Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 15, 1918, Image 2

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    DtMNgtl».
Skizze tu», A. v. Wartenb»rg.
„Du liebst ihn?"
„Nein!" schrosf stieß Lena eS her
vor und zerrte mit bebende» Fingern
an dem zu unkenntlichem Knänel zu
sammengeballten Taschentuch.
„Aber du hast ihn doch gern.
Warum willst du dich vor mir, dei
ner beste» Freundin, verstellen?"
„Nicht ansstehen kann ich ihn! Ich
hasse, ich verabscheue ihnl Oh, wie
ich ihn Hassel" Sie war ausgesprun
gen von dem Sessel, in dem sie ge
sessen. Die Auge» sprühten Blitze.
Der kleine Fuß in dem leichten Le
derschuh trat energisch den Takt zu
den leidenschastlich hervorgeschleude»
ten Worten.
„Aber, Lena, ich kenn dich ja gar
nicht wieder. Was ist denn vorge
fallen? Sprich doch nur. Mir kannst
du das doch sagen, mir, deiner besten
Freundin. Ich sag's auch keinem
we^terl"
Neugierig richteten sich die rnnden
Blauaugen der kleinen Blondine aus
schlanke Mädchen, das sich kurz
abwendend und zum Fenster tretend
triebe der Straße hinausstarrte.
Kein Laut kam von Fenster her.
Kätchen war ungeduldig. Die Neu
gier prickelte ihr in allen Nerven.
Was konnte nur vorgefallen sein,
daß Lena sich Plötzlich in so heftigen
Ausdrücken gegen ihre in letzter Zeit
doch recht offenkundig gewordene Zu-
Eise, aüs der Promenade. Aus jedem
Ball führte er sie zu Tisch. Er ver
kehrte im Hause des Kommerziell
rats Haland, Lenas Vater, als gern
gesehener Gast. Pekuniäre Hinder
nisse waren nicht vorhanden. Mit
Fug und Recht konnte das ganze
Städtchen die endliche Verlobung
ein wenig auf de» Busch klopsen
wollen. Sie als Lenas beste Freun
din glaubte ein Recht daraus zu ha
ben, das süße Geheimnis znerst zu
erfahren. Und nu» dies! Wen»
fallen waren, zurück und fragte mit
„Was willst du eigentlich?
Was soll ich haben?" Die Kleine war
alles gebeichtet von Franz und mir..
Das ist wirklich nicht hübsch von
dir..." T .
„Laß gut sein. Kleine." Lena um
fing die Freundin. „Ich habe dir
nichts zu sagen, den» du verstehst
he» soll I"
„Still, sprich's »icht aus! „Ich
besser halte» konnte, für fähig, mir
zu folgen..."
lichl"
„Dir scheint es so? Sei froh ...
ich . . . ich kann nicht . . . Alles in
mir lehnt sich dagegen auf . . . mich
Mann..
Durch und durch 'Veltweisheit saß
die kleine Blondine da und schaute
V l tzt l bsch d' Kl '
drunten vorging.
Ja. er hatte sie geküßt, hatte sie
in seinen Armen gehalten und sie
lich übermannte sie die Empörung,
daß sie, sich losreißend, ihn, ihre
ganze Verachtung, ihren Zorn über
Else Lenno, die war so recht zum
Trösten geeignet, hübsch nnd kokett,
gesiel sie allgemein und galt so für
eine sogenannte „Herreiischönheit",
weswegen sie bei den Danien desto
weniger beliebt war. Ja, auch ihr,
Lena, war sie stets uuangenehm ge
hcraussorderndere Bciiehme» inißsie
len ihr gründlich. Aber gewiß, das
mochte die Herren anziehen. Auf deu
Bälle» hatte Elfe Lenno stets einen
ganze» Schwärm Anbeter um sich. —
Mochte» die Mütter a» de» Wänden
auch noch so viel tuscheln, keine der
Töchter tanzte so viel wie sie. und
wenn auch die jungen Herren beim
Frühschoppen ihre Witze über sie ris
sen. die natürlich die Brüder tanz
sähiger Schwestern diese» mit der
gehörigen Vermehrung verbrämt ge
treulich wieder hinterbrachten, am
Abend auf dem Balle spannten sich
dieselben Brüder artig sittiger
Schwesterlein alle willig vor Schön-
Eisens Trininphwage». lind sie sollte
es auf den Assessor Balte» abgesehen
haben?
Möglich wäre es schon. War es da
nicht eigentlich Lenas Pflicht, ihn als
seine Freundin, die sie stets gewesen
und die sie doch auch, wenigstens
äußerlich, bleiben wollte, zu warnen?
Aber wie? Wie würde er sich über
haupt zu ihr stellen? Wie ihm entge
gentreten nach der gestrigen Szene
im Stadtpark, die aus den, gemein
samen Heinnvege von der Eisbahn
stattgefunden? Ihr Herz schlug stür
misch bei dem Gedanken an ein Wie
derbegegnen, das unzweifelhaft mor
gen auf dem Balle beim Regierungs-
Präsidenten, bei dem er nicht fehle»
durste, erfolgen würde.
Sie nahm sich vor, sehr ruhig, sehr
freundlich zu sein, von abgeklärter
Freundlichkeit, aus der er sogleich
zog.
ten Erörterungen mit gespanntester
Aufmerksamkeit und vollstem Ver
ständnis im Satz abbrach und sie
»Ja, ja, ganz recht," stieb sie.
kaum wissend, was sie sagte, hervor.
