Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 16, 1915, Image 3

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    Wem nie durch
Liebe Deid gesrhkch!
(U. Fortsetzung.
Mit taufeuchtem Haar, di« leichten
Schuhe und der Saum ihres Kleides
sinken.
Wenn sie dann des Morgens am
Frühstiickstisch erschien, so lächelten
ihr« blassen Lippen und ihr Mund
Eile die B«randa. Als sie bemerkte,
fühlst, warum sollte ich dir dies«
harmlos« Fr«ud« zerstören. Mag er
immerhin der Dritte in unserm Bun
ich mich amüsieren will. Du tust mir
den Gefallen. Kamills, nicht wahr?
Ich bitt« dich von ganzem Herzen da
tvahr, du siehst nicht gut aus, Kind,
früher hattest du diese dunklen Rän
der unter den Augen nicht. Aber
„Wenn du meinetwegen einen Arzt
konsultierst, so wird er dasselbe sa
gen, was ich sür richtig sind«. Ich
fchw.eg und überlegt«, b-m-rk.« si
„Wenn du vitllticht fürchtest, ich
könnt« ein paar neu« Toiletten bean
spruchen, so ist das überflüssig. Mit
Garderobe bin ich noch reichlich ver
sorgt. Ich stell« an deine Kasse keine
Anforderungen."
„Aber Liebling!" Mit schmerzlichem
Gefallen damit, wenn du dir noch «in
paar aparte Kleider für die ReunionS
kommen läßt."
Gertrud legte den blonden Kopf an
die Schulter ihres Mannes. „Ver
zeih," bat sie mit erstickter Stimme,
„du siehst, ich bin wirklich leidend,
sonst würde ich nicht so unausstehlich
nicht so hingebend und bereit, alle
Schuld auf sich zu nehmen.
ES war nur natürlich, daß er sie
Me schloß und bereit war. alles zu
entschuldigen, was ihn an ihr befrem
det und irritiert.
„Mag ich auch in meiner Kunst
überaus feinfühlig ftin, dir gegenüber
bin ich ein Bär, du armes Herz. Habe
Nachsicht, wenn ich dich nicht sogleich
versiehe, oder mache mich auf meine
Fehler aufmerksam. Ich liebe dich
m«hr als mein L«b«n und deine lie
ben Augen glücklich leuchten zu feh«n,
ist >a auch mein ganzes Glück."
Gertrud schluchzte noch immer halt
los in sich hinein. Aber jetzt duldete
sie nicht nur die Küsse ihres Manne»,
sie erwiderte dieselben auch in fast
leidenschaftlicher Erregung, ein Opfer
d«r widerstreit«ndst«n Empfindungen.
Im Rahmen der offenen Tür er
schien momentan Herbert v. Born
städts hohe Gestalt. Wie von ein«in
Schuß getroffen fuhr er zurück, als
«r die beiden dort, zärtlich umfangen,
stürmische Litbkosungen tauschend, «r
-blickte.
Wie ein Schatten, so lautlos glitt
«r hinaus. Oben in feinem Zimmer,
vor dessen Fenst«r des Morgens «ine
Amsel sang, warf er sich aufs Sofa
und ließ den Sturm in seinem In
nern austoben.
Ruhiger geworden, biß er die
Zähn« zusammen und begann, rastlos
die klein« Stube zu durchmessen.
Was wollte «r denn eigentlich? War
«S so w«it mit ihm gekommen, daß er
dem Freunde sein Glück mißgönnt«?
Und wenn wenn war es dann
nicht am richtigsten, abzureisen, so
schnell wie möglich?
Er stand vor dem Schreibtisch, auf
d«m die Blum«n dufteten, welche Ger
trud gestern für ihn gepflückt, für
ihren Mann und dessen Freund . . .
Er nahm Bücher in die Hand und
legte sie wieder an ihren Platz, ohne
es zu wissen . . . Neiy, er tonnte
nicht abr«is«n, es ging über seine Kraft,
sich wieder zur Einsamkeit zu ver
dammen.
Er blieb.
