VmAlumeiinßitseii (3. Fortsetzung.) obgleich er sie geflissentlich nich! Fes Ereignis besprach. Estella bildete er tat und sprach, diesem Ziele galt. „Wie wunderbar," sagte Estella, „war der Anblick der brausenden Estella war das Englische so geläu fig wie ihre Muttersprache. „Diese Länder." meinte der Arzt, „sind nicht Juli." können Sie Fräulein Martens nicht reizen. Ich hab' nun auch schon so manches gesehen, muß aber doch sten, nich wahr. Estella? Die Alster Herr Doltor, so was haben Sie in Estella pflichtete lächelnd bei und emen versteckten Blicks mit Millionär, sondern geradezu dev reichste Doltor der Erde." „Dahinter steckt gewiß ein Aben . teuer," rief Eslella. „Bitte, erzählen Sie." Und der Arzt erzählte: „Als ich mal aber auch ei» Beutelchen mit Goldstaub. Eines Tages holte mich «in junger Goldsucher «in. dessen Sie hatte sich eine in jener Gegend seltene Halskrankheit zugezogen, der Erstickungstod drohte ihr, und nur ein Eingriff auf Tod und Leben gab entfernte Aussicht auf Rettung. Trotz meiner beschränkten Instrumente und Heilmittel, wagte ich den Schnitt und hatte Glück. Die Frau genas. Da die Leute in einer rohen Blockhütte wohnten, ohne jeden Komfort, hatte ich mir keine Hoffnung auf irgend ein Honora» gemacht und war nicht im geringsten erstaunt, als der Mann mir erklärte, G«ld habe er nicht. Seine Dankbarkeit ging aber derma ßen mit ihm durch, daß er darauf be stand. mich mit einem Teile dessen zu bezahlen, was er sein eigen nannte, nämlich einem „Claim" auf Lände reien, die Goldadern enthalten soll ten. Er hatte sich diesen „Claim" oder dieses gesetzliche Eigentumsrecht trennte nun ein Stück des Gebietes für mich ab. das sofort auf der näch sten Bürgermeisterei auf meinen Na men übertragen wurde. So beschenkt, zog ich ab. Erst zwei Jahre später begmm ich zu graben und ein wahrer Meine Minen in Colorado, die mir einst der Goldgräber geschenkt, haben mir im Laufe der Jahre mehr als fünf Millionen Dollars eingebracht und werfen noch jährlich viele Tau- Die Gesellschaft schwieg erstaunt und ergriffen. Nur Frau Burmei ster, stets nur von einem Gedanken beherrscht, ergriff das Nächstliegende. „Donnerwetter, da sind Sie ja aber «ine glänzende Partie. Sie sind doch gewiß schon über vierzig Jahre. Wie kommt es, daß Sie nicht geheiratet „Ich hatte noch nicht die Richtige gefunden," sagte der Amerikaner und blickte Estella an. Blick und Meinung schien sie nicht zu bemerken. „Das ist eine ganz märchenhafte Geschichte," sagte sie, „jedenfalls echt amerikanisch Durch Ihren Reichtum ist Ihnen jetzt die ganze Welt erschlossen. Sie können, wenn Sie wollen, ganz anders genie ßen als andere Sterbliche. Wenn es Ihnen einfällt, können Sie mit einem eigenen Dampfschiff um die Welt reisen, Sie können sich Luftschiffe bauen lassen, in Extrazllgen die Kon tinente durchqueren." „Aber das alles ist ja gar nicht nötig." lachte der Arzt. „Wir haben es jetzt so weit gebracht, daß man auch „Könnten unsere Großeltern noch einmal aufstehen, sie müßten an Zau ber«! und Teufelsspuk glauben," sagt« Estella. „Wir fahren in Luftschiffen durch den Aether, in Unterseebooten, viel großartiger, als Jules Vern« sie sich erträumte, unter dem Meere bin. wir messen und wiegen Sonnen und Planeten, die Schiff« auf dem M'ere sprechen auf weite Entfernungen durch