NmAalimedttßiest» Hkman au« der Gegenwart >xm Philipp Berg«» i K. Fortsetzuna). Als alles schwieg, nahm der alte wen sie ohne weiteres an, daß alle Menschen zu denselben Denkresulta ten gelangt sind. Und weil Deutsch land an der Spitze der Kultur mar- Äber ach, das ist leider nicht der Fall. Wie Deutschland durch seine zentrale Lage ein großer Marli des Wechselverkehrs von politischen, kom merziellen und industriellen Strö mungen geworden ist, so ist es auch im geistigen Wechselverkehr der Völ ker ein Marli, wo Nord und Süd, Ost und West ihre Ideen tauschen, And von wo Impulse ausströmen. Es ist nicht bloß die nationale Eigenschaft der Empfänglichkeit, die Deutschland unter andern, zum klas danke der Weltliteratur und die Würdigung der Völkerstimmen von hier ausgegangen. Wir sprechen alle aus. Hier übersetzt man nicht aus fremden Sprachen, hier ist kein Brennglas, in dem die. ganze übri ge Welt sich spiegelt, hier ist man von jener Höhe, auf der unsre Be- Hierin liegt ein Grund zu schweren Mißverständnissen und Feindseligkei ten." Ehe der Hüne antworten tonnte, sagte der Konsul: „Das will ich Ih nen erklären, denn ich habe die meur und kehrte als Doktoringenieur in das Elternhaus zurück. Als der Vater nach einigen Jahren starb und und übersah das gemütliche Bild der Plaudernden. Der Bater sah so stolz und selbstsicher aus wie immer. Die zu zerfließen. Der Blick Estellas I>en Bruder verlassen. Neben Her °Dies offene, knabenhafte Antlitz Latte sie geliebt, seitdem sie ein Kind war. Die Wesenheit des Mannes war ihr so innig vertraut wie die des Bruders. In ihren frühen Mäd blieben. Vielleicht wa? ihr Karl Krä mer stets zu nahe giwesen, um aus der Zuneigung wirkliche Liebe er diese Rolle spielten beide wohl auch im Herzen Estellas. In dem Augen blick, als sie am Landungssteg von Kaulun Hans Ladenburg zum er- Estella erwacht. Auf der Reise hatte sich die große Liebe, die jeder Mensch nur einmal im Leben empfindet, ent falte! und war zur Alleinherrscherin über das Gemüt Estellas geworden. In Gedanken an den Geliebten irat Estella auf den Balkon hinaus, wo sie die kühle Nachiluft umfing. Sie schloß die Augen und träumte sich hinaus auf den türkisblauen In dischen Ozean. Wie im Fluge durch lebte sie noch einmal die Wonnen des ersten Verstehens. Der alte Weise zu Kandy saß wieder vor ihr im Sande und sprach geheimnisvolle Worte über Vergangenheit ui>d Zu kunft. Und dann umhüllte sie der Schatten der uralten Baniane in den Paradeniyagärten, und sie fühlte er schauernd, wie die Arme des gelieb ten Mannes sie umschlangen. Eine leichte Berührung an der Schulter ließ sie emporschrecken. Kramer war auf den Balkon „Seit du von deiner Reise zurück kamst," sagte er, „ist es mir immer gewesen, als ob du mir auswichest, Estella." dann hkitte der Mann gesehen, wie eine verräterische Röte in den Wan gen Estellas aufstieg. Sie antwor tete aber ganz ruhig: „Du mußt so etwas nicht sagen, Karl, du weißt, daß du mir immer der liebste Freund-gewesen bist, und du bist es noch heute." Ktamer zwang sich zu einem kur zen Lachen. „Wenn die amerikani schen Mädchen einen Liebhaber trö sten wollen», dann sagen sie: „Ich will dir eine Schwester sein." Und du gibst mir zum Trost den Titel des liebsten Freundes." „Du quälst mich. Was soll das?" ich kann auch schweigen, wenn du willst. Ich habe aber das dunkle Ge fühl, daß ich sprechen muß. Nein, das ist auch nicht wahr. Ich habe das Gefühl, daß es zum Sprechen schon zu spät ist. Vielleicht hätte ich es schon vor deiner Reise tu» müs sen." „Und warum hast du es nicht ge tan?" Kramer holte tief Atem. „Estella," sagte er leise und eindringlich, „ich habe dir nie gesagt, daß ich dich lie be. Wie eine Entweihung hätte es mir geschienen. Ich glaubte, daß dir auch ohne eine Aussprache längst alles klar sei. Ich habe nie an ein jemals Liebe zu einem andern Mäd chen empfinden könnt«. Deshalb habe ich auch vor deiner Abreise nicht ge sprochen. Du bist anders zurückge