Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 23, 1917, Image 3

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    MutterMaria
/ (11. Forlsetzung und Schluß.)
hantierte. Dann prüfte er nochmal
olles genau. „Dir Sache war nicht
so schlimm, wie es erst den Anschein
hatte," sagte er. „Ich denke, du
wirst wohl nach Hause kommen,
i Mutter Maria!"
j „Sonst müßtest du mit uns fah-
Maria überhörte das Letztgesagte,
! untersuchte nun auch die Reparatur
nochmal und schien befriedigt.
Kunz hatte sich inzwischen am
Bach die Hände gewaschen, nun kam
„Aber du bist hier sehr allein,"
hörte er Maria sagen, „fürchtest du
dich denn nicht?"
überdies sür längere Zeit das letzte
mal. Denk nur, ich soll mit einer
Tante auf mehrere Monate in die
Schweiz, und dann zum Winter will
Vater eine Dame ins Haus nehmen.
Er tut es nicht gern, er grault sich
davor, aber so lange, bis ich mal
sagt er."
Maria faßte das Pferd beim
Kopfzeug und leitete es von der
Stelle des Unfalls hinweg. Hier
mehr oben hielt der Wagen besser.
Kunz lachte.
Sie reckte die zierliche Gestalt und
sah an ihm vorbei. „Nun, nicht
„Was schadet nichts?" fragt er,
lich"?^.°....
„Ach, du, Kunz, wie du sprichst!
Unter Tausenden würde ich dich her
auch so. Aber dein Gesicht hast du
sehe ich aus? Nicht wahr, ich
„O du kleines Licht!" Nicht
gegeben hat. Der war mir immer
gut. Das weiß ich ganz gewiß, schon
schon vor vielen begnadet. Du mußt
nun auch hier helfen, Mutter Ma
ria! Besonders gegen den Alten.
Früher tat er, als sähe er den Ver
kehr zwischen uns gar nicht, jetzt sieht
er ihn wohl, und Sa scheine ich ihm
auf einmal zu schlecht zu fein."
Maria sitzt steif da, die Ellbogen
in den Seiten. „Nein, Kunz, da
helfe ich dir nicht." Ihre Stimme
anders Gesicht erkennen.
Kunz fährt fort: „Dann ist es.
wie ich es sage: da liegt ein Geheim
nis zwischen euch zweien. Denk
nicht, daß ich es ergründen möchte,
Alles Sichtbare sank in die Arme
lich.
tief.
Fittiche.
Und in Berlauk.-n hatte sich's
sofern verändert, als fein nunmeh-
Fürforge zu gerkg.
tete.
es nun sein Eigenes ist. sür
das er schafft, da geht es mit ihm
Sie litt mit ihm,
Sie selber war, seit der Neffe ihr
zur Seite stand, in manchem ent
lastet, aber es 'war seltsam, nun sie
an Ruhe gewann, kam das Gefühl
der Ermüdung in ihr stärker als
sonst zum Bewußtfein.
Auch das entging den Augen der
und Mahnung klang. 5 T
„Ja Life, ich glaube fast, es wird
mir jetzt manchmal zu viel!"
„Ich meine, es muß bald eine
junge Frau her."
„Da hast du rett, Life, und die
kommt auch." Es war Kunzes
Stimme, die dazwischen klang.
Er stand plötzlich neben Maria,
die gerade die Hühner fütterte, und
legte den Arm um sie. Er kam
aus dem Heu, noch haftete ihm der
Duft der Wiese an, seine Augen
leuchteten, und in seiner Stimme I
war ein Klingen, wie Maria es feit
langem nicht bei ihm vernommen
aus der Hand und schüttelte den
ganzen Inhalt auf einen Fleck aus.
Auch was sie extra für die Kleinsten
in der Schürze trug, warf er dazu.
„Kunz, du Unland, was tust du?"
Freude hin und her, und nur die
Besonnenen hatten den Vorteil.
„Ist ein Brief für mich gekom
men?" fragte er darauf.
Maria verneinte? sie überlegte, auf
was für Nachricht er warten könne,
aber sie fragte ihn nicht. Die Life
ging nach dem Stall zu.
das Ausruhen gewöhnen," begann er.
„Was willst du sagen, Kunz?"
„Sieh nicht so streng aus, Mutter
Maria! Oder habe ich dich gekränkt?
