Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 23, 1917, Image 6

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    Die Ttarolineninseln.
Abseits von den großen Verkehr»-
?raß«n der Dampfer liegen weit zer
streut in der Südsee die Karolinen,
«ine eigenartige Welt für sich. Ihre
räumliche Verteilung würde uns klar,
wenn wir sie nach Europa bringen
und dort ebenso verteilen könnten, wie
sie im Weltmeere stehen. Wir wür
den dann einen Streifen brauchen,
der in der Länge von Memel bi»
Gibraltar und in der Breite von
Hamburg bis Nürnberg reichte? auf
fünfhundert Inseln ausstreuen, eine
kleiner als die andere, die größte noch
dreimal kleiner als die Insel Rügen.
Sie sind Zeugen versunlener Land
nige wenige besitzen noch einen festen
gebirgigen Kern, die höchsten Zinnen
eines gesunkenen Kontinents. Im
Osten dieser langgestreckten Inselkette
liegt Ponape, das kürzlich die Aus
lenkte, weil aus der fernen Südsee
die Nachricht kam, daß auf Ponape
Unruhen ausgebrochen seien. Die
lie Ausnahme; noch vor zwanzig
Jahren hat es verstanden, den Spa
niern ernste Schwierigkeiten zu berei
ten.
Im Zeitalter der großen Entdek
lungen wurden die Karolinen wieder
holt von spanischen Schissen angelau
fen; im Laufe der Zeit gaben aber
die Spanier alle Kolonisationsver
suche auf und die Inseln blieben sich
selbst überlassen. Nur zeitweilig
wurden sie von Händlern oder von
Forschungsreisenden besucht. Als
aber im Jahre 188 S das deutsche Ka
nonenboot Iltis die Insel Jap m
Besitz nahm, besannen sich die Spa
nier auf ihre alten Anrechte. In
diesem Streite wurde dem Papst das
Schiedsrichteramt überlassen, und er
entschied zugunsten der Spanier, die
nunmehr die Hauptinsel besetzten.
Am 27. Juli 1886 wurde auf Po
nape die spanische Flagge gehißt und
die Kolonie Santiago gegründet.
Alsbald aber artete die spanische
Herrschaft in Bedrückung aus, und
schon im Jahre 1887 brach aus der
Insel ein allgemeiner Aufstand WS.
Das spanische Fort wurde gestürmt
und die 70 Mann starke Besatzung
niedergemacht. Die Strasexpedition,
die von Manila herüberkam, bombar
dierte darauf die Küste und landete
Truppen.
Es gelang schließlich, den Aufstand
niederzuwerfen, aber in den Kämpfen
erlitten die Spanier wiederholt nicht
unerhebliche Verluste. AIS aber in
dem spanisch-amerikanischen Kriege
schloß es sich im Jahre 1899, die Ka
rolinen mit den Palauinseln und
Mariannen an Deutschland gegen ei
ne Entschädigung von 25 Millionen
Pesetas (17 Millionen Marl) abzu
treten. Seitdem wehte Über Ponape
die deutsche Flagge und die Insel war
der Sitz des Bezirksamtmannes für
die Ostlarolinen. Nach Ausbruch des
Weltkriegs beichten die Englander die
Inseln, es ist jedoch zu erwarten, daß
deutschen Besitz übergehen wird.
Es ist ein schönes Stück Land, das
da in den deutschen Besitz gelangt ist.
Pen bis NX> Meter über den Meeres-
gebildet. Gegen da» Meer hin ist die
Insel von einem starken Korallenriff
chen; an einigen Stellen, wo Bäche
von der Insel her sich «rgießen, hat
ab«r das süße Wasser die Bautätig
keit der Korallentiere gehemmt und
hier klaffen in dem Riff breite Ein
schnitte, die eine freie Zufahrt zu den
Häfen gewähren. Zwischen dem
Wallriss und der Jnselkiiste dehnt sich
aber eine weite Lagune aus, und in
ihr liegen gegen dreißig kleinere In
seln, von denen als die bedeutendsten
im Norden von Ponape Tschokatsch
und Langar zu nennen sind.
