MutterMaria / (11. Forlsetzung und Schluß.) hantierte. Dann prüfte er nochmal olles genau. „Dir Sache war nicht so schlimm, wie es erst den Anschein hatte," sagte er. „Ich denke, du wirst wohl nach Hause kommen, i Mutter Maria!" j „Sonst müßtest du mit uns fah- Maria überhörte das Letztgesagte, ! untersuchte nun auch die Reparatur nochmal und schien befriedigt. Kunz hatte sich inzwischen am Bach die Hände gewaschen, nun kam „Aber du bist hier sehr allein," hörte er Maria sagen, „fürchtest du dich denn nicht?" überdies sür längere Zeit das letzte mal. Denk nur, ich soll mit einer Tante auf mehrere Monate in die Schweiz, und dann zum Winter will Vater eine Dame ins Haus nehmen. Er tut es nicht gern, er grault sich davor, aber so lange, bis ich mal sagt er." Maria faßte das Pferd beim Kopfzeug und leitete es von der Stelle des Unfalls hinweg. Hier mehr oben hielt der Wagen besser. Kunz lachte. Sie reckte die zierliche Gestalt und sah an ihm vorbei. „Nun, nicht „Was schadet nichts?" fragt er, lich"?^.°.... „Ach, du, Kunz, wie du sprichst! Unter Tausenden würde ich dich her auch so. Aber dein Gesicht hast du sehe ich aus? Nicht wahr, ich „O du kleines Licht!" Nicht gegeben hat. Der war mir immer gut. Das weiß ich ganz gewiß, schon schon vor vielen begnadet. Du mußt nun auch hier helfen, Mutter Ma ria! Besonders gegen den Alten. Früher tat er, als sähe er den Ver kehr zwischen uns gar nicht, jetzt sieht er ihn wohl, und Sa scheine ich ihm auf einmal zu schlecht zu fein." Maria sitzt steif da, die Ellbogen in den Seiten. „Nein, Kunz, da helfe ich dir nicht." Ihre Stimme anders Gesicht erkennen. Kunz fährt fort: „Dann ist es. wie ich es sage: da liegt ein Geheim nis zwischen euch zweien. Denk nicht, daß ich es ergründen möchte, Alles Sichtbare sank in die Arme lich. tief. Fittiche. Und in Berlauk.-n hatte sich's sofern verändert, als fein nunmeh- Fürforge zu gerkg. tete. es nun sein Eigenes ist. sür das er schafft, da geht es mit ihm Sie litt mit ihm, Sie selber war, seit der Neffe ihr zur Seite stand, in manchem ent lastet, aber es 'war seltsam, nun sie an Ruhe gewann, kam das Gefühl der Ermüdung in ihr stärker als sonst zum Bewußtfein. Auch das entging den Augen der und Mahnung klang. 5 T „Ja Life, ich glaube fast, es wird mir jetzt manchmal zu viel!" „Ich meine, es muß bald eine junge Frau her." „Da hast du rett, Life, und die kommt auch." Es war Kunzes Stimme, die dazwischen klang. Er stand plötzlich neben Maria, die gerade die Hühner fütterte, und legte den Arm um sie. Er kam aus dem Heu, noch haftete ihm der Duft der Wiese an, seine Augen leuchteten, und in seiner Stimme I war ein Klingen, wie Maria es feit langem nicht bei ihm vernommen aus der Hand und schüttelte den ganzen Inhalt auf einen Fleck aus. Auch was sie extra für die Kleinsten in der Schürze trug, warf er dazu. „Kunz, du Unland, was tust du?" Freude hin und her, und nur die Besonnenen hatten den Vorteil. „Ist ein Brief für mich gekom men?" fragte er darauf. Maria verneinte? sie überlegte, auf was für Nachricht er warten könne, aber sie fragte ihn nicht. Die Life ging nach dem Stall zu. das Ausruhen gewöhnen," begann er. „Was willst du sagen, Kunz?" „Sieh nicht so streng aus, Mutter Maria! Oder habe ich dich gekränkt? Das wollte ich nicht. Aber Life hat gutes Altenteil für dich sorgen, und allzuviel Ruhe werden wir dir auch nicht lassen, die würdest du auch gar hast du?" Aus ihrer Stimme klang etwas wie Angst. Aber er antwortete ihr nicht, er lief fort. Abend brachte der Goldfchil- Das Abendbrot war aufgetragen, aber der sonst so pünktliche Kunz kam nicht. Eine Stunde wartete Ma- Jahre älter. Mutter Maria! Ich verstehe jetzt Ba- Tod suchte." „Du redest wie im Fieber, Kunz. 