Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 22, 1917, Image 3

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    Schulmeisters Keiraty. I
einer von uns Herren der Schöpfung
den bitteren Kelch desselben Leidens
Eines Abends vor Jahren saß ich
rief mein Freund:
„Du willst Heirathen? Das verstehe
ich nicht. Du d«r Bücher schreiben und
„Ach schwatze doch nicht, Schulmei
ster! Du warst ja selbst verheirathet."
„Ich, ja. Aber siehst Du, ich bin all'
ziihle^!"
Luftschloß. Aber ü.ciucls baute ich es
sur Zwei!
Zu rechter Zeit bc'iand ich -nein Ex
ten. .
Die Mutter begann laut loszulachen.
«Du begreifst doch wohl, daß Du als
Echullehrer nicht ein alter, trockener
Deine Wirthschaft führen. Ich kann
Gemeindebibliothek und einen Pfarrer,
der so gelehrt ist, so gelehrt, daß er im
Ausland den Doctorhu! bclommen
Mutter saß ein Weilchen still. „Ja,
ja!" sagte sie. „Aber das wird auf die
Dauer langstielig —das wirstDu schon
Ich starrie Mutter groß an. „Welche
„Hampenborg's Johanne, natürlich!
Sie will Dich haben, siehst Du, ob
so blindes Geschöpf auf der Welt, als
gelehrte Kerle!"
möchte sie gern. Sie hat es so traurig
zu oenn ihr iiiater ist ein »jie.,.
Sie hat etwas Wolle und Leinen im
Kasten, so daß sie nicht mit ganz leeren
Ja, sich! Ein resolutesMäd
schließlich ging sie.
„Adieu, Andres!" sagte sie, als sie
Es gibt Einen, der Alles denkt!" sagte
sie und damit ging sie.
„Das ist ein« Dirn', Du!" sagte
Mutter.
„Das bezweifle ich nicht!" sagte ich.
Ich war durch den Likör ein bischen lu
„Na ja! Wenn Du sie kriegen sollst,
ch s llt si k !
Wirthschaft mit den Mädchen hatte ich
fänden," sagte Mutter. „Aber sie ist bei
ich. Aber Mutter ließ auch keine Ruh
in Allem wäre. Und als sie dann reisen
sollte, sagte sie: „Aber Du könntest dich
Winnen. Du hast doch wohl nicht Angst
vor den Mädeln?"
Sie plagte und quälte mich, bis ich
bracht hatte.
„Na, nun ist es klar zwischen Euch!"
sagte Mutter. „Nun habt Ihr davon
nicht das Herz, die Dirn' zum Narren
zu halten?" sagte sie.
„Ich glaube, hol' mich der Teufel,
lich, daß ich hätte weinen könnend Aber
was sollte ich thun?
mich verletzte.
Die Schulzeit ging im Frühjahr zu
Ende und ich fuhr nach Hause. Und
sie kam auch dorthin. Und Mutter
Tag auf derselben Mühle.
ten.
Eines Sonntags, als wir zu Hause
saßen und Kaffee tranken Johanne
auch, wie gewöhnlich, da kommt der
plauderte von allem Möglichen, Da
sagt er: „Dir gefällt es hier wohl gut,
Johanne! Du läufst ja täglich her
der junge Schulmeister lockt Dich wohl,
was? Ja, ja, man ist niemals zu alt,
um in die Schule zu gehen!"
Ich wurde roth im Gesicht, wie eine
Tulpe. Aber Mutter war flink mit der
Antwort da: „Das ist wohl nicht so
wunderbar sie sollen ja zum Som
mer Hochzeit haben!"
Wie gewöhnlich schwieg ich still —ich
sagte Dir ja schon, daß ich all' mein
Hanne stand ruhig wie ein« Schüssel
saure Milch, und als sie eine Weile spä
ter gehen sollte, faßte sie mich bei der
Hand und sagte: „Adieu, Andres!"
Und bevor ich wußte, wie mir geschah,
legte si« den Arm um meinen Hals und
küßte mich gerade auf den Mund.
„Das schmeckte gewiß wi« Consect?"
sagte der Schulze und grinste. „Aber
weiß der Teufel, was die Leute scham
haft werden müssen, wenn sie in Lund
studiren man sollt« meinen, Du hät
test noch niemals eine Dirn' geküßt."
Du kannst Dir gar nicht denken, wie
ich mich schämte! Aber ich konnte doch
auch nicht sagen, daß es wirtlich das
erste Mal war. Mir trat der kalte
Schweiß auf die Stirn, aber ich
schwieg. Und das Merkwürdige war,
daß mir von dem Kusse ein wenig wirr
im Kopfe geworden war.
Als der Schulze gegangen war, sagte
Mutter: „Ja, mein Junge! Du weist,
daß ich Dir wohlwill eine bessere
Frau bekommst Du niemals. Und
nun verstehst Du wohl, daß Dir nichts
Anderes übrig bleibt, als so bald wie
möglich zum Herrn Pfarrer zu gehen?
