Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 20, 1917, Image 3

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    Ikabin^Hlsll.
I (4. Fortsebung).
die Tatsache, daß dieser Mensch so
mit einem zweifelhaften Menschen
verkehrt."
„Was soll der tun?"
Bekannte.
„Betrifft es mich?"
'Dinn will ich es nicht hören"
Rest Ihrer Lebensgeschichte erzählt ha
als irgend etwas, was Sie über meine
bescheidene Person zu sagen haben
tonnten."
„Da ist nicht mehr viel zu erzählen.
Ich sagte Ihnen, daß Vater in dem
unglücklichen Duell fiel. Ich habe oft
Mutter wurde krank; das ganze Ver
mögen ging auf in teuren Badereisen
und dergleichen. Vor sechs Monaten
starb sie."
er nicht erwartet. Bei dem lebhaften
Interesse, das er für das Mädchen an
seinem Arm hegte, hatte er möglichst
viel über ihr Leben erfahren wollen,
und hatte dabei einen Blick hinter die
Kulissen gewisser Existenzen getan.
Hatte von einer freudlosen Jugend
. gehört und von einem jeden Sport
liebenden Vater, der aber ein Ehren
mann gewesen war bis in die Finger
spitzen. Und von einer bildschönen
verliebt hatte; auch etwas, was e? be
greiflich finden konnte. Der Mann
war alles andere als ein Ehrenmann.
hätte er sich doch sagen können, daß er
hier alte Wunden aufreißen würde.
Und sechs Monate war die gute
Dame erst tot; sechs Monate war die
ses Mädchen an seiner Seite Vater- u.
Er drückte ihren Arm fest an seine
Seite; das Blut stieg ihm zu Kopf,
als er bemerkte, wie sein Druck erwi
„Böse sein? Ihnen? Das könnte
Mark abzuschließen?"
„Woher wissen Sie das?" fragte
s?!"
den Schatten der Kommandobrücke.
„Das ist doch unerhört! Wen geht
denn das etwas an?" Und dann, sei-
Jhnen sehr dankbar für Ih» Mit-
„Aber wen geht denn das wirklich
etwas an?"
„Die Wette ist auch zu hoch bei
solch fraglichem Resultat," wandte
Hertha ein.
Da erzählte ihr Könnecke den Her
gang der Wette. Sie hörte aufmerk
sam und gespannt zu.
„Das erklärt allerdings alles,"
meinte sie dann. „Aber davon ist auch
nicht ein Wßrtchen gesprochen worden;
nur von dem Abschluß der Wette
M" ner m t ih n L
delt, mit ihrem Instinkt. Hertha hätte
„Wahrhaftig Sie haben recht!
So sieht es aus nicht?"
t K dV"ck
gemeint war.
Zur selben Zeit saßen der Kapitän
und Gräbert wieder einmal beim
sten Entschluß bleiben?"
hätte. Jetzt aber liegt diese Wette um
lebhaft. „Tun Sie's sofort. Un in
die' er mir persönlich zu überreichen
hat. Gleichfalls von jedem Tele
gramm, das Könnecke absenden
sollte."
zu Bett gebracht. Jetzt dürfte es Zeit
von dem monotonen Stampfen der
Maschinen, von dem fast spiegelglat
ten grünen Meer. Er blickte hinaus
zum Horizont, dorthin, wo der Him
mel und die Erde sich im Kreise zu
zereinigen schienen, ohne etwas zu se
hen. Bis ihn plötzlich ein lautes Wort
und ein leichter Schlag auf die Schul
ter aus seinem Sinnen emporriß. Vor
ihm standen Bergmann und Sir Al
fred.
„So nachdenklich?" rief der Eng
länder. „Aus dem Schiff soll man
nicht grübeln, nicht sorgen, sondern
die herrliche Luft atmen und sich fei
was muß man tun, um sich auf dem
Schiffe so recht seines Daseins zu
freuen?"
„Man spielt eine Partie Poker,"
gerade drei."
„Aber mit Vergnügen!"
Wenige Minuten später drehte
Könnecke im Rauchsalon die Karten
Und er reichte das Päckchen dem
Gegen Abend es dunkelte bereits
wurde die .Olympic" gesichtet.
zwei oder drei Seekranken brachten es
fertig, sich aus ihren Liegestühlen auf
zurappeln und zur Reling hinüberzu
wanken. Dort, am Horizont, hinter
läufig noch von der scheinbaren Größe
einer Walnußschale, wurde das eng
lische Schiff sichtbar...