die Luft miteinander, die ganze Welt ist eint Freistatt geivord«»: es ist doch etwas Herrliches um unsre Kultur." „Nur schade," warf der Offizier sinnend ein, „daß dieses herrliche Ge bäude auf tönernen Füßen sieht. Die Kultur des Gemüts hat mit jener Kultur, die die Technik uns beschert „Das ist die Ansicht eines Soldaten. mer," sagte d«r Offizier hart „Hät- Der Arzt gab nicht nach. ,G«- rede!" rief er. „Und Unruhe- Beides ist nicht vorhanden. Mit Er fchen Nationen iibcrrannt und ver nichtet zu werden. So war es schon ser. Jetzt, nachdem die Welt vollends kleiner Teil der Menschheit sich der höheren Kultur erschlossen hat, und ein Tier das andere verzehrt. Und zum Tierreich gehört schließlich der Mensch mit allen seinen Instinkten. Töten wir nicht selbst täglich viele Tausende unserer Mitgeschöpse, um unser eigenes Leben zu fristen? Man darf vor der Wahrheit, daß diese schöne Erde auf den ewigen Kampf eingestellt ist. nicht die Augen ver schließen. Warum sich's so verhält, wissen wir nicht, denn in die höhere Ordnung der Dinge haben wir leinen Einblick." „Es ist etwas Wahres in allem, was Sie sagen," sprach Estella, „aber darin hat doch wohl unser Amerika ner recht, daß wir keinen Krieg zu fürchten brauchen" Der Offizier schüttelte den Kopf. „Und wer sollte uns bedrohen?" „Wer anders als England? Nur in den Mutterländern gehen die Leute „Wann hätte es das nicht? War's Die im Gesicht Estellas war Da hellte sich das Gesicht des Of- Frühstück und die Gesellschaft stob K. Kapitel. gewöhnt, noch das leise Klingen von Musik heran. Oben, auf Deck, musi zierte man. An den Kreuzwegen der Stewards und Bediente beiderlei Ge> schlechts und horchten. Nicht weit von einem dieser Kreuzpunkte lag der Eingang zur Luxuskabine Estel.'as. Hier stand, an den Pfosten gelehnt, «in schlankes, hochaufgeschossenes Mädchen und unterhielt sich mit ei nem Burschen, der eine gestreifte Drillichjacke trug. Der junge Mensch überragte das Mädchen fast noch um einen Kopf, er hatte ein hübsches, männlich offenes Gesicht, das ein kleiner brauner Schnurrbart zierte. Mit einem Liebesgeplänkel schienen die beiden aber gerade nscht beschäf tigt zu sein, denn die leise Auseinan dersetzung hatte einen nichts weniger als friedlichen Charakter. „Nee, wissen Sie," sagte der Bur sche, „da lassen Se sich Ihr Fräulein man keene Hoffnungen machen, der denkt gar nicht an Heiraten, un wenn er wollte, hätte er ein Dutzend Mäd chen an jedem Finger. Da muß mal 'ne Jräfin oder so wat kommen, unter dem tut der's nicht." Das Mädchen lachte hellauf. „Merkwürdig," rief sie, „was ihr Deutschen für Begriffe habt." Ihre Sprache war durch einen starken eng lischen Akzent eigentümlich gefärbt, doch erlitt der Fluß ihrer Rede keine Einbuße. „Mein Fräultin stammt sagt man, hanseatischen Familie,' das ist viel mehr als Grafen und Lords. Die wäre viel zu stolz, um einen Adligen zu heiraten." „Mein Herr ist ja auch nicht ad lig," sagte der Bursche, „den würde sie schon nehmen. Und reich ist er, davon haben Sie gar keinen Be griff." s V h"lt „Na, da können Se Gift drauf nehmen. Ich bin ja mit ihm zu sammen aufgewachsen. Sein Vater ist Landrat und hat ein Rittergut in der Mark. Als Jungens haben litär, nee, nee, ich bin sein Leibdie ner und hab' die ganze Welt mit ihm bereist. Ganz drüben waren