Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 29, 1917, Image 6

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    Kostbare Perlen.
Prinzessin Mathilde, die unver-
Zheiralete Tochter des verstorbenen
Königs Leopold von Belgien, besitzt
einen Perlenschinuck von ungeheurem
Werte, ivenn auch seine Fassung sür
ein modern-künstlerisch geschultes
Auge nichts Interessantes bietet.
Um aber Perlen zu schätzen, den
Wert etwa einer solchen siebenreihi
gen Kette kleiner Perlen, einer sol
chen dreireihigen Kette großer Per
len oder solcher prachtvoller, großer
Händler zu Händler machen muß,
-welche Auswahl aus taufenden von
Perlen getrossen werden muß, ehe
sich die gleichen, passenden zusam
menfinden. Denn jede Perle ist
eine Jndividualarbeit. Sie kann
nicht, wie der Edelstein geschliffen,
poliert, geformt werde». So, wie
aus der Natur geborenes Etwas.
Ihre Form bestimmen von vorn
herein alle die Wechselsälle des aiii-
Glanzes.
Weiter hängt der Wert der Perle
auch von der Pflege ab, die sie
dauernd erhält. Wieviel Aberglau
ben damit verbunden ist. wieviel
ihren jungen Zofen und Kami«»-
mädchen tragen, um den Glonz der
Perlen ungebrochen zu erhallen.
Das ist die praktische Anwendung
der Glaubenssätze, die heut so viel
umstritten sind. „Können Perle»
sterben?" Man spricht von sterben
den Perlenkolliers, man diskutier!
darüber, ob etwa das Kollier der
Gattin Thiers, das heut im Louvre-
Museum in Paris auf sainmeteni
Bette ausgestellt ist und einen Wert
von 60,000 Dollars besitzt, infolge
und schwarz und schmelzlos werde»
müsse. Es gibt darüber auch unter
Fachleuten ein eifriges Hin und Her.
Die Frauen, weniger zur Polemik
geneigt und rascher in der prakti
schen Anwendung alter Erfahrungs
sätze, sind wohl alle überzeugt, daß
die meistgctragene Perle auch die
schönste Perle sei, uud haben sich seit
Jahrhunderten auf die eine oder an
dere Weise geholfen, und so manche
Novelle hat sich schon mit diesem
Stoffe künstlerisch beschäftigt.
Jedenfalls ist es ein geheimer
Reiz, den die Perlen durch diese
Sage» noch besitzt. Hat doch so
manches poetische Sprüchlei», so
manches finnige Bild sich aach in
anderer Weise mit ihnen, den Meer
geborenen, besaßt, jodaß sie etwas
Lebendiges, sodaß der Gedanke a»
sterbende Perlen ganz dem sinni
gen Phantasiebilde entspricht, das
wie ein zarter Hauch ihre Existenz
umspielt.
Die Perlensischerei ist uralt, und
wenn man sich ausrechnet, wieviele
dem Boot ans springt der 'arabische
Perlenfischer hinab ins Meer, we
nige Sekunden nur bleibt er unten,
hängt über seine» Schulter», ein
i beinerner Naseiiklcninier verhütet.
- daß das Wasser in seine Nasenlöcher
' dringt. Er atmet tief und springt
- Boden und bringt die aufgerafften
i Mnscheln empor. Jmmersort dies
. hinaus und hinab, dies schwere,
> gründe, dann ein paar tiefe
. Atemzüge im Freien! Vom Mar
. gen bis zum Mittag, dann kündigt
schein. Zwei Drittel des Fund'S
ist der Besitz des Perlenfischers. Das
ist altes Recht hier seit König Sa
lomos Zeiten. Noch heute verfährt
man wie damals: man bewahrt die
Muscheln in ausgehöhlten Baum
stämmen in großen Schuppen aus
und überläßt es der tropischen Hitze
und den Milliarden von Fliegenma
de», die hier ei» behagliches Dasein
führen, die Verwesung der Muscheln
zu Ende zu führen. Es dauert auch
unter diesen Umständen nicht lange,
dann ist nur noch die trockene Auster
unter ein wenig Mcersand dann die
Perle. Doch auch au der Muschel
finden sich noch perlhaltige Reste,
Ansätze, die von Wert sind. Brau
ne Mädchen durchsuchen die Mu
scheln danach bis auf jedes Körn
chen.
