Vildev aus Malta. Mit Aufnahmen von Otto C. Art bauer, Es war keine schlechte Rechnung, als die in London sitzenden Gegner des ersten Napoleon die Rückgabe der maltesischen Inselgruppe verweiger ten. Der Besitz von Malta und Gibraltar machte Albion tatsächlich zu Herren des Mittelmeeres, um so mehr, als zu Beginn des 19. Jahr- Altcr Palast des Großmeisters, heut- Bibliothek. Hunderts die einzigen Konkurrenten zur See Frankreich und Holland aus dem Felde geschlagen waren. Seit dieser Zeit taten die Engländer, was in ihren Kräften stand, um aus den wertvollen Inseln eine unein nehmbare Seefestung zu schassen. Die Gruppe besteht aus der eigent lichen Insel Malta mit etwa 250 Kilometer Flächeninhalt und der nordwestlich gelegenen Gozzo, ca. 70 Kilometer einnehmend, sowie den kleinen Eilanden Camino, Comimotto und Filfola, letztere öde, unbewohnte Felsen. Die beiden großen Inseln haben gegen 200,0D0 Bewohner, ein ruhiges genügsames Vö'lchen, das hart zu ringen hat, um dem steini gen Boden das nötigste abzugewin nen. Wohl gedeihen aus l,er künstlich sten Bodenschicht Feigen, Zitronen und Orangen und schon zu Zeiten des alten Rom war Malta berühmt durch die Fülle und den Dust feiner Rosen. Wohl reift das Geireioe schon im Frühjahr, so daß nachher noch Baumwolle gebaut werden kann; doch der Ertrag reicht kaum für die Bedürfnisse dieser genügsamen Leute und oft zerstören hektige, langan haltende Winde gar schnell alle ge hegten Hoffnungen auf Ernte, sogar das Gedeihen der Bäume hindernd. Darum sucht der Malteser sein Brot des Mittelmeeres sind sie als Schiffer und Kaufleute gleich geschätzt, viele der wohlhabendsten Händler in Tu maltesischen Eilanden. Im Süden und Westen steigt die Im Norden und Osten fällt das Ge- Bildete doch dieses Fleckchen Erde schon in ältesten Zeiten den Zank apfel der am Mittelmeer wohnenden Völker, Phönizier und Griechen, Kar thager und Römer, setzten sich nach einander in dessen Besitz. Letztere wurden durch die Vandalen ver drängt, diese durch die Osigoten, Lange Zeit gehörten die Inseln dann zum byzantanischen Reiche, um schließlich von den Arabern okkupiert zu werden. Zu Ende des 11. Jahr hunderte traten die Normannen und im 16. der Johanniterorden in den Reigen. 1798 besetzte Napoleon die Inselgruppe und zwei Jahre später die Engländer. Obwohl sich diese im Friedensschluß zu Amiens verpflich teten, Malta an den geistlichen Or den zurückzugeben, sind sie dort heute noch die Herrscher. Ein unverwischbares Gepräge hin terließen die Malteser, wie der Jo hanniterorden später genannt wurde. Die heute etwa 60,000 Seelen zäh lende Hauptstadt weist auf Schritt und Tritt Spuren jener tapferen Ritter auf. Ihre alten Bauten die nen jetzt als Schulen, Krankenhäuser und Kasernen, und im Palaste der Großmeister residiert heute der eng lische Gouverneur. Viele Häuser tra- gen Bewohner oder zeige» die Stelle, wo es einst geprangt. In der riesi gen Kathedrale von San Giovanni elnandergerciht und in die gewaltigen Steinsließen des Bodens sind in schö nem Mosaik die Namen derer einge legt, die darunter ruhen und rasten von den Kämpfen, die sie bei Lebzei ten mit Türken und Arabern zu be stehen hatten. Hinter dieser Kirche befindet sich die Bibliothek mit kleinem Museum, längst entschwundenen Epoche paßt. Alle diese Gebäude stehen in der Strada Reale, der Hauptverkehrs ader der Stadt, die sich von der Spitze des Fort Elmo bis zu der mit Standbildern von