'Dein Vater glaubte alles verloren zu haben. Das ganze Leben liegt noch vor dir!" ! „Ich will aber sie. ich will Als sie dann im Dämmern im Wohnzimmer saß, ging leise die Tür auf, und ein Kopf schob sich in die Spalte. Sie erkannte Margots Rot- 5 haar. Unsicher kam diese näher. Ma ria sprang auf und zog sie ins Zim- I mer. ! „Du kommst wie durftest du ! das tun, Margot, Kind!" > „Ich will ihn auch nicht sehen, ' Mutter Maria. Du sollst ihm nur Aber Kunz mußte das Erscheinen dieser einst so häufigen Besuchen» be- I merkt haben: Plötzlich war auch er 1 im Zimmer. Ein lleiner Schrei, und > sie lagen sich in den Armen, Maria wandte sich ab. Ein stummer, langer 1 Kuß, der mehr sagte als Worte dann geleitete Maria das Mädchen l nach Haus. Die Linden, unter denen sie her- i schritten, hingen schwer von Blüten. . Die Nachtigall, die an dieser Stelle > immer die halben Nächte hindurch ge- > sungen hatte, schwieg schon seit eini- 2 ger Zeit. Die Natur hatte Hochzeit t nun erwartete sie ihre Er- „Versprich, Margot, .daß du nie- > mals wiederkommen, auch nie irgend r etwas heimlich tun wirst," sagie Ma ria, als sie sich am Tore trennten. > will, dann tut er es gewiß." » «- » i Der Sommer wurde heiß und DasWasser wurde schlecht.Es hieß, daß unter den Godschillener Waldarbei- - tern ein Typhussall vorgekommen sei. Bald bestätigte sich das Gerücht, und es wurden ihrer mehrere. Es waren schon ein paar Todes- 1 fälle zu verzeichnen, und die V»r- i sichtsmaßregeln wurden verschärft. l Trotzdem, auf schier unerklärliche Weise war die Seuche in das God- ! schillener Herrenhaus eingedrungen. Außer einem der Dienstboten hatte r sich Margot gelegt. Anfangs hatte ' man gar nicht an die Möglichkeit ei- e nes Ernstfalles bei ihr gedacht, sie s hatte sich eine Weile hingeschleppt; t mark keinerlei Zweifel mehr vor. daß > das Gespenst auch sie berührt habe. 5 Das stieg, und die Kranke sie Pflegen möge. Immer dringender wurde ihr Flehen, und Kalhain sah der Kranken gegenüber keinen andern Ausweg, als Maria sein schweres Anliegen vorzutragen. Schriftlich tat er es diesmal. Als habe Maria auf diesen Brief „O Mutter Maria, du wirst es Er preßte sie so fest, daß sie sich MachU"—^ Die Krankheit nahm einen schwe ren Verlauf. Margot hatte Maria mit müdem Lächeln der tief eingesun kenen Augen begrüßt? bald schwand das Bewußtsein. Der alte Arzt tat, was er konnte. Auch wußte er, daß ihm eine gute Pflegerin zur Seite stand. Von der verlangte er das Aeu ßerste. Und Maria kam jedem seiner Win ke nach. Manchmal muhte sie selbst Entschlüsse treffen. Dann tat sie eZ fest und bestimmt, aber alles, was die Hände ausführten, geschah zart und '.eicht. Menn es irgend anging suchte Maria auch den Schlaf, wohl wissend, daß sie im besten Falle mit ihren Kräften noch lange würde haushalten müssen. Aber das Gewölk der schweren Sorge wurde dichter. Die Kräfte der Kranken mußten künstlich erhalten werden. Die Hauptmannswitwe, gekränkt darüber, daß man ihrer Dienste kein mal mehr bedurfte, hatte sich eines Tages stillschweigend