Mehr noch als bisher wollte tr sich
zusainintnnchmtn, damit man ihn wie
bisher duldete und nicht etwa gehen
hi«ß-
Unten war der Wagen vorgefahren,
welcher Gertrud zur Station bringt«
sollit. Kamills gab ihr'lächelnd das
Geleit. Zuletzt gab er ihr mit schalk
haftem Lächeln den Brief an die Kon
z«rtdir«kiion zur Besorgung.
16. Kapitel.
In dem Badeorte, wo man den
Künstler Brenken wie einen Fürsten
stiert«, hatte Gertrud ganz unerwar
ttt «ine friihere PenstonSfreundin ge
troffen, die an «inen Großkaufmann
verheiratet war.
Jakob Rahn hatte mit Lilli, s«in«r
«rsten Blick an.
Schaftsbund aus der Backfischzeit.
Man sah sie fast immer zusammen.
Wenige Tage nach Eintreffen des
berühmten Pianisten und feintr Fami-
Der Strand, auf welchem sich noch
gestern Hundert« in fröhlichster Laune
getummelt, war h«»t« menschenleer.
mit sich führend, kamen die Wellen
herangezogen, rissen nachtdunkle Ab
gründe auf und deckten sie höhnend
Sie waren ihren Männern ent
schlüpft. Vielleicht kam es ihnen in
dem Aufruhr um so unang«n«hmer
Zeichen eines gewaltigen Zornes, wie
Plötzlich schrie Frau Lilli auf vor
großen Fischerboot befand sich minde
stens ein Dutzend Männer. Das
kleine Fahrzeug wurde wie eine Nuß-
nur als dunkler Punkt erkennbar war.
Ungeduldig riß jetzt Lilli der
Freundin das Glas aus der Hand.'
Und als sie nach minutenlangem Su
chen das Boot wieder entdeckt hatte,
stieß sie von neuem einen markerschüt
ternden Schrei aus. Dieses furcht
bare Schauspiel ging über ihre Kraft.
Ihr junges, mitleidiges Herz wollte
Rettung für die Aermsten, welche auf
Leben und Tod kämpften.
„Komm, Trude, komm! O Gott,
ob denn keiner die Not der Unglück
lichen bemerkt?"
„Aber gewiß, Lilli. Sicher ist die
ter Tätigkeit."
Frau Rahn zog die Freundin ge
waltsam mit sich sort. „Ich muß
Gewißheit haben, mich betätigen. O
Gertrud, mach' nicht ein so unnatür
lich gleichgültiges Gesicht. Hast du
denn kein Mitleid mit den Armen?"
Sie eilten vorwärts, der Regen
schlug ihnen ins Gesicht, ihre Gummi
mäntel trieften. Schritt für Schritt
mußten sie sich vorwärtskiimpfen. Es
war nicht leicht, gegen den Sturm
anzukommen.
Schon nach wenigen Minuten blieb
Lilli stehen. Sie war so erschöpft,
daß sie fast taumelt«. .Ich habe mtr
zu viel zugemutet. Nie wieder laufe
ich bei solchem Unwetter hinaus, nie
wieder."
Gertrud stand dabei und dachte,
wi« wohl es denen sein müsse, welch«,
von den schaukelnden Wellen getragen,
in wenigen Minuten dahin waren für
immer. Einen geheimnisvollen Reiz
übte di«s«r Aufruhr auf sie aus. Ihre
Stirn brannte wie Feuer. Ach, wel
che Wohltat mußte es sein, dort unten
auf dem feuchten Grunde Ruhe zu
finden vor den Wogen, welche in
ihrer Brust brandeten und alles zu
überfluten drohten, ihre Frauenwür«
d«, die Treue, welche sie dem Gatten
gelobte, die Liebe zu ihrem einzigen
Kinde.
Lilli« vergaß momentan das furcht
bar« Drama, w«lches sich auf der
Bühne abspielt«, die da« Meer bilde
te, sie starrte verwirrt in das düster«,
versttinert« Gesicht der andern. Was
möcht« in Gertrud vorgehen?
konnte. '
Zrtzt standen viele Menschen dort,
mit Fernglästrn bewaffnet, auch tön
„O Gott." stammelte > Lilli, .dies
hatte.
