Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 15, 1917, Image 6

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    Womkmtisrhes Gebirgsland.
Bilder a»S Bosnien, der ltrsprungsstätte de? WeltbrandeS.
In Bosnien, dessen Hauptstidt
Serajewo durch die Ermordung des
Lsterreichischen Thronfolgers zur Ur
sprungsstätte des gewaltigen Welt
brandes wurde und das auch zu An
sang des Krieges durch einen Einfall
Strafe in
die interessanteste Stadt >»
der Serben und Montenegriner eine
Zeit lang das Interesse aus sich zog,
bat sich trotz aller inneren Wirren
für Oesterreich-Ungarn bei Durch
führung des ihm durch den
Berliner Kongreß, im Jahre 1878
Übertragenen Mandates als ein Kul-
/
»Ichtete Hotels, Restaurants und Ea
f«-s und endlich aus den schönsten
Aussichtspunkten UnterkunstShütten,
die den Touristen unentgeltlich zur
stalten.
Jn landschaftlicher Hinsicht ist
in dem etwa 34<A, höher als ItXX)
im westlichen Waldgebirge, im Wrbas-
Tal oder in der Sutjeschtaschlucht
sind von einer Schönheit und einer
erhabenen Großartigkeit, wie man
Schöneres und Großartigeres in der
Tiroler oder schweizerischer Alpen
welt nicht mehr antrifft.
Zu der Zeit der türkischen Herr
schaft waren die Mohammedaner die
herrschende Klasse, und auch jetzt noch
scheint weitaus der größte Teil des
Grundbesitzes in mohammedanischen
Händen zu sein, die wirklichen
Bauern sind vielfach nur Kmeten,
eine eigentümliche Art von Pächtern.
Die Türken haben Serajewo den
Namen „Bosna Seraj" Perle der
Bosna gegeben, obwohl der Fluß,
nach welchem das Land benannt
wird, um die Stadt einen weiten
Bogen macht, nachdem er knapp vor
ihren Toren unvermittelt aus dem
Berge Iwan in mächtiger Breite und
Gewalt hervorgebrochen ist. Die
Bosnaquelle ist der Stolz von Se
rajewo. Es ist in der Tat ein im
ponierender Anblick, wie dieser Berg
strom aus dem Dunkel des hohen
Berges an das Tageslicht tritt. Er
bildet am Fuße des Iwan ein riesiges
Bassin und zwängt sich dann in die
natürliche Rinne, die die Wasser
nach der Save-Ebene leitet.
Auch der Serajewoer Türke ist ein
ausgesprochener Naturfreund. Frll-
Sitte, Ausflüge zu unternehmen, die
sie den ganzen Tag im Freien hiel
ten. Nur daß sie, ehe die Oesterrei-
Gassen der „Tscharschia", der Ba
ihren „Mastica", eine Art Absinth,
Man nennt Serajewo auch die
„weiße, die goldene Stadt der Bos
nier", „die Stadt des Eroberers",
Ein österreichischer 120 Zentimeter Scheinwerferzug aus der Fayrt.
„die Stadt der hundert Moscheen".
Die schönste und größte dieser Mo
scheen ist die von dem Nationalheili
gen Bosniens, Ghazi Husrev Beg.
der mehr als zwanzig Jahre Sk»tt
halter dieser Provinz war, erbaute
Begova Dzamija, welche mit kostba
ren Teppichen geschmückt ist, und de
ren stimmungsvoller Vorhof mit sei
nem von einer vielhundertjährigen
Riesenlinde beschatteten monumenta
len Brunnen als eines der lauschig
sten Plätzchen in Sejarewo gilt.
Zahlreich sind auch die über die ganze
Stadt verstreuten mohammedanischen
Friedhöfe. Es gibt deren acht grö
ßere und etwa fünfzig kleinere. Auf
den ersten Blick erscheint ein solcher
Friedhof als ein wirrer Steinhau
fen, dem Kundigen aber offenbart sich
bald, ob es sich um das Grab eineS
Mannes oder einer Frau handelt;
denn die Grabsteine auf Frauengrii
bern laufen noch oben spitz zu, wäh
rend die der Männer oben die Form
eines Menfchenkopfes mit einem
Turban oder Fes, und wenn es sich
um eine Militärperson handelt, die
eine? Säk>l? zeigen.