wir haben, wo det liegt." Das junge Mädchen lächelte. „Doch. Auf der Landkarte wissen ich ganz 'n Mann. Det ist nich bloß 'n Of- Der Bursche machte eine leichte Ver beugung. „Ich heiße Friedrich Flor schütz, aber meine juten Freundin- Name." Herr Florschütz las: „Ellen Wal ken waren schneeweiß gescheuert und mit Wachs gebohnert Man hatte gar nicht mehr den Eindruck, sich auf leuchtet. Die Gesellschaft schien au« Zerte. Es fehlte nicht an frischen Blumen. Sämtliche Herren waren im Frack oder Smoking erschienen. Gegen das Vorderschiff, wo die aus gespannte Leinwand eine Art Tür bildete, hatte sich die Bordkapelle auf gestellt, aber sie war noch nicht in Tätigkeit getreten, denn die Passa giere veranstalteten zunächst einen Konzertabend unter sich. Sogar ein großer Flügel war aufgestellt. Das Programm tonnte nicht reichhaltiger sein. Ein deutscher Geiger von Ruf wartete mit einem Violinvortrag auf. Damen aus der Gesellschaft sangen, Herren rezitierten. Ein amerikani scher Wanderredner trug so ulkige Sachen vor. daß die Hörer sich vor Lachen schüttelten. Und wenn eine Pause eintrat, so daß die Sinne der Festteilnehmer nicht mehr geselselt waren, hörte man das dumpfe Brau sen des Meeres und das Waschen der Wogen an den Schiffsplanken wie einen fernen rhythmischen Gesang. Ein wenig abseits vom Gedränge hatte sich Hans Ladenburg niederge lassen und rauchte seine Zigarette. Zu ihm hatte sich Herr Burmeister gesetzt, der neuerdings, ohne dazu ermuntert zu werden, die Gesellschaft des Offiziers suchte. Das Gejpräch über Krieg und Frieden ging ihm nicht aus dem Kopf, denn er über schlug schon, wie jäh er von allen seinen schönen, neu geknüpften Ver bindungen in den Teeländern abge schnitten werden könnte. „Ich kann das Gespräch von neulich noch gar nicht ernst nehmen, Herr Oberleut nant", sagte er, „ich meine das Ge spräch über einen drohenden Krieg." „Das brauchen Sie auch gar nicht, mein lieber Herr Burmeister," erwi derte Ladenburg. „Es ist ja mög lich, daß der Frieden noch jahrelang andauert. Unsere Beziehungen zu England haben sich, wenigstens äu ßerlich. verbessert, und es werden ja auch die größten Anstrengungen ge macht, Freundschaft und gegenseitiges Verständnis anzubahnen. Jedoch der kluge Mann baut vor." ..Das ist es eben", sagte Herr Bur meister eifrig. „Was wird aus Hamburg im Falle eines Krieges mit England? Wir Hamburger tonnen uns so etwas gar nicht vorstellen. Ich will nicht gerade sagen, daß Hamburg eine englische Stadt ist, denn das wäre lächerlich, aber der englische Einfluß ist doch groß. Der ! Londoner Geldmarkt' nimmt bei uns ! eine gebietende Stellung ein, die Han ! delsbeziehungen mit England sind außerordentlich vielverzweigt, und ! außerdem gibt es eine Unmenge von l Familienbeziehungen. Nehmen Sie ! zum Beispiel mal den Vater von Fräulein Martens. Des Konsuls I ganzes großes Geschäft beruht auf der Verbindung mit England und „Nach dem einzelnen wird leider wenig gefragt," sagte der Offizier. „Ich 6in über Hamburger Ver hältnisse so ziemlich orientiert," fuhr Herr Burmeister, feine Stimme et ! was senkend, fort, „und mit dem Konsul, wissen Sie, steht es, glaube ich. nicht mehr so glänzeiid, wie vor sllnf Jahren. Das Unternehmen in Kalkutta, das der Bruder führte, soll dem Konsul eine halbe Million gekostet haben. Auf