La Valette und L'Jsle Adam geschmückten Porta Reale hinzieht. Zu dieser 200 Meter hinauf An ihrem Ende steht der Bahnhof, von welchem eine 9 Kilo meter lange Bahnlinie nach dem bile führt. beherrschenden Rom im Süden Mal- ! tas Schiffbruch gelitten. Der dama lige Statthalter Publius nahm ibn ! freundlich auf und heute steht in der Grotte, die er damals bewohnt ha kararischem Marmor und darüber er hebt sich eine stattliche Kathedrale. Die zahlreichen, über die ganze Insel verbreiteten Höhlen wurden im 10 Jahrhundert von den Sarazenen untereinander verbunden und, so weit sie unter der Stadt gelegen, als Katakomben eingerichtet. Heute noch kann man stundenlang in die sen schön gemauerten Gängen wan oeln. Selbst nach La Valette führt ich habe nirgends sonst Katakomben gesehen, die so ventiliert und mit so vielen und doch sorgfältig versteckten Luftschächten verseben waren, wie jene von Malta. Ader nicht nur Malta, die ganze Inselgruppe ist von Höhlen untermi niert und ihrem Vorhandensein hat !es Albion nicht in letzter Linie zu ! danken, daß es aus den Eilandeu jene trefflichen Festungen schaffen tonnte, als welche sie heute gelten! Wie die an jeder Straßenkreuzung aufgestellten Heiligenfiguren die Frömmigkeit der maltesischen Bevöl kerung dokumentieren, so ist auch der ansässig« Klerus äußerst zahlreich. Es sollen rund 7000, schreibe sieben tausend römisch-katholische Priester auf Malta leben und gegen 100 Ki lometer Grundeigentum besitzen, d. i. ein Drittel der beiden Inseln. Meh rere geistlich« Schulen in den Vor orten Vittoriosa und Bramola sor gen für den priesterlichen Nachwuchs. Außerdem sind auf Malta 1 Univer sität, 1 Lyzeum, 12 Mittel- und ge gen 80 Elementarschulen vorhanden, für welche die Geistlichkeit größten teils die Lehrkräfte stellt. Charakteristisch ist die Kopfbedek körper bedeckenden, schwarzen Tuche, dessen rechte Hälfte gestreift, dessen linke eingelniffen ist. Von rückwärts gesehen hat das Ding Ähnlichkeit mit dem „Ferebsche" der Türken, ist aber zweifellos luftiger und weniger vielem Italienisch vermischten arabi schen Dialekt, der sich aber im Laufe der Zeiten so verändert, daß man heute sich trotz Kenntnis der erwähn ten beiden Sprachen mit der Bevölke rung nicht verständigen kann. Je doch gilt Italienisch als Amtssprache und wird von allen Gebildeten ebenso von eingewanderten Engländern und einigen Kaufleuten gesprochen wird. Die fast 3 Kilometer lange und 200 Meter hohe Felfenlandzungc, auf welcher die Hauptstadt erbaut ist, teilt den Hasen in Zwei Hälften, von denen jede groß genug wäre, um im Bedarfsfälle die gesamte Mittel- nehmen. Die Eingänge sind flan kiert von mächtigen Befestigungen, an deren dunklen Mauern die gewaltige Brandung ihre weißschäumenden Kro nen emporwirft. Am felsigen Stran de wurden die zahlreichen Höhlen ausgebaut und mit Batterien Verse sehen; die sich zu beiden Seilen aus breitenden Borstädte sind ebenfalls stark befestigt und rund um die bei den Inseln an deren Süd- und Westküste übrigens ein Landen un möglich wäre sorgen zahlreiche Forts dafür, daß England im unge störten Besitz seiner Flottenstation bleibt. Durch seine zentrale Lage im Mit telmeer ist Maltas Besitz vcn außer- Frankreich hat einen für Old Äl meter Luftlinie entfernten Biferta an der Nordküste von Tunis. Die Krch der Mische. als Menschen." Der alte Jan stellte diese Behaup tung auf. „Das kann ich Euch sofort bewei sen. Ich hab das schon vor vierzig Jahren bemerkt, als wir mit dem „Nautilus" von Cardiss nach Ha vanna fuhren. Da segelten wir ei nes Tages so furchtbar schwer. Trotz des guten Windes wollte der „Nau tilus", der sonst jeden Dampfer über holte, keine Fahrt machen. Wir wa ren natürlich in größter Aufregung. Der Alte dachte, das Schiff hätte 'n Leck. Den ganzen Tag waren wir am Peilen. Aber alles war im Lot. Kein Zoll Wasser im Schiff, die Pumpen in bester Ordnung.