Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 13, 1916, Image 6

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    keyM erste Mssmllil.
Es dürste wenig bekannt sem, daß
Friedrichs des Grcßen berühmtester
Reitersührer, der am 8. November
1773 zu Ohlau gestorbene General
Friedrich Wilhelm von Seydlitz, sich
die Sporen als junger Kavallerieofsi
zier °n einem Gefecht zu Fuß ver
diente. Wie heute die deutschen Reiter,
mußten also auch damals schon die
Kavalleristen im Fußgesecht wohl
ausgebildet sein. Nicht minder wich
heit im des Karabiners
und die Verteidigung leichtbefestigter
Stellungen. Seydlitz war als vier
als solcher erst 36 Jahre alt
Im Ersten Schleichen Kriege hat
ten sich im Mährisch - Schleichen
Gebirge kroatische Freischaren festge
setzt, die überall plündernd und sen
gend im Lande umherschweiften.
Das Regiment des Obersten von Ro
chow hatte die Aufgabe, diese Mord
brenner möglichst unschädlich zu ma
chen. Hierbei erhielt Seydlitz «ines
Tages den Auftrag, mit 24 Reitern
ein Dorf in der Nähe des Städt
chens Kranowitz gegen den heran
rückenden Feind zu halten. Der jun
ge Kornet ließ seine paar Leute ab
sitzen, brachte die Pferde in Sicher
heit und reihte sich selbst mit dem
Karabiner in der Hand an der ge
dichte Masse des Feindes. Da brach
das Pferd des tapferen Führers, von
einer Kugel getroffen, zusammen.
Nur Ergebung blieb übrig. Aber
der feindliche Befehlshaber der sonst
gewiß nicht allzu menschlichen Kroa-
Kürassieren das Gepäck. Die Gefan-
Guter Rat.
Genen wurden auf die ungarische Fe
stung Raab gebracht, Seydlitz aber
wurde auf ausdrücklichen Befehl de?
Königs gegen einen gefangenen un
garischen Rittmeister ausgetauscht.
Er meldete sich beim König, der ihn
mit den Worten ansprach: „Er hat
Affäre."
ei» krdtebler »»<> sei» k»«le.
Deutscher zu sein. In meine Kind
heit fiel der große Nationalkrieg, der
das Deutsche Reich schuf. Ich war
Zeuge der Hochachtung vor deutscher
Kraft und deutschem Wesen, welche
unsere Freunde, und der neidischen
Furcht, welche unsere Feinde vor dem
neuen Deutschland hegten. In der
Glorie des nationalen Gedankens
schwelgte ich, ohne bei mir selbst ein
zukehren und zu bedenken, wie meine
Zeit, meine Umgebung mich zum
Deutschen erzog.
Ich hätte meinen sollen, daß ein
so starkes Reich, ein so hochgebildetes
Voll der Dichter und Denler in sei
nem Wesen jene nationale Eigenart
offenbaren würde, wie sie alle Völler
besitzen, die sich durch berechtigten
Stolz auf ihre Nationalität auszeich
nen. Aber als ich kritischer wurde,
als ich anfing, mich und meine Volks
genossen gründlicher zu betrachten, da
erlebte ich Wunderbares. Zu meinem
Erstaunen merlte ich, daß der Deut-
oder deutsch sein will.
Ich lernte im Gymnasium Latei
nisch und Griechisch und wurde be
lehrt. daß ich ohne die Kenntnis der
Geschichte jener beiden Völker, ohne
die Kenntnis ibrer Taten, ihrer Re
ligion, ihrer Kunst und Literatur
nimmermehr als »klassisch Gebildeter"
gelten könne. In der Auffassung
des Staatslebens galten dem jungen
Deutschen die Römer, in der Kunst
Sehnsucht hatte, vom Wesen der ger
manischen Altvordern mehr zu erfah
ren, als der „klassisch gebildete" Leh
rer selber wußte, so wurde dieser
kindliche Gedanke mit überlegenem
Bildungslächeln abgewiesen. Da fie
len mir die Verse ein, die ich einst
im „Hammer" gelesen hatte:
Von Allvater Wotans Walten, von
Walhallas fel'gem Saal
Und von Tors gewalt'gem Hammer
und von Lokis langer Qual,
Von dem frühen Tode Valders und
dem Fest der Sonnenwende.
delige Art,
Wann -- aus seiner Lehrer Mund —
Wird's dem deutschen Knaben kund?
in mein Dasein offenbar werden
würde. Ich stählte Ineinen Körper
in allerlei Sport, aber bei all den
stens beim Tennisspiel deutsch und
nicht englisch zählen wollten. Als
Häuslicher Krieg. Ein« gedeckte Batterie,
einer meiner Freunde, «in junger
Fremdausdrücke brauchen müßte,
lachte ich ihn aus. „Du bist ein
Deutscher und mußt daher so viele
lienische Buchführung, die du an
wenden mußt. Klingt es nicht wun
derschön, wenn du deinen Kunden
gegenüber mit den Worten „Konto,
Giro, Saldo, Rimesse, Tratte, Va
luta, Strazze, Brutto, Netto u. a.
nach dem neuesten Pariser Schnitt
angezogen hatte.
Wo also war der sehnsüchtig von
mir gesuchte Deutsche zu finden? Im
Schulunterricht war er nicht, im
Sport noch weniger, im Kaufmanns
leben, in der Mode herrschte die
Nachahmung des Engländers und
des Franzosen. Nun, dachte ich, das
seien doch im Grunde Aeußerlichkei
ten. Das Gebaren des Deutschen
mag wenig von seinem nationalen
Wesen enthalten, in sein Jnnneres,
sein Gemüt dringt doch nichts
Fremdländisches, da ist noch alles
urdeutsch. Und ich wurde entzückter
Bräutigam, glücklicher Ehemann. Als
wir in seliger Wonne unser erstes
Kind im Arm hielten, als mein
Weib tränenden Auges dem Himmel
für ihr junges Glück dankte, da
sprach sie, das Kind an sich
drückend, die ersten Laute des Mut-
Teutsch?
Gefecht so
tergliicks. Da sagte sie zärtlich:
„Mein Baby!" Em deutsches Wort
aushelfen.
So versündigte sich der Deutsch«
an seinem kernigen, innigen, gemllts
tiefen Wesen durch die Ausländerei,
die er trieb. Aber --- Gott sei Dank
sich auf sich selbst besin
nen lehrt, dann wird unser« Neigung.
Ausländisches anzunehmen und z>»
überschätzen, vielleicht nicht ganz ent
schwunden, aber jedenfalls durch ein
starkes Nationalgefühl überwunden
fein. Mit der Erhebung des deutschen
Bewußtseins, die von Ueberhebunz
fern ist, wird auch das deutsch«
gutes Recht behaupten.
Das Liebesgabenp a»
ke t. „Hadumeit!" „Herr Leitnant!"
Petermann, was sich ist Bursche von
Oberleutnant, hat mitgezählt."
„Dann freilich!" „Sollen wir noch
„Untersteht Euch!"