Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 15, 1918, Image 6

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    Sibirische iöoldumsrherei.
Mit diesen Worten trat ich in das
ie. „Na, die sibirische Pünktlichkeit
sche Antwort, und er sollte Recht be
halten. Um uns einen Platz auf dem
Verdeck zu sichern, setzten wir uns
gleich dorthin mit dem Vorsätze, uns
nach der Abfahrt in die kühle Kajüte
zu begeben, um dort zu frühstücken.
Wir hatten uns jedoch arg verrechnet,
denn die gute „Modeste", unser
Dampfer, dachte nicht daran, abzu
fahren. Immer neue Lastwagen mit
Schiffspersonal anzuvertrauen. Wirk
lich, eine Ruhe besitzen diese Schiffs
leute, die einen Europäer zur Ver-
wenn nichts dazwischen käme. Um
11 Uhr Trommelfell zersprengendes
Pfeifen, allerdings nur 6 Minuten
lang, um 11 Uhr 40 und um 12 Uhr
30 wiederholte sich derselbe Lärm, und
die stolze „Modestee" sitzte sich in Be
wegung.
Da die Temperatur allmählich auf
40 Grad Reamur gestiegen war,
zogen wir vor, unser Sonnenbad ge
gen ein gutes Frühstück in der Ka
jüte zu vertauschen. Allein die Fahrt
den.
de von 1000 bis 2800 Fuß Höhe
hende Steinriefen, meist aus rotem
Granit, wetteifern mit bestem Erfolge
mit Hunderten von kleinen und gro
ßen Inseln, die Landschaft vor der
Eintönigkeit zu bewahren. Die Flora
dieser Inseln ist eine geradezu ent
zückende, die farbenprächtigsten Lilien
wechseln ab mit den herrlichsten
Ranunkulaceen, Päonien und Orchi
ten Zeit mit dem besten Erfolge kulti
viert werden. Auch Rhododendron
fehlt nicht, das entzückende Bild zu
Nach zweieinhalbtägiger Fahrt auf
der „Modeste" welche mit allem Kom
fort eines guten europäischen Schiffe?
ausgestattet ist, gelangten wir nach
Sarakino. Unser Ziel erreichten
wir in bester Stimmung, woran nicht
nur die anregende Gesellschaft, son
dern auch zum großen Teile die vor
zügliche Bedienung des im ganzen
Gouvernement bekannten Oekonom
Felix beitrug.
Am Morgen des dritten Tages
Pferde, um die Reise in die mit Ur
wald bedeckten Berge noch 120 Kilo
meter fortzusetzen.
Oft rutschten die Thiere 6—6 Meter
dann wieder durch Sumpf, daß die
Pferde bis an den Leib im Morast
versanken. Das Schlimmste aber ist
wurzeln, wo es uns öfters passierte,
daß die Pferde einen Fuß zwi
schen die Wurzeln eingeklemmt hat-
Morast.
Dann wieder mußte ein Fluß ge
kreuzt werden, den die Pferde ein
fach mit uns durchschwammen, und am
so steile Wand vor uns, daß man
den Kopf fest auf den Pferdehals le
gen mußte, um nicht herunterzurut-
l 10 K'l !
mächtiger umgefallener Baumriese
den Weg; das Pferd kann mit den
Vorderbeinen nicht hinüber, «s steigt
also einfach auf den Baum, wie
Sibirisch« Goldwäscher beim Bau eine»
Blockhauses.
es oben ist, bricht es mit allen Vieren
in den morschen Stamm ein und nun
heißt es absteigen und den Gaul am
Schwanz und am Kopfe herauszie
hen.
So sind wir die ersten 66 Kilome
ter an einem Tage in Stunden
geritten, ich glaube, das ist eine
Leistung, die auf solchen Wegen man
chem Kavalleristen zu viel werden
möchte.
Dabei nichts als Eier, Brot und
Gebirgswasser zur Nahrung. End
lich winkte uns die erlösende Hütte,
in der wir übernachten sollten. Mit
freudigem Gebell wurden wir von et
wenige vorhandene Vieh vor den Ue
berfällen von Bären schützen sollen,
empfangen.
Bald daraus dampfte der Ssamo
war auf dem Tisch und ein leckeres
Mahl von eben gefangenen Lachsfo
rellen harrte unser. Schon beim
Abendbrot merkten wir bald, daß un
sere Nachtruhe nicht ganz ungestört
sein würde, denn kleine Lebewesen
machten sich jetzt schon recht unliebsam
bemerkbar. Nach reiflicher Ueberle
gung zogen wir es daher vor, trotz
der bis auf 4 Grad Reamur herab
gesunkenen Temperatur, im Freien zu
zuholen.
Jetzt machten wir Halt, um unser
frugales Mittagbrot einzunehmen.