— Kurz, wir konnten uns diesen merkwürdigen Zustand mit dem besten Willen nicht erklären. Der Alte lief halbverzwei felt an Deck herum und schimpfte und fluchte. Aber das half auch nichts. Und dann gab er dem Schiffsjungen eins hinter die Löffel, daß der die Ladeluke fllr'n Automobil ansah. Aber das half erst recht nichts. Zuletzt kam der Zimmermann auf einen schlauen Gedanken. Dies fiel gerade bei dem Zimmermann unge heuer auf, denn gerade er gehörte zu denen, die später mal ganz bestimmt das Himmelreich erben sollen. Er meinte, wir sollten doch mal über Bord gucken, da wäre sicher so'n un terseeisches Vieh, das sich am Schiff zu schaffen machte. Wir lachten alle darüber und der Alte hielt ihm seine Dummheit im allgemeinen und seine Dämlichkeit im besonderen vor. Und plötzlich erhob der Schiffs junge, der dem Alten vorhin aus Versehen in den Weg gelaufen war, an der Reling ein triumphierendes Geheul. Aus diesem Geheul klang all sein Haß gegen den Alten. Man merkte, daß er mit dem Zimmermann fühlte, und daß er dessen Ehre wie der herstellen wollte. Dem Alten zum Trotz. Als wir nun alle an die Reling stürzten und nach vorne über Bord sahen, da merkten wir die Bescherung. Wir sahen, daß vorne, unter der An kerklüse, zwei große Sägefische mit ihrer Säge in der Bordwand fest saßen. Wir sahen auch, daß sich ihre Flossen ordentlich sträubten. Wir gingen nun mit Zroßen Staken auf die Biester los, und mit einem Ruck waren wir frei. Meine Hand soll verdorren, wenns nicht wahr ist, was ich jetzt erzähle: Als wir die Tiere losgestakt hatten, ging der Nau tilus auf einmal durch, wie wenn man so'n Windhund von der Leine losläßt. Ich meine, das ist doch wun derbar. daß so zwei Tiere solche Kraft besitzen! Der „Nautilus" war doch immer ein Kerl von 1200 Tons." Hein hinaus, „da kann ich noch was ganz anderes erzählen. Wir haben aus der Fahrt von Colombo nach vor unsere Barl gespannt. Ich kann Euch sagen, wie die zuerst so ruck weise anzogen, das war gerade wie auf Elektrischen. Na schließlich seine 20—26 Tage! Wir legten Als Hein seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, sah ihn August mit einem Auge von der Seite an und fragte mit erhobener Stimme: .Hein, willst Du, daß Dich beide gelogen hast?" „Jawohl!" klang es ernst und feierlich zurück. „Na, denn man to", sagte August, „denn will ich Euch auch was von sagte unser Stiirmann, wir sollten 'n bißchen ins Boot gehn un angeln. August der zweite und ich kletterten nu in das Boot. Weil wir beiden Schiffsjungens August hießen, nann te man mir August den ersten oder Moltke und ich 'n bißchen in die Weser raus. Wir hatten uns 'n paar Angeltaue mitgenommen. An eine tonnte der Rummel losgehen. Immer, wenn sich so'n alter Stie fel oder so'n Stück Holz in'r Schnur verwickelt hatte, meinten wir, das Weile, als plötzlich Moltke seine feste Drahtschnur ganz gräsig zuckte. „Mensch! 