Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 06, 1917, Image 2

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    einem jiner Restaurant», die sich
da» Prädikat „sein" zugelegt haben,
grünen Gläsern, Flaschen, Radieschen
«nd Zahnstochern bestellten Tische drei
glase. Die Flasche d«S Göttertrankes
mit einer gewissen lachenden Verach
tung erfüllt.
Der Aelteste nahm den Rang eine?
kerlich. das zu besitzen er für den In
begriff alles Leben»glllckS und aller
Lebensweisheit hielt. Er nahm eS mit
das Bewußtsein diese? Ritterlichkeit
schen so vie! Verletzend«» hat. Gemüth
«nd Herz hatte er längst abgelegt und
fn dasselbe Schubfach gepackt, in Wel
das war eigentlich daS bewegende Ele
ment seine» Wesens. Keine Bemll-
Hung, keine Ermüdung und kein Geld
«nd eS wurde unter Verzerrungen des
Antlitzes aus der Bodenkrust« entfeint.
Der zweiteZechgenosse wurde Assessor
genannt. war ein angeschwellter
diglich das Eine: der Genuß. Er, dem
jede seiner« Regung des Gefühls fehlte,
suchte nach beendeter Arbeit,
Schmkich«lnomen „der klein« Herzens
brecher", »der Liebling der. Damm".
kanten Abenteuer, in seiner dumme«
Art verschmitzt lächelnd, als berechtigt
an. Daß er thatsächlich durchaus keine
fort entdeckt.
und Assessor. Die Kluft, die im
fühlte.
jetzt durch die Meldung de» Kellners
Herrn Baron zu sprechen wünsche.^
„Soll 'reinkommen!" befahl das Ba
rönchen, und es trat mit dienstlicher
Der Bursche, durch die Nähe de»
Herrn Hauptmanns In verlegene Ausre
fchritt, als derselbe, den Brief belrach
ihm auf die Stirn gestiegen, weil er
ders der Assessor könnten die „lächer
liche" Summe von zehn Mark sehen,
die seine alte Muiter ihm schickte.
Der Assessor hatte mit seinen kleinen
Schweinsaugen in derThat einen Geld
„Dem glücklichen Barönchen scheinen
feine Liebschaften nicht viel zu losten
im Gegentheil!"
Das Barönchen lacht« dumm aus
ünd las flüchtig den folgenden Brief:
„Mein geliebter Sohn!
Ich habe Dir recht lange nicht ge
schrieben, aber ich habe wieder so viel
Husten. Du brauchst Dich aber nicht
zu ängstigen, Tante Chlotilde meint
auch, daß es besser ist. Dein letzter
lieber Brief klang etwas mißmuthig.
Ich kann mir denken, daß Du sehr viel
Ausgaben hast, aber ich will Dir nicht?
vorklagen, mein lieber Sohn. Ich hatte
die letzten Tag» in meiner Stube eine
die Tante Chlotilde Zeit, zu helfen.
Ich hatte in der Apotheke und beim
Doctor wegen meines Hustens viel zu
zahlen und mußte von meinem MiethS
gelde dazu nehmen. Nun muhte ich
aber auch meine Miethe zahlen, und da
habe ich den großen Schrank von der
Großmutter verlaust. Der Händler
wollte immer Btl M. dafür geben, nun
habe ich aber doch nur SO M. bekom
men. Der Händler meinte, die Preis«
seien sehr zurückgegangen für folche
Schränk«. Hinter dem Schranke war
ein schrecklicher Staub. daS macht, weil
man niemals mit dem feuchten Tuch«
dahinter konnte. Die Sachen aus dem
Schrank« habe ich in die große Schub
lade von dem Sopha gepackt. Da ist
genug Platz. ES war ein gute» Stück
Arbeit! Tante Chlotilde sagt, sie sei
froh, daß e» fertig sei. Sie läßt Dich
sehr grüßen, auch Frau Schubert und
Emil. Ach, mein lieber Sohn, ich
sehne mich oft sehr nach Dir! Nun ist
es bald ein ganzes Jahr, daß ich Dich
nicht gesehen habe! Aber ich will nicht
klagen. Dein guter seliger Vater
würde mir daS auch nicht erlaubt ha-
Du einmal Hauptmann sein wirst, da
soll eS wohl besser werden! Nun lebe
wohl, mein heißgeliebter Sohn! Ich
bitte Gott stündlich, daß er Dich in
fein«,» treuen Schutz nehmen möge.
bende Mutter.
