M GMckW «um iilim LZ llmbL. (2. Fortsetzung). Hans v, Ried stieg die Treppe zum ersten Stock empor, und unwillkürlich er mit ruhiger Würde. Hcins v. Ried lehnte sich an den Kamin. in dem. zur Erhöhung der Behaglichkeit, ein kleines Feuer pras selte, da es in den hohen, weiten Räumen noch sehr tüh! war. Er sah den alten Mann, der tadellos schwarz gekleidet war, mit Ausnahme der blendend weihen Wäsche und Kra watte, lächelnd an. „Wie lange sind Sie eigentlich schon in unsern Diensten, lieber Merkel?" fragte er freundlich. „Im Oktober weiden es vierund zwanzig Jahre, gnädiger Herr. Drei zehn Jahre war ich im Dienste des hochseligen Herrn Vaters und habe das elfte Jahr dienen zu dürfen." Hans fuhr sich über die Stirn. Sein schmales, energisches Gesicht mit den tiesliegenden, stahlblauen Augen und dem charakteristischen, von keinem Bart beschatteten Mund und Kinn, belebte sich. „Vierundzwanzig Jahre eine lange Zeit, lieber Merkel. Und so lange leben Sie nun, ohne nennens werte Unterbrechungen, im Schloß Riedberg, nicht wahr?" „Sehr wohl, gnädiger Herr." „Ist Ihnen das nie langweilig ge- Ein Lächeln huschte über das Ge sicht des alten Mannes. „Nein. Der gnädige Herr wissen, daß meine Tochter mit dem Pächter Heller verheiratet kft, und wenn ich meine Enkelkinder besuche, dann scheint mir die Zeit immer zu kurz. Früher aber, als ich noch keine Enkel linder hatte da war doch wenig stens einige Male im Jahr in Ried berg festliches Treiben. Da freute andere. Und an Arbeit fehlt es ja »Ja, ja das glaube ich Ihnen, Merkel. Ich habe Ihnen noch ein ganzes Teil mehr aufgepackt, a>« mein Bater." „Nicht zu viel, gnädiger Herr; man will doch wissen, wofür man sein gutes Auskommen hat, man will es „Nun, Sie haben das Ihre redlich verdient, man merkt hier nirgends, daß das Auge des Herrn jahrelang gesehlt hat." „Wenn der gnädige Herr zufrieden sind, ist es mir eine Ehre. Ich hoffe, meine Pflicht getan zu haben." „Das haben Sie, lieber Merkel, zu meiner vollsten Zufriedenheit. Dies wollte ich Ihnen einmal sagen. Aber noch aus einem anderen Grunde ließ ich Sie rufen. Da Sis so lange in Riedberg wohnen, sind Sie doch ge wiß 'imstande, mich ein wenig über unsere Nachbarschaft zu orientieren. Ich bin ganz aus allem Zusammen hang mit den heimatlichen Verhält nissen gekommen, kenne keinen meiner Nachbarn und weiß kaum noch ihre Namen. Sie sind doch sicher gut un jerrichtet." „Allerdings, gnädiger Herr!" Hans Ried rückte an einer kostba ren Fayence-Henri-Deux, einer Kan ne aus Hellem Ton, mit eingepreß ten dunklen Ornamenten, die auf dem Kamin stand, und betrachtete sie scheinbar aufmerksam. „Hm! Also ich muß wohl in nächster Zeit in der Nachbarschaft Antrittsvisiten machen. Und da möchte ich mich, wie gesagt, erst ein wenig orientieren, mit welchen Men schen ich in Berührung kommen werde. Sie sollen mich da ein we nig aufklären, da Sie sicher gut Be scheid. wissen." Merkel verneigte sich. „So gut, als ein Mann in meiner Stellung über die Herrschasten Be- Man hört von den Leuten mancher lei, was nur Gered: ist, und selbst kann man sich meist kein tressendes Urteil bilden." „Natürlich verlange ich keine Ga ranten. Es soll sich auch nur um ollzemeines