Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 27, 1916, Image 6

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    Ei»? erfolgreiche
Sapptujprellguug.
Man schreibt aus dem Felde:
Gegen den linken Flügel des Re
giments tastete sich langgestreckt wie
ungefähr 2S bis 30 Meter. Täglich
hende Geschütz bediente, beglückte die
22 Wurfminen Der festzustellende
Macht! Und der eiserne fand
beide Kameraden gemeinsam an die
Ausführung des Planes. Es war
stockfinstere Nacht. Rauschend teilte
träumenden Auge gespenstische Schat
ten ihr Gaukelspiel treiben. Ratternd
setzten die Maschinengewehre ein,
fere beiden Pioniere über die Brust
wehr, nachdem sie vorher im Graben
eine Ladung von I<X> Pfund Spreng
munition in Sandsäcken zu je 2S
Pfund fertiggemacht und gleichzeitig
auch schon die Drähte der elektrischen
Leitung angeschlossen hatten. Diese
ungeheure Last mit sich schleppend kro
chen sie, wie es nur möglich war, in
Richtung der Sappenspitze vor.
Manchmal machten sie, durch das
plötzliche verräterische Aufleuchten ei
ner Raiete über ihnen veranlaßt, für
gefahr- und mühevollen Weg wieder
fortzusetzen. Jetzt war der feindliche
Drahtverhau erreicht, der sich wei-
Weg stellte. Atemlos lauschend und
harrten die beiden wieder eine Zeit
lang bewegungslos. Gedämpft zu
ibnen herüber drang das Gespräch
zweier englischer Posten, deren Ziga
retten hier und da wieder dunlel
frei bewegen konnte. Hier gruben sie
ein Loch von ungefähr bis 1 Me
ter Tiefe, und zwar mit den Händen,
folge des starken Luftdrucks. Bei
Sappenspitze sowohl Brust- als
auch Riickenwchr in einer Breite
von 6 bis 7 Meiern zerstört war.
Hinfort war man sicher vor den
zweiter Klasse ausgezeichnet.
Ter „verblühende" Soldat.
Die Soldatensprache an der Front
lich zunächst das Wort „Parti" in al
ler Deutschen Munde. „Parti", in
Schulbjichern übersetzt mit „abgereist",
OrtSvorsteher seine Gemeinde beim
Herannahen der Deutschen verlassen
hat; „Parti" sind aber auch Sachen,
die nicht mehr da sind, gleichviel ob
sie auf rätselhafte Weise verschwan
den, oder ob man sie nur verheimli
chen will. Noch beliebter ist aber ein
anderer Ausdruck von gleicher Bedeu
tung geworden. „Jl n'y (en) a plus"
sagt der Franzose, „es ist nicht mehr
sind auch Gegenstände, die der Sol
dat verloren hat. „Ich werde jetzt ver
blühen," sagt der Mann, der fortge
hen oder sich schlafen legen will, und
jeder, der Gemeine wie der Offizier,
der Süddeutsche wie der Norddeutsche,
kennt dieses Wort, dem man auch be
reits im Urlauberzug und in der Hei
mat unter Soldaten begegnet, und
das alle Aussicht hat, sich weiter im
Heere zu verbreiten. Jüngst fand sich
das neue Zeitwort auch auf einer An
sichtspostkarte, und zwar unter einem
der hübschen Bilder, die der Feldgraue
R. Blumenschtin zeichnet und verviel
fältigen läßt. Es ist da der lernige
Ausspruch .Verblühe! Sonst baust du
änne Achte" durch ein entsprechendes
Bild illustriert und damit erscheint
das neue Wort zum ersten Male im
deutschen Schrifttum.
Trumvf.
Bon der Kessar, bischen Front läßt
sich die „Neue Wkner Zeitung" fol
gende launige Kriigsaneldote erzäh
len: An einein schonen sonnenhellen
Tage schoben die Russen eine Tafel
cor ihre Schanze, aus der ein ver
lockender brauner Brotlaib und ein
großes Stück frischen Specks ange
bracht war, als riefen sie zu uns her
über: „Seht ihr, so leben wir!" Na
türlich haben es die Unseren nicht
versäumt, gleichfalls eine Tafel vor
die Stellung zu schieben, von der ein
mürber Kuchen und ein frischer Schin
ken zu den Russen hinüberlachte: „Wir
leben noch besser!" Die Russen wa
ren aber nicht faul und schoben ihre
hing eine Kognakflasche daran. Die
Unseren aber hqtten irgendwo rasch
eine Sektflasche aufgetrieben und
schließlich eine bessere Marke riisfi
„Dummköpfe", sagte unser Zugsüherr,
klebte die vier Aß auf die Tafel.