Das monumentalste Bauwerk der
Stadt ist das im maurischen Stil
errichtete Rathaus. Die Farbe der
Ziegeln rot und gelb ist in
Gleichfalls im maurischen Stile
erbaut ist die Scheriatsrichterschule.
in welcher den angehenden KadiS
das mohammedanische Recht gelehrt
wird. Nach der in Bosnien gelten
den Gerichtsverfassung kommen näm
lich auf dem Gebiete des Ehe-, Fa
mitten- und Erbrechts noch die Be
ran, teils auf Traditionen beruhen
den islamitischen Gesetzes (genannt
Scheri) zur Anwendung. Die Poly
gamie hat übrigens in Bosnien sehr
an Geltung verloren. Mehrere
Frauen sind den Meslims zu kost
spielig. Eine jede Frau muß näm
lich einen eigenen Hausstand haben,
und so soll es kaum noch einige Dut
zend Mohammedaner in Bosnien ge
ben, die sich den Luxus leisten, mehr
als «ine Frau zu besitzen.
Sehr reichhaltig sind die Schätze
des Landesmuseums, und es schmei
chelte den Bewohnern von Serajewo
nicht wenig, als auf dem 1894 in
dieser Stadt tagenden Archäologen
tongresse unter den dort versammel
ten Gelehrten die Meinung laut
wurde, daß jenes Museum allein ei
nen Ausflug nach Bosnien lohne.
Zu dem Besten, was Bosnien bie
tet, gehören die dortigen Zigaretten,
welche in einer riesiaen Fabrik, in
der gegen achthundert Mädchen be
schäftigt sind, angefertigt werden.
Man behauptet übrigens, daß 36<A>
vom Abfall des Tabaks aus jener
Fabrik gemischt mit Kräutern das
beste Mittel gegen Wanzen sei.
In der Hauptstraße der Stadt,
der Franz-Josef-Straße, flaniert um
die Dämmerstunde alles, was zur
guten Gesellschaft gehört. Das Ge
fches Leben pulsiert. Jedes Hand-
und etwas langweiligen Gebeten in
türkischer Sprache, dann beginnt der
ganze Kreis der Beter sich zu win
den und zu drehen, die Gebete wer
serei mit wilden, heulenden Tönen.
Mit einem Schlage hört dieses Ge
töse auf.
Der Stolz der Bosnier ist Jlidze,
das 12 Kilometer westlich von Se
rajewo am Zusammenflusse der Mil
jacka und der Zeljeznica gelegene
Schwefelbad. ES war schon den
Römern bekannt und wurde auch von
den Türken benutzt.
Bon Serajewo führt die Bahn
nach dem Osten, nach der serbischen
Grenze. Zunächst geht sie parallel
mit der nach Mostar. der Hauptstadt
der Herzegowina, führenden Bahn,
biegt dann nach links ab und zieht
sich um die eine Längsseite von Se
rajewo herum, immer höher an dem
Anhang hinauf, mit prachtvollen
.Ueberblicken auf das Stadtbild. Ein
herrlicher Blick über die ganze Länge
der Stadt bietet sich noch von dem
Bahnhofe Ristrik, eine Art Bororts
bahnhof von. Serajewo selbst. Dann
entwickelt sich eine wildromantische
Hochgebirgsbahn in das früher ganz
unzugängliche Defilee der Paljanska-
Miljacka hinein, mit zahlreichen Tun
nels und großartigen Bahnbauten,
mächtigen Felssprengungen und ho
hen Mauerwälien.
Eine der interessantesten Orte in
Bosnien ist die befestigte Bezirks
hauptstadt Jajce, malerisch auf einer
ifolierien Bergkuppe an der Mün
dung der Pliva in den Wrbas gele
gen. In der Nähe bildet die Pliva
100 Fuß hohe Wasserfälle, hinter
denen sich große Tusssteingrotten be
finden. Die Stadt ist terrassenför
mig gebaut. Jajce war einst Resi
denz der bosnischen Könige. Bon
1628 bis 1878 gehörte es zur Türkei.
Von verschwundener Pracht zeugt
noch eine alte Königsburg.
Mostar, die Hauptstadt der Herze-
gowina, liegt sehr tief, nur 69 Meter
über dem Meere, sehr malerisch zu
beiden Seiten der stattlichen Narenta,
über die die HauptsehenSwürdigkeit
der Stadt, die alte Narentabrücke, in
scheint eigentlich nur aus zwei endlos
langen Straßen mit regem Verkehr
zu bestehen. Die Bevölkerung ist
groß gewachsen, mit ganz andern
Trachten als in Bosnien, schon so
ungefähr wie in dem benachbarten
Montenegro. Die zwischen den un
wirtlichen Karstbergen liegende Ebene
der österreichischen Wirtschaft.
Glosse».