P. S. Ich schicke Dir 10 M. von
»Heda! Sie! Noch ein« Flasch«
Sektl"
Künstker werden nach d«n Rollen, die
sie spielen, bezahlt. Die Glücklichen,
die Kaiser, Prinzen, höh« Beamte, Ge
nate 400—600 M. Die
40 Pf. für die Vorstellung. Di« An-
Vorstellung oft bis acht Stunden dau
ert. Daß das Publikum bei dieser
langen Zeit seine Mahlzeiten im Thea
ist Alles. Wird ein Thron dargestellt,
über die Bühne, wie denn auch die
Schauspieler sich angesichts des Publi
blikum» mit einer Tasse Thee erlaben,
wenn ihnen von den oft recht langen
Reden die Zunge trocken geworden ist.
Im Gegensatz zu der armseligen Büh
nenausstattung sind die Kostüme der
Schauspieler ungemein prachtvoll. Die
Künstler tragen gold- und silberbor
dirte Seidengewänder. Diejenigen,
welche Kaiser, Gottheiten und Gespen
ster darstellen, haben große Masten mit
gewaltigem Barte vorgebunden. Die
Masten der Generale zeigen große Hör
ner. Schurken und Diebe darstellende
Schauspieler sind im Gesicht bunt be
malt, die Nase ist aber stets schneeweiß.
Tritt der Schauspieler auf die Bühne,
nennt er den Zuhören sogleich seinen
Namen und die Art seiner Rolle und
gibt auch eine kurze Uebersicht über
sein Verhältniß zu den anderen Mit
spielern. Gespenster, böse und gute
Geister sowie die Gottheiten theilen dem
Publilum mit, was sie betrieben haben'
und was sie auszuführen beabsichtigen,
wie überhaupt alle Auftretenden die
Zuhörer in den Gang des Stückes auf
alle mögliche Weise einweihen. Will
ein Schauspieler einen anderen umbrin
gen, dann zeigt er erst auf den Todes
kandidaten, der dann nach erfolgter
That buchstäblich in die andere Welt
entflieht. Wer einen Kurier macht,
stellt sich an, als ob er zu Pferde stiege,
um die Bühne galoppirte und wieder
abstiege, woraus er erzählt, daß sr
nun in der und der Stadt angekommen
sei.
Elschen: „Weil doch der Onkel neu-
Frau."
Qualifikation. Gnädige
tigen?
Da» richtige Mittel.
Lniiilt «a LtiekWtdr I» Tiirki
zlächst Rußland ist wohl die Türkei
dasjenige Reich, in welchem die meisten
und größten Brände stattfinden. All
ganze Ortschaften, Dörfer und Städte
«luth.
Die Ortschaft Ehabdschi brannte voll
ständig ab von 80 Häusern blieben
nur süns übrig. In Hadjin wurden
700 Häuser vom Feuer vernichtet. Ein
noch schwereres Schicksal traf die Stadt
Uschak. Beinahe 4000 Häuser gingen
da an einem Tage in «inem Brand in
Flammen auf. In diese Zahl sind
kleine Hütten, Kaufbuden und Bäder
nicht eingerechnet. Es muß gleich hier
betont werden, daß in allen Fällen
schnelle Hilse sowohl seitens der Regie
rung als durch Privatwohlthätialeit
geschafft wurde. Und wa» insbeson
dere die durch ihren Handel und ihr
Gewerbe berühmte Stadt Uschak be
trifft, so vermag sie sich bereits langsam
neues Leben zu beginnen.
In Konstantinopel selbst hört man
jetzt nicht mehr so häufig von Brände».
