Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 20, 1917, Image 2

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    Pussttn - Weihnacht.
Bon Roda Roda.
„Den Janosch nimmst du aber
nit?" fragte der Verwalter.
Papa?"
„Ob Wölfe da sind? Natürlich, die
Mütterlein am Arme.
ftanje» Jahre» Frist
Mußt' im Feld er stchen,
Toili da wieder Wcilinacht ist,
Wa» de» «riefte» rauh «esilil«
Heut erftliinzt in Mutter» Blick
i bösen Wölfe! Wir leben jetzt zwdl"
l Jahre auf der Pußta, Papa. Has
! aus.
Die Pferde halten ihren ersten
Bummelwitz noch aus getanzt^
Z der Favorit« der Atem an den Nü
stern anfriert. Wenn Sie weiter
so jagen, fahren wir in einer hal
ben Stunde mit zwei Schimmeln.
Der Fuchs ist schon ganz stichelhaa
rig."
Grete antwortete nicht. Er merkte,
daß sein Thema nicht zog, und wählte
ein anderes.
„Ja, die Wölfe! Die Mutter mei
ner Patin wäre vorige Woche beinah«
aufgefressen worden."
„Wär' kein Schade um sie gewe
sen."
„Na ja, Sie glauben es nicht, aber
der Mislowatzer Heger hat gestern
erzählt, daß drei Wölfe im Grantz«
Wald stehen er hat ihr« Spur«»
im Neuschnee verfolgt."
„Wenn's nur nicht Hunde wa
i ren."
„Hunde!" erwiderte Janosch überleb
g«n lächelnd, »Hunde! Mit solch»
Indessen sauste der Schlitten über
die Ebene und verscheuchte die Raben
und Elstern vom' Weg. In den Hu
fen der Pferde hatte sich der Schnee
erstarrten Händen «in« ungelenke
Unterschrift auf den Begleitschein zu
malen.
Und das andere Paket? Es kam
Borosch, Werners Gutsherr und
Gretes Pate, hatte wieder, wie alle
Jahre, seines verschneiten Verwalters
gedacht.
Als sie die Pakete nach dem Schlit
ten tragen wollte, mußte sie wohl oder
übel seine Hilfe annehmen. Sie
glaubte zu bemerken, daß er den klei
sie ihn annahm.
„Der Herr Adjunkt reitet uns
nach," erzählte Janosch, als der
Schlitten den Weg zurückflog.
„Ei, was hat der Herr Graf wie
der geschickt?" fragte er nach einer
Pause.
„Weiß nicht."
ren. „Haben Sie nicht nachgesehen,
Fräulein?"
„Nein."
„Richtig Sie sehen ja nie nach.
Voriges Jahr und vor zwei Jah
ren. . ."
Grete schnitt seine Betrachtungen
mit der Frage ab: „Ob wir noch vor
„Geb's Gott!"
»Fürchtest du dich?"
»Fürchten? Nein. Aber wissen Sie,
Ende ist es doch besser, wenn wir
schneller fahren."
Grete ließ die Peitsche pfeifen und
verstärkte das Tempo. Die Sonne
stand tief am Himmel, und Jlintzi
lag noch ein gut Stück entfernt. . .
Plötzlich stutzte Suleyman, spitzte
die Ohren, streckte den Hals vor
sie parierte
Janosch hatte keinen Blick von der
verdächtigen Pappel gewendet. Er
„Es sind drei. Fahren Sie los,
Fräulein!"
Grete gab Luft den Zügeln, die
Pferde galoppierten davon, daß ihr
die Schneetlumpen ins Gesicht flo
gen.
„Es sind fünf, sechs", heulte Ja
nosch. „Sehen Sie zu daß wir die
Ostoroscher Linie erreichen! Hei
lige Mutter Gottes! Heilige Drei
einigkeit, Jesus, Maria, Josef, hilf
oen Weg abschneiden."
Keine Antwort.
„Ich fahre vorbei," sagt sie ent
schieden, aber ihr Herz stockt. „Ja
ihnen wenden und sieht den Sitz hin
ter sich leer. Im selben Augenblick
entsteht ein wirres Durcheinander
sie ist im Schnee begraben, spürt ei
nen Schlag auf da» Bein, die Zügel
entgleiten ihr, der Schlitten ist umge
kippt. Die Pferd« stehen und s«u-
ern unv pochen, k,ei Bestien kläffen
und heulen um die Gruppe. Grete
springt auf, stemmt sich gegen den
Schlitten. . .
Plötzlich springt ihr etwas an die
Schulter, sie fällt nieder und blickt
in zwei grüne, funkelnde Augen. Sie
spürt den Biß durch die dicke Pelz
jack-,.. Da zischt es an ihrem Kopf
vorbei, der Wolf verbeißt sich tiefer
und mischt in Gretes Angstgeschrei
und den Knall eines s chusses ein
schauerliches, röchelndes Heulen...