Es ist auf dem Meer immer ein
Ereignis, wenn ein anderer Dampfer
irgendwo in Sehweite vorbeifährt.
Und in diesem Falle erhielt das Er
eignis einen erhöhten, besonders pi
kanten Reiz durch die hohe Wette. Die
Passagiere waren in zwei Lager ge
teilt; bei allem Geflüster gegen Kön
necke wünschte man ihm doch den
Sieg. Weil er eben ein Deutscher war
und es sich um ein deutsches Schiff
handelte. Aber alles, was auf dem
Schiffe nicht deutsch war, gehörte zur
anderen Partei; an deren Spitze
Pitrou.
Es wird schnell finster auf dem
Meere. Eben ist es noch Tag da,
plötzlich, ist es schon dunkel. Sterne
flimmern am schwarz-blauen Himmel;
ein Leuchten, wie von unzähligen
Glühwürmchen, geht durch die Flu
ten. In den Winkeln des Promena
dendecks, in den dort angebrachten
lauschigen Nischen und Lauben sam
melt sich das junge Volk. Der Mond
geht aus und lacht dazu mit breitem
Gesicht, genau so wie auf dem Lande.
Von der „Olympic" waren jetzt
nur ein paar farbige, leuchtende
Punkte zu sehen; die Lichter ihrer
Masse. Was die Passagiere im allge
meinen aber nicht abhielt, hinüberzu
starren wie auf ein Wunder.
Auch Erich Könnecke und Hertha
von Girsdorff gehörten dazu. Man
ließ sie allein stehen; bildete förmlich
einen kleinen Halbkreis um sie herum.
Denn man sagte sich, daß die Ge
schwindigkeit der.Olympic" schließlich
betraf nun, es war ja ein ziemlich
kräftiger Flirt den hier und da
wohl vielleicht eine alte Dame „anstö
ßig" fand. Aber im großen und gan
zen kümmerte man sich in dieser Be
ziehung wenig um, seine Nachbarn.
Schon um selbst um so ungestörter
flirten z« können.
Die beiden jungen Leute starrten
hinüber zur „Olympic". Doch
wovon sie sprachen, das hatte mit dem
englischen Dampfer tatsächlich nichts
„Ich glaube, ich habe des Rätsels
Lösung," sagte Könnecke.
Sie blickte ihn fragend an. Er
schüttelte den Kopf.
„Es ist noch nicht spruchreif. Und
hier könnte ich es auf keinen Fall er
zählen. Man ist ja hier wie von
Vorsichtig glitt seine Hand am Holz
der Reling entlang, bis seine Finger
die ihren berührten. Langsam glitten
sie weiter, bis seine Hand auf der
ihrigen lag.
Ren?" fragte er weich.
„Bedenken Sie! Sie wissen, wie
leicht alles hier zu Klatschereien neigt.
Wenn man uns sähe?"
„Ich möchte doch so gern einmal
mit Ihnen ganz ungestört, ganz allein
sein." .
„Glauben Sie, ich nicht?"
Er näherte seinen Kopf ihrem Ohr
und deutete mit einem Finger über
das Wasser, als wenn er ihr sehr in
teressiert irgend etwas erklärte.
„Ist das wahr?"
Sie nickte stumm. Da berührten sei
ne zitternden Lippen ihre Ohrmuschel
in flüchtigem, heißem Kuß.
Lautlos standen sie ein Weilchen.
Dann sagte er mit leiser, fester
Stimme:^
Mir ging's ebenso. Also ein zufälli
ges Zusammentreffen hier oben. Und
wer's nicht glaubt, der bekommt's mit
.Aber mein Ruf!" protestierte Her
tha flüsternd.
der Mond ihr Gesicht voll beleuchtete,
es viel blasser erscheinen ließ, als es
sonst schon war, und die Augen und
dauernden Offenbarung. Das ist im
mer so gewesen in aller Welt, das
wird !mme» so bleiben.
ten. Aber dieses Mal blickte er ihr fest
„Halten Sie mich für einen Mann,
der Ihren Ruf wahren kann? Hältst
Selbst bei Mondenschein konnte er
sehen, wie ein- Glutwelle ihre Wan
gen überzog. Ein Druck ihrer Hand
war die Antwort.
„Dann überlasse Deinen Ruf mir.
Wirst Du kommen?"
Wieder ein Druck.