Morgen weiß es die ganze Gemeinde,
so eine Klatschbase, wie der Schulze ist,
und Du willst doch wohl nicht, daß die
Dirn' zum Skandal werden soll?"
Meinst Du, ich hätte Nein sagen
können? Solch ein Schaf, wie ich im
mer gewesen bin! Nein, ich ging also
natürlich zum Pfarrer. Es war mein
Schicksal darüber Ist nichts zu re
den.
Hauslehrer des Pfarrers neben mir
sitzen. Und das war ein in Geschichte
beschlagener Kerl. Ich dachte nicht ei
sprichsN" sagte sie.
leicht doch übel gehandelt habe!" sagte
sie und schluchzte.
„Man hätte mich wohl in Ruhe las-
Na, ja! Ich goß in Eile zwei Glas
dicken Scharteken ich werde den
Haushalt führen. Zur Last werde ich
Dir nicht werden, denn ich werde mein
Deinem Fryxell lesen gut« N-icht."
»Und sie ging von Dir fort, Schul»
nen Frhxell vor. Ich entsinne mich noch,
daß ich von Gustav Adolf und Ebba
Brahe las das ist jedenfalls eine
rührende Geschichte, was? Das ist Lie
be, Du! Ich entsinne mich, daß ich in
der Nacht weinte, als ich es las. Ein
mal bekam ich den Einfall, zu Johanne
ist mchr von
was?....
umfchnüffeln wie sie sagt« statt
ein richtiger Mensch zu sein. Aber sie
versah ordentlich das Haus und wir
ten sie aufrichtig sie küßten sie früh
und spät sie küßten sie wohl auch für
mich.
Versteht sich! Ich hätte ja eine Frau
werden, uns«r Herrgott damals er
mich und die Johanne zusammenthat,
sehr In Gedanken dagesessen haben
muß.
„Er kannte Euch beide besser, als
Tode geplagt hätte, i,Aus Dein Mädel!
Prost, Junge!"
„Danke!"
„Hör Du. Ich verstand die Johann«
niemals, als bis sie starb und das
ist schade. SiehstDu —als sie auf ihrem
Sterbebett' lag, da bekam ich etwas zu
soviel gedacht! Ich habe niemals mit
Dir— Ssp ch >
Ja, eines Abends komme ich hinein —.
da saß die älteste Mamsell von Psar-
Thüre hin.
„Aber Du thatest es doch aus hei
ßer Liebe zu ihm!" sagte die Pfarrers
mamsell.
„Ja! Das weiß der Allmächtige. So
wie Andres mir am Herzen lag, kann
sag^
Ich habe einmal in sie hineingeguckt."
„Ja, das ist ja aber Irrlehre!"
„Das kann schon sein. Davon ver
stehe ich nichts. Aber was dort stand,
ist mir auf die Seele gefallen: dort
stand, daß wir in der andern Welt ge
wie hier. Wie unendlich lieb werde ich
dann Andres haben; aber er—. Und
dann noch eins, was tausendmal
schlimmer ist!Er, der sovielTalent zum
Lernen hatte und alle Bücher der Welt
durchstudirt hat denke, was hätte
aus ihm für ein Kerl werden können.
Rath geben!"
„Ich fürchte, es ist zu spät, daran zu
rühren! Ich wollte es ihm sagen, als
unser erster Junge geboren war. Aber
stand mich selbst nicht. Wie sollte er
d s G s E d
sprachen niemals davon ich wußt!
nicht, wie ich ihr Alles sagen sollte, was
ich dachte. Und dann verschied sie."
„Das war eine schwere Herzensge
sch'chte, Schulmeister!" sagte ich.
„Ja! Prost! Aber das sage ich wenn
Gerade als wenn es aus Gottes weiter
Welt etwas Wehrloseres geben könnte,
als einen armen Kerl. Aber ein fran
zösisches Sprichwort sagt ja: Was die
Frau will, will Gott! Vielleicht ist «S
so!"
Aas Glück.
Hütte, in der drei Schäferinnen wohn
ten, Lisei, Ada und Anna Marie.
An einem schönen Sommermorgen,
als die drei eben ihr Lager Verlaffen
hatten und die weißen und schwarzen
Lämmlein auf die Weide führen woll
ten, da klopfte es an der Hausthür.
Lisei eilte, um zu öffnen, doch eh' sie
es zu thun vermochte, flog die alte
Thüre, wie von einem Zauber berührt,
weit auf, und eine rosige, strahlende
Gestalt trat ein.
Scheu und glanzgeblendet drückte
sich die goldhaarige Schäferin Ada in
den Herrgottswinkel ihrer kleinen Be
hausung, glitt da zur Erde nieder und
bedeckte das Antlitz mit beiden Händen.
Anna Marie stand stolz und aufrecht,
die dunklen Augen forschend und
voll Mißtrauen auf die lichte Erschei
nung gerichtet. Ja. „das Glück"
wäre ungastlich in der Hütte em
pfangen worden, wenn Lisei nicht ge
wesen wäre, die ihm mit offenen Ar
men entgegeneilt. In dem jungen
fröhlichen Herzen der braungelockten
Schäferin war weder Scheu noch Miß
trauen.
