Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 09, 1840, Image 1

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    Meavins, Venn. Gedruckt und herausgebe« vou Arul)ldPtl w e ll e, ill der Sud «ren Strasse, Ecke der Cherrv RUen.B eh m' 6 Wirthshaus-v>of geqeuül'.r.
Jahrgang I.
Bedl n g U Ng e N.-Der Nlberille Ueolmtlrter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen mit sckwnen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Thaler des lakrs, wrlcher in halbjähriger Vorausbe«
zahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, welden »/1 50 angerechnet. ,vür kürzere Zeit als Monat wird kein Ilnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
emen Zconat vor Ablauf des geschehen und glelchzeltlg ulle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt, llnterschrcibernin hienacr-
wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen dmch die Post oder z,räger, auf Kosten der ilnterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Rezept zu eiuer Wochenschrift.
Nehmt einen jungen flinken Mann,
Der f.,st orthographisch schreiben kann,
Und sperrt ihn in einem Dachkämmerlein
Bei einem Dutzend Journalen ein;
Hier laßt ihn denn nach Belieben wählen,
Aus jedem Journal einen Aufsatz stehlen;
'(sr setze voran den gestohlnen Geschichten
Eins von den gleichfalls gestohlnen Gedichten,
Wobei «s nichts zn bedeuten hat,
Und wär' es auch noch so elend und matt,
Indem eö, wie dies gewöhnlich ist,
Bon hundert Lesern kaum Einer liest.
Besonders zu merken ist noch: es sei
Ein Häufchen Eharaden und Släthsel dabei;
Auch fehle nicht ein derbes Packetchen
Von mehrmals erzählten Anekdötchen;
Und hat er von diesen Lachen ein Pack,
So thu er sie alle in einen Sack,
Ter werde recht tüchtig zusammengerüttelt,
Und täglich ein paarmal umgeschüttelt.
Allwöchentlich muß er zuletzt sich bequemen,
Um eine Handvoll herauszunehmen,
Die wird in die Buchdruckerei geschickt,
Und dort zum Ganzen zusammengeflickt.
Er gebe ihr einen frappanten Namen,
.Zum Beispiel: Gurken, Disrelsaamen,
Hollunderblüthen, Lilienstengel,
Brumineisentöne, Brunnenschwengel,
Harfengelil-pel, Wanderungen,
Zeitenschwingen Pfauenzungen,
Letzt: fü r gebildete Leser, dabei
So hält es Jeder für gut und neu;
Zuletzt voll Schimpf eine derbe Kritik,
So macht d.itü Blättchen gewiß sein Glück.
Au die Eitelkeit.
O Eitelkeit! O Eitelkeit!
Wie ändert sich die vor'ge Zeit!
Die jüngsten Mädchen werden alt,
Die wärmsten O.fen werden kalt,
Die engsten Handschuh werden weit.
O Eitelkeit!
Zur Unterhaltung und Belehrung.
ff Der vermemtliä'.e Mutttrinörder.
Die Wittwe Monballi zu St. Omer,
sechzig Jahr alt, lebte in dem Hanse ihres
Sohnes, der eine Frau, eine geborne Du
nel, geehlicht hatte und bereits Vater von
einem Knaben war. Die ganze Familie
erhielt ihre Subsistenz durch eine Tabacks«
fabrik, welch.' die Wittwe unternommen
hatte und deren Konzession von der Gene
ral Tabackoferme nur bis zum Tode der
Wittwe gültig war.
Der Sohn stand bei dem Alter dcrMut'
ter der Fabrik vor, und dies war um so
nöthiger, als die Erstere dem Trunk,
hauptsächlich in Brantwein, so ergeben
war, daß sie sich dadurch schon viele Un
glücksfälle zugezogen hatte. Diese Trunk
liebe gab mehrmals Veranlassung zu Zwi
stigkeiten zwischen ihr und der Schwieger.