„Auf dem Promenadendeck unter
der Kommandobrücke."
Schon beim Pokerspiel hatte sich
Sir Alfred Tucker nicht besonders
wohl gefühlt. Trotz unzähliger
Whiskeys und Sodas war ihm doch
immer übler zumute geworden, bis er
schließlich die Karten aus der Hand
legte und erklärte, auch ihn habe die
böse Seekrankheit gepackt. Aber er
wolle es nicht bis zum „Ausbruch"
kommen lassen, sondern würde sie in
seiner Kajüte zu bekämpfen suchen.
Die beiden anderen Männer hatten
ihn in gutmütiger Art ein wenig ge
hänselt; dann hatte sich Sir Alfred
Er war dann wieder in elegantem
Gesellschaftsanzug zum Diner erschie
nen und hatte sich Mühe gegeben, sei
ne Nachbarin, die Gräfin, zu unter
halten, aber es wollte nicht so recht
gelingen. 'Er mußte sich noch vor
Schluß der Mahlzeit wieder in seine
Kabine begeben, was natürlich allen
Anwesenden auffiel.
„Engländer sind doch eigentlich
sonst nicht so," bemerkte der Kapitän
zu seiner Nachbarin, der Gräfin Za
chy, die zum anderen Nachbar Sir Al
fred hatte. „Gewöhnlich sind das
ziemlich seefeste Menschen. Und gerade
bei Sir Alfred, der die Reise schon
öfter gemacht hat, wundert mich die
ser Unfall bei verhältnismäßig ruhi
gem Wetter."
„Sir Alfred ist vielleicht überhaupt
ein wenig verstimmt," verteidigte ihn
die Gräfin. „Ich bin überzeugt davon,
daß er morgen wieder auf dem Posten
sein wird. Ist er nicht übrigens ein
reizender Mensch. Herr Kapitän?"
Der Kapitän war selbstverständlich
der Ansicht seiner Nachbarin. Und
dann wandte sich das Gespräch dem
jetzt so brennenden Thema zu.
Während nun die Passagiere oben
die bunten Lichter der „Olympic" mit
bloßem oder bewaffnetem Auge ver
folgten, und Erich Könnecke und Her
tha von Gilsdorfs ihre Verabredung
für die Nacht trafen, lag Sir Alfred
im Bett seiner Luxuskabine, allwo er
seine Seekrankheit bekämpfte. Die Art
dieser Bekämpfung hätte jeden Men
schen. der auch nur das Geringste von
solchen Dingen verstand, in großes
Erstaunen versetzt. Sir Alfred lag
nämlich in feinem Bett, las einen Ro
man, rauchte eine Pfeife und neben
ihm stand eine große Flasche mit
Whisky und ein Sodasyphon. Bon
Zeit zu Zeit füllte er das Glas nach
und nahm einen herzhaften Schluck.
Nun sind diese Genüsse schon geeig
net, selbst bei einem gesunden Men
schen Seekrankheit zu erzeugen; be
kämpft hat sie wohl noch kein Mensch
auf diese Art. Aber, vielleicht war die
Konstitution Sir Alfreds anders be
schaffen wie die anderer Menschen.
So schmauchte, las und trank er
behaglich eine ganze Weile. Da klopfte
es an seiner Kabinentür.
„Wer ist dort?"
„Ich der Steward. Ich wollte
mich erkundigen, ob Mylord irgend
welche Wünsche hätten."
„Das nicht. Aber das Telephon
habe ich hier neben meinem Bett.
Wenn ich etwas wünsche, werde ich
schon telephonieren."
„Verzeihung. Mylord. Aber da
mein Dienst für heute erledigt ist,
wollte ich ohne mich er
„Das ist sehr nett von Ihnen. Aber
ich habe jetzt nur das Bedürfnis, zu
ruhen," unterbrach Sir Alfred von
innen. Dann lauschte er gespannt.
„Natürlich hört man nicht,"
brummte er vor sich hin. „Auf diesen
dicken Teppichen würde man selbst
einen Elefanten nicht hören. Hoffent
lich hat sich der pflichteifrig- Beamte
zum Teufel geschert."
Und er las weiter.
Nach einem Weilch-n klopfte es
wieder. Und wieder rief Sir Alfred:
„Wer ist da?"
„Ich! Schnell!" flüsterte es kaum
hörbar zurück.