«Zeit ist Geld!" sagen di« Englän
der und lassen sich Zeit mit ihren
Truppentransporten nach Frankreich.
.'s Geld hat sagen die
Ans Sachse».
Ber geh'n Se nämlich sehr gerne ber
beedes,
Ausstellung. KZ'/. Uhr: Emp-
Uhr: Auftrieb der Schweine.
12 Uhr: Gemeinsames Festessen.
Im Theiss-Tale.
Ein Einfall der Nüssen i» Ungarn.
mitat MarmaroS einzudringen, so
daß sich die österreichisch-ungarischen
Truppen veranlaßt sahen, zu ent
sprechender Krästesammlung vorüber
zu räumen und sich bis Hoszsumezö
zurückzuziehen. Das Komitat Mar
maros gehört zu den gebirgigsten Ko->
mitaten des Landes,-und bloß in
seinem westlichen Teile befindet sich
eine große Ebene, wo das Theißta,
sich auf vier bis fünf Kilometer aus
breitet. Diese Ebene zieht sich bis
Tecsö hin und in dieser liegt auch
Hoszsumezö. Westlich von Hoszsu
mezö, in dem herrlichen, von hohen
Bergen umkränzten Tal, bei der
Mündung des Jzaslusses in die
Theiß, liegt die Residenzstadt des
MarmaroS-Sziget. Die Stadt ist
auf einem ziemlich großen Terrain
aufgebaut, das mit der Einwohner
zahl in gar keinem Verhältnis steht.
Diese große Ausdehnung ist darauf
zurückzuführen, daß die Stadt auS
meist ebenerdigen Häusern besteht;
nur auf dem Hauptplatze, der nicht
sehr groß ist, befinden sich einige ein
stöckige Häuser. Monumentalbauten
befinden sich in der Stadt fast gar
nicht. Eine vom Anjoukönig Karl
Robert erbaute schmucke römisch-ka
tholische Kirche, ein hübsches Kultus
palais, ein Gymnasium und ein mo
dernes Spitalgebäude tragen zur He
bung der Schönheit des Städtchens
bei.
Viel Türm um Nichts.
schriststeller Edmund Gosse hat mit
zarten Kunstwerke gleicht, mit dem
ungeschickte Kinder gespielt haben....
Es ist leicht, Adjektive anzuhäufen,
Portalen sind durchaus noch in dem
Zustande, in dem sie vor dem Kriege
waren. Es fehlen freilich einige
Köpfe und Hände, das sind aber be
nicht hinreichte, ist der Schaden aller
dings beträchtlicher. Merkwürdig ist
Komitats, und hauptsächlich der
Holzhandel blüht hier. DaS Bild
des Wochenmarktes in dieser Stadt
ist überaus bunt und malerisch, denn
hier spiegelt sich das ethnographische
Gepräge des nordöstlichen Ungarn.
Ruthenen mit ihren Ziegenfellpelzen,
mit langen, über die Schulter herab
fallenden Haaren, und in malerisch«
Tracht gekleidete rumänische Bauern
bringen auf ihren kleinen Wagen,
von sehnigen kleinen Gebirgspserden
gezogen, ihre Holzkohle und sonstige
Holzprodukte zum Markt. Die Ma
gyren, die hier wohnen, gehören al
lesamt zur Intelligenz. Sie haben
die Führung im Komitat und in der
Stadt. Die magyarischen Landedlen
zogen sich schon zu Beginn des unga
rischen Königreiches in diese Stadt
zurück und bildeten eine eigene Stadt
vilegien ausgestattet wurde, die auch
bis zum Jahre 1348 behalten wur
den. Als geistige Führerin der Um
gebung schloß sich die Stadt der Re
formationsbewegung an.
dabei die Tatsache, daß Statuen, die
in Nischen standen, schwerer beschä
digt wurden, als solche, die nach drei
Seiten hin frei waren.
Der Eintritt in daS Innere der
Kirche ist sonst streng verboten. Der
englische Kunsthistoriker durfte aber
hinein. „Mein erster Eindruck war
der einer kahlen langen Protestantin
heimer Dom." Nichts von Zerstö
rung und Unordnung! Der ganze
Jnnenraum ist vollkommen gesäu
bert. Die Kathedrale ist auch nicht,
wie viele denken, eine nach oben os
so ist der Schaden bereits ausgebes
sert. Die Feuerspuren ziehen sich
als dunkle Linien auf dem Fußboden
alte Uhr des EhorS ist unversehrt.
Bon den herrlichen Wandteppichen,
die das Innere der Kathedrale
schmückten, sollen zwar einige der-