Rudert man durch die Lagune der
Küste entgegen, so gelangt man zu
nächst in die dichten Mangrowebe
stände, die das User einsäumen. Eine
ganze Anzahl von strauch- und busch
artigen Gehölzen, die noch in der
Salzslut gedeihen, hat sich zu einem
Waldesdickicht vereint. Während der
Flutzeit ragen nun die lebhaft grü
nen Laubmassen empor, zur Ebbezeit
tritt aber auf dem blaugrauen
Schlamme das seltsame Gewirr von
Stämmen und Stelzwurzeln zu Ta
ge. Je näher man dem Lande ru
dert, desto mehr schwinden die Flut
gehölze, um anderen Bäumen Platz
zu machen, bis schließlich die herrliche
Nipapalme das Landschaftsbild be
herrscht.
Endlich betreten wir den flachen
Küstensaum am Fuße der Berge, die
eigentliche Kulturlandschaft der In
sel. Die tropischen Regengüsse ha
ben hierher die Gesteine der Berge
herabgeschwemmt und eine Schicht
gebildet. gedeihen vortresslich
die Kulturpflanzen der Eingeborenen,
der Brotfruchtbaum und die Kokos
palme, die Banane, Taro, lams und
andere Knollengewächse. In diesem
Uferstrich liegen auch zerstreut die
Dörfer der Eingeborenen. Weiter
landeinwärts aber, wo die Berge
ansteigen, erstreckt sich der üppigste
Tropenwald mit dem Gewirr der
Lianen, mit den riesigen senkrechten
Luftwurzeln der Bananenfeige und
gigantischen Baumfarnen. Diese un
durchdringliche und unbewohnbare
Wildnis wird nur hier und dort aus
den Höhen von einigen GraSslächen
unterbrochen.
Der üppige Pslanzenwuchs wird
durch das Klima gefördert, das dem
eines Treibhauses gleicht.
Der farbige Eingeborene hat sich
seit uralten Zeiten diesem Klima an
gepaßt. Er gehört der polynesischen
Rasse an, hat hellbraune Hautfarbe
und schlichtes Haar. Er zeigt auch
sonst die seelischen Charaktereigen
schaften dieser Nasse. Ein heiterer
Sinn ist seine Grundstimmung, mit-
gesund sind.
Mehr Wert wurde dagegen seit je-
her auf den Schmuck gelegt. Der
Kopfputz besteht auf Ponape in ge
schmackvollen Stirnbändern, in die
man Blumen als anmutige Zierde zu
stecken pflegt. Die Sitte des Tragen»
von Ohrringen ist dagegen geradezu
ausgeartet. Das Loch im Ohrläpp
chen wird nach und nach erweitert,
bis man durch dasselbe dickere
Pflöcke, Blumen, Zigarren und selbst
Tabakspfeifen stecken kann. Diese
Mode soll übrigens auch hygienische
Nachteile im Gefolge haben, indem
durch sie die Hörkraft der Eingebore
nen nicht unwesentlich geschwächt
wird.
Die Kulturpflanzen der Ponapea
ner haben wir bereits erwähnt; die
Brotfrucht ist unter ihnen die wich
tigste. Die Insulaner leben auch
vom Fischfang. Merkwürdigerweise
mußte, erhält jetzt Aexte und Messer
geist beseelt war. An der Oslkiiste
der Insel, bei Meialanim, entdeckten
die Forscher Ruinen großer Stein
bauten, haushohe zyklopische Mauern,
die in die Lagune hineingebaut sind.
Es sind Ueberreste starker Burgen
und Festungen, die von den Vorfah-
den und Blätterdächern. Ein Ver
fall des Voltes war also schon früher
eingetreten, lange bevor die Weißen
seien Werke der Geister.