Tochter; indeß gingen sie bald vorüber u.
im ganzen lebte die Familie ruhig und
einträchtig mit einander.
Indem Vorzimmer, das zu dem Wohn-
und Schla,'gemach der Mutter führte,
schlief das junge Paar.
Am 7tenJuli 1770 klopfte eine Fabrik'
Arbeiterin des Morgens um sieben Uhr
an der Thür deS Vorzimmers und änsser
te den Wunsch, die Wittwe zu sprechen.
/Monballi und seine Gattin lagen noch im
Bette, die letzte noch im tiefen Schlaf.
Monballi stand auf, kleidete sich an und
-öffnete dann die Thür, welche zu der Mu
tter Zimmer führte. Darüber verging ei
ne geraume Zeit, während die Klopferin
warten mußte. Als Monballi in das
Schlafzimmer der Mutter trat, sah er.wie
sie mit dem Kopf auf dem Fußboden lag,
daS rechte Auge, das die Ecke eines Kof
fers berührte, war stark gequetscht und
verwundet, daS Gesicht geschwollen und
blau, auf der Diele waren einige Tropfen
Blut, so wie auch ihre Rasenlöcher mit
geronnenem Blut angefüllt waren.
Und Berts, Moittgomery und Schuylkiil Caiintics allgemeiner "Anzeiger.
Kaum wurde Monballi seine Mutter
gewahr, so schrie er: "Ach Gott, meine
Mutter ist todt!" und sank ohnmächtig
nieder.
Auf dies Geschrei erwachte dessen Frau
sie sprang aus dem Bette und lief nach
dem Zimmer der Schwiegermutter.
Ausser sich über diesen Anblick, schrie sie
um Hülfe und schloß die Thür des Vor
zimmers auf. DaS Gesinde und die Fa
brikarbeiter und Arbeiterinnen kamen her
bei und riefen dieNachbarnzum Beistand.
Ein Wundarzt wurde geholt; er ließ
der Wittwe zur Ader, überzeugte sich aber,
daß sie vom Schlage getroffen, unwieder
bringlich todt sei; und nun schlug er auch
dem Sohn eine Ader, um diesen ins Leben
zurückzurufen. DieS that auch seineWir--
kung, Monballi öffnet die Augen wieder.
Nachdem man wieder etwas zur ruhi
gen Fassung gekommen, wird der Todes'
fall der Behörde gemeldet und man traf
die Anstalten zu der auf den lOten Juli
festgesetzten feierlichen Beerdigung der
Verstorbenen.
Einige Bewohner St. Omer's aus der
niedern VolkSklasse hatten von dem plötz<
lichen Tode der Wittwe gehört, und ver
schiedene davon erinnerten sich, daß die
Verstorbene einmal in der Trunkenheit
ihren Sohn mit Krau und Kind hatte aus
dem Hause werfen wollen. Einige wuß
ten noch mehr: die Wittwe hatte dem
Sohn durch einen RechtSanwald den Be'
fehl ertheilen lassen, mit seiner Famile
ihr Haus zu reumen. Dies war wirklick
der Fall gewesen, sie hatte aber, als sich
ihr erster Zorn gelegt, und die Kinder sich
ihr zu Füssen geworfen, ihren Entschluß
geändert, und die Letztern waren schon am
folgenden Morgen, zum Zeichen der Aus
söhnung, wieder zu ihr in'sHaus gezogen.
Bei allen diesen beschränkten und rohen
Menschen litt eö keinen Zweifel, daß der
Sohn seine Mutter ermordet haben müs
se, und in kurzer Zeit verbreitete sich dies
Gerücht, wie ein Schneeball, durch die
ganze Stadt. Die Hefe des Volks erhob
ein so lauteS Geschrei darüber, wie man
einen Muctermörder so ungestraft umher
gehen lassen könne, daß der Magistrat,
aus Besorgniß für grobe Ausschweifun
gen, dabei nicht unthätig zu bleiben wagte.