kommen, anders in deinem Berhält- Estella?"'"' Was würde Estella um die Frei heit gegeben haben, jetzt sprechen zu Konsul und über die Lage ihres Hauses sich Klarheit verschaffen müsse. von euch nach seiner und nach mei ner Art geliebt. Auch dich. Den Bruder und den Freund lernte ich gern habe. Hierin habe ich imch nicht verändert. Mein Gefühl für dich ist vielleicht noch wärmer, als es frü her gewesen ist. Aber Liebe kann ich mir nicht anders vorstellen, als weißt es, nicht gefühlt. Bitte, lieber iiarl, bleiben, wie es glaubst, du könntest dich niemals für ein andres Mädchen erwärmen. Sieh dich doch um, du bist doch geradezu einer der begehrtesten jungen Män ner unsrer Kreise. Wie glücklich wär« die pikante Käthe Fröhlich, wenn sie den schönen Karl Kramer angeln könnte." „Nicht!" sagte Krämer. „Ich kann das nicht vertragen. Mir ist nicht zum Scherzen zumute." „Aber, Karl, so kenne ich dich ja gar nicht. Von dieser Macht meiner Persönlichkeit habe ich leine Ahnung gehabt." „Sage es offen, daß du mich nicht mehr gern hast." „Komischer Mann, ich habe dich doch eben des Gegenteils versichert." „Vielleicht bin ich nur ei» Töl pel." sagte Kramer mit bebender Stimme. „Ich sollte dich einfach in die Arme nehmen. Aber ich kann es nicht, mit dir kann ich es nicht. Aber da du mich noch gern hast, gebe ich die Hoffnung nicht auf. Du weißt jetzt, wenn du es vorher wirklich nicht gewußt hast, daß ich dich liebe auch dich, Estella. Ich warte." In - Estellas Gedanken tauchte blitzschnell die Erinnerung auf, daß genau dieselben Worte auch von La denburg gesprochen wurden, als er aus dem Turf Abschied von ihr ge nommen hatte. Die Lust wandelte sie an, dem Freunde zuzurufen: „Warte nicht! Ich liebe dich nicht! Nie kann ich die Deine werden! Ich gehöre mit Leib und Leben einem andern!" Aber Karl Kramer hatte sich schwei gend entfernt. Als er in den erleuchteten Raum trat, kam ihm der Konsul entgegen und fragte leise: „Nun, seid ihr einig?" .Nein", sagte der Hüne zaghaft. S. Kapitel. In jenem Teil unsres Vaterlan des, den man die Altmarl nennt, da, wo die Gewässer der Tanger, Heetze, Uchte sich mit der mächtigen Elbe vereinigen, wechseln Sand- und Hei destrecken einschläfernd' mit dunklen Fichtenwaldunge» ab; endlos ziehen sich die Poststraßen durch gleichmä ßiges Gelände, das sich flach bis an den Horizont ausbreitet. Aber es lebt dort ein kräftiger, offenherziger Bolksstamm, der die herbe Schönheit seiner Heimat ersaßt hat und sie, über alles liebt. Die unsterbliche „Odyssee" erzählt von der stolzen Antwort, die der nach Kunde vom langabwesenden Vater forschende Sohn des Odysseus dem Menelaos gab, als dieser ihm als Gastgeschenk ein edles Pferd anbot. „Du wohnst in einem reichen Land, ich in einem armen, das keine Weiden besitzt und nicht dazu taugt, Rosse zu tummeln," sprach Telemachos. „Behalte deshalb deine Pferde und gib mir zum An denken lieber ein Kleinod. Mein Land ist gebirgig und nährt nur Ziegen doch lieb' ich es mehr als irgendein Roßland!" Und der Kö nig antwortete: „Edel bist du, mein Sohn, und von Edlen entsprossen, das zeuget deine Rede." Nicht we niger königlich würde der Altmärker dem antworten, d:r ihm die Reize des Gebirges, des rauschenden Laub waldes und der Nebenhügel am Rhein preisen wollte, denn Schöneres als den ernsten Fichtenwald im bläu lichen Duft des dämmernden Mor gens oder im rötlichen Schein der untergehenden Sonne, Sinnigeres als die in Sommerglut und Glast träumende Heide, Geheimnisvolleres als die dunklen Forsten, in deren Gründen die Schwarzkittel Hausen, scheint ihm die Erde nicht zu besitzen. In der Frühe des 3». Juli sauste ein großer aus der Richtung Magde burg kommender Kraftwagen auf schnurgerader Straße durch die Letz linger Heide. Der in einen weiten Mantel gehüllte Führer war Hans Ladenburg. Außer ihm trug der Wagen nur noch den Bedienten. Die Landstraße war leer. Taufrisch stand an beiden Seiten der Fichtenwald; wo er abbrach, fiel der Blick in weite