Mit einem Satz war der „kranke
Mann" aus dem Bette. Im nächsten
Moment hatte er die Tür aufgerissen,
jemande» hereingelassen und wieder
beiden gegenüber; eine Sekunde lang
musterten sie sich von Kopf bis Futz,
dann brachen sie beide in ein Lachen
„Bitte sehr! Ich finde, die weiße
er auf dem Rand des Bettes Platz
„Darüber läßt sich streiten. Sagen
Sie mir nur schnell: wie heißen Sie
hier?"
„May Bostock."
»Ist es Ihnen schwer gefallen, die
Stelle zu bekommen?"
„Haben Sie schon mal erlebt, daß
May Bostock etwas schwer gefallen
ist? Das heißt," fügte sie, plötzlich
Alfreds zeigte sich eine Falte des Un
„Unmöglich?! Wollen Sie damit
sagen, daß Ihnen bis jetzt nichts ge
lungen ist?"
„Oh no! So schlimm ist's doch
nicht! In die Kabine bin ich schon
gekommen; gleich am ersten Tag. Aber
Mühe hat's gekostet! Ein sehr um
„Erzählen Sie!"
„Ich mußte, um mein Ziel zu er
reichen, einen regelrechten Diebstahl
inszenieren!"
„Donnerwetter!"
„Doch! Daß ich in die Kabine des
guten Könnecke —"
Keine Namen!"
um.
„Hier?! Gut ich sah, ohne
besondere Umstände würde ich nie in
seine Kabine gelangen. Und als ich
mir noch den Kopf darüber zerbrach,
an mir vorüber brillantenbedeckt.
Da war mein Plan gefaßt. Ich ließ
sie nicht mehr aus den Augen. Kenne
ja die Psychologie dieser Frauen.
Richtig. Kaum ist sie in ihrem Raum,
macht sie Toilette. Sie hat eine Ka
jütenflucht; legt also ein kostbares
Kollier auf den Tisch und geht ins
Nebenzimmer. Das war der Moment, -
auf den ich wankte. Hinein hinaus
mit dem Schmuck in meiner Ta
sche. Und dann, heidi, nach Kabine
elf, und im Schrank versteckt. Die
Passagiere waren in diesem Moment
nämlich alle oben. Auch die Ste
„Fein was?!"
„Teufelsmädel! Aber recht ver
stehe ich doch nicht. Wenn Sie schon
in der Kabine waren —"
May Bostock berührte mit drolli
ger Gebärde die Stirn mit einem
schlanken Zeigefinger.
„Zwei Minuten und die kaum
durfte ich wohl in der Kabine ver
weilen. Länger wär's gefährlich gewe
sen. Was sollte ich in der kurzen Zeit
unternehmen können?! Nein, ich stahl
und versteckte den Schmuck bei Kö
Pardon dort um vielleicht die
Verhaftung des Mannes, auf alle
Fälle aber eine Kabinendurchsuchung
herbeizuführen. Dann wollte ich fchon
gegenwärtig sein!"
.Und —?"
„Es gelang. Gab das eine Aufre
gung!" Sie lachte lustig, gedämpft
vor sich hin. „Verhaftet haben sie ihn
ja leider nicht. Dann wär's noch ein
facher gewesen. Aber bei der Durch
suchung war ich zugegen."
„Gut! Wie?!"
„Erzähle ich ein andermal. Genug?
ich weiß genau, wo die Papiere liegen!
Aber das ist auch alles. Wie wir jetzt
weiter verfahren —"
Ein kurzer schriller Pfiff unter
brach sie.
«Herrgott! Die Ablösung! Sagte
ich Ihnen nicht, s'ist hier wie beim
Militär? Jetzt haben wir uns alle
zu versammeln. Und wenn ich auf
meinem Posten fehle, dann dürfte der
Teufel los fein!"
Sie hatte sich schnell erhoben.
„Ich muß jetzt fort! Rasch! Diese
Gespräche hier in Ihrer Kajüte sind
überhaupt gefährlich. Wir müssen uns
mal irgendwo allein treffen; am be
sten vielleicht in der Nacht."
„Ja aber wo?"
Sie hatte die Hand bereits auf die
Türklttile gehegt; er drehte den
Da kommt nachts sicherlich niemand
hin!"
„Um welche Zeit?"
„Sagen wir halb zwei."
»Also heute nacht, halb zwei auf
dem Sonnendeck. Wo?"
„In der Laubennische am Bug."
„Auf Wiedersehen."
