Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 25, 1917, Image 6

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    Monte Kklnw.
Ein Stück Krirgsgelnct in der Nähe von Görz.
Wir steigen das letzt« steile Stück
Hum Gipfel des Monte Santo hinan,
der rund zehn Kilometer nordöstlich
von Görz sich erhebt. Hier oben ist
die südliche Sonne noch stark genug,
mm die Trauben von Reben reifen zu
Sassen, die kein Winzer gepflanzt hat,
kie zufällig zwischen den Steinen aus
fruchtbarer Erde keimten. Und mit
ten in dem Laubwald, der uns den
Blicken der Italiener entzieht, steht
Hie und da eine königliche Edelkasta
nie. deren stachelgepanzert« Früchte
Hell im dunkleren Laubwerk schim
mern. Ein gesegnetes Land, das Frie
den und Fruchtbarkeit zu atmen
scheint. Und nun —?
Wir stehen vor der Pforte des
Wallfahrtsklosters, das einst von der
Spitze des Berges den frommen
Wander«r grüßte. Im Frühling des
Die Grube» in Nord-Frankreich und
M-lgien, welche von den Deutschen
ausgenommen.
Alle Teile der Bevölkerung sind von
icher Toldaten war es
-rin eiacnartiges Bild, die Mädüen dort
«Ii Mannerkleidung arbeiten zu sehen.
«rften Kriegesjahres stand hier noch
«in stolzes, stattliches Haus, eine
mächtige, pfeilergetragen« Kirche. Aus
«llen Gebieten des Küstenlandes,
jibec das sie in weite Fernen sah,
'strömten ihr die Wallfahrer zu:
Reichsitaliener aus dem Venetiani
schen, O-st«rreicher italienische Zun
ge aus Görz und Friaul, Slowenen
aus den Alpentälern trafen sich
Hier oben. Der Monte Santo, die
Sveta Gora, wie die Slanxn fa-
Hen, war ihnen ein gemeinsames
-Symbol,
Wir stehen vor der Pforte, aber sie
in das Chaos. Nie hat man
<les eine fürchterlichere, vollkommenere
Lerstörung gesehen. Wochen hindurch
haben Batterien aller Kaliber auf
das Kloster Monte Santo gezielt, bis
es endlich wirklich in einen unkennt
lichen Trümmerhaufen verwandelt
war. Fast in jeder Zelle des Wohn
gebäudes sitzt ein Schuß, die Stiegen
quer steht das Gebälk. Mühsam
Geröll bedeckt die Stelle; drei der
von ihrem Postament gestürzt, köpf»
abwärts an der Wand. Zerfetzte Bil
der, zertrümmerte Ornamente über
sieht, vom freien Himmel überwölbt,
traurig auf das Werk der Zerstörung
herab. . .
tet, den Namen eines gefallenen Sol
daten. „Pater Franz Ambroz" steht
aus der kleinen Tafel eingebrannt.
natenhazel Verlretben. So ging es
«inen Winter lang, ein Frühjahr hin
durch. Immer und immer wieder
zog es ihn zur alten Bergheimat hin
auf, er kannte längst die Stunden
der Ruh«, wo man ohn« allzu große
Gefahr die Stätte d«r Verwüstung
besuchen konnte; er wußte jeden
Schlupfwinkel, der Schutz vor den
umherfliegenden Sprengstücken bot,
nxnn das Feuer einmal unvermutet
losbrach. Nie geschah ihm ein Leid
der heilige Berg selbst schien ihn
zu schirmen.
Eines Tages nun schlug eine Gra
nate in das Kloster Castagnavizza,
seine- n«ue Heimat. Die Explosion
zerstörte den Korridor, der zur Zelle
des Paters Franz führte, zertrüm
merte die Stiege. Das war zuviel.
Ihm war, als ob ihn die feindlichen
Granaten vom Berg her bis hierher
tern, auf schwankenden Notstiegen
sein Zimmerchen aufsuchen zu müssen.
Er, der mutigste unter den Brüdern,
verlor mit einem Male die Nerven
und bat, dps Kloster txrlassen und
die Seelsorge im Görzer Spital der
Barmherzigen Ärüder, also eine ver
hältnismäßig gesicherte Stelle, über
nehmen zu dürfen. Man wies ihm
dort die sicherste Zelle an der vom
Feind abgelehrten Seite des Gebäu
des an, tat alles, um dem ver
dienstvollen Mann die Ruhe wiederzu-
Und eben dort hat ihn. der unver
letzt durch die Granatenhölle des
Monte Santo gewandelt war, das
Geschick ereilt. Ein< Granate flog
durch ein Fenster des Spitalgebäudes
herein, durchschlug die Tür eines
Zimmers, platzte im Kondor, gerade
vor der Zelle des Paters Franz. Ein
Sprengstück bohrte sich durch ihre
Türe, traf den Mönch in die Hals-
Jn einer Mainacht haben sie ihn
oben auf dem Monte Santo begraben,
wie er es sich immer gewünscht hatte.
Soldaten trugen den Sarg über die
Straße empor, die man bei Tag nicht
gehen darf, «iner der Klostergefähr
t«n sprach im Schein der Leuchtku
geln, im nahen Knattern der Geweh
re, im dumpfen Schall der Kanonen
die Gebete. Pater Franz Ambroz,
der treuest« unter den Mönchen des
gen Berg zurückgekehrt. Neben den
Ruinen der Kirche liegt sein Grab.
