Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 13, 1916, Image 3

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Ruine, in der seine Vorfahren vor
Jahrhunderten schon gehaust hatten.
Sie war zerfallen, bot aber noch
gelte.
den Freiherrn. Das war auch so
ten Herrn. Hans v. Rieds Mutter
war dem schon im Tode vor«
in der Welt.
Da ihm sein Vermögen gestattete,
ganz nach seinen Wünschen zu leben,
lies Vaters Tode auf Reisen. Zu
nächst unternahm er damals eine
Reise um die Welt, die ihn jahrelang
fernhielt. Dies Reiseleben sagte ihm
sehr zu. Er setzte es fort und be
reiste aller Herren Länder, wodurch
«r sein Wissen und seine Kenntnisse
bereicherte. Wo es ihm gefiel, hielt
«r sich länger auf. Zuweilen ließ er
sich auch von feinem Landesfürsten zu
«wer kleinen diplomatischen Mission
verwenden, aber ohne sich irgendwie
zu binden, mehr aus persönlicher Ge
fälligkeit gegen den fürstlichen Freund
seines Vaters. Er sah, hörte und ge
noß alles, was ihn geboten wurde und
was ihm zugäi gig war, aber seine
Veranlagung bewahrte ihn vor Ober
flächlichkeit und übermäßigem Ge
nuß.
Bei diesem Leben kam er oft mit
geistig bedeutenden Menschen zusam
men, die sein Denken und Handeln
im guten Sinne beeinflußten, und so
«ntwickelte sich Hans v. Ried zu ei
ner gereisten und geistig nicht unbe
deutenden Persönlichkeit.
Zehn Jahre hatte er so die Welt
benen Sammlungen schickte er nach
Hause, und diese waren nach seiner
Weisung von seinem Haushofmeister
in einem Saal aufgestellt worden.
In seine heimatliche Residenz war
er zuweilen aus einige Zeit zurückge
kehrt. aber lange hielt er eS dort
nicht aus. Es war ihm lästig, daß
er von allen Seiten mit mehr oder
mit minder großer Deutlichkeit daran
gemahnt wurde, daß er im heiratsfä
higen Alter war. Die Mütter hei
ratsfähiger Töchter bemühten sich
um ihn und er wußte wohl, daß
man in ihm nur die glänzende Partie
sah-
ordentlich zurückhielt von den Frauen.
Er hatte vorläufig nicht die Absicht,
sich zu verheiraten und führte sein
Umgebung. Niemand wußte, wes
halb Hans v. Ried jetzt plötzlich
heimgekehrt war. Den Winter hatte
In St. Moritz hatte ihn sein Schick
sen, sie zu seiner Frau zu machen.
Von St. Moritz war er ihr nach Ve
nedig gefolgt und dort war er zur
In Schloß Riedberg lebte es sich
bedeckt.
Mitte der Fahrstraße eingerammt.
Diese weißgestrichenen Pfähle sollten
den Fährverkehr regeln und nach bei-
und wohl auch die Straße nicht in
der Mitte zu stark belastet wurden.
An jeder Seite der Brücke war ein
schwarzen Buchstaben: „Rechts sah
ren."
deckte.
Pfahl zu Pfahl, bis zur Brücke.
das Brückengeländer. Jauchzend und
ganz mit sich selbst beschäftigt,
schwang er sich empor und lief wie
hinweg, schwindelfrei in den Fluß hin-
Drüben angelangt, wollte er sich
eben anschicken, auch über die jeniei
oeni weichen Rasen im kühnen Sal
lchlaiile Gestalt des fröhlichen Men
schenkindes schnellte bebend durch die
Lust, so daß HunS v. Ried ihm fast
bewundernd «ntgegensah.
noch einige Male mit den Beinen in
der Lust herum und stieß atemlos
te!"
Wieder eine Weile Ruhe. Dann
wo sie sich herumtreibt!'
Hans v. Ried schüttelte den Kops.
