen ihn, lakobHarrifo n,
gefehlt; er war verschwunden, als die Sef--
sisn herankam. Nach englischen Gesetzen
wird jeder Angeklagte, wenn er nicht selbst
Aufschub verlangt, entweder verurtheilt o
der freigelassen, wenn ein Hauptzsuge
fehlt. Ellson wurde daher, weil dieser
Zeuge nicht erscheinen konnte, freigefp:o
chen.
DieNichterscheinlmg Harrison s erklär
te sich j.>der dadurch, oaß er sich absichtlich
aus de,n Staube gemacht, um nicht gegen
einen alten Bekannten und vielleicht Laster
genossen als Zeuge aufzutreten; aber er
ließ sich auch nach der Zelt nicht wieder se
hen, obgleich eilf Monate verflossen wa.
ren.
Ellson wurde demnächst im Juni l? 28
aufs Neue wegen Huhnerdiebstahl verhaf
tet, und um der auf dieses Verbrechen ste
henden Strafe, höchstens einer siebenjäh
rigen Exportation, zu entgehen, beschloß
er jetzt, daS räthselhafte Verschwinden
Harrison S aufzuklären, und dadurch fünf
Mcnsiyen, worunter seine eigene Multen
war, an den Galgen zu bringen, und so
wurde er der Verräther eines giäßlicheu,
unbekannten Verbrechens, damit der Ge
rechtigkeit ihre Opfer nicht entgingen.
Seine Mutter hatte 'nämlich mit einem
Manne, Namens (5 o x, fünf PfuudSter
ling zusammengeschossen, um damit des
Letztern zwei Sohne und einen Burschen,
mit Namen P u g h, zu dingen, um Har
rison zu ermorden.
EineS AbendS beredete Pugh ven Uw
glücklichen, mit ihm auszugehen. Auf
dem ÄLege gesellten sich die Gebrüder Eox
zu ihnen, und als sie an einen abgelegenen
Ort gekommen waren, faßte Pugh den
Jakob Harrison bei der Gurgel und einer
der beiden Eox, mit Vornamen John, bei
den Füssen. Sie warfen ihn zu Boden
und erwürgten ihn, wahrend der andere
(sor, mit Vornamen Rodert, in einiger
Entfernung ein Grab bereitete, in dos sie
den Erwürgten verscharrten. Alle diese
Umstände gab jetzt Ellson bei den Gerich
ten an, wie er sie oft von den Mördern
und den Anstiftern dieser Mordthat ge
hört hatte.
Die fünf Verbrecher wurden daher ver
haftet und vor Gericht gestellt. Da aber
der Charakter des Angebers so berüchtigt
und er ein notorisch verruchter Bösewicht
war, so mußten die Geschwornen Bedenken
tragen, auf die Aussage eineS solchen Bö-'
sewichtSihr Schuldig auszusprechen. Dies
erwägend, wurden noch andere Personen
herbelgebracht, welche die That selbst, mit
allen Nebenumständen, so genau angaben,
daß die Schuldigerkennung nicht ausblei-
ben konnte.
Es ist aber merkwürdig, diese Zeugen
näher kennen zu lernen. ES war nicht
! genug, dieses Ereigniß zu einem der schau
derhafresten in den Jahrbüchern der Ver-
brechen zu machen, daß der Mord von ge
dungenen Mördern, von zwei Söhnen,ge
düngen von ihrem Vater, und von einen,
ihrer Kameraden verübt, und daß der
Mann, zu dessen Vortheil diese Greuel
that geschehen war, ihr Verrälh.r und da
> bei der Mörder seiner Mutter wurde, lind
' zwar nicht aus A bscheu vor der That, ftn
dern lediglich, uni sich selbst von einer un
bedeutenden Strafe zu befreien; eS befan
den sich unter den übrigen Zeugen der al
>Piigh, deS einen Mörders Vater, Ellson's
! Frau, die Tochter deS alten Cox. Von den
! fünf Verbrechern wurden die Frau, Pugh
! und der ältere der Brüder Eox gehenkt,
die beiden übrigen, zuvor ebenfalls zum
Tode veiurtheilt, wurden in der Art be
gnadigt, daß sie lebenslänglich verbannt
! wurden. Der jüngere Eor sagte vor sei-
ner Abführung : wenn er sprechen wollte,
> so könnte er Dinge erzählen, die das halbe
Dorf an den Galgen bringen müßten.
