Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 29, 1916, Image 6

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    Des Trinnerns wert.
Der Gedenktag der Unabhängig
keitserklärung sollte gerade dieses
Jahr wohl dazu angetan sein, bei!
dem Volke der Ver. Staaten Erin-l
«erungen wachzurufen an all die Un
gerechtigkeiten und Bedrückungen, die
unsere Vorfahren, die Kolonisten
dem 17. und 18. Jahrhundert, von
Seiten Englands zu erdulden hatten;
denn die völkerrechtswidrigen Ge
waltmaßregeln der Engländer, wel-
che heute unseren Handel- und Post
verkehr mit dem Auslande fast brach
legen, sind ein würdiges Seitenstück
zu jenen Freiheitsbeschränkungen der
Kolonien. Leider aber erhebt sich
heute kein George Washington, kein!
Patrick Henry, um sich gegen die Nie
dertracht der Bedrücker mit Mut und!
ben.
Sie beanspruchten Vertretung, wenn
!man ihnen Steuern auflegen wolle.
>Aber es wurde nichts erreicht. Den
! Amerikanern wurde keine Vertretung
bei der Besteuerung erlaubt.
I Die den Kolonien lästige Einfuhr
lakte, welche das Parlament im Jahre
!1733 passierte, war eigentlich nur ein
! Nachtrag zu der altw Navigations
!Akte (Schiffahrtsatte) von 1651. Es
wurde durch dasselbe ein außeror
dentlich hoher Zoll auf die Einfuhr
von Zucker, Sirup un>, Rum in die
Kolonien gelegt. Aber was war die
Folge davon? Erst suchten die Kauf
i leute sich dieser hohen Abgabe zu
entziehen, später wurde das Gesetz
! offen übertreten.
Durch eine Akte vom Jahre
Plätzen. Alle solche Maßregeln aber
welche diesen Grundsatz enthalte.
Sobald diese Maßregel bekannt
wurde, zeigte sich allenthalben eine
Rat der Bevollmächtigten seine Zu
stimmung.
Wie eine Wetterwolke zog die Nach
richt von der Erlassung dieses Ge
" WiMam Pitt.
setzes über die Kolonien hin, ließ
überall entweder eine düstere Stim-
Bürger zur Wut und tumultuarischen
Demonstrationen. In Philadelphia
und Boston mußten die Glocken in
ertönen lassen, das „Tctengeläute der
Freiheit", wie das Volk sagte. Sehr
stürmisch ging es in New Jork her.
Man trug in Prozession ein Exem
plar der Stempelakte durch die Stra
ßen. Oben über dieselbe war ein
Totentops angebracht und darunter
stand in riesigen Buchstaben: Eng
lands Torheit und Amerikas Ruin.
In den Repräsentantenhäusern der
verschiedenen Kolonien regte sich auch
der Widerspruch gegen die Stempel
akte, trotzdem viele Royalisten Sitze
in denselben einnahmen. Eine sehr
aufregende Szene spielte sich ab im
Repräsentantenhaus« von Virginia,
wo George Washington gerade als
Mitglied während der Sitzung zuge
gen war. Der junge Patrick Henry,
erzürnt darüber, daß keiner der älte
alten Gesetzbuch) eine Anzahl Be
schlüsse. „Die Virginer sind Eng
länder", so hieß es in denselben, „und
länder; wie das Volk von Britannien,
besitzen sie das ausschließliche Vor
recht, über ihre Steuern und Abga
auflegt; wer das Gegenteil behauptet,
ist ein Feind des Vaterlandes." Eine
heftige Debatte erhob sich über diese
'' ~, vi'rr.
