Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 09, 1918, Image 6

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    Vildev aus Malta.
Mit Aufnahmen von Otto C. Art bauer,
Es war keine schlechte Rechnung,
als die in London sitzenden Gegner
des ersten Napoleon die Rückgabe der
maltesischen Inselgruppe verweiger
ten. Der Besitz von Malta und
Gibraltar machte Albion tatsächlich
zu Herren des Mittelmeeres, um so
mehr, als zu Beginn des 19. Jahr-
Altcr Palast des Großmeisters, heut-
Bibliothek.
Hunderts die einzigen Konkurrenten
zur See Frankreich und Holland
aus dem Felde geschlagen waren.
Seit dieser Zeit taten die Engländer,
was in ihren Kräften stand, um aus
den wertvollen Inseln eine unein
nehmbare Seefestung zu schassen.
Die Gruppe besteht aus der eigent
lichen Insel Malta mit etwa 250
Kilometer Flächeninhalt und der
nordwestlich gelegenen Gozzo, ca. 70
Kilometer einnehmend, sowie den
kleinen Eilanden Camino, Comimotto
und Filfola, letztere öde, unbewohnte
Felsen. Die beiden großen Inseln
haben gegen 200,0D0 Bewohner, ein
ruhiges genügsames Vö'lchen, das
hart zu ringen hat, um dem steini
gen Boden das nötigste abzugewin
nen. Wohl gedeihen aus l,er künstlich
sten Bodenschicht Feigen, Zitronen
und Orangen und schon zu Zeiten
des alten Rom war Malta berühmt
durch die Fülle und den Dust feiner
Rosen. Wohl reift das Geireioe
schon im Frühjahr, so daß nachher
noch Baumwolle gebaut werden kann;
doch der Ertrag reicht kaum für die
Bedürfnisse dieser genügsamen Leute
und oft zerstören hektige, langan
haltende Winde gar schnell alle ge
hegten Hoffnungen auf Ernte, sogar
das Gedeihen der Bäume hindernd.
Darum sucht der Malteser sein Brot
des Mittelmeeres sind sie als Schiffer
und Kaufleute gleich geschätzt, viele
der wohlhabendsten Händler in Tu
maltesischen Eilanden.
Im Süden und Westen steigt die
Im Norden und Osten fällt das Ge-
Bildete doch dieses Fleckchen Erde
schon in ältesten Zeiten den Zank
apfel der am Mittelmeer wohnenden
Völker, Phönizier und Griechen, Kar
thager und Römer, setzten sich nach
einander in dessen Besitz. Letztere
wurden durch die Vandalen ver
drängt, diese durch die Osigoten,
Lange Zeit gehörten die Inseln dann
zum byzantanischen Reiche, um
schließlich von den Arabern okkupiert
zu werden. Zu Ende des 11. Jahr
hunderte traten die Normannen und
im 16. der Johanniterorden in den
Reigen. 1798 besetzte Napoleon die
Inselgruppe und zwei Jahre später
die Engländer. Obwohl sich diese im
Friedensschluß zu Amiens verpflich
teten, Malta an den geistlichen Or
den zurückzugeben, sind sie dort heute
noch die Herrscher.
Ein unverwischbares Gepräge hin
terließen die Malteser, wie der Jo
hanniterorden später genannt wurde.
Die heute etwa 60,000 Seelen zäh
lende Hauptstadt weist auf Schritt
und Tritt Spuren jener tapferen
Ritter auf. Ihre alten Bauten die
nen jetzt als Schulen, Krankenhäuser
und Kasernen, und im Palaste der
Großmeister residiert heute der eng
lische Gouverneur. Viele Häuser tra-
gen Bewohner oder zeige» die Stelle,
wo es einst geprangt. In der riesi
gen Kathedrale von San Giovanni
elnandergerciht und in die gewaltigen
Steinsließen des Bodens sind in schö
nem Mosaik die Namen derer einge
legt, die darunter ruhen und rasten
von den Kämpfen, die sie bei Lebzei
ten mit Türken und Arabern zu be
stehen hatten.
Hinter dieser Kirche befindet sich
die Bibliothek mit kleinem Museum,
längst entschwundenen Epoche paßt.