handeln. Einzustehen brauchen Sie in keiner Weise für diese Aukklärungen, aber ich wär« Jhnen verpflichtet, wenn Sie mir sagten, was Sie selbst wissen, damit da wäre zunächst Buchenau." Hans Ried nickte befriedigt. Ihn interessierte tatsächlich zunächst nur richtig! Gras Buchenau Hans Ried horchte verwundert auf. „Geschieden? Das stimmt doch wohl nicht, Merkel, ich kann mich also." diese Ehe ist ge „Wissen Sie, weshalb die Ehe Merkel zuckte die Achseln. Weile in Buchenau zu Gaste. Ich habe ihn selbst gesehen in Gesellschaft der Gräfin. Eines Tages soll Graf Der Graf lahmt feit dieser Zeit sehr Mark ausgezahlt. Sie soll selbst ganz vermögenslos gewesen sein. Seit der Zeit ist sowohl sie als auch jener Herr v. Brenken aus der Ge- Jhre Mitteilungen selbstverständlich lebt seitdem ganz zurückgezogen?" „Ja, ist Er verläßt Hans Ried lächelte. glaube schon, daß sie die Männer be zauberte." Eine Weile schwiegen die beiden er menschenscheu geworden war über Gewaltsam schüttelte er diese Ge setzt, Merkel?"^ „Siebzehn Jahre alt, sie steht im achtzehnten Jahre, gnädiger Herr." ist sie aufgewachsen. Nicht einmal eine weibliche Erzieherin hat der Graf ins Haus genommen, aus Angst, daß die Komtesse ungünstig beeinflußt werden könne. Ich glaube, er ist ein Weiber feind geworden. Er hat die Kom tesse selbst in allen Zweigen der Wis senschaft unterrichtet, hat fremde Sprachen mit ihr getrieben, sie sollen beide am Himmel mit den Sternen besser Bescheid wissen als auf der Erde. Der Buchenauer Pastor ist jede ist der Graf dabei anwesend. Ich glaube, sein ganzes Lebenswerk ist nur die seiner Zu traulich ist. Aber wild und unbändig wie ein Junge tollt sie umher. Man hält nicht für eine vornehme junge Dame. Es ist ja auch kein Wunder. Seit Gras Buchenau ge schieden ist, hat keine gebildete Dame einzige weibliche Wesen in Buchenau, außer den Domestiken, ist die Haus hälterin, Frau Dornemann, die schon nau im Hause war. Aber diese sehr Ehrenwerte und tüchtige Person ist eben doch nur eine schlichte, einfache Frau. Sie geht wohl zur Not für ihren Herrn Grafen und ihr Komteß geres Menschenkind denken als das Komteßchen. Wenn man sie sieht, muß man lachen, auch wenn einem Rede erschöpft still. sant, lieber Merkel. Wen« Graf Buchenau aber so abgeschlossen lebt, dann ist es wshl zweifelhasl, ob er meinen Besuch annimmt." Merkel wohl auch nur noch aus alter An hänglichkeit aus. Aber vielleicht ist fürchtet wohl, daß man daran rüh ren könnte. Die Komtesse ist in völ liger Unwissenheit über jene Dinge anders, weil er doch mit unserem hochseligen gnädigen Herrn befreun det war, und weil der gnädige Herr so lange fortgewesen sind und jene Zeit, die er vergessen will, nicht mehr erlebt haben". Hans v. Ried sah eine Weile nach denklich vor sich hin. Dann sagte er „Nun wir werden sehen. Aber nun erzählen Sie mir noch ein wenig von unseren anderen den ich'möchte dann frühstücken." Merkel verneigte sich. gibt auch keine niteressante Güter selbst. In Greifenberg lebt einzige Tochter, die mit einem Garde offizier verheiratet ist. Dieser hat seinen Abschied genommen, um sei schaftung von Greifenberg zu unter stützen. Er heißt Malte v. Schorpau und dürfte ungefähr im Alter' des