Der Sonntagsrciter. ... .Die arme» Leute lebten kürz lich von dem dürftigen Gehalt de» Gatten. Zwei Kinder waren ihnen Standes bewahren wollen. Heltor von Gribelin war in der Provinz im väterlichen Hause erzogen worden, von einem alten wohlunter richteten Abbe. Seine Eltern waren nicht reich, doch konnten sie immerhin standesgemäß leben. Später, als er zwanzig Jahre alt geworden, hatte man ihm eine Stel lung gesucht, und er war als Schrei ber mit Is<lo Franks Gehalt in'S Marineministerium eingetreten. An dieser Klippe war er gestrandet, wie richtet hatte. In dieser lernte als Sonntags einen Spaziergang in den Champs Elisees und einige Abende im Theater, jeden Winter Verfügung stellte. Da eS war gegen das Frühjahr zu wurde Heltor eine besondere Arbeit von seinem Chef anvertraut: und dafür erhielt er eine Vergütung von 3vl> Francs. Als er da» Geld nach Haufe brachte, sagte er zu seiner Frau: „Meine liebe Henriette, wir müssen uns etwas gön nen, z. B. eine Vergnügungsfahrt für unsere Kinder." Und nach einer langen Unterre dung ward beschloffen, auf das Land frühstücke» zu gehe». mal ist keinmal; wir werden einen Wagen miethen für Dich, die Kinder und die Bonne, und ich werde mir ein dem geplanten Ausflug. Jeden Abend, wenn Hektor aus dem Amte nach Hause kam, faßte er seinen Aeltesten, setzte ihn rittling auf seine Beine und sagte, während er ihn mit aller Kraft hüpfen ließ : So wird Papa nächsten Sonntag auf der Und der Junge saß die ganzen Tage über rittlings auf de» Stühlen und schleifte dieselbe» durch das Zimmer mit dem Rufe: „Papa zu Pferde." Die Bonne selbst betrachtete den Herrn mit einem bewundernden Blick, wenn sie dachte, daß er den Wagen ,» Pserd begleiten würde: und während der ganze» Mittagszeit hörte sie ihn von der Reitkunst sprechen und von seinen frühere» equestrifche» Hel denthaten erzählen, da er »och bei feinem Pater war. Oh! er hatte eine gute Schule durchgemacht, und wenn er das Thier einmal zwischen den Beinen hatte, fürchtete er nichts, aber Er wiederholte öfter zu seiner Frau, indem er sich die Hände rieb: „Wenn man mir e)n etwa» stutzi ges Pferde geben könnte, wäre ich ganz entzückt. Du wirst sehen, wie ich reite, und wenn Du willst, werden wir durch die ChampS-Elysce» zurück kehren, zur Zeit, wenn Alles aus dem BoiS de Boulogne zurückfährt. Da wir gut» Figur machen werden, so wäre eS mir gar nicht unangenehm, Jemandem aus dem Ministerium zu begegnen. Mehr bedarf es gar nicht, - M» sich bei den Chefs Ansehen zu ver schaffen." Am genannte» Tage tamen Pferd und Wagen zugleich vor der Thüre an. Er eilte sofort hinab, uni das Sattelzeug zu prüfen. Er hatte sich Strupfen an die Hosen nähen lassen und suchtelte mit einer Peitsche herum, welche er Abends zuvor gelaust hatte! Er hob und betastete die vier Beine ganze yamme yerunrerram, izir», r>, eine Art von kleinem theoretischen und praktischen Vortrag über das Pferd im Allgemeinen und über das gegenwärtige Pferd im Besonderem, welches er als ausgezeichnet aner- AIS Alle im Wagen untergebracht wartn, richtet» er den Sattelgurt. Dann schwang er sich im Steigbügel empor und fiel auf das Pferd zurück, welche» unter der Last zu tanzen be gann und nahe daran war, seinen Rei ter abzuwerfen. Heitor, aufgeregt, sucht eS zu be ruhigen. .Schön brav, mein Freund, schön brav!" Als das Thier endlich ruhig wurde und der Reiter seine Haltung wieder gewonnen hatte, fragte letzterer: .AlleS bereit?" Und alle Stimmen antworteten: u k mmandirle er- Vor wärts!" Und die Kavalkade fetzte sich in Be wegung. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Er ritt englisch und übertrieb die Be wegungen. Sobald er in den Sat tel zurückfiel, schnellte er schon wieder empor, als wolle er einen Satz in'S Weite machen. Ost schien er geneigt, sich aus die Mähne zu legen; und er hielt seine Augen sest geradeaus ge richtet, das Gesicht verzogen, und mit bleichen Wangen. der aus de» Knieen hielt, während die Bonne das ander» trug, wieder holte ohne Aushören: „Seht Papa, seht Papa !" Und die beiden Knaben, aufgeregt durch die Bewegung, die Freude und die frische Luft, stießen helle Jubel- Man frühstückte im Grünen, im Kuchen und Zucker. Er erklärte: „DaS ist ein derber Traber. Er hat mich sogar im An- Wie eS beschlossen worden war, kehrte man durch die Champs-Elifees zurück. gen. Und zu beiden Seite» waren die Spaziergänger so zahlreich, daß man von zwei langen schwarzen Wän- Platz ausrollten. Und eine Fülle von Sonnenlicht ergoß sich auf diese ganze Menschen, masse und machte den Firniß der Ka leschen, den Stahl am Geschirr, die Schnallen der Kutschenschläge glän zen. Eine tolle Freude an der Bewe gung, eine trunkene Lebenslust schien alle diese Menschen, Wagen und Thiere z» erfüllen. Und der Obelisk in der Ferne ragte empor, wie in Gold getaucht. Hcktor'S Pferd war, sobald eS den Triumphbogen passirt hatte, neuer dings von einer plötzlichen Unruhe ergriffen worden, und es ging in reihe, seinem Stalle zu, ohngeachtet aller Versuche seine» Reiters es zu bändigen. Der Wagen mit Frau und Kindern war jetzt schon weit, weit hinter ihm, und alsHettor zum Jndustrie-Palaste kam, und das Pserd sich aus freiem Felde sah. machte es rechts Kehrt uud begann zu galoppiren. Eine alte Frau überschritt die Straße ruhig und ahnungslos; sie befand sich gerade anf dem Wege, auf welchem Heltor daher gesprengt kam. Unfähig, sein Thier zu bändigen, de gann er mit allem Kraftaufwande zu rufen: „Hola! He! Hola da unten!" Sie war vielleicht taub, denn sie setzte gemächlich ihren Weg fort, bis zum Augenblick, wo sie, gestoßen von der Brust deS Pferdes, welches wie eine Lokomotive dahinfchoß, sich drei mal überschlagend, die Röcke in der Luft, zehn Schritte weit flog. Stimmen riefen: .Aufhalten!" Hektar aber klammert» sich, ganz bestürzt, an die Mähn» d»S Pferde» und heulte: .Zu Hilfe!" Ein furchtbarer Stoß und »r mann in die Arme, welcher sich dem Pferde entgegenwerfen wollte. In der nächsten Minute umringt« ihn ein wüthender, drohender und schreiender Menschenhaufen. Insbe sondere, ein alter Herr, mit einem ganz außer sich. Er wiederholt? in einem fort: .Teufel! Wenn man so ungeschickt ist, blubt man bester zu Hause. Man tödlet nicht die Leute aus der Straße, die Alte trugen. Sie schien todt, über mit Staub bedeckt war. „Tragt diese» Weid in eine Ret tungSanstalt," befahl der alte Herr, Ein Dritter führt« das Pserd. Eine Als Hektor hörte, daß sie nicht todt »Leiden Sie sehr?" fragte »Oh ja!" »Und wo?" „Es brennt wie Feuer in meinen Eingeweiden." sie der Urheber des Unfalles?" er beruhigte sie. „ES ist nichts! Dies« Frau Simon fühlt sich jetzt schon besser, in drei Tagen wird sie gan, gesund sein, ich habe sie in eine Heilanstalt überfüh ren lassen eS ist nichts!" ES ist nichts!.... Er traf sie, als sie eben mit großem Behagen eine fette Bouillon schlürfte. „Nun?" fragte er. Herr, das Ändert sich nicht. Ich fühle mich wie zerstört. Es will nicht besser Er erwartete drei Tage,' dann kam er wieder. Die alte Frau sah präch tig aus und hatte kelle Augen; sobald „Ich kann mich gar nicht mehr be wegen, mein guter Herr; ich kann nicht mehr. Ich habe genug daran bis zum Ende meiner Tage." Ein Schauer lief Hektor über den Rücken. Er fragte den Arzt. Der Arzt weiß nicht, woran ich bin. Sie heul? wenn man versucht, sie aufzuheben. Man kann nicht einmal ihren Lehn stuhl vom Platz rücken, ohne daß sie ein Zetergeschrei erhebt. Ich m>>ß glauben, was sie mir sagt, mein Herr, ich stecke nicht in ihr. So lange ich sie nicht gehen sehe, habe ich nicht daS Recht, eine Lüge von ihrer Seite Die Alte hört« zu, regungSlo», mit blödem