Der lecha patriot. (Allentaun, Pa.) 1848-1859, December 15, 1858, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    F'ccha Patriot. I
Allenlaun, Pa., Tlmnbcr 15. 1858.
Tic Sotschafr Vc« Presidenten.
In einem andern Theil der heutigen Zeitung
findet der Leser einen Auszug aus der Botschaft
des Presidenten. Dieselbe ihrer ganzen Länge
nach zu geben, wäre de» Raum nur ganz unnütz
verbraucht, besonders weil dieselbe durchaus kein
wichtiges StaatSpapier, und mehr als gewöhnlich
mager ist. Der President hat in Bezug auf
Kansas sich einer Anzahl Wiedersprüche, Verdre
hungen und Unwahrheiten schuldig gemacht, wie
dies nur von de» niedrigste» Straßen Politiker ge
schehen kann, und wösür er auch in den respekta
belsten Zeitungen so recht derb mitgenommen wird,
so viel so, daß die kleinen ~Knefzer" ihn nicht so
leicht wieder rein waschen können. Er empsi.hlt
ebenfalls eine Veränderung I» dem jetzigen Tariff
-Gcsetz. Was man von einem solchen Parthei
fllhrer am besten denke» würde, ist wirklich schwer
zu errathen. —Erstlich in früherer Zeit war er der
Meinung der Arbeiter sollte sür 1» Cents des
TageS arbeiten. —Später wurde er ein hoher Ta
riffinann.—Vor der Wahl in 1354 gab seine Par
thei vor eine beßere Tariff-Parthri zu sein als die
Llay-Parthey —dieselbe kam wie bekannt in Ge
walt, setzte aber de» heilsamen 1842 Tariff herab.
Im Jahr 1356 betrat Buchanan und seine ganze
Parthei die Cincinnati FreihandelsPlat
sor m. —In 1857 erniedrigte die nämliche Par
thei den 1846 Tariff nochmals, und nun in 1858
empfiehlt der President wieder eine» höher« Tariff.
Wo hier dir s e st e n Grundsätze dieser Parthe'
sind oder wie man Zutrauen in einen solchen Füh
rer oder In eine solche Parthei haben kann, dies
könne» wir nicht verstehen. —Ei» Blick in die Zei
ten der alten Whig-PaUhei, so wie in die jetzige
Republikanische Parthei. zeigt uns klar und deut
lich, daß in denselben inmier der Grundsatz eines
beschützenden TariffS beibehalten wor
den ist, und wer sich nicht durch leere Worte be
trügen zu lassen wünscht, wie dies schon früher ge
schehen ist, der darf in die Tariff - Vergebungen
unserer Gegner kein Zutrauen setzen, und hat kei
nen andern Ausweg wenn er wirklich einen beschü
tzenden Tariff wünscht, als mlt der Republikani
schen Parthei zu stimmen, denn unter der Regent
schaft unserer Gegenparthei, gerade weil dieselbe
hauptsächlich aus südliche» Sklavenhalter besteht,
wird man denselben nie und nimmer erhalten wie
man ihn zu haben wünscht. Fernerhin mehr in
Bezug aus diesen Gegenstand.
Nachricht an Reisende.
Die "Harrisburg Union" sagt, daß die folgen
den "Eisenbahn-Regeln" alle auf gerichtlichen
Entscheidungen gegründet sind; sie sollten allge
mein bekannt gemacht werdenEs ist gerichtlich
entschieden worden, daß Applikaiitcn für Tickets
auf Eisenbahnen aus den Karren gewiesen werden
können, wenn sie nicht den genauen Belaus ihres
Fährgeldes anbieten. Conduetoren sind nicht ver
pflichtet Wechsel zu machen. Alle Eisenbahn-Tl
cketS sind gültig bis sie gebraucht werden, und Be
dingungen, "gut für diesen Tag allein." oder auf
rine andere Weise die Zeit oder Gültigkeit be
jchräukend, sind von keinem Belang. Passagiere,
welche ihre Tickets verlieren, können aus den Kar
ren gewiesen werden, wenn sie nicht ein zweites kau
fen. Passagiere werden verpflichtet sich in den
Karren gut zu betragen, und müssen allen billigen
Forderungen, ihre Tickets zu zeigen. Genüge lei
slen. Das Stehen auf der Plattform, oder an
dere Übertretungen der Regeln der Companie, fetzt
man der Strafe aus, von dem Zuge abgewiesen
zu werden. Keine Person hat ein Recht sich mehr
Sitze zuzueignen, als wofür er bezahlt hat, und le
gend ein Artikel, welcher während der zeitlichen
Abwesenheit des Besitzers ans dem Sitze gelassen
wird, berechtigt ihn z» demselben bei feinem Rück
kehr.
Uugliictofall auf der Great LVcflcrn
tLisenbal»!.
Eine Fran Farland. die von Paris nach Guelph
reisen wollte, stieg am vorletzten Montag in Har
risburg au» dem Eisenbahn Karren, die Piatt
dainit an der eisernen Barriere hängen, glitt aus
und kam zwischen die Räder, weiche über beide
Beine ginge» und das Eine am Knie, das Andere
am Oberschenkel zerbrachen. Nach ungefähr 5
Minuten verlor sie die Besinnung und noch den
selben Abend gab sie ihren Geist auf. Ein Kind
von 6 lahren begleitete sie. Sie soll Wittwe
und Mutter von 9 Kindern sein. Der Eisenbahn
zug am Dienstag Mittag brachte ihre Leiche nach
Guelph, ihrem Wohnorte.
Ein? Auüfkrcitcrgcjcllschaft in Notl).
