Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1917, Image 2

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    Der letzte Versuch.
„Ich inSchte ja ganz gerne heirathen,
lieber Freund, ich sträube mich gar nicht
„Geh' doch mit Deinem Aber!"
„Schau, Albert, Du weißt ganz gut,
daß ich ein stiller Träumer bin, in mir
net, das inein Herz ersonnen, da»
Schicksal hat mir noch nicht das Wesen
in den Weg geführt, an welches ich mein
Nviinmphrasen! Ehe und Romantik!
Heutzutage gibt es nur Vernunftehen,
alles Andere ist verrücktes Zeug. Ein
bestimn'tes Einkommen vermählt sich
mit einer fixen Mitgift, das ist nach
heutigen gesellschaftlichen Begriffen
„Ehe"."
„Du willst mich nicht verstehen! Mir
ist die Form, in der unsere Ehen ge
unserer Salons sind mir auch gerade
nicht symPathisch. Es ist Dir bekannt,
wie eifrig ich bemüht bin, derartigen
„Ach, Ernst, ich sehe, Du willst mit
Also Servus! Sonst schmollt meine
Else. Ich erwarte stündlich Deine Ver
lobungstarte. Buchdruckerei Stein
die schlummernden Gefühle weckt. Ein
Duft von Glück scheint den Saal zu er
füllen.. ..
Stimmung beherrscht ihn, er hat die
„Erste Beste" gewählt. Die schim
mernden, festen Zähnd seiner Begleite
rin sind mit allerhand Süßigkeiten be
schäftigt. Trotzdem spricht das Mäd
chen ziemlich eisrig. Es ist komisch zu
tichen Laufbahn widmen wollte. Ernst
selbst zu den Recepte?« Postscripta
Geschlecht, sie sprach sehr weise, fast wie
Ernst zitterte und schwankte. Es
keine auffallende Schönheit, aber auch
nicht hübsch im gewöhnlichen Sinne.
Rührende, fesselnde Züge, übergössen
von bestechendem Liebreiz, ein anmuthi
ges Aeußere, das Einen aufforderte, die
stille Seele zu studiren Ihre necki
schen Augen lachten so zärtlich, wenn
er ein- verstecktes Eomplimcnt sprach.
Ernst glühte, er war verliebt.
„Das ist die Rechte," frohlockte seine
Seele. Und gespannt horchte er aus
ihre Worte, zitternd lauschte er dem
Wohllaut ihrer bescheidenen Stimme.
Er bebte; erregt hing er an jedem
das ominöse Wort „Ehe" in den Mund
nehme. Der Zufall schien ihm gewo
gen zu sein, denn sie plauderte fröhlich
über alles mögliche Andere. Ernst
freute sich aus innerster Seele, daß seine
Romantik Recht behalten hatte, diesem
Wesen gegenüber.
„Der Würsel ist gefallen," jauchzte
er, und in muthigcn Worten sprach er
rasch, als ob ihm Jemand zuvor kom
men könnte:
„Mein Fräulein, ich bin entzückt,
Sie leimen gelernt zu haben; verzeihen
Sie, das! ich nach einer so kurzen Be
kanntschaft es schon wage, Ihnen ein
Geständniß zu machen. Aber noch nie
bin ich einem Wesen begegnet, das die
Bürgschaft süe ein gemeinsames Glück
so sehr in sich zu tragen schien. Wollen
Sie für's Leben die Meine werden,
darf ich bei Ihren Eiterig um Ihre
Hand bitten?"
Mit einem lächelnden Blick erwiderte
sie: .
»och in den Flitterwochen."
Ernst schwindelte, vor seinen Augen
verschwamm Alles zu undentlichen For
men. Tie Decke senkte sich aus sein
Haupt, zwei Tanzbeine schwangen sich
drohend über ihn schwarze und
blaue Farben tänzelten an ihm vorüber;
Himmeln gestürzt:
„Entschuldigen Sie mein Fräu
lein, Pardon! Madame, aber ich habe
Sie sür mein Kopf schmerzt mich
Saale.
Sein Freund aber hat bis heute
ten.
Von der «aftlkSpfigkcit.
denen da-Z Haupthaar vor der
Tie Haare der Frauen sind weniger
Fährlichkeiten ausgesetzt als die der
Männer: für sie gibt es keine Barbier
stuben, in denen thatsächlich alle Welt
über einen Kamm geschoren wird, in
Die (Chinesen als Hühnerzüchter.
Ein angenehmer
Schwiegersohn. Vater: „..wie
geht's mit der Kunst Deines Mannes?
Verkauft er denn auch Bilder?"
Tochter: „Freilich! Vcn denen, die
Du uns zur Aussteuer gegeben, ist
kein einziges mehr da."
AucheineKrankheit.
A.: „Wie geht es Deiner Frau?" B.:
„Schlecht!" A.: „Ja, was fehlt ihr
denn?" B.: „Sie leidet an Dienst
boten-Wechsel-Fieber."