Als sie sich erheben, kann, ist der
Schlitten, sind die Wölfe weg, und
zwanzig Schritte weit steht Kokolq
mit dem rauchenden Gewehr im
Arm.
«Hab ich Sie getroffen?" fragt er
mehr neugierig als ängstlich.
Der Pelz fällt zerfetzt vor ihr in
lelrote Lache, ein Büschel Wolfshaare,
ein Gemengfel von Paketen, Stroh
und Decken bezeichnen die Stelle des
Abenteuers. ,
Kokoly stützt die halb Ohnmäch»
tigte. Sie weiß noch immer nicht,
wie ihr ist.
«Fehlt Ihnen was?"
ginnts auch unterm Wams heroorzu
bluten. Das Kleid ist vom Hals bis
zur Schulter zerrissen.
Er faßt sie am Arm und bewegt
ihn. Sie läßt es willenlos geschehen.
Keines von den beiden kümmert sich
um das Geheul von drüben.
Schmerz.
„Fühlen Sie sich schwach?"
„Nein."
„Jetzt heißt es vor allem, Sie nach
Haufe bringen. Aber wie? Mein
Pferd ist durchgegangen."
„Mxin Schlitten auch."
wohin Sie wollen, Fräulein. Nach
Jlintzi oder in die Stadt. In die
Stadt ist es näher."
„Gut, in die Stadl."
Decken, sie die Reste ihres Pelzes.
werden Fräulein!"
„Ach nein, es wird schon so gehen."
Das fehlte ihr gerade noch, sich von
den liegt. „Das ist der Wolf."
„Welcher Wolf?"
»Na, der, der Sie gebissen hat."
„Und wie lommt er daher?"
es der letzte Todesschrei des Wolfes
gewesen ist, der ihr noch immer im
Ohr nachtönt, den sie nie im Leben
„Also haben Sie mich gerettet?"
Er antwortet nicht und stößt mit
dem Fuß nach dem verendeten Tier.
Die Glocken hallen durch die glit
zernde Nacht, ferne Schüsse verkünden
näher einen Schlittei. klingeln. Jetzt
hält er vor den schweigsamen Wan
derern.
Ein Bauer hat die Pferde im
Weihnachten in Bethlehem. j
An keiner der zahllosen Ortschaf
ten, wohin die „frohe Botschaft" des
Weihnachtstages dringt, findet sich
hall als zu Bethlehem im Morgen
lande. Hier, nur etwa Ii) Kilonie-
ter südlich von Jerusalem, wo »ach
der Legende die Wiege des Marien
sohnes stand, zeigt man noch die
Ilintzi-Pußta zu lommen.
Grete und Kotoly laden ihre Bür
gen ab und setzen sich in den Schlit-
Aräulein," sagte er, „ich nehme den
Wolf mit." Er schleift mit vieler
Muhe das Tier heran, doch die Pfer
de mögen nicht dulden, daß er es auf
lade.
auf und stellt sich vor die Deichsel:
Janosch.
Als Kokoly mit seiner Arbeit fertig
ist, bemerlt er ihn. .Ei, wo gewe
«Jch. . . ich. . stottert der
weinerlich sich^di-
net ihnen ein Schlitten. Verwalter
Werner ist besorgt entgegengefahren
und meint jetzt vor Freude fliegen
Zu Hause angelommen schildert sie
ihm den Aorfall. Kololy hört alles
ruhig an und läßt sich von Werner
gen?"
Huls und küßt ihn herzhaft.
Zwei Stunden später erstrahlt der
Justinian gebauten und der Maria
geweihten Kirche, worin Stufen zur
Krypta hinabführen. Auch das Ge
mach. wohin sich die Madonna vor
der Geburt Christi zurückzog, die
Stelle, wo Joseph währenddessen be
tete, wird noch gezeigt und von den
eine frisch abgezogene Wolfsdecke, die
jetzt Grete gehört, das prächtigste
Stück der Bescherung, obwohl sich der
Gutsherr in diesem Jahr noch nobler
als sonst eingestellt hat.
Originelle Tiroler Sitten und
Gebräuche.
Ter Name „Weihnacht".
Unser deutsches Wort „Weih
nacht" oder „Weihnachten" geht
wahrscheinlich aus die urgeniiani
sche Zeit zurück und bedeutet die
geweihte» (heiligen) Nächte. Ge
meint s,nd die zwölf Nächte um die
Zeit der Wintersonnenwende, die
als Wntersest. als Fest des wieder
siegreich durchbrechende» Lichts,
durch allerlei religiöse Gebräuche
ausgezeichnet waren. Als das Chri
stentum zu den Germanen kam, sei
erte die tkirche bereits seit längerer
Zeit das Geburtssest Christi am 25.
Dezember. Da dieser Tag in jene
heiligen zwölf Nächte siel, so über
trugen die bekehrten Germanen ein»
fach den Namen der alten gest
nächte aus ihn.