Er sandte eines seiner Mitglieder zu
Monballi, ließ ihn und seine Ehegattin
verhaften, und sie wurden, von einander
getrennt, eingekerkert.
Es begann eine Untersuchung wieder
Beide-
Die vorhin angeführten Thatsachen
wurden als wahr ermittelt, der Wundarzt,
der zuerst die Leiche besichtigt, bestätigte
seine Versicherung, daß die Wittwe an ei
nem Schlagflusse gestorben sei. Es wurde
jedoch noch daS Urtheil anderer Aerzte und
Wundärzte in St. Omer eingefordert,und
sie erklärten: der.Tod könne durch die
Verblutung an der Augenwunde erfolgt,
oder auch Folge eines StickflusseS gewesen
sein. Bei dem Bette der Verstorbenen
befanden sich einige Bluttropfen, offenbar
durch die Verwundung deS Auges verur
sacht ; einiges Blut an ihren Strümpfen
war die Folge deS Aderlasses. Hierzu
kam nun noch, daß beide Verhaftete in al
len ihren Verhören nicht allein diese schan
derhafte That standhaft läugneken, son
dern auch in allen ihren Aussagen sich
nicht des geringsten Widerspruchs schuldig
machten. Der Ängstruf des Sohnes und
seineOhnmacht waren erwiesen, er sowohl,
wie seine Gattin, waren ganz unbeschol
ten, er wurde von Allen, die ihn näher
kannten, geliebt und geschätzt, und er hat
te sich bei einem Streite, der wegen deS
Nachlasses der Mutter zwischen den Gläu
bigern bei der Versiegelung sich erhoben,
mit einer stillen Trauer über den erlitte
nen Verlust, aber mit so vieler Ruhe be
nommen, wie deren ein Schuldbelasteter
nicht fähig ist. Was aber den angeschul
digten Mord noch wahrscheinlicher mach»
"TVillig zu und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 9. Juni 1840.
te, war der Umstand, daß mit dem Tode!
der Mutter dieEonzession zu derTabackS
fabrik aufhörte, mithin er und seine Fa
milie daS Mittel zu ihrem Unterhalt
loren, zumal da die Verstorbene mehr
Schulden als Vermögen hinterließ.
Die Untersuchung währte ein volles
Jahr,und in dieser Zeit schmachtete Mo«»
balli und seine Gattin im Gefängniß.
Bei Erwägug aller dieser Umstände,
fällten die Richter das Urtheil, daß die
deö Mordes Angeklagten unschuldig wä
ren und sprachen sie frei.
Aber der Prokurator des Königs appel
lirte von dieser Sentenz an das Konseil
von Artois, und nun wurden Beide nach
ArtoiS gebracht.
Die Richter des Konseils legten ein
grosses Gewicht auf die Anzeigen, welche
die Verhaftung Monballis und seiner
Gattin veranlaßt hatten, und glaubten
darin Beweise der Schuld des unglückli
chen Ehepaars zu finden.
Von diesem Gesichtspunkte ausgehend
wurden Beide auf's neue vernommen ; sie
beharrten bei ihrem Läugnen; aber ihre
bescheidenen und rührenden gleichlautenden
Antworten, worüber sie, immer abgeson
dert, sich nicht besprechen konnten, ver
mochten nicht, die Ansicht des Konseils zu
ändern. Monballi wurde zur Tortur ver
urtheilt; aber ererduldete auch derenOua
len mit einer bis zu Thränen hinreissenden
Standhaftigkeit, und gestand nichts. Der
Generalprocurator des Königs fand sich
dadurch bewogen,sich zu Gunsten des An
geklagten zu erklären, aber die Richter deS
KonseilS zu Artois sprachen demungeach
tet das Urtheil.