Namentlich im al'en Stainbuler Stadt
theil geschah viel Unglück Stambul
hieß daher „Ort der Brände". Es
war nichts Außergewöhnliches, daß
3000, ja 5000 Häuser aus einmal nie
derbrannten. Unter 200 oder 300
Häusern Verlust ging es bei keinem
Brande ab. 1370 wurde auch Pera
von einem entsetzlichen Feuer heimgc-
und aber Hunderten Häusern zerfielen
in Asche, zweitausend Menschen ver
loren dabei ihr Leben. Nach diesem
schauerlichen Ereigniß wurde aus Pest
eine Feuerwehr nach europäischem Mu
ster zu organisiren. Seit jener Zeit
sind denn auch thatsächlich die großen
Brände in der türkischen Hauptstadt
eine Seltenheit geworden. Aus der
letzten Zeit ist nur der Brand im Ju
denviertel Haßkiö zu erwähnen, welcher
150 Holzhäuser vernichtete; von densel
ben waren nur zwei versichert. Und
etwas derartiges kann auch nur gefche
phons äußerst schwierig und langwierig
ist. Ist die militärische Feuerwehr
Szechenqi Pascha« schnell am Platz, so
dämpft sie auch leicht das Feuer. Außer
der militärischen regulären Feuerwehr
gib» es von Alters her die Tuliiin
-120 Gruppen vertheilt ist und beim
Ausbruch eines Brandes in Adamsto-
Alles niederrennend durch die Gaffen
eilt und an den bedrohten Stätten
mehr schadet als nutzt, mehr verwirrt
als löscht, mehr stiehlt als rettet. Der
ehrwürdige von den Genuesern erbaute
ausbricht, geht vor diesem Thurm ein
Höllenspektakel los. Die Nachtwächter
rufen brüllend den ost stundenweit ent-
Straßen zu wecken und zu warnen.
Die alten Thore des Thurme» ächzen in
ihren Fugen, öffnen ihre Schlünde und
speien ganze Spotten mit Laternen be-
Menschen" sind, da» Feid, und die Ret
wehr verdankt Konstantinopel unendlich
viel. Der Sultan hat die» mehrfach
anerkannt, indem er ihrem Begründer
und Organisator seltene Auszeichnun
gen verlieh.
war und ist die Enge der mit Holzhäu
sern vollgepfropften Gassen in den -Ilten
Stadttheilen! tauin möglich ift e» da
zwei oder drei Menschen, nedeneinander
zu paisiren. Wie vermag man hier
Ren der geringste widerstandslos fand.
Die Szechenyi-Feuerwehr besitzt- 6
große Kasernen. Die Gesammtzisser
der Mannschast beträgt 8099 sage
achttausend. Sie ist militärisch orga
nisirt und zählt im Kriegsfall als Glied
des großen Ganzen. Diese Feuerwehr-
Zu den beliebtesten Gesellschafts
spielen der ResormationSzeit gehörte
daS „Maislen", d. h. die Sitte, bei
das „Maislen" Graf Joachim von Zol
d«S Raths (Wein), dardurch ob disch
ein stillschweigen entstuende. Nichts
destoweniger aber ließ gras Joachim
Erfolgreich. „Sie schne^-
Im GerichtSsaal. Richter:
Zeugin, wie alt sind Sie?
Zeugin: Ich zähle 30 Jahre.
Richter: Ich frage nicht, wie viele
Jahre S i e zählen, ich frage, wie a lt
Gut aufgehoben. Tant«:
.Nun, August, hast Du «S bei Deinem
Meister gut?"
Neffe „Nich zu
feine Knieen!"
Höchster Opfermut. „We
gen mir hat sich schon einmal ein
Verehrer duelliert und einer in» Was
ser gestürzt."
fährt mir zu Liebe Automobil!"
Ein GemütSrenfch.
„Sonderbar, ich verspüre heute einen
solchen Arbeitsdrang, wenn ich nicht
wüßt«, daß der Bureauchef verreist ist,
ich glaube, ich wäre wirklich imstande
zu arbeiten. Na, lassen wirS noch
mal!"
Junge Frau (die ihrem
Mann eine große Mitgift eingebracht,
auf der Hochzeitsreise): „Bist Du auch
ganz glücklich, Oskar?"