Das wollte ich nicht. Aber Life hat
gutes Altenteil für dich sorgen, und
allzuviel Ruhe werden wir dir auch
nicht lassen, die würdest du auch gar
hast du?" Aus ihrer Stimme klang
etwas wie Angst.
Aber er antwortete ihr nicht, er
lief fort.
Abend brachte der Goldfchil-
Das Abendbrot war aufgetragen,
aber der sonst so pünktliche Kunz
kam nicht. Eine Stunde wartete Ma-
Jahre älter.
Mutter Maria! Ich verstehe jetzt Ba-
Tod suchte."
„Du redest wie im Fieber, Kunz.
'Dein Vater glaubte alles verloren zu
haben. Das ganze Leben liegt noch
vor dir!" !
„Ich will aber sie. ich will
Als sie dann im Dämmern im
Wohnzimmer saß, ging leise die Tür
auf, und ein Kopf schob sich in die
Spalte. Sie erkannte Margots Rot- 5
haar. Unsicher kam diese näher. Ma
ria sprang auf und zog sie ins Zim- I
mer. !
„Du kommst wie durftest du !
das tun, Margot, Kind!" >
„Ich will ihn auch nicht sehen, '
Mutter Maria. Du sollst ihm nur
Aber Kunz mußte das Erscheinen
dieser einst so häufigen Besuchen» be- I
merkt haben: Plötzlich war auch er 1
im Zimmer. Ein lleiner Schrei, und >
sie lagen sich in den Armen, Maria
wandte sich ab. Ein stummer, langer 1
Kuß, der mehr sagte als Worte
dann geleitete Maria das Mädchen l
nach Haus.
Die Linden, unter denen sie her- i
schritten, hingen schwer von Blüten. .
Die Nachtigall, die an dieser Stelle >
immer die halben Nächte hindurch ge- >
sungen hatte, schwieg schon seit eini- 2
ger Zeit. Die Natur hatte Hochzeit t
nun erwartete sie ihre Er-
„Versprich, Margot, .daß du nie- >
mals wiederkommen, auch nie irgend r
etwas heimlich tun wirst," sagie Ma
ria, als sie sich am Tore trennten. >
will, dann tut er es gewiß."
» «- » i
Der Sommer wurde heiß und
DasWasser wurde schlecht.Es hieß, daß
unter den Godschillener Waldarbei- -
tern ein Typhussall vorgekommen sei.
Bald bestätigte sich das Gerücht, und
es wurden ihrer mehrere.
Es waren schon ein paar Todes- 1
fälle zu verzeichnen, und die V»r- i
sichtsmaßregeln wurden verschärft. l
Trotzdem, auf schier unerklärliche
Weise war die Seuche in das God- !
schillener Herrenhaus eingedrungen.
Außer einem der Dienstboten hatte r
sich Margot gelegt. Anfangs hatte '
man gar nicht an die Möglichkeit ei- e
nes Ernstfalles bei ihr gedacht, sie s
hatte sich eine Weile hingeschleppt; t
mark keinerlei Zweifel mehr vor. daß >
das Gespenst auch sie berührt habe. 5
Das stieg, und die Kranke
sie Pflegen möge. Immer dringender
wurde ihr Flehen, und Kalhain sah
der Kranken gegenüber keinen andern
Ausweg, als Maria sein schweres
Anliegen vorzutragen. Schriftlich tat
er es diesmal.
Als habe Maria auf diesen Brief
„O Mutter Maria, du wirst es
Er preßte sie so fest, daß sie sich
MachU"—^
Die Krankheit nahm einen schwe
ren Verlauf. Margot hatte Maria
mit müdem Lächeln der tief eingesun
kenen Augen begrüßt? bald schwand
das Bewußtsein. Der alte Arzt tat,
was er konnte. Auch wußte er, daß
ihm eine gute Pflegerin zur Seite
stand. Von der verlangte er das Aeu
ßerste.
Und Maria kam jedem seiner Win
ke nach. Manchmal muhte sie selbst
Entschlüsse treffen. Dann tat sie eZ
fest und bestimmt, aber alles, was die
Hände ausführten, geschah zart und
'.eicht. Menn es irgend anging suchte
Maria auch den Schlaf, wohl wissend,
daß sie im besten Falle mit ihren
Kräften noch lange würde haushalten
müssen.
Aber das Gewölk der schweren
Sorge wurde dichter. Die Kräfte der
Kranken mußten künstlich erhalten
werden.
