Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 25, 1915, Image 3

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    Wem nie durch
Liebe Leid gesrhuh!
(8. Fortsetzung.)
Diesmal wollte sie aber wenigstens
vorbeugen, dem Manne, aus dessen
derselben Bank Platz genommen, wo
„Ich bin Ihnen einige Miltei.'un
gin aus meinem früheren Leben, fpe
nichts?"
her nicht sprechen. „Wenn Eie es
für rickiüg halten, Gertrud, so erleich
tern Sie Ihr Herz/'
Gertrud lachte, als amüsierte sie
Kopfschüttelnd f->h Brenken ihr
nach. Gertruds Schicksal hatte ihn
dqß sich jetzt in Brenken dieselbe
Wandlung vollziehe wie damals in
H:>bert Bornstädt. , si
Liebte sie Kamills v. Bren
ken?
Ach, das hätte sie wohl selbst nicht
sagen können. Ihr zerrissenes Herz
sehnte sich nach einem Halt, einem
würde sich hüten, um die frühere
Gattin eines Falschspielers zu wer
ten. Gertrud sah ja auch ein, daß
«in Mann, der auf fein« Ehre hielt,
die Hand nicht nach ihr ausstrecken
fehlt sein sollte.
f«lte.
da.
Dann brach das Wetter los. Eine
R«qenflut löste sich aus den Wolke».
Das Gewitter stand jetzt üb-r dem
Hanse, «s grollte furchtbar in den
trud, die Hände gesell«, in dem
blassen, schönen Gesicht einen herzzer
reißenden Ausdruck. Kamills glaub-
sollte bräutlicheZ Glück aus Gertrud«
schönen Augen strahlen, dann würde
Der Oberst saß im Lehnstuhl, Ar
hoftte. 112 s
Frühstückstisch.
Ihr Blick fiel zuerst auf einen Bo
gen mit einer bedruckten Anzeig«. Bon
einer Ahnung erfaßt beugte sie sich
tief darüber und las.
Es war Herbert v. Bornstädts Ver
lobungsanzeige. Er hatte sich mit
einer entfernten Verwandten, Amalie
len Zeilen las, hatte sie ein entsetzli
ches Flimmern vor den Augen, ihre
Knie wankten. Sie mußte sich setzen.
Mechanisch zündete sie die Flamme
unter der Kaffeemaschine an. Mit
matter Hand begann sie das Weiß
brot zu schneiden und mit Butter und
Honig zu bestreichen, nur um Zeit zu
zu leicht befunden."
.Eine überraschende Nachricht,
was?" meinte der Oberst geniütlich.
.Habe ihm nicht zugetraut, daß er
so ein Heimlicher ist, unser Freund
Bornstädt. Hat er zu dir jemals
von dieser Verwandten gesprochen,
„Ich weiß nicht, Papa, ich habe es
wirklich nicht behalten. Vergiß nur
nicht, in unser aller Namen zu gra>
tnlieren."
„Soll geschehen, Trudel. Meinst du
nicht auch, daß es sich um eine Geld
heirat handelt?"
Sie zuckte die Achseln. „Vielleicht!
Wie soll ich das wissen?"
„Er hat mir ja nicht mal eine An
deutung über diese Berlobung ge
macht," rief Armin dazwischen, „ich
weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
Es müssen Herbert triftige Gründe
geleitet haben, sich plötzlich zu binden.
Mir kommt die ganze Sache wie eine
keinen Blick von Gertruds zuckendem
Gesicht. Er sah, wie sie litt.
dieser Stunde zur Gewißheit. Er
wußte nun, daß Gertruds Herz mit
dem Freunde gegangen war. Wenn
sie so traurig lächelte, daß.es ihm in
die Seele schnitt, dann dachte sie an
Herbert v. Bornstädt.
Kamills preßte die Lippen zusam
men. Vielleicht hätte er Gertruds
Qual lindern Können. In seiner Ta
lling irrte er umher. Aber sein Ent
schluß stand fest, nicht eher wollt« er
sich zufriedengeben, bis Gertrud ein
angehörte mit Herz und Sinnen. Er
wollte geduldig um ihre Liebe werben.
12. Kapitel.
Armin hatte feine junge Frau
heimgeführt. Es war ein« Hochzeits
feier im engsten Familienkreise gewe
sen. Die jungen Leute hatten eine
R«ise nach Italien geplant, aber im
letzten Augenblicke waren Hindernisse
der verschiedensten Art dazwischenge
kommen. Das Bankhaus, in welchem
Armin eine verantwortliche Stellung
bekleidete, befand sich in einer Krisis
und konnte einen seiner tüchtigsten
Beamten gerade in dieser Zeit nicht
missen.
Nur «ine Touristentour von w«ni»
Reich in der ersten Etage der Villu
sie mußte nur froh sein, daß er auf
ihre flehenden Bitten seinen Plan,
wieder dauernd Paris zu gehen,
junge Paar in den eigenen Räumen
ein. Zum Mittag- und Abend«ssen
kam die ganze Familie unten im
es tausendmal schöner.
An diesem Morgen hatte Edith
ihrem Manne bis zur Treppe das
Geleit gegeben. Wie ein harmloses
Kind plaudernd, war sie neben ihm
dahingeschritten. Si« hatte Wohl
gemerkt, daß er nur zerstreut zu
haster noch als sonst auf ihn ein.
Ihren Papa' hatte sie auch immer
durch ihr Geplauder abgelenkt, wenn
Brief bekommen, den er am Fenster
stehend geöffnet und gelesen. Dann
hatte er ihn in seine Hausjoppe ge
sendem Blick.
ihre Lust.
Aus dem Frühstückstisch funkelte
das Silb«r, glänzte das Kristall, der
schassen.