Blick. Acht Tage vergingen, vierzehn Tage, ein Monat. Frau Simon verließ ihren Lehnstuhl nicht. Sie aß vom Morgen bis zum Abend, wurde fett, unterhielt sich munter mit den anderen Kranken und fcdien an die Regungslosigkeit gewöhnt, als wäre da» die wohlverdiente Ruhe für die SV Jahre, während welcher fi- Trepp auf. Trepp ab gestiegen war, Ma tratzen umgewendet, Kohlen getra gen. gekehrt und gebürstet hatte. Hektor kam ganz verstört jeden Tag; und jeden Tag fand er sie ruhig und heiter und jeden Tag erklärte sie: kann mich nicht mehr rühren Gribelin, von Angst verzehrn „Und Frau Simon?" Und jedes Mal gad Hektor mit der Miene tiefster Niedergeschlagen heit zur Antwort: „Keine Verände rung." Man entließ die Bonne, deren Er haltung fast unmöglich wurde. Man sparte noch mehr; die dreihundert Franks gingen ganz für Frau Simon aus. Da berief Hektor vier terühmte Aerzte, welche betreffs der Alten Con cilium hielten. Sie ließ sich unter suchen, betisten, abklopfen und be lauerte die Aerzte mit bösem Blick. „Man muß sie zum Gehen zwin gen," erklärte Ein^ Die Mt« aber schrie: „Ich nicht inthr. meine guten Herren. tum ab, welches jedoch die Arbeit»» Als Hektor diese Nachricht seiner Frau brachte, sank sie aus einen Stuhl niger hoch kommen." Er sprang empor: .Hierher, zu uns, daran denken?" signirt mit Thränen in den Augen: „Was willst Du, mein bester Freund, e» ist nicht meine Schuld." Frau um den Hals und gelobte ihr, zeit seines Lebens kein Pferd zu be steigen; er hat sein Gelübde redlich gehalten Augusten'S Liebhaber. D T —lch" F Holdes sen sollte, war herangenaht. Die Koffer stehen bereits im Hausflur; der Kutscher fährt eben vor, um die Abrei sende an den Bahnhof zu bringen; diese selbst nimmt Abschied von ihrem Gat ten, der ein betrübtes Gesicht heuchelt, Jubel, die Alte 'mal auf einen Monat loszuwerden und den fidelen Stroh wittwer spielen zu dürfen. Diese aber, die ihm nur halb traut, hat ihr Dienst mädchen beauftragt, während ihrer Abwesenheit Tag für Tag aufzunoti ren, um welche Abendstunde Herr Hol derborn vom Wirthshaus zurückkehrt, wovon dieser jedoch Wind bekommen hat. Wenn Auguste, so hieß das Mäd chen, noch einen Liebhaber gehabt hätte, dann wäre ja nicht zu befürchten gewe sen, daß sie wirklich die betreffenden Notizen machte, dann hätte sie ganz sicher die Abwesenheit der Frau benutzt um die Abendspaziergänge mit ihrem herzallerliebsten Schatz bis zur Mitter nachtsstunde auszudehnen, wo dann dos Controliren der Heimlehr ihres Herrn zur Unmöglichkeit geworden wäre. Aber daS dumme Ding hat ja keinen Anhang, dachte Herr Holderborn und zerbrach sich den Kopf darüber, wie es wohl anzustellen sei, damit sie einen be käme. Und es gelang ihm wirklich, ihr «inen solchen zu verschaffen. Denn am gleichen Tage, an dem ihre Herrin in's Bad gereist war, paßte ein Mann des Abends ihr auf und als sie auf die Straße trat, um im Kaufladen einige Cigarren für Herrn Holderborn zu ho'en, redete er sie an, begleitete sie bis zu dem Laden, von da wieder bis an's Haus zurück, fortwährend dabei „Süßholz raspelnd". Einige Tage später ging sie des Abends mit ihrem neuen Liebhaber fort und kehrte erst lange nach Mitternacht wieder in die Behausung Holderborn's zurück. Die ser freute sich ob der ihm gelungenen List, dem Mädchen einen Schatz ver schafft zu haben, ganz riesig und wäh rend der vier Wochen, wo seine Gattin abwesend war, kehrte er mehr als ein mal Nachts um Zwölf« mit einem colos salen Rausch behaftet nach seiner Woh nung zurück, denn Auguste konnte ja nicht mehr controliren und mußte froh sein, daß er über ihr nächtliches Schwä rmen ein Auge zudrückte. Als die holde Gattin endlich zurück gekehrt, war eS ihr erstes, sich von Au guste die Controlliste vorlegen zu lassen und sie nickte zufrieden mit dem Kopfe, als sie daraus