Freundlich neigte sich die seltsame
Erscheinung über Lisei und küßte die
reine Stirne des Mädchens. Dann
sprach die Lichtgestalt: „Ich bin das
fühlte voll Entzücken des Glückes Kuß
zu fassen da bebt der armen
Hirtin scheues Herz. „Zu schön, zu
unerreichbar", kommt es zagend über
umflort.
Anna Marie steht aufrecht in der
Hütt«. Nichts ist kn Ihr von der
jauchzenden Gluckseligkeit Liseis, nicht»
»on der demüthigen Bewunderung
und Entsagung der Ada. Ruhig
forschte sie, ob das, was sie je vom
Glücke gehört, diesem Wesen gleich sei,
ob diese lichte Gestalt nicht vielleicht
nur ein Schemen sei. Dann greift
Anna Marie nach ihrem Hirtenstab,
sieht nach den Lämmern, die draußen
weiden, und da das jüngste fehlt, geht
sie es suchen. Sie verläßt die Hütte,
in der das Glück eingekehrt, fragt
ken, die es da drinnen vertheilt. Ein
Lämmlein hat sich verlaufen, und das
zu suchen ihre Pfli-yr.' Und die
Pflicht o, die kennt sie. Das
Glück aber ist ihr fremd, sie ist ihm
noch nie begegnet.
Bergauf, bergab sucht Marie das
verlorene Thiere. Endlich, da es schon
zu dämmern beginnt, hat sie es ge
sunden, und nun eilt sie nach Hause.
Vor der Hütte angelangt, bleibt sie
geblendet stehen. O Himmel, wie
licht und strahlend ist die sonst so dü
stere, altersgraue Hütte! Anna Marie
lauscht; vor der Hütte singt ein Vo
gel, nie gekannter Jubel durchklingt
sein Lied. Ein Jauchzen ist es, ein
Schmettern, daß der Hirtin die hellen
Thränen über die Wangen rinnen.
' „Was ist das, was ist das?" fragt
„War ich denn blind? Ist doch das
Glück bei uns eingekehrt, das Glück,
das Glück, nun erkenn' ich es."
Anna Marie will in die Hütte; da
schaut sie auf der Schwelle die Licht
gestalt, das Glück. Freundlich redet
dei-seltsam-. nun scheidende Gast zu
„Ich muß fort, mein Liebling, tau
send und tausend Menschen harren
sehnsüchtig meiner, darum bin ich so
flüchtig, liebes Kind, weil ich jeden
Erdgeborenen einmal, und wär's auch
an Anna Marie, „wer nicht daheim,
der hat's versäumt."
„Ich zweifle nicht mehr an dir",
ruft die heimgekehrte Hirtin, „du bist
das Glück, ich habe es erkannt."
„Erkannt?" wiederholte wehmüthig
das Glück, „erkannt? Armes, thörich
tes Menschenkind; die Stunde, in der
du dein Glück erkannt, ist auch die
Günstige Gelegenheit.
Als die Reih« der Toaste bei der
neuen Rectors veranstaltet worden
war, zu Ende ging, klopfte der Stu
diosus Moppel an sein Glas, und als
darauf eine feierliche Stille eingetreten
war, sprach er, sich erhebend:
„Gestatten Sie mir, meine sehr ge
ehrten Herren, daß ich den günstigen
Augenblick benütze.wo wir alle so fried
lich und in fröhlicher Laune beisam
men sind, noch vor Schluß des s»
vielleicht zehn Mark pumpen?"
Gcdaiikciispälic.
Die Liebe lebt von einem Blick,
Doch muß sie auch o Mißgeschick,
O herzbedrückendes Verderben!
Oftmals an einem Blicke sterben!
Neid erwecken! Wie falsch, der Neid
schläft nie.
Was Du gedacht, gewollt, erfahren
Auf Deines Lebens stiller Bahn,
Wozu der Welt es offenbaren ?
Sie schätzt nur das, was Du gethan.
Manchen Menschen freut bei seinen
Erfolgen hauptsächlich das Bewußt
sein, daß sich Andere d'rüber ärgern.
Di« Palme der Meisterschaft erringt,
Wer in dem Schönen das Neue bringt!
Zu verlockend! Präsident:
„Wie kamen Sie dazu, einzusteigen?"
Angeklagter: „Herr Präsident: in der
Nacht um Zwei, kein Wächter da, in
der Näh' «in offenes Parterrefenster —
da wären Sie auch eingestiegen!"
Schlagfertig.
schlecht..." Kellner: „Bitte, die sind ja
auch nicht zum Riechen da, sondern
zum Essen!
Benutzte Gelegenheit.
eine Quelle, da können wir gleich un
sern Durst löschen. Gatte: Na, dann
gieb halt mal aus dem Korbe die