Modern. Tante (zum
Brautpaar): „Na und nun Kinder
chen, zeigt mir auch den Platz, wo Ihr
Euch verlobt habt!" Beide: „Den
gibt's nicht!" Tante: —
Beide: „Wir hab:n uns durch's Tele
phon verlobt!"
Fortschritt. „Ihr Student
im vierten Stocke ist ja wohl solider
geworden?" Hauswirth: „Ja, jetzt
kommt er nach der Kneipe schon bis
zur zweiten Treppe!"
„Gehologie". Unteroffi
zier: „Was sind Sie in Ihrem Zi
„Gcologc, Herr Unteroffizier."
ll) Kilometern schlapp?"
Zustimmung. Bortrazen
>ielcbt hätte."
Uomeo «ud Julia.
färbte Stimme flötete:
„Einziger, theuerster Papa
Ich kann keinen Manu mit Mitgift Hei
rathen. Mein schwärmerisches Herz
hat sich «in ganz anderes Ideal erson
gen versetzt, einen Romeo, der...."
„Gut, such' Dir einen solchen Romeo
selbst. Ich verstehe mich auf harmo
nische Schwingungen nicht.
nie damit was zu thun gehabt, ich nie
vielleicht kann Dir Deine Mutter be
hilflich sein."
Julias Miene wurde trübe.
.Na, Du hast ja Recht, entortete
Tochter" an diesem Worte berauschte
sich der Alte— „wenn Du trauerst
Aber ich sage Dir, ich kümmere
mich nicht mehr um Dich, ich schwöre
eS Dir bei dem Geiste Banquo's—"
„Ah" unterbrach sie ihn „Pa
pachen, Du hast Macbeth gelesen, ich
danke Dir Herzenspapachen."
„AuS Macbeth ist das ich hab'
jammerte das classisch belesene Mäd
chen.
„Also daS war mein letztes
im Staate Dänemark."
„Wie, Hamlet, hast Du gesagt
Herzenspapachen, sprich nur so weiter
.... könnte Dir stundenlang lau-
Adieu!"
„Verstoßene Tochter? Du kennst
also König Lear, Herzenspapachen?
fragte sie spannungsvoll.
Der Vater war bereits bei der
Thüre uud hatte die classische Frage
nicht mehr gehört.
men. Und so sehen wir Julia's Papa
aus dem Wege zu einem tüchtigen Hei
rathsvermittler, der für alle Arten hei
beste Material steht uns zur Verfügung
bitte hier ist das Photographie-Al
buiii."
„Das^giebt'S nicht, ich bin jeder
Ausgabe gewachsen. Hat JHre Tochter
eine so schöne Sammlung körperlicher
Fehler taub, blind oder bucklig?"
„Mein Herr, meine Tochter ist ein
Engel!"
„Das kenn' ich, das ist die Ansicht
aller Väter."
„Ich wiederhole Ihnen, meine Toch
ter ist fehlerfrei."
„Umso besser. Also Convenienz-,
Liebesheirath, Mesalliance gefällig?"
inquirirte der HeirathSvermittler weiter.
„Ja, bei meiner Tochter steht die
Sache so: sie ist sehr poetisch."
„Dichtet sie vielleicht dann aller
dings ist die Sache heikel, aber zu »er
zweifeln brauchen Sie deshalb doch
„Nein, dichten thut sie Gott sei Dank
nicht, doch sie ist Jdealistin aus Ueber
zeugung." .
„Jdealistin? Haben Sie vielleicht
ein Bild da?" fragte der Vermittler
mißtrauisch.
„Na na wegen dsr Schönheit
dürfen Sie unbesorgt sein, sie ist mir
wie aus dem Gesicht- geschnitten."
„Gut sagen Sie, was ist die
Lieblingslektüre Ihrer Tochter?
.Romeo und Julia. Das lann sie
„Wird sich machen lassen auch
derartige Fälle Pflegen bei unserem aus
gebreiteten Geschäfte vorzukommen.
Paul, suchen Sie sofort Romeo und
Julia heraus. Ich habe da einen
jungen Kaufmann, der wird darauf
trainirt. Der dürfte Ihrer Tochter
„Ich mache Sie darauf aufmerksam,
daß sich bei Ehen mit Poesie die Pro
vision etwas höher stellt. Doch zu hoch
genommen werden Sie bei uns nicht."
Man verhandelte noch eine Weile
und besprach sodann «in Rendezvous.
Ein herrlicher Frühlingstag. Die
Feiertagstoilette angetban und ruft
ihren Geschöpfen ein heimliches „Liebet
Euch" in die Seelen. Der routinirte
anver zu drängen. Heute sollten sich
die jungen Leutchen „finden." Der
Kaufmann ist mit der dringendsten
Poesie gewappnet, er sprudelt förmlich
von Citaten.... alles „Romeo und
Julia."
Die Gesellschaft hat einen Spazier
gang in den Wald unternommen. An
schriften der Literatur gemäß „verirrt"
„Ist Nachtigall, mein Fräu
lein?...."
Mit strahlendem Angesicht sieht ihn
Julia an und in ihrem Herzen tlopft
es: „Das ist der Hechte".