Wohltätigkeitsfest in Szene setzen, Ja-
Zunächst wurde für die Hinterblie
.Dcm Wohltätigkeitsfest werden
"u s F sch d t A
Fest, welches übrigens das Tagesge
spräch bildete, nichl kommen würden.
Lilli war sehr ungehalten und ge
lobte sich in der Still«, es trotz der
Absage noch durchzusetzen, daß Bren
kens aus dem Fest erschienen.
Sorge sie heimsuchte.
Gertrud saß mit heißem Gesicht
vor einem Brief von Lilli, sie schrieb:
»Deine Ausreden lasse ich nicht gel
ten. Wenn dir an meiner Freund
schaft gelegen ist, so kommst du mit
deinem Gatten zu unserm Fest, ich
kann «uch unmöglich entbehren. Nimm
mein« Einladung einfach an. dann ist
dein Mann gezwungen, mitzukommen.
Dafür, daß du dich großartig amü
sierst, garantier« ich. Zwei Verehrer
von dir sind auch da, deine Partner
aus dem Tennisklub, der lange Bent
heim und Baron Walden."
Als Gertrud die beiden letzten Na
men las, verzog sie verächtlich die
Lippen, die Herren waren ihs unend
lich gleichgültig. Dann setzte sie sich
an ihren Schreibtisch, um Lilli mit
zuteilen, daß sie nicht kommen könn
len.
Ach, wäre so gern gegangen!
kommen, um der Einsamkeit zu ent
fliehen, und nun wurde es fast schon
wieder so still um st« her wie in der
«ntligencn Villa im Walde.
Seit mehreren Tagen hatte sie keine
andern Stimmen gehört als die ihres
Gatt«n und Heibert d. Bornstädts.
Auch jetzt waren dir Freund« im
eifrigen Gespräch. Was sie sich nur
immer zu sagen hatten? Meistens
sprach Herbert, und Kamills hörte zu.
So auch jetzt.
Gertrud stand auf und trat an«
Folster. Was Herbert sagte, ging ihr
verloren, aber der Ton seiner Stimm«
fesselte sie. Stundenlang hätte si«
hi«r st«h«n und ihm lauschen möge»,
so nahm d«r cigentiimlich« Wohlklang
seines Organs sie gefangen. Aber
war es nicht ihre Pflicht, gegen den
Zauber, der sie mehr und mehr um
strickte, anzukämpfen? Und wohin
konnt« si« anders davor fliehen als zu
den Menschen? Ja, ja, es muhte
sein, sie nahm die Einladung an,
freute sich, daß Lilli ihr diijelb« doch
noch zugesandt.
Sie schrieb an Lilli, daß sie kom
men würden und daß sie sich auf die
fröhlichen Stunden freue.
Als Herbert, welcher jetzt nicht mehr
als Logiergast bei dem jungen Paar
weilte, sondern im Hotel wohnte,
endlich gegangen war. zeigte Gertrud
ihrem Manne den Brief.
„Lilli Rahn hat mich noch einmal
so herzlich gebeten, da mußt« ich schon
ihre Einladung annehmen. Sie woll
te mir die Freundschaft kündigen, da
rauf durfte ich «s -doch nicht ankom
men lassen."
Brenken war sehr verwundert. „Ich
habe bisher noch nicht bemerkt, daß
dir viel an der Fr«undschast der klei
nen Plaudertasche gelegen ist."
„Lilli ist gar nicht so übel, das
habe ich bei dieser Unglücksgeschichte
einsehen müssen. Was hat sie für
die armen Frauen getan! Es ist ein
fach bewundernswert. Wollen wir
uns kleinlich und beschränk: zeigen,
wo sie alle Welt zum Mitleid zu be
wegen weiß? Ich möchte sie bei die
ser G«legenhe!t doch nicht verletzen,
das hat sie nicht verdient."
Sie hob d«n s«inen Kopf und tr
küßte sit. „Du bist so gut, Kamills,
oh, ich dankt dir von ganzem Herzen
für deine Bereitwilligkeit."
-Er streichelte leise ihr blondes
Haar. „Bin ich gut, so freu, es mich
für dich, Liebste. Sag' mal, hast du
mich lieb?"
Er legte den Arm um ihre Hüften
Aug«»" und flüsttrnd wiederholte er:
„Hast du mich lieb, Gertrud?"