Im November 1765 sollte das
Schicksal hatte dasselbe? In New
Dork wurden zehn Kisten voll mit
Beschlag belegt und unter dem Zu
lauf großer Menschenmengen öffent
lich zerstört. In Boston wurde das
düngen wurden wieder nach Eng
land zurülkspediert. In Connecticut
entgingen die Stempelbeamten mit
Die Läden waren geschlossen, die
Fahnen auf Halbmast gezogen, die
Glocken ließen Trauergeläute ertönen
Eine patriotische Gesellschaft aber
hatte sich gebildet, welche sich „Söhne
den Verlust an Geld fühlten. Selbst
Andere stimmten deiir großen Pitt
bei, und am 18. März 1766 wurde
die verhaßte Stempelakte förmlich
widerrufen, aber um die Tories nicht
allzusehr vor den Kopf zu stoßen,
wurde nachträglich das
Parlament habe ein Recht, „über die
Zk-lonien in allen Stücken bindend«
Gewalt zu üben". England gab also
seine Forderung, Amerika zu be
der Kolonisten wach, und in Boston
kam es sogar, als von Halifax aus
englische Truppen in die Stadt ge
schickt wurden, um den Gesetzen Ge
horsam zu verschaffen, zu einem
Volksausstand, bei dem es mehrere
Tote gab.
Am Tage dieses „Blutbades von
Boston" hatte Lord North im briti
schen Parlament -» durchgesetzt, daß
sämtliche Steuern aus nach Amerika
importierte Waren aufgehoben wur
den, mit Ausnahme der Steuer aus
Tee. Letztere Steuer blieb, um zu
zeigen, daß England ein Recht habe,
Amerika zu besteuern. Sofort aber
verpflichteten sich die Kaufleute un
tereinander, daß sie wohl andere Wa
ren von England beziehen würden,
aber keinen Tee, und zwar so lange
nicht, bis bedingungslose Zollfreiheit
garantiert sei.
Die Amerikaner kauften also kei
nen Tee von den Engländern, wie es
beschlossene Sache war. Der Tee-
Handel Englands aber lag in den
Händen der Ostindischen Kompanie;
es war ihr Monopol. Diese Kom
panie, welche einen gewaltigen polt-
tischen Einfluß ausübte, hatte große
Verluste dadurch erlitten, daß die
Amerikaner nicht mehr ihre Teekon
sumenten waren. Jetzt hob das Par
lament auf einmal den Ausfuhrzoll
aus, welcher bisher auf dem von
England kommenden Tee geruht
hatte, ohne Zweifel, der Ostindi
schen Kompanie Gelegenheit zu schaf
fen, ihre Vorräte los zu werden. Da
durch aher wurde der Tee fast um die
Hälfte billiger. Der Herr Minister
rechnete nun darauf, die gutmütigen
Amerikaner würden ganz ohne Ver
dacht und Murren ihren eigenen Ein
fuhrzoll bezahlen, sobald dieser bil
lige Tee auf ihren Markt gebracht
werde. So befrachtete man einige
Schiffe mit Tee und sandte sie nach
Amerika, >jm den Kolonisten Gele
genheit zu geben, billigeren Tee zu
trinken, als selbst die Engländer.
Die Schiffe waren für Boston, New
York. Philadelphia und Sharleston
bestimmt. Die Amerikaner wußten,
daß sie kommen "würden und berei
teten sich zum Empfang. Am 18.
Oktober wurde zu Philadelphia eine
Massenversammlung abgehalten, in
welcher beschlossen wurde, der Tee
Uork abgehalten.
Das Ergebnis dieser Beschlüsse
war schließlich die bekannte Episode,
die sich im Herbst 1772 im Bostoner
men „The Boston Ten Party" den
Annalen der Geschichte einverleibt
beigegeben zu werden. Ihr Kern
punkt bestand darin, daß die Tee-
Ladung des Dampfers „Dartmouth"
von als Mohawk - Indianer verklei
deten Kolonisten über Bord gewor
fen wurde.
Nach dem am 4. September 1774
in Philadelphia abgehaltenen Kon
greß der Kolonien, aus welchem be
sonders Patrick Henry den Mut der
Kolonisten durch seine glühende Be
redsamkeit entflammte, brach das Ge
witter los. das sich dann endlich, nach
heftigen Kämpfen mit den Englän
dern, auf dem denkwürdigen Kongreß
in Philadelphia im Jahre 1776 ent
lud und die Annahme der Unabhän
gigkeitßerkliirung am 4. Juli zur
Folge hatte.
Die »«inbme »er AisMiiglg-'
Ms-erlilijfuiig.
