Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 14, 1916, Image 3

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    WZ MMZL ZMINIM.
«ingesetzt dann machte sie ein neues
Testament zu Calverts Gunsten".
„Was geht denn das alles mich
on?"
„Ach, wirllich?" Frau Feller dach
„lch will die Schuld Calverts
„Welchen Dolch?"
nen!"
Frau Feller stützte den Kopf in die
Hand und dachte ein Weilchen nach.
ter Mann, aber die etwas zusammen
gekniffenen Auge., Frau Fellers flöß
ten ihm ein Gefühl Unbehagens
mir, weil ich Herrn Calvert decken
wollte —"
scheue diesen Menschen!"
„Denken Sie lieber nichts statt sol
sollle Arnold Calvert lieben! Ich
„Gerecht? Empört bin ich! Wis
hinauswerfen!"
Bocaros erhob sich. „Das ist nicht
nötig. Ich gehe von selbst".
fort".
Aber ich wollte Ihnen erst Gelegenheit
geben, sich zu rechtfertigen".
„Ich mich rechtfertigen? Wes
halh?"
Cousine beg ngenen Mor
solche Beschuldigung auszusprechen?"
brauste Julia in maßloser Wut auf.
»Sie müssen wahnsinnig sein!"
„Ich werde Ihnen beweisen, daß
mein Verstand ganz klar ist", versetzte
Bocaros und schritt auf die Tür zu.
che muß erst klar gelegt werden. Nach
her werde ich selbst Sie zur Polizei
begleiten. Und wenn Sie nicht be
hauen!"
Villa Ajax um elf Uhr. Er trug noch
den Anzug, den er auf der Bühne ge
tragen, und sprach mit dem Polizi
sten Miller. Er verlor den Schlüssel
ter".
„Nein, Calverts Stellvertreter hat
seine Rolle gespielt und zwar bis
halb zehn. Calvert spielte im letzten
Akt selbst und kam dann hierher. Er
ner Schwester, daß Calvert einen sol
chen Dolch im zweiten Alt des neuen
Stückes trug".
„Jawohl. Er benutzte diesen Dolch
und warf ihn dann in die Müll
„Unsinn!" sagte Frau Feller und
zuckte verächtlich die Achseln. „Wie
hartnäckig bei seiner Meinung. „Cal
vert kam mittels Ihres Beistandes
ins Haus. Es ist ihm gewiß ein
,OH!" rief Frau Feller und sah
schuldigen mich also, den Mann ein
gelassen zu haben?"
„Das tue ich allerdings! Sie ließen
Calvert ins Haus, Später gaben Sie
ihm den Schlüssel, damit er das
Bahnhof —" h g b
„Um nach Westkliff zu gelangen!
Freilich! Ein kurzer Weg!"
„Sie sind klug, gnädige Frau; Sie
wollten Ihre Spur verwischen. Sie
ließen das Auto auf dem Bahnhof
stehen, fuhren mit der Untergrund
bahn nach dem Bahnhof Liverpool-
Straße und benutzten den Mitter-
Bei den letzten Worten hatte Ju
lia Feller die Farbe gewechselt. Jetzt
erhob si« sich. „Sie scheinen inbezug
sein", sagte sie eisigen Tones.
«Oh ja", versetzte Bocaros kalt.
„Und Sie behaupten, ich sei in der
Mordnacht in diesem Zimmer gewe
sen und hätte gesungen?"
Heimat".
„Sie sind im Irrtum, Herr
Herr Baron! Ich war den ganzen
Abend über in meinem Zimmer in
Westtliff an der See, meilenweit ent
fernt von der Villa Ajax".
Bocaros zuckte die Schultern.
„Wenn Sie fortfahren zu leugnen,
bleibt mir nicht übrig, als mich an
die Polizei zu wenden".
„Sie Narr!" brauste Frau Feller
auf. „Vor allem will ich Ihnen be
weisen, wie ich gesungen habe!"