Die friedliche Arbeit auf Ponape
hat im Jahre 1905 eine schwere Stö
rung erleiden Ein Taifun
und selbst die windbeständigen Ko
kospalmen in Mengen gebrochen. In
dieser allgemeinen Not griff die Re
gierung helfend ein, indem sie Saat
gut, Kokosnüsse zum Pflanzen und
Nahrungsmittel verteilte und durch
de Bau neuer Häuser und Wege der
Eingeborenen Gelegenheit zum Geld
verdienen gab. Kaum aber war die
ärgste Not vorüber, so blieben die
Arbeiter fort; sie müßten sich jetzt
ausruhen, lautete ihre Antwort.
Tertiär - Bahn. „Zum
Kuckuck, der Zug steht ja schon wiz
dcr?"
lilder aas der asiatischen
Türkei.
Die Beduinen Syrien».
Von ti. H. Frenze!.
Meine erste Reise zu den Beduinen
Syrien? begann mit eiiem kleinen,
amüsanten Abenteuer in DamaSiui.
Seit einer Woche wartete ich untätig
auf einen mir empfohlenen Dolmet
scher und erfreute mich unterdessen
in den Basaren an dem bunten Völ
kergemisch von Hauran- und Liba
non - Drusen, Kurden und Arme
niern, Fellachen und Beduinen. Ich
lernte meine Zeit verschwenden, wie
es eben nur ein Orientale kann, trank
täglich 10 bis 12 Tassen Kaffee und
versuchte vergeblich unier Assistenz ei
nes verschlagenen Griechen in die Ge
heimnisse des türkischen Münzwesens
einzudringen. Gerade als ich anfing
mich so recht wohl zu fühlen und vom
frühen Morgen, oder besser gesagt,
vom späten Morgen bis frühen Abend
der Dinge wartete, Wellie Allah mir
schicken würde, kam der Dolmetscher
an. Es war gegen Atmd und ich
saß im Garten meines Gastgebers
Mohamed Ibrahim Essendi in der
geraten Straße. Unter dem weiten
Torbogen des schönen arabischen
reinster arabischer Rasse. Im Tor
bogen ließ er sein Pferd stehen, ohne
es auch nur irgend wie zu befestigen,
die Worte: „Gestatten, Sie heißen
Frenzel?" ... Wenn auch sein
Deutsch nicht allzu geläufig war, es
Beduinen an und hatte mit diesen
1896 die GeWerbeausstellung in Ber
lin besucht. Dort fand er Gelegen
heit, sich die deutsche Sprache anzueig
nen und hielt sich dann noch zwei
Jahre lang in Deutschland auf.
Schließlich packte ihn di? Sehnsucht
nach seiner alten Wllstenheimat, und
er war nun «in vielbegehrter Dolmet
scher, Karawanenfiihrer und Koch,
kurzum: ein Mann wie ich ihn be
nötigte. Während dreiviertel Jahren
blieb er mein Begleiter, und war, so
weit eZ sich mit seinem mohammeda
nischen Gewissen einem Christen ge
genüber vereinbaren ließ, ein treuer
Helfer. Sein schöner weißer Bur
nus war übrigens ein: üble Täu
schung. Ließ schon die Beschaffen
heit der Papiere mancherlei Rück
schlüsse zu, so bewies er später eine
geradezu beängstigende Scheu vor je
der noch so kleinen Wasseipfütze. Mit
Hilfe dieses „Hcidfchi Achmed Ali"
(er war zweimal in Mekka gewesen,
daher der Ttitel „Hadschi") trat ich
dann meine Reise zu den syrischen
Beduinen an. Nach einem oiereinhalb
tägigen Marsche machte ich ihr« erste,
nähere Bekanntschaft aus den Rui
nenfeldern von Palmyra, dem heuti
gen Beduinendorf« Tutinur.
