Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 14, 1915, Image 3

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    Wem nie durch
Liebe Teid geschah!
(2. Fortsetzung.)
' „Nun, ist dein Besuch schon wieder
fort, Väterchen?" fragte sie, ihr Ge
man erfahren, was Herr v. Selnow
„Ich will es dir gleich sagen,
Kind. Aber hör« mal, kannst du den
glückliche Liebe gehabt haben, aber ich
glaube es nicht. Wie sollte das wohl
zugehen?"
«r zur Frau haben!"
Edith stand da wie mit Blut über
gössen. „Papa! Wirtlich?" Und angst
aus" dich. Also du sagst ja?"
Edith warf sich in einem überwal
lenden Gefühl an die Brust ihres
Vaters und schlang beide Arme um
seinen Hals. „Träume ich denn nicht?
Ibin!"
Wernicke streichelt« die glühend«»
Wangen seiner Tochter. „So lieb
Edith sah >?ie durch einen rosigen
Schleier. Jede Fiber in ihr bebte.
.Ich will ihm als ersten Liebesgruß
Als Edith ihm die in aller Eile
Wieder streifte solch ein erstaunter,
. nachdentlicher Blick Armins die glii
rickitete er mit «iner gleichgültigen Be
wertung das Wort an sie. Alles in
all«m war es eine recht unnatürliche,
spe noch in dessen Arbeitszimmer zu
Herr Wernicke füllt«, während Ar
nim in einem Kunstalbuni blätterte,
wein lieber Armin, sie bekommt ein
mal alles, was ich besitze. Geld und
Gut, ich würde es aber nicht gern
.Ich fühlt mich Ihnen im tiefsten
ihr allezeit ein aufmerksamer, liebe
voller Gatte sein"
„Das ist es, was ich von Ihnen
Eine kleine Enttäuschung wollte
Edith das Glück dieser Stunde ver
dunkeln. Doch da schüttelte sie leise
Bend? Ihr genügte es, daß sie sich
""
Zwange folgend. mußte drin
verkaust!
3. Kapitel.
Geld dafür.
den, doch auch geschmackvolle Villen
und Geschäftshäuser.
Mit der vornehmen Ruhe und Ab-
und in die Acl'ste!' sehe».
Herr Willibald v. Selnow. Oberst
a. D.. hatte sich in der ersten Empö-
an der Rückseite der Villa be-
es kein Mittel.
verloren. Seitdem führte seine Cou
sine, Klothilde v. Vontien, den Haus
halt, von allen kurzweg Tante Klo
beste Arzt."
das Wort ... Was qibt's?"
wählte?"
sen."
Armin zuckle die Achseln: „Da»
kann für mich natürlich nicht bestim
mend sein. Auch bezweifle ich, daß
die Dame meinen Antrag wirklich
nisch."
Bruno machte eine ungeduldige Be
wegung. „Ausflüchte, das weißt du
selbst am besten. Mag Julie damals
auch nicht ganz korrekt gehandelt ha-
Armin hatte in maßlosem Stau
nen zugehört. .Du bist der Dame
ja ein überaus beredter Anwalt. Hat
„Vielleicht! Jedenfalls hat ihr
„Wie kannst du von einer treuen
Liebe sprechen! Julie hatte mir un
gezählte Male Treue geschworen. Das
.Aber du hörst ja, daß sie ihrer
schwer leidenden Mutter ein Opfer
gebracht hat
Armin schüttelte den Kopf. „Ich
Braut zu sprechen und nicht über jene
Dame, deren Interessen mit den
meinigen absolut nichs zu schassen
haben. Du hättest diese Sache über
haupt nicht auss Tapet bringen sol
du hast Ursache, damit zu zögern."
„Ich habe mich mit Fräulein Edith
Wernicke verlobt," erklärte Armin,
sentlich überhörend, „mit der Tochter
des Millionärs."
.Mit der Tochter des Trödlers
an der düsteren Mauer? Du bist
wohl von Sinnen, Junge!" brauste
Brunos von Nachtschwärmereien
blasses, etwas verlebtes Gesicht wurde
noch um einen Schein bleicher. „Aber
„Mir kommt die ganze Sache höchst
seltsam vor," mischte sich der Bater
ein, „es müssen dich ganz besonder?
l 't ' t^
v. Selnow. „Gottlob, daß sich alles
schung in der von dir beabsichtigten
Weise zu enthalten. An dem Ge
schehenen ist nichts zu ändern. Edith
„Das wirst du nicht! Ich verbiet?
diese Heirat!" ries der Bater zornig.
nach deinem Herzen gewählt."
liche Herkunft deiner Mutter konntest
du dir sparen. Du weißt, daß Stan
desunterschiede für mich nicht in Be
tracht kommen. Ein Mädchen aus
gutem bürgerlichen Hause würde mir
jederzeit als Schwiegertochter will
kommen sein. Die Tochter eines
Trödlers kann in unserer Familie
keine Ausnahme finden, das mußt
du einsehen."
Armin erbleichte, eine heftige, zor
nige Antwort schwebte ihm auf den
Lippen, doch er hielt an sich.
.Aber, wenn Papa dir die Sum
me, welche du benötigst, geben kann
und will, so schaffe doch diese un
liebsame Verlobungsgeschichte aus der
Welt, Armin," mischte sich jetzt Bru
no ein, der sich bis dahin schweigsam
verhalten hatte. .Sei lein Tor!
nickes werden dadurch, daß d» re
jiisierst, in keiner Weise kompromit
tiert. Du selbst mußt zugeben, daß
die Verhältnisse nicht zueinander Pas
jungen Mädchens, wenn du ihr die
Freiheit zurückgibst, sie würde sich
niemals wohl in unseren Kreisen füh
len."
ten —" . .