Ein Kollier von 40—60 Perlen
hat heute einen Wert von mindestens
60,00(1 Dollars, doch kann eine ein
zige große Tropfperle allein diesen
Wert besitzen, wenn sie ein herrli-
ches, tadelloses Exemplar ist. Wir
dürsen diese Wertsrage nicht iiberse
hen. Tatsächlich sind diese Schinuck
stücke die Sparkasse sürstlicher
Frauen. Sie sind eine zwar nicht
äußerst geschmackvolle Form von
Bargeld.
Angedlich unsinkbares Boot.
Soll auch bei hochgehender See absolut sicher sei».
Verhältnissen. Auf dem Papier oder
vielleicht auch sicherem, ruhi
der^Thems/gezeigt
Sescbicdt« «l«er Slociie.
merkwürdigere Schicksale, als Bücher.
Das nachstehende Beispiel hierfür hat
besonders wegen der mexikanischen
Wirren neues Interesse erhalten.
Im Turm der katholischen St.
Josephs-Kirche zu Pekin, Jll., hängt
eine Glocke, welche anfangs des 16.
Jahrhunderts in der berühmten Gie
ßerei zu Balladolid, Spanien, herge
stellt wurde, Jahrhunderte hindurch
in Mexiko erklang, 1347 zu Vera
Cruz von amerikanischen Soldaten
konfisziert und fortgeschleppt wurde,
und noch mancherlei andere Rollen
spielte, bis sie ihrer heutigen Bestim
mung übergeben wurde.
Als im mexikanischen Krieg die
amerikanischen Truppen Vera Cruz
genommen hatten, war unter ihnen
ein großes Geriß um Gedenkstücke
von dieser alten und interessanten
Stadt. Drei Soldaten von der
Kompagnie G deS 4. Jllinoiser-Regi
mentes welche beim Angriff auf
die Stadt die erste gewesen war, die,
aus ihren Booten in die Brandung
springend, den Vorstrand erreichte
strebten höher: sie erklommen näm-
Kathedrale in Vera Cruz.
lich den Turm der Kathedrale, wo die
alte Glocke hing, und holten sich diese
herab. Sorgfältig in ein Faß sie
packend, das mit Stroh aufgefüllt
wurde, ließen sie dieselbe nach Pekin
schicken.
Sie kehrten mit heiler Haut auS
dem Kriege zurück. Aber darnach
verloren sie daS Interesse an dem
Gedenkstück als solchem; sie verkauf
ten daher die Glocke an die Eigen
tümer des Dampfers „Prairie
State", welcher den Illinois-Fluß
befuhr. Fünf Jahre hindurch wur
den die Silberklänge der Glocke vie
len Tausenden geläufig; damals war
dieser Fluß die Haupt-Verkehrsstraße
der Gegend. Aber am 16. April
18S2, bei einer Wettfahrt zwischen
dem genannten Dampfer und "Ava
lanche", explodierte der Dampfkessel
des ersteren, und das Schiff versank,
unter großem Menschenverlust!
Zwei Jahre lang lag die Glocke
auf dem Grunde des Flusses; dann
wurde sie gehoben und an eine metho
distische Gemeinde verkauft, welche sie
im Spitzturm ihrer neuen Kirche auf
hängte. Dreizehn Jahre hindurch
diente sie den Methodisten so getreu
lich, wie sie in früheren Zeiten spa
nischen und mexikanischen Katholiken
Im Jahre 1867 aber bat die Ge
meinde der obengenannten St. Jo
sephs-Kirche die Methodisten darum,
ihr die Glocke käuflich zu überlassen,
wegen der geschichtlichen und religiö
die Glocke doch keine so große Bedeu
tung hatte, willigten ohne weitere» in
den Handel, bei welchem sie geldlich
Türen versehen, welche, ohne beson
ders schwer zu sein, sich sehr fest
schließen lassen. Mittels einer klei
nen Pumpe wird in das Innere die
nötige Luft zugeführt. Im Not
fall sollen achtzig Personen in dem
Boote Zuflucht finden können. Unter
allen Umständen soll dieses Rettungs
boot binnen wenigen Sekunden ab-
lange Zeit, wie es erforderlich ist,
das sind wenigstens die Versiche
rungen, welche sein Erfinder selber
währte, und daß sie in diesem Falle
auch allgemeine Einführung fände.