Natürlich war es das Pfeifen irgend
einer prosaischen Meise.
„Ach, wie schade, daß heute kein
Mondschein leuchtet und die Sterne
Sie seufzte voll Jubel.
ganz treu an die Situation halten
wollte.
Ach, warum hatte der tüchtige Herr
fügte er leise bei.
„Sie zanken wie Montecchi und Ca
puletti," jauchzte es in einer stillen
Ecke, aus Julias Seele.
Also auch für die nöthigen Hinder
nisse hatte der findige Vermittler ge
sorgt. Der verstand die Regiekünste.
visirten Alpenglühen. Dem Manne
ist alles zuzutrauen! Solche Hindernisse
waren ihm übrigens leicht herzustellen,
habt! chP
„Sie können ja nicht spielen," rief
wüthend Montecchi-Maher."
„Sie kennen kaum die Karten," gab
Eapuletti-Müller noch wüthender zu
rück.
„Ich sage Ihnen, das ist die letzte
Partie, die» ich mit Ihnen gewinne,"
auSsührlichen Zanke der beiden lieben
Papa'S.
„Er ist mein Ideal ich sehe eS
immer klarer, ibn werde ich Heirathen",
zuckte es durch iyr Gehirn. Die Arme
hatte bereits gebangt, daß ihre Ehe an
der Freundschaft der Väter zu Grunde
gehen würde.
Als man spät Abend? nach Hause
war doch ein geschickter
Mann, geübt im Geschäfte Und
das Paar schmiegte sich innig aneinan
liebt den Duft ihres Athems.
„Ach wenn uns Papa seine Zu
stimmung gäbe", kam es zagend von
seinen Lippen.
„Nein, nein", rief sie entsetzt, als ob
man ihr eine ihrer besten Illusionen
rauben wollte.
nifche Ehe . -
Echtheit der „Poesie" ihres Gatten,
denn von allen Meisterwerken der Lite
ratur scheint er nur „Romeo und Julia"
zu kennen. Dies Drama genügt ihr
aber zu ihrem ehelichen Glück und wenn
——bgefiihrt. Wirthin: „WaSl
'ne Fliege war im Kaffee? Ja, dafür
kann ich doch nicht, ich stecke doch nicht
drin." Miether: .DaS weiß ich, ich
habe ja auch nicht gesagt, daß ein«
Gans drin herumschwimmt!"
am besten zu gedeihen.
Für Heilzwecke wird die Wurzel d?e»
ser Pflanze im Herbst, oder auch zeitig
im Frühjahr, herausgenommen, sofort
getrocknet und dann zu Pulver zer
malmt. Sie läßt sich als eine wahr
haft „moderne" Heilpflanz« bezeichnen»
sofern sie ein gutes Mittel bei übermä
ßiger nervöser Empfindlichkeit ist, vor
ausgesetzt daß letztere nicht mit irgend
einer organischen Beschädigung in Ver
bindung steht. Denn sie ist von Natur
aus besänftigend.
Man nennt sie oft auch den ameri
kanischen Baldrian (Valeriane), da sie
im Wesentlichen dieselben werihvollen
Eigenschaften besitzt, wie jene vielge
nannte europäische Pflanze, und in
kräftigend wirken lann. Besonder»
schätzenswerth ist sie gegen krankhafte
Empfindlichkeit des Auges, Neuralgie,
hysterische Zustände, nervöses Kopfweh
und Schlaflosigkeit.
jenem Pulver ist eine genügende Dose;
man mischt dasselbe mit versüßtem
Wasser oder Syrup. Es wirkt
schmerzstillend und kann als Schlaf
mittel verwendet werden, ohne die nach
theiligen Wirkungen des Opiums zu
haben. Auch in Verbindung mit Ca
lamus läßt es sich dabei erfolgreich an
wenden, und ein Theelöffel Frauen
schuh-Pulver in einer Tasse versüßtem
Kunigundenkraut - Thees („bonefet
tea") hat glaubenswllrdigen Berichte»
nach schon Fallsucht oder Epilepsie ge
heilt und den vom Säuferwahnsinn
Befallenen Schlaf^verschafft.
auf Schutt- und wUstenliegenden Or
ten wächst, und dessen weißeßlüthen im
Juli und August in dichten Quirlen
welchem die Blätter überzogen si»d,
gibt der ganzen Pflanze etwas Weiß
liches. Ihr Geruch ist aromatsch, aber
Pflanze noch in Blüthe steht.
den Wassers gießt, wovon ein Wein
glas eine Dosis bildet. Das Pulver
ist auch bei den fortgeschrittenen Stu
mensch! »Sie haben 30 Dienstjahre,
Herr Rath. find reich und unabhängig
warun gehen Sie nicht in Pen
sion?" „Ich freue mich halt jede»
Jahr gar so sehr auf meinen Urlaub!"
Moderne Anschauung.
.Mein Schwiegersohn hatte, wie «r
um meine Tochter freite, keinen Pfen
nig Schulden!" „Da hat er all»
wohl aus reinem Uebermuth gehei
ri>tket?l"