Die Hauptmannswitwe, gekränkt
darüber, daß man ihrer Dienste kein
mal mehr bedurfte, hatte sich eines
Tages stillschweigend davongemacht.
Aber Maria brauchte doch oft noch
jemand, sie konnte unmöglich das He
ben. Baden usw. allein besorgen. Da
stellte sich Kalhain zur Verfügung. Er
schickte das Hilfe leistende Mädchen
fort, er selber wollte um sein Kind
sein.
die allen Teilhabern doppelte Stun
denzahl zu haben schien. Auch Hun
dertmarl wich nicht von dem weißen
luftig und hoch, in die weit offenen
Fenster schauerte Augustkühle. Der
Körper der Kranken war glühend
heiß. Kein Wasser, kein Eis brachte
die Temperatur herunter. Margot
litt unbewußt, härter packte es die
Ben Decke zeichnete sich die abgema
gerte Gestalt ab, der Kopf flog hin
und her.
löschen.
In dieser Nacht phantasierte die
Kranke mehr als sonst. Meist sprach
a >i" e e '
nen Augenblick verloren, aber jetzt
war es doch, als beherrsche er sich nur
mit Gewalt.
„Wir wollen sie noch einmal baden.
Wenn sie durchkommt, dann soll al
les. was ihr Herz sich wünscht, in
Erfüllung gehen", sagte er.
Als Kunz sich den andern Morgen
nach der Kranken erkundigte, wurde
ihm gesagt, die Nacht habe man das
Ende erwartet, aber früh sei Schweiß
ausgebrochen. Nun sei das Fieber ge
fallen
ria selbst. Um die Wirtschaft fragte
er Maria auch um allerlei, da sagte
sie ihm, was er wissen mußte. Ueber
die Kranke erfuhr er nicht viel, nur
wie schlimm es gestanden, und daß
nun Hoffnung auf Besserung sei.
Aber je mehr diese anfangs ganz lei-
e anpochende Hoffnung festeren B»-
deii gewann, je mehr ließ Marias
und sie fuhren zur Trauung der
Karlswalder Kirche zu. Und Maria
lehnte
men, das war immer das Endziel ly
rer Wünsche gewesen. Was hatte sie
jemals mehr verlangt, was wünsche
sie heute mehr?
Sie biß die Zähne zusammen, daß
nur lein Seufzer den Frieden des
Augenblicks durchschneide.
Kunz preßte ihr stumm die Hand.
Der wollte ihr etwas sagen, das al
les zusammenfassen solle, was er sür
sie fühlte. Aber statt dessen sagte er
nur: „Sieh doch, wie herrlich unsere
Saaten auslaufen."
Das GodschillenerHaus hatte seit je
nein Silvesterabenl, da die längst tote
lebt. Auch heute bestand die Gesell-
und es war auch »ein lautes Froh
sein, auf das die altehrwürdigen
Räume heute blickten.
Das junge Paar ließ Glückwunschi
und Reden über sich ergehen, zu al
lem gleich freundlich dreinschauend
und doch, als gehe sie das alles im
Grunde kaum etwas an. Es war nur
eines für das andere da, und von bei
den ging ein Leuchten aus, das hatte
etwas von erster Frühlingssonne, die
nicht brannte noch sengte, aber besse
res Leben und Werden verhieß.
Kaihain saß neben seiner bräutli
chen Tochter, und die wenigen Gäste
sahen sich den Mann neugierig an,
der da in seinem Schloß fast wie der
Einsiedler in seiner Klause hauste.
Er sprach nicht viel, sein Blick schau
te weitaus, als seien seine Gedanlen
anderswo. Und dann war es wieder,
als kehrten sie plötzlich zurück, sein
Auge sah geradeaus und haftete dort.
Da saß Maria von Bergen...
Auch sie hatten einige, die hie:
am Tisch waren, jung gekannt, man
sah sie jetzt lange schon kaum mehr.
Mit zwanzig Jahren, das erinnert
man sich gut, war sie schön gewesen.
Aber heute die Reife, die stand ihr
noch besser, als ihr die Jugend ge
standen hatte.
Nach aufgehobener Tafel empfahlen
sich die wenige Geladenen bald, und
der Wagen, der das neuvermählte
Paar zur Bahn bringen sollte, wurde
gemeldet. Kunz führte seine junge
Frau hinaus.
„Adieu, Bater, adieu, Mutter Ma
ria."
Die sahen dem Wagen nach und
standen auch noch da, als das Räder
rollen hinter dem Berlauker Gutshof
verrollt war. Dan» traten sie in die
Halle zurück.
