Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 28, 1917, Image 6

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    Zur Fragt der Fricdens-Garantien.
Einenartijur Vorschlag zur Lösiini, des schwierigen Problems.
Ein Einsender unterbrei.ete einer
schweizer Zeitung den folgenden Vor
schlag zur Lösung des Weltsrieden-
DroblemS:
Die Lösung' dieses Problems kann
nur darin gefunden werden, daß Gü
ter, deren die Menschheit in allen
Staaten in Friedenszeit oder zum
Krieg unbedingt bedarf, unter Ber
zustande kommen, die an einem oder
vielleicht mehreren geeigneten Orten
mindestens ein für jeden Staat gleich
unentbehrliches Gut verwaltet und
verteilt. In Friedenszeiten sind solche
Güter hauptsächlich die Luft, das
Wasser usw., die aber keinen menschli
chen Maßnahmen unterzogen werden
können; im Krieg aber gewinnen noch
andere, von den Menschen hergestellte
Güter ausschlaggebende Bedeutung, so
Aus solche Güter soll sich diese Ver
?
Satz: Die innerhalb der Menschheit zu
schaffende überragende Gewalt stützt
sich auf ein Weltmonopol für Herstel
lung von Sprengstoffen jeglicher Art,
das einer Vereinigung von Vertretern
Versuch hierzu festgestellt, erfolgt so-
Bertrag verletzenden Staat hören auf,
und sofern innerhalb angemessener
Frist die Vertragsverletzung nicht be-
nügender Menge sofort zur Verfügung
gestellt wird. Diese Einrichtung setzt
somit nicht voraus, daß die Staaten
abrüsten; im Gegenteil, es wäre zu
begrüßen, wenn jeder Staat Rüstun
bare Zerschmetterung des Gegners er
reicht ist, die Furcht vor seinem Wie
dererwachen und Wiedererstatten nicht
Wo der Weg Wieselt.
riger Karreni gezogen zwei klei
nen weißen Ochsen. Hinter dem pri
mitiven Fuhrwerk schritt der Hag
bauer, der durch Peitschenhiebe und
Zurufe die mageren Zugtiere zu grö
ßerer Eile immer wieder antrieb.
tenreiche, braunverwitterte Gesicht des
alten Bauern, eine große Angst schien
den hageren Mann zu bedrücken.
Bekümmert richtete der Bauer den
Blick voraus, das Gelände absuchend,
jene Stelle, wo der Weg zwieselt,
das Sträßlein aufhört, zwei abzwei
gende Saumpfade nach links und
rechts in die Höhe des Grabenschlusses
sichren.
kannten Wilderer durch einen Kugel
schuß schwer verletzten Sohn, der im
gräflichen Jagddienst stand, von der
Diensthütte abzuholen und heimzu
bringen. Den einzigen Sohn!
„Hü!" Endlich kam die Zwiefelung
in Sicht, die sich trennenden, ver-
Tchlascndcr Soldat in seiner Erdhohl«.
ehrlicher Biedermann, den der Hager
von manchem Handel her kaunte.
Eben wollte der Bauer das Och
sengespann antreiben und auf den
fen: Bauer! Du fährst falsch!
holen sollst!"
„Mach's husig (eilig, schnell)! Zu
husig verbinden lassen! Husig, sonst
verblüet (verblutet) sich der Lipp!"
Und eilig stapfte die Alte weiter, den
Was aber tun? Fährt Hager hin
auf zum Sohne, so besteht die Gefahr,
den kranken Lipp zu Tal und weiß
Gott wohin bringt. Ist der Lipp aber
der Raubschütz und Mörder Zandls,
so muß die Verbindung verhindert,
der Tatbestand gesichert werden. Wenn
aber Hager zuerst zum verdächtigen
Lipp fährt, kann inzwischen Zand!
sterben...
.Gott im Himmel! Was soll ich
tun?" stöhnte der Alte im Zwiespalt
der Gefühle.
„Gott sei gelobt, der kommt g'rad
recht!" sprach Hager und wartete; er
zitterte, als er den GesichtsauSdruck
des BaderS sah. Die Frage nach dem
Zustand deS Sohnes erstarb auf der
Zunge.