Monballi sollte, nach Abhauung der
rechten Hand, durch das Rad vom Leben
zum Tode gebracht, seine Gattin aber ge
henkt und ihr Leichnam verbrannt werden,
und da die Letztere sich in gesegneten Um
ständen befand, so wurde dabei bestimmt,
daß ihre Hinrichtung bis zu ihrer Nieder
kunft verschoben werden müsse.
Monballi wurde »ach St. Omer zu
rückgebracht, und das ain 9ten November
1771 wieder ihn gefällte Urtheil dort am
lUten desselben Monats vollzogen.
Als Monballi bei der Kirchthüre vorü
bergesüht wurde, flehte er zu Gott um
Gnade für alle begangenen Kehler, betheu
erte aber mit einem heiligen Schwur, daß
er an dem Verbrechen, daß man ihm ans'
gebürdet, unschuldig sei-
Auf der Richtstätte, in dem Augenblick,
wo er unter dem Rade sterben sollte,sagte
er zu dem ihn begleitenden Geistlichen, als
dieser ihn ermahnte, nun, da er doch bald
vor den Richterstuhl Gottes treten werde,
nicht länger sein Verbrechen zu läugnen:
wollen Sie mich zwingen, zu lü
gen? Wollen Sie die Schuld davon auf
sich nehmen?"
Als ihm der Henker die Hand abhieb,
rief er aus: "Diese Hand hat keinen Mu
ttermord verübt!"
Und unter den Schlägen des Rades,
die seine Gebeine zerschmetterten, wieder
holte er den Schwur, daß er unschuldig sei.
Während dieser schauderhafte Justiz
mord verübt wurde, schmachtete Monbal
lis Gattin im Kerker dem Tode entgegen.
Sie wußte, auf welche Weise ihr schuldlo
ser Mann wie ein Verbrecher unter grau
samen Dualen sein Leben hatte enden müs
sen; sobald sie Mutter geworden, stand
ihr ein gleiches Schicksal bevor; was soll
te dann auS ihren beiden Kindern werden?
Einsam, und immer über diesen qualvol
len Gedanken brütend, wurde sie wahn
sinnig.
Ihre Eltern benutzten die Zeit zwischen
ihrer Niederkunft und Hinrichtung, und
erwirkten bei dem Kanzler einen Aufschub
der Vollstreckung der Sentenz, und baten
um Revision der Prozesses.
Der Kanzlet gewährte ihre Bitte, der
Prozeß wurde von einem neuen Konseil
vidirt, und solches erklärte den Hingerich
teten und seine Gattin für unschuldig.
Owen Farrel.
Owen Farrel war im Jahre 1716 in
Irland in oer Grafschaft Eavan geboren.
Es war eine Art Zwerg und stanv anfäng
lich als Bedienter bei einem Obersten ln
Dublin, demnächst wurde er aber im Lan>!
de herumgeführt, um ihn öffentlich sehen
zu lassen, da er nur 3 Fuß LI Zell groß,
dabei aber so erstaunlich stark war, daß er
vier Menschen tragen konnte, indem zwei
auf jedem seiner Arme mit ausgebreiteten
Beinen fassen. Er machte noch verschie
dene andere Kunststücke,die eine auffallen-!
de Stärke verriethen.
Endlich lain er nach London und bettel
te dort auf den Strassen. Einige Zeit vor
seinein Tode verkaufte er seinen Körper an
den Wundarzt Omrod für einen wöchent
lichen Unterhalt, und dieser machte nach
seinem Tode ein Skelett aus seinen Kno
chen, daß demnächst in das Museum des
von Richmond gekommen ist.
DaS Merkwürdigste war bei Farrel,
daß dieser Zwerg,der kaum die Hälfte von
der Grosse der menschlichen Statur hatte,
doch die Stärke von zwei Menschen besaß.
Im Verhältniß zu seiner Grösse war er so
dick und stark, daß er einen widerlichen An
blick gewährte.