Heidestrelkei!, über denen Bienen und Schmetterlinge sich über Büschen und rändern vor dem zurücktretenden Forst ästen friedlich und ohne Scheu ganze Nudel von Hirschen und Re- Mechanisch ruhten die Hände des Offiziers am Steuerrad?, ruhevoll blickten seine Augen fernhin über die Landstraße, aber in seinem Innern war Sturm, und die Gedanken wogten aus und ab wie die Wellen des aufgewühlten Meeres. Einmischung in Serbiens Hoheits rechte dulden wolle. Wils zwischen den Monarchen vorging, wußte man Nordlandreise abgebrochen und war nach Berlin zurückgekehrt. Die deut sche Hochseeflotte wurde heimbeordert. Nur um einen Tag später erklärte Oesterreich Serbien den Krieg, und wiederum nach einem Sonnenaus- und -Untergang begann die Beschie ßung Belgrads. Der Krieg war da. Rußland mobilisiert seine Heere im Als Ladenburg in die Nähe des alten, historischen Letzlinger Jagd schlosses gelangte, und die Fernsicht über Wälder und Heide sich össnete, inende Oase. Das Auge des Geistes ja, die Länder Europas, in Span nung und Aufruhr. Vielleicht zählte die Frist nur noch nach Stunden, nach deren Ablauf Deutschland in den Krieg hineingerissen würde. Dann würde der Brand durch die Welt rasen, junge Söhne mußten das schützende Heim verlassen, Väter ihre Gattinnen und die lieben Kin- Das Bild Estellas tauchte vor dem Sinnenden auf und erfüllte sein Herz auf einmal mit einer seligen Ruhe. Das war die Frie densinsel in seinem Innern. Erin nerungen an ferne Breiten, durch die er mit der Geliebten wie im Traume gezogen war, tauchten auf. Er ge dachte der berauschenden Tropen und ließ s:ine Blicke, wie zum Vergleich, über den Forst und durch die Heide gründe schweifen. Und siehe, die Schönheit der Heimat dünkte ihn ernster, feierlicher und herzbezwin gender als die ganze Pracht des Sü dens. Hierher, in seine geliebte Alt mark, wollte er das ernste, sto'ze und ihn von der Geliebten trennte? Die selige Ruhe, die er bei dem Ge danken an Estella empfand, erlitt keine Einbuße. Es gab keine Tren nung mehr zwischen ihnen. Unlös lich waren sie für Zeit und Ewiq häite. er in der Ruhe und eines gelehrten, Gelehrter. Von ihm vielleicht hatte Hans Ladenburg die Liebe zu den Wissenschaf.en geerbt. Floh nicht das Blut Adams auch in seinen ten Stadt Gardelegen auf, überragt Als der Offizier, den Mantel von sich werfend, leichtfüßig aus dem ter eintreffen." „Ich bin rasch gefahren, Vater," sagte Ladenburg. den alten Adam begrüßt?" Hans lächelte. „Doch, Vater. Der alte Adam mich Minuten stände und hält aus. Proviant ha ben wir bei uns. Wenn deine Ge schäfte erledigt sind, setzen wir die Reise sogleich fort." Der Hotelier, der unter der Tür gestanden hatte, kam eilfertig herbei und schickte einen Hausburschen nach der Handtasche deS Gastes. „Bedaure sehr, daß der Herr Landrat schon wieder fort wollen. Das Frühstück für den Herrn Land rat und für den Herrn Oberleut nant könnte in wenigen Minuten bereit sein." .Lassen Sie es gut sein, Zabel," sagte der Landrat, .das nächste Mal bringen wir mehr Zeit mit. Mein Sohn hat Eile." dem Sohne nichts nach.- Er war auch im Alter schlank und biegsam geblieben, und sein Haar, obwohl schneeweiß, war noch ganz dicht. Wie der Sohn trug auch er einen Schnurr bart. aber keineswegs im amerika nischen Schnitt. Die Aehnlichleit zwischen beiden Männern war groß. Der Wagen nahm jetzt die Rich tung nach Jävenitz, näherte sich Stendal und fuhr dann in die Wi sche ein, die rechts von der Elbe und links von der Uchte gesäumt wird. Das landschaftliche Bild ver änderte sich. Hier in der Niederung reihten sich fruchtbare Aecker an einander, unterbrochen von weiten Wiesenflächen. Der Wagen fuhr so rasch, daß sie jede Unterhaltung ver bot. Selbst die glimmende Zigarre, die der Landrat mit in den Wagen gebracht hatte, mußte geopfert wer den. Warm, aber wie ein Sturm, strich die Luft über das sausende Gesährt dahin. Erst als man sich «ein Gute mehr genähert hatte und der Wagen auf engen Wegen langsamer zu