C:üe Gesprn strrerulwin »ug
Noch immer herrscht der Glaube an Ge
spenster. Noch vor einigen Jahren wur
de zu Miremont im Canton d'Hautorive,
ein Landgut alle Nächte von Gespenstern
besucht, und die .Kinder wurden durch
Schläge gemißhandelt; dabei hörte man
Katzengeschrei und sah in der Finsterniß
Ochsen, welche jedoch bei der Annäherung
eineS Lichtes verschwanden.
Diese Erscheinungen verursachten nicht
allein Unruhen im ganzen Dorfe, sondern
im ganzen Eanton. Der Pfarrer des
OrtS, ein verständiger und beherzterMann,
begab sich endlich, ohne etwas von seinem
Vorhaben kund zu machen, auf den Schau
platz dieser Gespenstererscheinungen. Nicht
ohne viele Muhe entdeckte er, doß die bei
den Kinder des Pachters, daS eine von
neun, daS andere von zwölf lahren, die
Hauptrollen bei diesen Spiegelfechtereien
spielten, die ihnen der eigene Vater ein
ftudirt hatte. Er war schon viele Jahre
Pachter dieses Landgutes gewesen ; nun
hatte er in Erfahrung gebracht, daß der
Eigenthümer eS verkaufen wolle, und er
wollte durch diese s!ist und durch das Ge
nicht, daß eS auf dem Gute spuke, die et
ivanigen Käufer abschrecken, um es selbst,
um geringen Preis, zu erstehen.
Eiiic lncrkir'Ulttg^xltstelle.
Richard der Zweite hatte die Gewohn
heit, unter seinem Kriegsgepäck eine un
geheure Bettstelle mit sich zu führe», vor
gebend, er könne in keiner andern Schla
fen. die wahre Ursache aber war, daß er
in solcher einen geheimen, nicht sichtbaren
Schubkasten hatte anbringen lassen, in
welchem er sein Geld verbarg.
Nach seiner Niederlage und seinem To
de hielt der Graf von Nichemond
rich der Siebentes seinen Einzug in Leice
ster, und plünderte das Reisegeräth Ri
chard's; diese Bettstelle ward aber, als ei
ne Sache ohne Werth, nicht beachtet und
in eine Kammer, wo alteö Gerille aufbe
wahrt wurde, geworfen.
Nach einiger Zeit wollte sie der Besit
zer oes Hauses verbrcnnen, und sing an,
sie zu dem Ende zu zerschlagen ; wie groß
war sein Erstaunen, als er glänzendeGold
stücke herausfallen sah. Er hütete sich
wohl, davon etwas kund werden zu lassen,
und war reich, ohne daß Jemand wußte,
wie? Er kaufte Grundstücke und ward
Herr von Leiccster. Seine Wittwe lebte
mehrere Jahre in grossem Ansehen, wurde
aber endlich von ihrer Magd ermordet,
welche von diesem Funde wußte, und ihrer
Meinung nach, für ihre Verschwiegenheit
nicht genug belohnt worden war, sich also
selbst davon, was ihr gebühre, zueignen
wollte.
Eist als die Magd wegen dieses Mor
des verhaftet und verhört ward, wurde die
Zache bekannt. Die Magd büßte ihre
Mordthat mit dem Tode. Noch zeigt man
in Leicester das HauS, wo diese Bettstelle
ehemals in der Rumpelkammer gestanden
hat.
Nettim.; eines gerauhten Kindel-'.