Augusta. Georgia, 23. Nov. Die "Colum
buS Times" vom Samstag meldet, die Mitglieder
von Orten und Aldci'.S CircnS- Gesellschaft seien
während einer Vorstellung in Auburn, Alab., ver
haftet worden, weil ein Mitglied einen Mann in
Lockapoka am vorhergehenden Tage getödtet hat
te. Ungefähr Ii» Personen folgten der Truppe
nach Auburn und feuerten zwanzig Schüsse auf sie,
ohne jedoch Jemanden zu verwunde». Die Com
pagnie verstand sich endlich zur Rückkehr, um den
Prozeß abzuwarten.
»V'Tie Montreal Telegraph Company wurde
neulich in Kingston zu 5232 Schadenersatz rerur
theilt, weil ste eine Depesche nicht befördert hatte.
Der Kläger hatte Gelegenheit gehabt, in Oswego
21»2 Büschel Roggen zu 8» Cents zu verkaufen.
Graph nach Oswego, dieselbe wurde jedoch nicht
besorgt und als da» Getreide nach Oswego kam
»par der Preis gefallen und der Kläger mußte die
Waare für .',O Cents das Büschel verkaufen.
Bermel,r«»g der T.'.mps Scl'iffabrt.
Im labr 1849 hatte Enpland 17.807 Sege
lschiffe und 11t Danips'chiffe. im Jahr 1857 hat
ten sich die ersten auf 18 4?!), die letztem aus
H 99 vermehrt, oder die erste» um nicht völlig 3!
die lchte'S um mehr a'.s 1,j7 Pr^itt.
Botschaft
drS Presidenten der Vcr. Staaten.
Wir entlehnen folgenden Auszug aus der Bot
schaft des Presidenten aus der „ Philadelphia
Freien Preße," welcher alle wissenswerthe Punkte
darin berührt, und welches wir versichert fühlen,
unfern Lesern angenehmer sein wlrd, als hätten
wir ihnen jenes lange und unwichtige Doeument
in seilicr ganzen Länge—sage 12 bis 14 Spalten
—vorgelegt -
Die Botschaft beginnt mit der Bemerkung, daß
wir. das Volk der Vereinigte» Staaten, Ursache
hatten, dankbar zu sein, (wen?) wenn wir die
heutige Lage mit der vorjährigen beim Zusammen
tritt des CoiMesseS verglelchen. Die Gesetzge
bung de« lchten CongrrsseS hat viel gethan, um
den sektionellen Hader in Betreff der Sclaverei
frage zu mildern, der durch das Ansuche» von
Kansas um Zulassung als Staat gewährt wurde.
Es war ein wohl begründeter Grundsatz, daß alle
Amerikaner das gleiche Recht haben, tn die Terri
torien Alles mitzunehmen, was für Eigenthum ge
halten wird und solches Eigenthum unter der Vor
mundschaft der Bundesverfassung zu halten, und
die Verhandlungen der letzten Eongreßfitzung wa
ren es. was allein noch fehlte, um diesem Grund
sätze Effekt z» geben.
Als man lhncn überließ, Ihre Angelegenheiten
selbst zu verwalten, ist aller Widerstand gegen das
Bunde«.Gouvernement schließlich aufgegeben wor
den. Wäre» die Bürger immer gehorsam gewe
sen gegen die gesetzliche Obrigkeit, so würde das
Territorium eine viel größere Mehrbevöikcrung ge
habt haben. Die Weigerung, für Delegaten zur
Verfassiingsgebenden-Convention zu stimmen, war
eine fruchtbare Quelle aller der Uebel, die einem
Anfangs herrschenden wcisern Sinne folgte».
Im letzten Januar gehörte eine große Mehr
heit der erwählten Mitglieder (der Tcrritorial-
Gcsetzgebung) zu einer Parthei, die früher sich ge
weigert h.itte, an der Abstimmung Theil zu neh
men. Die Anti - Sclavercimacht war somit im
Fortschritt begriffen. Wenn der Staat die Le
compton Constitution angenommen hätte, so wür
re die Gesetzgebung die Frage, ob die Constitu
tion verbessert werden solle, dem Volke vorgelegt
haben und die Kansasfrage wäre so endgültig bei
gelegt worden. Da feine Empfehlungen für die
sofortige Aufnahme keinen Eingang gefunden hät
te, so stimme er nunmehr von ganzem Herzen der
Englischßill bei.
Nach dieser Bill ist es nicht wahrscheinlich, daß
eine dritte Constitution dem Congreß gesetzlich vor
gelegt werde» kann, bis nicht die Bevölkerung die
vorgeschriebene Zahl erreicht hat, »och steht es zu
vermuthen, daß sie de» Versuch machen werde»,
mit Verletzung eines vom Congreß erlassene» Ge
setzes eine Constitution zu adoptiren.
Wenn Kansas noch eine kurze Zeit wartet, wird
es ohne Hinderniß.in die Union schliipsen, und die
Kansas betreffenden Bestimmungen künftig bei al
len Territorien beobachtet werden. Wäre das
früher Sandesbrauch gewesen, so würden wir alle
die Uebelstände der KansaSsrage vermieden haben.
Gerechtigkeit verlangt die Annahme dieser Regel
und aus diesen Gründen sollte ein besonderes Ge
setz darüber erlassen werden.
Der gegenwärtige Zustand von Utah ist nach
der Ansicht deSPresidenten ein befriedigender. Der
Gouvernör und die übrigen Ver. Staaten Beam
ten finden keinen Widerstand bei der Ausübung
ihrer Funktionen. Der President empfiehlt die
Ausdehnung der Wohlthaten der Gesetze über öf
fentliche Ländereien auch dem Volke von Utah zu
komme» zu lassen.
Der Gang der Ereignisse in Cbina bat die
Klugheit der neutralen Politik der Ver. Staaten
bewährt. Ter abgeschlossene Vertrag wird dem
Senate vorgelegt werden.
Ein neuer Vertrag ist mit Japan abgeschlossen
worden, der geeignet ist. unsern Handelsverkehr in
jenen Gegenden bedeutend zu heben und der die
RechtSunterschiede, die bisher für Bekenner der
christlichen Religion bestanden, aufhebt.