Sie duldete feine Umarmung ja,
sie küßte ihn auch, aber kühl, ober
flächlich, ohne jede Innigkeit. Die
Frag«, welch« so h«iß und bange von
slissentlich.
etwas ändern?
Einige Tage später fand das Frst
k s'
gut. Ich werd« dich mit verschiede
nen Menschen bekannt machen. Aber
dein Mann? Er stand doch
„Lah ihn, Lilli. Er bringt mir
und dir durch sein Erscheinen ein
Opfer. Er liebt diese Geselligkeit im
großen Stil nicht und wird sich in
irgend einem lauschigen Winkel zu
verkrümeln suchen. Vielleich! findet
er einen ebensolchen Kauz, dann ist
mir um sein Amüsement nicht bange.
Ich bin sroh, daß ich es durchgesetzt
und will nun froh mit den
Fröhlichen sein."
„So ist's recht, liebe gnädig« Frau,"
lobte LilliS Gatt«, welcher sich ihr
gleichfalls genähert hatte, .ich pro
phezeite, Sie werden der Mittelpunkt
des Festes sein, und ich kann nicht
umhin, Ihnen mein Kompliment zu
machen. Sie sind die Schönste von
allen!"
Lächelnd droht« Gertrud mit dem
Finger. .Wenn Lilli das hörte! Ich
glaubt«, Sie hätt«n überhaupt nur
Augen für Ihre kleine Frau, Herr
Rnhn, man merkt es doch, daß Sie
noch immer in den Flitterwochen le
ben. trotzdem Sie schon über «in Jahr
verh«iratet sind."
.Lilli und ich werden immer in den
Flitttrwochen leben, gnädige Frau, ist
st« nicht entzückend? .Oh, ich bin d«r
glücklichst« Mensch unter der Sonne."
Gedankenvoll schaut« Gertrud ihm
nach, wie er mit strahlendem Gesicht
zu semer kleinen Frau herantrat.
Wohin Gertrud auch den Blick
wandte, überall leuchteten ihr glück
liche, fröhliche Gesichter entgegen, ver
nahm sic lebhaftes Geplauder und La
chen nein, hier war nicht d«r Ort,
um an das eigene Unglück zu denken.
Otxr fröstelnd schauet!« sie in sich
zusammen waren gleich ihr auch
noch andere, welch« ihr Unglück unter
der Maske einer ausgelassenen Laune
verbargen?
Gertruds Blick streifte unwillkür
lich Herbert von Bornstädt, welcher
m ihrer Nähe stand und sie Köbach
tet hatte. Er hatte sie vorhin nur
flüchtig begrüßt, kaum ein paar
Worte mit ihr gewechselt. Nun sa
hen sie sich an Auge ruhte in
Auge in verzehrender Sehnsucht und
dumpfer Anklage. In diesem -inen
Blick schmolz die Lüge in sich zu
sammen. welch« sie als scheinbar
unüberbrückbare Schranke zwischen
sich aufgerichtet, eins erkannte, wie
«S in dem Herzen des anderen aus
sah. Unter der Gleichgültigkeit,
welche si« erheuchelt, verbarg sich die
unz«rstörbar« Flamme heißer, stür
mischer, unbezwinglicher Liebe.
Ja, hier in dem großen, festlich
geschmückten Garten, inmitten der
vergnügungssüchtigen, oberflächlichen
Menge, kam es ihnen zum ersten
mal zum Bewußtsein, wie elend sie
waren, daß beider Leben verfehlt
und daß sie an einem Abgrund
wandelten, in dem sie über kurz
oder lang versinken mußten.