Er: „Aber Schatz, Ich wüßte gar
nicht, wie tch ohne Deinen Besitz leber
sollte!'.
«»»««»ruche«.
»Morgen wollen wir zur Kinne»
«ach Neu-Ostra, kommt Ihr mit?"
»Natürlich! Allemal, August! Aber
da heißt's sich hübsch zeitig aus den
Weg machen, sonst ist der berühmte
Kirmeskuchen alle und der ist meiner
i. ' d
„Na, höre mal, August! Ich möchte
Kuchen mehr zu kriegen ist!"
„Und ich wette um 10 Mark, daß um
die Zeit noch massenhafter Kuchen vor
brodig.
»Willst Du nicht auch noch für un»
die Zeche bezahlen, wenn Du verlieren
solltest?" fragte ich ihn etwas höhnisch.
„Meinetwegen! Darauf soll mir'»
nicht ankommen. Aber freu sucht
gust!" '
„Adieu, Wilhelml"
tasche?" fragte ich ihn unterwegs, die
„Nur L Päckchen Tabak", antwortet«
ter'm Ofen. Wir bestellten Kasse« und
Kirmeskuchen.
„Bedaure", sagt daS Kellnerfräulein,
„Kirmeskuchen ist nicht mehr zu haben"
Lamento, und ich warf Lehmann einen
schadenfrohen Blick zu. Etsch! Reingi«
fallen!
Aber der blieb ganz gelassen und
stand auf. „Bange machen gilt nicht!
Werde selbst mal in der Küche nachfra
gen!"
Wie er wieder kam, lächelte er befrie
digt. »Selbst ist der Mann! Wie ich
mir'S dachte! Für einen so alten
Stammgast, wie mich, giebt'» zllemal
noch ein Stückchen Kuchen!"
Richtig! Wie das Kellnerfräulein den
Kaffee gebracht hatte, stellte sie einen
verdeckten Teller auf den Tisch und
sagte recht freundlich: »Hier ist der Ku
chen!"
„Na Kinder, langt zu!" meint« L«h»
mann und nahm feierlich das weiße
Papier weg, das obenauf lag.
Was war denn das? Ich wischte und
putzte meine Brille, meine Luise machte
groß«, erstaunte Augen und Lehmann'»
blieb Mund und Nase offen stehen.
Aber 's blieb dabei! Auf dem Teller
Sprache wieder und fuhr auf das Kell
,SoU das Kuchen sein? Solch« Witze
müsse?»»vir uns als Gäste verbitten!"
Aber die Neu-Osta'«rH«be nahm da»
höllisch krumm. Daß das kein Kuchen
wär', wüßt« sie auch, aber sie hätte den
und sie zeigte auf Lehmann, der ein
Gesicht macht«, wie Einer, der beim
Aepfelmausen auf dem Baume erwischt
auf 'nen Teller legen und mit denWor»
t«n austragtn: »Hier ist der Kuchen!"
Das hätte sie pünklich befolgt! E»
wären auch noch ein Paar Badehosen
und ein Kamm dabei gewesen, die hätte
sie draußen gelassen, weil'S ihr zu sche
nirlich gewesen wäre, die in'» Gastzim
mer rein zu bringen!
sich ganz egal, hatte, um seine
Wette ja nicht zu verlieren, safrangel
ben Kirmeskuchen in derßocktasche mit
geschleppt. Wie der alt« Schlaumeier
den Kuchen gekauft hatte, war er in'»
sie die mitgebrachten Packete verwech
selten. Lehmann stopfte das Badezeug
in feine Rocktasche und der Bekannte
sackt« den Kuchen ein. So war'S gewe
sen.
Karpfen und Gänsebraten und wollte
mir auch die bewußten 10 Mark aus
nöihigen, aber ich war geichsalls nobel
den sonderbaren Kirmeskuchen denken!
Ein Kraftmensch. „Sie
sind ja, wie ich hörte, ein passionierter
Gewichtstemmer geworden?"
»Ja! ich hab halt ein« Schwäche für
Kraftübungen!" ...