Die Bewohner Syriens und Meso
potamiens sind in der Mehrheit Ara
ber. Zum Teil treibe» sie etwas
Beduine beim Dressieren seines PscrVeZ,
Ackerbau an d«n Flußniederungen
und Wasserstellen, dann nennt man
sie arabisch „Fellachen", d, h. „Feld
besteller". Der größte Teil von ih
nen aber wandert auch heut« noch mit
den oft nach Tausenden zählenden
Kamel-, Schaf- und Ziegenherden
auf der endlosen Wiistensteppe
umher. Diese Nomaden sind unter
dem Nam«n „Beduinen", d. h. „Hir
ten", bekannt.
„Geraubtes Gut ist berechtigter Besitz
und hinter der Pflugschar geht die
Schande", charakterisiert sie am be
gleich sie gleichen Stammes sind. Sie
halten es für ihr gutes Recht, jähr
lich nach der Ernte, im Nasu (Raub
zug) ihren Teil von der Ernte der
Fellachen zu fordern. Wehe der
Höhe sich wohl iminer danach rich
tet, welchen Respekt man sich mit sei
nen Waffen zu verschaffen gewußt
hat. Doch braucht «s dabei nicht im
gen die Beduinen bieten sie einen sehr
zweifelhaften Schutz, denn ist die Ka
rawan« fort, so sind si« .'ft aus Mo
nate hinaus den Beduinen direkt aus
würden, direkt das Gefühls als seitn
die Zapties di« Zutre!ser der Be
duinen. Sobald die Sache kritisch
geltend.
Ein weiterer Uebelstand ist, daß
di« Zapties von den Reisenden bekö
stigt und .nach ihrem E.messen" be
soldet werden müssen. W«r jemals
im Orient Soldvereinbirungen ge
troffen hyt, kann sich vorstellen, welch'
üble Feilscherei jedesmal begann,
w«nn es an die Auszahlung ging.
Außer den Zapties gibt es ein«
Beim Geldwechsler.
irreguläre Truppe, Barallis genannt,
die auch den Steuerpächtern beim
Steuereintreiben beigegeben werden.
Da die Unsicherheit in den syri
schen Wustengebieten trotzdem sehr
gemacht. I» den letzten Jahren ließ
sich das Verbot jedoch nicht mehr
aufrecht erhalten, oeshalo versuchte
tesleresi", der türkische Paß für das
kannt/ Das sein bester
hauptsächlichsten Stoff. Es sind Tie
nen, von mittlerem Wuchs und seinen
Gliedern. Auf einem wngen Halse
sitzt ein bildschön gezeichneter Kopf
len. Ist das Fohlen ungefähr
henbleiben sobald der Zügel über den
Kopf fällt, oder d«r Neuer aus d«m
Sattel gefallen ist und noch im Zügel
hängen bleibt. Sodann muß «s sich
Gefechten dem feindlichen Feuer ent
zogen zu sein. Ist die Dressur vol
lendet, so erfolgt die Zeichnung, d. h.
«s erhält von unsichtbarer Hand, un
ter lautem Zuruf eines bestimmten
Wortes oder unter Berührung einer
bestimmten Körperstelle, «ine gehöri
ge Tracht Prügel. Da-nit bezweckt
man, daß das Tier bei späteren Gele
genheiten, allein schon bei dem betref
fenden Zuruf, oder bei der Berüh
rung der gleichen Stelle, in Erinne
rung an die früher bei dieser Zeich
nung empfangenen Schläge, sein
Aeußerstes an Leistungen hergibt.
Dieses Zeichen wird dem Käufer ge
wöhnlich erst »ach abieschlossenem
Kauf bekanntgegeben. Trotz des au
ßerordentlich spärlichen Futters, denn
nur ganz selten bekommt das Pferd
Körnerfutter, während es sich sein«
Hauptnahrung all«in aus der We.d«
suchen muß. ist es körperlich kolossal
ausdauernd und kennt kaum eine der
Untugenden der europäischen Pserde.