Und nun merkte , Maria plötzlich,
daß sie ja allein m>t Kalhain war, daß
es auch für sie Zeit sei, zu gehen.
Mantel. Nachdem griff sie jetzt.
Und das Hemmnis mußte von dem
Manne ausgehen, der hinter ihr
stand, dessen Blicke sie fühlte, die wie
eine Last auf ihr drückten, ihre Sin
ne verwirrend, ihr den Atem rau
bend. Und wie sie jetzt mit neuem
Willenslauf wieder nach dem Klei
dungsstück faßte, da fühlte sie de»
Griff seiner Hand an ihrem Arm,
und die Berührung hatte etwas so
Zwingendes, daß sie auch gar nicht
den Versuch machte, ihm zu entwei
chen.
Es herrschte plötzlich jene Stille, die
einem Ausbruch vorangehen pflegt,
zwischen den beiden. Man hörte
nichts, keinen Laut, und ohne einen
Linien schon über so vielen anderen
zuvor gewölbt hatte über anderen
Schicksalen und nun auch über diesem
Waren es Sekunden?... Verflossen
fer. lch Z l
Da ging ein Schütteln durch Kal
hains ganze Gestalt, und der alte, rie
sige Hausflur mit Treppen und Gän
gen echote ein Wort. Das wiederholte
er noch einmal:
„Maria!"...
Es ist, als schwanke der Boden ihr,
es dreht sich alles, dunkelt, schwindet.
Nur eins bleibt: der Mann da vor
ihr mit dem graublonden Haar über
der hohen, durchfurchten Stirn. Er.
der in mehr als zwanzig Jahren ihr
erster und letzter Gedanke, ihr eigent
licher Lebensinhalt gewesen ist. Und
sie fühlt plötzlich, daß sie gehalten
wird, nicht durch seiner Hände Gewalt,
durch Worte nicht, sondern nur durch
den fast greifbar gewordenen Wunsch,
den sein ganzes Wesen atmet, den
Wunsch, daß sie nicht von ihm gehen
möge, ohne ihn gehört zu haben, unl»
dieses Wesenlose, das doch da ist,
das sie beide in gleicher Stärke em
pfinden, wird ihr zum zwingenden
Gebot.
„Maria!"...
Sie erscheint sich wie eine Träume
rin und weiß doch, daß dieser Traum
ihr ganzes noch übriges Leben bedeu
tet, daß sie ein Erwachen zu grauem
Alltag nicht überleben würde.
Darauf hört sie, wie er zu ihr
spricht, und unter dem Ton seiner
Stimme kommt sie wieder zu sich.
„Wir wollen nun nur auf das hö
ren, was das Herz zu uns redet, und
danach wollen wir tun," hörte sie ihn
sagen. „Willst du? Sag ja, daß du
willst."...
Statt aller Antwort nichts als
Schweigen, aber eine friedliche, glück
verheißende Stille.
Kalhain nimmt ihre Hände, erst
den Griff seiner Finger a?s duröh
dies unverrückbare Wollen, das De
mut und Ueberlegenheit, Vergeben
und Abbitte zugleich ausdrückt, und
das in seinem Endpunkte zartes und
heißes ist, zieht er sie lanz-
E n d e.
Gewissenhaft. Richter:
Sie gestehen also ein. Blochbauer,
Ihren Hof selbst angezündet zu haben.
Blochbauer: Freilich! Ich hab'
dazu Sicherheitsziinder genommen!
Fatal. Herr (eine Festred«
haltend): Somit, Kameraden, schließe
ich mit Bismarcks Worten: „Wir
Deutsche fürchten Gott und sonst
nichts auf der Welt!"
Prof'tlich. Mutter: Aber
Moritz, du gehst heute schon wieder
ungew.ichsen fort!
Moritz: Ich wasch' mir im Ge
schäft, oa hab' ich Gelegenheit mit
Bauer): Sagen Sie mir, warum
heißt dieses herrliche Fleckchen Erd«
hier Schafshügel?
Bauer: Weil sich da schon so viele
das Heiraten versprochen haben!
— Boshaft. Frau A.: Weißt
seiner.
Frau B.: So, wirklich? Da wird
wohl nicht mehr so viel gegessen?
.Ueber flüssig. Barbier
lassen will): Bitte, mein Herr, behal
ten sie ruhig Ihren Hut auf!