'n Biß!" Schnur langsam an un nu sahen wir, daß 'n großer Hecht, ungefähr so'n Arm lang, an'r Schnur bam melte. Auf einmal gings nich! mehr. Wir zogen un zogen, aber es half nichts. Wir sahen, daß das Biest die Flossen sträubte und ganz wü tende Augen machte. Er wollte nich weiter mehr ran. Un plötzlich kam . - ' - -- /. Moltke auf 'ne Idee: „Du, Jona than, schlag mal den Stropp von's Boje los; wir woll'n mal seh'n, ob das Biest unser Schiff ziehen kann." Während ich das tat, hatte Moltke Und nu ging das los! Jungens, ich kann Euch sagen: mich standen die Haare zu Berge. Ich hatte das Tau noch nicht ganz im Boot drin, da waren wir schon an Einswarderdeich vorbei! „Moltke, Moltke", schrie ich, „sneid doch im Gotteswillen das Tier los, sonst sin wir um halb fünf in Ber lin!" Aber Moltke lachte und sagte: „Mensch, das geht doch stromauf! Herunter kommen wir nachher von alleine; wir wollen doch nur mal feh'n, wie weit uns das Luder zieht! Paß man gut auf's Steuer, daß wir nich in'n Chausseegraben fahren." Moltke legte sich ganz gemütlich im Boot zurück und kam sich offenbar wie so'n Dampferkapitän vor, denn alle Augenblicke kommandierte er: „Voll Kraft vorut!" „Noch 'n paar Umdrehungen mehr!" Und dann neckte er den Hecht wie der mit schnoddrige Redensarten: „Nei em! Hol de Luft an! Schall ick mit helpen?" Aber das Tier war ja Gott sei Dank taub, un das is noch heutzu tage ein Segen, sonst, sonst hätte es uns was anners gezeigt. Ich sage Euch, wie so'n Moment ging es an Nordenham, Sandstedt und Brake vorbei. Als wir eben Mast bei Elsfleth auf dem linken Hunteufer! „Moltke, um Gotteswillen, spann das Tier aus!" mich was fleiten! Ich selbst durste Un da wurde ich wütend un schrie: „Du verdammter Kerl! Wenn Du Donnerslag den Hecht nicht utspannst, Lichter und Moltke. der seine Fas- Pfad rauf in das HauZ un melden uns als gestrandet. Dann schlafen wir bis morgen früh und fahren ge mütlich mit die Ebbe wieder runter. Den verdammten Hecht lassen wir Ich mußte so tun, wie Moltke ren, erfuhren wir, daß der OrtLan kenau heißt, und daß es noch 'ne Stunde bis Bremen war. Man nahm Am nächsten Morgen gingen wir mit unsere Wirtsleute den Deich runter, um abzufahren. Wir trau ten unsern Augen kaum, denn das Boot war fort. Spurlos fort. Auch den dicken Baum konnten wir nir gends entdecken. Nanu! Das war ein Baum von ungefähr 10 Meter Höhe und 2 Fuß Durchmesser! Dos wußten auch die Lankenauer. Un der eine zeigte bestimmt auf eine Stelle um Ufer un sagte: „Hier 2V Meter weiter hat 'r ge standen. Das is so sicher, wie's Amen in der Kirche." Nu, wir gingen die 20 Meter an'n die Weser runter, un da sahen wir die Bescherung! Der Baum war ausgerissen! Ein großes, frisches Loch, mit aufgewühlter Erde zeigte den Platz an, wo der Baum gestanden hat! Nu fiel es uns wie Schuppen von'n Augen! Der Hecht hatte den Baum aus gerissen und war mit ihm und dem Und richtig! Vormittags um 8 Uhr wurde schon von Rote Sand aus telegra phisch überall hin gemeldet, daß ein Boot und ein Baum mit 6V See meilen Geschwindigkeit weserabwärt! ins Meer getrieben sei!" Als August seine Erzählung been det hatte, saß die Runde zuerst ganz betroffen und schweigend da. Plötz „August. nimmst De alles auf Deinen Eid mit die verdorrten Arme?" „Jedes Wort!" sagte August fest. Und da stand Hein auf und be fühlte August mit neugieriger Miene. „Wat willst Du, Hein." rief Au „Jch will nur feh'n, ob Din Fleefch noch nich dröge is." Im alten Rom pflegten die Lehrer das erste Schulgeld der neuen Schüler der Minerva zu opfern.