Der erste positive Schritt zur be
dingungslosen Unabhängigkeit wurde
von Nord-Carolina gethan, deüen
Provinzial-Congreß am 22. April
1776 seinen Vertretern die Weisung
gab, im Vereine mit den Vertretern
der anderen Kolonien im Continen
tal-Congreß auf Erklärung der Un
abhängigkeit hinzuwirken.
setts folgte am anderen Tage, des
gleichen Rhode Island und !Prgi
nien. Connecticut beauftragte feine
Vertreter, der Unabhängigkeit beizu
stimmen. , Sehnliche Verfügungen
wurde), von New Hampshire erlassen.
New Jersey, Pennsylvanien. Georgia,
Süd-Carolina und Delaware über
ließen es ihren Vertretern, in dieser
Sache nach Gutdunken abzustimmen.
Maryland trat Ende Juni den vir
ginischen Beschlüssen bei. William
Franklin, der Sohn Benjamin
Franklin's, als königlicher Gouver
neur von New Jersey, der von allen
Kronbeamten zuletzt amtirende, wur
de auf Befehl des Continental-Con
gresses verhaftet und als Staatsge
fangener nach Connecticut geschickt.
Am 10. Mai brachte John Adams
den Antrag ein, den einzelnen Lan
desversammlungen und Konventen
der Bereinigten Kolonien anheim zu
geben, je eine Regierung aufzustellen,
wie sie nach der Ansicht ihrer Ver
treter für das Glück und die Sicher
heit ihrer Wähler und Amerika's am
zweckdienlichsten erscheinen würde.
Dertzlbe wurde angenommen, aber
nicht siir weitgehend genug erachtet.
Am 7. Juni endlich folgte der illhr.e
Virginier Richard Henry Lee mit dem
Antrage: .Der Kongreß beschließt:
immer bei verschlossenen Thüren
stattfanden, dem Sekretariat die Wei
sung, im Protokoll beide Namen aus
zulassen. Der Eintrag besagt daher
nur einfach: es seien gewisse Resolu
tionen in betreff der Unabhängigkeit
gestellt und unterstützt worden, deren
Erwägung aH später verschoben und
zu deren Vorbereitung ein Ausschuß
(Thomas Jefferfon, John Adams,
Benjamin Franklin, Roger Sherman
und R. Livingston) ernannt worden
sei.
Jefferfon wurde mit der Abfassung
der Unabhängigkeit! - Erklärung be
auftragt. Sein zwei Tage darauf
dem Ausschusse vorgelegter Entwurf
wurde nach unerheblichen Wortvcr
besserungen von Seiten Adams' und
Franklin's einstimmig angenommen.
Im Congreß wurde über die Er
klärung lange debattirt; verschiedene
Aenderungen wurden an dem Wort
laute vorgenommen, namentlich auch
ein langer Satz, welcher den König
von England für den von den Kolo
verantwortlich machte, wurde alt
nicht vollständig stichhaltig gestrichen.
Die Mehrheit der Kolonien war dem
Antrage der Unabhängigkeit? - Er
klärung sicher, aber der Congreß
wünschte ihre einstimmige Annahme.
ihr die Genehmigung; Georgia, Siid-
Corolina und New Uork schwiegen.
Zi'nächst wurde die Bevölkerung von
Pennsylvanien bewogen, am 24. Juni
in einer Zusammenkunst in Phila
delphia sich für die Unabhängigkeit
auszusprechen: am 28. Juni wurde
ein ähnlicher Beschluß in Maryland
gefaßt. Am 2. Juli stimmten in ei
ner Gesammtsitzung des Ausschusses
des Continental - Congresses sammt,
liche Kolonien, mit Ausnahme von
Pennsylvanien und Delaware, von
dessen sieben Abgeordnet»» vier da
gegen stimmten, sowie von Maryland,
dessen ein Vertreter, Thomas Mc-
Kean, dafür, der andere, George
Read, dagegen stimmte, für die An
nahme der Unabhängigkeitserklärung.
Am 2. und 3. Juli wurden noch
scharfe Debatten geführt. Nachdem
der Congreß aber die Nachricht em
pfangen hatte, daß General Howe
mit einem starken britischen Heere
in Sandy Hook angelangt sei, er-
folgte am Vormittage des 4> Juli
1776 die endgültige Abstimmung.
Die Unabhängigkeilserklärung wurde
durch das einstimmige Votum der
dreizehn Kolonien zum Beschlusse der
Nation erhoben.