Dietrich der verruchte
Wüterich
oder
Blutschuld, Mord und Tanzvergnii
gm.
/
(Eine Bänkelsängerballade.)
Hört die Schauertat, die ich verkünde!
Zitternd schlottert jegliches Gebein,
Denn die Lasterwelt ist voller Sünde,
Ruppig, schäbig, schofel und gemein!
Tränen träufeln wehmutsfeucht her
nieder,
Weil der Mord die Reue frech be
täubt.
der,
Daß sich bang das Herz im Busen
sträubt!
Euphrofyne Schnabelbein, die zarte,
i Lebte unschuldsfroh und ahnungsrein,
! Bis die Liebe wild ihr offenbarte
> Höllenflammig süße Feuerpein.
- Ach, sie glühte wie ein Eisenofen
> Für den Jüngling, der sie aufgefischt,
l Der vom Tanzlokal ihr nachgeloosen,
! Er hieß Dietrich— weiter war es
nischt!
c Euphrosynen Schnabelbein, der klei
e nen,
l Träufelt Honig schmachtend er ins
, Ohr
- Und mit heuchlerisch verrenkten Bei
l mn
, Spiegelt ew'ge Treue er >hr vor.
Bei des Quatsches fiebersiißem
' Hat er teiflisch .h.e Ruh' gemaust.
e
Dazu hat der Frevler nach den Klän
" gen
Eines Walzers flott den Saal durch
saust.
e
' Geld hat Dietrich niemals im Besitze!
" Weh! Des Liedes Jammerton er
r bleicht!
' Aufrecht zwar erscheint des Schnurr
° barts Spitze,
r Sonst im Leben hat er nischt erreicht!
- Wohindestogegen Euphrosyne,
Eine Jungfrau brav und tugendstark,
c. Sich erwarb mit ihrer Schreibwa
re. Alle Monat fünfundsiebzig Mark.
Dieses Opferlamm umgarnte Die
trich.
Selbst da! Buch zur Kasse, wo fi«
spart.
Das verkloppte er beim Hausknecht
Friedrich
Und versumst ihr Geld nach Schur
zu knapp,
Rief: „Hallunk«! Wo sind meine
Drähte?"
Statt zu beichten, murkste er sie ab!
Finstrer Rache Schmachvergeltung
war es,
Dckß die Maid, sonst harmlos von
Natur,
Notbewehrt mit Nadeln ihre? Haares.
Blutig gieksend ihm in's Herze fuhr.
Leichensanft erbleicht die weiße Tnub«,
Dietrich stöhnt verzweifelt: „Sap
perlot!
Jetzt ist's aus und fertig ist die
Laube!"
Legt sich hin und stirbt den Röcheltodt
Doch als lasterhaft verworfner Knabe
Hat er keinen Sinn für Häuslichkeit.
Klettert Nachts um Zwölfe aus dem
Grabe,
Zerrt die Liebste mit voll Scheußlich»
keit.
Und gespensterbleich an schroffer
Klippe,
Wo die Eulen fchrein und Sturm
wind braust,
Tanzen ewig zwei Skelett - Gerippe
Chic und schaurig und das Haar zer
zaust.
W. v. Wegern.
Sperre. Schnattergans:
„Wenn wir nun diese Modetorheit
Ehelicher Zwist. Gatte:
„Du solltest doch endlich diese fort
währenden Streitigkeiten mit den
Nachbarn vermeiden I"
Gattin (weinend): „Das sieh»
Dir ähnlich! Du gönnst mir auch
nicht das geringste Vergnügen I"