Es war der ernste Wunsch, daß jede Differenz
mit Großbrittanien sreundschastlichst und baldigst
beigelegt würde. Die Frage über das Recht der
Visitation und Durchsuchung ist gütlich beigelegt
worden, indem Grohbriltanien seine Ansprüche aus
gab. Ein Vorschlag für die gegenseitige Ueber
nahme von Verpflichtungen ist gemacht worden,
worauf der Staatssekretär die Antwort ertheilt
hat, daß das Gouvernement bereit sei, Vorschläge
entgegen,unthmen. Der President hat über dir
Sache sich »och keine Meinung gebildet, glaubt
aber nicht, daß irgend ein Plan adoptirt werde»
könne, der nicht zu neuen Verwicklungen führe.
Dem President thnt es leid, sagen zu müßen
daß die Schwierigkeiten, die aus dem Clayton
Bulwer Vertrage erwachsen sind, ntcht ebenfalls
beigelegt sind. Ein endliches Uebercinkomme»
wäre sehr wünscbenSwerth, da dadurch der letzte
Gegenstand ciilsernt würde, der zu Streitigkeit An
laß gebe» könnte.
Unsere Beziehungen zu Frankreich und Ruß
land. wie zu den andern Mächten des europäischen
ContincntS, mit Ausnahme Spaniens, sind sort
wähiend von der friedlichsten Art. Ein spanischer
Beamter hat jedoch unsere Flagge insultirt und
unser» Bürgern Beleidigungen zugefügt, und alle
Versuche, dafür Genugthuung zu verlangen, sind
zurückgewiesen und zu Nichte gemacht worden. Es
ist ein großer Ucbelstand, daß unser Gouverne
ment sich nach Madrid wenden muß, um eine Bei
legung der Differenzen, zu erwirken, und daß die
sclbeii dann sofort wieder nach Cuoa zurück ver
wiesen werden.
Euba Ist die fortwährende Quelle der Ungerech
tigkeit und Beleidigung für die Amerikaner und
so lan,;e es ein offener Markt für den Sclaven-
Handel bleibt, Ist keine Hoffnung auf Civilisation.
Die Insel Cuba beherrscht den Mississippi und mit
dieser Insel unter der Herrschaft einer fremden
weit entfernten Macht muß unser Handel der Ge
fahr ausgefegt fein, in KriegSzeiten zerstört zu
werden. Während Cuba für uns von der größ
ten Wichtigkeit Ist, Ist der Werth der Insel für
Spanien vcrhällnißwZßig von keiner Bedeutung.
Die Ocffentlichkeit früherer Information und
die großen Geldbewilligungen, die für solchen
Zweck erforderlich wären, machen es nöthig, die
ganze Angelegenheit dem Congreß vorzulegen,
denn «im Erfolg sei es nöthig, daß dem Presiden
ten die (Geld) Mittel anvertraut würden, um der
spanischen Regierung, eine Anzahlung »ach der
Unterzeichnung des Traktats und vor dessen Rati
fication durch de» Senat zu machen.
D»r President wiederholt die Vorschläge, die
fiüher von ihm i» Bezug auf den Amifiad Fall
gemacht worden, da eine Appropriation für diesen
Zweck unfehlbar einen günstigen Einfluß äußern
würde.
Unsere Beziehungen zu den unabhängige» Staa
ten in Süd- und Nordamerika lCentral-An»eri
ka ?) sind c'zcnthilnilicher Art. Mexiko ist In fort»
wäbrendem Zustande der Revolution und es wä
re ein vergebliches Bemu- ...
che», die Ansprüche amerikanischer Bürger von
demselben zu erzwingen. An Gründen, um gegen
die Regierung, die Besitz von der Hauptstadt hat,
feindselige Maßregel» zu ergreife», fehlt es uns
jetzt nicht. Sollte es ihnen glücken, die konstitu
tionellen Streitkräfte zu bewältigen, so wäre e«
mit jeder Hoffnung auf eine friedliche Beilegung
unserer Differenzen vorbei.
Sollte aber auf der andern Seite die eonstitu
tionelle Parthei die Oberhand gewinnen, so ist!
Hoffnung auf schnelle Abhülfe vorhanden. Wäre
dem nicht so, so würde er dem Eongreße empsoh
lcn haben, ihn, die nöthige Macht zu bewillige»,
von dem fernen Gebiete von Mexiko Besitz zu er
greifen und es so lange als Pfand zu halten, bis
die Forderungen für einen bessern künftigen Schutz
erfüllt wären.
Der President empfiehlt die Einrichtung von
Militärposten und die Etabllrung eines zeitweili
gen Protektorates über die nördliche» Theile von
Ehihuahua und Sonnora. Dieses Protektorat l
konnte wieder aufgehoben werden, sobald als eine
Lokal-Regierung eingerichtet sein wird.
Die Empfehlung für die Errichtung einer Ter
ritorial-Regierung für Arizona wird wiederholt.
In Bezug auf die Tranfit - Route üben den
Isthmus sagt der President, daß die Regierung ge
gen eine Forderung einer billigen Entschädigung
keine Einwendung habe, aber darauf bestehen müs
se, daß von jetzt an die Route nicht wieder durch
ei» willkürliches Dekret der Regierung von Nica
ragua geschlossen werde. Er empfiehlt, daß der
Congreß ein Gesetz pasfiren solle, welches ihn au
torisiit, i.öthigeiisalls Mewalt anzuwenden, uni
die Versperrung und Schließung der Route durch
gesetzlose Gewalt zu verhüten. Eine ähnliche Noth
wendigkeit exisiirt sür die Panama und Tehuante
pee Routen. Unser Gesandter in Costa Rica und
Nicaragua ist instruirt, sofortige Genugthuung
für die Beleidigungen amerikanischer Bürger zu
verlange». Im Fall der Weigerung bleibt unse
rer Regierung nichts weiter übrig, als durch ande
re Maßregeln zu erzwingen, was auf friedliche»,
Wege zu erhalten nicht möglich war.