Vor mehreren Jahren kam ein Seiltän
zer, Namens Casotti, mit einer Seiltänzer-
Gesellschaft nach K i e l, und erregte dort
viel Aufsehn, Besonders gefiel ein klei
ner bildschöner Knabe durch seine Geübt
heit und die Anmuth in seinen Bewegun
gen. Mit einer lächelnden Miene tanzte
er, wie ein Liebesgott, leicht und behende
daher, und wußte selbst den unnatürlich
steu Sprüngen, die er machte, eine ganz
desondere Leichtigkeit und Grazie zu geben.
Man merkte dennoch, daß er kein Vergnü"
gen an diesen Kunststücken fand und kei
ne Neigung dazu hatte; denn wenn er des
Morgens, nach vollendeten Exercitien, sei»
ne Friistunden zum Spielen hatte, beklag
te <r sich mit bittern Thränen über sei-,
unglückliches Loos.
Zufällig hatten sich auch die Kinder der
Gräfin v.m Baudissin mit dem Knaben
beschäftigt, u,d sie erfuhren dadurch, das;
der Knabe in London gewesen sei, sein Äa
ter einengrossen Stall voll Pferde gehab,,
und er sich am liebsten in solchem aufge
halten habe, bis ihn der grosse Esel, so
nannte er Casotti. gestohlen habe.
Die gefühlvollen Kinder der Gräfin er
zählten dies ihrer Mutter mit Thränen
in den Augen, und die Gräfin trug unter
diesen Umständen einem Mann ihrer Be
kanntschaft, den sie dazu geeignet glaubte,
auf, den Seiltänzer durch Gels und Dro
! Hungen dahin zu dringen, den Knaben ihr
zu überliefern.
Die d esfalligen Schritte der Gräfin
hatten aber nicht den gewünschten Erfolg.
Casotti stellte alle die Aeusserungen deS
Knaben in Abrede; dieser war ihm ein zu
einträgliches Kapital, er hütete ihn mit
der ängstlichen Sorgfalt, und ließ ihn
nur selten öffentlich auftreten.
Da anf diese Weise die edelmüthige Ab
sicht der Gräsin vereitelt war, so wandt«;
sie sich deshalb an den Chef der Polizei.
Gewalt zu gebrauchen, hielt dieser eben
falls für zu früh, da Alles nur auf der
unverbürgten Aussage deS KindeS der
Gräfin beruhte.
Der Chcf der Polizei ließ Casotti sagen,
er möchte ihm den Knaben in sein HauS
schicken, damit er seinen Kindern seine
Kunststücke dort Zeiger, könne. Der Seil
tänzer wagte es nicht, dieses Verlangen
zu verweigern; der Vorsicht wegen ging
er aber selbst mit.
Nachdem der Knabe seine Kunststücke
gemacht, nahm ihn der Chef der Polizei
bei der Hand, und sagte zu ihm
"Komm mit mir ; ich will Dir etwas
schenken!"
So führte er ihn in ein Nebenzimmer.
Hier befragte er ihn gütig und freundlich
nach Allem.
Lautweinend,wiederholte der Knabe das
Obenerwähnte, und rief unter Schluchzen
und Weinen : er wolle gern travailliren,
wie er sich ausdrückte, er wolle vom Mor
gen bis zum Abend travailliren ; nur bä
te er um einen andern Maitre.
Er erzählte nun. Casotti ergriffe ihn
des Morgens früh bei den Haaren, und
höbe ihn hoch empor, damit er durch daS
Zappeln gelenkiger werde. Am Tage er
halte er, ausser einem kleinen Weißbrod,
nichts zu essen, sondern erst am Abend
nach vollendeten Künsten, und wenn er
auf dem Theater nicht die freundlichsten
Mienen gezeigt habe,würde er unbarmher->
zig geschlagen. Bon seiner Familie wuß«
te er, weil er noch so klein und jung gewe«
sen, sich nichrS weiter zu erinnern, als daß
sein Onkel Uniform getragen, und seiue
kleineSchivester, die vorder Thürgestan«
> ven,als ma» ihn von ihrer Seite gerissen»
heftig geschrieen habe.
No. ?!>.