Alle diese Gebäude stehen in der
Strada Reale, der Hauptverkehrs
ader der Stadt, die sich von der
Spitze des Fort Elmo bis zu der mit
Standbildern von La Valette und
L'Jsle Adam geschmückten Porta
Reale hinzieht. Zu dieser 200 Meter
hinauf An ihrem Ende steht der
Bahnhof, von welchem eine 9 Kilo
meter lange Bahnlinie nach dem
bile führt.
beherrschenden Rom im Süden Mal- !
tas Schiffbruch gelitten. Der dama
lige Statthalter Publius nahm ibn !
freundlich auf und heute steht in der
Grotte, die er damals bewohnt ha
kararischem Marmor und darüber er
hebt sich eine stattliche Kathedrale.
Die zahlreichen, über die ganze
Insel verbreiteten Höhlen wurden im
10 Jahrhundert von den Sarazenen
untereinander verbunden und, so
weit sie unter der Stadt gelegen,
als Katakomben eingerichtet. Heute
noch kann man stundenlang in die
sen schön gemauerten Gängen wan
oeln. Selbst nach La Valette führt
ich habe nirgends sonst Katakomben
gesehen, die so ventiliert und mit so
vielen und doch sorgfältig versteckten
Luftschächten verseben waren, wie
jene von Malta.
Ader nicht nur Malta, die ganze
Inselgruppe ist von Höhlen untermi
niert und ihrem Vorhandensein hat
!es Albion nicht in letzter Linie zu
! danken, daß es aus den Eilandeu
jene trefflichen Festungen schaffen
tonnte, als welche sie heute gelten!
Wie die an jeder Straßenkreuzung
aufgestellten Heiligenfiguren die
Frömmigkeit der maltesischen Bevöl
kerung dokumentieren, so ist auch der
ansässig« Klerus äußerst zahlreich.
Es sollen rund 7000, schreibe sieben
tausend römisch-katholische Priester
auf Malta leben und gegen 100 Ki
lometer Grundeigentum besitzen, d. i.
ein Drittel der beiden Inseln. Meh
rere geistlich« Schulen in den Vor
orten Vittoriosa und Bramola sor
gen für den priesterlichen Nachwuchs.
Außerdem sind auf Malta 1 Univer
sität, 1 Lyzeum, 12 Mittel- und ge
gen 80 Elementarschulen vorhanden,
für welche die Geistlichkeit größten
teils die Lehrkräfte stellt.
Charakteristisch ist die Kopfbedek
körper bedeckenden, schwarzen Tuche,
dessen rechte Hälfte gestreift, dessen
linke eingelniffen ist. Von rückwärts
gesehen hat das Ding Ähnlichkeit
mit dem „Ferebsche" der Türken, ist
aber zweifellos luftiger und weniger
vielem Italienisch vermischten arabi
schen Dialekt, der sich aber im Laufe
der Zeiten so verändert, daß man
heute sich trotz Kenntnis der erwähn
ten beiden Sprachen mit der Bevölke
rung nicht verständigen kann. Je
doch gilt Italienisch als Amtssprache
und wird von allen Gebildeten ebenso
von eingewanderten Engländern und
einigen Kaufleuten gesprochen wird.
Die fast 3 Kilometer lange und
200 Meter hohe Felfenlandzungc, auf
welcher die Hauptstadt erbaut ist,
teilt den Hasen in Zwei Hälften,
von denen jede groß genug wäre, um
im Bedarfsfälle die gesamte Mittel-
nehmen. Die Eingänge sind flan
kiert von mächtigen Befestigungen, an
deren dunklen Mauern die gewaltige
Brandung ihre weißschäumenden Kro
nen emporwirft. Am felsigen Stran
de wurden die zahlreichen Höhlen
ausgebaut und mit Batterien Verse
sehen; die sich zu beiden Seilen aus
breitenden Borstädte sind ebenfalls
stark befestigt und rund um die bei
den Inseln an deren Süd- und
Westküste übrigens ein Landen un
möglich wäre sorgen zahlreiche
Forts dafür, daß England im unge
störten Besitz seiner Flottenstation
bleibt.
Durch seine zentrale Lage im Mit
telmeer ist Maltas Besitz vcn außer-
Frankreich hat einen für Old Äl
meter Luftlinie entfernten Biferta
an der Nordküste von Tunis.
Die Krch der Mische.
als Menschen."
Der alte Jan stellte diese Behaup
tung auf.