In Bezug auf die Paraguay Expedition sagt
der President, daß sobald dke ernstlichen Unter
handlungen des CommisfiärS nicht zum Ziele füh
ren, nichts übrig bleibt, als zur Anwendung von
Gewalt zu schreiten.
Ueber die letzte Finanzkrisis In den Vereinigten
Staaten bemerkt der President, daß keine Regie
rung sie hätte verhüten können und daß der Tarifs
von 1857 nichts mit derselben zu schaffen hatte.
Diese Umwälzungen würden fortwährend In Zwi
schenräumen wiederkehren, so lange das System
des unbedingten Creditgebens der Banken fort
daure. Doch wiederholt er feine Eiiipschlung ei
nes allgemeinen Bankerottgesetzes, das auch auf
Banken Anwendung finden soll; übrigens ver
schwänden die Wirkungen der Erisis immer mehr
und das Vertrauen kehrt allmählig zurück.
In Bezug auf den Tariff spricht der President
seine Ueberzeugung aus, daß »ach reiflicher Ueber
legung er den s p ezl si sch e n Zoll sür das beste,
wenn nicht für das einzige Mittel halte, dic Reve
nüen gegen falsche und betrügerische Fracht-Rech
nungen (lnvoioes) zu schützen. Nebenbei gäbe»
die speeifischen Zölle den amerikanischen Fabrikan
ten die zufälligen Vortheile, zu denen er berechtigt
fel. Unter einem Finanzzollsystem müsse das
schnelle Anwachsen der Staatsschulden alle zu der
strengsten Sparsamkeit ermalmen und er fordert da
her den Congreß zur sorgfältigsten Prüfung auf.
Fiir die Ver. Staaten Marine empfiehlt der
President die Erbauung einiger Danipfschaluppcn.
Zeit und Nachdenken haben den Presidenten,
wie er sagt überzeugt, daß seine in der letzten Bot
schaft abgesprochenen Ansichten über die Pacific
Eisenbahn die richtigen seien. Die Erbauung der
Bahn sollte Compagnien übertragen werden, die
von den Staaten ineorporirt seien oder andern
Agenturen, deren peeunäre Interessen dabei bethei
ligt seien. Der Congreß könnte dieselben entwe
der durch Land- oder Geldbewilligungen oder bei
des unterstütze», unter Bedingungen, die den frei
en, unentgeltlichen Transport von Truppen und
Kriegsmunition und den Transport der Post für
eine billige Vergütung sicherten.
Der President empfiehlt zum Schluß eine Aen
derung des Gesetzes in Bezug auf die Wegnahme
von Sclavenschiffen. so daß die Befugnisse des
Presidenten klarer desinirt würden, und ersucht den
Congreß, den Angelegenheiten des Distrikts Co
lumbia seine Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Stricht dca Gcncral-Poftineiflera.
Der Bericht über das Postwesen des vergange
nen Jahres ist im Ganzen nicht sehr erfreulich.
Die neue Einrichtung, nach welcher die Posten
zwischen Neuvvrk, Philadelphia und Bal'.iniore
und dem Westen durch besondere Agenten begleitet
werden, hat sich gut bewährt.
Der neue Contrakt, durch welchen vom 1. Ju
li ab die Beförderung der Post zwischen Neuyork
und Neu-Orleans in vier Tagen hergestellt werden
sollte, ist mir zum Theil erfüllt worden, und wer
den wahrscheinlich im Laufe des gegenn>ärtigcn
Jahres die demselben noch entgegenstehenden Hin
derniße beseitigt werden.
Auch die gewünschte schnellere Beförderung der
Posten zwischen St. Loliis und Neu-Orleans ist
noch nicht in'S Werk gesetzt, wird aber wabrfchein
lich vor Ende des Jahres in'S Leben treten.
Vollständig geglückt ist dagegen die neue Ober
land Postroute zwischen St. Louis und San Fran
cisco.
Der Dienst auf der neuen Tehuantepee Route
bat am 27. Qctcber dieses Jahrs wirklich unter
günstigen Aussichten begonnen, und es ist dadurch
eine um 6 Tage nähere Verbindung mit Ealifor
nien hergestellt worden. Die Ausgaben fiir Be
förderung der Ver. Staaten Post auf diesen» We
ge betragen 5236.V0V jährlich.
Die Utah-Route ist so verbessert worden, daß
die wöchentlichen Fabrten von Ct. Josephs in
Missouri nach Placerville in Californien In 38!
Tagen zurückgelegt werden.
Die Postvcrbindung zwischen Neoscho in Mis
souri und Albuquerque in Neu-Mexico ist am 1.
Oetober dieses Jahrs Ins Lebe» getreten.
Das Deficit des Post-DepartmcntS hat sich be
deutend gesteigert, wird aber jetzt fiir einige Jahre
das Maximum erreicht haben, weil jetzt alle die
großen Postrouten zwischen den Staaten und Cal
ifornien mit Ausnahme der sogenannten nördlichen
Route zwischen Minnesota und Waschingto» Ter
ritorlum hergestellt sind, die für die nächste Zeit
ausreichen werden. Um die Kosten zu verringern,!
wird die Maßregel der Ausgabe der Beförderung«-!
Contrakte an den Wenigstbxtenden vorgeschlagen.^
Ferner wird die Erhöhung de? einfachen Briefe!