Kennzeichen. Der Wirt
eines Vorortes hat seinen Pikkolo mit
Lausbub noch nicht da ist!"
Feiner Vorschlag. Haus
tyrann (zu seiner Frau): „Immer
dann riecht er den Rauch nicht
mehr!"
ZUM ersten Male den
Engländern gegenüber.
Erzählung von W. Müller.
Für unS jung« Kriegsfreiwillige
hat es keinen fröhlicheren Tag gege
ben, als da wir die Engländer endlich
auf fünfhundert Meter vor uns hat
ten. Wie dasein uns allen
und loderte, davon kann man sich
nachher kaum noch «ine Vorstellung
machen. Wir haben uns diesen Tag
aber auch mit zähem Ausharren ver
dient. Wenn die englischen Geschütze
uns mit Granaten förmlich begossen,
und wenn dazu noch die Kochkiste
tagelang ausblieb, wir wichen nicht
vom Fleck. Nur einmal mußten wir
ein vorübergehendes Zugeständnis an
die Brummer machen. Aber auch dies
nicht an die englischen. Die Sache kam
so-
war, daß unsere Artillerie famoS in
die Schützengräben traf, aber nicht in
die englischen, sondern in die unseren.
Was nun?
Schnell zurück, damit die Granaten
über uns drüber weg sausen. Aber
wie auf dem flachen Felde, wo jede
Deckung fehlt uno die Engländer nur
darauf warten, daß sich eine Helm
spitze zeige? Es hilft alles nichts, wir
müssen uns in Sicherheit bringen,
nachdem sich herausgestellt hat, daß
unsere Artillerie sieben Kilometer
rückwärts steht und keine telephonische
Verbindung mit uns hat. Also muß
Wie doch alles Böse sein Gutes hat.
Ken. Fühlten sie sich zum Sturme zu
schwach?
„Jungens," sagte unser Haupt
gehen wir zu ihnen!"
Also aufgepflanzt und dann vor
wärts.
ten, kamen sie bald mit erhobenen
Händen ans Tageslicht, ohne lange
Widerstand zu leisten. So besetzten
wir den feindlichen Schützengraben.
Unsere Aepfel brauchten wir jetzt nicht
mehr zur Hauptmahlzeit, sondern nur
noch als Nachtisch genießen, denn die
Engländer waren reichlich mit Fleisch
konserven und anderen guten Dingen
versehen.
Lange sollte aber anscheinend das
gute Leben nicht dauern. Die Englän
der gaben uns zu suhlen, daß sie
ihren Graben zurückhaben wollten.
So richteten wir uns also auf ihren
Besuch ein. Und sie kamen in großer
Ueberzahl.
„Keiner schießt!" befahl der Haupt
mann, Und so ließen wir sie heran
kommen. Der Abstand von vierhundert
Metern verringerte sich auf dreihun
dert, auf zweihundert und schließlich
auf hundertundfünfzig. Jetzt fiel von
unserer Seite als verabredetes Zeichen
für uns der erste Schuß. Jeder von
uns hatte sich seinen Mann aufs
einen heißen Empfang, wie ihn sich
die Engländer wohl schwerlich hatten
träumen lvssen. Wie gemäht sielen sie.
während wir ruhig wie auf dem
Uebungsplatz luden und abzogen
jeder Schuß ein Treffer. Ein Teil
der Engländer hatte sich auf die Er
lange Widerstand zu leisten.
de geworfen, aber das nützte ihnen
nichts bei dem ebenen, deckungslofen
Gelände, unsere Kugel holte sie alle.
Was schließlich noch übrig blieb,
mußte sich ergeben. Zum Fliehen
nützten den lehmgelben Briten diesmal
ihre langen Beine nichts, dazu waren
sie zu nahe an uns herangekommen.
Na, wir haben ihnen ihren grinsenden
Hochmut gehörig versalzen. Wk hät
ten uns nicht halb so gefreut, wenn
es Franzosen gewesen wären.
Aber ein Unglück kommt selten
Erdreich schieße. „Was ist los?" den-
Harmonie bedacht ist. Daß die Kame
raden es nicht an Witzen fehlen ließen,
versteht sich, aber so etwas läßt sich
ja aushalten.
Der russische ijusluchtSort
Va» Imil «les I»lekle»p»!ver«.
es produziert Insektenpulver, da»
mit Unrecht „persisches" genannt
wird. Jin Jahre 1840 hatte eine
kostete damals in Trieft 250 Gul
ken, und ein förmlicher Preissturz
trat ein, als auch die Uankees daS
Pyrethrin» in großem Umfange zu
kultivieren begannen. Bis auf IS
Gulden drückten sie den Preis herun
ter .Aber der Alp, der sich damit auf
Montenegro legte, wich, als sich her
ausstellte, daß die in Amerika wach
senden Pflanzen nicht die gewünsch
ten mörderischen Eigenschaften hat
ten. Seitdem steht Montenegro wie-
Zenmer Pnlver Il>o bis 120 Gul
stärkste Ära st. Ein Kilo Blatter lie
fert Kilo trockener Ware: 10.000
Kilogramm führt Montenegro jähr
lich aus. Tie Pulverisierung ge
schieht im Auslande, in Venedig,
Ofen-Pest, Wien und Berlin.