fahren gezwungen war, entfernten die bei den Herren- ihre Schutzbrillen und legten die Mäntel ab. „Nun, Vater, wie steht's?" fragte Hans gespannt. „Schlecht," sagte der Landrat oh ne Umschweife. „In Berlin glaubt man nicht mehr an eine friedliche Lösung. Der Kaiser wird morgen den Zustand der drohenden Kriegs gefahr befehlen." „Darauf folgt die Mobilma chung." , „Ja. Eine Wendung ist kaum noch zu erwaUen. Rußland ist schon zu weit gegangen." „Und Frankreich?" „Du fragst? Frankreich wird den Tag der Abrechnung für gekommen halten. Es wird ein Krieg nach zwei Fronten. Aber haben wir nicht lange genug auf ihn gewartet? Ist er nicht nur durch die Friedensliebe und den hohen Sinn des Kaisers hinausgeschoben jvorden?" „Die Feinde finden uns wie hat der Narr in Frankreich gesagt? Sie finden uns erzbereit. Aber Englanv, Bater, wie?" Der-Landrat hob die Schultern In die Höhe. „Das große -k", sagte er. Hans Ladenburg brachte den Wa gen zum Stehen. Der Landbrief träger kam just querfeldein. „Na, Ebeling, haben Sie was für uns?" Der Postbote grüßte ehrerbietig und reichte dem jungen Herrn ein Bündel Briefe und Zeitungen. Hans gab sie weiter an den Baker und setzte den Wagen wieder in Bewe gung. „Na nu," machte der Alte er staunt, „drei Briese auf einmal an den Herrn Fritz Florschütz und alle drei in derselben Handschrift aus Hans lächelte. „M'r schwant et nemen." Als zwischen hohen Buchen das Wagen rascher lausen. Sei? seiner Knabenzeit schlug sein Herz höher, wenn er heimkehrte. „Heimkehren," welch ein köstliches Wort. Bilder und Gesichte tauchen in denen auf, die selbst heimgekehrt sind aus wei ten Fernen.' Aber noch ein anderes ließ das Blut in den Adern des Mannes schneller kreisen. Gleich mußte die geliebte Gestalt der Mut ter auftauchen. Gewiß harrte sie schon, wie sonst, auf der Freitreppe. Auch in seiner Anhänglichkeit an die Mutter war Hans Ladenburg ein Knabe geblieben. Wie der Sohn es vermutet, so verhielt es sich. Die Landrätin war tete wirklich schon seit einer Stun de auf der Terrasse. Der Offizier hatte in der Schilderung, die er einst fioppie den Wagen, stand mit einem Satz draußen und lief auf die Mut ter zu. Er beugte sich nieder uno küßte ihr die Hand, aber sie um» Echte Mütter lieben im Sohne zu gleich das Kind und den Mann. Eng umschlungen stiegen Mutter und Sohn die Freitreppe empor, der Vater folgte. An der Tür stand eine' hochge wachsene, dunkel gekleidete junge Da me, deren blasses Gesicht ein sanfte» Rot färbte, als der Gast sich näher». „Guten Tag, Regine," rief der Offizier. „Da bin ich schon wieder." Das Mädchen legte seine Han» in die Ladenburgs. „Willkommen, Better. Ich freue mich, dich zu se hen. Aber es sieht dunkel aus, nicht wahr?" 'M'Usn-iizgxz zjhzvi „'snvlpjuu „Kann sein, daß die Wolke diesmal noch vorüberzieht. Und wie befin den sich Fräulein v. Uchthausen?" Das Mädchen legte seinen Arm in den der Landrätin und ging mit ins Haus. Während des Schreiten? sagte sie: „Diese Frage erübrigt sich. Im Schutze deiner geliebten Mut 6. Kapitel. Jeden Winkel des jede Stel le im Park liebte er; das Arbeits sion sah er die schlanke Gestalt Estel- Fürstin gleich. Blitzschnell löste ein Er hörte Bäume krachen und Aeste splittern und wilde Kosalen, der Auswurf der Steppe, auf das Schloß „Ach, da bist du ja, du Strolch, halten?" 1en..." „Bist du verrückt, Mensch? Wat Besten!"'' Der Bursche lächelte. „Ja, da „Wieso?" gern ein freies Wort nachsah, lachte aus vollem Halse. „Aha! Du bist Fritz Florschütz grinste. „Wie Mädchen nicht spielst?" nimmt." „Ach so. Das ist gar nicht so dumm gedacht. Aber ob Fräulein Fritz/" d " t d Bursche voll Zuversicht. zählen dürft», was das Mädchen mir alles schreibt —" „Kein Wort," sagte der Offizier streng. „Ich will nichts wissen. Daß du auch gegen andere schwei gen sollst, brauche ich dir nicht za befehlen. Ich kenne dich. Aber ein» alten Freundschaft mit uns (Fortsetzung folgt.) ,i
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