Vorsichtig öffnete Sir Alfred die
Tür; nur so weit, wie unbedingt nö
tig war, die schlanke Gestalt hindurch
zu lassen. Und May Bostock schlüpfte
Mit dem Resultat, daß nun der
Fortschritt der „Olympic" doch ein
Gilsdorfs standen noch immer auf
ihrem alten Platz an der Reling;
unbekümmert um die Dinge, die um
sie herum vorgingen. Wortlos blickten
sie hinunter ins grüne Wasser, folg
ten dem Spiel der Wellen, sahen den
weißen Gischt aufspritzen an der
Wand des Schiffes, blickten hinab
und träumten.
Bis eine auf Könneckes Schulter
gelegte Hand beide plötzlich aus ihrer
Träumerei herausriß.
„Na, lieber Freund, so still?"
Es war Bergmann. Er grüßte
flüchtig Fräulein von Gilsdorfs.
„Ich beobachte das Meer."
„Habe ich schon satt," meinte
Bergmann. „Uebrigens, was ist denn
mit unserm Sir Alfred? Ist er immer
noch krank?"
„Ich habe ihn nicht wieder gesehen;
er wird sich wohl zur Ruhe gelegt
haben."
„Schade," sagte der Russe. „Sieht
man auch Sie heute im Rauchsalon
nicht mehr?"
„Ich weiß es nicht!" erwiderte
Erich gelangweilt. Er machte aus
seiner Langeweile auch gar kein Hehl.
„Ein Stündchen bleibe ich sicherlich
noch hier oben; was ich dann mache,
mung abhängen."
„Ihr Deutschen mit Euren Stim
mungen," lachte Bergmann und
klopfte dem anderen wohlwollend auf
die Schulter. „Na also auf Wie
„Adieu."
„Daß die Menschen einen nicht in
Ruhe lasse!,' können, wenn sie sehen,
daß man in Ruhe gelassen werden
will," flüsterte Erich dem Mädchen
an seiner Seite zu. Die blickte ihn
mit ihren großen, etwas melancho
lischen Augen nur verständnisinnig
an. Und dann träumten sie wei
ter.
Bergmann ging in den Rauchsa
lon. Aber er setzte sich nicht hin;
durchschritt ihn nur und erreichte so
auf der anderen Seite die Treppe,
die hinunterführt nach den Kabinen.
Da unten lag alles wie ausgestorben;
in den langen, schmalen Gängen war
weit und breit kein Mensch zu er
blicken.
Gemählich schritt Bergmann auf
seine Kabine zu. Dann schien es,
als irre er sich. Denn nicht vor
.Nummer zwölf, der Kabine, die er
bewohnte, machte er halt, sondern vor
Nummer elf, der Kabine seines Nach
barn. Er packte den Türgriff, drehte
ihn und stieß gegen die Tür. Sie
war verschlossen.
Eine verschlossene Kabinentür auf
hoher See ist durchaus nicht etwas
Selbstverständliches. Im Gegenteil;
fast alle Passagiere lassen ihre Ka
binen offen. An der Tür ist ein
schwerer langer Messinghalen ange
bracht, der beim Verlassen des Rau
mes in eine passende Messingöse am W
Türrahmen eingehängt wird. Auf
diese Weise bleibt die Tür fest,
gleichzeitig aber auch einen Meter
weit offen. Das geschieht aus ver
schiedenen, recht offensichtlichen Grün
den. Es ist schon erwähnt worden,
daß unentdeckter Diebstahl fast ein«
Unmöglichkeit auf hoher See ist, und
daß infolgedessen selten der Versuch,
zu stehlen, gemacht wird. Dagegen
läßt der Passagier natürlich sehr gern
so viel Luft wie nur möglich in
seine Kabine eindringen. Durch die
Fenster geht das nicht immer; die
müssen bei dem geringsten Seegang
schon geschlossen werden, damit die
Wellen nicht hineinspritzen und die
Kabine mehr oder weniger unter
Wasser setzen. Die Türöffnung bleibt
also das einzig zuverlässige Lüf
tungsmittel.
ner Entdeckung nicht sehr überrascht.
Im Gegenteil, er schien darauf vor
bereitet. Er ging zur eigenen, neben
an liegenden Kabinentür, zog den
inncnsteckenden Schlüssel ab, löste die
Haken vom Türrahmen und verschloß,
auch seinerseits seine Kabine. Dann
lehrte er zur Tür des Nachbar» zu
rück.
lFortsetzuj« folgt.)