Dieser Knabe, der doch mindestens
Sslbstgespräch fort:
„Das Beest ist sicher nach Hause
RackÄ"
Gouvernante, die der Knabe als
„Brest" bezeichnete, und die „futtern"
sollte, wohl schwerlich sehr beliebt bei
ihm sein tonnte. Eintonnte dem
Zuchtmcister drillen. Es steckte so
Hans Ried auf die Bekanntschaft
»Ich sab schon hier, als Sie sich
mir im eleganten Saltomortale zu
Füßen legten."
Nun lachte der Knabe auch ver
gnügt
erfreuen," antwortete Hans Ried.
„Welche Dame denn?" fragte der
Knabe verdutzt.
„Ach so! Das ist ein ulliges Miß
verständnis. Gouvernante heißt mein
Reitpferd. Ich war nach Schloß
Riedberg hinüber geritten und hatte
Weltumseglerhab' ich nun »och nicht
gesehen."
lich.^
Ewigkeit in der Welt herumreist.
Kein Mensch kennt ihn hier, wo er
doch zu Hause ist."
lich der Freiherr Hans Ried v. Ried
berg?"
Haupteslänge.
„In Lebensgröße ich gebe JH-.
neu mein Wort darauf. Und Sie
„Ja, mein Vater ist Gras Bu
„Warum?" -
leisten."
offenen Augeis, Ehe er antworten
friedlich grasendes Pferd am Wald
rand.
Knabe froh und stieß einen lauten
„Gott sei Dank, daß du da bist,
du Racker. Wo hast du denn ge
steckt? Ist das eine Art wegzulau
hastig und riß die festanliegende
Mütze vom Kopfe.
Und da sah HanS v. Ried plötzlich
betroffen auf zwei dicke, goldig
schimmernde Miidchenzöpfe, die, ihrer
Haft entflohen, über den Blusenkittel
herabfielen.
Buchenau, hatte inzwischen ohne Um
stände ihre Reitmütze ihrem Pferde
aufgestülpt und mühte sich nun, die
dicken Zöpfe wieder einzufangen und
um den Kops zu legen. Mit dieser
Arbeit war sie so beschäftigt, daß sie
mutze wieder fest und ohne jede Spur
von Eitelleit aus den Kopf. Dann
sagte sie mit einem tiefen Atemzug:
„Gott fei Dank!" Und zu Hans
Ried gewendet, der sprachlos dieser
.Das wäre auch schade Kom
tesse." stieß Hans v. Ried hervor,
Sie schnitt eine kleine Grimasse.
.Quälen Sie sich erst mal jahre
lang mit solchem Gebammel ab, dann
Damit setzte sie den Fuß in den
Steigbügel und ehe er ihr helfen
tonnte, saß sie fest im Sattel. Es
war ein Herrensattel und nach Her
renart saß sie zu Pferde. „Gouver
nante" war übrigens ein schöner, ras
siger Goldfuchs, und das Sattelzeug
war sehr elegant.
.Adieu, Herr v, Ried!" rief sie, die
Zügel straffend.
Da raffte er sich endlich auf.
»Adieu, Komtesse! Darf ich mir
„Oh fein! Kommen Sie nur
Tage. Bei trübem Wetter hat Papa
meist seine nervösen Stimmungen
„Auf Wiedersehen also!"
Länder bereist und des Sonderbaren
viel erlebt hatte.
Und dann mußte er plötzlich lachen,
Kieswegen durchkreuzt war, lag vor
der Vorderfront des Schlosses. Ein«
breite Freitreppe führte zum Portal
empor, die rechts und links von rie
sigen Sandsteingruppen, Jagdszenen
darstellend, flankiert wurde. Dai
Schloß bot mit seinen Erkern und
aus gesehen hatte, als sie auf den An
blick des .tollen Weltumfeglers" war
tete. Anscheinend war ihr dieser An
war. Vielleicht hatte sie sich i"hn als
eine Art Ahasver vorgestellt.
Der Lakai schrak auf, als die
v. Ried.
der Bibliothek. In langen Reihen
Jahre still in Reih' und Glied gestaa
(Fortsetzung folgt.)
Kombinierte Varian
te. Mein Haus ist meine Weit, in