den Platz hatte der sonst so umsichtige Konsul nicht den richtigen Mann gestellt." „Lieber Herr Burmeister", wehrte der Oberleutnant ab, „ich kenne den gen. „Wie? Sie kennen den Konsul gar nicht? Ich dachte, Sie seien min destens ein sehr guter Bekannter des Hauses, weil Sie sich des Fräuleins das für ihn so fesselnde Gespräch ab brechen. Der Oberleutnant zog sich auf einen noch versteckleren Platz als Gesellschaft rüstete sich zum Ball. Gesellschaft ab. aber der. den "sie um ihr einen kleinen scherzhaften Hie» zu versetzen. „Der amerilanische Doktor macht Ihnen ja auf Deubelholen den Hof. liebe Estella", sagte sie und drohte schelmisch mit dem Finger, „wenn daS Karl Kramer sehen könnte, der würd? gewiß eifersüchtig werden." Ganz unbefangen sah Estella die Sprecherin an. „Warum denn gera de Karl Kramer? Der Jugendfreund, der mir beinahe wie ein Bruder ist, hat doch nicht mehr Rechte auf mich als irgendein andrer." .Na. man weiß, was man weiß' lachte Frau Burmeister. „Wo ist aber Ihr Schutzherr, der läßt sich ja den ganzen Abend nicht blicken " „Ich weiß es nicht", sagte Estella kurz und wandte sich ab. Plötzlich kam es über sie wie dai Bewußtsein eines begangenen Un rechts Eine seltsame Unruhe ergriff ihr Herz. Sie fühlte auf einmal, zum ersten Male, eine bestimmte Sehnsucht, sich dem neuen Freund zu nähern, in feine ruhigen, starken Au gen zu schauen und seine Stimme zu hören. Das nichtssagende Gere de des Amerikaners, aus dem man stets die Schmeichelei und das Ver langen der Annäherung heraushörte, widerte sie jetzi an. Sie sehnte sich weit fort aus dem Kreise der im Grunde genommen gleichgültigen Menschen, die hier nach dem Takte der Musik umhersprangen. Ein dunkles Verlangen nach Höherem und Tieferem ergriff sie, und es gewann Gestalt in der Wesenheit des Freun des. der sich scheu ferngehalten hatt« und der in der Tat in das Tanzver gnügen nicht paßte. Rasch durch schritt sie die Menge, und die Zelt vorhänge fielen hinter ihr zusammen. 7. Kapitel. Draußen lag die Tropennacht in all chrem Glanz und ihrer Herrlich keit. Je weiter Estella sich entfern te, desto leiser klangen die Töne, im mer mehr wurden sie vom Rauschen der See verschlungen, und schließlich lag oer hell »leuchtete Saal hinter aber im weiten Raum d« Wirklich keit. In wunderbarer Klarheit er strahlten die Sterne. Schräg auf wärts aus dem Meere tauchte das südliche Kreuz. Im Zenit leuchtete der Orion gleich einem Geschmeide auf dem dunkelblauen Samt des Nachthimmels. Der weite Himmels dom war angefüllt mit einem Ge spinst aus flimmernden Lichtbän dern. Groß und phantastisch pendel ten die ragenden Masten des Schif fes vor dieser lichten, gläsernen Wand hin und her. und jedesmal schienen sie leuchtende Wolken zu durchschneiden. Aber es waren kei ne Wolken, sondern die Lichthaufen und Sternnebel der Milchstraße, die sich gleich einem zweigeteilten, inten siv leuchtenden Strom über den Him mel ergoß. Unten schimmerten die Wogen mit mattem grünliche» hitzten Wangen, ab und zu sprühten gen. Mädchen zu. Es war Hans Laden burg. Estella sah ihn erst, als er dicht vor ihr stand, und wie eine Sie aber kurz zut"r an mich dach ten, Saß ich sozusagen in Ihrem Ge dankenfelde auftauchte, damit kann (Fortsetzung folgt). heit."
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