Er erschien immer in einem Rocke von
Leder, trug in der einen Hand seinen Hut,
in der andern einen grossen Stock, an wel
chem sich oben ein Menschenkopf geschnitzt
befand. So zog er Aller Aufmerksam
keit auf sich und die Gassenbuben liefen
ihm überall nach, obschon er sie durch sei
nen furchtbaren Knittel in ehrfurchtsvoller
Entfernung hielt. Das Jahr und der
Tag seines TodeS ist nicht bekannt, er ist
aber vielfältig in K upfer gestochen worden,
sein Anblick ist aber auf allen Abbildun
gen abschreckend und scheußlich.
Wo sind die meisten Karpfen?
Im See A braham S, bei der Stadt
Orfah in Mesopotanien. Orfah oder
Jls war der erste Wohnort Abrahams,»,
der hier befindliche See ist ihm noch jetzt
heilig. Er wimmelt von Karpfen. Viel
leicht 20,(M) sind darin, und jeder gläu
bige Muselmann würde es für eine Tod
sUnde an Abraham begangen halten, wenn
er nur Einen schönen fetten Karpfen her
ausholte. Die in Orfah wohnendenEhri
sten allein sind nicht so gewissenhaft, son
dern lassen sich die Fische recht wohlschmek
ken, müssen sie aber nur heimlich heraus
zusischen suchen.
Die Türken glauben sogar steif und fest,
daß diese Karpfen durch Kochen gar nicht
verändert und zum Essen tauglich gemacht
werden können.
<A>-
Die größte Kanone.
Diese befindet sich auf einer Bastei der
alten Stadt Bildschapur in Ostindi
en. Sie ist 14 Fuß 4 Zoll lang, ihre
Mündung hat 2 Fuß 4 Zoll im Durch-1
messer, und sie hat an derselben 1 Fuß 2
Zoll, beim Zündloch 18 Zoll Durchmesser.
Sie schießt eineGußeisenkugel von 3t)Hun
dert Pfund und braucht dazu 428 Pfund
Pulver. Die Schwere dieser Kanone be
trägt beinahe 9(10 Eentner.
-»ü-ü-üPt —^
Spinnen von ungeheurer Grösse.
Diese findet man auf der Insel Ceylon.
Die Beine einer solchen Spinne sind nicht
weniger als 4 Fuß lang, und ihr Körper
ist mit langen schwarzen Haaren bedeckt.
DaS Gespinst einer solchen Spinne ist so
stark, daß sich sogar kleine Vögel darin
verwickeln und hängen bleiben. Diese V
ögel sind ihre gewöhnliche Nahrung, wie
andere Spinnen von Fliegen leben.
Sonderbares Testament einer Männerfeindin.
Sonderbar und und höchst merkwürdig
ist das Testament einer erklärten Männer
feindin, die in der Grafschaft Essex imJah
re 1701 als eine alte Jungfer von 83 Jah
ren starb, und von ihrer frühesten Jugend
an, wo es nicht leicht war, bis in ihr späte
stes Alter wo eö viel leichter wurde, alle
Männer floh us.d verachtete. Die Son-
Derbare bekam, vielleicht eben dieser Son«
derbarkeit wegen, viele Liebhaber, welche
die Spröde zu bekehren hofften, aber ver
gebens. Sie behandelte dieselben mit auf
fallender Härte, und wies alle gemachten
! Anträge schnöde von sich. Endlich erreich-
te sie so ihren Endzweck, wurde für Man
nerfeindin erkannt, und starb mit diesem
erwünschten Ruhme und Namen.
Als die Zeit ihrer Scheidens von dieser
Welt Heranna hre,machte sie ihr Testament.