„Das kann ich Euch sofort bewei
sen. Ich hab das schon vor vierzig
Jahren bemerkt, als wir mit dem
„Nautilus" von Cardiss nach Ha
vanna fuhren. Da segelten wir ei
nes Tages so furchtbar schwer. Trotz
des guten Windes wollte der „Nau
tilus", der sonst jeden Dampfer über
holte, keine Fahrt machen. Wir wa
ren natürlich in größter Aufregung.
Der Alte dachte, das Schiff hätte 'n
Leck. Den ganzen Tag waren wir
am Peilen. Aber alles war im Lot.
Kein Zoll Wasser im Schiff, die
Pumpen in bester Ordnung.— Kurz,
wir konnten uns diesen merkwürdigen
Zustand mit dem besten Willen nicht
erklären. Der Alte lief halbverzwei
felt an Deck herum und schimpfte und
fluchte. Aber das half auch nichts.
Und dann gab er dem Schiffsjungen
eins hinter die Löffel, daß der die
Ladeluke fllr'n Automobil ansah.
Aber das half erst recht nichts.
Zuletzt kam der Zimmermann auf
einen schlauen Gedanken. Dies fiel
gerade bei dem Zimmermann unge
heuer auf, denn gerade er gehörte zu
denen, die später mal ganz bestimmt
das Himmelreich erben sollen. Er
meinte, wir sollten doch mal über
Bord gucken, da wäre sicher so'n un
terseeisches Vieh, das sich am Schiff
zu schaffen machte.
Wir lachten alle darüber und der
Alte hielt ihm seine Dummheit im
allgemeinen und seine Dämlichkeit im
besonderen vor.
Und plötzlich erhob der Schiffs
junge, der dem Alten vorhin aus
Versehen in den Weg gelaufen war,
an der Reling ein triumphierendes
Geheul. Aus diesem Geheul klang
all sein Haß gegen den Alten. Man
merkte, daß er mit dem Zimmermann
fühlte, und daß er dessen Ehre wie
der herstellen wollte. Dem Alten zum
Trotz.
Als wir nun alle an die Reling
stürzten und nach vorne über Bord
sahen, da merkten wir die Bescherung.
Wir sahen, daß vorne, unter der An
kerklüse, zwei große Sägefische mit
ihrer Säge in der Bordwand fest
saßen. Wir sahen auch, daß sich
ihre Flossen ordentlich sträubten.
Wir gingen nun mit Zroßen Staken
auf die Biester los, und mit einem
Ruck waren wir frei. Meine Hand
soll verdorren, wenns nicht wahr ist,
was ich jetzt erzähle: Als wir die
Tiere losgestakt hatten, ging der Nau
tilus auf einmal durch, wie wenn
man so'n Windhund von der Leine
losläßt. Ich meine, das ist doch wun
derbar. daß so zwei Tiere solche
Kraft besitzen! Der „Nautilus" war
doch immer ein Kerl von 1200
Tons."
Hein hinaus, „da kann ich noch was
ganz anderes erzählen. Wir haben
aus der Fahrt von Colombo nach
vor unsere Barl gespannt. Ich kann
Euch sagen, wie die zuerst so ruck
weise anzogen, das war gerade wie
auf Elektrischen. Na schließlich
seine 20—26 Tage! Wir legten
Als Hein seine Geschichte zu Ende
erzählt hatte, sah ihn August mit
einem Auge von der Seite an und
fragte mit erhobener Stimme:
.Hein, willst Du, daß Dich beide
gelogen hast?"
„Jawohl!" klang es ernst und
feierlich zurück.
„Na, denn man to", sagte August,
„denn will ich Euch auch was von
sagte unser Stiirmann, wir sollten
'n bißchen ins Boot gehn un angeln.
August der zweite und ich kletterten
nu in das Boot. Weil wir beiden
Schiffsjungens August hießen, nann
te man mir August den ersten oder
Moltke und ich 'n bißchen in die
Weser raus. Wir hatten uns 'n paar
Angeltaue mitgenommen. An eine
tonnte der Rummel losgehen.
Immer, wenn sich so'n alter Stie
fel oder so'n Stück Holz in'r Schnur
verwickelt hatte, meinten wir, das
Weile, als plötzlich Moltke seine feste
Drahtschnur ganz gräsig zuckte.
„Mensch! 'n Biß!"
Schnur langsam an un nu sahen
wir, daß 'n großer Hecht, ungefähr
so'n Arm lang, an'r Schnur bam
melte. Auf einmal gings nich! mehr.