Nach einstündiger Rast ging der be
schwerliche Ritt zwanzig Kilometer
weiter bis zu den verlassenen Gold
wäschereien von Kusnirosf, wo der
gastfreundliche Verwalter uns mit
Tee und Eiern regalierte. Noch 10
Kilometer und wir erreichen das Ziel
unserer Reise.
Mit größter Liebenswürdigkeit
wurden wir empfangen, und unser
erster Wunsch war das in Rußland
allgemein übliche Dampfbad, dem
auch mit der größten Willfährigkeit
entsprochen wurde. Durch die
Nachtruhe gestärkt, besichtigten wir
am nächsten Morgen die Goldwäsche
reien.
Zuerst besuchten wir den Winter
schacht, woselbst während der Forst
periode die Goldseife, d. h. Sandton
gemisch mit eingelagertem Golde im
Winter gegraben und gefördert wird.
Natürlich war die Anlage des för
dernden Mechanismus eine äußerst
primitive. Trotzdem fuhren wir in
wenig über den Ausbau des Schach
tes und der einzelnen Stollen, Baum
stamm an Baumstamm ohne die tlein-
Diese übersolide Arbeit läßt sich
Material nichts lostet. Was durch
Handlung gezwungen sind, Gold zu
stehlen, das sie an die fliegenden
Schnapshändler, meistens Tataren
fünften Teil des rellen Wertes abge
ben. Beispielsweise wurde mir er
zählt, daß die Arbeiter für cine
Flasche Schnaps im Werte von 60
Kopeken ein Solotnik Gold abge
ben. Ein Solotnik hat jedoch den
reellen Wert von 4 Rubel 60 Kope
ken.
Hierauf besichtigten wir die eigent
liche Wäscherei, die nicht weniger pri
mitiv eingerichtet ist, als die Förde
rung. Die ganze Goldseife, einschließ
lich des Gerölls, wird auf eine durch
löcherte Eisenplatte, welche in einer
Holzrinne liegt, geschüttet, über das
Ganze fließt das Wasser und spült
den Sand und feinere Teile in der
Rinne fort. Die gröberen Gold
stücke bis Haselnußgröße bleiben schon
auf der unter der durchlochten Eisen
platte angebrachten Holzrinne liegen.
Nun wird das übrige Geröll und die
kleineren Steine mittelst Krücken
über die sogenannte „Amerikanka"
(Amerikanerin) weitgeführt, wobei
der Wasserstrom auch das seinige lei
stet.
Dies« Amerikanka besteht aus ei
sernen Rahmen mit kleinen quadrati
schen Fächern, welche in die Holzrinne
eingesetzt werden. In diese einzel
nen Fächer setzt sich nun an der tief
sten Stelle das Gold ab und zwar
die kleineren Stücke von Erbsengröße
abwärts und die ganz großen bis zu
Pfund, welche nicht in den Lö
chern der oben erwähnten Eisenplatte
Platz finden.
Man kann sich leicht vorstellen, daß
bei dieser Art der Arbeit, das soge
nannte Flimmergold (kleine quadra
tische, äußerst dünne Goldplättchen)
nicht gewonnen werden kann, wo
durch ein Verlust von wenigstens 16
—lB Prozent eintritt.
Alsdann bewunderten wir die
wirklich genial einfache Pumpstation.
Das Wasser, trxlches sich im Schachte
ansammelt, wird dadurch in zweck
dienlichster Weise ausgepumpt. Eine
einfache Holzrinne führt einem ober
schlächligen Mühlrade das nötige Vo
lumen Wasser zu. Dieses Rad be
tätigt seine Kraft durch Uebertragung
zweier Hebelstränge auf eine gewöhn
liche Saugpumpe, welch- ihrerseits
das Wasser aus den Stollen zu Tage
fördert. Neben der Wasserzuführung
besichtigten wir des weiteren eine Re
servewäscheri, welche für den Fall,
daß an der oben genannten eine Be
triebsstörung eintreten sollte, in Tä
tigkeit tritt. Mittlerweise war die
Mittagszeit herangerückt und wir
folgten der liebenswürdigen Einla
dung unserer aufmerksamen Wirte zu
einem wirklich opulenten Mittagessen.
Den Nachmittag widmeten wir noch
einigen naheliegenden Wäschereien,
welche jedoch viel primitiver waren,
als die von uns besuchte, so daß
nichts Interessanteres zu erwähnen
bleibt. Wir legten uns früh zur Ruhe,
um am nächsten Morgen bei Tages
grauen unseren Rütritt frisch ge
stärkt anzutreten.
Tas Tcll-Tcnkiiial in Altdorf.
Tas in Altdors in der Schweiz
besindliche Tell-Denkmal ist ein
Werk de? Bildhauers R. Kißling.
Ter sreie Schütze steigt erhobenen
Hauptes, mit der Linken seinen
Knaben umschlungen haltend, mit
geschulterter Armbrust in männlich
kühner Haltung von den Bergen
zu Tal. Die Bronzegruppe erhebt
sich 4.30 Meter hoch aus dem
Platze, wo Tell der Sage nach dem
Geßler-Hut seinen Gruß versagte.