Töchter sind nach Berlin verheiratet. Der Majoratsherr aber ist verlobt mit einer Komtesse und Bilde. Ich danke Ihnen sehr. Kurt bung selbst mitgeteilt Aber nun will ich frühstücken. Bitte, lassen Sie servieren, lieber Merkel, ich dieselbe ncch höher erschien. Als die Komtesse ihn erblickte. Ruf aus. „Papa! Ich lomme, Papa!" Er winkte ihr lächelnd zu. Es über dies düstere Männerantlitz zau berte. Dicht vor dem, Vater parierte die Comtesse ihr Pferd und sprang aus dem Sattel. Impulsiv warf sie sich in die Arme des Baters. ich zu spät? Hast du schon gefrühstückt? Heiliger Brahma erst f11,,' einen Jungen." Sie hatte sich in des Vaters Arm gehängt und zog Gouvernante am Zügel nach. Mit drolliger Lebhaftig keit schilderte sie nun das Zusammen „Ach, Papa sein Gesicht hättest Papa?" Gesicht. „Möchtest du. daß ich es tue?" Wel/zugeht." Er sah sie forschend an. „Möchtest wohl auch gern selbst hinaus in die Welt?" fragte er, Sie schüttelte den Kopf. eine gute Idee. Es ist so köstlich Gürtel hing über der Schürze ein mächtige» SchlüsstibUnd, das bei je- gen, sobald sie die Komtesse erblickte. Die hatte ihr Pferd einem Reitknecht übergeben, den sie mit einem silbernen Pfeifchen herbeigerufen hatte. Und nun stürmte sie, dem Bater voraus, schon alles zurecht, Komteß- Tisch setzen." Pia zog ein Mäulchen und sah auf ihre Hcmde herab. Ein abgrund tiefer Seufzer hob ihre Brust. Hastig zog sie die Mütze ab. „Ach, Dornemännchen wenn ich vor Hunger ohnmächtig werde, sind Sie schuld. Na ja doch ich gehe ja schon. Die Hände muß ich mir ja wohl waschen. Und meinem famosen Bubianzug haben Sie nun mal Feindschaft geschworen, trotzdem er so riesig bequem ist, zumal beim Rei ten und Turnen." „Ja, ja, Komteßchen, dabei mag es ja auch angehen. Aber bei Tisch nein das geht wirklich nicht. Und die Zöpfe, gelt. Komteßchen, die Zöpfe lassen Sie sich von Lina frisch flechte» und aufstecken, sie sind so ruschelig," bat Frau Dornemann Komtesse Pia lachte. „Ach du lieber Gott, inzwischen bin ich längst verhungert, das dauert ja eine Ewigkeit. Da schieben Sie mir Prozedur aushalte." H ? Sie stellte sich mit gespreizten Hän den und offenem Munde vor die Haushälterin hin, die ihr lachend, aber mit sichtlichem Wohlgefallen ei festen weißen Zähne schob. Inzwischen war Graf Buchenau langsam herbeigekommen. „Papa fünf Minuten mußt du noch warten. Frau Dornemann hält auf Etikette, sie hat große Toilette befohlen. Ich mache es kurz und schmerzlos und werde gleich wieder hier sein." Ihrem Bater zunickend, eilte sie ins Haus. Frau Dornemann rückte noch ein wenig an dem Frllhstücksgerät und blieb dann wartend stehen. Ihre wie müde in einen Sessel gleiten ließ. Als sich die Haushälterin nicht ent fernte, sah er mit seinem trüben, un nemann?" fragte er mit seiner etwas heiseren, belegten Stimme, der man es anhörte, daß sie wenig gebraucht tete „Also, was ist es sprechen Sie ohne Umschweife!" lernt: tigst gestatten, daß ich einige notwen dige Anzüge bestelle. Die alten Klei „O Wichtigkeit! Das also drückt anzieht, ihr ist alles ganz gleich." „Nun wohl dann sollte es Ih nen doch auch gleich sein," sagte der (Fortsetzung folgt).
Significant historical Pennsylvania newspapers