PortoS von drei aus füi.s Cent«, sowie die Abschaf
fung des Frankatur-PrivilegS. vorgeschlafen, so
daß das Princip festgehalten werte, vaß d e Cor
respondcnz die Kosten der Beförderung selbst tra-!
ge. Nur i> Ausuahmef >.ien. wenn die Auedeh
uung des Handels die Entfaltung der Sisare.»
dcS Landes und die Ausbreitung der Bcvöltcrung
es nöthig ms.' ' N . »
Die Zahl der Postämter in den Ver. Staaten
betrug am 30. Junt dieses Jahrs 27,977, dar
unter 4»» Haupt-Postämter. 2121 wurden im
Laufe des Jahres neu etablirt, 73V abgeschafft,
so daß die Vermehrung 1391 betrug. Die Zahl
der im Laufe des Jahres angestellten Postmeister
betrug 8284, und die der gefammten im Post-
Departement angestellten Personen war am 1.
December 28,573.
Die Transportation von Posten betrug 78 Mil
lionen Meilen, und die Kosten 87,795,418. Die
Vermehrung lB.ttv» Meilen und 5173,372 gegen
das vorhergehende Jahr.
Die Gesammtausgaben des DepaiteinentS be
trugen »12,722,47» »1
Die Brutto Einnahmen 7,486.972 86
Dazu Bewilligung des CongreßeS 7»o,t>oy »0
Deficit 84.534.343 70
Der Veranschlag der Ausgaben für das nächste
Jahr beträgt 814,776.»00. der Einnahmen 811,-
094,»»». Das Deficit 83.689.00».
Die Einnahmen aus der europäischen Post durch
die verschiedenen Dampfschiffstinien hat sich um
882.»»» vermehrt.
Der Nest des Berichts ist mit verschiedenen
Vorschlägen über die geeignetste Einrichtungen des
Oeean-Postdiettstes mit Europa gefüllt. Die neu
projektirten Linien zwischen Norfolk und England
und zwischen New-Orleans und Bordeaux wer
den empfohlen, und auf die Möglichkeit der Her
stellung einer direkten Postverbindung mit Ostin
dien via Triest hingewiefe».
Ueber die Frage, ob von den drei Routen über
Central Amerika, die Panama, Nicaragua und
Tehuantepee Route, eine oder zwei oder alle drei
für den Ver. Staaten Postdienst benutzt werden
sollen, wird keine bestimmte Meinung ausgespro
chen, aber auf deren große Wichtigkeit bei dem
steigenden Verkehr zwischen den Atlantischen Staa
ten und denen res Pacific hingewiesen. Schließ
lich enipsiehlt der Postmeister die Etabllrung einer
Dänipserlinic zwischen San Francisco, Japan und
China, die in kurzer Zeit die Kosten tragen werde.
Von den erwarteten Vorschlägen für Einrich
tung der so allgemein gewünschten Vermittlung
von Geldsendungen durch die Post, (Money
Orders.) findet sich in dem Berichte des Gene
ral Postmeisters keine Spur.
Scrickt tco Riicgttininisiera.
Die autorisirte Stärke der Armee ist auf 18,-
>65 Miinn festgesetzt; die wirkliche Stärke betrug
am l. Juli aber nur 17,493 Mann. Diese
Truppen machen die ganze numerische Stärke un
serer Armee aus, wie solche durch die Staaten
und Territorien der ganzen Consöderation vertheilt
sind, alle durch Truppen besetzten Befestigungen
bemannen, alle jetzt garntsonirtcn Posten inne ha
ben, unsere ausgedehnten Gränzen und die ver
schiedenen Heer- und Post - Straßen vertheidigen
die sich vom Mississippi bis nach dem Pacific er
strecken. Die nothwendigen Anforderungen von
Mannschaften an den verschiedenen Posten und
Positionen sowohl, als die zu den sogenannten
Polizei-Operationen der Armee, lassen nur 13
Regimenter zum aktiven Felddiensie übrig.
Auf dieser geringen Streitmacht von etwa 11,-
»»» Mann lastet die schwere Pflicht, alle Kriege
gegen die Indianer zu führen, welche sich in die
sem Jahre von den brittischen Besitzungen am Pa
cific bis zu den Gränzen der Ansiedlungen von
Mexiko ausgedehnt haben, die Rebellion von Utah
zu unterdrücken, welche bei deren rachsüchtigem
Geiste und der großen Anzahl der Aufständischen
und den a uSgesi o Benen tro tzi gen Aeußeru» gen furcht -
bar zu werden drohte.
Man kann ohne Uebertreibung behaupten, daß
keine Armee von gleichem Unifange jemals in eben
so kurzer Zeit Märsche und Bewegungen von glei
cher Ausdehnung ausgeführt und solche unermeß
liche Schwierigkeiten überwunden hat. Kein be
sonderer Unglücksfall hat die Armee in allen ihren
Verzweigungen betroffen. Die Entbehrungen,
Strapazen, Mühseligkeiten und Gefahren, denen
sie fortwährend ausgesetzt gewesen ist, hat sie ohne
Murren und mit größter Freudigkeit ertragen.
In Bezug auf den Krieg mit den Indianern
sagt der Kriegssekretär, daß durch die mit densel
ben abgeschlossenden Verträge «in dauernder Frie
den mit den Indianern am Paeifie hergestellt ist.
und daß die Armee in Folge dessen schon nach
Punkten vertheilt ist, an denen die Gegenwart ei
ner Streitmacht in hohem Grade nothwendig war.
In Beziehung auf die Navajos sagt er. daß die
selben etwa 3»»» beritten« Krieger zählen, aller
dings eine furchtbare Streitmacht; aber der Krieg
gegen dieselbe» soll mit unnachläßlicher Energie
sortgesetzt werden bis dieselben absolut unterjocht
fein werden.