Edith, welche die Mutter so
dem Bilde.
glühen ließen.
Sie selbst war dit Mutter, und
die zierlichen, kaum dem Kindesal
besessen.
dacht, daß sie nun selbst darauf hof
fen durfte, selbst Mutter zu werden.
Oh, wenn der Himmel ihr Glück
mit dem Geschenk eines lieben Kin
des krönte, wi« dankbar hätte sie
für soviel Glück sein wollen. Und
die Zuversicht, daß ihre Kinder ein
mal nicht die Mutier schmerzlich zu
entbehren brauchten, durchströmte sie
schon jetzt. Ihr selbst unbewußt
indem sie sich schon jetzt in die See
le des hilflosen Gefchöpfchens hin
einversetzte, das si« vielleicht in Jahr
sah es von allen Seilen. „Ein ver
spätetes Hochzeitsgeschenk", dachte sie,
„wohl eine Handarbeit oder derglei
auf die Geräusche, dann aber lausch
te sie unwillkürlich. „Vielleicht ist
unerwarteter Besuch gekommen",
dacht« sie.-
die Hilfe des Mädchens in Anspruch.
Auch heute behilf sie sich allein. Es
„Sehr geehrte Frau! Man hat
nerzeit geschrieben hat. Geben Sie
Ihrer Seite kein Glück finden, weil
er sich in Sehnsucht nach mir ver
zehit. In bester Wohlmeinung Ju
lie v. Makrow."
Wie unter dem Bann arglistig
alle Armins Handschrist trugen.
Mechanisch las Edith die von ei
ner bis zum Wahnsinn gesteigerten
mordgierigen Feindes zuckt.
Die Wohltat einer Ohnmacht blieb
Edilh versagt. Sie war so gesund
an Leib und Seele, daß sich als
bild alles in ihr gegen diese ihr
angetane Schmach ausbäumte.
Und da wurde es ihr bald er
schreckend klar, daß sie eine Binde
vor den Augen gehabt. Die Liebe
zu Armin hatte sie blind und taub
gemacht, sonst hätte sie damals er
kennen müssen, daß ihn nur kühle
di, Neigung zu ihr geführt, die
in ihrer eigenen Brust glühte.
Doch sie war ja lein junges Mäd
chen mehr. Die Würde der Frau
krönte ihre Liebe. Und die Wis
sende. welche Glück und Leid des
Weibes bereiis in ihrer Illusion ent
kleideten Wahrheit erschaut, sagte
sich, daß sie dein Manne, welcher
mit einer so sinnverwirrenden Lei
denschaft an einer anderen hing,
nichts zu bieten hatte.
Wo hatte sie denn ihre Gedanlen
gehabt? War Armin nicht bemüht
gewesen, sie wieder abzuschütteln, an
seinen Bruder zu verschachern? Sehr
vorsichtig hatte er an ihr Feingefühl
appelliert, und sie hatte nichts be
merkt, sondern immer nur als selbst
verständlich angenominen. daß sie
ihm alles fei.
l e?'" dhe^
Ihr Glück in Trümmer, sie selbst
nur ein« Geduldete, fast Geächtete.
Wo hatte sie ihre Augen gehabt?
Suchte Armin auch nur einmal
ihren Blick? Flüsterte er ihr je eins
der törichten und doch so beglücken
den Koseworte zu, welche sie stets
für ihn in Bereitschaft gehalten?
Oh, sie hatte so fest und unbe
dingt an ihn geglaubt, und er ver
hatte er seine Frau geküßt. Oh. der
Falschheit und Berlogenheit! Sie
glaubte, die ihr widerfahrene De
jeder Faser hinzog.
Ein Griss in die Tasche über
darin steckte. Die Adresse trug die
selben charakteristischen Schriftzei
selben Fleck.
las: / "
Gleimdenkmal. Ich habe Dir Wich-
Julie."
Ihr war, als schleppe sie Bleige
nicht von der Stelle, und doch er
reichte sie das Haus ihres Vater!
nen Wildes.
Wernickes alte Wirtschafterin schrie
wie hast du mich erschreckt!"
„Wo ist Papa?" fragte in heis«-
„Jm Garten, bei feinen Rosen.
Willst du nicht erst eine kleine Er
frischung nehmen? Ein Glas von
lich.
hat er nur begehrt, weil er Schul
den hatte nnd mein Geld brauchte."
Und nun berichtete sie noch'oft stol
zen, was geschehen.
Wernickes Mienen waren sehr ernst
geworden. Edith mußte wieder im
Sessel Platz nehmen, er selbst durch
chen, das Zimmer.
Endlich setzte er sich ihr gegen
über. „Wir wollen zunächst das Al
gen. „Wie denn, Papa?"
„Aber Kind, die Geschichte mit ien«r
Frau Julie liegt ein paar Iah:? zu
geheiratet hat, dann hast du immer
noch lein Recht, sein Haus zu ver
lassen."
.O Papa,'du" versagst mir deinen
Beistand?" Ihre Stimm« brach.
„Keineswegs, mein Kind, du darfst
mich nichl mißverstehen. Ich zwing«
dich nicht, zu deinem Manne zurück
rum ist es auch dein gutes Recht, um
ihn zu kämpfen. Du bist ja sein«
Frau, hast geheiligte Rechte, die gib
zu machen suchte. Erringe dir Ar
mins Liebe. Ich weiß bestimmt, daß
du ihm durchaus sympalisch «r
(Fortsetzung folgt.)
Kriegsfal ? en. Bei Ihr«
Kusine machen sich die Jahre nun
Ja, sie hat schon recht gut ausge
baute Laufgräben im Gesicht!