Wir zogen un zogen, aber es half
nichts. Wir sahen, daß das Biest
die Flossen sträubte und ganz wü
tende Augen machte. Er wollte nich
weiter mehr ran. Un plötzlich kam
.
- ' - -- /.
Moltke auf 'ne Idee: „Du, Jona
than, schlag mal den Stropp von's
Boje los; wir woll'n mal seh'n, ob
das Biest unser Schiff ziehen kann."
Während ich das tat, hatte Moltke
Und nu ging das los!
Jungens, ich kann Euch sagen:
mich standen die Haare zu Berge. Ich
hatte das Tau noch nicht ganz im
Boot drin, da waren wir schon an
Einswarderdeich vorbei!
„Moltke, Moltke", schrie ich, „sneid
doch im Gotteswillen das Tier los,
sonst sin wir um halb fünf in Ber
lin!"
Aber Moltke lachte und sagte:
„Mensch, das geht doch stromauf!
Herunter kommen wir nachher von
alleine; wir wollen doch nur mal
feh'n, wie weit uns das Luder zieht!
Paß man gut auf's Steuer, daß wir
nich in'n Chausseegraben fahren."
Moltke legte sich ganz gemütlich im
Boot zurück und kam sich offenbar
wie so'n Dampferkapitän vor, denn
alle Augenblicke kommandierte er:
„Voll Kraft vorut!"
„Noch 'n paar Umdrehungen
mehr!"
Und dann neckte er den Hecht wie
der mit schnoddrige Redensarten:
„Nei em! Hol de Luft an! Schall
ick mit helpen?"
Aber das Tier war ja Gott sei
Dank taub, un das is noch heutzu
tage ein Segen, sonst, sonst hätte es
uns was anners gezeigt.
Ich sage Euch, wie so'n Moment
ging es an Nordenham, Sandstedt
und Brake vorbei. Als wir eben
Mast bei Elsfleth auf dem linken
Hunteufer!
„Moltke, um Gotteswillen, spann
das Tier aus!"
mich was fleiten! Ich selbst durste
Un da wurde ich wütend un schrie:
„Du verdammter Kerl! Wenn Du
Donnerslag den Hecht nicht utspannst,
Lichter und Moltke. der seine Fas-
Pfad rauf in das HauZ un melden
uns als gestrandet. Dann schlafen
wir bis morgen früh und fahren ge
mütlich mit die Ebbe wieder runter.
Den verdammten Hecht lassen wir
Ich mußte so tun, wie Moltke
ren, erfuhren wir, daß der OrtLan
kenau heißt, und daß es noch 'ne
Stunde bis Bremen war. Man nahm
Am nächsten Morgen gingen wir
mit unsere Wirtsleute den Deich
runter, um abzufahren. Wir trau
ten unsern Augen kaum, denn das
Boot war fort. Spurlos fort. Auch
den dicken Baum konnten wir nir
gends entdecken. Nanu! Das war
ein Baum von ungefähr 10 Meter
Höhe und 2 Fuß Durchmesser! Dos
wußten auch die Lankenauer.
Un der eine zeigte bestimmt auf
eine Stelle um Ufer un sagte:
„Hier 2V Meter weiter hat 'r ge
standen. Das is so sicher, wie's
Amen in der Kirche."
Nu, wir gingen die 20 Meter an'n
die Weser runter, un da sahen wir
die Bescherung! Der Baum war
ausgerissen!
Ein großes, frisches Loch, mit
aufgewühlter Erde zeigte den Platz
an, wo der Baum gestanden hat!
Nu fiel es uns wie Schuppen von'n
Augen!
Der Hecht hatte den Baum aus
gerissen und war mit ihm und dem
Und richtig!
Vormittags um 8 Uhr wurde
schon von Rote Sand aus telegra
phisch überall hin gemeldet, daß ein
Boot und ein Baum mit 6V See
meilen Geschwindigkeit weserabwärt!
ins Meer getrieben sei!"
Als August seine Erzählung been
det hatte, saß die Runde zuerst ganz
betroffen und schweigend da. Plötz
„August. nimmst De alles auf
Deinen Eid mit die verdorrten
Arme?"
„Jedes Wort!" sagte August fest.
Und da stand Hein auf und be
fühlte August mit neugieriger Miene.
„Wat willst Du, Hein." rief Au
„Jch will nur feh'n, ob Din Fleefch
noch nich dröge is."
Im alten Rom pflegten
die Lehrer das erste Schulgeld der
neuen Schüler der Minerva zu
opfern.