Sie durchschritt schnell das Zim
mer und trat hinter eine weiße Samt
portiere, die vor einem Alkoven nie
derwallte. Bocaros wunderte sich
über ihr Gebaren und wußte nicht,
was er davon denken sollte. Wäh
rend er erwartungsvoll da saß, er
tönte von der Portiere her Musik.
Frau Fellers Stimme eine wun
dervolle Altstimme erhob sich zu
herrlichem Gesang. Mit prachtvollem
Ausdruck fang sie „Heimat, süße Hei
mat". Plötzlich wurde die Portiere
zurückgeschlagen und Frau Feller
kam wieder hervor. Aber der Gesang
dauerte fort.
Bocaros war wie zu Stein erstarrt.
„Ist dies das Lied, welches Si«
meinen?" fragte sie voller Hohn.
„Gnädige Frau." stammelte der
Grieche und erhob sich.
Lied singt?" fuhr sie fort. „Da, se
hen Sie!" Sie riß die Portiere vol
lends zurück und Bocaros erblickte ei-
lich war, daß meine Stimme in je
ner Nacht gehört wurde. Ich habe
verschiedene Lieder in das Instrument
hineingesungen, weil es meinem klei
nen Töchterchen Vergnügen machte, sie
zu hören. Ich wundcre mich nur,
daß es weder der Polizei noch Ih
nen aufgefallen ist, wie hastig die
Klavierbegleitung zwischen den Ver
sengst! nun?"
ros hatte sich inzwischen gefaßt. „Ich
behaupte aber »ach wie vor, daß Sie
in jener Nacht hier waren, gnädige
Frau", sagte er. „Sie verließen Ihre
Wohnung in Westtliff etwas oor
sechs, benutzten den SechSuhrzug, ka
men hierher —"
„Beweisen Si« diese Beschuldi
gung!" unterbrach ihn Frau Feller
„Ich habe die Aussage des Schal
terbeamten, der Ihnen die Fahrkarte
verkaufte, und die eines Bahnhofs
portiers, der Ihre Kleidung beschrie
ben hat —"
„Und wer hat konstatiert, daß ich
diese Kleidung trug?"
„Ihr Mädchen Emilie Dorn!"
„Ah!" entfuhr es zischend den
schneeweiß gewordenen Lippen Frau
Fellers. „Sie sie —'
„Sie sehen, gnädige Frau, daß ich
manches weiß. Emilie mußte Ihren
Platz im Zimmer einnehmen. Sie
zogen sich an und Emilie teilte mir
mit. wie Sie gekleidet gingen. Diese
Beschreibung stimmt mit der des
Bahnhofsportiers überein. Sie wa
ren hier in der Villa zwischen sechs
„Nein! Nein! Nein!" schrie Frau
Feller wild. „Sie haben eine Menge
herausbekommen, Herr, was ich ge
heim gehalten haben wollte. Sie sind
klug! Aber ich habe jene Frau nicht
ermordet! Ich hatte ja gar keinen
Grund dazu! Ich habe sie nie ge
sehen ich kannte sie gar nicht
ck
irren! Hören Sie mir zu. Um
mich gegen Ihre Anschuldigungen zu
verteidigen, muß ich etwas sagen,
er fühle sich lrank, und legte sich zu
Bett. Ich sah ihn den ganzen Tag
Liverpoolstraße. Er kam sehr spät
und stieg in den Mitternachtszug.
Ich tat dasselbe. Er sah mich nicht,
und da ich nichts herausbekommen,
sagte ich auch nichts. Er hatte keine
Ahnung, daß ich gesollt
noch nicht. Mein Mann ist
der muß ich eS sagen viel zu feige,
um ein Verbrechen zu begehen
Hauses
„Sie halten ihn für schuldlos?"
„Für ganz- schuldlos! Hätte er die
se Frau gekannt uni> sie los sein
Haus geführt haben."