davongemacht. Aber Maria brauchte doch oft noch jemand, sie konnte unmöglich das He ben. Baden usw. allein besorgen. Da stellte sich Kalhain zur Verfügung. Er schickte das Hilfe leistende Mädchen fort, er selber wollte um sein Kind sein. die allen Teilhabern doppelte Stun denzahl zu haben schien. Auch Hun dertmarl wich nicht von dem weißen luftig und hoch, in die weit offenen Fenster schauerte Augustkühle. Der Körper der Kranken war glühend heiß. Kein Wasser, kein Eis brachte die Temperatur herunter. Margot litt unbewußt, härter packte es die Ben Decke zeichnete sich die abgema gerte Gestalt ab, der Kopf flog hin und her. löschen. In dieser Nacht phantasierte die Kranke mehr als sonst. Meist sprach a >i" e e ' nen Augenblick verloren, aber jetzt war es doch, als beherrsche er sich nur mit Gewalt. „Wir wollen sie noch einmal baden. Wenn sie durchkommt, dann soll al les. was ihr Herz sich wünscht, in Erfüllung gehen", sagte er. Als Kunz sich den andern Morgen nach der Kranken erkundigte, wurde ihm gesagt, die Nacht habe man das Ende erwartet, aber früh sei Schweiß ausgebrochen. Nun sei das Fieber ge fallen ria selbst. Um die Wirtschaft fragte er Maria auch um allerlei, da sagte sie ihm, was er wissen mußte. Ueber die Kranke erfuhr er nicht viel, nur wie schlimm es gestanden, und daß nun Hoffnung auf Besserung sei. Aber je mehr diese anfangs ganz lei- e anpochende Hoffnung festeren B»- deii gewann, je mehr ließ Marias und sie fuhren zur Trauung der Karlswalder Kirche zu. Und Maria lehnte men, das war immer das Endziel ly rer Wünsche gewesen. Was hatte sie jemals mehr verlangt, was wünsche sie heute mehr? Sie biß die Zähne zusammen, daß nur lein Seufzer den Frieden des Augenblicks durchschneide. Kunz preßte ihr stumm die Hand. Der wollte ihr etwas sagen, das al les zusammenfassen solle, was er sür sie fühlte. Aber statt dessen sagte er nur: „Sieh doch, wie herrlich unsere Saaten auslaufen." Das GodschillenerHaus hatte seit je nein Silvesterabenl, da die längst tote lebt. Auch heute bestand die Gesell- und es war auch »ein lautes Froh sein, auf das die altehrwürdigen Räume heute blickten. Das junge Paar ließ Glückwunschi und Reden über sich ergehen, zu al lem gleich freundlich dreinschauend und doch, als gehe sie das alles im Grunde kaum etwas an. Es war nur eines für das andere da, und von bei den ging ein Leuchten aus, das hatte etwas von erster Frühlingssonne, die nicht brannte noch sengte, aber besse res Leben und Werden verhieß. Kaihain saß neben seiner bräutli chen Tochter, und die wenigen Gäste sahen sich den Mann neugierig an, der da in seinem Schloß fast wie der Einsiedler in seiner Klause hauste. Er sprach nicht viel, sein Blick schau te weitaus, als seien seine Gedanlen anderswo. Und dann war es wieder, als kehrten sie plötzlich zurück, sein Auge sah geradeaus und haftete dort. Da saß Maria von Bergen... Auch sie hatten einige, die hie: am Tisch waren, jung gekannt, man sah sie jetzt lange schon kaum mehr. Mit zwanzig Jahren, das erinnert man sich gut, war sie schön gewesen. Aber heute die Reife, die stand ihr noch besser, als ihr die Jugend ge standen hatte. Nach aufgehobener Tafel empfahlen sich die wenige Geladenen bald, und der Wagen, der das neuvermählte Paar zur Bahn bringen sollte, wurde gemeldet. Kunz führte seine junge Frau hinaus. „Adieu, Bater, adieu, Mutter Ma ria." Die sahen dem Wagen nach