Hastig wandte sie sich ab. aber
sein glühender Blick folgt- ihr. Weh
Um nicht auffällig' zu werden,
lenkte sie ihre Gedanken ab und be
gab sich in die Nähe des Z-ltis, wo
Auf halbem Wege kam ihr Ba
ron Walden entgegen. .Ich wollte
Sie vorhin schon begrüßen und um
einen Tanz bitten, gnädige Frau,'
sagte er, .aber ich fand nicht den
Mut, Sie anzusprechen, so unglück
lich sahen Sie aus. Es macht Ih
nen ja alle Ehre, wenn Sie im Ver
ein mit Frau Rahn die Angelegen
heit der armen Witwen und Waisen
zu der Ihrigen machen, aber der
Menschenfreundlichkeit ist nun auch
Genüge geschehen. Ihre Aufgabe ist
es heute, schöne Frau, mit den Fröh-
fröhlich zu sein. Es soll
uns nichts an Sturm und Tod tr
innern, am wenigsten Ihre süßen
Zu jeder anderen Zeit würde der
jungen Frau dies« Sprache gründ
lich mißfallen haben, soebrn aber kam
sie ihr zustatten. Ihre Verstörtheit
Sie war froh, daß man sie nicht
durchschaut hatte, und bemühte sich,
möglichst h«it«r zu erscheinen.
eine Spielverderberin sein zu wol
len", sagte sie lächelnd, „ich habe
mich auch durchaus nicht als Zu
schauerin in die Nähe des Tanzzel
tes begeben. Vielleicht aber warte
ich vergeblich auf einen Tänzer."
Ihre Augen blitzten schelmisch, wie
sie dort stand, schlank, jung und rü
des Festes.
den qualvollen Gedanken, welche sie
hetzten, zu entfliehen, darum han
delte es sich.
Muud lachte. So war es ihr recht.
Sie vergaß wirklich mehrmals auf
kurz« Zeit ihr Elend.
herüberwehte.
Gertruds Mutwille und sprühen
der Scherz riß alle mit fort, es kam
ihr nicht zum Bewußtsein, daß Wal
den nicht mehr von ihrer Seite wich.
Vergessen suchte si« Vergessen
wer ihr dazu verhalf, dem dankte
stolz aus seine heutige Errungen
schaft. Er verstand es, zu unterhal
ten und zu fesseln, wenn «r wollte.
Heut« wollte er! Dies« liebliche jun
ge Frau mit den mädchenhaften Zü
wiirdigste, hatte wohl keine Ahnung,
welchen Schatz er an feinem Weib«
befaß. Er schwärmte nur für Me->
Der Baron stand jetzt isoliert.
Gertrud wollte ein wenig ausruhen,
sie nippte an einer kühlen Limona
de, indessen ihr Tänzer beobachtete
und nach Herzenslust kritisierte.
Aber nur wenige Minuten blieb
Gertrud auf ihrem Platz. Man lieh
ihr keine Ruhe, und sie tanzte, tanz
te.
Es gab so viel zu sehen. Walden
hatte sie auf Augenblicke wirklich
außer acht gelassen. Ah —'dort
stand ja auch d«r Freund des be
rühmten Pianisten, ein vornehmer,
reicher Nichtstuer, wie man dem Ba!
ron berichtet hatte.
sch«inung. Ebenso fischblütig wi»
der Freund? N—ein nicht die
blasse Ahnung im Gegenteil
Wort: Nasse... Aber was war das?
Wohin hatten diese Feueraugen so
ihm Herberts Augen bezeichnet.
Dort stand Gertrud v. Brenken
mit ihrem Kavalier, si« war noch rot
ihr« und Herberts Blicke trafen sich.
Wie mit Scharlach übergössen stand
die junge Frau jetzt da. Sie sah
wieder vor sich hin, doch es war
schreckens.
„Sieh da," dachte Walden. wel
cher, wie so leicht kein anderer, zu
beobachten verstand,, also der Freund
ist es, welcher dem schönen Marmor
bild Leben einhauchte. Nehmen Sie
sich in acht, schöne Frau!"
Endlich trat im Tanz eine Pause
ein, paarweise zerstreute man sich in
den Wegen des großen, herrlichen
Gartens. ES wurde geflirtet, Kon
versation gemacht, auch die Mtdi-
Da war wohl kaum einer, welcher
der armen, schwergeprüften Weib«r
gedacht«, die zu eben dieser Stunde
an frischen Gräbern knieten, denn es
war gelungen, sämtliche Ertrunkene
zu bergen.
Und warum sollte man sich auch
unnötigerwkis« aufr«g«n? Der Barm-
nmr Genüg« geschehen.
hielt S' d e vor keiner Prüfung stand
(Fortsetzung folgt.)