Der Krieg in Texas kann als eben begonnen
betrachtet werden und aller Wahrscheinlichkeit nach
wird derselbe von großer Hartnäckigkeit und be
trächtlicher Dauer sein. Man hat allerdings auch
alles Mögliche von den feindseligen Manifesta
tionen der Wilden zu befürchten, welche lowa und
Minnesota beunruhigen, und von denen nament
lich die Grenzniederlassungen auf's Aeußerste be
droht sind. Der Kriegsfekretär bedauert, daß die
Armee nicht von einer hinreichenden Stärke ist,
um Truppen in solcher Anzahl absenden zu kön
nen, welche Im Stande wäre», alle derartigen Be
sorgnisse zu beseitige».
Die Operationen in Utah sind höchst wichtig
gewesen und von fruchtbaren Resultaten gekrönt;
das Volk in dem Territorium legt indessen noch
immer einen Geist von Widerspäustigkeil, Insub
ordination und großer ttnzufri.denheit an den
Tag. Es wird deshalb nothwenrig sein, in Utah
fortwährend eine Streitmacht zu unterhalten. —
Dem General Johnson und den unter seinem
Eommando stehende Truppen wird großes Lob er
theilt.
Die Ausgaben für diese Expedition überschrei
ten bereits 10 Millionen Thaler, welche bis auf
8230,0»0 bezahlt sind.
Der Kricgssekrclär lenkt dann die Aufmerksam
keit aus die Forderungen, welche durch die ver
schiedenen Staaten und Territorien für geleistete
Lolunteerdienste gegen da» Gouvernement geltend
gemacht sind, die zur Unterdrückung der Indianer
gcindseligkcitcn erforderlich gewesen.
In Bezug auf die Artillerie-Schule aus Fort-
Monroe berichtet der Sekretär, daß dieses >chon
so von allen .)iilitärpersonen des Landes
gewünschte Institut gegenwärtig vollständig errich
tet ist, er hofft, daß diese Schule vollständig den
Erwartungen entsprechen werde, welche man zu
derselben hege und daß sie alle Wiinsche befriedi-
Schließlich meldet der Sekretär, daß er so viel
als möglich gesucht habe, den Wünschen de» Con
greffes zu entsprechen und die Ausgabe» zu verrin
gern. Die Vennschläge für künftiges Finanz-
Jahr betragen 89.16».433 weniger, als die für
vergangene. Sie betragen selbst 5Z,736,48»
weniger, als die in der letzten Congreß. Sitzung
veranschlagte Summe.
diese Ausgaben in einem andern Jahre noch ver
ringert werden mögen. Es gereicht ihm zum Ver
gnügen hinzuzufügen, daß trotz der Indianerkrtege
im Waschington Territorium, in Texas und Neu
Mexiko, welche sämmtlich unvorhergesehen und
unerwartet ausgebrochen sind, keine zusätzliche Geld-
Bewilligungen in Form einer Deficiency-Bill noth
wendig sein werden, wenn nicht weitere und grö
ßere Ausgaben zur Unterdrückung neuer Indianer-
Feindseligkeiten erforderlich sind.
Stricht de» Schaft-Sekretärs.
D«S interessanteste Dokument, daß der Bot
schaft des Präsidenten beigefügt, ist der Berich»
des Schatz Sekretärs. Nach diesem Berichte war
die Bilanz am I.Juli 1857 im Staa«sschatze
317,710,414.27
Die Einnahmen In dem am 1.
Jull 1358 abgelaufenen Fiscal-
Jahres beliefcn sich auf 70,273.273,59
Der disponible Fond zur Dek
kung der Ausgaben betrug dem
nach 587.983.983.86
Die Ausgaben haben 831,585,667.76
betragen, mithin war die am I.M
Juli 1858 übrig bleibende verfüg
bare Summe 56.398,316 1»
Unter den Einnahme Posten befanden sich 841.'
789.62tt.96 sür EustomS, 53.513.715,87 für
öffentliche Ländereien, 51.254,240.77 aus ver
schiedenen Quellen und 523,716.30» sür ausge
gebene Schatzkammer-Scheine. Während die Ein
nahmen im 1. Quartale «20.929,819 81 betru
gen, wurde» sie im 2. Quartale auf 57,092.665,
im 3. Quartale nach Abzug der Schatzkammer
scheine auf 88.»02.728.85 und lm 4. Quartale
aus 510,552,556.43 reducirt.
Unter den Ausgaben siguriren : Civil-Verwal
tung, diplomatischer Verkehr und verschiedene Aus
gaben mit 826.387,822,29, Departement des
Innern mit 86 »55,923.38, KriegS-Departement
mit 825,585,333,6», Navy-Departement mit
§13.976,»»0.59, öffentliche Schulden, Einlösung
von Schatzkammer-Noten mit 89,635,537.99.
Während des ersten Quartals des lausende»
Fiscal - Jahrs vom 1. Jult bis 30. September
1358 haben die Einnahmen betragen -
Von Custom-Häufcrn 813,444,520.28
~ öffentlichen Ländereien 421,171.31
„ verschiedenen Einnahmen 959,987.34
„ Anleihe von 1358 1V.»»».»»».»»
„ SchatzamtS-Noten 405,200.0»
Der Anschlag der Einnahmen während der
übrigen Dreivierteljahre bis zum 30. Juni 1859,
schätzt die Einnahme auf:
Von Custom-Häusern 837.»»»,»»».»»
„ öffentlichen Ländereien 1,»»»,»»».»»
„ verschiedenen Einnahmen 500.VV0.00
Veranschlagte ordinäre Mittel für laufendes
Jahr »7V,129.195,59.
Die Ausgaben sür diesen Zeitraum werden aus
574,065.896.99 veranschiagt.
(Im ersten Vierteljahre haben die Ausgaben
521.7V8.398. 51 betragen.)
Mithin würde die Ausgabe die ordinäre Ein
nahme um 83,936,701.43 überschreiten.
Folgende sind die außerordentlichen Mittel,
welche dem Gouvernement zu Gebote stehen :
Schatzkammer-Note», welche bis zum l. Jan,
1359 ausgegeben werden möge» Sl,0»»,0v0
Rest der durch die Akte vom 14.