„Das sehe ich wohl ein. Und,
gnädige Frau, ich bitte um Verzei-
Er beugte sich vor, um ihre Hand
zu küssen. Frau Feiler riß sie je
doch mit einer Gebärde des Abscheus
weg
„Selbstverständlich bin ich schuld
los! Ich kann beweisen, daß ich
ganzen Abend auf vem Bahn
hofe im Damensalon war. Wie der
Phonograph die Polizei täuschte,
haben Sie begriffen. Nun möcht«
ich bloß wissen, wie dies« Frau
Ihre Cousine in unser Haus
kam."
Schlüsse! und
„Und ließ Arnold Calvert ein?
Nein, das tat ich nicht. Meine
Schwester" Frau Feller faßte sich
plötzlich mit beiden Händen an den
Kopf „mein Gott", murmelte sie,
„ob am Ende Laura einen Nach
„Nein nein", rief Vccaros dazwi
schen. „Ich bin überzeugt, Fräulein
Mason hat nichts mit der Sache zu
„Wenn er der Schuldige ist, so
muß er büßen! Ich hasse diesen Men-
Polizei alles —"'
rächen!"
Frau", sagte er und verneigte sich
tief vor ihr. „Ich lege das Schick
sal Caloerts in Ihre Hände."
„Er soll meine Schwester nie hei
raten!" rief Frau Feller mit wild
funkelnden Augen. .Nie!"
18. Kapitel.
Achilles-
Zweck."
„Sehen Sie Herr Calvert heute?"
„Ja, ich gehe jetzt zu ihm. Er bat
mich, heute nachmittag zu ihm zu
Adieu!"
Eleich darauf bestieg Walter Feller
eine Droschke und fuhr in Arnold
Calverts Wohnung.
„Wahrscheinlich will er wegen
Herr sein."
Es war aber für Walter Feller
ganz gut, daß ein stärkerer Wille
schwachen Charakter nur noch schwä-
Als die Droschke sich dem Hause
Aussehen der beiden Herren deutete
„Vitte, nehmen Sie Platz," sagte
reits."
ritaner.
„Danke, Herr Feller. Mir geht es
gut. Ihnen hoffentlich auch."
„Na, eS macht sich. Dieser Mord
siert."
der Villa fort, seitdem diese Ge
schickte passiert ist. Wir wollen auf
Niisen gehen, wahrscheinlich nach der
„Was wird dann aber aus Ihrem
Geschäft?" wandte Calvert ein. „Sie
sind doch Teilhaber der Firma Ma
fon <k Sohn?"
„Allerdings. für das Ge
„Nein? Das Ist schade", gab Feller
geller zuckte die Achseln. „Wir
ter!"
weiß! Ich weiß
setzt, Calvert?"
Sie das?"
Mörder entdeckt zu baben glauben."
„Was?" Feller sprang in größter
Erregung auf. „Wer ist es?"
„Was würden Sie tun, wenn ich
es wüßte?" fragte Tracey, der Fel
ler nicht einen Moment aus den Au
gen " d 'ch d Kl
,!unsinn! Dieser Gesang! Ich
„Aus dem Phonographen?" riefen
„Jawohl. Meine Frau hat ver
schiedene Lieder in den Phonogra
phen hineingesungen, weil unser klei
nes Mädel soviel Spaß daran hat.
So ist es auch mit dem Lieblingslied
gen wurde, während Julie im See
bad weilte. Erst später fiel es mir
ein, daß der Phonograph aufgezogen
nen Sie das, Feller?"
„Was ist es?"
Flora Brand?
„Wie seltsam!" murmelte Feller
Sie es?"
„Es war versteckt," fiel Tracey mit
scharfer Betonung ein. „Derjenige,
der alle Briefe, Schriftstücke und
Photographien aus Frau Brands
Wohnung beiseite brachte, Herr Fel
„Wenn Sie den Mörder entdeckt
„Ist das Ihr Ernst?" fragte Tra
„Natürlich." Feller starrte erst den
weiter hören."