und standen auch noch da, als das Räder rollen hinter dem Berlauker Gutshof verrollt war. Dan» traten sie in die Halle zurück. Und nun merkte , Maria plötzlich, daß sie ja allein m>t Kalhain war, daß es auch für sie Zeit sei, zu gehen. Mantel. Nachdem griff sie jetzt. Und das Hemmnis mußte von dem Manne ausgehen, der hinter ihr stand, dessen Blicke sie fühlte, die wie eine Last auf ihr drückten, ihre Sin ne verwirrend, ihr den Atem rau bend. Und wie sie jetzt mit neuem Willenslauf wieder nach dem Klei dungsstück faßte, da fühlte sie de» Griff seiner Hand an ihrem Arm, und die Berührung hatte etwas so Zwingendes, daß sie auch gar nicht den Versuch machte, ihm zu entwei chen. Es herrschte plötzlich jene Stille, die einem Ausbruch vorangehen pflegt, zwischen den beiden. Man hörte nichts, keinen Laut, und ohne einen Linien schon über so vielen anderen zuvor gewölbt hatte über anderen Schicksalen und nun auch über diesem Waren es Sekunden?... Verflossen fer. lch Z l Da ging ein Schütteln durch Kal hains ganze Gestalt, und der alte, rie sige Hausflur mit Treppen und Gän gen echote ein Wort. Das wiederholte er noch einmal: „Maria!"... Es ist, als schwanke der Boden ihr, es dreht sich alles, dunkelt, schwindet. Nur eins bleibt: der Mann da vor ihr mit dem graublonden Haar über der hohen, durchfurchten Stirn. Er. der in mehr als zwanzig Jahren ihr erster und letzter Gedanke, ihr eigent licher Lebensinhalt gewesen ist. Und sie fühlt plötzlich, daß sie gehalten wird, nicht durch seiner Hände Gewalt, durch Worte nicht, sondern nur durch den fast greifbar gewordenen Wunsch, den sein ganzes Wesen atmet, den Wunsch, daß sie nicht von ihm gehen möge, ohne ihn gehört zu haben, unl» dieses Wesenlose, das doch da ist, das sie beide in gleicher Stärke em pfinden, wird ihr zum zwingenden Gebot. „Maria!"... Sie erscheint sich wie eine Träume rin und weiß doch, daß dieser Traum ihr ganzes noch übriges Leben bedeu tet, daß sie ein Erwachen zu grauem Alltag nicht überleben würde. Darauf hört sie, wie er zu ihr spricht, und unter dem Ton seiner Stimme kommt sie wieder zu sich. „Wir wollen nun nur auf das hö ren, was das Herz zu uns redet, und danach wollen wir tun," hörte sie ihn sagen. „Willst du? Sag ja, daß du willst."... Statt aller Antwort nichts als Schweigen, aber eine friedliche, glück verheißende Stille. Kalhain nimmt ihre Hände, erst den Griff seiner Finger a?s duröh dies unverrückbare Wollen, das De mut und Ueberlegenheit, Vergeben und Abbitte zugleich ausdrückt, und das in seinem Endpunkte zartes und heißes ist, zieht er sie lanz- E n d e. Gewissenhaft. Richter: Sie gestehen also ein. Blochbauer, Ihren Hof selbst angezündet zu haben. Blochbauer: Freilich! Ich hab' dazu Sicherheitsziinder genommen! Fatal. Herr (eine Festred« haltend): Somit, Kameraden, schließe ich mit Bismarcks Worten: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt!" Prof'tlich. Mutter: Aber Moritz, du gehst heute schon wieder ungew.ichsen fort! Moritz: Ich wasch' mir im Ge schäft, oa hab' ich Gelegenheit mit Bauer): Sagen Sie mir, warum heißt dieses herrliche Fleckchen Erd« hier Schafshügel? Bauer: Weil sich da schon so viele das Heiraten versprochen haben! — Boshaft. Frau A.: Weißt seiner. Frau B.: So, wirklich? Da wird wohl nicht mehr so viel gegessen? .Ueber flüssig. Barbier lassen will): Bitte, mein Herr, behal ten sie ruhig Ihren Hut auf!