Juni autoristrten Anleihe Blv,»vv,»v»
Die bis zum 30. Juni disponibel» Mittel be
tragen dem»ach zusammen §31,129,195,56
Davon die veranschlagten
Ausgaben 74,»65.896,99
so würde ein Kassen bestand von L 7,»63,293.57
am 1. Juli 1859 vorhanden fein.
Hierzu die für das folgende Fi
nanzjahr veranschlagten Einnah
men an Customs 56,»»»,»»».»»
Vom Verkauf öffentlicher Län
dereien 5,»»»,»»».»»
Aus außerordentlichen Quellen 1,»»»,»3» »3
Dann würden bis zum 1. Juli
1860 versiigbar sein 869,063,293.57
Die Ausgaben für das Fiskaljahr 1359—60
werden wie folgt angeschlagen:
Rest der extstirendcn Geld-An
weisungen 812,473,907.23
Betrag permanenter und unbe- '
stimmter Geld'Anwcisungen 8,497,725.5»
Veranschlagte Geld-Anweisung
durch das Gesetz für den Dienst
des am 3». Juni 1860 ablausen
den Fiskaljahres zu inachen sind 62,162,515.63
Total 573,139.147.4«
Davon ab die veranschlagte
Einnahmen 69,063,298.57
Deficit 84,»75,843,89
Zu diesem veranschlagten Ausfalle müssen noch
33,838,723 hinzugerechnet werden, welche für den
Dienst de» Postoffiee Departements während des
laufenden Fiscal-Jahres erfordert werden. Die
ser letzte Betrag tst nicht in vorstehenden Schätz
ungen begriffen, sondern wird von dem Departe-
Postmcisters ersichtlich ist, der das Jahres-Budget
begleitet.
«G"Am vorletzten Sonntag Morgen fwlrd aus
No. 2, von Ratcliff und Johnson, an den Bra
ver Meadow Kohlen Minen völlig nieder. Das
Feuer entstand durch die Dampfmaschine, der Ver
lust beträgt Sl5,»»0 und ist durch keine Versich
erung gedeckt.
Sklaven verkauft.
In vergangener Woche wurden 2l Sklaven,
einschließlich von sechs Kindern, welche zu der Nach
lassenschaft von Nich. Martin jr., gehören ; zu
Easton, Md., für 88.935 verkauft. Die Käufer
wohnen auf dem Lande.
iV'Der Achtb. H Bedinger, lctzther Gesand
ter der Ver. Staaten am Hofe von Dänemark,
der kürzlich von dorther zurückkehrte, starb plötz
lich am 26sten November In seiner Wohnung zu
Schepherdslaun, Virginien.
der Nacht vom vorletzten Mittwoch
verschafften Schurken sich Eingang in die Mühle
von Joseph Fazine in Norrictaun, sprengten das
Schloß der seuerfesten Gcldkiste mit Pulver, und
stahlen 81,L0V aus derselben.
«S'Das französische Armeekorps Im Klr ch
enstaatist von 6V»V auf i t.00» Mann ver
niehrt worden, womit rer Papst keineswegs so zu
frieden sein soll, wie die französischen ZUtungen
behaupten.
'.. >. keinen Stolz besäßen, wiir-
Andrer beklage' .
Die schwarze Rafte.
In dem Dorfe Carnot, in der französischen
Lantschast Bretagne, lebte vor zehn Jahren eine
arme Wittwe, Namens Roperch. Sie hatte ein
kleines Bauergütchen in Pacht, wofür ste 225
Franken per Jahr entrichten mußte. Sie brauchte
eines Tages 1» Franken, lieh sie von einem Nach
bar, und bezahlte sie pünktlich zurück. Wenige
Wochen später borgte ste 6» Franken, um eine
Kuh kaufen zu können. Als der Zahltermin kam,
hatte sie kein Geld, und mußte zu hohen Zinsen
ein Anleihen ausnehmen, und bald kam ste zu ei
nem System, wie es nur amerikanische Banquier«
wünschen können. Sie deckte ihre alten Schulden
und die enormen Zinsen regelmäßig, freilich nur
durch neue Anleihen ; aber sie trieb es volle zehn
Jahre lang.
Ihre nächsten Nachbarn, die ihr die ersten Vor
schüsse gemacht hatten, bekamen nach und nach etne
ganz hohe Meinung von der Wittwe Roperch, und
thr Ruf verbreitete sich bald weithin. Zuletzt war
die Wittwe eine VertrauenSperfon, eine Art Pri
vatbank in jener Gegend, und von allen Seiten
kamen freiwillig Leute zu ihr. welche ihr größere
und kleinere Summen anvertrauen. Sie zahlte
5 per Cent Interessen per Monat.
Unbegreiflich tst das unerschütterliche Vertrau
en, das die zahlreichen Kunden der Wittwe Ro
perch schenkten. Theilweise kam dieses Vertrauen
auf Rechnung eines in der Bretragne verbreiteten
Aberglaubens von der "schwarzen Katze." Die
schwarze Katze wird dort für den Geldteufel, den
wirklichen Vetter de« Satans gehalten, der über
jede beliebige Summe verfügen kann. Die Witt
we Roperch. so glaubten ihre abergläubischen Cre
ditoren, war im Besitz der „schwarzen Katze," und
das erklärte hinlänglich, daß sie fortwährend bet
Gelde war. Sie gab selbst diesem Mährchen auf
geschickte Weise unter der dummen Landbevölkerung
Verbreitung. Wenn sie Geld auszahlte, holte sie
es immer aus einem grheimnißvoll aussehenden
Sacke, der zu Fußen ihres Bettes versteckt war.
Dies Manöver trug zur Bestätigung des Aber
glaubens, daß sie von unterirdischen Mächten Geld
beziehe, viel bei.