„Mich friert. Ich will mir meinen
Umhang holen." Fort war sie, von
seiner Seite verschwunden, ehe er
wußte, wie ihm geschah. Er blin
zelte mit den kurzsichtigen Aeuglein
hinter dem Kneifer hervor, nahm ihn
ab, putzte die Gläser, setzte ihn wie
der auf und äugte scharf umher. Das
schöne Mädchen war nirgends zu eut
kür das von der Statur vernachläs
sigte Begriffsvermögen der hohen
Weiblichkeit in: allgemeinen und im
besonderen wandte er sich dein trau
lich winkenden Rauchzimmer zu, in
dem er bald eine» würdigen Vallvat
zeitig ein heißes Aufschluchzen aus
gen.
Rasch tupfte sie mit dem Spitzen
überlegen.
Wer hatte ihr denn etwas getan?
Niemand. Also brauchte sie auch nicht
zu weinen, nein, dazu lag gar kein
Grnnd vor, abgesehen davon, daß sie
nur rote Augenlider und abgezirkelte
häßliche Flecken auf den Backen da
von bekam. Weinen durste sie auf
keinen Fall, man würde ja sonst auf
ganz wundersame Vermutungen
kommen können, denn ihr ge
glaube», daß es sie »ur aufrichtig
schmerzte, ihn mit offenen Augen
in sein Unglück zu rennen, all ihre
guten Vorsätze über den Haufen
geworfen zu sehen?
Er verschmähte ihre Freundschaft.
Spät war er heute abend erschienen,
sehr spät. Man ging bereits zu Tisch,
ständige Tischnachbarin des Assessors
Balten zu sehen, hätte sie beinahe
allein zur Tafel gehen müssen, wenn
sich ihrer nicht im letzten Augenblick
jener junge Doktor erbarmt Hütte.
Als der Assessor dann endlich kam,
hatte er sie nur kurz durch eine
stumme Verbeugung begrüßt und sich
seinen Platz neben Elsa Lenno ge
wählt, die ihn lebhast heranwinkte
und eine» Sitz neben sich frei machte.
Es kostete Lena große Mühe, dem
jungen Nechtsgelehrten an ihrer
Seite eine aufmerksame Mieue vor
zcn zu müsse» meiiite. DaS Paar
saß ihr gegenüber. Wie sie lachten,
wie sie scherzte»! Unerträglich, die-
Herz gab.
lieren müssen!
„Ach, Eberhard!" schluchze sie aus
und preßte ausspringend beide Hände
fünf Jahre heraufgeholt, um seine»
intakten Zustand festzustellen. Die
23 Kulturstaaten der Erde, die das
besitzen 60 Kopien davon; in Deutsch
land befinden sich zwei Kopien bei
der Normal-Eichungs-Koinmission in
Charlottenburg. Jede solche Kopie
kostet 15,000 M. In Sevres befindet
sich übrigens auch das Original-No»
mal-Kilogramm. Dieses Gewicht ent
spricht genau dein Druck eines Qua
noch etwas länger zusammen gewesen,
fragte ihn, wie es ihm ergangen wä
re, als er nach Hause kam.
„Na, es war etwas nach 2 Uhr
morgens, als ich heimkam," erwiderte
der Gefragte, „und natürlich, wie ich
eintrat, sah ich gleich, daß Frau
Tompkins mich erwartet hatte. Ich
traf sie schon im Flur. Aber sie
sagte kein Wort, »widerte auch
nichts, als ich ihr Guten Morgen
bot, sondern sah mich nur lange an."
„So?" fragte der Freund. „Aber
nach längerer Zeit sprach sie dann."
„O ja, sie sprach dann noch län
gere Zeit."
Dir Kreolin.
! 5 Bo» Alst Lttra. ! >
Pe
„Also links."
herrscht Grabesstille. Ich reite bis
>1» die Freitreppe kein Mensch
läßt sich blicken. Ich springe vom
Pserde und lasse absichtlich den Sä
bel schleifen und die Sporen klir
ren, während ich dle Treppe hin
zu.
Der Spanier, der in mir wohl
einen Ausständischen z» sehen glaub
te, blickte mich zornsunkelnd an.
„Was fällt Ihnen ein, Doktor?"
schriller diesmal, nnd gellender: es
ist der Schrei des Wahnsinns. Ter
Doktor zieht mich hastig mit fort.
fieberheißen Lippen wild und lei
denschaftlich, als wolle sie alles
Blut aus meinen Adern sauge».
der Schmerz aus den abgehärmten
todesbleichen Züge». Ich will mich
Vriist.
Wetten',^" 'b" de
will, erwacht sie und bittet mich
flehentlich, sie nicht zu verlassen.
Die ga»ze Nacht verweilte ich am
licheu Schlaf.
„Die Krisis ist glücklich über
standen." flüsterte mir der Arzt.
'ck M Absck' d h
tert.
er, „die Geschworenen dazu zu brin
ge»!"
..Habe» se ihn denn wirklich wol
len schuldig sprechen wegen Raub
„Wie heißt schuldig?" schreit Mus-
Auch ein Wohltäter.
„Und nun möchte ich meinem Te
stament noch einen Absatz anfügen.
Schreiben Sie: Ich hinterlasse hier
mit jedem meiner Angestellten, der
zwanzig Jahre oder länger in mei
nen Diensten ;oar, zwanzigtausend
Dollars."
„Alle Hochachtung, Herr Strong,
das ist edel."
„Nicht wahr! Das muß doch Ein
druck machen und lostet nichts
ich habe nämlich noch keinen Ange
stellten gehabt, der es länger als zwei
Jahre bei mir ausgehalten hat/