«Die Physiognomie ier Hunne»."
iiilchncrs göttliches Gesicht!
° M. Br.
HMoiMef Volk».
Im Hinblick auf die wiederholte
Entsendung australischer Hiilfstrup
pen nach Aegypten wird daran erin
nert, daß Aegypten für die Australier
ein historischer Boden ist, denn sie
waren die ersten Kolonialtruppen, die
(im Gegensatz zu den früheren Ge
pflogenheiten Englands) von dem
Mutterlande außerhalb ihrer eigenen
Grenzen zur Kriegführung verwandt
wurden. Mit diesem Beschluß Enz
lands, der außerordentlich tief in das
Leben der Kolonien einschnitt, wurde
der Grund zu dem britischen Imperia
lismus gelegt, zu jener festen Ge
schlossenheit und Einheit zwischen
England und seinen Kolonien, die in
diesem Kriege zu greifbarem Ausdruck
gelangt ist.
Im März 1884 betraten austra
lische Truppen zum ersten Male ägyp
tischen Boden. Auf der Fahrt von
Portsmouth nach Melbourne begrif
fen, erhielten drei australische Trans
portschiffe den Befehl, fich nach Sua
kin zu begeben und ihre Truppen
dort zu landen, damit sie an den
Kämpfen im Sudan teilnähmen.
Was hier politisch begründet wurde,
vertiefte der englische Geschichts
schreiber I, A. Froude bald darauf
Jahres veröffentlichte er ein
den fernsten Weltteilen schilderte.
gegangen. Die Kolonien, die Do
den Lasten des Mutterlandes ihren
Anteil, sie haben auch aus den Gang
VA, '
Tie Kartoffelschlacht. .
In einer schönen, großen WirtS
hauskiiche lebte in der Kriegszeit das
berühmte, weitverzweigte Geschlecht
der Kartoffeln. Wie das aber in allen
großen Familien, sogar den besten,
vorkommt, so gab es auch unter den
verschiedenen Mitgliedern, Zweigen
und Arten dieser Familie allerlei
Streitigkeiten. Am ergötzlichsten aber
war folgende Geschichte. Ein Kartos
sellloß warb um eine Prinzeßtartos
sich um den Kartossellloß, und es
wäre der Prinzeßkartoffel nebst ihrem
Anhang schlecht ergangen, wenn die
Hitze des Kampfes nicht so groß ge
wesen wäre, daß die rohen Kartoffeln
Schaden besah, gab es viele Verwun
dete. Eine Pellkartoffel °war geplatzt,
eine Kartoffelspeise gestürzt, einige
Kartosselkiichlein waren zu Kartoffel
brei zerdrückt, man sah überhaupt eine
Menge Quetschkartoffeln und hörte
viele Kartoffelplinzen. Zwischen der
Prinzeßkartofsel und dem rohen Kar
tossellloß war alles aus. Sie fand ein
Kartoffelplätzchen im Magen eines
Geheimrats, und er stürzte sich in den
Kartoffelstrudel des Vergnügens, von
einer berühmten Kinoschauspielerin
Admiral v. Pohl, stand im 61. Le
bensjahre. In Breslau am 25. August
18SS geboren, trat er 1872 als Ka
dett in die Marine, wurde 1876 Un
terleutnant, 1879 Oberleutnant z, S.,
1887 Kapitänleutnant, 1894 Korvet
„Aegir" und 1899 das des Kreuzers
am 17. Juni 1900 die Takuforts
Do des Linienschisfes „Kaiser Wilhelm
der Große", das er 1904 mit dem der
„Elsaß" vertauschte. 1905 wurde er
traut, im folgenden Jahre zum zwei
ten Admiral dieses Geschwaders,
dann zum Befehlshaber der Aufklii-
Bis 1912 Chef des ersten Geschwa
ders, wurde Pohl zunächst zur Ver
fügung des Chefs der Marinestation
der Nordsee und später zur Verfü
gung des Kaisers gestellt. Das Jahr
1913 brachte ihm die Beförderung
zum Admiral und mit der Verleihung
des erblichen Adels die Ernennung
zum Chef des Admiralstabes Seit
Februar vorigen Jahres war er Chef
der Hochseestreitkräfte, bis er kürzlich
krankheitshalber von seinem Posten
zurücktreten mußte. Admiral v.
Pohl hinterläßt mit der Witwe zwei
Töchter? der einzige Sohn ist im letz
ten Herbst den Heldentod für das
Vaterland gestorben.
Landsturmrekrut Z>, 39 Jahre alt.