Der zum Fuhrwerk gekommene
Bader sprach tiefernst: „Schlecht
steht's, Hager. Mußt dich auf einen
bösen Ausgang gefaßt machen! Der
Zkandl hat einen Kugelschuß im Un
terleib ...!"
„Helf' uns Gott der Herr!" ächzte
der arme Vater. -
„Ist nix mehr zu wollen, Hager!
Was ich hab' tun können, das ist ge
schehen! Den Transport im Ochsen
karren halt' dein Bub nimmer aus!"
„Muß der. Land! heut noch ver
scheiden?"
„Nein, nein! Etliche Täg wktd er
schon noch leiden müssen."
Hager faßte sich rasch. Entschlossen.
„Wieso? Warum? Dorthin bin
dennoch auf dem rechten Weg! Bei
dir liegt der Lipp im Verbluten? Lebt
er noch?"
„Saxendi! Woher weißt denn du
das? Eine zw'idere Sach! Aber es ist
ein Ding, und gut ist's, daß der Ba
die Haxen (Bein) verbinden! Unser
einer versteht das ja doch nicht recht!
Geh nur gleich hinein, Bader, in der
oberen Stub liegt der Lump! Hat
übrigens keine Gefahr mit dem Ver
bluten!"
Während sich der Bader entfernte,
fragte der Hager: „Wer ist der
Lipp?"
Statt in die Arbeit, geht der Kerl
blutet! Jetzt hab' ich keinen Knecht,
Wind kriegt!"
Unterleib und muß sterben! Verstehst
jetzt?" Der Bauer begriff sofort und
sprach bebenden Tones: „Du armer
Vater!" Und willig ging er mit zum
Knecht.
Hager schritt hochaufg-richtet an
das Bett des Knechtes und wollte ein
Verhör beginnen. Doch Lipp drehte
andere Art zum Reden gezwungen
Auf Hägers Geheiß griffen der
Bader und Sauhamel zu. Lipp wur
de aus dem Bett gehoben, hinab ge
tragen und trotz des Widerstandes
in Hagers Karren gelegt, gut gebet
tet und festgebunden. Die Oechseln
zogen an, kreischend uns knarrend
ging die Fahrt abwärts zur Zwiese-,
lung.
Lipp schäumte vor» Wut, rollte die
Augen, fluchte entsetzlich und suchte
das Geführt die Zwiefelung erreichte,
verstummte der Knecht, sein Blick war
forschend auf den Bauer gerichtet, der
links lenkte. „Hü!"
Lipps Gesicht verzerrte sich und
kündete Schrecken und Entsetzen an;
heiser rief er: „Nicht, nicht, Bauer!
Nicht hinauf! Hinunter!" >
Schneidend scharf sprach Hager,
der hinter dem Karren schritt und
„He, Baucr l falsch > Rehr'
schieben half: „Der A'andl muß auch
sterben dieser Tage!"
Lipp ächzte: „Hab' Erbarmen,
Bauer!"
„Hast du Erbarmen mit meinem
Buben g'habt?"
„Barmherzigkeit! Ich hab' aus Not
wehr g'schossen!"
„Wird nicht sein! Hü!"
Die Tiere zogen an. Ueber den
Almboden glitt der Karren nun
weich, das Geräusch der Räder ver
stummte. Lipp sah entsetzlich aus,
er machte verzweifelte Anstrengungen,
sich zu befreien, er wollte offenbar
aus»dem Karren springen.
„Sieg' dich nicht, die Strick' halten
fest! Noch ein Eichtl (ein wenig Zeit)
dann sind wir bei deinem Opfer!"
Von der einsam stehenden Jäger-
Hütte kam Mirl, die Häuserin und
Pflegerin des Jagdgehilfen Zandl,
Die Angst des Wilderers war aufs
höchste gestiegen, die Furcht vor einer
Gegenüberstellung erpreßte ihm das
Geständnis, daß ihn der Jäger .Vandl
im Gemsrevier aufgefangen,, verfolgt
und gestellt habe mit angebacktcr
Büchse. , '
„Weiter!" befahl Hager.
„Einen Ausweg hat's nimmer ge
'geben, ich hab' halt auch aufziehen
müssen mit dem Kugelstutzen; er oder
v!"