In demselben vermachte sie ihr ganzes Ve
r! mögen ihren weiblichen Verwandten,
j Mit grosser Genauigkeit ordnete sie ihr
Leichenbegängnis an, zu welchem, demGe
! brauche ihres OrteS gemäß, denn doch vier
Quastenträger gehörten. Da dies nicht
! zu vermeiden war, so bestimmte die Män-
nothgedrungen, daß dieselbe»
jeder 100 Pfund erhalten, wenigstens ü
ber 4t) Jahr alt sein und vorher einenEid
ablegen sollten, nie mit einem Weibe eine
Schäferstunde gefeiert zu haben. Da
sich nun kein Mann dazu verstehen wollte,
diesen sonderbaren Eid abzulegen, mußte
man statt Ihrer, ohne Eid, vier verheira
tete Weiber zu Quastenträgerinnen neh
men. Ihr Begräbnißtag mußte, nach ih
ren letzten Willen, ein Freudenfest sein,
und sechs Jungfern sollten auf ihren
Grabe tanzen. Da suchte man dazu sechs
Mädchen, keine derselben fünfzehn Jahre
alt, aus, die auf dem Grabe dieser Män
nerfeindin herumsprangen, gewiß mit ganz
andern Empfindungen, als die dieser Un
empfindlichen waren, deren menschenfeind
liche Hülle jetzt unter ihren Füssen lag.—
Ja, wenn sich sechs Mannerfeindinneir
hätten wollen finden lassen, dann wäre
dieser Tanz viel bedeutender und feierlicher
gewesen! Es muß dieser Sonderbaren
nicht haben gelingen wollen, Wesen ihrer
Art zu erspähen, sonst möchten ihre An
verwandtinnen wohl schwerlich etwas von
ihrem Vermögen zu erhalten daS Vergnü
gen gehabt haben.
! ().
Mordversuch und Selbstmord.
Lancaster den 25sten Mai.
In der Nacht vom Montag auf Dien
stag, den 18. uns lUten d. M. um etwa 2
Uhr des Morgens, wurde eine jungeFrau
ensperson Namens Major, wohnhaft bei
Dillerville, ohnweit dieser Stadt, sehr ia
Aeugstcn gesetzt, indem sie jemand in ihrer
Stube laufen hörte, und als sie darauf
Lärmen machte, wurde ihr von ihm gebo
ten stille zu schweigen. An der Stimme
erkannte sie diese Person sogleich fnr ih.
Ren eigenen Stiefvater, welcher, nachdem
er die Hinterthüre geöffnet hatte, einen
Angriff mit einem Messer auf sie machte
und ihr eine gefährliche Wunde in den
Hals versetzte, welche sich längs dem o«
bern Theil des Schlüsselbeins erstreckte
und die Halsader bloslegte; durch eige
andere Wunde trennte er ihr den Dau
men von einer Hand beinahe ab und ver
setzte ihr noch mehrere Wunden. Der
Unmensch, welcher diese Schandthat be
gangen hat, hieß Johann Georg Paul, u.
wohnte auf einem kleinen Landgut etwa
zwei Meilen von dieser Atadt, woselbst er
die Bauerei betrieb, und war bisher in
gutem Rufe gestanden. Er batte sich am
Montag Abend in dem Hause eingefun»
den, wo sich die Begebenheit zutrug, und
muß sich zwischen 9 und 111 Uhr unter dem
Bette der jungen Frauensperson versteckt
haben, wo er sich stille verhielt bis zur o«
bengemeldeten Stunde, da er den Angriff
auf sie machte. Er soll früher schon öf
ters ihr Leben bedroht haben, da sie sich
seinenen viehischen Lüsten nicht unterwer
fen wellte.
Dr. Kerfoot von dieser Stadt wurde
sogleich gerufen, welcher die Wunden der
jungen Frauensperson untersuchte u. ver
band. Sie soll sich in einer gefährlichen
Lage befinden-
Der Begeher dieser unmenschlichenThat
flüchtete sich ; die bittern Borwürfe ei
nes bösen Gewissens verfolgten ihn aber,
welchen er dadurch zu entgehen suchte,daß
No. 40,