Aus einem Sockel aus grauem Gott-
Das T-ll.Denkmal i» Altdorf.
Hard-Granit von 4.56 Meter Höhe
ruhend, lehnt sie sich an eine» Nei
nen viereckigen Turm. An der
Vorderseite des Piedestals steht die
Inschrift: „Tas Schweizer Volk
seinem Wilhelm Tell."
—Ow eh ! Herr: „Diesen
Walzer möchte ich mit Ihnen den
ganzen Abend tanzen!"
Dame: „Glauben Sie, daß Sie
ihn schließlich begriffen haben wur
den?" ....
Wo Seewürmer Hausen.
Eine der sehenswertesten neueren
Ausstellungen im Museum der Na
turgeschichte in New Dort bildet eine
Gruppe, welche die Tiere und zum
Teil auch Pflanzen eines Teiles vom
Boden des Atlantischen Ozeans zeigt,
unfern der Küste.
Alle diese Lebewesen sind dem Au
ßenhafen von Woods Hole, Mass.,
entnommen, einer Meeres-Gcgend,
wo die Verhältnisse sehr günstig sind
für die Existenz jener seltsamen Le-
Von weitem erblickt der Beschauer,
auf einem 6 Fuß langen Transpa
rent von Buntglas, auch die dortigen
Gebäude und Werften der Fischkom
mission der Ver. Staaten.
Aber die Seewürmer, welche der
Haupt-Gegenstand dieser Ausstellung
sein sollen, Hausen sogar erst unter
dem Boden des Meeres, im tiefsten
Grundschlamm, wo sie am besten ge
gen allerlei Feinde, die unmittelbar
aus dem Boden vorkommen, geschützt
sind. Nicht nur sie, sondern alle Ge
schöpfe haben hier recht lebhafte
Kämpfe ums Dasein zu bestehen! Um
diese zu veranschaulichen, und um ge-
Ties unter der Oberfläche des
Wassers ist ein ausgedehnter Strich
von sogenanntem Aal-Gras zu sehen
(links aus dem Bilde), welches aus
dem Grundschlamm emporwächst. Am
Rande dieses Graswaldes lauert, zum
Angriff bereit, eine grüne Krabbe,
Seegras knabbern, jeden Augenblick
in der größten Gefahr.
Eine Meer Finne kriecht über den
Sand und sucht nach verschiedenen
Arten Muscheln, die ihre Nahrung
bilden. Erschreckt durch die Manö
ver dieses Feindes, springt oder
schnellt eine Kamm-Muschel in das
„Rechtshilfe."
In Pnspök-Kis-Marton, Ungarn,
haust auf Kastell Naroda der hoch
geborene Herr Gras Szent-Mihaly
Andor zwischen Frau, Kindern, et
wa hundertsünszig und
hundertfiinfzigtaiisend Gulden Schul
den. s d d'
Gräsin ihre Toiletten bezieht, ist
schließlich die absolute Mißachtung
aller Rechnungen zu dumm gewor
den, und der Inhaber klagt.
Verhandlung. Kontumazurteil
Schweigen.
Tas Wiener Gericht ersucht das
ungarische um „Rechtshilfe", das
heißt um die Vornahme der Pfän
dung. Das ungarische Gericht rela
tioniert, die Psändung sei durchge
führt, am 20. finde die Versteige
rung statt.
Am 22. kommt die Nachricht, daß
sich kein Bieter gesunden habe.
malige Auktion gleicher Ersolg.
besser.
Gläubiger, Advokat und Richter
sind wütend und beraten. Man be
dcs^awn^
gel (Klavier) !"
Aal-Grns hinein. In allen Ritzea
neelen besorgen auf der Suche nach
Nahrung beiläufig diese Arbeit sehr
eifrig-
Nur in der Unterwelt dieser Un
terwelt sind aber die Seewürmer zu
finden. Meistens haben sie ihre Woh
ergeht; denn sie sind sehr begehrtes
Futter für manche Bürger und Krie
ger der „Oberwelt" dieses Reiches, in
Osten. Die chinesischen Feinschmecker
der vornehmsten Klassen essen diese
Früchte gekocht sehr gern, besonders
zusammen mit den eßbaren Vogel-
Teile der Pazifik-Küste wiir
ten.
Rheni.
Der alte Rhein hat es oft dulden
müssen, daß die Truppen freundlicher
daß im Dreißigjährigen Kriege auch
der Schwedcnkönig Gustav Adolf seine
Truppen den Rhein überschreiten ließ.
Vergessenheit anheim fallen zu lassen,
ist an der Stelle, wo er stattgefunden
hat, bei Erfelden (etwa 5 Stunden
le'. den 10 Meter hohen Obelisken,
der mit einem behelmtem Löwen und
einer Inschrift geziert ist, heute im
Bilde vor. Eine Stunde vom Denk
mal entfernt, wird im Wirtshaus von