„Das Buch enthält die Lebensge
schichte meiner Cousine Flora Brand
„O! Und steht diese mit dem Mor
de in Zusammenhang?"
„Ich glaube."
deckt?"
meine Meinung sagen."
das Buch. Bei dem Geräusch des
Umblätterns richtete sich Feller wie-
Sie mir lieber den Inhalt."
„Bon Anfang an?" fragte Arnold
u.id klappte das Buch zu.
„Ja von Anfang an."
„Wie Sie wollen," sagte Calvert
und reichte Tracey das Buch. Feller,
der seine Zigarette rauchte, saß wie
der mit geschlossenen Augen und zu
rückgelehntem Kopf da. Nach einer
Nach einigen Worten brach er jedoch
plötzlich ab und sagte schroff: „Nei"
so gehl das nichl! Ich kann nicht er
fetzte Feller lässig.
„Machen Sie keine Geschichten!"
rief Tracey dazwischen. „Reden Sie,
Calvert. Die Sache geh! mir auf die
Nerven."
„Hoffentlich nicht auch auf meine
Nerven." fügte Feller seufzend hinzu.
„Also weiter."
„Frau Brand," begann Arnold
von neuem, „war die Tochter meines
OnkelS —"
„Ja, ich hörte, fei Ihre Cou
kommen bin. Sie war auch eine Cou
sine von Professor Bocaros. dessen
Tante meinen Onkel geheiratet
hatte."
ni« von ihm gehört, sagte
versetzte Arnold kalt. „Unterbrechen
„Wer ist Flora?" fragte Feller.
„Meine Cousine Frau Brand Sie
hieß als Mädchen Calvert. Sie führ
te all die Jahre hindurch ein Tage
buch, da sie ziemlich einsam lebte.
Der Mann; den sie geheiratet, war
Handlungsreisender und oft und
lange von Hause abwesend. Er hieß
ebenfalls Brand und wohnte mit
Flora in Hampstead." .
„Hampstead? Ach ja. ich weiß!"
Tracey murmelte ein paar leise
Worte, die einer Verwünschung nicht
unähnlich klangen, und trai ans
Fenster. Fellers ständige Unterbre
chungen gingen ihm aus die Nerven.
Während Arnold weiter sprach,
schaute er zum Fenster hinaus. Trotz
dem entging ihm nichts von dem.
was sich im Zimmer zutrug.
„Dem Tagebuch nach zu urteilen,"
fuhr Calvert fort, „scheint Flora im
Anfang sehr glücklich mit ihrem Gat
ten gelebt zu haben. Sie lernte ihn
bei einem Gartenfest kennen, wo sie
in Gefahr geriet, von der Menschen
menge erdrückt zu werden. Brand
ra, die damals mit ihrer Mutter zu
sammenlebte. Er nannte sich Adolph
Brand."
„Hieß er denn nicht so?"
.Man weiß nicht. Flora erzählte
ihm, daß sie in Australien einen rei»
Geld erben würdet Brand sagte, auch
er habe «inen Verwandten in Austra
lien namens Brand, von dem er Get>
erwartete. Ein paar Monate später
machte er Flora einen Heiratsantrag,
„War es viel?" fragte Feller.
„Ein Zufall," versetzte Feller kühl.
der —"
„War er es denn nicht?"
„Ich habe Grund, daran zu zwei»
rer Eintracht. Er hatte das Geld,
mietete meine Cousine eine neue
Wohnung und richtete sie ein. Das
wäre nun eigentlich Sache ibreS
Hauswirt zum Beispiel hat Herrn
Brand ein einziges Mal zu Gesicht
liisvolle Persönlichkeit zu sein," warf
Feller ein. „Doch bitte weiter."
(Fortsetzung folgt.»
Aus einem Musikkalo»
log. „Trau ihr nicht". Für 60
Pfennig.
jts". Mit vollem Orchester.
.Die Trompets soll ertönen". Mit