Seele gesprochen."
Armin biß die Zähne zusammen
und ballte die Hände. Es sollte zu
keinem offenen Zerwürfnis zwischen
ihm und dem Vater kommen. Den
Gefallen wollte er Bruno nicht tun.
Wie um Vergebung bittend beug
te er sich über die Hand feines Va>
.ters und küßte sie: „Ein Selnow
bricht sein Wort nicht, Papa. Hätte
ich geahnt, daß du Hilfe spenden
kannst, so wäre diese Werbung un
terblieben. Jetzt ist es zu spät. Ich
bin gezwungen, die Folgen meiner
Handlungsweise zu tragen. An mir
selbst hab« ich erfahren, wie bitter
weh es tut, unter dem Wortbruch
eines anderen leiden zu müssen.
elend werden, am wenigstens ein jun
ges, vertrauensvolles Mädchenherz."
Er ging rasch hinaus, ohne eine
weitere Entgegnung abzuwarten. Er
mußte zunächst allein sein, um zur
Klarheit zu gelangen, um zu einem
endgültigen Entschluß zu kommen.
4. KapiteZ.
ben. Noch tonnte er zurück. Wenn
er die Tausende an das Bankhaus
zurückgab, war der Handel gleich
sam rückgängig gemacht, hatte er
die Verpflichtungen, die ja erst we
nige Stunden bestanden, gelöst.
Aber nein, in so realistischer, ge
radezu brutaler Weise ließ sich die
Sache doch nicht abtun. ZMn'ckes
ihr wehe zu tun. Und er mußte,
sein Feingefühl sagte es ihm. daß
er sie aufs liefste gekränkt, aufs
schmerzlichste enttäuscht haben würde
durch einen Wortbrnch.
schien.
umzustimmen," rief er ihm entgegen,
„die Würfel sind gefallen, es bleibt
spät."
Willen bestehst, hält er natürlich sein
Geld fest."
Lackspitzen seiner Stiefel. „Wo
selbständig, daß du Pap.is Wohl-
lichkeit und Feigheit bestärkt."
.Du brauchst starte Ausdrückt,
Armin!"
bist der Urheber all dieser Wirr
nisse. Hättest du den Mut gesun
den, Papa deine Verschuldung ein«
ihnen nicht, sie wollen sich ohne Pa
pas Unterschrist aus nichts einlassen.
Was blieb mir denn übrig? Mor
gen muß das Geld bezahlt werden.
Du weißt ja s«lbst am besten, daß
es der letzte Termin ist."
Bruno hatte sich auf die Lehne
eines Klubsessels gesetzt, sein hüb
sches, blasses Gesicht, daö di« jun
gen Damen so überaus interessant
fanden, sah verstimmt aus.
.Eine unleidliche Sache, Armin,
das muß ich zugeben. Mir ist e»
selbst ein Rätsel, daß ich so tief in
Schwulitäten kommen konnte. Aber
mein Wort darauf: Es soll das letz
temal gewesen sein. Ich will mich
von nun an zusammennehmen, dich
nie wieder mit meinen Angelegen
heiten behelligen."
.Ich würde dir auch nicht wieder
h«lsen, Bruno. Es war das letzte
mal, daß ich für dich die Kastanien
aus dem Feuer geholt habe. Zudem
bin ich von nun an nicht mehr für
mich allein verantwortlich, sondern
habe aus meine zukünftige Gattin
Rücksicht zu nehmen."
Ein lauernder Seitenblick traf
den Sprechenden. „Ah du fühlst
dich bereits als Kapitalist und wirst
nun anfangen, zu geizen, anstatt dich
in der Atissicht auf den Millionen
besitz erst recht nobel gegen deinen
einzigen Bruder zu zeigen."
„Auf Dankbarkeit scheine ich bei
meinem einzigen Bruder nicht rech»
Bereinigung mit dir."
«Laß das .Bruno! Sprich d?o
Namen nicht wieder vor mir aus!
bezaubernd«, wundersam schöne Frau
zu lieben! Und was steht eigentlich
zwischen euch, der Schatten ihre«
verstorbenen Gatten, eines Sechzig
jährigen? Lächerlich!"
„Nicht der Schatten des Toten.
Bruno, der mir ein wohlwollender
Freund war, sondern Julies Treu
bruch! Ueber so etwas kommt ein
Mann nicht hinweg. Aber mag doch
endlich die Vergangenheit ruhen, ich
habe längst alles überwunden."
Brunos arglistige Blick- suchten zu
erspähen, was hinter der gebräun
ten Stirn des Bruders vorging. Er
schenkte seinen Worten keinen Glau
ben, wie konnte er! Armin war ja
damals in der Liebe zu der wun
derschönen Julie nur ein Schatten
seiner selbst gewesen. Ihr hatte je
de Herzensregung, doch auch jeder
Gedanke gehört, er überhäufte sie
mit Aufmerksamkeiten, und lange
Abendstunden verbrachte er zu ihren
Füßen. Ein Blick aus ibren goldig
schillernden Augen ließ ihn aufjauch
zen.
Das wußte nicht nur Bruno, auch
die Freunde des Hauses sahen, was
vorging. Da Herr von Selnow ge
schwiegen hatte, so begnügten sich
die anderen, mit vielsagenden
Und solch eine Neigung, die im
stande gewesen wäre, der Geliebten
wegen das möglich
chen?!
„Gib mir den Wechsel, Bruno, ich
sechs Uhr ist Hilscher zu sprechen."
. Zornig brauste der Leichtfuß auf:
„Du willst mir das Geld nicht an
vertrauen? Ja, ist es so weit mit
(Fortsetzung folgt.)