Aber auch Leute, die an die Geschichte von der
schwarzen Katze nicht glaubten, wußte sie zu täu
schen. Auf geschickte Weise gab sie sich das An
sehen. mit mächtigem industriellen Compagnien in
Verbindung zu stehen. Da die enormen Zinsen
von 5 bis lv per Cent immer monatlich voraus
bezahlt wurden, bernhigten sich die AuSleiher. Da»
Dörfchen Carnot fing an zu blühen, Tagelöhner
wurden Kapitalisten, Gemüsehändler bauten sich
Landbäuser. Von allen Seiten wurde der Witt
we Roperch Geld angeboten. Sie änderte dabei
nichts in ihrer Lebensweise, sie bewirthschaftete nach
wie vor ihr Gütchen, und brachte Ihre Milch und
Früchte selbst auf den Markt, wo ihr oft bedeu
tende Summen anvertraut wurden; ein Zuckerbä
cker gab Ihr an einem Tage allein 4VV» Franken,
und ein Anderer sogar 16.»»v Franken in runder
Summe auf einen Schlag. Sie gab nie eine
Empfangsbestätigung, da sie weder lesen noch
schreiben kann ; das Zutraue» zu Ihr war unbe
grenzt. Zehn Jahre lang dauerten die Opera
tionen ungestört, im Jahre endlich kam e»
zum Durchbrüche. Sie konnte eine Summe von
4V» Franken nicht zurückzahlen. Aus Verzweif
lung wollte ste sich In einen Brunnen siürzen. —
Sie wurde daran verhindert, und trieb noch eine
Zeitlang das alte Spiel, da sie das Vertrauen
wieder herzustellen wußte. Endlich ließ sich aber
der gänzliche Ruin nicht mebr verläugnen. Dir
Wittwe Roperch wurde vor Gericht gestellt, über
wiesen und verurthcilt. Eine große Anzahl jener,
die ihr Meld geliehen hatten, stellte aus Scham,
sich so überlistet zu sehen, keine Klage an, aber
trotzdem war die Zahl der Opfer noch sehr zahl
reich, und die Gesammtsumme, soweit sie bekannt
wurde, sieigt auf 9»,»»» Franken. Die Erbit
terung der enttäuschten Wucherer, die um Ihr Geld
gekommen, war grenzenlos, und die Polizei mußte
einschreiten, um die Wittwe Roperch vor einem .
Mob zu retten.
Der Prozeß wurde in Lorient oesiihrt, und en
dete nach 13-tägiger Dauer mit der Verurthei
lung der Wittwe Roperch zu 5 Jahren Gefäng
niß.—(Volksfr.
Vc>n Gewissenal'iffen gepeinigt,
kam ein Mann mitlern Alters, welcher seinen Na
men als Peter Martin angab, nach der Polizei-
Office in St. Louis und klagte sich selbst des Mor
de» an. Martin sagte, daß er vor ungefähr sechs
Wochen Cineiimati verlassen babe, um nach St.
LoulS zu reisen. Auf dem Dämpfer wuide er von
Geld beraubt. Nachdem Marti», seiner Aussage
zufolge, einen Tag lang vergebens Alles versucht
hatte, um den Dieb rur Rückgabe seines Gelde»
5» bewegen» beschloß er. sich furchtbar an demsel»
ben zu rächen. Mit einem Messer bewaffnet, war
tete er NachiS, bis sein Opfer an ihm vorüber
ging, worauf er ibm dasselbe in die Brusi stieß und
den Leichnam über Bord warf. Martin sagt
weiter, daß er feit jener Zeit rastlos zwischen St.
Louis und Cairo umhergewandert sei, unfähig zu
schlafen, zu arbeite» oder zu essen, und daß ihn
das Bild des Ermordeten fortwährend verfolge.
Der unglückliche Mörder wurde zur Calaboofe ge
bracht. —(A. d. W.
teisc»l'.Uin - Unfall.
5» Schweine getödtet. Ein großer Zug. mit
den grunzenden Speckwänsten gefüllt, ging am vo
ab. Da der Zug für die Maschine zu schwer war,
so erreichte er erst In der Dienstag Nacht Mul
brough'S Hill. Hier wurden 3 Wagen abge
hängt und auf den Schienen stehen gelassen, obwohl
der Eondukteur wußte, daß ein anderer Zug am
Dienstag Abend Libanon abgehen würde.—
So war das Unglück unvermeidlich, die Loko
motive braust heran ; führt mitten in die 3 mit
Schweinen gefüllte Wagen,—s» Vierfüßler bllei
ben auf dem Platzt, die Uebrlgen—entlaufen in dl-
Wälder.
Honigthau.
Der California "Advocate" bringt eine interes
sante Beobachtung über diese Flüssigkeit, welche
dorten von Eichbäunren zu falle» psiegt, und sehr
süß schmeckt. Man wußte lang nicht, an welchem
Theile des Baumes dieselbe erzeugt werde; genau
ere Untersuchung zeigte, daß ungefähr 3 Zoll von
dem Ende der Zweige sich drei drüfenartige Ge
fäße befinden, welche den Honigthau erzeugen und
worin sich 3 bis 4 Maden von einem Viertel zoll
Länge befinden. Die Farbe dieser Flüssigkeit ist
roth und diese selbst dient den Vögeln als Nah.
rung.
«S»Tine Dame in Paris, welche sich immer
nach ver neueste» Mode aus das Kostbarste kleide
te, traf eine andere ihres Gleichen in einer Gesell
schaft. Sie rühmte al»bald di< Schönhcit ihre»
.AlideS, »»elcheS beiläufig gesagt, 5»» Thaler ko
stete, und wollte die Meinung ihrer Nachbarin ha«
riiber hören. Diese erwiederte ihr höhnisch,'sie
könne kein Urtheil geben, indem sie vou wohlfeilen
Kleider» nichts He,stehe.