ersah, daß ihr Gatte im mer so schön um die neunteAbendstundc wieder aus der Kneipe in sein Heim zu rückgekommen war. der daheim hauste, verschwand auch der Liebhaber Augusten's zu deren größtem Leidwesen auf immer; nur Herr Hol derborn sah ihn noch einmal an dem Tage, wo er ihm den Lohn für sein vierwöchentliches Poussiren auszahlte: „Dienstmann," sagte er zu ihm, „Sie haben meinen Auftrag zu meiner größ ten Zufriedenheit ausgeführt. Sie machten der Auguste stramm den Hof; 's nächste Jahr, wo wir sicher wieder ein anderes Mädchen haben werden, sollen Sie während der Abwesenheit meiner Gattin wieder auf die gleiche Weise be schäftigt werden, vorausgesetzt, daß dieses auch keinen Liebhaber h«t." «St, «»»»„« H»s«r,» I«wc>» »«rt« »««. Kurz nach s«in«r Berheirathung saß der Sandwirth mit gutin Fr«und«n ,u -sammen, da kam «in B«ttl«r dazu mit ungemein langem Bart. „Möchtest Du Dir nicht auch Deinen Bart so lang werden lassen, Andirl?" fragt« «in Freund den Hofer, welcher den Bart de» Bettler» mit Wohlgefallen betrach tet«. .Ach", riefen die anderen Freunde, .da» darf Ander! gar nicht, da» leidet seine junge Frau nicht!" Hoser, der seine Frau wohl innig liebte, wollte sich nun doch nicht nachsagen lassen, daß er unter dem Pantoffel stehe und sagte eisrig: „Meine Frau hat mir darin nicht» zu befehlen, wie höch gilt die Wette, so lasse ich den Bart stehen bi» über'» Jahr um dies« Zeit!" »Zwei Ochsen!" rief der Gegner. Hofer schlug ein, er hielt sein Wort, gewann die Ochsen und kam so zu einem große» Bart« von seltener Schöndelt. tvie Vetter C.arl mich Megte. kommen." „He—he!" lachte John in seiner moquanten Weise — ~wa» das encoura sie gewaltigen Respekt!" Er hatte Recht! Leider! Schon am Ende der Woche wollte der Circu» seine Feerie de» Aschenbrödel» vorgesührt .Ja, Herr Lieutenant!" dachte ich für mich— „schauen Sie sich nur gerne so hinachtend um und drehen Sie immer- Rechten und Linken wollen wir nicht „Ausbrechen?" fragte Carl „Ich begreife Dich nicht. Jetzt beginnt doch «Ich finde Deine Laune auch sonder bar, Martha!" fügte der Vetter hinzu, und ein ernster Blick, der ihm übrigens .Da» halte ich für unnöthig I" trotzte ich »wollt Ihr nun mitgehen oder nicht?" Krampfhaft umklammerte meine Hand die Lehn« bei Sessel». Da grollte da» furchtbar» Brüllen eine» Löwen hinter meiner Sinne, nur noch ein Gedanke'b«. herrschte mich mich dem Anblick der furchtbaren Raubthiere zu entziehen. Armen fest umschlungen e» war Vet ter Carl, festen Schrittes führte er mich hinau». Ich schluchzte tief auf und lichen Thiere nicht sehen I" „Also da» war'». Du arme» Häg» chen?" sagt« er und strich mir über die Dir!" Und ich fühlt« mich beruhigt und sicher in Vetter Carl» Schutz. b"en,?>'" Armen gesehen ha. „Marthe, mein süße» Leben I" .Volt sei Dank!" sagte Bruder Joh» —„daß Ihr so weit seid! Ich werde de» einem neuen Schauspiele mitzuwir ken. Ich spielte die Nolle eine» Wassermädchens, das auf den äußer» dasselbe Bürgschaft leiste. Da« Freund in der Welt." „WaS, e» diese Worte hervorgebracht, als ich Plätzen her über Bänke und Barrie- Jhnen, wenn Sie hinauskommen, alle Knochen im Leibe entzwei!» Man kann sich die Ausregung denken, welche diese Szene im ganzen Haus« Unterscheidung. lÄast: „Bringen Sie mir also Kalbsbraten, Kellner; aber eine große Portion!"—» Kellner: .Sie meinen eine ganze Por» überhaupt nicht!" Unsere Kleinen. Die klei ne Mimi (zu ihrem Spielkameraden): „Wie, Fritz, du glaubst nicht an den Storch? DaS sag' ich deiner Mama." Fritzchen: „Ach Gott, die glaubt sel ber nicht mehr daran!" Erklärt. Redakteur (eine» humoristischen Journals): „Sie müs sen sich stärker« Kuverts anschaffen alle Ihre Sendungen kommen zerris sen an." Sch-if'.steller: ,O bitt«, daS liegt nur an den guten Witzen, °
Significant historical Pennsylvania newspapers