„Hat di' der Jaager erkennt?"
„Nein."
„Aber du ihn?"
„Ja."
„Hast ihn etwa listig angerufen
vor dem Schießen?"
Unsicher, zögernd erwiderte der
Knecht: „Sell hab' i tun müssen, an
sonsten hätt' der Jaager Zeit g'won-
„Was hast g'rusen?"
„G'schrien hab' i halt: A'andl, mir
wirst doch nir tun!"
„Schuft, elendiger! Weiß schon,
wie s , weiter 'gangen ist! Der Xandl
hat, überrascht für einen Augenblick,
die Büchs' abg'setzi und geguckt, und
derweil hast du g'seuert! Ist's so
g'wesen?"
„Halt ja! Im Kampf ums Leben
ist alles verlaubt! Mit dem Schutz
bin ich flinker g'wesen, aber der
Zandl hat mir aftn ein Kügerl nach-
»'feuert und mich in die Haxen 'tros»
fen! Sell ist auch nicht schön g'wesen
vom Jaager! Leicht hätt' ich ver
blüeten können...!"
Hager befahl der Mirl, das Ge
ständnis Lipps sich scharf ins Ge
dächtnis zu prägen, damit das Mädel
als Zeugin vor Gericht werde auftreten
Häger hochaufgerichtct a»
»och mit' gcschwärzlei»
Kopf zur Wand und schwieg trotzig...
können. Dann schirrte Hager die Tier»
aus und ließ sie auf dem Almboden
weiden. Der Karren mit dem fest
gebundenen Knecht blieb vor der lii»
gerhütte stehen.
Mit dem Sohne wollte Hager allein
sein.
Ein erschütterndes Wiedersehen!
Doch gefaßt zeigten sich Vckter und
Sohn, echte Aelper, gestählte Charat
texe, Jägernaturen. Im Heubett auf
Wolldecken liegend, äußerte Zandl
kein Wort der Klage über Schmerzen;
er begrüßte den Vater mit einem Lä
cheln des Dankes für sein Erscheinen
und bat um einen Priester.
„Der kommt morgen herauf! Sag',
Xandl, kannst die Karrenfahrt hinun
ter ertragen? Hättest eine G'sellschaft
einen Passascher (Passagier) hab'
ich schon im Ochsenzeugl!"
„So? Wen denn, Vater?"
„Den Lipp, der Knecht ist beim
Sauhamel dienten!. Er hat'n Schuß
Zandl stutzte und richtete einen
forschenden Blick auf den Alten. Und
jäh erriet der Jäger den Sachverhalt.
Und ein Lächeln der Befriedigung
huschte über sein bleiches Gesicht.
„Sell wird der Raubschütz sein! Also
hab' ich ihn doch getroffen! Gott sei's
gedankt! Abliefern. Vater, einsperren
den Lumpen!"
„Sell wird sicher g'schehen! Einge
standen hat er bereits!"
Rasch berichtete Hager über daS
dem Wilderer abgenommene Geständ
nis; der Alte fragte, ob sich die Be
gegnung mit dem erbärmlichen Kniff
des irreführenden Anrufes seitens des
Wilderers wirklich so abgespielt ha
be, wie der Knecht angab.
A'andl nickte. Eine geisterhafte
Blässe flog über sein Gesicht, der
Blick ward matt und trüb, das Auge
wurde glasig. Ein Seufzer kam über
„Jesus, dir leb' ich, Jesus, dir sterb'
ich...!"
Ein schwaches Röcheln ... Die See
le entwich.
Der Jäger ausgelitten. Ein
Opfer der Berufstreuc im harten
Mirl schloß die Hütte ab und folgte
zigend und leise die Sterbegevete ver
richtend. Der Knecht hatte das Be-
Waren heute den ganzen Abend so
ernst, gnädiges Fräulein, als ob das
ganze Dasein Sie anwidre?"
„Nun, glauben Sie nicht, daß daS
Leben ein Unglück ist?"
„Ein Unglück!? Aeh, allerdings!
Aber trösten Sie sich! Wenn man bei
einem Unglück mit solch zwei blauen
man's schon ertragen!"
Ein Zeitkind. Papa:
„Hänschen, nun sag' mir mal, wo